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Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].

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Augen/ die Jhre fromme und keusche Seele/ als ein ander
Seraph/ mit zweyen Flügeln bedecken solte. Was ist ge-
meiners/ denn solches Frauen-Zimmer antreffen/ die in jhrer
Kleider-Art/ nichts als lauter offene Augen haben/ umb da-
durch in jhr Hertze zusehen/ das lauter Eitelkeit und Geilheit
darinnen/ als in einem eignen Neste wohne. Schweig
Petroni mit deiner Frage: Jsts auch billich einen ge-
webten Wind umbhüllen/ und einem Nebel von Lein-
wand nackend gehen?
Halt inne Seneca mit deinem Ur-
theil: Jch sehe seidene Kleider/ wo man sie Kleider nen-
nen darff/ an welchen nichtes/ was den Leib/ oder die
Schamhafftigkeit beschirmen könte.
(*) Es ist noch
solch Frauen-Zimmer unter den Christen/ das unter einem
Nebel von Leinwand seine nackte Glieder/ welche die Scham-
hafftigkeit zudecken heisset/ helle gnug zeiget/ und in solcher
Kleider-Art pranget/ womit es seine Ehre mehr feil beut/ als
verbirget. Unsere Selige Verlobte/ trug euserliche Klei-
der/ welche Jhr der Stand wol befuhl/ aber jhre Fröm-
migkeit zu einem Kennzeichen Jhrer Keuschheit bereitete.
Jhre Kleider hielt sie für einen Schild Jhre Gesundheit zu
beschirmen/ und trug sie als Lorbeer-Blätter/ daß sie bald
über diese Eitelkeiten und sich selbst siegen würde. Von
innen war alle Jhr schönster Schmuck. Jhren Purpur
ferbete Sie Jhr in den blutigen Wunden Christi; Jhre
Seiden wusch Sie in seiner Unschuld. Jhr Gold brach
Sie auß der Klufft seines Verdienstes. Jhre schönste Mo-
de war das Kleid deß Heiles und der Gerechtigkeit. Gedulte
dich indessen noch ein wenig in deinem Braut-Hause/ du
keusche Verlobte. Wir müssen weiter gehen/ und die
Braut JEsus in Jhrer offentlichen Heimführung an-
schauen: David saget: Man führet Sie in gestückten
Kleidern zum Könige.
Hier finden sich gewisse Umb-

stände/

Augen/ die Jhre fromme und keuſche Seele/ als ein ander
Seraph/ mit zweyen Fluͤgeln bedecken ſolte. Was iſt ge-
meiners/ denn ſolches Frauen-Zimmer antreffen/ die in jhrer
Kleider-Art/ nichts als lauter offene Augen haben/ umb da-
durch in jhr Hertze zuſehen/ das lauter Eitelkeit und Geilheit
darinnen/ als in einem eignen Neſte wohne. Schweig
Petroni mit deiner Frage: Jſts auch billich einen ge-
webten Wind umbhuͤllen/ und einem Nebel von Lein-
wand nackend gehen?
Halt inne Seneca mit deinem Ur-
theil: Jch ſehe ſeidene Kleider/ wo man ſie Kleider nen-
nen darff/ an welchen nichtes/ was den Leib/ oder die
Schamhafftigkeit beſchirmen koͤnte.
(*) Es iſt noch
ſolch Frauen-Zimmer unter den Chriſten/ das unter einem
Nebel von Leinwand ſeine nackte Glieder/ welche die Scham-
hafftigkeit zudecken heiſſet/ helle gnug zeiget/ und in ſolcher
Kleider-Art pranget/ womit es ſeine Ehre mehr feil beut/ als
verbirget. Unſere Selige Verlobte/ trug euſerliche Klei-
der/ welche Jhr der Stand wol befuhl/ aber jhre Froͤm-
migkeit zu einem Kennzeichen Jhrer Keuſchheit bereitete.
Jhre Kleider hielt ſie fuͤr einen Schild Jhre Geſundheit zu
beſchirmen/ und trug ſie als Lorbeer-Blaͤtter/ daß ſie bald
uͤber dieſe Eitelkeiten und ſich ſelbſt ſiegen wuͤrde. Von
innen war alle Jhr ſchoͤnſter Schmuck. Jhren Purpur
ferbete Sie Jhr in den blutigen Wunden Chriſti; Jhre
Seiden wuſch Sie in ſeiner Unſchuld. Jhr Gold brach
Sie auß der Klufft ſeines Verdienſtes. Jhre ſchoͤnſte Mo-
de war das Kleid deß Heiles und der Gerechtigkeit. Gedulte
dich indeſſen noch ein wenig in deinem Braut-Hauſe/ du
keuſche Verlobte. Wir muͤſſen weiter gehen/ und die
Braut JEſus in Jhrer offentlichen Heimfuͤhrung an-
ſchauen: David ſaget: Man fuͤhret Sie in geſtuͤckten
Kleidern zum Koͤnige.
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[[14]/0014] Augen/ die Jhre fromme und keuſche Seele/ als ein ander Seraph/ mit zweyen Fluͤgeln bedecken ſolte. Was iſt ge- meiners/ denn ſolches Frauen-Zimmer antreffen/ die in jhrer Kleider-Art/ nichts als lauter offene Augen haben/ umb da- durch in jhr Hertze zuſehen/ das lauter Eitelkeit und Geilheit darinnen/ als in einem eignen Neſte wohne. Schweig Petroni mit deiner Frage: Jſts auch billich einen ge- webten Wind umbhuͤllen/ und einem Nebel von Lein- wand nackend gehen? Halt inne Seneca mit deinem Ur- theil: Jch ſehe ſeidene Kleider/ wo man ſie Kleider nen- nen darff/ an welchen nichtes/ was den Leib/ oder die Schamhafftigkeit beſchirmen koͤnte. ⁽*⁾ Es iſt noch ſolch Frauen-Zimmer unter den Chriſten/ das unter einem Nebel von Leinwand ſeine nackte Glieder/ welche die Scham- hafftigkeit zudecken heiſſet/ helle gnug zeiget/ und in ſolcher Kleider-Art pranget/ womit es ſeine Ehre mehr feil beut/ als verbirget. Unſere Selige Verlobte/ trug euſerliche Klei- der/ welche Jhr der Stand wol befuhl/ aber jhre Froͤm- migkeit zu einem Kennzeichen Jhrer Keuſchheit bereitete. Jhre Kleider hielt ſie fuͤr einen Schild Jhre Geſundheit zu beſchirmen/ und trug ſie als Lorbeer-Blaͤtter/ daß ſie bald uͤber dieſe Eitelkeiten und ſich ſelbſt ſiegen wuͤrde. Von innen war alle Jhr ſchoͤnſter Schmuck. Jhren Purpur ferbete Sie Jhr in den blutigen Wunden Chriſti; Jhre Seiden wuſch Sie in ſeiner Unſchuld. Jhr Gold brach Sie auß der Klufft ſeines Verdienſtes. Jhre ſchoͤnſte Mo- de war das Kleid deß Heiles und der Gerechtigkeit. Gedulte dich indeſſen noch ein wenig in deinem Braut-Hauſe/ du keuſche Verlobte. Wir muͤſſen weiter gehen/ und die Braut JEſus in Jhrer offentlichen Heimfuͤhrung an- ſchauen: David ſaget: Man fuͤhret Sie in geſtuͤckten Kleidern zum Koͤnige. Hier finden ſich gewiſſe Umb- ſtaͤnde/

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672], S. [14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354527/14>, abgerufen am 24.04.2024.