Zwo Predigten
Gehalten
Vber der Leich wei-
land der Durchleuchtigen
Hochgebor-
nen Fürstin vnd Frawen / Frawen Dorothea /
gebornen zu Sachsen /
Hertzogin zu Braunschweig vnd
Lüneburg etc. des Hochwirdigen / Durchleuchtigen
Hoch-
gebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Heinrich Juliussen /
Bischoffen zu
Halberstadt / Hertzogen zu Braunschweig
vnd Lüneburg etc. Ehelichen Gemahlin /
So den
13. Februarij Anno 1587. auff der Fe-
stung Wolffenbüttel in Gott se-
liglich
entschlaffen.
Die Erste geschehen den 20. Februarij/ als die
Fürstliche Leich in die
Schloßkirch daselbst
gebracht worden.
Die Ander den 20. Martij / als die Fürstliche
Leich zu Juliusfriedenstedt bey
der Heinrichstadt
zum Gottslager zur Erden bestatet worden.
Durch
Basilium Satler D. F. Braun-
schweigischen Hoffprediger daselbst.
Juliusfriedenstedt.
Dem̃ Hochwirdigen / Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd
Herrn / Herrn Heinrichen Juliussen / Bischoffen zu Halberstadt / Hertzogen zu
Braunschweig vnd Lüneburg etc. meinem gnedigen Fürsten vnd Herrn.
Gnad / Fried vnd Trost von Gott dem Vater / Son vnd heiligem Geist / neben
meinem embsigen Gebet / vnd vnderthenigen diensten jeder zeit zuuor.
HOchwirdiger / Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst gnediger Herr / Ob ich wol
billich bedenckens haben solte / E. F. G. in diesem jrem betrübnis mit meinem
schreiben zumolestieren / vnd das trawren gleich
zuernewren: so haben doch gar wichtige
vrsachen mich bewogen / diese beide Predigten / so bey der Leich vnd Begrebnis /
Weiland der auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Frawen / Frawen
Dorothea / gebornen zu Sachsen / Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg etc. E.
F. G. Gemahlin / hochlöblicher gedechtnis / ich gethan / zu publiciren / vnd E.
F. G. vnderthenig zuzuschreiben.
Denn das ich geschweige / das solches die von mir begert / denen ich mich
hierinnen vnderthenig zugehorsamen schüldig erkenne / so ist es an sich selber
billich / vnd ein stück vndertheniger schüldiger danckbarkeit / das wir so viel
an vns / das löblich gedechtnis solcher hohen Gottseligen Personen erhalten
helffen / Wie denn im 112. Psalmen stehet / Des gerechten wird nimmermehr
vergessen.
Es ist ja der heilige Geist selber vns hierin vorgegangen / in dem er in die
heiligen Schrifft des Alten vnd Newen Testaments die Historien fürnemer from̃er leute / beides Man vnd Weibs Personen mit fleis verzeichnet.
Als das ich aus solcher menge nur ettliche wenig Personen nam-
hafft mache / So beschreibet
Moses das Leben / Sterben vnd Begrebnis der heiligen Ertzväter Abrahams / Isaacs
vnd Jacobs / auch jrer Ehelichen Hausfrawen Sara / Rebecca vnd Rahel. Im Buch
der Könige wird der heiligen Matronen / so Eliam vnd Eliseum beherberget / in
ehren gedacht. Im Newen Testament werden jhrer Gottseligkeit halben neben den
Aposteln vnd andern Jüngern Christi gerhümet / Maria die Mutter Christi /
Elisabeth des Priesters Zacharie Fraw / Hanna die Prophetin / Item Maria
Magdalena / vnd Johanna das Weib Chusa des pflegers Herodis / Susanna / Maria
vnd Martha die Schwestern Lazari / die Christo handtreichung von jhrer Haab
gethan haben. Item Act. 9. Tabea / die da war vol guter Werck vnd Allmosen.
Sölchem Exempel des heiligen Geistes sein auch gefolget die Schreiber der
Kirchen Historien / die nicht allein der heiligen Keyser / Constantini /
Theodosij / Martiani / sondern auch Gottseliger Keyserinnen / als Helenae /
Placillae vnd Pulcheriae / vnd auch anderer wegen jhrer frömbkeit vnd
Christlichen eyfers in allem guten gedencken.
Welcher Christ wil vns denn verweisen / das
wir E. F. G. Ehegemahlin nach jhrem seligen Abscheid aus dieser Welt / auch
mit ehren gedencken?
Denn das J. F. G. vnter solche Christliche vnd fromme Matronen / Königin vnd
Fürstin billich mit gerechnet werden / wird der letzte theil der Predigt / so
bey derselben Begrebnus ich gehalten / reichlich ausweisen / da ich der
Historien J. F. G. lebens vnd seligen ends den geringsten zusatz nicht gethan /
Sondern auff alle die / so J. F. G. gekandt / auch sonderlich was jren seligen
abscheid belangt / auff Fürstliche / Adeliche / vnd andere personen / so bey J.
F. G. ab vnd zugangen sein / mich beruffen vnd gezogen haben wil.
Darzu kömpt der grosse nutz vnd frucht / den durch Gottes segen mancher
guthertziger Christ aus diesen Predigten schöpffen kan. Denn da höret er nicht
allein / sondern sihet auch als in einem Spiegel an J. F. G. worin ein
Christlich leben vnd seliges end stehe / was den waren Christen im leben vnd
sterben begegne / welche anfechtung jhnen pflegen für zukomen / wie man
dieselbige durch Gottes gnad vberwinden möge /
was Gottes Wort / wenn es im Hertzen
durch waren Glauben auffgenommen wird / desgleichen das heilige Gebet / für
krafft habe. Ich wil jetz geschweigen der andern Lehren / die in diesen
Predigten auch / wiewol kürtzlich / gehandelt oder viel mehr angerüret werden /
als / Wo der Todt her komme / Worumb auch die Kinder Gottes für dem Todt nicht
befreyet sein / Was solcher vnzeitiger Todt dieser vnser seligen Hertzogin /
auch anderer frommen vnd fürnemen Leute bedeute / Wes wir vns / wenn Gott vns /
oder die vnsern aus dieser Welt abfordert / zutrösten haben / vnd
dergleichen.
Dieweil denn Gott Jesai. 55. zeuget / sein Wort sol nicht leer wieder zu jhm
kommen / als wird er auch seine gnad dazu geben / das diese in seinem Wort
gegründete Predigten nicht ohne frucht abgehen werden.
E. F. G. aber / Gnediger Fürst vnd Herr / habe ich billig in dieser Vorrede in
aller vnterthenigkeit Compellieren / vnd denselben diese einfeltige Predigten
zuschreiben sollen / dieweil E. F. G. hochgedachter Hertzoginnen am nehesten
verwandt / nemlich jhr lieber Herr vnd Ehe-
gemahel gewesen / vnd also vber
jhrem früen / vnd wie wir vns gedüncken lassen / vnzeitigen abscheid aus diesem
leben zum höchsten betrübet sein. Ich bin auch der vnterthenigen zuuersicht / ob
wol hie durch etlicher massen solche E. F. G. trawrigkeit ernewert wird / jedoch
so werde der trost / den E. F. G. nicht allein aus den Predigten selber /
Sondern auch aus der betrachtung J. F. G. seligen vnd Christlichen abschiedes /
schöpffen können / solche schmertzen leichtlich vber wegen / ja gar
verschlingen.
Vnd so E. F. G. ohne zweiffel ein vndertheniger wille geschehe / wenn etwan E. F.
G. ein Maler vielhochgedachter jhrer Hertzlieben Gemahlin / Christmilter
gedechtnis / Bildnis mit lebendigen Farben entworffen / zustellete / bin ich der
vnderthenigen zuuersicht / sie werden jhnen gnedig gefallen lassen / das sie an
diesen Predigten J. F. G. Gemahlin / hochlöblicher gedechtnis / Christliches
Hertzens vnd Gemühts / das kein Maler treffen vnd abconterfeyen kan / so offt
sie wollen ansichtig werden können. Vnd zwar die anschawung der leiblichen
gestalt würde E. F. G. nur betrüben / Aber dieses Bild kan nicht allein E. F. G.
erfrewen / Sondern auch
nachrichtung
geben / wie sie der maln eins dieses leben seliglich / vnd also beschliessen
mögen / das sie jhr Hertzallerliebste Gemahlin / auch alle heiligen Ausserwelten
Gottes Kinder vnd Engel / vnd die gantze heilige Dreyfaltigkeit widerumb zusehen
bekommen / vnd damit ewige fröliche vnd selige Gemeinschafft haben mögen. Das
verleihe E. F. G. vnd vns allen Gott der Himlischer Vater / durch seinen
heiligen Geist / vmb des Mitlers Jesu Christi willen / Amen. Datum den 27.
Martij / Anno Domini 1587.
E. F. G.
vndertheniger Diener
Basilius Satler D.
REVERENDISSIMO ET ILLVSTRISSIMO PRINCIPI AC Domino, D. HENRICO IVLIO,
Halberstadensium Episcopo, Duci Brunsuicensium & Lunaeburgensium &c.
Domino suo clementissimo.
FLosculus ut violae jucundum spirat odorem, Sed perit, & finem, vix ubi
crevit, habet. Sic dilecta tibi, Princeps Clarissime, conjunx, Cùm modò te primâ
prole beâsset, obit. Quae terris populisque tuis spes fecerat amplas, Vi morbi,
in vitae limine, victa, cadit. Sic cadit illa tamen, parte ut meliore superstes,
In CHRISTI capiat gaudia vera sinu. Corporis exuviae jucunda pace fruuntur, Et,
velut in lecto, molliter ossa cubant. Sed tamen ista brevi repetet sua plasmata
CHRISTVS, Et tibi restituet dotibus aucta novis. Hoc invicta tuae quondam
sperare, jugalis, Nos jubet, in rigida morte probata fides. Ergo resume animum,
Dux inclyte, pelle dolorem, Et tua coelesti subijce corda Patri. Hic cruce prae
reliquis sua pignora cara fatigat: Sed tamen hac tandem, quos premit, ipse
levat. Hic tibi, quae pateris, mala compensabit, & acris, Praemia, post
cineres, magna, doloris erunt.
T. C.
Reuerenter colens
Basilius Satler D.
Die Erste Predigt.
