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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Christliche
Lebendigen/ so ist sie es gewißlich/ in sehr schlechter Gestalt/
weil doch/ was darin lebet/ mehr tod/ als lebendig ist/ und
so ja wol comparate diesen Nahmen führet/ weil sie nicht so
voll Todes/ als die selbste Hölle/ ist. Anderer Weise möchte
man sie nicht unrecht ein warhafftes Todten-Land heissen.
(Haec terra est regio morientium, qvia omnes morti sumus ob-
noxii: Sed coelestis patria est regio viventium, qvia ibi non est
mors, nec luctus. Dauderst. Labor. Psalter. Disp. Psal. 27. p. m. 328.
Et pag. praced.
Parum, aut insufficienter, dicere videntur, qvi de
terra Israelis, Palaestina, accipiunt. In mundo enim mors domi-
natur:
Da ist eitel todt Ding.)

Aber nicht also der Himmel. Denn da wohnet fürnemlich
der lebendige GOtt/ welcher allein Unsterbligkeit hat. I.
Tim. VI,
16. Der GOtt Abrahams, der GOtt Isaacs, und der
GOtt Jacobs, der aber nicht ein GOtt der Todten/ sondern
der Lebendigen ist. Matth. XXII, 31. 32. Da wohnet die aller-
heiligste/ aber/ mit GOtt/ innigst vereinete Menschheit/ die
zwar ihr Leben gelassen/ zu einer Erlösung/ vor viele; Matth.
XX.
38. Aber es auch/ nach der/ ihr verliehenen/ Macht/ wie-
dergenommen/ Joh. X, 18. und nun lebet/ von Ewigkeit/ zu
Ewigkeit. Apoc. IV, 9. Da wohnen die Heiligen Engel/ die
dienstbaren Geister/ Ebr. I. v. 14. so kein Fleisch und Bein
haben/ und so auch nicht sterben können. Luc. XXIV, 39. Und
die Seelen der Gerechten/ so nicht können getödet werden.
Matth. X, 28. Alles lebendig und nichts todt/ lauter Leben/
und kein Tod. Wie dann auch kein Tod/ oder Todter/ da-
hinein kommen kan. Jn der Welt giebts aller Orthen
Coloqvinten-Töpffe/ und ist kein Winckel/ da nicht mors, in
olla. II. Reg. IV,
40. Die Welt ist das leibhaffte Egypten/
da der Tod überall hauset/ und kein Hauß zu finden/ da der

Tod

Chriſtliche
Lebendigen/ ſo iſt ſie es gewißlich/ in ſehr ſchlechter Geſtalt/
weil doch/ was darin lebet/ mehr tod/ als lebendig iſt/ und
ſo ja wol comparatè dieſen Nahmen fuͤhret/ weil ſie nicht ſo
voll Todes/ als die ſelbſte Hoͤlle/ iſt. Anderer Weiſe moͤchte
man ſie nicht unrecht ein warhafftes Todten-Land heiſſen.
(Hæc terra eſt regio morientium, qvia omnes morti ſumus ob-
noxii: Sed cœleſtis patria eſt regio viventium, qvia ibi non eſt
mors, nec luctus. Dauderſt. Labor. Pſalter. Diſp. Pſal. 27. p. m. 328.
Et pag. praced.
Parum, aut inſufficienter, dicere videntur, qvi de
terra Iſraelis, Palæſtina, accipiunt. In mundo enim mors domi-
natur:
Da iſt eitel todt Ding.)

