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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.

Ein Gelehrter/ wenn er zwischen seinen Büchern/
als in einem Gefängnüsse sitzet/ so hat er stumme und todte
Lehrmeister/ und sitzet unter den Todten. Mancher lie-
set in einem Buche/ und sauget sich den Seelen-Tod dar-
aus/ der ander/ das Leben.

Bibliothecken sind Zeughäuser/ darinn viel Schilde
und allerhand Gewähre/ damit zu fechten; Der Tod aber
läst sich doch nichts anfechten/ er setzet Bücher und zugleich
Leser derselben in seine Toden-Rolle. Ja/ es sind auch ver-
Bogisl.
Philipp. a
Chem-
nitz. Vo-
lum. 1.
Hist. L. 2.
cit. in
Gott-
holds
And.
Cent. IV.
p. 231.gifftete Bücher gefunden worden/ wie dem Gustavo Adol-
pho Sveciae Regi, ein so starck vergifftetes Buch dargebo-
then/ daß bey dessen Eröffnung/ es ihme mit seinem Dampff
und Geruch den Tod beybringen solte.

Jch könte noch viel andere Dinge mehr/ so zu mei-
nem Vorhaben dienen würden hier anführen/ ich wil a-
ber mit denen was schon gegenwärtig mich vergnügen/
ich will auch nicht anführen/ wie bey der Unfruchtbarkeit
in der Ehe die Leiber vor erstorben geachtet worden/ dessen
Abraham und Sara zeugen. Rom. IV, 19. Ebr. XI. v. 12. Jch
will mit Stillschweigen übergehen nicht allein/ wie des Na-
bals Hertz in seinem Leibe vor Erschrecknüs gestorben/ und
er dennoch noch gelebet. 1. Sam. XXV, 37. Sondern auch/
daß etliche ihrer Unehre nach/ ihrer Beschümpffung/ und
ungöttlichen Wandels halber vor Bürgerlich todt gehal-
ten werden/ denen man wol zuruffen möchte/ du hast den
Nahmen/ daß du lebest/ und bist todt. Apoc. III, 1. Es ist
auch zur Genüge bekannt/ wie die Gläubigen der Welt und
ihnen selber absterben/ und also wandeln/ als wenn sie
schon im Himmel wären/ da sie doch noch ihre irrdische

Häuser

Abdanckungs-Rede.

Ein Gelehrter/ wenn er zwiſchen ſeinen Buͤchern/
als in einem Gefaͤngnuͤſſe ſitzet/ ſo hat er ſtumme und todte
Lehrmeiſter/ und ſitzet unter den Todten. Mancher lie-
ſet in einem Buche/ und ſauget ſich den Seelen-Tod dar-
aus/ der ander/ das Leben.

Bibliothecken ſind Zeughaͤuſer/ darinn viel Schilde
und allerhand Gewaͤhre/ damit zu fechten; Der Tod aber
laͤſt ſich doch nichts anfechten/ er ſetzet Buͤcher und zugleich
Leſer derſelben in ſeine Toden-Rolle. Ja/ es ſind auch ver-
Bogisl.
Philipp. à
Chem-
nitz. Vo-
lum. 1.
Hiſt. L. 2.
cit. in
Gott-
holds
And.
Cent. IV.
p. 231.gifftete Buͤcher gefunden worden/ wie dem Guſtavo Adol-
pho Sveciæ Regi, ein ſo ſtarck vergifftetes Buch dargebo-
then/ daß bey deſſen Eroͤffnung/ es ihme mit ſeinem Dampff
und Geruch den Tod beybringen ſolte.

Jch koͤnte noch viel andere Dinge mehr/ ſo zu mei-
nem Vorhaben dienen wuͤrden hier anfuͤhren/ ich wil a-
ber mit denen was ſchon gegenwaͤrtig mich vergnuͤgen/
ich will auch nicht anfuͤhren/ wie bey der Unfruchtbarkeit
in der Ehe die Leiber vor erſtorben geachtet worden/ deſſen
Abraham und Sara zeugen. Rom. IV, 19. Ebr. XI. v. 12. Jch
will mit Stillſchweigen uͤbergehen nicht allein/ wie des Na-
bals Hertz in ſeinem Leibe vor Erſchrecknuͤs geſtorben/ und
er dennoch noch gelebet. 1. Sam. XXV, 37. Sondern auch/
daß etliche ihrer Unehre nach/ ihrer Beſchuͤmpffung/ und
ungoͤttlichen Wandels halber vor Buͤrgerlich todt gehal-
ten werden/ denen man wol zuruffen moͤchte/ du haſt den
Nahmen/ daß du lebeſt/ und biſt todt. Apoc. III, 1. Es iſt
auch zur Genuͤge bekañt/ wie die Glaͤubigen der Welt und
ihnen ſelber abſterben/ und alſo wandeln/ als wenn ſie
ſchon im Himmel waͤren/ da ſie doch noch ihre irꝛdiſche

Haͤuſer

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[18/0018] Abdanckungs-Rede. Ein Gelehrter/ wenn er zwiſchen ſeinen Buͤchern/ als in einem Gefaͤngnuͤſſe ſitzet/ ſo hat er ſtumme und todte Lehrmeiſter/ und ſitzet unter den Todten. Mancher lie- ſet in einem Buche/ und ſauget ſich den Seelen-Tod dar- aus/ der ander/ das Leben. Bibliothecken ſind Zeughaͤuſer/ darinn viel Schilde und allerhand Gewaͤhre/ damit zu fechten; Der Tod aber laͤſt ſich doch nichts anfechten/ er ſetzet Buͤcher und zugleich Leſer derſelben in ſeine Toden-Rolle. Ja/ es ſind auch ver- gifftete Buͤcher gefunden worden/ wie dem Guſtavo Adol- pho Sveciæ Regi, ein ſo ſtarck vergifftetes Buch dargebo- then/ daß bey deſſen Eroͤffnung/ es ihme mit ſeinem Dampff und Geruch den Tod beybringen ſolte. Bogisl. Philipp. à Chem- nitz. Vo- lum. 1. Hiſt. L. 2. cit. in Gott- holds And. Cent. IV. p. 231. Jch koͤnte noch viel andere Dinge mehr/ ſo zu mei- nem Vorhaben dienen wuͤrden hier anfuͤhren/ ich wil a- ber mit denen was ſchon gegenwaͤrtig mich vergnuͤgen/ ich will auch nicht anfuͤhren/ wie bey der Unfruchtbarkeit in der Ehe die Leiber vor erſtorben geachtet worden/ deſſen Abraham und Sara zeugen. Rom. IV, 19. Ebr. XI. v. 12. Jch will mit Stillſchweigen uͤbergehen nicht allein/ wie des Na- bals Hertz in ſeinem Leibe vor Erſchrecknuͤs geſtorben/ und er dennoch noch gelebet. 1. Sam. XXV, 37. Sondern auch/ daß etliche ihrer Unehre nach/ ihrer Beſchuͤmpffung/ und ungoͤttlichen Wandels halber vor Buͤrgerlich todt gehal- ten werden/ denen man wol zuruffen moͤchte/ du haſt den Nahmen/ daß du lebeſt/ und biſt todt. Apoc. III, 1. Es iſt auch zur Genuͤge bekañt/ wie die Glaͤubigen der Welt und ihnen ſelber abſterben/ und alſo wandeln/ als wenn ſie ſchon im Himmel waͤren/ da ſie doch noch ihre irꝛdiſche Haͤuſer

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Zitationshilfe:	Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/18>, abgerufen am 20.04.2024.

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