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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Leichen-Predigt.
Doch hat man wol die meiste reflexion, auf das Himmlische/
zu machen; Zumahl das fürnemlich das rechte Erb-Land
war/ welches ihm gleichsam/ mit Schnüren/ auß- und zuge-
messen/ da ihm das Loß gefallen/ auf das Liebliche/ und ein
schön Erbtheil worden war. Psalm. XVI, 6. Das ist/ Erez,
terra, regio;
Nicht/ in eigentlicher Deütung/ sondern figür-
licher/ welche der Geist GOttes beliebet/ wann Er das ewi-
ge Leben ausdrücklich eine Erde nennet. Wir warten ei-
ner neüen Erde/ sagt Petrus/ II. Epist. am III, 13. Und be-
ziehet sich zugleich/ auf die Verheissung GOttes/ Jes. LXV,
v. 17. Johannes
schreibet: Jch sahe eine neüe Erde. Apoc.
XXI,
1. Ob nun schon Himmel und Erde sehr weit von ein-
ander sind; Werden sie doch/ an beyden Orthen/ gantz
gnau zusammen gesetzet. Als auch wol seyn kan/ weil das
ewige Leben beydes ist/ so wol Himmel/ als Erde; Aber kei-
nes/ in gantz eigentlicher/ oder gemeiner/ Deütung; Dar-
umb das Wort/ neüe/ beygefüget wird. Das ewige Leben
ist ein Himmel/ wegen des Glantzes/ so sich nicht allein/ an
den Göttlichen Personen und Heiligen Engeln/ sondern
auch/ Außerwehlten Menschen/ findet/ und der himmlischen
Sonnen-Monden- und Sternen-Klarheit gleichet/ etc.
Dan. XII, 3. Matth. XIII, 43. I. Cor. XV, 41. 42. Das ewige Le-
ben ist eine Erde/ wegen der Beständig-und Fruchtbarkeit/
weil es ewig bestehet/ und alles Vergnügen/ als/ aus einem
Erden-Schoß/ herfür bringet/ welches derselben/ wiewol/
in gantz ungleicher und weit/ weit/ geringer qvalite, zugele-
get wird. Psalm. CIV, 13. 14. Jnsonderheit ist es ein rechtes
Land der Lebendigen/ weil keine andere/ als Lebendige/ darinn
wohnen/ und dahin kommen. Jst die Welt ein Land der

Leben-
H 2

Leichen-Predigt.
Doch hat man wol die meiſte reflexion, auf das Him̃liſche/
zu machen; Zumahl das fuͤrnemlich das rechte Erb-Land
war/ welches ihm gleichſam/ mit Schnuͤren/ auß- und zuge-
meſſen/ da ihm das Loß gefallen/ auf das Liebliche/ und ein
ſchoͤn Erbtheil worden war. Pſalm. XVI, 6. Das iſt/ Erez,
terra, regio;
Nicht/ in eigentlicher Deuͤtung/ ſondern figuͤr-
licher/ welche der Geiſt GOttes beliebet/ wann Er das ewi-
ge Leben ausdruͤcklich eine Erde nennet. Wir warten ei-
ner neuͤen Erde/ ſagt Petrus/ II. Epiſt. am III, 13. Und be-
ziehet ſich zugleich/ auf die Verheiſſung GOttes/ Jeſ. LXV,
v. 17. Johannes
ſchreibet: Jch ſahe eine neuͤe Erde. Apoc.
XXI,
1. Ob nun ſchon Himmel und Erde ſehr weit von ein-
ander ſind; Werden ſie doch/ an beyden Orthen/ gantz
gnau zuſammen geſetzet. Als auch wol ſeyn kan/ weil das
ewige Leben beydes iſt/ ſo wol Himmel/ als Erde; Aber kei-
nes/ in gantz eigentlicher/ oder gemeiner/ Deuͤtung; Dar-
umb das Wort/ neuͤe/ beygefuͤget wird. Das ewige Leben
iſt ein Himmel/ wegen des Glantzes/ ſo ſich nicht allein/ an
den Goͤttlichen Perſonen und Heiligen Engeln/ ſondern
auch/ Außerwehlten Menſchen/ findet/ und der him̃liſchen
Sonnen-Monden- und Sternen-Klarheit gleichet/ etc.
Dan. XII, 3. Matth. XIII, 43. I. Cor. XV, 41. 42. Das ewige Le-
ben iſt eine Erde/ wegen der Beſtaͤndig-und Fruchtbarkeit/
weil es ewig beſtehet/ und alles Vergnuͤgen/ als/ aus einem
Erden-Schoß/ herfuͤr bringet/ welches derſelben/ wiewol/
in gantz ungleicher und weit/ weit/ geringer qvalité, zugele-
get wird. Pſalm. CIV, 13. 14. Jnſonderheit iſt es ein rechtes
Land der Lebendigen/ weil keine andere/ als Lebendige/ dariñ
wohnen/ und dahin kommen. Jſt die Welt ein Land der

Leben-
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[59/0059] Leichen-Predigt. Doch hat man wol die meiſte reflexion, auf das Him̃liſche/ zu machen; Zumahl das fuͤrnemlich das rechte Erb-Land war/ welches ihm gleichſam/ mit Schnuͤren/ auß- und zuge- meſſen/ da ihm das Loß gefallen/ auf das Liebliche/ und ein ſchoͤn Erbtheil worden war. Pſalm. XVI, 6. Das iſt/ Erez, terra, regio; Nicht/ in eigentlicher Deuͤtung/ ſondern figuͤr- licher/ welche der Geiſt GOttes beliebet/ wann Er das ewi- ge Leben ausdruͤcklich eine Erde nennet. Wir warten ei- ner neuͤen Erde/ ſagt Petrus/ II. Epiſt. am III, 13. Und be- ziehet ſich zugleich/ auf die Verheiſſung GOttes/ Jeſ. LXV, v. 17. Johannes ſchreibet: Jch ſahe eine neuͤe Erde. Apoc. XXI, 1. Ob nun ſchon Himmel und Erde ſehr weit von ein- ander ſind; Werden ſie doch/ an beyden Orthen/ gantz gnau zuſammen geſetzet. Als auch wol ſeyn kan/ weil das ewige Leben beydes iſt/ ſo wol Himmel/ als Erde; Aber kei- nes/ in gantz eigentlicher/ oder gemeiner/ Deuͤtung; Dar- umb das Wort/ neuͤe/ beygefuͤget wird. Das ewige Leben iſt ein Himmel/ wegen des Glantzes/ ſo ſich nicht allein/ an den Goͤttlichen Perſonen und Heiligen Engeln/ ſondern auch/ Außerwehlten Menſchen/ findet/ und der him̃liſchen Sonnen-Monden- und Sternen-Klarheit gleichet/ etc. Dan. XII, 3. Matth. XIII, 43. I. Cor. XV, 41. 42. Das ewige Le- ben iſt eine Erde/ wegen der Beſtaͤndig-und Fruchtbarkeit/ weil es ewig beſtehet/ und alles Vergnuͤgen/ als/ aus einem Erden-Schoß/ herfuͤr bringet/ welches derſelben/ wiewol/ in gantz ungleicher und weit/ weit/ geringer qvalité, zugele- get wird. Pſalm. CIV, 13. 14. Jnſonderheit iſt es ein rechtes Land der Lebendigen/ weil keine andere/ als Lebendige/ dariñ wohnen/ und dahin kommen. Jſt die Welt ein Land der Leben- H 2

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/59>, abgerufen am 18.04.2024.