Trostpredigt
Von dem spruch Pauli / Roman. 8.
Ist Gott für vns / wer mag wieder
vns sein etc.
Gethan
Bey der Begrebnis
Der Edlen vñd viel-
tugentsamen Frawen / Magdalena /
gebornen von Stöckem / Des Edlen
vnd Ehrnuesten Frantzen von Rheden/
F. B. Hoffmarschalcks zu Wol-
fenbüttel ehelichen Hausfrau-
wen/den 18. Januarij
Anno 1592.
Durch
Basilium Satler D. Braunschweigischen
Hoffprediger zu Wolffenbüttel.
Heinrichstadt
Durch Conradum Horn / Im Jahr 1592.
Epitaphium.
Mag dala Stockhemiae stirpis generosa propago, Redeniae decus & pulcra corona domus. Corporis exuvijs hac est tellure sepulta, Septimi ubi partus victa dolore fuit. Spiritus aethereâ laetus sed in arce triumphans, Praemia pro paruo magna labore capit. Te duce Christe, brevi redeant in corpora mentes, Et canat angelicus claßica laeta chorus.
Rom. 8.
WAs wöllen wir dañ weiter sagen? Ist Gott für vns / wer mag wider vns sem? Welcher auch seines eigen Sons nicht hat verschonet / sondern hat jhn für vns alle dahin gegeben / Wie solt er vns mit jhm nicht alles schencken? Wer wil die Ausserwehlten GOttes beschüldigen? GOtt ist hie / der da gerecht machet / Wer wil verdammen? Christus ist hie / der gestorben / jha viel mehr / der auch aufferwecket ist / welcher ist zur Rechten Gottes / vnd vertrit vns.
Wer wil vns scheiden von der liebe GOttes? Trübsal oder angst? oder verfolgung: oder hunger? oder blösse? oder fehrligkeit? oder Schwerdt? Wie geschrieben stehet: Vmb deinen willen werden wir getödtet den gantzen
Tag / wir sind geachtet für schlachtschaffe. Aber in dem allen vberwinden wir weit / vmb des willen / der vns geliebet hat. Denn ich bin gewiß / das weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fürstenthumb / noch gewalt / weder gegenwertiges noch zukünfftiges / weder Hohes noch Tieffes / noch kein ander Creatur mag vns scheiden von der Liebe Gottes / die in Christo Jesu ist vnserm Herrn.
Außlegung.
GEliebte im HERRN / wir lesen im Ersten Buch Mose am 35. Capitel / Als der Ertzuater Jacob lange Jahr in frembden Landen bey seiner Mutter Bruder / gantz beschwerlich gedienet / vnd nun wieder nach Haus zoge / vnd nicht mehr weit zu seinem Vater hatte / Da sey jhme vnder wegen / nach vielem anderm vnglück auch das begegnet / das sein allerliebste Hausfraw Rahel / jhm im Kindbett / als sie jhren andern son Benjamin geboren hatte / gestorben sey.
Welches denn ein rechte betrübte Histori ist. Denn es je erbermlich / das die gute Fraw / in der geburth es jhr so sawr werden lest / vnd gleichwol / da andere Sechswöcherin nach der geburth mit grosser frewd alles jhres leids ergetzet werden / Ihr die Seel ausgehet. So ist auch das erbermlich / das dem lieben Jacob nach anderm schweren vielfeltigen Creutz / nun fast das alter antrit / vnd er sich geduncken lest / das er etlicher massen zur ruhe kommen wölle / jhm GOTT solche getrewe gehülffin nimbt / vnd also dis fleisch von seinem fleisch / vnd bein von seinem bein jhm hinweg reist.
Endlich ist auch erbermlich / das das kleine Kindt / da es kaum zur Welt geboren / vnd noch von seiner Mutter nichts zusagen weis / dazu der Mutter getrewen pfleg noch wol bedürffte / albereith solchs seines besten freunds in der Welt entrahten mus.
Solche Histori hat der H. Geist darumb mit allen vmbstenden durch Mosen beschreiben lassen / auff das wir dieselbige in dergleichen fällen / vnd also auch jetzund gebrauchen könten.
Deñ wir hie als in einem Spiegel sehen / das GOtt seine heiligen wünderlich führe / vnd das solch vnglück nicht allein vns treffe / sonder auch vor vns andern / vnd zwar heiligen Leuten / die
GOTt lieb vnd wert gehabt / wiederfahren sey / damit wir vns jha nicht einbilden / wir seins allein / oder es sey ein zeichen des Zorns GOttes / Sondern wissen / das neben andern diß Crcutz GOTT auch seinen lieben Kindern auffzulegen pflege.
Wie vns denn hie auch gewiesen wirdt / das GOTT der Weibspersonen sich in sölchen nöten nicht eussere / sonder dabey sey / alles ansehe / vnd genaw darauff achtung gebe / was jhnen da begegne / Iha auch jhnen / beiden Mutter vnd Kindt helffe / wie der 22. vnd 71. Psalm zeuget / Du hast mich aus Mutter leib gezogen. Wie denn Gott allzeit nahe ist bey den zerbrochnen Hertzen / die jhn mit ernst anruffen / vnd nicht allein jhnen hilfft / Psalm 34. vnd 145. sonder auch wie der 56. Psal. bezeuget jhre flucht zelet / vnd der gleubigen threnen in seinen Sack samlet.
Denn Kinder geberen ist bey Gott nicht so vnrein / vnd verechtlich / wie die Papisten vnd andere meinen / sonder es ist ein solch herlich werck / das dauon Paulus schreibt / Das Weib wird selig durch Kinderzeugen / so sie bleiben jm glauben / vnnd in der Liebe vnnd in der Heiligung sampt der zucht.
Es gibt auch die Histori den hinderlassenen Witwer vnd Waisen einen mechtigen Trost / weil
sie an Vaters vnd Kindes / Jacobs vnd Ben Jamins Histori augenscheinlich sehen / das Gott an der Haußmutter stet trete / jrer pflege / vñ sie gantz Väterlich versorge / wie er den Jacob vnd Ben Jamin / auch nach der Rahel Todt gar gnediglich erhalten vnd gesegnet hat. Welches fromme guthertzige Christen in jetzigem vnd dergleichen fellen jhnen wol einbilden sollen. Darumb ich zum eingang der Predigt diese Historj einführen wöllen.
Aldieweil aber zu ander zeit von solcher geschicht / vnd was wir darauß für Lehr vnd Trost nehmen sollen / außfürlich gehandelt worden ist / wöllen wir es für dißmal bey dieser kurtzen erinnerung beruhen lassen / Vnd das wir lebendigen in solchem vnd allen andern Creutz vnd anfechtung mit trost desto besser gefasset sein / ferner den verlesenen Spruch auß der Epistel an die Röm. am 8. Capit. für vns nemen.
Vnd soll E. L. diesen Spruch darumb desto besser mercken / dieweil er wo nicht der Allerfürnembste ist / im Alten vnd Newen Testament / dafür ich jn für mein einfalt halte / so ist er doch der fürnembsten einer. Wie deñ kein noth vnd anfechtung ist / Geistlich oder leiblich / da wir nicht diesen spruch heilsamlich gebrauchen köñen / Als jn denn auch diese Person / die wir jetzt zu jhrer ruhstet gebracht / gewust / vnd in jhren höchsten nöten gebraucht hat.
Damit wir aber diesen spruch desto besser fassen vnd vns einbilden / denselben auch in fürfallenden nöten seliglich vns zu nutz machen können / wöllen wir jhn in 2. Puncten abtheilen.
Erstlich zeigt Paulus an / was der Christen höchster trost / Ja der grund alles jhres trosts sey im leben vnd sterben.
Zum andern lehrt er mit seinem Exempel / wie wir solchẽ trost in geistlichẽ vnd leiblichen anfechtungen vns nütz machen vnd gebrauchen sollen.
GOTT geb vns dazu die gnad seines Heiligen Geists / das er vns nicht allein bekand werde / sondern wir jhn auch seliglich im Leben vnd sterben gebrauchen / Amen.
Der Erste Punct.
ANfenglich spricht Paulus. Was wöllen wir denn weiter sagen: Das wir diese wort eigentlich vnd gründlich verstehen / müssen wir erstlich erwegen / was Paulo zu diesen tröstlichen Worten vrsach geben / vnd wie er darauff kommen sey.
Es ist die Epistel an die Römer ein rechter ausbund aller Episteln Pauli / vnd fast das fürnembste Buch des Newen Testaments / darin der rechte
kern der Christlichen Lehr / sonderlich aber wie ein armer Sünder für GOtt Gerecht vnd selig werden möge / notürfftiglich vnd reichlich verfast ist.
Vnd hat nun Paulus vorher in dieser Epistel angezeigt / das alle Menschen Heiden vnd Jüden / Sünder vnd für GOtt schuldig sein / Damit sie nicht in jhrer sicherheit / wenn sie meinen / es feile jhnen nichts / verdampt werden / Sonder solche jre noth erkennen / vnd jhnen helffen lassen.
Darauff hat er weiter berichtet / wie nun ein armer Sünder mit GOTT vertragen vnd selig werden möge / Nemlich / ohn allen Verdienst / aus lauter gnaden / durch dẽ Glauben an Jesum Christum / welchen GOtt selbs zu vnserm Gnadenstuem fürgestellet habe.