Genes. 23.
SAra war Hundert vnd sieben vnd zwentzig Jahr alt / Vnd starb in der Heuptstadt /
die heisset Hebron / im Lande Canaan. Da kame Abraham / das er sie klaget vnd
beweynet.
Darnach stund er auff von seiner Leich / vnd redet mit den Kindern Heth / vnd
sprach:
Ich bin ein Frembder vnd Einwohner bey euch / gebet mir ein Erbbegräbniß bey euch
/ daß ich meinen Todten begrabe der für mir ligt. Da antworten Abraham die
Kinder Heth / vnd sprachen zu jhm: Höre vns / lieber Herr / du bist ein Fürst
Gottes vnter vns / Begrabe deinen Todten in vnsern ehrlichsten Gräbern. Kein
Mensch sol dir vnter vns wehren / daß du in seinem Grabe nicht begrabest deinen
Todten.
Da stund Abraham auff / vnd bücket sich für dem Volck des Lands / nemlich / für
den Kin-
dern Heth / Vnd er redet
mit jhnen / vnd sprach: Gefellet es euch / daß ich meinen Todten begrabe / So
höret mich / vnd bittet für mich gegen Ephron / dem Son Zohar / Daß er mir gebe
seine zweyfache Höle / die er hat am ende seines Ackers. Er gebe mir sie vmb
Geld / so viel sie werth ist / vnter euch zum Erbbegräbnis / Denn Ephron wohnete
vnter den Kindern Heth.
Da antwortet Ephron der Hethiter Abraham / das zuhöreten die Kinder Heth / für
allen die zu seiner Stadt Thor aus vnd ein giengen / vnd sprach: Nein / mein
Herr / sondern höre mir zu / Ich schencke dir den Acker / vnd die Höle darinnen
darzu / vnd vbergebe dirs für den Augen der Kinder meines Volcks / zubegraben
deinen Todten.
Da bücket sich Abraham für dem Volck des Landes / Vnd redete mit Ephron / das
zuhörete das Volck des Landes / vnd sprach: Wiltu mir jhn lassen / so bitte ich
/ Nimb von mir das Geld für den Acker / das ich dir gebe / so wil ich meinen
Todten daselbst begraben. Ephron antwortet Abraham / vnd sprach zu jhm: Mein
Herr / höre doch mich / / Das Feld ist Vierhundert Seckel Silbers werth / Was
ist das aber zwischen mir vnd dir? Begrabe nur deinen Todten.
Abraham gehorchet Ephron / vnd wug jhm das Geld dar / das er gesaget hatte / das
zuhöreten die Kinder Heth / nemlich / vierhundert Seckel Silbers / das im Kauff
geng vnd gebe war. Also ward Ephrons Acker / darin die zweyfache Höle ist /
gegen Mamre vber / Abraham zum eigen Gut bestetigt / mit der Höle darinnen / vnd
mit allen Beumen auff dem Acker vmbher / das die Kinder Heth zusahen / vnd alle
die zu seiner Stadt Thor aus vnd ein giengen.
Darnach begrub Abraham Sara sein Weib in der Höle des Ackers / die zweyfach ist /
gegen Mamre vber / das ist Hebron / im Lande Canaan. Also ward der Acker vnd die
Höle darinnen bestetiget Abraham zum Erbbegrebnis von den Kindern Heth.
GEliebte im HERRN / Heute acht tag hat Gott der Allmechtig / nach seinem
Väterlichen willen vnd wolgefallen / aus diesem leben zu sich abgefordert /
weiland die Durchleuchtige Hochgeborne Fürstin vnd Frawen / Frawen Dorotheen /
geborne zu Sachsen / vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn / Herrn Heinrich
Juliussen Bi-
schoff zu Halberstadt
/ Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg etc. Ehelich Gemahlin.
Dadurch / wie auch durch andere dergleichen Exempel / so vns GOtt teglich für
Augen stellet / werden wir lebendige erinnert / das wir von wegen vnser Sünden /
damit vnser Leib vnd Seel verunreiniget vnd verderbet sein / alle sterben müssen
/ wir sein Mann oder Weib / Jung oder Alt / Hohes oder niedrigs Standes Personen
/ Wie Syrach am 38. sagt / Gedencke an jhn / wie er gestorben / so mustu auch
sterben.
Sölches endes aller Menschen sollen wir vns jetzund erinnern / vnd es zu Hertzen
nemen / Wie der Prediger Salomon am 7. Capitelleret. Vnd weil wir vnser zeit
nicht wissen / Sondern wie die Fische gefangen werden mit dem schedlichen Hammen
/ vnd wie die Vogel mit dem Strick gefangen werden / Also werden auch die
Menschen berückt zur bösen zeit / wie der Prediger Salomon am 9. bezeuget / So
sollen wir vns alle Stund vnd Augenblick zu solchem vnserm Sterbstündlein
gefasst machen. Denn wie der Prediger Salomon am Eilfften Capitel schreibt /
Wenn der Baum fellt / er falle gegen Mittag oder Mitternacht / auff welchen orth
er fellet / da wird er liggen.
Darumb sollen wir / wie Christus Luc. 12. redet / lassen vnsere Lenden vmbgürtet
sein / vnd vnsere Liechter brennen / vnd gleich sein den Knechten / die auff
jhren Herrn warten / wenn er auffbrechen wird von der Hochzeit / auff das / wenn
er anklopffet / sie jhm bald auffthun. Selig sind die Knecht / die der HErr /
wenn er kömpt / wachend findet.
Weil wir nun die Fürstliche Leich in diese Capell
jetzundt gebracht / darin J. F. G.
hochlöblicher gedechtnis / die zeit vber / so sie hie im Lande gewesen / stets
GOttes Wort mit grossem ernst / fleis vnd andacht gehöret / vnd zu bezeugen vnd
zu stercken jhren Glauben / den wharen Leib vnd das Bluth Christi in seinem
heiligen Nachtmal zum offternmal in wahrer Bußfertigkeit empfangen / So wollen
wir vns lebendigen zum bericht / trost vnd besserung von ettlichen Puncten
vnserer Christlichen Lehr / die wir jetzund billich betrachten sollen / eine
kurtze erinnerung thun.
Auff das vns aber in solchem fürnhemen GOttes Wort für leuchte / habe ich
jetzundt E. L. verlesen / vnd für mich nehmen wöllen das Drey vnd zwantzigste
Capitel des Ersten Buchs Mose / darin vns der heilige Geist ein gleiche Histori
fürhelt / von der ersten vnd eltesten Begrebnis / der in GOttes Wort meldung
geschicht / nemlich der heiligen Sarae Abrahams Hausfrawen / Wie dieselbige
gestorben / vnd wie sie jhr Man vnd Haußwirt Abraham beklaget vnd beweinet / jhr
die Begrebnis bestellet / vnd jhren Leichnam zur Erden bestatet habe.
Wir wöllen aber dißmal nicht alle die Lehr / so wir aus diesem Capitel nhemen
könten / erzelen vnd handeln / Wie sie sich denn auch nicht alle auff diese zeit
vnd gelegenheit schicken / Sondern allein auff diese Vier Punct diese jetzige
erinnerung richten.
Zum Ersten / Das wir dieses Capitel desto besser verstehen / vnd vns nütz machen
können / wöllen wir etwas von der Person vnd leben der heiligen Sarae
berichten.
Zum Andern wöllen wir hören / Wie sie gestorben sey.
Zum Dritten / Wie sie Abraham beklaget.
Zum Vierden / Wie sie begraben sey.
GOtt verleihe vns darzu die gnad des heiligen Geistes / das es zu vnserm Trost
vnd besserung gereiche.
Der Erste Theil.
ANfenglich / Das wir dieses Capitel von der heiligen Sara / jhrem Todte vnd
Begrebnis desto eigentlicher vnd gründlicher verstehen / müssen wir etwas
berichten von jhrer Person / wer sie gewesen / vnd von jhrem Leben / Welches hie
Moses mit kurtzen Worten wiederholet / Wie sie sich gehalten / vnd wie es jr
gangen sey.
Es ist die Sara gewesen die Eheliche Hausfraw des hochberhümpten Ertzuaters
Abraham / Den Paulus zum Römern am 4. einen Vater der Gleubigen nennet.
Es ist aber auch die Sara selbs eine fromme vnd GOttselige Matron gewesen / Denn
ob sie schon jhre Menschliche gebrechen gehabt / die Moses auffgezeichnet:
Jedoch so rhümet sie der heilige Apostel Petrus 1. Petr. 3. vnter andern
heiligen Weibern / machet sie nambhafft / vnd gibt jhr das Lob / das sie auff
GOtt gehoffet / vnd jhrem Man vnderthenig gewesen sey / vnd jhn Herr genennet
habe / vnd stellet sie allen Gleubigen Weibern für zum Exempel / das sie dißfals
in jhre Fußstapffen tretten / vnd jhr nachfolgen sollen.
Es gehet aber der lieben Sara / wie es den frommen in dieser Welt pfleget zugehen
/ Nemlich / Das jhr Leben kurtz / vnd voll vnglück / mühe vnd arbeit ist. Sie
ist jha Alt worden Hundert vnd sieben vnd zwantzig Jar / Aber das ist eine
geringe zeit / wenn mans helt gegen dem Leben jhrer Voreltern / die etliche
Hundert Jahr Alt worden sein / vnd an sich selber ist das zeitlich Leben in
dieser Welt kurtz / denn wenn einer schon so Alt würde / als der Mathusalem:
Jedoch wenn die zeit vmb ist / so ists nicht anders als wenn man erst zuleben
angefangen hette. Das also wenn wirs mit kurtzen Worten begreiffen wollen / was
jhr leben gewesen / so können wirs besser nicht ausreden / als mit den Worten
des heiligen Ertzvaters Jacob / da er Genes. 47. zum Pharao spricht / Die zeit
meiner Walfarth ist Hundert vnd Dreissig Jar / wenig vnd bös ist die zeit meines
Lebens / vnd langet nicht an die zeit meiner Väter in jhrer Walfarth. Es ist
eine kurtze zeit / die sie gelebet hat / vnd in der kurtzen zeit hat sie viel
mühe vnd arbeit vnd vnglück / dargegen aber nicht viel guter Stunde gehabt. Das
ist daraus abzunehmen / wird vns auch in diesem Capitel angezeigt / da Abraham
spricht / Er sey ein frembdling vnd Einwhöner oder Einkömling bey den Kindern
Heth / Damit begreifft er viel vnglück / Er hat nichts eigens / vnd keine
bleibende stadt gehabt / Sondern jmmerdar von einem ort zum andern ziehen müssen
/ Das ist ein müheselig ding / Wer viel wallet / dem viel entfallet. Vnd da er
sich denn niedergelassen / da ist er frembd gewesen / da hat er vnsanfft
gewohnet / Denn da der Pfennig geschlagen ist / da gilt er gemeinlich am meisten
/ Das ist / Da einer zu Haus höret / da ist er gemeinlich
am besten enthalten / vnd hat am meisten
befürderung: Vnter den frembden aber mus man viel leiden / man weis den frembden
nicht viel zu willen / Man mus / wie Abrahams vnd Isaacs Historien ausweisen /
viel lassen vber sich gehen.
