Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

PERSONALIA.
menden Athem/ beständig anhaltender Unruhe und
überhand nehmender Geschwulst/ eine unvermeid-
liche Todes-Gefahr ankündigten.

Und auch darbey war Sie gantz vergnügt/
machte sich durch andächtiges Seuffzen/ Bethen/
und Singen/ Jhrem Erlöser wohl zu begegnen/ ge-
schickt/ nahm von Jhrem Liebsten Herren Gemahl/
und denen zwey noch lebenden Herren Söhnen be-
weglichen Abschied/ danckte dort vor viel erwiesene
Liebes-Bezeugungen/ und ungemeine Ehe-Treue/
mit Bitte/ was bey Jhr auffhöre/ bey den lieben
Kindern beständig zu continuiren. Hier befahl
Sie den Herren Vater zu lieben/ zu ehren/ Jhme
in allem zu gehorsamen/ absonderlich aber recom-
mandirte
Sie die Frömmigkeit/ selbige als eine Gelei-
terin in der Welt stets zu gebrauchen/ und derer viel-
fältige Nachstellungen durch Christliche Vorsich-
tigkeit vermeiden zu lernen. Hierauf beurlaubete
Sie sich mit dem wehrtesten Geschwister/ segnete alle
Anwesende/ und weil Sie wuste wie Solon redet/
Non fas esse beatum eum censere, qvi in hisce vitae flu-
ctibus jactatur, donec sit in portu,
daß der in dieser
bösen Welt wallet/ noch keine rechtschaffene Ver-
gnügung überkommen/ biß er in den Haven himm-

lischer
K 2

PERSONALIA.
menden Athem/ beſtaͤndig anhaltender Unruhe und
uͤberhand nehmender Geſchwulſt/ eine unvermeid-
liche Todes-Gefahr ankuͤndigten.

Und auch darbey war Sie gantz vergnuͤgt/
machte ſich durch andaͤchtiges Seuffzen/ Bethen/
und Singen/ Jhrem Erloͤſer wohl zu begegnen/ ge-
ſchickt/ nahm von Jhrem Liebſten Herꝛen Gemahl/
und denen zwey noch lebenden Herꝛen Soͤhnen be-
weglichen Abſchied/ danckte dort vor viel erwieſene
Liebes-Bezeugungen/ und ungemeine Ehe-Treue/
mit Bitte/ was bey Jhr auffhoͤre/ bey den lieben
Kindern beſtaͤndig zu continuiren. Hier befahl
Sie den Herꝛen Vater zu lieben/ zu ehren/ Jhme
in allem zu gehorſamen/ abſonderlich aber recom-
mandirte
Sie die Froͤm̃igkeit/ ſelbige als eine Gelei-
terin in der Welt ſtets zu gebrauchen/ und derer viel-
faͤltige Nachſtellungen durch Chriſtliche Vorſich-
tigkeit vermeiden zu lernen. Hierauf beurlaubete
Sie ſich mit dem wehrteſten Geſchwiſter/ ſegnete alle
Anweſende/ und weil Sie wuſte wie Solon redet/
Non fas eſſe beatum eum cenſere, qvi in hiſce vitæ flu-
ctibus jactatur, donec ſit in portu,
daß der in dieſer
boͤſen Welt wallet/ noch keine rechtſchaffene Ver-
gnuͤgung uͤberkommen/ biß er in den Haven him̃-