Solche Wolthat streicht er nun gar herrlich vnd gewaltig auß / das wir / wenn wir durch den glauben gerecht wordẽ sein / haben ein friedsam gewissen / ein freyen zugang zu Gott / vnd wissen es wiederfahre vns auch in dieser Welt / was es wolle / so müsse es vns nicht schaden / sonder wir werden gleichwol durch Christum selig / der hab volliglich alles wieder gut gemacht / was Adam verdorben hat.
Damit aber nicht jemandt die Lehr zu einem sündlichen leben mißbrauche / So zeigt er weiter
an / das man darumb nicht auff GOttes Gnad sündigen / Sonder viel mehr des Fleisches geschefft tödten sol.
Ob nun wol solches in grosser schwacheit hergehet / darüber er auch selber klagt / so berichtet er doch / das die Gleubigen vmb solcher schwacheit willen nicht verdampt werden / sonder es werden jhnen dieselbigen vmb Christi willen vergeben.
Desgleichen lehrt er auch / das kein Creutz vnd leiden jhnen schaden könne / sonder müsse jhnen alles zum besten dienen / dieweil die also Buß thun vnd an Christum Gleuben / willen / das sie GOtt zum Ewigen Leben erwehlet vnd beruffen hab.
Solche lehr beschleust er nun mit diesen verlesenen Worten / vnd spricht / Was wöllen wir denn nun weiter sagen? Als wolte er sagen? Dieweil es mit den Gleubigen diese gelegen heit hat / was plagen wir vns lang / das wir so kleinmütig vnd zaghafft sein? Wenn wir Gott auff vnser seiten haben / so sein wir ja allen vnsern Feinden vnd allen Anfechtungen gewachsen vnd vberlegen.
Denn wer wolte vns nun den schaden thun? Nun haben wir Gott auff vnser seiten / Denn er hat Ja das grosse Freundtstück bey vns gethan /
Vnd das wir nicht verlohren würden / vns seinen einigen Sohn geschencket / Darumb wird ers nu nirgend an mangeln lassen. Denn jhm Ja nichts anders so lieb ist / Als dieser sein eingeborner Sohn.
Da weiset vns nun Paulus den höchsten vnd fürnembsten Trost / den die Christen in allen jhren nöthen vnd Anfechtungen haben / nemlich / das sie gleuben vnd wissen / das sie durch Christum einen gnedigen GOTT haben / der nicht wieder sie ist / Sonder auff jhrer seiten stehet / es mit jhnen helt / vnd sie wieder alle jhre Feindt vnnd alle noth / so jhnen begegnen mag / verteidiget.
Ehe denn wir aber solchen Trost weiter erkleren vnd außführen / müssen wir mercken / wem solcher Trost gelte / vnd wer sich des anzunehmen habe. Denn es gehet gemeinlich also zu / das die des Trosts / der vns in GOTtes Wort gezeiget wird / sich anmassen / denen er nicht gilt / nemlich die Sichern vnd Ruchlosen Hertzen. Dagegen aber sein die jenigen / denen er zu gut auffgeschrieben ist / Nemlich die Bußfertigen Sünder offtmals so Blöd / das sie solchen Trost auff sich nicht ziehen dürffen.
Solchem Mißverstand vnnd Mißbrauch zuwehren / Sollen wir wissen / das Paulus
selber vorher in dieser Epistel sich gnugsam erkleret / wen er mit diesem Trost meine / nemlich die jenigen / die jre Sünde erkennen / vnd derwegen sich für Gottes Zorn vnd Gericht fürchten / aber nicht verzagen / Sonder glauben / das jhnen Gott auß gnaden vmb Christi willen jhre Sünde vergeben wölle / vnd mißbrauchen doch solche lehr nicht zu einem Ruchlosen leben / Sonder Töden durch krafft des Geistes den alten Menschen / wiewol es in grosser schwacheit hergehet. Denn diesen Proceß mus man halten / den hie Paulus helt.
Wer nun vnbusfertig ist / seine Sünd nicht erkennet / noch rew vñ leidt darüber hat / sonder rühmet sich noch derselben wol / oder aber schlecht sie in Wind / der hat auch keinen Glauben an CHristum / den gehet dieser Trost nichts an.
Die Bußfertigen vnnd Gleubigen aber / die nun vnter dem Creutze liegen / vnd mit jrer schwacheit vnd andern Feinden kempffen / die tröstet hie der Apostel damit / das sie wissen / GOtt sey jhnen nicht mehr zu wieder / sonder halte es nun mit jhnen / Ja er sey jhr lieber Vater / der sie nicht könne oder wölle verlassen vnd vbergeben.
Dieser Trost ist so gross / das er mit Worten nicht kan ausgesprochen werden. Denn er fasset GOTT in sich / der grösser ist denn Himmel vnd Erden / Ja er ist vnentlich / Denn GOtt den All-
mechtigen stellet Paulus auff ein seiten / Auff die andern Seiten stellet er alle vnser noth vnd alle feind / die zweiffels ohn gegen GOtt nichts zuachten sein. Es ist ein grosser Trost / das Elisa zu seinem Diener sagt / wie sie belegert waren / vnd die Engel jhnen erschienen / der sind mehr / die bey vns sein / als die bey jhnen sein. Aber dieser Trost der Christen / ist noch grösser. Denn bey Elisa ist ein gewisse anzahl der erschaffnen Geister / die er seinem Diener weiset / hie ist der allmechtige Gott / des Gewalt kein ende hat.
Das wir es ein weinig verstehen / oder je im etwas nach dencken können / wöllen wir / was sonst Gewaltig ist / dagegen halten. Der Teuffel ist ein mechtiger Geist / darumb jhn Christus einen Fürsten / vnd Paulus einen Gott der Welt nennet / weil erin vnd durch die Gotlosen viel grosse ding außrichtet. Aber gegen Gott vnd seiner Gewalt ist er nichts / wie denn daraus zusehen / das er Hiob nichts thun kan / so lang es GOTT nicht haben wil. Hernacher aber / dar er jhm schon grossen schaden zufügt / kan er jhm doch mehr nicht thun / Als jhm GOtt vergönnet vnd erleubet. Vnd das noch weiniger ist / kan er in einen hauffen Schwein nicht fahren / er muß zuuor von Christo erleubnis haben / Matth. 8.
Also haben die viel Menschen / so in der Welt
wohnen ein gross ansehen / wenn sie jhr macht zusamen thun wolten. Aber was sind sie gegen GOtt gerechnet? Jesaias schreibt dauon / Cap. 40. Siehe die Heiden sind geacht / wie ein Tropff / so im Eymer bleibet. Vnd wie ein Schäfflein / so in der wag bleibet. Siehe / die Insulen sind wie ein steublein / vnd hernach: Alle Heiden sind für jhm nichts / vnd wie ein nichtiges vnd eitels geacht.
Dieweil nun die Bussfertigen vnd Gleubigen Christen wissen / das sie auff jhrer seiten einen solchen gewaltigen beystandt vnnd starcken hinderhalt haben / Warumb solt jhnen für jhren Feinden ja für allen Creaturen grawen? Warumb wolten sie in einiger noth / wie die auch nahmen haben möchte / verzagen?
Dauid hat diesen Trost jm selbs wol eingebildet / vnd in seinen nöthen nütz gemacht / wie aus vielen seinen Psalmen zusehen ist: Als im Dritten Psalm / Ich fürcht mich nicht für viel Hundert Tausenten / die sich vmbher wieder mich legen / Auff HErr etc. Damit fordert er seinen beystant vñ spricht weiter / Deñ du schlegst alle meine Feinde auff den Backen. Deßgleichen im 23. Psalm / Wenn ich schon wandert im finstern thal / So fürcht ich doch kein vnglück / denn du bist bey mir. Vnd im 73. Wenn ich nur dich habe / so frag ich nicht nach Himmel vnd Erden / vnd wenn gleich
Leib vnd Seel in mir verschmachtet / so bistu doch Gott mein theil vnd meines Hertzen trost. Item im 118. Der HERr ist mit mir / darumb fürchte ich mich nicht / Was können mir Menschen thun? Der HErr ist mit mir / mir zuhelffen / vnd ich wil meinen lust sehen an meinen Feinden. Das hat jm auch nicht gefeilet / deñ ob er wol ein floch war gegen dem König Saul zu rechnen / dazu der Verrheter eben viel warẽ / das er für sein Person sagt / 1. Sam. 27. Ich werde der malen eins Saul in die Hend fallen / vnd Samuel 23. stehet / Saul sucht jhn sein lebenlang / ist er doch für jhm sicher geblieben. Denn der HErr (bey dem alles stehet) gab jhn nicht in sein Hand / sagt daselbs der H. Geist.
Den trost gibt Gott selbst dem Ertzvater Abraham Gene. 15. Fürchte dich nicht / Ich bin dein schilt / vñ dein sehr grosser lohn / vñ 28. spricht er zu Jacob / Siehe / Ich bin mit dir / Ich wil dich behüten / wo du hin zeuchst. Vñ zur gantzẽ Christlichen Kirchen spricht er Jes. 41. Fürchte dich nicht / Ich bin mit dir. Item zu Jere. 1. Fürchte dich nicht für jnen / denn ich bin bey dir / vnd wil dich erretten / spricht der HErr / darumb Jeremias in der eröberung der Stat Jerus. so wünderlich erhalten ist.