Sölches wird in der Histori Sarae weitleufftiger ausgeführet / vom 12. Capitel an
bis auff dieses 23. / Wie sie neben jhrem Man in gefahr jhrer Ehren / auch jhres
Leibs vnd Lebens gewesen / Wie sie em lange zeit vnfruchtbar gewesen / das jhnen
nicht ein geringes / sondern das allerschwereste Creutz gewesen / Darüber
Abraham Gen. 15. in ein grosse anfechtung gerathen / Es beschreibet auch Moses /
was sie für Creutz gehabt mit jhrer hofertigen Magd Agar / vnd jhrem spöttischen
Sohn Ismael. Summa / Abraham fassets alles / da er spricht zu den Kindern Heth:
Ich bin ein frembdling / vnd Einwöhner bey euch. Entlich da sie sich gedüncken
lesst / sie sey ein wenig zur ruhe kommen / da legt sie sich nieder / vnd stirbt
/ Wie wir im andern Theil hören werden.
Ach das ist doch allzu kleglich vnd jemmerlich / Ist Sara so eine fromme Ehrliche
Matrona gewesen / vnd sol nicht mehr dauon haben / als mühe vnd arbeit? Was
zeihet sie doch GOtt? Worumb nimpt er beides Mans vnd Weibes Personen / die auff
jhn hoffen / so hart mit in dieser Welt? Er meinet es / geliebte / nicht so böß
/ als wir vns gedüncken lassen / Sondern gut mit den seinen / wenn er sie also
in dieser Welt mit Creutz belegt. Dauon sagt Salomon Prouerbior. 3. vnd die
Epistel zun Ebreern am 12. wiederholts / Mein Kind / verwirff die zucht
des HERRN nicht / vnd sey nicht
vngedültig vberseiner Straff / Denn welchen der HERR liebet / den straffet er /
vnd hat ein wolgefallen an jhm / wie ein Vater am Sohn. Vnd Paulus erklerets
noch dentlicher 1. Corinth. 11. Wenn wir gerichtet werden / so werden wir von
dem HERRN gezüchtiget / auff das wir nicht mit der Welt verdampt werden.
Es brauchen beide Salomon vnd Paulus ein fein Gleichnis / von einem Vater / Der
ist seinem Kinde hart mit / er steupets auch offt / nicht das er jhm feind sey /
Sondern das es from werde / vnd wol gerathe / vnd nicht etwan dem Scharffrichter
in die Hende komme. Daher man auch saget / Je lieber Kind / je scherffer Ruth.
Also züchtiget vns GOtt auch / vnd ist in vnserm besten / wenn er vns mit Creutz
belegt. Er thuts / das wir vns selbs richten / das ist / Busse thun / 1.
Corinth. 11. Das wir auff sein Wort mercken / Jesai. 28. Das wir jhn engstiglich
vnd von hertzen anruffen / Jesa. 26. Das wir auffhören zu sündigen / 1. Petr. 4.
Vns nicht Schätze samlen auff Erden / die der Rost frisset / vnd die Diebe
nachgraben / vnd stelen / das ist / die allerley gefahr vnderworffen sein. Das
wir mit Abraham / Gene. 25. dieses lebens satt werden / Vnd mit Paulo / Philipp.
1. begeren abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein / vnd dergleichen.
Dieweil es nun ein solch heilsam ding vmb das liebe Creutz ist / so befinden wir
/ wenn wir die gantzen Bibel Altes vnd Newes Testamentes durchlesen / das GOtt
es mit seinen Kindern also / vnd nicht anders gehalten hat / sie haben das liebe
Creutz tragen müssen. Daher nennen
sich
Abraham Gene. 23. Jacob Gen. 47. vnd Dauid Psalm. 39. frembdling / anzuzeigen /
das sie hie nicht zu Haus hören / Derhalben sie in dieser Welt / als an einem
frembden orth allerley ausstehen / vnd vber sich gehen lassen müssen / bis sie
ins rechte Vaterland kommen. Wie dieses die Epistel zum Ebreern am 11. Capitel
erkleret. Diese alle sind gestorben im Glauben / vnd haben die Verheissung nicht
empfangen / Sondern sie von ferne gesehen / / vnd sich der vertröstet / vnd wol
benügen lassen / vnd bekant / das sie Geste vnd frembdling auff Erden sind. Denn
sie solches sagen / geben zuuerstehn / das sie ein Vaterland suchen.
Ein Exempel deren die GOtt also mitgenommen / vnd die dieses lebens müde worden /
haben wir an vnser seligen Hertzogin / J. F. G. sein eine Tochter Sarae gewesen
/ haben an Christum gleubet / jhre Hoffnung auff GOtt gesetzet / jhre Eltern vnd
jhren Herrn geliebet vnd gechret / vnd haben doch in jhrem gantzen leben wenig
frewd gehabt. Im ersten Jahr jhres Ehestandes / das GOtt sonst im Gesetz selbs
priuiligiert / haben sie stets erstlich wegen des abgangs jhrer Fraw Mutter /
vnd denn auch des Herrn Vatern getrawret / Summa / GOtt hat J. F. G. so viel
Creutz vnd Leiden zugeschicket / das sie entlich auch dieses lebens müde worden
/ vnd darnach ein verlangen gehabt / sich auch darzu geschicket / das sie dauon
erlöset werden möchten / vnd sich des Sterbstündleins gleich erfrewet / vnd
gesaget: Nun werde J. F. G. einmal recht auffhören zutrawren. Gehets vns auch
also / so sollen wir vns solcher Exempel der Heiligen Gottes er-
innern / vnd mit GOtt / weil er
es so gut meinet / zufrieden sein / vnd jhm gedültig aushalten.
Der Ander Theil.
DAS sey kurtzlich gesaget / von der heiligen Sarae leben. Nun wöllen wir auch
etwas von jhrem Todte handeln. Moses beschreibet den mit kurtzen Worten / vnd
spricht / Sie starb in der Heuptstadt / die da heist Hebron / im Lande
Canaan.
Mit diesen wenig Worten begreifft Moses viel / das er doch so deutlich nicht
ausdrücket / vnd erzelet. Wir können jhme aber leichtlich selbs nachdencken / er
hat genug daran / das er saget / Sie sey gestorben / Damit er anzeiget / es sey
mit jhr ergangen / wie es pfleget mit einem Menschen herzugehen / vnd was jhme
pfleget zubegegnen / wenn er stirbt. Denn solches alles bringet das Wort mit /
Sie starb. Wir wöllens ein wenig ausfüren. Zum Ersten / gibt er zuuerstehen /
das sie grosse schmertzen gehabt / Denn wenn man stirbt / vnd Leib vnd Seele
sich scheidet / das gehet nicht ohne grossen schmertzen ab.
Auch gehet Moses mit stillschweigen vorbey / die schwere gedancken vnd
anfechtungen / Geistlich vnd Leiblich / die Sara gehabt. Denn die pflegen auch
nicht aus zu bleiben / weil ein Mensch noch Fleisch vnd Bluth behelt / wiewol
disfals einer sie schwerer hat / als der ander. Wie einen harten kampff sehen
wir bey Hiob / ja bey dem HErren Christo selber / der doch ohne Sünd
gewesen.
Es ist jhr sonder zweiffel auch zu Hertzen gangen / vnd hat jhr wehe gethan / das
sie dieses leben / das natürlich vnd edel ist / hat verlassen müssen.
Es hat sie auch nicht wenig betrübet / das sie hat von jhrem lieben Herrn vnd
Eheman scheiden / vnd jhn verlassen müssen. Isaac jhr einiger lieber Sohn / der
noch vnberaten war / hat jhr sonder zweiffel auch schwere gedancken gemacht /
vnd hat wol begeret so lang zu leben / das er mit einem frommen Eheweib versehen
were.
Zu diesen Leiblichen Anfechtungen sind ohne zweiffel auch geschlagen die
Geistliche Versuchungen / das sie wie fromme Hertzen thun / betrachtet jhr
Sündlich leben / vnd das sie von Natur ein Kind des Zorns / vnd des ewigen
Verdamnis wirdig.
Entlich fehret jhr die Seele aus / der Leichnam fangt an zu stincken / sie
verweset.
Dieses alles gibt Moses zuuerstehen / da er sagt: Sie sey gestorben.
Dieweil sie aber Petrus mit zelet vnder die Gleubigen / so hat sie diese
Anfechtungen alle durch den Glauben vberwunden. Sie hat sich getröstet / ob sie
schon dis leben verliesse / so erlangete sie doch dafür ein bessers / nemlich /
das Ewige Leben / Denn das verheisset GOtt / da er sagt / In deinem Samen sollen
alle Völcker der Erden gesegnet werden.
Verliesse sie jhren Man / so würde GOtt jhr Breutgam sein / der würde auch den
Abraham versorgen.
Ihren Sohn befihlet sie GOtt / vnd jhrem lieben Herrn seinem Vater / der jhn auch
wol versorget.
Wieder die Sünde / die des Tods Stachel ist / tröstet sie sich des Samens / der
jhr verheissen / vnd von jhrem Gebült herkommen solte / der den Fluch wegnemen /
vnd den Segen wiederbringen würde. Also stirbt sie seliglich / ob es schon nicht
one schmertzen vnd schweren kampff abgehet.