Aber nicht alſo der Himmel. Denn da wohnet fuͤrnemlich
der lebendige GOtt/ welcher allein Unſterbligkeit hat. I.
Tim. VI,
16. Der GOtt Abrahams, der GOtt Iſaacs, und deꝛ
GOtt Jacobs, der aber nicht ein GOtt der Todten/ ſondern
der Lebendigen iſt. Matth. XXII, 31. 32. Da wohnet die aller-
heiligſte/ aber/ mit GOtt/ innigſt vereinete Menſchheit/ die
zwar ihr Leben gelaſſen/ zu einer Erloͤſung/ vor viele; Matth.
XX.
38. Aber es auch/ nach der/ ihr verliehenen/ Macht/ wie-
dergenommen/ Joh. X, 18. und nun lebet/ von Ewigkeit/ zu
Ewigkeit. Apoc. IV, 9. Da wohnen die Heiligen Engel/ die
dienſtbaren Geiſter/ Ebr. I. v. 14. ſo kein Fleiſch und Bein
haben/ und ſo auch nicht ſterben koͤnnen. Luc. XXIV, 39. Und
die Seelen der Gerechten/ ſo nicht koͤnnen getoͤdet werden.
Matth. X, 28. Alles lebendig und nichts todt/ lauter Leben/
und kein Tod. Wie dann auch kein Tod/ oder Todter/ da-
hinein kommen kan. Jn der Welt giebts aller Orthen
Coloqvinten-Toͤpffe/ und iſt kein Winckel/ da nicht mors, in
olla. II. Reg. IV,
40. Die Welt iſt das leibhaffte Egypten/
da der Tod uͤberall hauſet/ und kein Hauß zu finden/ da der

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[60/0060] Chriſtliche Lebendigen/ ſo iſt ſie es gewißlich/ in ſehr ſchlechter Geſtalt/ weil doch/ was darin lebet/ mehr tod/ als lebendig iſt/ und ſo ja wol comparatè dieſen Nahmen fuͤhret/ weil ſie nicht ſo voll Todes/ als die ſelbſte Hoͤlle/ iſt. Anderer Weiſe moͤchte man ſie nicht unrecht ein warhafftes Todten-Land heiſſen. (Hæc terra eſt regio morientium, qvia omnes morti ſumus ob- noxii: Sed cœleſtis patria eſt regio viventium, qvia ibi non eſt mors, nec luctus. Dauderſt. Labor. Pſalter. Diſp. Pſal. 27. p. m. 328. Et pag. praced. Parum, aut inſufficienter, dicere videntur, qvi de terra Iſraelis, Palæſtina, accipiunt. In mundo enim mors domi- natur: Da iſt eitel todt Ding.) Aber nicht alſo der Himmel. Denn da wohnet fuͤrnemlich der lebendige GOtt/ welcher allein Unſterbligkeit hat. I. Tim. VI, 16. Der GOtt Abrahams, der GOtt Iſaacs, und deꝛ GOtt Jacobs, der aber nicht ein GOtt der Todten/ ſondern der Lebendigen iſt. Matth. XXII, 31. 32. Da wohnet die aller- heiligſte/ aber/ mit GOtt/ innigſt vereinete Menſchheit/ die zwar ihr Leben gelaſſen/ zu einer Erloͤſung/ vor viele; Matth. XX. 38. Aber es auch/ nach der/ ihr verliehenen/ Macht/ wie- dergenommen/ Joh. X, 18. und nun lebet/ von Ewigkeit/ zu Ewigkeit. Apoc. IV, 9. Da wohnen die Heiligen Engel/ die dienſtbaren Geiſter/ Ebr. I. v. 14. ſo kein Fleiſch und Bein haben/ und ſo auch nicht ſterben koͤnnen. Luc. XXIV, 39. Und die Seelen der Gerechten/ ſo nicht koͤnnen getoͤdet werden. Matth. X, 28. Alles lebendig und nichts todt/ lauter Leben/ und kein Tod. Wie dann auch kein Tod/ oder Todter/ da- hinein kommen kan. Jn der Welt giebts aller Orthen Coloqvinten-Toͤpffe/ und iſt kein Winckel/ da nicht mors, in olla. II. Reg. IV, 40. Die Welt iſt das leibhaffte Egypten/ da der Tod uͤberall hauſet/ und kein Hauß zu finden/ da der Tod

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/60>, abgerufen am 29.03.2024.