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Schweinitz, Georg Hermann von: Auß Gottes Heiligem Rath und Willen Entspringende Ursprungs-Quelle/ Des Endziehls Menschlichen Lebens. Zittau, 1673.

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Abdanckungs-Rede.

Aber wir wissen/ daß kein Oertgen auf dem gantzen
Kreiß der Erden hierinnen priv[i]leg[ir]et und befreyet ist/ und
das der Hormisda mit uns allen erfa[h]r[e]n muß/ daß so wohl
zu Rom als B[i]zanz oder Constantinopel und anderen Ge-
genden der Welt-Kugel/ die Leute sterben. Daher überall
gleiche Sicherheit und Unsicherheit und gleiche Dienstbarkeit
und Freyheit. Keine Vestung ist so wohl vermauret/ kein
Thor so wohl verriegelt/ kein Hauß so wohl verschlossen/ daß
der Tod nicht hierdurch dringen könne. Hingegen auch in
dem schlechsten D[örf]lein lebet man so lange so sicher/ so frey/
als in der besten und stärcksten Verschantzung. Des Höch-
sten gutter und heiliger Wille/ sein allein-weiser unwandelbarer
Rath-Schluß/ ist das Maß unser Thränen/ der Schlüssel
des Lebens und des Todes. Unser Lebens Ziehl stehet in sei-
nen Händen: Er ist/ der die Menschen Kinder lässet sterben/
und spricht/ kommt wieder jhr Menschen Kinder. Rühret
demnach alles unser aufgelegtes Trauren von dem lieben GOtt
her: Er hat nicht allein die Seel. Frau Packischin vor drey
Viertel Jahren zn sich genommen/ sondern auch/ binnen die-
ser kurtzen frist dero treuesten Eh Gemahl/ ein Muster treuer
Eh-Gatten/ ein Ebenbild rechter und aufrichter Ritters- und
Bieders Leute/ die Krohne seines Hauses und den Krantz sei-
ner Standes/ Den weyland Hoch- und Wohl-Edelge-
bohrnen Herrn/ Herrn Hanß Siegmund von Fe-
stenberg Packisch genandt/ Herrn auf Frieders-
dorff/ Wiesenthal/ Ludwigsdorff/ Johnsdorff/
Güßhübel/ Vogelsdorff/ und Neu-Warnsdorff/

wiewohl zu höchster Betrübnüß der wehrtesten Seinigen bald
hernach geholet/ und Jhme jüngsten Himmelfarths-Tage eine
rechte seelige Himmelfarth verliehen. Sein Göttlicher Auß-

spruch
Abdanckungs-Rede.

Aber wir wiſſen/ daß kein Oertgen auf dem gantzen
Kreiß der Erden hierinnen priv[i]leg[ir]et und befreyet iſt/ und
das der Hormisda mit uns allen erfa[h]r[e]n muß/ daß ſo wohl
zu Rom als B[i]zanz oder Conſtantinopel und anderen Ge-
genden der Welt-Kugel/ die Leute ſterben. Daher uͤberall
gleiche Sicherheit und Unſicherheit und gleiche Dienſtbarkeit
und Freyheit. Keine Veſtung iſt ſo wohl vermauret/ kein
Thor ſo wohl verriegelt/ kein Hauß ſo wohl verſchloſſen/ daß
der Tod nicht hierdurch dringen koͤnne. Hingegen auch in
dem ſchlechſten D[örf]lein lebet man ſo lange ſo ſicher/ ſo frey/
als in der beſten und ſtaͤrckſten Verſchantzung. Des Hoͤch-
ſten gutter und heiliger Wille/ ſein allein-weiſer unwandelbarer
Rath-Schluß/ iſt das Maß unſer Thraͤnen/ der Schluͤſſel
des Lebens und des Todes. Unſer Lebens Ziehl ſtehet in ſei-
nen Haͤnden: Er iſt/ der die Menſchen Kinder laͤſſet ſterben/
und ſpricht/ kommt wieder jhr Menſchen Kinder. Ruͤhret
demnach alles unſer aufgelegtes Trauren von dem lieben GOtt
her: Er hat nicht allein die Seel. Frau Packiſchin vor drey
Viertel Jahren zn ſich genommen/ ſondern auch/ binnen die-
ſer kurtzen friſt dero treueſten Eh Gemahl/ ein Muſter treuer
Eh-Gatten/ ein Ebenbild rechter und aufrichter Ritters- und
Bieders Leute/ die Krohne ſeines Hauſes und den Krantz ſei-
ner Standes/ Den weyland Hoch- und Wohl-Edelge-
bohrnen Herrn/ Herrn Hanß Siegmund von Fe-
ſtenberg Packiſch genandt/ Herrn auf Frieders-
dorff/ Wieſenthal/ Ludwigsdorff/ Johnsdorff/
Guͤßhuͤbel/ Vogelsdorff/ und Neu-Warnsdorff/