Hier sollen wir nun bedencken / Woes herkomme / das der Mensch nicht allein in
seinem leben viel leiden mus / Sondern auch fürnemlich / wenn das leben ein ende
nimbt / da schlagen alle Plagen gleich zusammen / schmertzen des Leibes /
anfechtung / Geistlich vnd Leiblich / mancherley / Endlich werden Leib vnd Seel
von einander gerissen / Der Leichnam verleuret alle schöne / vnd fangt an
zustincken / vnd wird also zugerichtet / das ein Ehegathen vnd Freund den andern
nicht mehr bey sich behelt / Sondern sihet / das er in die Erden komme. Jener
alte Lerer zeuget / das Schlangen im Leibe wachsen / er wird von Würmern
verzeret.
Wo kömpt es her? Die Heiden haben es wol beklaget / vnd sich darüber verwundert /
wie es komme / das der Mensch mehrem Leiden vnterworffen / als das
vnuernünfftige Viehe / Sie werden auch etwas vngedültig / vnd sagen / Es habe
die Natur den Menschen als ein Stieffmutter gezeuget. Aber die vrsachen / vnd wo
es herkomme / haben sie nicht gewust. Aber GOttes Wort beriehtet vns gründlich
dauon / vnd zeiget an / das GOtt den Menschen nicht zu dem Vnglück vnd zu dem
Todte geschaffen habe / Sondern / das er solte leben / vnd
selig sein. Denn GOtt schueff den
Menscheu zum Bilde GOttes / Gen. 1. Das Vnglück aber vnd der Todt / kömpt von
der Sünden her.
Wie denn GOtt zum Adam spricht / Gene. 2. Welches tags du essen wirst von dem
Baum des Wissens guts vnd böses / so soltu des Todes sterben. Vnd hernach im
Dritten Capitel spricht er / Du bist Erde / vnd solt zur Erden werden. Vnd
Psalmo 90. spricht Moses / Das machet dein Zorn / das wir so vergehen / vnd dein
grim / das wir so plötzlich dauon müssen. Denn vnser Missethat stellestu für
dich / vnsere vnerkante Sünde ins Liecht für deinem Angesicht. Vnd Paulus zun
Römern am 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnd durch
die Sünd der Todt.
Wenn vnsere erste Eltern vnd wir in jhnen / nicht abgefallen weren / vnd
gesündiget hetten / so hette vns kein Finger wehe gethan / Wir hetten keine
schmertzen gehabt / Wir hetten nicht dürffen sterben / Wir weren aller der
anfechtung vberhaben gewesen / Leib vnd Seele hetten sich mit schmertzen nicht
gescheiden / Es were der Leib nicht so abschewlich / vnd den Würmern zur Speise
worden.
Aber nachdem sie gesündiget haben / vnd wir alle die Sünde von jhnen erben / Denn
was vom Fleisch geboren ist / das ist Fleisch / Johan. 3. So gehet vber vns alle
der Todt / wir müssen Kranckheit vnd allerley Vnglück leiden vnser lebenlang /
vnd wenn es ans ende kömpt / so gehet die noth erst recht an / vnd schlecht
allerley Leiden zusammen / die leibliche schmertzen sind gros / allerley
an-
sechtung des Teuffels /
der Welt / vnd vnsers eigenen Fleisches / setzen vns hart zu. Entlich scheidet
sich die Seel vom Leibe / Es wird der Leib abschewlicher / denn kein Aß ist / Er
verrottet vnd verweset in der Erden. Wie denn ohne zweiffel diesen jamer Abraham
behertziget / vnd darüber erseufftzet / da er saget / Das ich meinen Todten
begrabe / Der für mir ligt. Vnd Paulus sihet dahin / da er schreibet 1. Corinth.
15. Es werde geseet verweßlich / Item / in vnehr vnd in schwacheit.
Da sehen wir nun augenscheinlich / jha können fast greiffen den Zorn GOttes
wieder die Sünde / das er dieselbige nicht so geringe achte / wie wir vns
gedüncken lassen / Sondern ein eiferiger GOTT sey / Dieweil er vmb der Sünde
willen das gantze Menschliche Geschlecht sterben lest / Vnd auch die kleinen
Kinder / dieweil sie die Erbsünde an sich haben / eben hart angreiffet / das sie
offt lang quelen / vnd sich ringen / vnd hin vnd wieder werffen / das einen
Stein erbarmen möchte / Ja / es schonet dißfals GOtt auch der nicht / vnd
vberhebt sie des Leidens nicht / die er zu gnaden angenommen hat / vnd selig
machen wil / Wie wir / wils GOtt / zur andern zeit hören werden / denen gibt er
noch ein denckzeichen / das sie etlicher massen jhren schaden / seinen Zorn /
vnd dagegen die Wolthaten / so er jhnen durch CHristum erzeiget / desto besser
erkennen.
Ob aber wol es das ansehen hat / das GOtt die Gottlosen vbersehe / vnd sie es
bißweilen nicht allein im leben / sondern auch im Sterben besser haben als die
Frommen /
Was die angst vnd schmertzen
anlanget / sie kommen bald dauon / sterben in grosser sicherheit: Jedoch sollen
wir vns erinnern / das GOtt solches zu seiner zeit mit den Gottlosen wol wird
zufinden wissen. Denn wo sie nicht Busse thun / müssen sie ewige
vnaussprechliche Peine leiden / Da wird GOtt seinen Zorn erst recht sehen vnd
fühlen lassen. Gegen dem andern Todte / wie jhn Johannes in der Offenbarung
nennet / ist der zeitliche Todt gar gering / vnd schier für Kinder Spiel
zurechnen. Denn jhr Wurm wird nicht sterben / vnd jhr Fewer wird nicht
verleschen / sie werden eingrewel sein allem Fleisch / Jesai. 66. Sie werden
peine leiden / das ewige verderben / von dem Angesicht des HERRN / vnd von
seiner herrlichen macht. 2. Thessal. 1. Wieder HErr Christus / Luc. 16. ein
schrecklich Exempel gibt vom Reichen Man / der auch in seinem leben gutes
empfieng / vnd gnug hatte / vnd lebet teglich herrlich vnd in frewden. Aber nach
seinem Tode lesset GOtt seinen Zorn erst recht sehen / Er ligt in der Flammen /
vnd leidet ewige Pein / (Der HERR brauchet ein Wort / damit die Marter genennet
wird / die einer leidet / wenn er peinlich verhöret wird) vnd mag jhm gar keine
erquickung / ja nieht ein tröpflein Wasser widerfahren / damit er seine Zunge
kühle.
Derowegen liebe Christen / wenn wir also teglich sehen vnd erfahren / wie alle
Menschen nicht allein im leben viel leiden / Sondern auch entlich sterben müssen
/ vnd wie schrecklich vnd vbel der Todt den Menschen / so sonst die edelste
Creatur GOttes / wegen der Sünden / zurichtet / Wie wir denn jetzt ein Exempel
für Augen
haben / das diese fromme
Fürstin des Todtes schmertzen auch ausstehen müssen / vnd Leib vnd Seel sich
scheiden müssen: Sollen wir daraus den grimmigen Zorn GOttes wieder die Sünde
erkennen / von Hertzen darab erschrecken / vnd sehen / das wir mit GOtt versönet
werden / Vnd wenn wir versönet sein / das wir nicht muthwillig vnd fürsetziglich
seinen Zorn auff vns laden / Damit wir nicht solchen vnaussprechlichen vnd
vnendlichen Zorn GOttes mit allen Gottlosen ewig fühlen / vnd ausstehen
müssen.
Welch ein hohn vnd spott / welche pein vnd noth ists / wenn ein Vbeltheter zur
zeitlichen Straff ausgeführet / vnd getödtet wird? Was wirds sein / wenn ein
Mensch an jennem Tag die schreckliche Stimm hören wird / Gehet hin jhr
verfluchten in das Ewig Fewer / vnd er denn in die Ewige Pein gehen mus.
Dem allen fürzukommen / stellet vns GOtt an dem zeitlichen Todt ein Exempel
seines Zorns / das wir denselbigen erkennen / vnd mittel vnd wege gebrauchen /
die er verordnet / das wir seinem ewigen Zorn vnd Straff entfliehen mögen.
Der Dritte Theil.
WIe helt sich nun Abraham / als jhn GOtt mit einem so harten vnd schweren Hauß
Creutz angreiffet / vnd nimbt jhm seine liebe Haußmut-
ter / welches vnter allen
zeitlichen Gaben der edelste Schatz ist / den er in dieser Welt hat. Denn Haus
vnd Güter erben die Eltern / Aber ein vernünfftig Weib kömpt vom HERRN. Er wird
nicht fro / wie ettliche Gottlose Leute / sonderlich die sich nicht wol mit
einander vertragen. Er schlechts auch nicht in Wind / wie vnachtsame
leichtfertige Leute thun / die es gar nicht oder wenig bekümmert / wenn jhnen
jhr Ehegemahel stirbt / sondern es gehet jhme sehr zu Hertzen / vnd thut jhm auß
der massen wehe.
Sölches beweiset er auch mit seinen eusserlichen geberden / denn er kömpt / vnd
wie fast der Text mitbringet / setzt er sich / oder fellt nieder bey der Leich /
beklaget vnd beweinet seine selige Hausfraw. Es ist jhm nicht anders zu sinnen /
als wenn er ein Glied von seinem Leibe verloren hette. Denn es sein zwey ein
Leib / Gen. 2.
Zu dem so hat sie jhn / das jhrer viel nicht thun / geliebet vnd geehret / Sie
ist Gottfürchtig / vnd nicht ein ruhloß Weib / wie Hiobs Hausfraw gewesen / Sie
hat viel Creutz vnd vnglück mit jhm ausgestanden / Sie ist in der Haushaltung
seine andere Hand gewesen / Sie hat jhm geboren seinen lieben Sohn Isaac / von
dem Christus solle herkommen / Er hat nun pfleg am besten bedarff in seinem
Alter / da er 137. Jar alt ist.
Sonderlich aber bedencket er die sache etwas tieffer als ein Vngleubiger / Wo der
Todt / vnd aller dieser jammer herkomme / Nemlich / das es der Sünden Sold sey /
darüber GOtt also zürnet. Das alles vnd dergleichen gehet jm dermassen zu
Hertzen / das es jhm die Thränen aus den Augen treibt.
