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Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].

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Tode gewiesen werden. Wir sehnen uns/ wir sehnen uns
nach der Behausung die vom Himmel ist.

Beliebet/ Christliche Zuhörer! Auff unsere Seligste
Jungfran Braut
zu sehen! Sie wuste das Ziel Jhrer
keuschen Vermählung;
Sie ließ die Brieffe der Einla-
dung
mit innigster Zufriedenheit dero HochEdelgebor-
nen vornehmen Eltern/ und Herrn Bräutigam
umb-
her lauffen; Sie hatte die Kleider Jhrer Verbündnüß
versuchet/ und war mit jhren eigenen Händen/ umd die züch-
tige Bereitungen Jhres Braut-Bettes beschäfftiget.
Gleichwol redete Sie bey voller Gesundheit vom sterben.
Sie ließ Jhren Verbundenen Jhre krancke Hände küssen;
aber Jhren Christlichen Herrn Vater drückete Sie diesel-
bigen/ und bat/ Er wolte Jhr für ein Braut-Bette/ den
Sarg/ und für ein Hochzeit-Mahl/ das Begräbnüß
bestellen. Du Seligste Seele! Hattest gewiß deß Todes
Commission im verborgenen vernommen/ uud woltest eher
Heimführung im Himmel/ als Hochzeit auff Erden
halten. Verlanget jhr Jhre gestückte Kleider zu sehen;
der Heilige Geist hatte sie nicht vergebens in Jhrer Werck-
statt gehabt. Dort prangete das gestückte Bild der Liebe
GOttes/ hier die Täublein der Geduld/ dort das Lämli-
chen der Geduld und Sitsamkeit/ hier die Palme der Be-
ständigkeit. Wer kan läugnen/ daß Sie nicht eine fleissige
Beterin/
eine andächtige Zuhörerin/ eine gehorsame
Tochter/
und in Worten und Geberden eine eingezo-
gene und züchtige Jungfrau
gewesen. Sagt nicht/
Sie sey in Blattern gestorben. Jch sage/ Sie hatte in
Blattern/ das rechte gestückte Braut-Kleid an. Als Cleo-
patra
jhr mit zwey Natter-Stichen das Leben nahm/ schrei-
bet der Historicus, man habe nicht mehr/ als zwey rothe
Flecken gesehen. Unserer Seligsten Jungfrauen Braut

Blattern/

Tode gewieſen werden. Wir ſehnen uns/ wir ſehnen uns
nach der Behauſung die vom Himmel iſt.

Beliebet/ Chriſtliche Zuhoͤrer! Auff unſere Seligſte
Jungfran Braut
zu ſehen! Sie wuſte das Ziel Jhrer
keuſchen Vermaͤhlung;
Sie ließ die Brieffe der Einla-
dung
mit innigſter Zufriedenheit dero HochEdelgebor-
nen vornehmen Eltern/ und Herꝛn Braͤutigam
umb-
her lauffen; Sie hatte die Kleider Jhrer Verbuͤndnuͤß
verſuchet/ und war mit jhren eigenen Haͤnden/ umd die zuͤch-
tige Bereitungen Jhres Braut-Bettes beſchaͤfftiget.
Gleichwol redete Sie bey voller Geſundheit vom ſterben.
Sie ließ Jhren Verbundenen Jhre krancke Haͤnde kuͤſſen;
aber Jhren Chriſtlichen Herꝛn Vater druͤckete Sie dieſel-
bigen/ und bat/ Er wolte Jhr fuͤr ein Braut-Bette/ den
Sarg/ und fuͤr ein Hochzeit-Mahl/ das Begraͤbnuͤß
beſtellen. Du Seligſte Seele! Hatteſt gewiß deß Todes
Commiſſion im verborgenen vernommen/ uud wolteſt eher
Heimfuͤhrung im Himmel/ als Hochzeit auff Erden
halten. Verlanget jhr Jhre geſtuͤckte Kleider zu ſehen;
der Heilige Geiſt hatte ſie nicht vergebens in Jhrer Werck-
ſtatt gehabt. Dort prangete das geſtuͤckte Bild der Liebe
GOttes/ hier die Taͤublein der Geduld/ dort das Laͤmli-
chen der Geduld und Sitſamkeit/ hier die Palme der Be-
ſtaͤndigkeit. Wer kan laͤugnen/ daß Sie nicht eine fleiſſige
Beterin/
eine andaͤchtige Zuhoͤrerin/ eine gehorſame
Tochter/
und in Worten und Geberden eine eingezo-
gene und zuͤchtige Jungfrau
geweſen. Sagt nicht/
Sie ſey in Blattern geſtorben. Jch ſage/ Sie hatte in
Blattern/ das rechte geſtuͤckte Braut-Kleid an. Als Cleo-
patra
jhr mit zwey Natter-Stichen das Leben nahm/ ſchrei-
bet der Hiſtoricus, man habe nicht mehr/ als zwey rothe
Flecken geſehen. Unſerer Seligſten Jungfrauen Braut

Blattern/
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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672], S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354527/20>, abgerufen am 24.04.2024.