Darumb Singt die Christliche Kirche gar frewdig im 46. Psalm / GOTT ist vnser zuuersicht vnnd stercke / ein Hülff in den grossen nöthen /
die vns troffen haben / darumb fürchten wir vns nicht / Wenn gleich die Welt vntergieng / vnd die berg mitten ins Meer süncken. Vñ hernach Gott ist bey jhr (der stat Gottes) darinnen / Darumb wird sie wol bleiben / Gott hilfft jhr früe. Vnd im Teutschẽ singen wir / Vnd weñ die Welt voll Teuffel wer / vñ woltẽ vns verschlingẽ / so fürchten wir vnsnicht so sehr / Vnd hernach. Er ist bey vns wol auff dem plan / mit seinem Geist vnd gaben.
Das ist der grosse Trost / der die Christen in allen nöthen so mutig vnd getrost macht / Das sie die gantze Welt / wie auch kein Marter nicht achten / als wir hernach weiter hören werden.
Hie möchte nun einer gedencken / das ist wahr / Wenn GOtt mit einem Menschen ist / so kan er freilich wol vnuerzagt sein / wie es jhm auch gehet in dieser Welt. Vnd wenn ich das wuste / wolte ich selber getrost sein / Es möchte mir gehen wie GOTT wolte / vnd wolte ich den Trost für aller Welt Güter nicht geben. Aber da mangelt es an / das ich mich eines solchen gegen GOtt nicht versehen darff / das er mir so geneigt sey / vnd es mit mir halte.
Freilich ist es schwer zu gleuben / denn man siehet GOtt nicht / Vnd wenn er sich schon vns sehen liesse / würden wir doch vns für jhm wegen vnser Sünden vnd vnreinigkeit entsetzen / wie wir
denn bald den zeter Pfennig geben / Wenn GOtt sich ein weinig gegen vns mercken lest. Aber da lehrt vns Paulus die Güldene Kunst / wie wir dessen in vnserm Hertzen können versichert vnnd vergwisset werden / Das GOtt vns mit trewen meine / vnd auff vnser seiten stehn / vnd es mit vns halten wölle.
Wir dürffen da nicht auff Gottes blosse versehung sehen / Wie vnsere Wiedersacher gern vns dahin weisen wolten / denn das ist ein vnerförschlicher abgrund / Sonder wir sollen vns halten an GOttes Wort / denn darin / sonderlich aber in der Lehr des heiligen Euangelij / hat Gott selber seinen Rath vnd willen vns geoffenbaret.
Es ist aber das die Sum̃ dauon / das Christus Johan. 3. zu Nicodemo sagt / Also hat GOtt die Welt geliebet / das er seinen eingebornen Sohn gab / Auff das alle die an jhn Gleuben / nicht verlohren werden / sonder das Ewige Leben haben.
Eben dahin weiset hie vns Paulus auch / der solches võ Christo auch anders nicht gelernet hat / da er spricht / GOTT hat seines eignen Sohns nicht verschonet / Sonder jhn für vns alle dahin gegeben / Wie solte er vns nicht mit jhm alles schencken?
Hie hat GOTT den abgrund seines Hertzens gegen vns eröfnet vnd auffgethan / das wir jhm
nun hinein in das Hertz sehen können / nemlich / das er vns nicht zu wieder sey / vnd vns verdammen / vnd verderben wölle / Wie wir vns eben starck einbilden / Sonder er halts mit vns / vnd wölle vns vertretten.
Denn da wir von jhm abgefallen waren / vnd zu seinen Feinden vns geschlagen hatten / Ja selbsseine Feinde worden waren / hat er sich nicht wieder vns zu verdienter Straff gebrauchen lassen / Wie er wol hette thun mögen / Sonder er ist auff vnser seiten getretten / hat sich vnser / vnnd zwar mit rechtem ernst angenommen / vnd hat sich kosten lassen nicht ein geringes / Sonder das höchste Gut / das er im Himmel vnd Erden hatte. Denn er hat nicht noch ein andere Welt geschaffen / Welches jhn so Sawer nicht an kommen were / Sonder hat sich noch neher vnnd besser angegriffen / vnd vns gegeben seinen eignen vnd eingebornen Sohn / vnd den hat er nicht gegeben in gute Tage / Sonder das er hat müssen ein Armer Elender Mensch werden / vnd nicht allein im Leben / viel vnd mancherley Leiden außstehen / Sonder auch endlich des bittern vnd Schmelichen Todes des Creutzes sterben. Das meinet Paulus / wenn er sagt / GOTT hab seines einigen Sohns nicht verschonet / Das heist
Ja sich wol angreiffen / Vnd sein grosse Liebe gewaltig beweisen / vnd vns dißfals allen zweifel benehmen.
Wenn du Gefangen legest / vnter dem Türcken / oder dergleichen Feinden / Vnd es kem einer / der legte für dich auß etliche Tausent Ducaten / Da würdestu freilich zu demselben dich gutes versehen / vnd jhn für deinen guten Freundt halten. Wie aber wenn du Sterben soltest / vnnd einer seinen Sohn in den Todt gebe / das du beym Leben bleiben möchtest / heist das nicht sein Hertz vnd Zuneigung gegen dir gnugsam bewiesen? Du mussest dich Iha selber vber solche grosse Liebe verwundern. Was dünckt dich denn dabey / das der Allmechtig Ewige GOTT seines eingen eingeboren Sohns nicht verschonet hat / Was kan er mehr thun? Wie kan er sein grosse Liebe herrlicher bezeugen? Wie kanstu doch zweifelen / ob ers gut mit dir meine / oder nicht? Ist nicht dieser leidige zweiffel ein grosse blindheit.
Ach sagt einer / Ich bin vielleicht damit nicht gemeinet / es sein sonderliche Leuth / die GOTT dazu von Ewigkeit Außerwehlet vnd ersehen hat / Ich darff mich des grossen Trosts nicht anmassen.
Antwort lieber Mensch / wie kümpstu auff die gedancken? Was hastu des für vrsach / das du dich von denen absonderst / denen es zu gut geschehen ist? Es were gnug / das dir GOtt selber abgesagt / vnd dich auß der zahl der jenigen / die es geniessen sollen / selber außgeschlossen hette.
Nun aber hat er es nicht gethan / da findestu nicht einen Buchstaben von in GOttes Wort / sonder solche Sprüch findestu / daraus du billich schleussest / das du auch gemeinet seist.
Denn hie schreibet Paulus von sich vnd den Römern in gemein / an welche er diesen Brieff geschickt hat: GOtt hat seinen Sohn für vns alle dahin gegeben. Derwegen braucht auch sonst GOtt in seinem Wort / so reiche vnd herrliche zusag / die alle begreiffen vnnd niemand außschliessen / zubezeugen / das an seinem guten willen gar nichts mangle. Darumb sagt CHristus: Also hat GOTT die Welt geliebet. Item / GOtt hat seinen Sohn gesand in die Welt / das die Welt durch jhn Selig werde / Vnd Johañes der Teuffer sagt von Christo / Das ist GOTtes Lamb / das der Welt Sünd tregt. Vnd Johannes in seiner 1. Epistel am 2. ca. schreibet / CHristus ist die versönung nicht allein für vnsere Sünd / Sonder auch für der gantzen Welt Sünd. Ja Christus selber sagt / Kombt her zu mir alle die jhr mühselig vnd
beladen seit / Ich wil euch erquicken. Bistu nun mühselig / vnd mit der Sünden als einer schweren Last beladen? Ach ja. Wolan so meint dich Christus / denn das einer gedencken wolte / Christus sagte wol also / aber er meinte es nicht / das ist Gottslesterlich / Was er redet / das meinet er / es ist nie kein betrug in seinem Mund gefunden.
Das aber einem weiter einfelt / Es werden gleichwol so viel Leut / ja die meisten verdampt vñ verlorẽ / ist wol war. Aber das kömpt nicht daher / als wir vns einbilden / als weñ GOtt etlichen die Seligkeit nicht gönnete / Sonder lust vñ gefallen hette sie zuuerdam̃en / Denn das verneinet GOt / Ezech. 33. Vermittelst eines Eyds / Sonder das ist die vrsach / Das sie GOttes Gnad vnd Wolthaten die er jhnen anbeut / nicht achten / noch annehmen / Sonder ausschlagen / vnd verachten / Wie CHRistus selber mit deutlichen Worten lehret / Johan. 3. Von Gott spricht er / GOtt hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt / das er die Welt richten soll / Sonder das die Welt durch jhn Selig werde. Wer an jhn gleubt / der wird nicht gerichtet. Von den Menschen aber sagt er. Das ist aber das Gericht / das daß Liecht in die Welt kommen ist / die Menschen aber liebten die Finsterniß mehr denn das Liecht: Bistu nun nicht ein solcher Mensch / der lust hette in Sünden zu bleiben /
sonder du woltest jhr gern loß werden / vndkömpst zu Gott durch den Glauben / vnd das Gebet / vnd sagest / Gott sey mir Sünder gnedig / so wirt er dich nicht von sich stossen / sonder erquicken.