Doch erholet er sich wiederumb / vnd tröstet sich / das GOtt jhm Christum
verheissen / der den Fluch / vnd also auch den Todt gar hinweg nehmen / vnd den
Segen vnd das Leben wieder bringen würde / vnd erinnert sich / das sein liebe
Hausfraw an den gegleubet / Vnd wie Petrus zeuget / jhre Hoffnung auff GOtt
gesetzt hatte. Derwegen er nicht zweiffelt / jhre Seele habe albereit angefangen
der Ewigen Seligkeit zugeniessen / Der Leib aber werde zu seiner zeit wiederumb
aufferstehen zum Ewigen Leben. Denn er wol weis / das die Verheissung von seinem
Samen / in dem alle Völcker solten gesegnet werden / dieses alles in sich
begreiffe.
Was seine Person anlanget / vertrawet er GOtt / das der sich seiner in seinem
Widwen Stande würde annemen / jhn wol versorgen / auch seinen Sohn Isaac / der
nun seine Mutter verloren / jhm würde lassen in gnaden befohlen sein / wie auch
geschehen ist / Ja / es würde zu letzt der Todt gar auffgehaben werden / vnd er
vnd seine liebe Hausfraw / vnd jhr Sohn / vnd Gottselige Väter werden dermalen
eins wieder zusammen kommen / vnd mit GOtt der heiligen Dreyfaltigkeit ewige vnd
selige gemeinschafft haben. Das gibt Moses zuuerstehen / da er sagt / Er stund
auff von seiner Leich.
Diesem Exempel Abrahams / des Vaters aller Gleubigen / sollen alle Christen
nachfolgen. Freylich sollen wir nicht frolocken / oder es in Wind schlagen /
wenn GOtt jemandt vnsers mittels aus dieser Welt abfordert / oder sonderlich /
wenn vns vnsere nahe Freunde vnd Verwandten mit Todt abgehen.
Es ist vns angeboren / vnd in die Natur gepflantzt / das ein Ehegemahel das ander
/ Eltern die Kinder / vnd Kinder die Eltern klagen vnd beweinen / vnd eins vber
des andern abscheid trawrig vnd betrübet werde. Schreibet man doch von einem
Turtelteublein / wenn es seinen Ehegaten verloren / so samle es sich nicht
wieder mit einer andern Turteltauben / sitze auch nicht mehr auff einem grünem /
sondern stets auff einem dürren Zweig / vnd trincke kein Wasser / es sey denn
zuuor geglümet vnd betrübet. Wenn einem Vogel seine Jungen genommen werden / wie
fleugt er hin vnd wieder / vnd zirpst / vnd beklaget sich auff seine weise. So
sollen ja wir Menschen dißfals nicht gröber sein / als die vnuernunfftigen
Thier.
Aber sonderlich sollen wir hierin folgen GOttes Wort / das solches nicht allein
nicht verbeut / Sondern auch fordert. Es wil GOtt / das ein Christ den andern /
vnd sonderlich ein Verwandter den andern / ein Ehegemahel das ander / Eltern
jhre Kinder / vnd Kinder jhre Eltern lieben sollen. Sölche liebe nun kan es
nicht lassen / das sie sich nicht betrübe / wenn einer des andern beraubet wird
/ vnd entberen mus.
Darumb hören wir hie / das der grosse Man vnd Prophet GOttes Abraham seine
Hausfrawen klaget vnd beweinet. Desgleichen zeuget im folgenden Capitel der
heilige Geist von dem frommen Isaac / das er lange zeit vmb seine Mutter
getrawret / vnd sich nicht habe zufrieden geben / vnd solch leid recht
vberwinden können / bis jhn entlich GOtt im Ehestande mit seiner lieben
Hausfrawen der Rebecca wol versorget / da stehet erst / Er ward getrö-
stet vber seiner Mutter. Das
allerherrlichste Exempel aber / vnd dem wir am allersichersten folgen köñen / ist vnser HErr Jesus Christus / der nie keine Sünde gethan
hat / von dem schreibet Johannes 11. Capit. Das / da er von Lazari seines guten
Freundes Kranckheit berichtet worden / sey er zween Tage an einem orth
geblieben. Hernach wie er zum Grabe kommen / sein jhm die Augen vbergangen.
Daraus folget / das es recht sey / das wir vnsere Todten klagen vnd
beweinen.
Es saget wol Paulus 1. Thessalon. 4. Wir wöllen euch / lieben Brüder / nicht
verhalten von denen / die da schlaffen / auff das jhr nicht trawrig seid. Er
setzet aber bald hinzu / Wie die andern / die keine Hoffnung haben. Damit er
anzeiget / das er nicht ohne vnterscheidt alles trawren verbiete / Sondern
allein das vnmessige vngleubige vnd Heidnische trawren / da man gar keinen trost
ergreifft / sondern sich also stellet / das man gnugsam zuuerstehen gibt / man
halte es dafür / es sey gar aus mit den Todten.
Dagegen aber / sein auch die vnrecht daran / die da meinen / man soll so hart
sein / das man sich der seinen Tödtlichen abgang gar nicht sol zu Hertzen gehen
vnd bewegen lassen. Denn die straffen nicht allein damit andere Heiligen /
sondern auch den Son GOttes selber.
Wir sollen die mittel Strassen gehen / vnd vns billich jetziger zeit lassen zu
Hertzen gehen / Das eine Seule dieses Fürstenthumbs gefallen / vnd ein Liecht /
wie die
Schrifft redet / ausgeschlossen
ist / Wir sollen billich alle / wie die Kinder Israel vnd die Egypter den
heiligen Ertzvater Jacob / Gene. 50. vnd dasselbige gantze Jüdische Volck den
Mosen / Deuteronom. 34. vnd Jeremias vnd andere Gleubigen den frommen König
Josiam beklaget haben / Also auch vnsere hochlöbliche Fürstin beweinen / nicht
allein aus Christlichem schüldigem mitleiden / so wir mit vnser Oberkeit / als
getrewe Vnderthanen / haben sollen / Sondern auch / weil dieses leid vns
mittrifft vnd angehet.
Denn was für eine Landsmutter die Vnderthanen daran gehabt / vnd in künfftigen
zeiten haben würden / wissen alle vernünfftige auch ohne meine erinnerung.
J. F. G. haben GOttes reines Wort geliebet / vnd würden ohne zweiffel / zu
befürderung / erhaltung vnd forthsetzung desselben / viel guts gethan haben.
Es hat auch GOtt seinen Leiblichen Segen gezeigt / das durch J. F. G. dieses
Fürstliche Haus erbawet / vnd der Stamm erhalten werden können.
Die Vnderthanen / so J. F. G. Fürbitt vnd Intercession albereit fruchtbarlich
genossen / würden durch GOttes Segen in künfftigen zeiten noch mehr J. F. G.
befürderung sich haben zuerfrewen gehabt. Aber dauon zur andern zeit.
Daneben sollen wir auch / wie Abraham vnd andere Heiligen / in diesem Tödtlichen
abgang etwas weiter sehen / Nemlich / vns erinnern vnserer Sünden / dauon der
Todt vnd aller jammer herkömpt / vnd dieselbigen berewen vnd beweinen.
Wir sollen aber vns auch des trostes / den vns GOttes Wort in diesem fall weiset
/ erinnern / vns wiederholen / vnd vnser trawren messigen / das nicht ein
Heidnisch vnd vngleubig trawren daraus werde. Wie auch der Abraham nicht bey
seiner Leich ligen bleibet / sondern wieder auffstehet / vnd sich tröstet / das
seiner Hausfrawen Seel wol versorget / vnd der Leib am Jüngsten Tag wieder
aufferstehen werde zum Ewigen Leben. Als wir auch von Dauid lesen 2. Samuel. 12.
Wie sehr er sich auch anfenglich wegen seines Söhnleins bekümmert / das er sich
gleichwol entlich des getröstet / das er dermalen eins wieder zu jhm kommen
würde.
Also sollen wir jhm jetzund auch thun. Wir sollen gedencken / das wir an dem
HERrn Jesu Christo einen solchen Heiland haben / der vom Todt errettet / Psalm.
68. Ose. 13. An den hat vnsere selige Hertzogin gegleubet / Wie Ewre Liebe auff
die Begrebnis / wils GOtt / weitleufftig berichtet werden sollen. Zu dem ist J.
F. G. Seel abgescheiden / bey dem ist sie / vnd hat albereit angefangen der
Ewigen Himlischen frewd zugeniessen / darzu der Leib auch zu seiner zeit
erwecket wird.
Was J. F. G. hindergelassenen Herrn Gemahel belanget / wird GOtt J. F. G. wenn
sie nur / wie wir alle / hoffen vnd trawen / solchem Exempel der Gottseligkeit
auch forthin trewlich nachfolgen / wol versorgen / vnd nicht verlassen. Es wird
auch der Himlischer Vater / der sich selbst einen Vater der Waysen / vnd Richter
der Widwen / Psalm. 68. nennet / dem hinderlassenen Frewlein
wol rathen / Sintemal solches nun dem
HErrn Christo nicht allein durch ein inbrünstigs Gebet befohlen / sondern auch
durch die heilige Tauff einuerleibet ist.
Summa / GOtt wird / wenn wir vns von Hertzen zu jhm bekeren / nicht allein
jetztgedachte Fürstliche Personen / Sondern auch alle andere Verwandten / vnd
Land vnd Leute wiederumb erfrewen. Denn seine hülff ist ja nahe denen / die jhn
fürchten / Psalm. 85.
Wir alle / da wir J. F. G. im Glauben vnd Christlichen leben nachfolgen werden /
werden an jennem Tage mit frewden zusammen kommen / vnd mit J. F. G. vnd allen
Engeln vnd Außerwelten bey dem HERRN sein allzeit / auch mit der gantzen
heiligen Dreyfaltigkeit ewige selige Gemeinschafft haben.
Derwegen sollen wir vnser trawren messigen / von der klage auffstehen / Wie hie
die Schrifft von Abraham redet / das ist / vns erholen vnd zu frieden geben.
Der Vierde Teil.
