Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche Leich-Predigt.

Warumb denn? wird vielleicht iemand sagen? Warumb thut
das GOTT? Nur seinem Volck? Nur seinen Außerwählten?
Warumm nicht auch denGottlosen/ Halsstarrigen/ Unbußfertigen?
Könte Er Sie nicht auch ziehen/ ja zwingen/ daß sie sich bekehren?

Resp. Darauff kan ich nicht antworten/ Es ist mir zu hoch!
Jch rede aber mit der Schrifft/ wenn ich sage: GOTT thuts

Erstlich. Weils Jhm so gefällt. Ja Vatter/ Es ist also
wohl-gefällig gewesen bey dir!
Matthäi am eilfften Capittel.Matth. 11.
Er erbarmet sich wessen Er wil/ und verstockt wen Er wil.
Zun Römern am neunden Capittel.Rom. 9 -18

Zum Andern. Weil es so seine Ewige Gnaden-Wahl
mit sich bringt. Er hat uns erwehlet in Christo/ ehe denn der
Welt-Grund geleget war.
zun Ephesern am ersten Capittel.Eph. 1.
Und hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.

Usus. Wehm soll ich aber diesen Punct vortragen? Wer
soll sich desselben frey annehmen?
Wer ist geschickt denselben
Jhme selbst zu nutz zu machen? Jhrer sind viel die sich stossen an
dem Wort
(saget Petrus in der ersten Epistel am andern Cap.)1. Ep. 2, 8.
je und je in der Kirchen Gottes. Viel aber auch die sich mißbrau-
chen des Worts/ wenden es an zur Sicherheit/ zur Gottlosig-
keit in der Gemeine Gottes.

An die aber muß ich mich nicht kehren. Der Kinder Brod
muß darumb jhnen nicht versagt werden/ weil etwan die
Hunde darnach gaffen/
wenn es unter Sie außgetheilet wird.

Ehe ich nun dieses Himmel-Brod den Kindern dar-reiche/
und die Lehre/ auff die jenigen applicire, dehnen Sie eigentlich ge-
höret; So wil ich zuvor die Hunde wegtreiben; das ist/ sichere
unbußfertige Sünder/
welche die Gnade GOttes auff Muth-
willen ziehen/ bedräuen und warnen/ daß sie sich dieses Tro-
stes/ von der Krafft der Göttlichen Liebe und jhrem starcken Zug/
gar nicht anzunehmen haben. Denn: Diese sollen wissen: daß

1. Alles/ was wir in der Schrifft finden/ von GOttes

Liebe
D
Chriſtliche Leich-Predigt.

Warumb deñ? wird vielleicht iemand ſagen? Warumb thut
das GOTT? Nur ſeinem Volck? Nur ſeinen Außerwaͤhlten?
Warum̃ nicht auch denGottloſen/ Halsſtarrigen/ Unbußfertigen?
Koͤnte Er Sie nicht auch ziehen/ ja zwingen/ daß ſie ſich bekehren?

Reſp. Darauff kan ich nicht antworten/ Es iſt mir zu hoch!
Jch rede aber mit der Schrifft/ wenn ich ſage: GOTT thuts

Erſtlich. Weils Jhm ſo gefaͤllt. Ja Vatter/ Es iſt alſo
wohl-gefaͤllig geweſen bey dir!
Matthaͤi am eilfften Capittel.Matth. 11.
Er erbarmet ſich weſſen Er wil/ und verſtockt wen Er wil.
Zun Roͤmern am neunden Capittel.Rom. 9 -18

Zum Andern. Weil es ſo ſeine Ewige Gnaden-Wahl
mit ſich bringt. Er hat uns erwehlet in Chriſto/ ehe deñ der
Welt-Grund geleget war.
zun Epheſern am erſten Capittel.Eph. 1.
Und hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.

Uſus. Wehm ſoll ich aber dieſen Punct vortragen? Wer
ſoll ſich deſſelben frey annehmen?
Wer iſt geſchickt denſelben
Jhme ſelbſt zu nutz zu machen? Jhrer ſind viel die ſich ſtoſſen an
dem Wort
(ſaget Petrus in der erſten Epiſtel am andern Cap.)1. Ep. 2, 8.
je und je in der Kirchen Gottes. Viel aber auch die ſich mißbrau-
chen des Worts/ wenden es an zur Sicherheit/ zur Gottloſig-
keit in der Gemeine Gottes.

