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Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

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Christliche Leich-Predigt.
Liebe und Barmhertzigkeit/ das dienet nur den Gefässern der
Barmhertzigkeit/
nicht aber den Gefässern des Zorns. So
Rom. 9.
--22, 23.
distinguirt sie Paulus zun Römern am neunden Capittel. Es
dienet nur den Außerwählten.

Occ. Hier aber würde jemand sagen: Bin Jch denn
nicht auch ein Außerwählter?
Resp. Warumb nicht? Wer
sagts du seysts nicht? Das mag gar wohl seyn: Jch wil dich nicht
verdammen. Aber/ so lange du deinen Beruff und Gnaden-
Wahl nicht feste machest/ und Sie beweisest durch Liebe/
Gottes-Furcht/ Gottseeligkeit/
so hast du dich der starcken Lie-
be GOttes/ und derselbigen Krafft/ nicht zugetrösten. Die al-
lein/ die den HErren fürchten/ mögen sagen: Seine Gütte
Psal. 118, 4.währet ewiglich/ im hundert und achtzehenden Psalm. Und
die allein/ die den HErren fürchten/ mögen auch auff Jhn
hoffen: Er ist jhre Hülffe und Schild.
nach dem hundert und
Psal. 115, 11.funffzehenden Psalm. Sie sollen wissen:

2. Es sey ein Zeichen eines recht Gottlosen Menschen/
die Liebe und Gnade Gottes auff Muthwillen und Sicher-
heit zu ziehen/
Und darumb wollen böß seyn/ weil GOtt gut ist.
Jst dein Auge darumb ein Schalck? daß Jch so güttig bin! spricht
Matt. 20, 15.Christus/ Matthäi am zwantzigsten Capittel. Zu sagen: Bin
ich erwehlet? so mag ich leben wie ich wil/ thun was ich wil/ etc. das
wird mir nicht schaden/ GOttes kräfftige Liebe/ wird mich doch
kräfftig ziehen/ etc. Bin ich aber nicht erwehlt/ sondern verworf-
fen/ versehen zur ewigen Verdamnüß: Jch mag so fromm seyn
als ich wil/ so wird mir das nicht helffen. Gottes Liebe wird mich
nicht ziehen/ etc. Das ist eine Lästerung einer ruchlosen verzweif-
felten Zungen. HErr JESU! das ist die Stimme deines
Feindes der anklopffet.
Wer so redt/ beweiset in der That/
daß er nicht außerwehlt/ sondern verworffen/ Gott-loß und ein
Verächter der Liebe Gottes. Er sey Calvinisch oder Reformirt etc.
Sie sollen wissen/ daß:

Die

Chriſtliche Leich-Predigt.
Liebe und Barmhertzigkeit/ das dienet nur den Gefaͤſſern der
Barmhertzigkeit/
nicht aber den Gefaͤſſern des Zorns. So
Rom. 9.
--22, 23.
diſtinguirt ſie Paulus zun Roͤmern am neunden Capittel. Es
dienet nur den Außerwaͤhlten.

Occ. Hier aber wuͤrde jemand ſagen: Bin Jch denn
nicht auch ein Außerwaͤhlter?
Reſp. Warumb nicht? Wer
ſagts du ſeyſts nicht? Das mag gar wohl ſeyn: Jch wil dich nicht
verdammen. Aber/ ſo lange du deinen Beruff und Gnaden-
Wahl nicht feſte macheſt/ und Sie beweiſeſt durch Liebe/
Gottes-Furcht/ Gottſeeligkeit/
ſo haſt du dich der ſtarcken Lie-
be GOttes/ und derſelbigen Krafft/ nicht zugetroͤſten. Die al-
lein/ die den HErren fuͤrchten/ moͤgen ſagen: Seine Guͤtte
Pſal. 118, 4.waͤhret ewiglich/ im hundert und achtzehenden Pſalm. Und
die allein/ die den HErren fuͤrchten/ moͤgen auch auff Jhn
hoffen: Er iſt jhre Huͤlffe und Schild.
nach dem hundert und
Pſal. 115, 11.funffzehenden Pſalm. Sie ſollen wiſſen:

2. Es ſey ein Zeichen eines recht Gottloſen Menſchen/
die Liebe und Gnade Gottes auff Muthwillen und Sicher-
heit zu ziehen/
Und darumb wollen boͤß ſeyn/ weil GOtt gut iſt.
Jſt dein Auge darumb ein Schalck? daß Jch ſo guͤttig bin! ſpricht
Matt. 20, 15.Chriſtus/ Matthaͤi am zwantzigſten Capittel. Zu ſagen: Bin
ich erwehlet? ſo mag ich leben wie ich wil/ thun was ich wil/ ꝛc. das
wird mir nicht ſchaden/ GOttes kraͤfftige Liebe/ wird mich doch
kraͤfftig ziehen/ ꝛc. Bin ich aber nicht erwehlt/ ſondern verworf-
fen/ verſehen zur ewigen Verdamnuͤß: Jch mag ſo fromm ſeyn
als ich wil/ ſo wird mir das nicht helffen. Gottes Liebe wird mich
nicht ziehen/ ꝛc. Das iſt eine Laͤſterung einer ruchloſen verzweif-
felten Zungen. HErꝛ JESU! das iſt die Stimme deines
Feindes der anklopffet.
Wer ſo redt/ beweiſet in der That/
daß er nicht außerwehlt/ ſondern verworffen/ Gott-loß und ein
Veraͤchter der Liebe Gottes. Er ſey Calviniſch oder Reformirt ꝛc.
Sie ſollen wiſſen/ daß:

Die
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[26/0028] Chriſtliche Leich-Predigt. Liebe und Barmhertzigkeit/ das dienet nur den Gefaͤſſern der Barmhertzigkeit/ nicht aber den Gefaͤſſern des Zorns. So diſtinguirt ſie Paulus zun Roͤmern am neunden Capittel. Es dienet nur den Außerwaͤhlten. Rom. 9. --22, 23. Occ. Hier aber wuͤrde jemand ſagen: Bin Jch denn nicht auch ein Außerwaͤhlter? Reſp. Warumb nicht? Wer ſagts du ſeyſts nicht? Das mag gar wohl ſeyn: Jch wil dich nicht verdammen. Aber/ ſo lange du deinen Beruff und Gnaden- Wahl nicht feſte macheſt/ und Sie beweiſeſt durch Liebe/ Gottes-Furcht/ Gottſeeligkeit/ ſo haſt du dich der ſtarcken Lie- be GOttes/ und derſelbigen Krafft/ nicht zugetroͤſten. Die al- lein/ die den HErren fuͤrchten/ moͤgen ſagen: Seine Guͤtte waͤhret ewiglich/ im hundert und achtzehenden Pſalm. Und die allein/ die den HErren fuͤrchten/ moͤgen auch auff Jhn hoffen: Er iſt jhre Huͤlffe und Schild. nach dem hundert und funffzehenden Pſalm. Sie ſollen wiſſen: Pſal. 118, 4. Pſal. 115, 11. 2. Es ſey ein Zeichen eines recht Gottloſen Menſchen/ die Liebe und Gnade Gottes auff Muthwillen und Sicher- heit zu ziehen/ Und darumb wollen boͤß ſeyn/ weil GOtt gut iſt. Jſt dein Auge darumb ein Schalck? daß Jch ſo guͤttig bin! ſpricht Chriſtus/ Matthaͤi am zwantzigſten Capittel. Zu ſagen: Bin ich erwehlet? ſo mag ich leben wie ich wil/ thun was ich wil/ ꝛc. das wird mir nicht ſchaden/ GOttes kraͤfftige Liebe/ wird mich doch kraͤfftig ziehen/ ꝛc. Bin ich aber nicht erwehlt/ ſondern verworf- fen/ verſehen zur ewigen Verdamnuͤß: Jch mag ſo fromm ſeyn als ich wil/ ſo wird mir das nicht helffen. Gottes Liebe wird mich nicht ziehen/ ꝛc. Das iſt eine Laͤſterung einer ruchloſen verzweif- felten Zungen. HErꝛ JESU! das iſt die Stimme deines Feindes der anklopffet. Wer ſo redt/ beweiſet in der That/ daß er nicht außerwehlt/ ſondern verworffen/ Gott-loß und ein Veraͤchter der Liebe Gottes. Er ſey Calviniſch oder Reformirt ꝛc. Sie ſollen wiſſen/ daß: Matt. 20, 15. Die

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Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/28>, abgerufen am 28.03.2024.