NAch dem Abraham sich etwas wieder erholet / vnd von seiner klag auffgestanden /
da dencket er darauff / wie er seine selige Hausfraw an einem gewissen orth
begraben möge. Vnd das zuuerwundern / da er sonst im gelobten Lande keine Güter
kaufft / vnd also darin nicht eines Fusses breit eigens hatte / lesset ers jhm
doch zum höhesten angelegen sein / das er eine eigene Grabstedt darin haben möge
/ Darumb bittet er / das man jm
ein
Erbbegrebniß verkauffen wölle. Vnd da jhm die Herrn des Landes jhr Begrebnis
anbieten / oder sonsten einen orth darzu schencken wöllen / wil ers nicht
geschencket haben / Sondern er wil es bezalen / das ers für sein Erbe für sich
vnd seine Nachkommen verthedigen könne / vnd er vnd die seinen von menniglichen
dißfals vnangefochten bleiben. Vnd da er mit Ephron eins worden / bezalet er jhm
solchen Acker mit barem Gelde / gibt jhm in die Hundert Taler dafür. Ein
gleiches lesen wir von Jacob / das da er schon in Egypten Lande starb / wird er
da doch nicht begraben / Sondern lesset sich den weiten weg heraus führen / bis
ins Land Canaan / vnd wird / wie er in seinem letzten befohlen / in diesem
Begrebnis auch begraben. Desgleichen Joseph nimpt einen Eyd von seinen Brüdern /
das sie seine Gebein mit ins gelobte Land führen.
Was ist denn die vrsach / das Abraham vnd die andern Ertzväter solch wunder mit
jhrer Begrebnis haben? Es geschicht / geliebte / nicht aus Aberglauben / wie im
Bapsthumb / da man sonderliche stedt auff ein sonderliche weise geweihet / vnd
gemeinet / das solches die Todten etwas helffen sol. Denn das hat Abraham wol
gewust / das solches Menschen Tant were / vnd in GOttes Wort keinen grundt
hette. So thut ers auch nicht aus hoffart / das er mit dem Begrebnis prangen
wolte / Denn er weis / das GOtt der hoffart feind ist / Darumb ist er demütig /
vnd erkennet sich / das er Staub vnd Asschen sey / Gen. 18. Vnd so die hoffart
in einem dinge zustraffen ist / so ist sie sonderlich zustraffen in Begrebnis.
Denn der Todt kömpt her von der
Sünden / der / wie Daniel am 9 Capitel redet / wir vns schemen müssen.
Aber darumb ist es dem Abraham zuthun / Er wil bezeugen damit / bey seinen
Kindern vnd nachkommen / das er gewiß gewust / vnd festiglich gegleubet habe /
Gott werde seinem Samen vnd Nachkommen das gelobte Land eingeben / wie seltzam
es sich auch anliesse / vnd hat damit auch seine Nachkommen trösten / vnd zum
Glauben an solche Verheissung GOttes mit seinem Exempel vermhanen wöllen / Wie
denn GOtt entlich solche Verheissung / wiewol nach langen Jahren / ins Werck
gerichtet hat.
Vnd sol vns das ein Exempel sein / das wir GOttes Zusag gleuben / wenn wir schon
nicht sehen / wie es geschehen könne. Als GOtt verheisset / Die Todten sollen
wieder aufferstehen / darzu lesst es sich gar nicht an / Aber wir sollen vns an
GOttes Wort vnd Zusag halten / die vns nicht betriegen noch feilen kan.
Fürnemlich aber haben die Ertzuäter mit jhrem sonderlichen Ehrlichen Begrebnis
anzeigen wöllen / das sie gleubten / Es hette mit der Gleubigen Leibe nicht ein
gelegenheit / als wenn man das vnuernünfftige todte Viehe dahin bringet /
Sondern es würde derselbige zu seiner zeit wieder von GOtt aufferwecket werden
zum Ewigen Leben / Darumb haben sies so ehrlich beygesetzt / vnd wol verwaret /
als einen Schatz / den GOtt zu seiner zeit herfür bringen / vnd herrlich machen
würde.
Denn es haben sich die Ertzväter wol wissen zuerinnern / das Gott den Menschen
anfenglich zu seinem Ebenbilde geschaffen / Vnd ob wol die ersten Menschen solch
herrlich Bilde GOttes jhnen vnd jhren Nachkommen verloren / so hette doch GOtt
verheissen einen Heiland / der des Teuffels Reich zerstören / vnd den Fluch
hinweg nhemen / vnd den Segen wieder bringen würde. So wusten sie auch / das
solcher Erlösung geniessen sollen / alle die an den verheissenen Heiland
gleuben. Derowegen würden jhre Leibe an jenem Tag wieder zum ewigen Leben
erwecket werden.
Denn wie bekant jhnen dieser Artickel gewesen / sehen wir aus dem Buch Hiob am
19. der fast zu dieser Ertzväter zeit gelebet haben sol / Wie tröstlich spricht
er in seiner höhesten noth / Ich weis / das mein Erlöser lebet / der wird mich
hernach aus der Erden aufferwecken / vnd werde widerumb mit dieser meiner Haut
vmbgehen werden / vnd werde in meinem Fleisch GOtt sehen.
Vnd weil sie nun diesen Trost hatten für den Vngleubigen / das sie wusten / da
die Vngleubigen verdampt würden / würden sie durch den versprochenen Samen zum
Ewigen Leben aufferstehen / haben sie jhr eigen vnd sonderlich Begrebnis / vnd
dißfals mit den Vngleubigen nichts gemeines haben wöllen.
Also haben sie jre Leichnam so ehrlich beygelegt vnd begraben / damit öffentlich
zubezeugen / ob sie schon stürben / wie andere Menschen / So hetten sie doch den
trost /
das nun erst jhre Herrligkeit
angienge / Die Seele keme ins Ewige Himlische Vaterland / Der Leib würde auch
dermaln eins dazu erwecket werden.
Das bezeuget auch die Epistel zun Ebreern am 11. Diese alle sind gestorben im
Glauben / vnd haben die verheissung nicht empfangen / Sondern sie von fernen
gesehen / vnd sich der vertröstet / vnd wol begnügen lassen / vnd bekant / Das
sie Geste vnd Frembdling auff Erden sind. Denn die solches sagen / die geben
zuuerstehen / das sie ein Vaterland suchen. Vnd zwar / wo sie das gememet hetten
/ von welchen sie waren ausgezogen / hatten sie jha zeit wiederumb zukehren /
nun aber begeren sie eines bessern / nemlich / eines Himlischen.
Vnd daher kömpt es auch / das wir Christen vnsere Begrebnis noch heutiges Tags so
ehrlich halten / haben vnsere Kirchhöfe vnd Grabstedt / bringen vnd begleiten
vnsere Todten ehrlich zu Grab / das wir damit zuuerstehen geben / wie
abschewlich sonsten an sich selbst der orth scheinet / so halten wir es doch
dafür / es sey ein Gottsacker / da manch Weitzen Körnlein GOttes eingeseet sey /
das zwar als im Winter das Weitzen Korn / vnd ander Korn verfaule. Aber wenn nun
der fröliche Sommer komme / dem Christus Luc. 21. den Jüngsten tag vergleichet /
so werden solche Weitzen Körnlein GOttes wieder herfür kommen / durch krafft des
einigen guten Weitzen Körnleins / vnsers HErrn vnd Heilandes Jesu Christi / vnd
werden wieder grünen / vnd in GOttes Scheunen gesamlet werden.
Also haben wir diß mal aus der Histori / die in diesem Capittel von der heiligen
Sara beschrieben wird / gehandelt Vier Stück.
Zum Ersten / Von Sarae leben / das sie from gewesen. Aber daneben viel Vnglück in
dieser Welt ausstehen müssen. Denn so wünderlich führet Gott seine Heiligen in
dieser Welt / doch mus es jhnen zum besten dienen.
Zum Andern / Wie sie gestorben / Das ist / Die schmertzen vnd anfechtung / so
einem sterbenden begegnen / ausstehen müssen. Damit erinnert GOtt vns Menschen
der Sünde / vnd seines grimmigen Zorns wieder die Sünde.
Zum Dritten / Wie sie Abraham beklaget / vnd gleichwol im klagen masse gehalten
habe / darinn wir solchen Heiligen nachfolgen sollen.
Zum Vierden / Wie sie fein ehrlich begraben / welche gewonheit wir auch behalten
/ zubezeugen / das solche Leibe der Gleubigen wieder aufferstehen werden zum
Ewigen Leben / Darzu vns GOtt allen verhelffen wölle / AMEN.
Die ander Predigt / gethan zu Juliusfriedenstedt bey der Heinrichstadt zum
Gottslager / den 20. Martij / als der Fürstliche Cörper zur Erden bestatet
worden.
Jesai. S 6.
ABer der Gerechte kömpt vmb / vnd niemand ist / der es zu Hertzen neme / Vnd
heilige Leute werden auffgerafft / vnd niemand achtet darauff / Denn die
Gerechten werden weg gerafft / für dem Vnglück / Vnd die richtig für sich
gewandelt haben / kommen zum Frieden / vnd rugen in jhren Kammern.
BEliebte im HERRN / Wir lesen im Ersten Buch Mose am letzten Capittel / Da der
Ertzvater Jacob gestorben / da hab jhn sein lieber Sohn Joseph salben lassen /
welche Salbung Viertzig Tag gewehret
/ vnd haben jhn die Egypter Siebentzig Tag beweinet. Darnach sey Joseph
auffgezogen mit des Königs Pharao Knechten vnd Eltesten / auch seinem Gesinde /
vnd seinen Brüdern vnd jhrem Gesinde / vnd habe also mit einem ansehnlichen
hauffen volcks vnd grossem Heer seinen verstorbenen Vater nach dem Lande Canaan
hingeführet. Vnd wie sie jenseit des Jordans kommen / sein sie noch Sieben Tage
still gelegen an einem orth / vnd haben da ein sehr grosse vnd bittere klag
gehalten. Von dannen sein sie entlich fortgezogen / vnd haben den Jacob / wie er
in seinem letzten befohlen / in dem Erbbegrebnis / das sein Großvater Abraham
erkaufft hatte / begraben.