An die aber muß ich mich nicht kehren. Der Kinder Brod
muß darumb jhnen nicht verſagt werden/ weil etwan die
Hunde darnach gaffen/
wenn es unter Sie außgetheilet wird.

Ehe ich nun dieſes Himmel-Brod den Kindern dar-reiche/
und die Lehre/ auff die jenigen applicire, dehnen Sie eigentlich ge-
höret; So wil ich zuvor die Hunde wegtreiben; das iſt/ ſichere
unbußfertige Suͤnder/
welche die Gnade GOttes auff Muth-
willen ziehen/ bedraͤuen und warnen/ daß ſie ſich dieſes Tro-
ſtes/ von der Krafft der Göttlichen Liebe und jhrem ſtarcken Zug/
gar nicht anzunehmen haben. Denn: Dieſe ſollen wiſſen: daß

1. Alles/ was wir in der Schrifft finden/ von GOttes

Liebe
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0027" n="25"/>
            <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi> </fw><lb/>
            <p>Warumb den&#x0303;? wird vielleicht iemand &#x017F;agen? Warumb thut<lb/>
das GOTT? Nur &#x017F;einem Volck? Nur &#x017F;einen Außerwa&#x0364;hlten?<lb/>
Warum&#x0303; nicht auch denGottlo&#x017F;en/ Hals&#x017F;tarrigen/ Unbußfertigen?<lb/>
Ko&#x0364;nte Er Sie nicht auch ziehen/ ja zwingen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich bekehren?</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Re&#x017F;p.</hi> Darauff kan ich nicht antworten/ Es i&#x017F;t mir zu hoch!<lb/>
Jch rede aber mit der Schrifft/ wenn ich &#x017F;age: GOTT thuts</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich. Weils Jhm &#x017F;o gefa&#x0364;llt. Ja Vatter/ Es i&#x017F;t al&#x017F;o<lb/>
wohl-gefa&#x0364;llig gewe&#x017F;en bey dir!</hi> Mattha&#x0364;i am eilfften Capittel.<note place="right"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 11.</note><lb/><hi rendition="#fr">Er erbarmet &#x017F;ich we&#x017F;&#x017F;en Er wil/ und ver&#x017F;tockt wen Er wil.</hi><lb/>
Zun Ro&#x0364;mern am neunden Capittel.<note place="right"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 9 -18</note></p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Zum Andern. Weil es &#x017F;o &#x017F;eine Ewige Gnaden-Wahl<lb/>
mit &#x017F;ich bringt. Er hat uns erwehlet in Chri&#x017F;to/ ehe den&#x0303; der<lb/>
Welt-Grund geleget war.</hi> zun Ephe&#x017F;ern am er&#x017F;ten Capittel.<note place="right"><hi rendition="#aq">Eph.</hi> 1.</note><lb/><hi rendition="#fr">Und hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.</hi></p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">U&#x017F;us.</hi><hi rendition="#fr">Wehm &#x017F;oll ich aber die&#x017F;en</hi><hi rendition="#aq">Punct</hi><hi rendition="#fr">vortragen? Wer<lb/>
&#x017F;oll &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben frey annehmen?</hi> Wer i&#x017F;t ge&#x017F;chickt den&#x017F;elben<lb/>
Jhme &#x017F;elb&#x017F;t zu nutz zu machen? Jhrer &#x017F;ind viel die <hi rendition="#fr">&#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en an<lb/>
dem Wort</hi> (&#x017F;aget Petrus in der er&#x017F;ten Epi&#x017F;tel am andern Cap.)<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Ep.</hi> 2, 8.</note><lb/>
je und je in der Kirchen Gottes. Viel aber auch die &#x017F;ich mißbrau-<lb/>
chen des Worts/ <hi rendition="#fr">wenden es an zur Sicherheit/</hi> zur Gottlo&#x017F;ig-<lb/>
keit in der Gemeine Gottes.</p><lb/>
