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Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

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Die itzt abfallende
beer dem Apollini, der Oel-Baum der Minervae; Andere mit
ihren Blättern/ andern Göttern: So kan man ohn einigen
Schein der Heucheley auch von diesen Blättern sagen/ daß
sie GOtt und dem Lambe ergeben und gewiedmet gewesen/
demselben auch übergeben und gewiedmet blieben. Gehen
hernach die Blätter fast insgemein mit ihrem besten Theile
über sich/ sie kehren und wenden dasselbe gen Himmel; Sie
erwarten dahero den fruchtbaren Regen und liebl: Son-
nenschein/ und nehmen ihn freudig auf: So waren auch die-
se Blätter also löblich geartet und beschaffen. Sie stunden
ebenfals mit dem besten Theile/ mit ihrer Hertz und Seelen/
empor und gen Himmel gerichtet; Sie sahen und sehnten
sich nach den hellen Sonnen-Strahlen der Gnaden und
Barmhertzigkeit GOttes/ und nahmen den lieblichen und
fruchtbaren Regen des Wortes Gottes/ zur Versicherung
dessen gerne und mit Freuden auf/ so offte sie davon nur be-
thauet werden konten: Ja schätzten sich nie vergnügter und
glückseeliger/ als wenn sie damit zum Leben bethauet wor-
den. Kurtzzu sagen/ so hatten diese Blätter die Art derSon-
nen-Blumen an sich/ und wendeten sich vornehmlich nach der
Sonnen der Gerechtigkeit CHristo JEsu/ ohne den sie wol
wusten und verstunden/ daß keine Pflantze oder etwas an-
ders zu gedeylichen Wachsthumb kommen und gelangen kön-
ne. Und wie sie nun zu diesem fleißig und treulich hinauf ge-
gangen und gesehen haben: So hat dieser auch auf sie mit
Göttlichen Liebes-Strahlen wieder herab geleuchtet und
gesehen/ und Sie im Leben und Sterben wohl und tröstlich
damit erfreuet und erquicket. Ob ich nun wohlschon bereit
viel gesagt von diesen Blättern und deren Tugend-Art; So

halte

Die itzt abfallende
beer dem Apollini, der Oel-Baum der Minervæ; Andere mit
ihren Blaͤttern/ andern Goͤttern: So kan man ohn einigen
Schein der Heucheley auch von dieſen Blaͤttern ſagen/ daß
ſie GOtt und dem Lambe ergeben und gewiedmet geweſen/
demſelben auch uͤbergeben und gewiedmet blieben. Gehen
hernach die Blaͤtter faſt insgemein mit ihrem beſten Theile
uͤber ſich/ ſie kehren und wenden daſſelbe gen Himmel; Sie
erwarten dahero den fruchtbaren Regen und liebl: Son-
nenſchein/ und nehmen ihn freudig auf: So waren auch die-
ſe Blaͤtter alſo loͤblich geartet und beſchaffen. Sie ſtunden
ebenfals mit dem beſten Theile/ mit ihreꝛ Hertz und Seelen/
empor und gen Himmel gerichtet; Sie ſahen und ſehnten
ſich nach den hellen Sonnen-Strahlen der Gnaden und
Barmhertzigkeit GOttes/ und nahmen den lieblichen und
fruchtbaren Regen des Wortes Gottes/ zur Verſicherung
deſſen gerne und mit Freuden auf/ ſo offte ſie davon nur be-
thauet werden konten: Ja ſchaͤtzten ſich nie vergnuͤgter und
gluͤckſeeliger/ als wenn ſie damit zum Leben bethauet wor-
den. Kurtzzu ſagen/ ſo hatten dieſe Blaͤtter die Art deꝛSon-
nen-Blumen an ſich/ und wendeten ſich vornehmlich nach deꝛ
Sonnen der Gerechtigkeit CHriſto JEſu/ ohne den ſie wol
wuſten und verſtunden/ daß keine Pflantze oder etwas an-
ders zu gedeylichen Wachsthumb kom̃en und gelangen koͤn-
ne. Und wie ſie nun zu dieſem fleißig und treulich hinauf ge-
gangen und geſehen haben: So hat dieſer auch auf ſie mit
Goͤttlichen Liebes-Strahlen wieder herab geleuchtet und
geſehen/ und Sie im Leben und Sterben wohl und troͤſtlich
damit erfreuet und erquicket. Ob ich nun wohlſchon bereit
viel geſagt von dieſen Blaͤttern und deren Tugend-Art; So

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[24/0024] Die itzt abfallende beer dem Apollini, der Oel-Baum der Minervæ; Andere mit ihren Blaͤttern/ andern Goͤttern: So kan man ohn einigen Schein der Heucheley auch von dieſen Blaͤttern ſagen/ daß ſie GOtt und dem Lambe ergeben und gewiedmet geweſen/ demſelben auch uͤbergeben und gewiedmet blieben. Gehen hernach die Blaͤtter faſt insgemein mit ihrem beſten Theile uͤber ſich/ ſie kehren und wenden daſſelbe gen Himmel; Sie erwarten dahero den fruchtbaren Regen und liebl: Son- nenſchein/ und nehmen ihn freudig auf: So waren auch die- ſe Blaͤtter alſo loͤblich geartet und beſchaffen. Sie ſtunden ebenfals mit dem beſten Theile/ mit ihreꝛ Hertz und Seelen/ empor und gen Himmel gerichtet; Sie ſahen und ſehnten ſich nach den hellen Sonnen-Strahlen der Gnaden und Barmhertzigkeit GOttes/ und nahmen den lieblichen und fruchtbaren Regen des Wortes Gottes/ zur Verſicherung deſſen gerne und mit Freuden auf/ ſo offte ſie davon nur be- thauet werden konten: Ja ſchaͤtzten ſich nie vergnuͤgter und gluͤckſeeliger/ als wenn ſie damit zum Leben bethauet wor- den. Kurtzzu ſagen/ ſo hatten dieſe Blaͤtter die Art deꝛSon- nen-Blumen an ſich/ und wendeten ſich vornehmlich nach deꝛ Sonnen der Gerechtigkeit CHriſto JEſu/ ohne den ſie wol wuſten und verſtunden/ daß keine Pflantze oder etwas an- ders zu gedeylichen Wachsthumb kom̃en und gelangen koͤn- ne. Und wie ſie nun zu dieſem fleißig und treulich hinauf ge- gangen und geſehen haben: So hat dieſer auch auf ſie mit Goͤttlichen Liebes-Strahlen wieder herab geleuchtet und geſehen/ und Sie im Leben und Sterben wohl und troͤſtlich damit erfreuet und erquicket. Ob ich nun wohlſchon bereit viel geſagt von dieſen Blaͤttern und deren Tugend-Art; So halte

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Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/24>, abgerufen am 25.04.2024.