Ach sprichstu / die Sünd ist / die mir im Weg ligt / das ich mich zu GOtt nichts guts versehen kan. Antwort / dawieder trösten die Wort / Gott hat seines eignen Sohns nicht verschonet. Denn das ist darumb geschehen / damit du erlöset würdest / vnd GOtt dir könte gnedig sein / der hat für dich gnug gethan vnd bezalet.
Deñ die weil der Mensch gesündiget / vnd nach GOttes gerechtem vrtheil hette sollen des Todes sterben / hat Gott seinen Son Menschlich Natur lassen annemen / dem Gesetz volkomnen gehorsam zuleisten / vnd den Tod auß zustehen / das wie wir durch einen Menschen Sünder worden sein / also wir auch durch einen menschen Gerecht wurden / Vnd sollen wir alle Wort wol mercken / denn sehr tröstlich ists / das er sagt / Gott hat seinen Son gegeben / zeigt also an / dieser Rath von der Erlösung des menschlichẽ geschlechts / komme von keiner Creatur / sonder võ Gott selber her / der hat jn erfundẽ.
Darumb kan er auch nicht feilen. Denn Gott sagt Jesa. 46. mein Anschlag bestehet / vnd Ich thue alles was mir gefellt Wie wir vns denn an dem wünderlicherlichen anschlag nicht gnug
verwundern köñen / das dardurch Gottes Gerechtigkeit vnd Warheit / da er zum Menschen gesagt / Du solt des Todts sterben / gar nicht geschwecht oder gekrencket / Sonder viel mehr gestercket wirt.
So ist es mit der bezahlung also geschaffen / das weil es der gehorsam vnd das Leiden des Sohns GOttes ist / GOtt solches billich annimbt für die bezahlung der gantzen Welt Sünd. Dauon Petrus sagt / Wir sein nicht mit vergenglichem Golt oder Silber erlöset / sonder mit dem tewren Bluth des vnschüldigẽ Lambs etc. Paulus sagt hie / Gott hat seines eignen Sons nicht verschonet.
Das ist der grund alles Trosts / da haben wir nicht allein in gemein Gottes Lieb vnd zuneigung gegen vns / sonder auch seinen wünderlichen rath / damit seiner Gerechtigkeit vnd Warheit gnug geschehen ist / also das nu seine Gerechtigkeit seiner lieb gegen vns nicht im weg stehet / sonder es ist alles richtig / vnd ist vns Gott auch billich vnd von rechts wegẽ geneigt. Derwegen da sie Ezech. 33. sagen / vnser Missethat ligt auff vns / wie köñen wir genesen / spricht Gott vñ erklert sich dahin / das sol vns den schadẽ nicht thun. So sprich zu jnen / sagt er zum Prophetẽ / so war ich leb / hab ich nicht gefal len am Todt des Gottlosen.
Also schleust Paulus gar fein / Gott hab vns mit Christo alles geschenckt. Zuuor war durch die
Sünd alles verloren / Als sonderlich die Him lische Weisheit / Gerechtigkeit / Fried / Frewd / vnd Seligkeit / Ja Leib vnd Seel / vnd auch alle zeitliche Güter waren verloren. Aber Christus hat es alles wiederbracht / nicht allein die Himlische Güter / Geistliche Weißheit / Gerechtigkeit / vnd denn ein newes Leben / etc. Sonder auch die zeitliche Güter / Das nun alle Creaturen dem Gleubigen dienen müssen. Summa weil GOtt vns seinen Sohn geschencket / so hat er nichts jhm vorbehalten / das er vns nicht schencken wolte.
Sagt einer / Die Wort vnnd Zusagung sind gut / aber die That ist gering. Denn es mangelt den Christen gemeinlich an allen örthen / sonderlich auch in den zeitlichen Gütern. Denn wer hat weiniger von den zeitlichen Gütern / als die Heiligen? Abraham hat nicht eines Fußbreit eigens im gelobten Land. Lazaro mögen die Brosamen nicht werden / die von des Reichen Tisch fallen / vnd wol den Hunden fürgeworffen werden / er kan sich auch nicht bedecken. Aber das stöst sölche zusagung nicht vmb / Sonder ist gleichwol vnd bleibt wahr / Das die Schrifft von Abraham sagt / GOtt hab jhm Verhetssen / er solt der Welt Erb sein / Vnd das Paulus sagt in diesem Capittel / Denen die GOtt lieben / muß alles zum besten dienen. Vnd 1. Corinth. 3. Es ist alles ewer / es
sey Paulus oder Apollo / Cephas oder die Welt / es sey das Leben oder der Todt / das gegenwertige oder das zukünfftige / alles ists ewer / Ihr aber seyt Christi / Christus aber ist GOttes. Denn so wir Gott auff vnser seiten haben / der alles in seinen Henden hat / So muß es sich alles nach Gott / vnd also auch nach vns richten.
Das wir aber nicht alles nach vnserm willen vnd wolgefallen geniessen / da thut GOtt bey vns / wie wir bey vnsern Kindern thun / denen wir / wenn wir es schon wol haben / nicht alles in die Hend thun / Als ein Vater / der schon etliche Tausent Gülden vermag / vnd einen Sohn auff einer hohen Schul Studieren hat / steckt jhm darumb nicht alles Geld in den Beutel / denn es wolt sein schad vnd verderben sein / Sonder gibt jhm so viel / als jhm nötig ist / vnd da er mit hin komen kan. Also gibt auch Gott einem jeden so viel vnter die Hend von den zeitlichen Gütern / als er weis / das jhm nütz vnd Selig ist.
Wenn es aber je die noth erfordert / vnd man mit dem / das GOtt gegeben hat / nicht wol zukommen kan / so siehet man / wie da alle Creaturen bereit sein / vnd den Außerwehlten Kindern GOttes dienen / vnd zuschiessen müssen. Als dem Jacob / als er im Elend ist / mus Laban vnterhalt geben / Die Herd müssen jetzt schwartze / jetzt weisse
jetzt fleckete Lemmer tragen / wenn jhm die Laban verheist. Denn der HErr segnet jhn / Laban darff jhm nicht schaden / da er jhm nachjagt / Die Engel müssen auff jhn warten / da er seinem Bruder entgegen zeucht / Sein Bruder Esau der mit 400. Man / als ein Feind wieder jhn außgezogen war / mus jm freundlich zusprechen / vnd jhn Küssen / als Simeon vnd Leui zu Sichem ein Blut Badt angericht / verhütet Gott / das gleichwol die benachtbarten jn nicht vberfallen / da ein grosse langwirige tewrung kömpt / mus der König in Egypten / jhm vnd seinem gantzen Hauß Herberg vnd alle notturfft geben. Weiset sich da nicht auß / das Gott denen / die an Christum gleuben / alles schencket / vnd allese jnen nach Gottes willen zu jhrem besten zu dienen bereit sein mus?
Ach das wir das recht bedechtẽ / wir würden vnser Datũ nicht also auff andere ding setzen / vñ vnsern trost nicht suchen bey zeitlichen Gütern / grosser ehr vñ gewalt / grosser leut gunst / oder im Bier oder Wein glaß / denn das alles ist eitel / sonder bey Gott. O wie würden wir tag vnd nacht darnach trachten / das wir Gott möchten zũ freund haben / vñ ehe wir solches erlanget / würden wir vns nicht können zu frieden geben / wie würden Christum vñ seine Wolthaten / nemlich / Gottes gnad nicht so schendlich verachten / weñ wir bedechten / Wol dem Volck des der HErr ein Gott ist.
Also gleichsfals / wenn wir dieses vns wol einbildeten / würden wir in allen vnsern nöthen / nicht halb so trawrig sein / als sonsten / Sondern allezeit getrost vnd frewdig sein nicht anders / als weñ einer in einer festen Burg / sich die Feind so baldt nicht schrecken lest.
Hilff Gott / wie vberheben sich die Weltkinder / wenn sie etwa eins grossen Herrn Gnad / Ja wol nur eins fürnemen Rathts oder Secretarij gunst haben? Da fragen sie nach niemandt / wie die erfahrung gibt.
Aber dauon sagt Dauid Vana salus hominis, Menschen hülff ist kein nutz. Denn des Menschen Athem mus dauon. Warumb wollen wir nicht auff Gott den Allmechtigen vns verlassen / wieder all vnsere Feinde / noth / vnd vnglück? Wie komen wir doch dazu / das wir in Got ein solch mißtrawen setzen / Kleinmütig werden / oder wol gar verzagen? Aber wie wir diesen trost nützlich gebrauchen sollen / werden wir im andern theil weiter hören.
Der Ander Punct.
Ein grosses ist es / das man einen solchen mechtigen starcken trost hat in allẽ vnglück. Aber da ligt nicht weiniger / Sonder eben so viel an / das ein Mensch demselbigen jm zu rechter zeit / wens noth thut / wisse nutz zu machen vnd zugebrauchen.
Denn das es schwer sey / was man gelernet / in das werck zurichten vnd zu Practiciren / das siehet man wol an allen dingen / nicht allein in der heiligen Schrifft vnd GOttes Wort / Sonder auch in Rechtsachen / in der Artzney / in allen Künsten auch Handwercken. Denn es lest sich fein von sachen viel reden / wie man jhm thun sol / Aber weñ man es angreifft / feilet es wol zumalen weit.
