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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
men sie dieselbe. Was steigen nicht vor schädliche Dünste
aus der Erden. Manch stinckender Nebel ist der Geruch
des Todes. Gifftige Erden und Steine findet man ofters
in den Bergwercken. Jn einem Orte ists auch viel gesün-
der zu wohnen als im anderen.

Das Feuer verzehret viel Menschen in Nächtlichen
und unversehenen Feuers-Brünsten. Man stellet viel tau-
send Personen durchs Feuer in den Minen nach sie auf
einmahl zubegraben. Durchs Feuer und Büchsen-pulver
und darzu gehörigen Instrumenten/ welches unter zwey
Scheffel Weitzen-Mehlgethan/ wolte ein Müller dem Her-
tzog von Espernon, als er zu Brignolle auf einem Saale
Taffel hielt/ das Leben nehmen/ es geschahe aber/ daß/ ob
gleich das Zimmer-Dach und viel vornehme Leute bey gäh-
linger Entzündung in die Lufft flogen/ der Hertzog den-
noch wunderlich bey Leben erhalten/ und auf einer Gas-
sen/ seinen Stuhl/ darauf er gesessen/ haltende gefunden
worden. Die Speisen werden offt mit Gifft gewürtzet.
Etliche sind höchst schädlich/ und werden doch mit grosser
Begierde genommen/ und die Gesundesten/ achtet man
für gar zu schlecht/ und wie jene von den Coloqvinten sag-
ten: Der Tod in Töpffen/ so kan man von vielen an-
deren Speisen und Geträncken sagen: Der Tod in
Töpffen/
Schüsseln/ Gläsern/ Schalen. Die frembde
und außländige Speisen/ haben frembde Kranckheiten
mitgebracht/ und die Mänge dehrer Einheimischen ver-
ursachen Ungesundheit/ womit man den Tod in seinem
Leibe ernähret/ zu geschweigen/ wie man mit Gifft in den

Spei-

Abdanckungs-Rede.
men ſie dieſelbe. Was ſteigen nicht vor ſchaͤdliche Duͤnſte
aus der Erden. Manch ſtinckender Nebel iſt der Geruch
des Todes. Gifftige Erden und Steine findet man ofters
in den Bergwercken. Jn einem Orte iſts auch viel geſuͤn-
der zu wohnen als im anderen.

Das Feuer verzehret viel Menſchen in Naͤchtlichen
und unverſehenen Feuers-Bruͤnſten. Man ſtellet viel tau-
ſend Perſonen durchs Feuer in den Minen nach ſie auf
einmahl zubegraben. Durchs Feuer und Buͤchſen-pulver
und darzu gehoͤrigen Inſtrumenten/ welches unter zwey
Scheffel Weitzen-Mehlgethan/ wolte ein Muͤller dem Her-
tzog von Eſpernon, als er zu Brignolle auf einem Saale
Taffel hielt/ das Leben nehmen/ es geſchahe aber/ daß/ ob
gleich das Zimmer-Dach und viel vornehme Leute bey gaͤh-
linger Entzuͤndung in die Lufft flogen/ der Hertzog den-
noch wunderlich bey Leben erhalten/ und auf einer Gaſ-
ſen/ ſeinen Stuhl/ darauf er geſeſſen/ haltende gefunden
worden. Die Speiſen werden offt mit Gifft gewuͤrtzet.
Etliche ſind hoͤchſt ſchaͤdlich/ und werden doch mit groſſer
Begierde genommen/ und die Geſundeſten/ achtet man
fuͤr gar zu ſchlecht/ und wie jene von den Coloqvinten ſag-
ten: Der Tod in Toͤpffen/ ſo kan man von vielen an-
deren Speiſen und Getraͤncken ſagen: Der Tod in
Toͤpffen/
Schuͤſſeln/ Glaͤſern/ Schalen. Die frembde
und außlaͤndige Speiſen/ haben frembde Kranckheiten
mitgebracht/ und die Maͤnge dehrer Einheimiſchen ver-
urſachen Ungeſundheit/ womit man den Tod in ſeinem
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[16/0016] Abdanckungs-Rede. men ſie dieſelbe. Was ſteigen nicht vor ſchaͤdliche Duͤnſte aus der Erden. Manch ſtinckender Nebel iſt der Geruch des Todes. Gifftige Erden und Steine findet man ofters in den Bergwercken. Jn einem Orte iſts auch viel geſuͤn- der zu wohnen als im anderen. Das Feuer verzehret viel Menſchen in Naͤchtlichen und unverſehenen Feuers-Bruͤnſten. Man ſtellet viel tau- ſend Perſonen durchs Feuer in den Minen nach ſie auf einmahl zubegraben. Durchs Feuer und Buͤchſen-pulver und darzu gehoͤrigen Inſtrumenten/ welches unter zwey Scheffel Weitzen-Mehlgethan/ wolte ein Muͤller dem Her- tzog von Eſpernon, als er zu Brignolle auf einem Saale Taffel hielt/ das Leben nehmen/ es geſchahe aber/ daß/ ob gleich das Zimmer-Dach und viel vornehme Leute bey gaͤh- linger Entzuͤndung in die Lufft flogen/ der Hertzog den- noch wunderlich bey Leben erhalten/ und auf einer Gaſ- ſen/ ſeinen Stuhl/ darauf er geſeſſen/ haltende gefunden worden. Die Speiſen werden offt mit Gifft gewuͤrtzet. Etliche ſind hoͤchſt ſchaͤdlich/ und werden doch mit groſſer Begierde genommen/ und die Geſundeſten/ achtet man fuͤr gar zu ſchlecht/ und wie jene von den Coloqvinten ſag- ten: Der Tod in Toͤpffen/ ſo kan man von vielen an- deren Speiſen und Getraͤncken ſagen: Der Tod in Toͤpffen/ Schuͤſſeln/ Glaͤſern/ Schalen. Die frembde und außlaͤndige Speiſen/ haben frembde Kranckheiten mitgebracht/ und die Maͤnge dehrer Einheimiſchen ver- urſachen Ungeſundheit/ womit man den Tod in ſeinem Leibe ernaͤhret/ zu geſchweigen/ wie man mit Gifft in den Spei-

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/16>, abgerufen am 18.04.2024.