liſcher
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="[75]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">PERSONALIA.</hi></hi></fw><lb/>
menden Athem/ be&#x017F;ta&#x0364;ndig anhaltender Unruhe und<lb/>
u&#x0364;berhand nehmender Ge&#x017F;chwul&#x017F;t/ eine unvermeid-<lb/>
liche Todes-Gefahr anku&#x0364;ndigten.</p><lb/>
          <p>Und auch darbey war Sie gantz vergnu&#x0364;gt/<lb/>
machte &#x017F;ich durch anda&#x0364;chtiges Seuffzen/ Bethen/<lb/>
und Singen/ Jhrem Erlo&#x0364;&#x017F;er wohl zu begegnen/ ge-<lb/>
&#x017F;chickt/ nahm von Jhrem Lieb&#x017F;ten Her&#xA75B;en Gemahl/<lb/>
und denen zwey noch lebenden Her&#xA75B;en So&#x0364;hnen be-<lb/>
weglichen Ab&#x017F;chied/ danckte dort vor viel erwie&#x017F;ene<lb/>
Liebes-Bezeugungen/ und ungemeine Ehe-Treue/<lb/>
mit Bitte/ was bey Jhr auffho&#x0364;re/ bey den lieben<lb/>
Kindern be&#x017F;ta&#x0364;ndig zu <hi rendition="#aq">continui</hi>ren. Hier befahl<lb/>
Sie den Her&#xA75B;en Vater zu lieben/ zu ehren/ Jhme<lb/>
in allem zu gehor&#x017F;amen/ ab&#x017F;onderlich aber <hi rendition="#aq">recom-<lb/>
mandirte</hi> Sie die Fro&#x0364;m&#x0303;igkeit/ &#x017F;elbige als eine Gelei-<lb/>
terin in der Welt &#x017F;tets zu gebrauchen/ und derer viel-<lb/>
fa&#x0364;ltige Nach&#x017F;tellungen durch Chri&#x017F;tliche Vor&#x017F;ich-<lb/>
tigkeit vermeiden zu lernen. Hierauf beurlaubete<lb/>
Sie &#x017F;ich mit dem wehrte&#x017F;ten Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter/ &#x017F;egnete alle<lb/>
Anwe&#x017F;ende/ und weil Sie wu&#x017F;te wie <hi rendition="#aq">Solon</hi> redet/<lb/><hi rendition="#aq">Non fas e&#x017F;&#x017F;e beatum eum cen&#x017F;ere, qvi in hi&#x017F;ce vitæ flu-<lb/>
ctibus jactatur, donec &#x017F;it in portu,</hi> daß der in die&#x017F;er<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Welt wallet/ noch keine recht&#x017F;chaffene Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gung u&#x0364;berkommen/ biß er in den Haven him&#x0303;-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">K 2</fw><fw type="catch" place="bottom">li&#x017F;cher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[75]/0075] PERSONALIA. menden Athem/ beſtaͤndig anhaltender Unruhe und uͤberhand nehmender Geſchwulſt/ eine unvermeid- liche Todes-Gefahr ankuͤndigten. Und auch darbey war Sie gantz vergnuͤgt/ machte ſich durch andaͤchtiges Seuffzen/ Bethen/ und Singen/ Jhrem Erloͤſer wohl zu begegnen/ ge- ſchickt/ nahm von Jhrem Liebſten Herꝛen Gemahl/ und denen zwey noch lebenden Herꝛen Soͤhnen be- weglichen Abſchied/ danckte dort vor viel erwieſene Liebes-Bezeugungen/ und ungemeine Ehe-Treue/ mit Bitte/ was bey Jhr auffhoͤre/ bey den lieben Kindern beſtaͤndig zu continuiren. Hier befahl Sie den Herꝛen Vater zu lieben/ zu ehren/ Jhme in allem zu gehorſamen/ abſonderlich aber recom- mandirte Sie die Froͤm̃igkeit/ ſelbige als eine Gelei- terin in der Welt ſtets zu gebrauchen/ und derer viel- faͤltige Nachſtellungen durch Chriſtliche Vorſich- tigkeit vermeiden zu lernen. Hierauf beurlaubete Sie ſich mit dem wehrteſten Geſchwiſter/ ſegnete alle Anweſende/ und weil Sie wuſte wie Solon redet/ Non fas eſſe beatum eum cenſere, qvi in hiſce vitæ flu- ctibus jactatur, donec ſit in portu, daß der in dieſer boͤſen Welt wallet/ noch keine rechtſchaffene Ver- gnuͤgung uͤberkommen/ biß er in den Haven him̃- liſcher K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359520
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359520/75
Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. [75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/75>, abgerufen am 29.03.2024.