Derwegen wir auch auff den andern theil / da vns solches gewiesen wirt / gute achtung geben sollen. Denn die Schrifft bedarff keines verblümens / Sonder das man sie recht verstehe / vnd mit der that erfahre / vnd fühle / das es sich also verhalte / wie darin stehet / sagt der alte Lehrer Epiphanius.
Wir sollen aber diesen zuuor angezeigten trost / den GOtt von Himmel vns in seinem Euangelio geoffenbahret hat / in allem leiden / vnd nöthen / wie sie nahmen haben mögen / herfür suchen / vnd gebrauchen. Denn so wünderlich / so seltzam / so groß kan kein noth sein / dieser Trost schicket sich darauff / vnd kan einen Menschen Hertzhafft vnd frewdig machen.
Es ist Medicamentum Catholicum ein algemeine Artzney wieder allen schaden / schmertzen vnd vnfall. Es sein aber in gemein zweierley Anfechtungen / die einem Menschen in diesem Leben begeg-
nen / vnd zu handen stossen / Geistliche vnd Leibliche. Die nimpt Paulus nach einander für.
Erstlich nimpt er für die Geistlichen Feind. Denn ob wol die Weltkinder sie nicht achten / wie sie denn offtmals / wegen grosser sicherheit nichts dauon fühlen. Denn mit der Sünd / Gottes zorn vnd Gericht bekümmern sie sich nicht viel. So sind es doch die aller schwereste vnnd höchste Anfechtungen / die einen Menschen vngeschlaffen legen / das marck in den Beinen verzehren / vnd wo jhm nicht gerathen vnd geholffen wirt / jhn in verzweifflung vnd verdamnis stürtzen. Vnd sein freilich die Leibliche Anfechtungen dagegen gering / vnd schier für Kinderspiel zu achten.
Diese Feind nun / vnd Geistliche Anfechtungen nimbt Paulus erstlich für / vnd zeigt mit seinem Exempel an / wie man denselbigen mit diesem Trost begegnen / vnd sie vberwinden möge / vnd spricht / Wer wil die Außerwehlten Gottes beschüldigen? GOTt ist hie der da Gerecht macht. Wer wil sie verdammen? Christus ist hie der gestorben ist / Ja der auch aufferwecket ist / vnd ist zur rechten GOttes / vnd vertrit vns.
Mit diesen Worten fasset vnd begreifft Paulus / die Geistliche Feind / Nemlich / die Sünd / das
Gesetz / den zorn GOttes / das böss gewissen / den Teuffel vnd das ewig verdamnis.
Das sey nun gewaltige mechtige vnd eben die Feind / die die Menschen vmb Leib vnd Seel / vnd ins ewig verdamniß bringen / nicht mit vnördentlicher gewalt / sonder (das vns den schaden thut) mit einem gerechten rechtspruch Gottes / dem ein Mensch nicht entfliehen kan / wenn er diesen trost vnd rath Pauli nicht gefast hat.
Vnd gehet nun hiermit also zu: Dieweil wir Menschen sünder sein von wegen vnser Empfengnis / Geburt vnd Lebens / so sitzt Gott / als ein Gerechter Richter / das Gericht vber vns. Da tritt nun Moses als vnsers HErrn Gotts fiscal vnd procurator auff / vnd klagt vns an / wie Christus Joh. 8. lehret / Vnd zwar so klagt er vns an zu Leib vnd zu Leben / zu Haut vnd zu Haar / vnd das in Weltlichen Gerichten nicht geschicht / auch vmb die Seel vnd alles gut / das wir besitzen oder möchten zu gewarten haben. Denn das haben die Wort auff sich / wenn Moses sagt / Verflucht sey ein jeder / der da nicht helt / alles was im Buch des Gesetzes geschrieben stehet.
Dazu können wir nu nicht nein sagen / Sonder Moses führet zum zeugen vnser Gewissen / das so gut ist / als Tausent ander Zeugen / Ja es ist vnser eigen Handtschrifft / die wir nicht leugnen können / das vberzeuget vns.
Weil wir nun der Anklag gestendig sein / so heist es in confessum nulloe sunt partes, nisi cõdemnatio, Wenn einer die Missethat gestendig ist / so gehört mehr nichts dazu / Als das er verurtheilt werde. Also wirt auß Gottes Mund / das vrtheil vber vns gefellt / nach dem Gesetz / das wir sollen verdampt sein.
Da stehet hinder dem Mose der Teuffel / als vnsers HErrn Gottes nachrichter / der nimpt solches für bekant an / vnd wart trewlich auff / vnd wil mit vns / weil er Gottes vrtheil für sich hat / der Hellen vnd dem ewigen Todt zu.
Die Hell ist auch da / als vnsers HErrn Gottes Rabenstein / vnd walstet / vnd hat wie der Prophet sagt / Ihren Rachen weit auffgethan / vnd will vns verschlingen.
Dieses nun sind nicht leere Wort / Sonder es erhelt sich in der That also / Vnnd kan man von diesen Feinden / vnd der grossen Anfechtung so grewlich vnnd schrecklich nicht Reden / Sie ist in der That noch schrecklicher / Vnnd ist das so ein schrecklicher Anblick / Wenn das also einem Menschen im Hertzen für kömpt / das jhm der Muth gantz enfellet / vnd jhm die weite Welt zu eng wirt.
Das sehẽ wir an Cain / der war anfenglich nach begangner Sünd / gar sicher dagegen / das er auch
sagt / Bin ich meins Bruders Hüter? Aber da diese Feind jhm recht vnter Augen tretten / da verzweiffelt er gar vnd spricht / Mein Sünd ist grösser / deñ das sie mir möge vergebẽ werden. Wie Judas eben auch also thut / vnd endlich verzweiffelt / vnd sich selbs erhenget. Wo kömbt das her? Moses klagt sie an durch das Gesetz / Ir gewissen vberzeugt sie / das vrtheil GOttes wieder solche vnd andere Sünd / ist in jr Hertz geschrieben / Der Teuffel wil mit jhnen dauon / weil er solch vrtheil für sich hat / nach der Hellen zu / vnd sperret die Hell gegen jhnen jhren Rachen auff / vnd wil sie verschlingen.
Der Exempel köndten wir sehr viel erzehlen / sonderlich auch an mechtigen leuten / die so weinig / als die geringsten dauon befreyet sein / Als / das ist die vrsach gewesen des schwermuhts Alexandri Magni, als er Clitum vmbgebracht / Antiochj. 2. Machab. 6. Als er die Heiligen so hart verfolget hatte. Theodorici Veronensis, da er Symmachum vnd Boëtium vmbgebracht / das er hernach ob einem grossen Fischkopff erschrocken ist. Denn diese vorerzelte Feind sein es / die sie also engsten / vnd mit jhnen dauon wollen. Aber solches alles zuerzehlen wolte zu lang wern.
Vnd diese Anfechtungen kommen allen Menschen / aldieweil sie allzumal sünder sein / geschichts
nicht zu einer zeit / so geschicht es zur andern / sonderlich / wenn man etwa in noth kömpt / oder sterben sol / vnd das macht auch dem Todt vnd alles Leiden schwer. Denn die Sünd ist des Todes stachel / die krafft der Sünd aber ist das Gesetz. Derwegen wir in Gottes Wort sehen / sonderlich aber in den Psalmen / wie auch die Heiligen GOttes vber diese Anfechtung so jem̃erlich klagen.
Da ist nun guter rath tewer / da weis der arm Mensch nicht / wo er sich hin kehren oder wenden soll.
Aber Paulus weiset vns hie diesen richtigen Trost / dauon wir oben gehöret / das GOtt auff vnser seiten sey / der vns durch vrtheil / vnd Recht von Sünden loß zehlet / vnd vns quit / frey vnd ledig schilt.
Ja sagt das Gesetz vnd Gewissen / ja der böse Feind dazu / wie kan das sein? GOtt ist Gerecht / vnd der vns durch sein Gesetz selbs verurtheilt vnd verdampt. Antwort / es ist war. Aber da zeiget vns Gottes Wort / diesen Rath Gottes / das er seinen Sohn zu vnserm Mitler verordnet / vnd hab der Sohn GOttes / aus grosser Liebe vnd Barmhertzigkeit / sich vnser angenommen / sey Mensch geboren / vnd hab für vns das Gesetz erfüllet / vnd im Fleisch die straff so er nicht verdienet / auff sich genommen / vnd gelitten alles was
wir mit vnserm Sünden verdienet haben / vnd hab also den Himlischen Vater Contentieret vnd zu frieden gestellet.
Hier durch wirt nun GOttes gerechtes Gericht vnd vrtheil nicht geschwechet / Sonder viel mehr gestercket vnd bekrefftiget. Denn wie für jhm recht ist / das vmb eines Menschen vngehorsam willen / viel Sterben / also ists auch recht / das durch den gehorsam eines Menschen / der zugleich GOTTes eigner Sohn ist viel Gerechte werden.
Dauon sagt Jesa. 53. Fürwar er trug vnser Kranckheit / vnd lude auff sich vnsere schmertzen / Die Straff ligt auff jhm / auff das wir Friede haben / vnnd durch seine Wunden sein wir geheilet. Vnd Paulus 2. Corinth. 5. schreibet / Gott hat den / der von keiner Sünden wuste / für vns zur Sünd gemacht / Auff das wir in jhm würden die Gerechtigkeit / die für GOtt gilt: Christus sagt / Also hat GOTT die Welt geliebet / das er seinen eingebornen Sohn gab / Auff das alle / die an jhn Gleuben / nicht Verloren werden / Sonder das Ewige Leben haben.