Mit solcher langen vnd weitleufftigen Beschreibung des Begrebnis Jacobs wird
gelehret / das ein alter löblicher Brauch sey / den sonderlich das Volck GOTTES
auch gehalten habe / Das man gewisse Grabstedt bestellet / Auch wol die Todten
nach Standes oder Landes gelegenheit Balsamieret vnd salbet / sie mit grosser
anzal Volcks zum Begrebnis begleitet / mit sonderlicher Solennitet zur Erden
bestatet / vnd gebürlich klaget vnd beweinet. Wie denn dergleichen (das ich
anderer Begrebnis / so in GOttes Wort verzeichnet / geschweige) von vnserm HErrn
Jesu Christo die Euangelisten schreiben / das zween fürnehme Menner / Joseph von
Arimathia vnd Nicodemus seinen Leichnam mit reinem Leinwand bewunden vnd
verhüllet / Auch zu seiner Salbung in die Hundert Pfund Aloe vnd Myrrhen
gebraucht / vnd jhn in ein new Grab gelegt / das jhm Joseph selber in einen
Felsen hawen lassen.
Solchem löblichen Brauch zufolge / haben wir jetzund zu jhrer Grab: oder
Ruhestedt vnd Schlaffkammer begleitet vnd gebracht weiland die Durchleuchtige
Hochgeborne Fürstin vnd Frawen / Frawen Dorotheen / geborne zu Sachsen /
Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg etc. vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn /
des Herrn Bischoffen zu Halberstadt etc. Gemahlin / Nicht das wir prangen vnd
hoffart treiben / Welches sich hieher sonderlich nicht schicket / sintemal der
Todt der Sünden Sold ist / Auch nicht / das wir J. F. G. damit dienen / oder
hülffe thun / Wie die Papisten jhre Ceremonien halten in den Begrebnissen / Denn
wer gleubet vnd getaufft wird / wie diese vnsere Fürstin / der ist selig / vnd
bedarff keiner hülff / Wer aber nicht gleubet / der wird verdampt / vnd stehet
jm nicht zu helffen / Sondern wir halten diese ehrliche Begrebnis / das wir
damit öffentlich bezeugen / Wir wissen / das es mit einem verstorbenen Menschen
/ sonderlich aber mit einem Gleubigen / viel ein andere gelegenheit habe / als
mit dem vnuernünfftigen Viehe / wenn das stirbt. Denn wir Menschen nicht allein
in Adam zu GOttes Ebenbild erschaffen / Sondern auch durch das thewre Bluth
Christi erlöset / vnd sein die Gleubigen mit jhrem Leib / in jhrem leben Tempel
vnd Wohnung des heiligen Geistes / Auch solche Werckzeug / dadurch er viel gutes
ausrichtet / vnd wird eben der Leib so begraben wird / widerumb aufferstehen /
verkteret werden / vnd bey GOtt ewig leben. Darumb werffen wir vnsere Todten
Leichnam nicht also hin / Sondern bringen sie als einen thewren werden Schatz /
vnd edles köstliches Kleinot mit grosser Solennitet / an gewisse ehrliche örter
/ legen sie bey / vnd
verwahrens wol /
bis sie der Sohn GOttes wieder er wecke / zur Ewigen Seligkeit.
Zum Andern / bezeugen wir mit diesem letzten dienst / vnsere Christliche Liebe /
vnterthenige trew / Ehrerbietung vnd gehorsam gegen vnsere gewesene Fürstin /
vnd derselbigen angehörigen vnd Verwandten / als vnser von GOtt geordenten
Obrigkeit / welchs Werck / wenn es nur aus einem rechtgleubigen Hertzen
herfleust / GOtt dem Allmechtigen angenehm vnd gefellig ist.
Zum Dritten / kommen wir auch zusammen / das wir da mit einem lebendigen Exempel
erinnert werden / das es / wie Dauid redet / ein end mit vns nhemen werde / vnd
vnser leben ein Ziel habe / vnd wir dauon müssen / auff das wir klug werden /
vnd nicht / wie die Gottlosen / sicher sein / als wolten wir hie ewig bleiben /
Sondern vns stets zu einem seligen ende schicken / damit wir nicht zur Ewigen
Verdamnis aufferstehen.
Item / zum Vierden / das wir bedencken vnd erwegen / was es bedeute / vnd was
GOtt damit meine / das er ein solche feine Junge vnd Christliche Fürstinne /
auch sonsten fromme vnd fürneme Leute hin vnd wieder aus diesem leben abfordert
/ vnd der Welt entzeucht / vnd wie wir dem beuorstehenden Vnglück bey zeiten
begegnen vnd fürbawen sollen.
Vnd entlich kommen wir zusammen / das wir lernen / wie wir als Christen gedültig
vns inn GOttes willen ergeben / vnd wes wir vns trösten sollen / wenn vns
GOtt die vnsern nimbt / Oder auch / wenn
wir selber dermaln eins aus diesem leben abscheiden sollen.
Damit wir nun diesen vnd dergleichen nötigen Puncten etwas weiter nachzudencken
vrsach haben / wöllen wir vnser Christlichen gewonheit nach / einen Spruch aus
GOttes Wort / vnd zwar die verlesene Wort des Propheten Jesaie / weil sich
dieselbigen sonderlich auff diese gelegenheit wol schicken / für die hand nehmen
/ sie erkleren / vnd anzeigen / was sie vns jetziger zeit erinnern sollen.
Es straffet aber der Prophet in diesen Worten / die grosse sicherheit des Volckes
/ Denn es name GOtt hin vnd wider fromme vnd gute Leute hinweg / liesse sie
vmbkommen / oder eines vnzeitigen Todts sterben / Vnd gab damit zuuerstehen /
das ein vnglück vorhanden were / dafür er sie aus dem wege brechte. Aber da war
niemand der es achtete / vnd bedechte / was es auff sich hette / Sondern
jederman schlug es in Wind / Darüber klaget der Prophet / vnd spricht: Ist es
nicht zuerbarmen / das die Leute so gar sicher vnd vnachtsam sein? GOtt drewet
vnd wincket jhnen vielfeltig / das er sie straffen wölle / vnd sonderlich auch
damit / das er hin vnd wieder hinweg nimpt Gerechte vnd Heilige Leute / Das ist
/ Die an den verheissenen Messiam gleuben / auch jhr leben nach GOttes Wort
richten / vnd viel guts thun / die lesst er vmbgebracht werden / oder eines
vnzeitigen Todts sterben / vnd samlet sie also aus allen örten zusammen / vnd
bringet sie dahin / da sie ruhe vnd frieden haben / Vnd gibt souiel zuuerstehen
/ das ein Vnglück vorhanden sey. Aber da ist nie-
mandt dem es ein nachdencken
mache / oder zu Hertzen gehe.
Nun möchte aber einer sagen / Was solte das für ein nachdencken machen? Es ist
nichts newes / Sondern der alte brauch / das böse vnd fromme sterben. Da
antwortet der Prophet / vnd spricht / Es mag sonsten der brauch sein oder nicht
/ so hat es gleichwol was sonderliches auff sich / wenn GOtt also hauffen weis
sie abfordert aus dieser Welt / vnd sie gleich aus allen enden zusammen suchet /
das plötzlich einer nach dem andern dahin gehet / vnd das ich es deutlich sage /
es sind Vorboten eines grossen Vnglücks. Denn GOtt bringet sie aus dem weg / das
sie solch Vnglück nicht erleben / vnd es sie nicht mit treffe / Sondern das sie
an den orth kommen / da sie frieden haben mit allen Ausserwelten Kindern GOttes
/ vnd das sie im Grabe / als in jhren Schlaffkämmerlein / ein weil ruhen / bis
sie der mal eins zum Ewigen Leben erwecket werden. Das ist der verstand dieses
Spruchs.
Bey diesem Spruch wöllen wir diese Vier Stück betrachten.
Erstlich / Worumb auch die Gerechten vnd Heiligen sterben.
Zum Andern / Was es bedeute / wenn hin vnd wieder fromme Leute mit Todt
abgehen.
Zum Drittes / Was man sich bey dem Abscheid der Gerechten zutrösten habe.
Zum Vierden / Wöllen wir etwas von vnser seligen Fürstinnen vnd jhrem leben vnd
sterben berich-
ten / vnd sonderlich
anzeigen / was laut dieses Spruchs Jesaie / vnd sonsten J. F. G. Todt vns für
gedancken machen soll.
GOtt gebe vns allerseits hie die gnad seines heiligen Geistes / das es zu seinem
Lobe / vnd vnserm vnterricht / Trost vnd Besserung gereiche.
Der Erste Theil.
DEr Gerecht kömpt vmb / spricht der Prophet / vnd heilige Leute werden
weggerafft. Diese rede klingt seltzam. Es heissen aber Gerechte Leute / nicht
die keine Sünde haben / Denn solche Leute findet man nicht / Sie sein alle
Sünder / vnd mangeln des rhums GOttes / Für dir ist kein lebendiger gerecht /
spricht Dauid / Sondern denen die Sünden vmb des Mitlers JESV Christi willen
vergeben sein / Wie Dauid Psalm. 32. lehret. Nicht desto minder aber fangen
solche Leut auch an sich der Gerechtigkeit in jhrem leben zubefleissigen /
Wiewol es vnuolkommen Werck ist.
Wie gehets denn solchen Leuten? Eben seltzam. Die Vernunfft meinet / GOtt solte
jhrer schonen / das sie gar nicht stürben / sondern sie wie Enoch vnd Elia
lebendig gen Himmel führen / Oder aber auffs wenigst jhnen den aller sanfftesten
Todt anlegen. Aber sie sterben eben so wol / als die Gottlosen vnd Vngleubigen /
vnd haben so gar kein Priuilegium / das sie auch wol vmbgebracht
werden / Oder zeitlich in jhrer blüenden
Jugend dahin gehen / Wie denn von allen den frommen Ertzuätern Gen. 5. stehet /
Er starb. Vnd andere Heiligen sind gestorben / ausgenommen Enoch vnd Elia / vnd
seind jhrer viel eines vnzeitigen / oder auch eines vnrechten Todts gestorben.
Also sterben auch kleine Kinder / vnd zwar offt schwerer / als die Gottlosen.
Was ist die vrsach? GOtt lehret / das ob jhnen wol alle Sünd vergeben sein / sie
gleich wol noch Sünd an sich haben / vnd dieselbige nicht gar ausgetilget sey.
Denn der Todt ist der Sünden Sold / vnd wo kein Sünde ist / da ist kein Todt.
