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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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einer/ welche Gott auff dieser Welt gesteupet/ wie solches seine
vielfältige/ grosse vnd schwere Creutz/ die er gehabt/ mehr dann
zu viel bezeugen.

Der liebe Gott hat jhn hart angegriffen an seinem Leibe
mit mancherley schmertzlichen Zufällen/ sonderlich mit dem
Stein vnd Podagra, daß er offtmals/ wie ein armer Wurm/
gelegen/ vnd sich wol in etlich Tag vnnd Nächten nicht einmal
verwenden können/ wer dieses nicht glauben wolte/ den würde
der Stein vberzeugen/ welcher zwantzig Lot schwer auß seiner
Blasen geschnitten worden. Nichts desto weniger hat ers für ei-
ne geringe Züchtigung gehalten/ vnd alles mit höchster Gedult
erlitten. Wie jhn aber solche Schmertzen zugerichtet haben/
das ist an den heiligen Sontägen zu sehen gewest/ wann er seine
Cantzel bestiegen/ welches ja mit solchem Zittern geschehen/ daß
man befürchtet/ er würde vngefallen nicht herabkommen. Es
ist auch zu sehen gewest an seinem elenden Gang/ sintemal er
gleichsam krum vnd sehr gebucket dahergegangen/ wie von Da-
vid stehet/ Psalm 38. Dannenhero leicht abzunemen/ daß sol-
cher sein schmertzlicher Zustand jhme sein gantzes Ambt vnd alle
desselben Verrichtungen schwer vnd sawr gemacht/ also daß er
mit Schmertzen beten/ mit Schmertzen studiren/ vnnd mit
Schmertzen predigen müssen/ daß er wol hätte sagen vnd kla-
gen mögen: Schawet doch vnd sehet/ ob jrgend ein Schmertzen
sey/ wie mein Schmertzen/ der mich troffen hat? Thren. 1.

Hierzu sind nun kommen die Hauß-Creutze/ welche
auch mancherley gewest/ wie viel Christliche Hertzen wissen/
mit welchen der Selige Herr Prediger gnugsam hätte zu thun
gehabt/ wann er gleich sonst keine andere Creutz gehabt hätte. A-
ber noch nicht genug.

Er muste auch Ambts-Creutze haben. Dann obwol
der liebe GOtt durch diesen Mann viel Gutes in dieser Stadt
außgerichtet; in deme man/ auff sein everiges Predigen vnd fleis-

siges
C iij

einer/ welche Gott auff dieſer Welt geſteupet/ wie ſolches ſeine
vielfaͤltige/ groſſe vnd ſchwere Creutz/ die er gehabt/ mehr dann
zu viel bezeugen.

Der liebe Gott hat jhn hart angegriffen an ſeinem Leibe
mit mancherley ſchmertzlichen Zufaͤllen/ ſonderlich mit dem
Stein vnd Podagra, daß er offtmals/ wie ein armer Wurm/
gelegen/ vnd ſich wol in etlich Tag vnnd Naͤchten nicht einmal
verwenden koͤnnen/ wer dieſes nicht glauben wolte/ den wuͤrde
der Stein vberzeugen/ welcher zwantzig Lot ſchwer auß ſeiner
Blaſen geſchnitten worden. Nichts deſto weniger hat ers fuͤr ei-
ne geringe Zuͤchtigung gehalten/ vnd alles mit hoͤchſter Gedult
erlitten. Wie jhn aber ſolche Schmertzen zugerichtet haben/
das iſt an den heiligen Sontaͤgen zu ſehen geweſt/ wann er ſeine
Cantzel beſtiegen/ welches ja mit ſolchem Zittern geſchehen/ daß
man befuͤrchtet/ er wuͤrde vngefallen nicht herabkommen. Es
iſt auch zu ſehen geweſt an ſeinem elenden Gang/ ſintemal er
gleichſam krum vnd ſehr gebucket dahergegangen/ wie von Da-
vid ſtehet/ Pſalm 38. Dannenhero leicht abzunemen/ daß ſol-
cher ſein ſchmertzlicher Zuſtand jhme ſein gantzes Ambt vnd alle
deſſelben Verrichtungen ſchwer vnd ſawr gemacht/ alſo daß er
mit Schmertzen beten/ mit Schmertzen ſtudiren/ vnnd mit
Schmertzen predigen muͤſſen/ daß er wol haͤtte ſagen vnd kla-
gen moͤgen: Schawet doch vnd ſehet/ ob jrgend ein Schmertzen
ſey/ wie mein Schmertzen/ der mich troffen hat? Thren. 1.