Also ist nun CHRIstus als vnser Burg worden / vnd hat für vns dem Himlischen Vater bezahlet / der jhn auch zum Bürgen / vnd sein bezahlung für voll angenommen hat. Wie nun
einer / dem man ein Summ Geldts schuldig ist / muß zu frieden sein / Wenn dasselbig einmal vergnüget ist.
Also kan GOTT / vnd wil vns auch nicht mehr besprechen / Iha GOtt selber hat den Rath erfunden / vnd geoffenbahret / vnd sich gnediglich erboten / Das er mit denen / die sich an diesen Bürgen / vnnd seine bezahlung mit festem Glauben halten / wölle zu frieden sein / vnd heist nun der Rechtspruch / vnd das Vrtheil / Wie JESVS selber Lehret / Johannis am Dritten / Wer an jhn Gleubet / der wird nicht Gerichtet.
Derwegen wenn auff Mosis schwere anklag / das Vrtheil in GOttes Wort / vnd in vnserm Hertzen / vber vns ergehet / das wir Verflucht vnd verdampt sein solten: Sollen wir an CHristum Appellieren / der für vns dem Himlischen Vater gnug gethan / vnd vns mit Recht Erlöset hat / vmb welches willen / GOtt vns die Sünde vergibt.
Denn das CHRISTus den Himmlischen Vater volkommen zu frieden gestellet habe / ist daraus abzunehmen / Das er jhn nicht im Todt bleiben lest / Sondern am Dritten Tage / wieder von den Todten Aufferwecket / Welches der Himmlische Vater nicht
würde gethan / noch Christum loß gelassen haben / wo jhm nicht volkomlich gnug geschehen were.
Also haben sich dieses die Heiligen GOTtes getröstet. Denn Hiob hat auch für diesem Gericht gegrawet / Wie er denn sagt / Cap. 9. Es könne ein Mensch GOtt auff Tausent nicht eins Antworten / wenn er lust habe mit jm zu hadern / noch versiehet er sich zu GOtt / das er jhn werde ewig Selig machẽ. Worauff verlest er sich deñ? Er sagt / 19. Ich weiß das mein Erlöser lebt / der wirt aus der Erden aufferstehen. Desgleichen Dauid im 130. Psalm spricht / So du HErr wilt Sünd zurechnen / HERr wer wirt bestehen? Vnd im 143. Psal. Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / Das macht auch jhn so trawrig / Psalm 6. das sein gestalt verfelt etc. Aber er fasst ein hertz / vñ Appellirt an den gnedigen Richterstuel Gottes / da er vmb Christi willen die Sünd vergibt / des tröstet er sich / vnd spricht / Psalm 130. Bey dem HErrn ist die Gnad / vnd viel Erlösung bey jhm / Vnd er wird Israel erlösen / aus allen seinen Sünden.
Eben also thut jhm hie Paulus / er sagt zwar im 7. Capittel / das in jhm nichts guts / Sonder eitel Sünde wohne / vnd seufftzet darüber. Wie er denn auch nicht leugnet / das er schüldig sey / vnd das erst vrtheil im Gesetz verloren hab. Aber
darumb gibt er sich nicht / Sonder trotzt solche Feind im Glauben / vnd schlecht jhnen ein Knippichen vor / vnd sagt / Wer wil die Außerwelhten GOttes beschüldigen / GOtt ist hie / der Gerecht macht / Das ist / der durch ein gleichmessig vrtheil die sünd vergibt. Wer wil verdammen? Christus ist der gestorben ist / als wolter sagẽ / Der hat bezalet / nu gebürt sich nicht ein Schuld zweymal zu manen vnd zu bezalen. Das aber Christus bezalet hab / vñ da nichts an mangle / lehrt er auch / in dem er sagt / Ja der aufferweckt ist von den Toden / welches nicht geschehen were / wenn er nicht für die schuld vnd Sünd des Menschlichen Geschlechts / die er auff sich genommen / gentzlich bezalet hette. Ja er ist nun bey Gott im Himmel / vnd ist da vnser Vorsprach wieder Mosen / vnd helt dem Himlischen Vater für / sein Leiden vnd Sterben / der kan jm vns nicht versagen / Sonder schencket vns jhm billich / Wie er im 2. Psalm sagt / Heische von mir / so wil ich dir die Heiden zum Erbe geben / vnd der Welt ende zum Eigenthumb.
Da man nun diesen Punct also mercket / vnd der Sünd / dem Gesetz / dem Zorn Gottes / dem bösen Gewissen / dem Teuffel vnd der Hellen / also mit wahren Glauben begegnet / so müssen sie die klagen einstellen / vnd vns zu frieden lassen.
Derwegen wir nur darauff sehen sollen / das
wir dieses Meister stück auch also gebrauchen / das wenn wir in nöthen sein / oder mit dem Todt ringen / vnd vns für kömpt vnsere Sünd / vnd als bald das Gesetz vns anklagt / vns GOttes Zorn vnd straff verkündiget / vnd gleich der Teuffel vnd Hell für vns stehen / vnd mit vns dauon wöllen / das wir denn jhnenalso begegnen / vnd sagen / Es ist wahr / Ich bin ein armer Sünder / vnd solte billich verdampt werden / aber GOtt hat seinen eignen Sohn lassen Mensch werden / Leiden vnd Sterben / Warumb ist das geschehen? er hats nicht verdienet. So ists auch nicht vmbsonst geschehen / Sonder GOTT hat mir in seinem Wort geoffenbahret / das er mich mit seinem Bluth Ranzaunet / vnd erlöset hab.
Derwegen ich von diesem schrecklichen Richterstuel vnd vrtheil Appelliere / zu dem gnedigen Gericht / dauon CHristus sagt / Wer an jhn Gleube / der komme nicht ins Gericht / Johannis am 3. vnnd 5. Vnd bin ich euch nun also nichts mehr gestendig / Sprechet CHristum an / der ist mein Burg / Bezahler vnd Vorsprach / an den halte ich mich / der wird mich wol loss lauffen.
Also thet jener Mensch / wie er Sterben wolte / Da jhm der Teuffel auch einen solchen Proceß anstellete / vnd jhm sein Sünd für-
hielte etc. Gestunders / Hieß aber den Teuffel dabey schreiben / des Weibs Sam wird der Schlangen den Kopff zertretten. Da der Teuffel jhn alßbaldt verlassen müssen / vnd mit grossem gestanck dauon gescheiden ist.
Wenn aber der böß Feind / oder das Sündliche Fleisch weiter für wirfft / es gelte dir nicht / Du habest dich des nicht anzunehmen. Soltu hinwieder sagen / Ich bin jha Getaufft / vnd hab für mein Person in der Tauff CHristum angezogen. Ich werde Insonderheit von Predigern von Sünden loß gezehlet / auff den Befehl Christi / Da er sagt / Johannis am Zwantzigsten / Welchen jr die Sünd vergebet / denen sind sie vergeben / Es spricht Christus zu mir Insonderheit / Wenn ich sein Heilig Nachtmal empfange / Nim hin vnd Iß / das ist mein Leib / der für dich gegeben ist / mein Bluth / das für dich vergossen ist / zu Vergebung der Sünden. So gilt es jha mir / vnd bekomme Ich der ich mich auff die lauter Gnaden Verheissung verlasse / vnd allein an CHristum Gleube / Also in sonderheit ein Quitantz / darin mich GOtt von allen meinen Sünden loß zelet. Weil nun Gott selber / der der Richter aller Menschen ist / also sich gegen mir erkleret / so halte ich mich billich daran / vnd lasse mich Mosen / mein gewissen / oder den bösen Feind /
die der sachen nicht zuthun / vnd vber mich nicht zurichten haben / nicht anfechten / weiß jhnen auch gantz vnd gar nichts zu willen
Also vnd auff diese weise mus man den trost / das GOTT durch Christum es mit vns halt / wieder die Geistliche Feind / vnd Anfechtung gebrauchen.
Es bleibet aber dabey nicht / Sonder wenn man diese Feind vberwunden hat / so tretten andere zu mit grossen hauffen / vnnd ob sie wol den andern feinden / dauon jetzunt gehandelt / nicht gleichsein / so sein sie doch auch mechtig / vnd kan einer allein einem Menschen so bang machen / das er nicht weiß / was er anfangen soll. Viel mehr aber / wenn einer neben dem andern kömpt / oderstracks hinder dem andernhergehet. Denn ein vnglück ist selten allein.
Aber Paulus gibt sich da auch nicht / Sonder braucht eben den Trost / das GOtl durch Christum jhm versünet / vnd sein gnediger Vater sey / der es nun mit jhm halte / derwegen er des gewiß ist / das sie jhm nichts anhaben / oder abgewinnen können. Spricht derwegen weiter.
Wer wil vns scheiden von der Liebe Gottes als wolte er sagen / da es die Geistliche Feind nicht gethan haben / so werden diese mir es auch nicht thun / lasse sie nur herkommen.