wiewohl zu hoͤchſter Betruͤbnuͤß der wehrteſten Seinigen bald
hernach geholet/ und Jhme juͤngſten Himmelfarths-Tage eine
rechte ſeelige Himmelfarth verliehen. Sein Goͤttlicher Auß-

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[78/0004] Abdanckungs-Rede. Aber wir wiſſen/ daß kein Oertgen auf dem gantzen Kreiß der Erden hierinnen privilegiret und befreyet iſt/ und das der Hormisda mit uns allen erfahren muß/ daß ſo wohl zu Rom als Bizanz oder Conſtantinopel und anderen Ge- genden der Welt-Kugel/ die Leute ſterben. Daher uͤberall gleiche Sicherheit und Unſicherheit und gleiche Dienſtbarkeit und Freyheit. Keine Veſtung iſt ſo wohl vermauret/ kein Thor ſo wohl verriegelt/ kein Hauß ſo wohl verſchloſſen/ daß der Tod nicht hierdurch dringen koͤnne. Hingegen auch in dem ſchlechſten Dörflein lebet man ſo lange ſo ſicher/ ſo frey/ als in der beſten und ſtaͤrckſten Verſchantzung. Des Hoͤch- ſten gutter und heiliger Wille/ ſein allein-weiſer unwandelbarer Rath-Schluß/ iſt das Maß unſer Thraͤnen/ der Schluͤſſel des Lebens und des Todes. Unſer Lebens Ziehl ſtehet in ſei- nen Haͤnden: Er iſt/ der die Menſchen Kinder laͤſſet ſterben/ und ſpricht/ kommt wieder jhr Menſchen Kinder. Ruͤhret demnach alles unſer aufgelegtes Trauren von dem lieben GOtt her: Er hat nicht allein die Seel. Frau Packiſchin vor drey Viertel Jahren zn ſich genommen/ ſondern auch/ binnen die- ſer kurtzen friſt dero treueſten Eh Gemahl/ ein Muſter treuer Eh-Gatten/ ein Ebenbild rechter und aufrichter Ritters- und Bieders Leute/ die Krohne ſeines Hauſes und den Krantz ſei- ner Standes/ Den weyland Hoch- und Wohl-Edelge- bohrnen Herrn/ Herrn Hanß Siegmund von Fe- ſtenberg Packiſch genandt/ Herrn auf Frieders- dorff/ Wieſenthal/ Ludwigsdorff/ Johnsdorff/ Guͤßhuͤbel/ Vogelsdorff/ und Neu-Warnsdorff/ wiewohl zu hoͤchſter Betruͤbnuͤß der wehrteſten Seinigen bald hernach geholet/ und Jhme juͤngſten Himmelfarths-Tage eine rechte ſeelige Himmelfarth verliehen. Sein Goͤttlicher Auß- ſpruch

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Zitationshilfe: Schweinitz, Georg Hermann von: Auß Gottes Heiligem Rath und Willen Entspringende Ursprungs-Quelle/ Des Endziehls Menschlichen Lebens. Zittau, 1673, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354492b/4>, abgerufen am 28.03.2024.