Hierzu ſind nun kommen die Hauß-Creutze/ welche
auch mancherley geweſt/ wie viel Chriſtliche Hertzen wiſſen/
mit welchen der Selige Herr Prediger gnugſam haͤtte zu thun
gehabt/ wann er gleich ſonſt keine andere Creutz gehabt haͤtte. A-
ber noch nicht genug.

Er muſte auch Ambts-Creutze haben. Dann obwol
der liebe GOtt durch dieſen Mann viel Gutes in dieſer Stadt
außgerichtet; in deme man/ auff ſein everiges Predigen vnd fleiſ-

ſiges
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[16/0023] einer/ welche Gott auff dieſer Welt geſteupet/ wie ſolches ſeine vielfaͤltige/ groſſe vnd ſchwere Creutz/ die er gehabt/ mehr dann zu viel bezeugen. Der liebe Gott hat jhn hart angegriffen an ſeinem Leibe mit mancherley ſchmertzlichen Zufaͤllen/ ſonderlich mit dem Stein vnd Podagra, daß er offtmals/ wie ein armer Wurm/ gelegen/ vnd ſich wol in etlich Tag vnnd Naͤchten nicht einmal verwenden koͤnnen/ wer dieſes nicht glauben wolte/ den wuͤrde der Stein vberzeugen/ welcher zwantzig Lot ſchwer auß ſeiner Blaſen geſchnitten worden. Nichts deſto weniger hat ers fuͤr ei- ne geringe Zuͤchtigung gehalten/ vnd alles mit hoͤchſter Gedult erlitten. Wie jhn aber ſolche Schmertzen zugerichtet haben/ das iſt an den heiligen Sontaͤgen zu ſehen geweſt/ wann er ſeine Cantzel beſtiegen/ welches ja mit ſolchem Zittern geſchehen/ daß man befuͤrchtet/ er wuͤrde vngefallen nicht herabkommen. Es iſt auch zu ſehen geweſt an ſeinem elenden Gang/ ſintemal er gleichſam krum vnd ſehr gebucket dahergegangen/ wie von Da- vid ſtehet/ Pſalm 38. Dannenhero leicht abzunemen/ daß ſol- cher ſein ſchmertzlicher Zuſtand jhme ſein gantzes Ambt vnd alle deſſelben Verrichtungen ſchwer vnd ſawr gemacht/ alſo daß er mit Schmertzen beten/ mit Schmertzen ſtudiren/ vnnd mit Schmertzen predigen muͤſſen/ daß er wol haͤtte ſagen vnd kla- gen moͤgen: Schawet doch vnd ſehet/ ob jrgend ein Schmertzen ſey/ wie mein Schmertzen/ der mich troffen hat? Thren. 1. Hierzu ſind nun kommen die Hauß-Creutze/ welche auch mancherley geweſt/ wie viel Chriſtliche Hertzen wiſſen/ mit welchen der Selige Herr Prediger gnugſam haͤtte zu thun gehabt/ wann er gleich ſonſt keine andere Creutz gehabt haͤtte. A- ber noch nicht genug. Er muſte auch Ambts-Creutze haben. Dann obwol der liebe GOtt durch dieſen Mann viel Gutes in dieſer Stadt außgerichtet; in deme man/ auff ſein everiges Predigen vnd fleiſ- ſiges C iij

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/23>, abgerufen am 28.03.2024.