Vnd erzehlet nun auff den rigen / das fürnembste leiblich Leiden vnnd Vnglück / so einem Menschen in dieser Welt zu handen stoßt.
Erstlich ist Trübsal. Denn wie Acto. 14. stehet / Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich GOttes eingehen / es ist ein enger Weg / darin einer vom Teuffel vnd der Welt wol getrucket / vnd gepresset wirt / wie das Wort in seiner sprach klinget. Aber das schadet den Christen so gar nicht / das die Trübsal sie nur auff dem rechten Weg behalten / zum Ewigen Leben. Ehe ich gedemütiget ward / Irret ich / spricht Dauid Psalm 119. Nun aber halte ich dein Wort.
Zum Andern erzehlet Paulus Angst / wie denn die Christen nicht allein eusserlich getruckt werden / Sonder auch jnnerliche Bangigkeit zum offtermal fühlen / als wenn es vbel geht / oder sonsten / da sie schier selbs nicht wissen / wo es jhnen herkömpt / Was betrübstu dich mein Seel / vnd bist so vnruhig in mir / spricht Dauid Psalm 42. Summa es gehet offt einem Christen / als einem der einen Dampff schnufen hat / das jhm jmmerdar der Athem ausbleiben will / Aber weil die Gleubigen / einen gnedigen Gott haben / so ruffen sie den an / der jnen raum zum Hertzen macht / wie im 118. Ps. steht In der angst ruff ich den HErn an / vnd der HEr erhöret mich / vñ tröstet mich / das ist / macht mir raum zum hertzẽ.
Zum Dritten / Kömpt noch ein plag / die bey den Christen gar gemein ist / die höchste Verfolgung / da man die Christen / sonderlich die Prediger nicht leiden kan / Sonder setzet jhnen zu / siehet das man sie heb vnd abschaffe / Johannis am 15. Haben sie mich verfolget / so werden sie euch auch verfolgen. Ja alle die da wollen Gottselig in Christo leben / die müssẽ verfolgung leiden / 2. Tim. 3. Die Apostel müssen hinweg von Jerusalem / so gehets Paulo vnd Barnaba / zu Antiochia / zu Athen. Aber das schadet nicht / Sonder dienet zu GOTtes Ehr / andern Christen zum Trost / vnd vns selbs zur ewigen herrligkeit.
Zum Vierden / Kömpt hunger vnd blösse. Denn die Christen müssen gemeinlich gleich werden / dem Ebenbild Christi / der nicht hatte / da er sein Haubt hin neigete. Der Lazarus hat nicht die Brosamen / da er sein Hunger mit stillen / oder so viel Kleider / das er sich bedecken köndte. Aber was hat jhm das geschadt / hat jhn GOtt darumb verschmahet? Keins wegs nicht / Sonder er ist so wol bey GOtt enthalten gewesen / das GOtt so bald er stirbt / jhn durch die Engel in Abrahams schoß tragen lest / da er getröstet vnd alles Leids ergetzet wird.
Zum Fünfften / Kommen Christen offt in Fehrligkeit / da sie wol selbs nicht viel von wissen /
vnd Leibs vnd Lebens nicht sicher sein / Als die Weisen / Matth. 2. Weil jhnen Herodes zu listig war / Paulus ist in gefahr / in Stetten / vnter Mördern / zu Wasser / Land / vnd vnter falschen Brüdern / vnd hilfft der böse Feind gewaltig dazu / begert vns zu sichten / wie man den Weitzẽ sichter. Aber das scheidet so gar nicht von GOTtes Liebe / das Gott auch der Albern Vormünder ist / von den Weisen / von Paulo / Dauid / vnd andern Gleubigen / alle gefahr abwendet. Er hat seinen Engeln befohlen ober dir / das sie dich behütẽ / auff allen deinen Wegen / das sie dich auff den Henden tragen / vnd du deinen Fuß nicht an einen Stein stössest.
Zum Sechsten / Es müssen auch die Christen vnterweilen den kopff her halten / denn darauff lauffts endlich aus / als Johannes der Teuffer / Jacobus / Paulus / oder müssen eins andern Tods sterben / eben als weñ die Christen Schlachtschaffe werẽ / Wie im 44. Psal. stehet / Da ist niemand der sich jrer annehme: Sonder sie gehn darauff. Da / meint die vernunfft / ziehe Gott die hand gar ab. Aber es ist nicht / sonder da Ehret man Gott / vnd ist der Todt werd gehalten für dem HErrn.
In dem allen lassen wir vns gedüncken / es werde vns zu letzt zuuiel werden / wir werdens nicht außstehen können. Nein sagt Paulus / wir vber-
winden vnd dazu weit / vnd zwar nicht wir / sonder Gott durch Christum auff vnser seitẽ. Ja es geht nicht knap her / sonder weit vberwinden wir / vnd kom̃en vngeschlagen dauon. Deñ auff vnser seiten ist ein vnendliche hülff / vnd weñ wir schon schwach werden / so ist doch Gottes krafft in den schwachen mechtig. Er erholet aber den grundt des Trosts wider / vñ sagt vmb des willẽ der vns geliebet hat.
Was hat Hiob geschadet / alles vnglück / so jm begegnet? nichts vberal / sonder es ist sein bests gewesen / vnd er hat vberwunden. Also ist nicht dieses alles / das bißhero erzelt / Paulo selber zu handen gestossen / der eben ein Mensch gewesen wie wir / Aber weil er an Christum gleubet / so vberwind ers alles / vnd tröstet sich der krönung / 2. Timoth 4. Ich hab einen guten Kampff gekempffet / Ich hab meinen Lauff vollendet / Ich hab Glauben gehalten. Hinfurt ist mir beygelegt / die Kron der Gerechtigkeit.
Vnd fasset nun Paulus im Glauben alles zusamen / das einen Menschẽschrecken / oder jm einfallen mag / vnd zeigt an / das vns solches von Gott vnd vnserm HERrn Jesu Christo nicht scheiden / noch auß seiner Gnad reissen möge / vnd spricht / Ich bin gewiß / damit er lehrt / ein Christen sol nicht zweifflen an seiner Seligkeit / wie die Papisten zweifflen / vñ heissen zweifflẽ / sonder sol sich zu
Gott gewiß versehẽ / das er jn wolle erhalten / vñ Selig machen. Denn ein Christen sagt nicht / Ich fahr vnd weiß nicht wohin / Sonder ich weiß wol wohin. Ich wil / sagt Paulus / erzehlen alles was gewaltig vnd groß ist / vnd da einer sich vor fürchten möchte / vnd sage / das mir oder keinem Gleubigen der keines schaden soll.
Erstlich setzt er fornen an die Spitzen den Todt / der alle Menschen auffreibt / dawieder niemand schützen kan / vnd der das allerschrecklichst vnglück ist vnter allem / das in dieser Welt einem Menschen begegnet / da fürchtet sich Fleisch vnd Bluth vor / vnd besorgt sich / es werde da nicht bestehen können. Ach wer den Berg hinan wer / sagt jene fromme Fraw. Aber Paulus sagt / der gewaltig Feind / so Leib vnd Seel scheidet / sol vnß von der Lieb GOttes / die in Christo Jesu ist / nicht scheiden. Denn wer an Christum gleubet / der schmecket den Todt nicht. Wie wir an Simeone sehen Item / an Stephano / Darumb sie auch im Todt sich wol zu frieden geben. Ja Paulus begert abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein.
2. Sagt Paulus / Oder Leben. Marchen schreckt das Leben / das er gönnete vnd wünschte / das er schon Todt were / denn da stöst jhm so viel zuhanden / da wird man mit Irthumb oder falscher Lehr verfüret. Da stellet einem der Teuffel
nach / da versucht sich die Welt an jhm. Aber das sols vns auch nicht thun. Der HErr keñet die seinen / vnd sagt Christus / meine Schaff wirt mir niemand aus meiner Hand reissen / Joha. 10. vnd Johan. 17. Ich bitte nicht / das du sie hinweg nehmest von der Welt / Sondern das du sie bewarest für dem vbel / Gott kan dich / dein Weib vnd Kinder in dieser bösen Welt wol erhalten.
3. Es scheinet alles biß weilen wieder vns sein / darumb nimpt Paulus mit / was gewaltig ist / oder gedacht werden kan / vnd sind von den mechtigsten Creaturn die Engel / deren einer in einer Nacht 185000. Man erschlecht. Aber die / wenns müglich were / das sie sich vns wieder setzen / sollen vns auch nicht von Gott hinweg reissen.
4. Noch Fürstenthumb / noch gewalt / ob schon der Teuffel von Christo selber ein Fürst / von Paulo ein Gott der Welt genennet wirt / so kan er vns doch nicht schaden an der Seligkeit / der Sathanas hat ewer begert / spricht Christus / das er euch sichten möchte / wie man den Weitzen sichtet / aber ich hab für dich gebeten / vnd abermal / der Fürst der Welt ist Gericht.
5. Noch Gewalt / kein Tyrann sol vns scheiden. Da schon Decius Laurentium Braten lest / gewint er jhm doch nicht ab / Sonder Laurentius trotzet jhn noch. Denn Gott hat jhn gefast.