            <p>An die aber muß ich mich nicht kehren. <hi rendition="#fr">Der Kinder Brod<lb/>
muß darumb jhnen nicht ver&#x017F;agt werden/ weil etwan die<lb/>
Hunde darnach gaffen/</hi> wenn es unter Sie außgetheilet wird.</p><lb/>
            <p>Ehe ich nun die&#x017F;es Himmel-Brod den Kindern dar-reiche/<lb/>
und die Lehre/ auff die jenigen <hi rendition="#aq">applicire,</hi> dehnen Sie eigentlich ge-<lb/>
höret; So wil ich zuvor <hi rendition="#fr">die Hunde wegtreiben;</hi> das i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">&#x017F;ichere<lb/>
unbußfertige Su&#x0364;nder/</hi> welche die Gnade GOttes auff Muth-<lb/>
willen ziehen/ <hi rendition="#fr">bedra&#x0364;uen und warnen/</hi> daß &#x017F;ie &#x017F;ich die&#x017F;es Tro-<lb/>
&#x017F;tes/ von der Krafft der Göttlichen Liebe und jhrem &#x017F;tarcken Zug/<lb/>
gar nicht anzunehmen haben. Denn: Die&#x017F;e &#x017F;ollen wi&#x017F;&#x017F;en: daß</p><lb/>
            <p>1. <hi rendition="#fr">Alles/ was wir in der Schrifft</hi> finden/ von GOttes<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">D</fw><fw type="catch" place="bottom">Liebe</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0027] Chriſtliche Leich-Predigt. Warumb deñ? wird vielleicht iemand ſagen? Warumb thut das GOTT? Nur ſeinem Volck? Nur ſeinen Außerwaͤhlten? Warum̃ nicht auch denGottloſen/ Halsſtarrigen/ Unbußfertigen? Koͤnte Er Sie nicht auch ziehen/ ja zwingen/ daß ſie ſich bekehren? Reſp. Darauff kan ich nicht antworten/ Es iſt mir zu hoch! Jch rede aber mit der Schrifft/ wenn ich ſage: GOTT thuts Erſtlich. Weils Jhm ſo gefaͤllt. Ja Vatter/ Es iſt alſo wohl-gefaͤllig geweſen bey dir! Matthaͤi am eilfften Capittel. Er erbarmet ſich weſſen Er wil/ und verſtockt wen Er wil. Zun Roͤmern am neunden Capittel. Matth. 11. Rom. 9 -18 Zum Andern. Weil es ſo ſeine Ewige Gnaden-Wahl mit ſich bringt. Er hat uns erwehlet in Chriſto/ ehe deñ der Welt-Grund geleget war. zun Epheſern am erſten Capittel. Und hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten. Eph. 1. Uſus. Wehm ſoll ich aber dieſen Punct vortragen? Wer ſoll ſich deſſelben frey annehmen? Wer iſt geſchickt denſelben Jhme ſelbſt zu nutz zu machen? Jhrer ſind viel die ſich ſtoſſen an dem Wort (ſaget Petrus in der erſten Epiſtel am andern Cap.) je und je in der Kirchen Gottes. Viel aber auch die ſich mißbrau- chen des Worts/ wenden es an zur Sicherheit/ zur Gottloſig- keit in der Gemeine Gottes. 1. Ep. 2, 8. An die aber muß ich mich nicht kehren. Der Kinder Brod muß darumb jhnen nicht verſagt werden/ weil etwan die Hunde darnach gaffen/ wenn es unter Sie außgetheilet wird. Ehe ich nun dieſes Himmel-Brod den Kindern dar-reiche/ und die Lehre/ auff die jenigen applicire, dehnen Sie eigentlich ge- höret; So wil ich zuvor die Hunde wegtreiben; das iſt/ ſichere unbußfertige Suͤnder/ welche die Gnade GOttes auff Muth- willen ziehen/ bedraͤuen und warnen/ daß ſie ſich dieſes Tro- ſtes/ von der Krafft der Göttlichen Liebe und jhrem ſtarcken Zug/ gar nicht anzunehmen haben. Denn: Dieſe ſollen wiſſen: daß 1. Alles/ was wir in der Schrifft finden/ von GOttes Liebe D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354524
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354524/27
Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/27>, abgerufen am 20.04.2024.