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Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].

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unerforschliche Geheimnüß nicht. Wo ist die Zunge/ wel-
che diese nnaußsprechliche Worte außreden könte. Uber
dieses ist die Decke der Sterbligkeit entzwischen gezogen/ daß
wir in die volle Herrligkeit nicht dringen können. Esaias
Esa. LXV. 14.aber saget gar viel zum Nachdencken/ sie sollen frölich seyn/
und für gutem Muthe jauchtzen. Behaltet diese Anmer-
ckungen.

Der Tod hat durch das Leiden Christi/ in Ansehung
der Frommen gar eine gewüntschte Commission kriget.
Vorhin war er ein Fürst deß Schreckens. Jetzo ist er ein
Bothe/ welcher der Braut Christi die fröliche Zeit zur
Heimführung anmeldet. Er ist dem Engel Petri gleich/
welcher Petro die Ketten/ sampt den Fesseln aufflösete/ das
Gefängnüß öffnete/ und sagte/ stehe auff. Wer wil sich
fürm Tode entsetzen. Freuen wir uns Christi Bräute zu seyn/
so last uns auch den Tod mit lachenden Augen wilkommen
heissen. Denn er thut anders nichts/ als daß er die Bande
unserer Sünde und deß Elendes aufflöset und saget: Stehe
auff/ du solt zum Bräutigam kommen.

Wem der Tod die Zeit zur Heimführung anmelden
soll/ muß in gestückten Kleidern angetroffen werden/ also
daß ein Christe sich in der Außübung seines Glaubens/ im
Stande guter Wercke/ und mit wenigen/ in dem erneuerten
Bilde GOttes finden lasse. Ach! Warumb wolten wir
uns deß Glaubens rühmen/ und jhn nicht lieber erweisen.
Warumb wolten wir uns mehr Früchte der Gottseligkeit
einbilden/ als selbige wahrhafftig lieffern. Wo der H.
Geist uns in seiner Arbeit hat/ da stücket und mahlet er kein
ander Bild an unsern Braut-Rock/ als das Bild Gottes/
durch die tägliche Erneurung deß Geistes in unserm Gemüte.
2. Cor. III.Wir werden verkläret in dasselbige Bild/ von einer
Klarheit zur andern/ als vom Geiste deß HERRN/

schreibet Paulus.

Wahre

unerforſchliche Geheimnuͤß nicht. Wo iſt die Zunge/ wel-
che dieſe nnaußſprechliche Worte außreden koͤnte. Uber
dieſes iſt die Decke der Sterbligkeit entzwiſchen gezogen/ daß
wir in die volle Herꝛligkeit nicht dringen koͤnnen. Eſaias
Eſa. LXV. 14.aber ſaget gar viel zum Nachdencken/ ſie ſollen froͤlich ſeyn/
und fuͤr gutem Muthe jauchtzen. Behaltet dieſe Anmer-
ckungen.

Der Tod hat durch das Leiden Chriſti/ in Anſehung
der Frommen gar eine gewuͤntſchte Commiſſion kriget.
Vorhin war er ein Fuͤrſt deß Schreckens. Jetzo iſt er ein
Bothe/ welcher der Braut Chriſti die froͤliche Zeit zur
Heimfuͤhrung anmeldet. Er iſt dem Engel Petri gleich/
welcher Petro die Ketten/ ſampt den Feſſeln auffloͤſete/ das
Gefaͤngnuͤß oͤffnete/ und ſagte/ ſtehe auff. Wer wil ſich
fuͤrm Tode entſetzen. Freuen wir uns Chriſti Braͤute zu ſeyn/
ſo laſt uns auch den Tod mit lachenden Augen wilkommen
heiſſen. Denn er thut anders nichts/ als daß er die Bande
unſerer Suͤnde und deß Elendes auffloͤſet und ſaget: Stehe
auff/ du ſolt zum Braͤutigam kommen.

Wem der Tod die Zeit zur Heimfuͤhrung anmelden
ſoll/ muß in geſtuͤckten Kleidern angetroffen werden/ alſo
daß ein Chriſte ſich in der Außuͤbung ſeines Glaubens/ im
Stande guter Wercke/ und mit wenigen/ in dem erneuerten
Bilde GOttes finden laſſe. Ach! Warumb wolten wir
uns deß Glaubens ruͤhmen/ und jhn nicht lieber erweiſen.
Warumb wolten wir uns mehr Fruͤchte der Gottſeligkeit
einbilden/ als ſelbige wahrhafftig lieffern. Wo der H.
Geiſt uns in ſeiner Arbeit hat/ da ſtuͤcket und mahlet er kein
ander Bild an unſern Braut-Rock/ als das Bild Gottes/
durch die taͤgliche Erneurung deß Geiſtes in unſerm Gemuͤte.
2. Cor. III.Wir werden verklaͤret in daſſelbige Bild/ von einer
Klarheit zur andern/ als vom Geiſte deß HERRN/

ſchreibet Paulus.

Wahre
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[[18]/0018] unerforſchliche Geheimnuͤß nicht. Wo iſt die Zunge/ wel- che dieſe nnaußſprechliche Worte außreden koͤnte. Uber dieſes iſt die Decke der Sterbligkeit entzwiſchen gezogen/ daß wir in die volle Herꝛligkeit nicht dringen koͤnnen. Eſaias aber ſaget gar viel zum Nachdencken/ ſie ſollen froͤlich ſeyn/ und fuͤr gutem Muthe jauchtzen. Behaltet dieſe Anmer- ckungen. Eſa. LXV. 14. Der Tod hat durch das Leiden Chriſti/ in Anſehung der Frommen gar eine gewuͤntſchte Commiſſion kriget. Vorhin war er ein Fuͤrſt deß Schreckens. Jetzo iſt er ein Bothe/ welcher der Braut Chriſti die froͤliche Zeit zur Heimfuͤhrung anmeldet. Er iſt dem Engel Petri gleich/ welcher Petro die Ketten/ ſampt den Feſſeln auffloͤſete/ das Gefaͤngnuͤß oͤffnete/ und ſagte/ ſtehe auff. Wer wil ſich fuͤrm Tode entſetzen. Freuen wir uns Chriſti Braͤute zu ſeyn/ ſo laſt uns auch den Tod mit lachenden Augen wilkommen heiſſen. Denn er thut anders nichts/ als daß er die Bande unſerer Suͤnde und deß Elendes auffloͤſet und ſaget: Stehe auff/ du ſolt zum Braͤutigam kommen. Wem der Tod die Zeit zur Heimfuͤhrung anmelden ſoll/ muß in geſtuͤckten Kleidern angetroffen werden/ alſo daß ein Chriſte ſich in der Außuͤbung ſeines Glaubens/ im Stande guter Wercke/ und mit wenigen/ in dem erneuerten Bilde GOttes finden laſſe. Ach! Warumb wolten wir uns deß Glaubens ruͤhmen/ und jhn nicht lieber erweiſen. Warumb wolten wir uns mehr Fruͤchte der Gottſeligkeit einbilden/ als ſelbige wahrhafftig lieffern. Wo der H. Geiſt uns in ſeiner Arbeit hat/ da ſtuͤcket und mahlet er kein ander Bild an unſern Braut-Rock/ als das Bild Gottes/ durch die taͤgliche Erneurung deß Geiſtes in unſerm Gemuͤte. Wir werden verklaͤret in daſſelbige Bild/ von einer Klarheit zur andern/ als vom Geiſte deß HERRN/ ſchreibet Paulus. 2. Cor. III. Wahre

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672], S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354527/18>, abgerufen am 25.04.2024.