6. Weder gegenwertiges. Bißweilen sehen wir die grosse noth für Augen / jha wir stecken darin biß vber die Ohren / das wir bey vns selber sagen / das wird mirs thun. Da sagt Gott / Psal. 91. Ich bin bey dir in der noth / vnd Jes. 41. Fürchte dich nicht / ich bin mit dir.
7. Noch zukünfftiges / da plagen wir vns am meisten mit / was hin ist / das köñen wir vergessen / aber da machen wir Allmanach / vnd fürchten vns / was vns noch im Alter oder im Todt begegnen mag. Aber da sollen wir gedencken / das Gott verheist / Jesa. 46. Ich wil euch biß ins Alter tragen / vnd jn darumb auß dem 71. Psalm anruffen: Verlaß mich nicht wenn ich Alt werde.
8. Sagt er / Wedder hohes noch tieffes / was in der Welt ist / das ist entweder hoch oder gewaltig / oder tieff. Jos eph / vnd Daniel sein hoch komen in dieser Welt / aber das sol vns nicht aus Christi Henden reissen
9. Also ist kein noth so tieff / Gott kan vnd will vns herauß reissen / er führet in die Hell / vnd wieder heraus / du hast mich Lebend behalten / da jene zur Hellen furen spricht Dauid.
10. Noch kein Creatur / da fasset er alles zusammen / vnd spricht / Was ist es denn mehr / da man sich so für fürchtet / als GOTts Geschöpff / als ein Topff in der Hand eiues Töpffers / das Geschöpff wirt jha GOTT den Schö-
pffer nicht bezwingen. Joseph sagt zu seinen Brüdern / Fürchtet euch nicht / denn ich bin vnter Gott / das mus alle Creature sagen / er hat Him̃el / Erden / Meer vnd alles in seiner Hand.
Wie aber Paulus angefangen / also beschleust er auch vnd sagt / Kein Creatur kan vns scheiden / von der Liebe Gottes / die da ist in Christo Jesu vnserm HErrn. Damit er abermal wie im anfang / mittel vnd ende dieses Spruchs anzeiget / worauff sich solcher sein Glaube gründe / nemlich / nicht auff GOttes sondbahre Offenbarung / wie die Papisten dichten / vnnd darumb vns dieses Trosts berauben / Sonder Paulus zeigts nochmals an / Niemand kan vns scheiden von der Liebe GOTTes / die da ist in Christo Jesu vnserm HErrn / Als wolte er sagen / Er halte sich an das Euangelium / daraus er gelernet / das GOtt also die Welt geliebet / das er seinen eingebornen Son gegeben / auff das alle die an jhn Gleuben / nicht verloren werden / sonder das Ewige Leben haben.
Diß Meisterstück / Geliebte im HErrn / lernet Paulo nachthun / brauchet also den andern Artickel des Glaubens. Ich Gleub das Jesus Christus warhafftiger GOtt / vom Vater in Ewigkeit geboren / vnd auch warhafftiger Mensch / von der Junckfrawen Maria geboren / Sey mein HErr / der mich verlornen vnd verdampten Men-
schen erlöset hat / erworben / gewoñen / von allen sünden / vom Todt / vnd von der macht / vnd gewalt des Teuffels / nicht mit Golde / oder Silber / Sonder mit seinem Heiligen tewren Bluth / vnd mit seinem vnschüldigen Leiden vnd Sterben: Auff das ich sein eigen sey / vnter jhm Lebe / vnd jhm diene / in ewiger vnschuldt vnd Seligkeit / gleich wie er ist aufferstanden von den Todten / lebet vnd regieret in ewig keit / das ist gewißlich wahr: Gedencket jhr habt durch Christum einen gnedigen GOtt / Darumb könne euch kein noth oder Feind schaden. Derwegen haltet euch nur an Christum / vnd durch Christum an GOtt den Himlischen Vater / so hats kein noth / Sonder alles vnglück das euch begegnet / mus ewer glück sein. Der liebe Vater kan es jha nicht böß meinen / er hat jha alles in Henden / er wird allen sachen wol rathen / vnd euch nicht verrhaten / Sonder wol beraten. Aber er führet seine Heiligen wünderlich.
Ach das wir das bedechten / wie würden wir vns doch so wol in aller noth zu frieden geben / vnd frölich vnd frewdig sein / da vns jetzt leider / das allergeringst Vnglück den muth nimpt. Ach Gott hilff vnser Schwacheit / hilff das wir auff dich sehen / vnd vns deines beystandes trösten.
Beschluß.
Also haben wir jetzund ein Erbare Fraw vom Adel
zur Erden bestattet / die ist jhrer empfengnis vnd Geburt halben gewesen / wie wir alle sein ein Sünderin / vnd ob sie wol für der Welt vnstrefflich / still vnd eingezogen gelebet hat / so ist sie doch so weinig / als wir andern Engelrein gewesen / sonder hat teglich mit allen Heiligen vmb vergebung der Sünden bitten müssen / Wie sie denn selbs allzeit / sonderlich auch auffs letzte noch bekant hat. Aber das ist tröstlich / das sie durch das Wasser vnd den heiligen Geist wiedergeboren / vnd das sie Gottes Wort nicht allein gehört / sonder auch mit warem Glauben angenommen / solchen Glauben bekant / auch sonsten / vnd kurtz für jrem End / noch solchen Glauben bezeuget / mit empfahung des wahren Leibs vnd Bluts Christi / im heiligen Nachtmal. Vnd ob sie wol GOtt in jhrem Weiblichen beruff / vnd Kinderzucht hart mit genommen / auch andere schwacheit zugeschlagen / ist sie doch im Glauben verharret / Denn wenn jhr ein Trostspruch von Christo fürgehalten / deren sie selber viel gewust / hat sie gesagt / dabey wil ich bleiben. Auch hat sie solchẽ glauben damit bezeuget / das sie sich gedültig in Gottes willen ergeben / vnd außtrücklich gesagt / wo sie Gott fristen wölle / sey sie des Lebens so müd nicht / das sie darumb / wenn es Gott gefiel nicht lenger leben wolte / doch gab sie so viel zuuerstehen / das sie lieber wolte sterben / wenn es Gottes will were. Vnd das nicht einer meinte sie hette doch also gesagt / hat sie
damit bewiesen / das es jhr von Hertzen gangen / das sie mehr für jhren Haußwirt als für sich selbs gesorget / vnd gesagt / er solte sich nun wol zu frieden geben / Gott hette jn vorher erhalten / che er sie geehlichet / er würde auch forthin jhn wol erhalten. Daraus man wol siehet / das sie für jhr Person / das schrecken des Tods vberwunden / wie sie denn alles zeitlichen guts / vnd jrer Kinder sich gern begeben.
Wodurch sie aber den Todt vberwunden / vnd was solchen Glauben in jhr erweckt vnd erhalten / das mus ich auch berichten. Das war Gottes Wort / wie Christus sagt / Wer mein Wort helt / das ist / Gleubt / der wirt den Todt nicht sehen. Danon kunt man jhr nicht gnug sagen. Ja wenn wir Prediger still hielten / wie man denn bißweilen der Krancken gelegenheit nach billich thut / hieß sie vns forth fahren / Eben wie die beiden Jünger Luc. 24. Als Christus von jhnen gehen wolte / sagten / HErr bleib bey vns es will Abend werden / vnnd wir also müder worden mit trösten / als sie mit zuhören. Welches das es also vnd nicht anders ergangen / wissen alle vmbstehende hohe vnd andere Personen. Also ist sie entlich eingeschlaffen / mit dem Gebet. Ach bleib jha nicht lang auß lieber Immanuel / darauff er bald kommen ist. Das hab ich kürtzlich GOtt zu Ehren / vnd andern zum Exempel / trost vnd vermanung / erinnern wöllen / Das sie auch vnser / Iha Gottes Wort annehmen / denn da siehet man / was es für krafft habe.
Darumb wir als Christen / von jhr nicht anders können oder sollen vrtheilen / als das Gott jhr lieber Vater / sie so gewiß gefast / das ob jr schon nicht einer ley kranckheit vnd noth begegnet / es sich auch ansehen liesse / als wolte es zu lang weren / gleich wol sie nichts aus seiner Hand gerissen hat. Summa sie ist gestorben in jhrem beruff / dauon Paulus schreibt / 1. Tim. 2. Das Weib wird Selig / durch Kinderzeugen / so sie bleiben im Glauben / vnd in der Lieb / vnd in der Heiligung sampt der zucht / das wir jrenthalben nicht vrsach haben vns zubekümmern / sonder Gott zu dancken / das er abermal ein Mitglied seiner Gemein aus diesem Jammerthal erlöset hat.
Den hinderlasnen Witwer vnd Kindern können wir nicht besser rathen / als das sie in jhre Fußstapffen tretten / so haben sie den Trost / das Gott auff jhrer seiten / der seines Sohns nicht verschonet / sonder für vns alle dahin gegeben hat / der ist nicht gestorben / Sonder lebt noch. Darumb sollen wir nicht trawren / wie die Heiden. Denn ist GOtt für vns / so mag niemand wieder vns sein / vnd kan vns nichts scheiden von der liebe Gottes / die da ist in Christo Jesu vnserm HErrn.
Gott wölle diesen grossen Trost / durch seinen heiligen Geist in vnser Hertz geben / vnd darin versiegeln vmb Jesu Christi / vnsers HERRN willen / AMEN.