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Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

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Die itzt abfallende
ten: Absonderlich aber wohl hierbey bey sich erwegen den
herrlichen und seeligen Wechsel/ den Jhre Seel. Frau Eh-
Gemahlin/ Fr. Mutter/ Fr. Schwester/ Fr. Schwä-
gerinn und Freundin
nunmehro getroffen. Jst dieselbte
gleich aus ihren Augen und Gesichte gezogen/ Sie ist davon
gegangen und gewandert/ wie zu der Zeit die hinfälligen
Blätter davon ziehen und wandern: So ist Sie doch dar-
umb nicht gar verlohren und verdorben/ wie es wohl von
gemeinen wandernden Blättern itzo sonsten heisset:

Nos tota perimus.
Umb uns ists gar geschehen/
Nichts wird manvon uns sehen.

Nein: Von der Wohl-Seel. Frauen können Sie ein an-
ders wissen und versichert seyn. Von Der heisset es vielmehr
umbgekehret:   Non tota peribit,

Sie wird nicht gar untergehen/
Sondern schöner aufferstehen.

Denn verfället schon Jhr Leib in das düstre Grab/ und in die
finstre Todes-Höle; Es werden diese Tugend-Blätter in
das Sterbe-Kleid eingewickelt/ und in die Erde verscharret
und hingeleget: So geschiehet das alles doch zu keinem schad-
hafften Ende/ sondern nur zu Jhrem grossem Glücke/ was
hierunter gantz gewiß verborgen lieget/ und sich alsdenn recht
offenbahren wird/ wenn CHristus Jhr Leben in seiner Herr-
ligkeit offenbar wird werden. Es ist die Seel. Fr. Glau-
bitzin
nur darumb gefallen/ daß solch Jhr Fall Jhr zum
Aufferstehen/ ihr Tod zum Leben Jhr wiederumb gereichen

möch-

Die itzt abfallende
ten: Abſonderlich aber wohl hierbey bey ſich erwegen den
herꝛlichen und ſeeligen Wechſel/ den Jhre Seel. Frau Eh-
Gemahlin/ Fr. Mutter/ Fr. Schweſter/ Fr. Schwaͤ-
gerinn und Freundin
nunmehro getroffen. Jſt dieſelbte
gleich aus ihren Augen und Geſichte gezogen/ Sie iſt davon
gegangen und gewandert/ wie zu der Zeit die hinfaͤlligen
Blaͤtter davon ziehen und wandern: So iſt Sie doch dar-
umb nicht gar verlohren und verdorben/ wie es wohl von
gemeinen wandernden Blaͤttern itzo ſonſten heiſſet:

Nos tota perimus.
Umb uns iſts gar geſchehen/
Nichts wird manvon uns ſehen.

Nein: Von der Wohl-Seel. Frauen koͤnnen Sie ein an-
ders wiſſen und verſichert ſeyn. Von Der heiſſet es vielmehr
umbgekehret:   Non tota peribit,

Sie wird nicht gar untergehen/
Sondern ſchoͤner aufferſtehen.

Deñ verfaͤllet ſchon Jhr Leib in das duͤſtre Grab/ und in die
finſtre Todes-Hoͤle; Es werden dieſe Tugend-Blaͤtter in
das Sterbe-Kleid eingewickelt/ und in die Erde verſcharꝛet
und hingeleget: So geſchiehet das alles doch zu keinem ſchad-
hafften Ende/ ſondern nur zu Jhrem groſſem Gluͤcke/ was
hierunter gantz gewiß verborgen lieget/ und ſich alsdeñ recht
offenbahren wird/ weñ CHriſtus Jhr Leben in ſeineꝛ Herꝛ-
ligkeit offenbar wird werden. Es iſt die Seel. Fr. Glau-
bitzin
nur darumb gefallen/ daß ſolch Jhr Fall Jhr zum
Aufferſtehen/ ihr Tod zum Leben Jhr wiederumb gereichen

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[14/0014] Die itzt abfallende ten: Abſonderlich aber wohl hierbey bey ſich erwegen den herꝛlichen und ſeeligen Wechſel/ den Jhre Seel. Frau Eh- Gemahlin/ Fr. Mutter/ Fr. Schweſter/ Fr. Schwaͤ- gerinn und Freundin nunmehro getroffen. Jſt dieſelbte gleich aus ihren Augen und Geſichte gezogen/ Sie iſt davon gegangen und gewandert/ wie zu der Zeit die hinfaͤlligen Blaͤtter davon ziehen und wandern: So iſt Sie doch dar- umb nicht gar verlohren und verdorben/ wie es wohl von gemeinen wandernden Blaͤttern itzo ſonſten heiſſet: Nos tota perimus. Umb uns iſts gar geſchehen/ Nichts wird manvon uns ſehen. Nein: Von der Wohl-Seel. Frauen koͤnnen Sie ein an- ders wiſſen und verſichert ſeyn. Von Der heiſſet es vielmehr umbgekehret: Non tota peribit, Sie wird nicht gar untergehen/ Sondern ſchoͤner aufferſtehen. Deñ verfaͤllet ſchon Jhr Leib in das duͤſtre Grab/ und in die finſtre Todes-Hoͤle; Es werden dieſe Tugend-Blaͤtter in das Sterbe-Kleid eingewickelt/ und in die Erde verſcharꝛet und hingeleget: So geſchiehet das alles doch zu keinem ſchad- hafften Ende/ ſondern nur zu Jhrem groſſem Gluͤcke/ was hierunter gantz gewiß verborgen lieget/ und ſich alsdeñ recht offenbahren wird/ weñ CHriſtus Jhr Leben in ſeineꝛ Herꝛ- ligkeit offenbar wird werden. Es iſt die Seel. Fr. Glau- bitzin nur darumb gefallen/ daß ſolch Jhr Fall Jhr zum Aufferſtehen/ ihr Tod zum Leben Jhr wiederumb gereichen moͤch-

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Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/14>, abgerufen am 19.04.2024.