Daher saget Elias / So nim HERR meine Seel / denn ich bin nicht besser denn
meine Väter. Vnd Christus saget zu Petro / Ein ander wird dich gürten / vnd
führen da du nicht hin wilt. Vnd Paulus zun Römern 7. bekennet / Ich weis / das
in mir / das ist / in meinem Fleisch / nicht guts wohnet. Daraus zusehen / das
die Heiligen Gottes / so lang sie leben in dieser Welt / noch Sünde an jhnen
behalten.
Vnd ist die Sünde so ein tieffe verderbuug des gantzen Menschen / das wir jrer
nicht on allein durch den Tod gar los werden. GOtt mus die Menschliche Natur gar
new geberen / Vnd haben auch Enoch vnd Elias / ob sie wol nicht gestorben /
gleichwol müssen verendert werden / Wie denn auch die / so den Jüngsten tag
erleben / alle werden verwandelt werden. Das ist daß Paulus 1. Corint. 15.
schreibet / Fleisch vnd Bluth können das Reich Gottes nicht besitzen / Auch kan
das verweseliche nicht erben das vnuerweseliche / Vnd 2. Corinth. 5. zeiget er
an /
Es müsse erstlich diese Hütte
zerbrochen werden / ehe denn wir den newen Baw ohn Henden gemacht im Himmel
erlangen. Doch werden wir eben diesen Leib vnd Seel / die wir jetzt haben /
behalten / sonst entgieng vns aller Trost / aber sie werden gar verendert vnd
verkleret sein / vnd wird da die Newgeburt so GOtt hie angefangen hat /
volnzogen werden / Darumb Christus die Aufferstehung die Wiedergeburt nennet /
Matth. 19. Da wird erst das Geschöpff GOttes / so der Teuffel verderbet /
volkömlich zu recht gebracht werden.
Derwegen liebe Christen / wenn fromme Leute sterben / damit sie der Sünd gar quit
werden / sollen wir gedencken / Hilff lieber GOtt / welch ein schad ist die
Sünd? Wie gar hat sie die Menschliche Natur verderbet / das sich auch die
Heiligen damit schleppen müssen / so lang sie leben / vnd das sie der quit
werden / müssen sie zu Staub vnd Asschen werden / So werden sie erst gar rein
von Sünden. Das mus ein schwere Kranckheit sein / darzu GOTT so ein starcke
Ertzney vnd Purgation eingibt / das Leib vnd Seel sich scheiden / vnd der Leib
zur Erden werden mus.
Zum Andern / erinnert vns der Todt der Gerechten vnd Heiligen / wie schrecklich
GOtt vber die Sünde zürne / das er auch denen / die er zu gnaden annimpt / ja
sie für seine Kinder helt / so ein starck Denckzeichen gibt.
Es beweiset ja GOtt mit der that / das er ein eiferiger GOtt sey an den Gottlosen
vnd Gefessen des Zorns. Denn die reibet er auff / vnd stürtzt sie ins ewig
Verderben
in seinem Zorn. Wie Dauid sagt
/ Den Gottlosen werde das Vuglück tödten / vnd darumb bittet er / Ach HERR
straffe mich nicht in deinem Zorn / Psalm. 6. vnd 38.
Aber sonderlich weiset er auch seinen eyfer wieder die Sünde an seinen lieben
Kindern / das er sie in dieser Welt so scharff züchtiget / Denn da spricht er zu
Eua / da sie schon zu gnaden angenommen / Er wölle jhr viel schmertzen schaffen
/ Es befindens auch alle Weiber. Vnd zum Adam spricht er / Der Acker sol jhm
Dorn vnd Distel tragen / vnd sol im Schweis seines Angesichts sein Brodt essen /
entlich auch wieder zur Erden werden / dauon er genommen ist. Wie GOtt auch dem
Dauid nach seinem Ehebruch / als er jn schon zu gnaden angenommen / eine
scharffe Correction gibt. Das befinden alle fromme Hertzen / sie sein im Streit
auff Erden / jhr leben ist kurtz vnd bös / Gen. 47. Entlich müssen sie sterben /
ja / wie die Apostel / Propheten vnd Merterer wol dem Nachrichter in die Hende
kommen / Oder aber sterben eines vnzeitigen Tods in jhrer blüenden Jugent / Oder
fühlen so grosse / vnd noch grössere schmertzen als die Gottlosen.
Da sol nun ein Mensch gedencken / Sihe / handelt GOtt also mit seinen lieben
Kindern / was für ein schrecklich Gericht vnd Straff GOttes wil vber die
Gottlosen in ewigkeit ergehen?
Darumb schreibet S. Paulus 2. Thessalon. 1. Die verfolgung der Christen sey ein
anzeigen / das GOtt die Welt recht richten werde. Daher gehören die Wort Christi
/ da er zun Weibern sagt / als er zum Creutz geführet
worden / Geschicht das am Grünen Holtz /
was wil am Dürren werden. Denn ob wir wol von Natur alle vnfruchtbare dürre
Knorren sein / so werden wir doch durch Christum grün / Johan. 15. Wer in mir
bleibet / vnd ich in jhm / der bringet viel Frucht. So nun die Kinder Gottes /
die nun anfangen zu grunen / vnd Frucht zu bringen / der Zorn GOttes also
brennet / was wil den vnfruchtbaren Beumen wiederfahren? Dauon schreibet Dauid
im 75. Psalm: Der HERR hat einen Becher in der Handt / vnd mit starckem Wein vol
eingeschencket / vnd schencket aus demselbigen. Aber die Gottlosen müssen die
Hefen aussauffen. Vnd Petrus schreibet / 1. Petr. 4. Es ist zeit / das daß
Gericht anfange vom Hause des HERRN. So aber erst an vns / was wils für ein ende
werden mit denen / die dem Euangelio GOttes nicht gleuben? Freylich werden die
Gottlosen Peine leiden / das Ewig verderben von dem Angesicht des HERRN / vnd
von seiner herrlichen Macht. Wie wir am Reichen Man sehen / der im Ewigen Fewr
sitzet / vnd mag jhm kein tröpflein Wassers wiederfahren / das er seine Zungen
kühle.
Darumb liebe Christen / Wenn wir sehen / das GOTT der seinen / wie im leben /
also auch im Todte nicht verschonet / Sondern sie mit schmertzen vnd Hertzleid /
vnd anfechtung hart mit nimpt / sollen wir vns lassen ein Vermanung sein / das
wir Busse thun / Damit wir nicht den Ewigen Zorn vnd Straff GOttes ausstehen
müssen / da freilich der Christen leiden gering gegen zuachten ist.
Zum Dritten ist der Todt der Gerechten / vnd das sie auch wol vmbkommen / eine
Predigt vnd deutliche anzeigung / das es nicht alles mit diesem leben ein ende
habe / Sondern es sey noch ein ander leben vorhanden / in welchem wie GOtt die
Gottlosen straffen wird / also wird er die Frommen selig machen / vnd sie aus
gnaden alles jhres leides ergetzen.
Aus diesem grunde schleust Paulus / 1. Corinth. 15. das wir zu einem andern leben
werden aufferstehen / hoffen wir / spricht er / allein in diesem leben auff GOtt
/ so sind wir die elendesten vnter allen Menschen. Vnd hernach. Habe ich
Meuschlicher weise zu Epheso mit den Thieren gefochten? Was hilfft michs / so
die Todten nicht aufferstehen? Da wil er sagen / Dieweil es den Christen vbel
gehet / vnd müssen entlich so wol sterben / als die Gottlosen / so mus jha ein
ander leben sein. Sonst were GOtt nicht jhr Vater / vnd sie weren nicht GOttes
Kinder / wie er jhnen verheisset / Er were nicht ein gerechter Richter / weil
ers Gottlosen vnd Frommen gehen liesse einem wie den andern.
Sölches weiset sich aus an den Exempeln. Welche heilige Leute sein die Ertzuäter
/ Abraham / Isaac / Jacob / Joseph? Wie gehets jhnen? Andere haben jhre eigene
Güter / sie haben nichts / Andere sitzen still / sie müssen vmbher ziehen von
einem orth zum andern / Andern gibt GOtt Kinder die fülle / sie eins theils
haben lang keine / etc. Was haben sie für grossen widerstandt hin vnd wieder?
Entlich da es vmb vnd vmb kömpt / da sterben sie. Noch deutlicher sihet mans an
den Propheten / Aposteln / vnd
Bluthzeugen Christi. Wie gehets jhnen? Sie werden verfolget / entlich als
Vbeltheter vom Leben zum Todt gebracht. Die Propheten sind mehres theils
getödtet / Desgleichen der thewre Man Johannes vnd Paulus geköpffet / Petrus vnd
Andreas gecreutziget / Ignatius den Thieren fürgeworffen / Polycarpus verbrant /
Laurentius auffm Rost gebraten: Da hergegen der grewlich Tyrann Dionysius vnd
andere eines sanfften Tods gestorben. Nun beweiset GOtt gleichwol seine liebe
gegen den fromen / er tröstet sie / er stercket sie / er beschützet sie
wunderbarlich / straffet augenscheinlich jhre Feinde etc. Aber weil sie jhrer
GOttseligkeit nicht recht geniessen in dieser Welt / so mus ein ander leben
sein. Wie denn Christus zu den Aposteln saget: Seid frölich vnd getrost / es
wird euch im Himmel wol belohnet werden. Das ist daß Paulus 2. Thessalo. 1.
schreibet / Es ist recht bey GOtt zuuergelten trübsal denen / die euch trübsal
anlegen / Euch aber / die jhr trübsal leidet / ruhe mit vns. Darumb wenn wir
solchen zustand der Frommen ansehen / sol es vns so gar nicht ergern / wie es
sonsten zuthun pflegt / das es vns desto mehr im Glauben stercken sol / das nach
diesem ein ander leben sey. Da wird GOtt den Gleubigen aus gnaden jhre Wercke
belohnen / Die Gottlosen aber ewig straffen.
Der Ander Theil.
WAS bedeuts aber / wenn GOtt fromme Leute / vnd zwar hin vnd wieder hinweg nimpt
/ Oder / wenn er sonst andere / die viel nutzes schaffen vnd
der Welt dienen können / hinweg rafft?
Es wolten sonst gern die Leute aus gewissen Zeichen künfftige ding verkündigen /
sie vnterstehen sichs auch / Vnd bey den Heiden trieben sie jhren sonderlichen
Aberglauben mit dem Vogelschrey / vnd dergleichen / das GOtt hart verbotten hat
Da versündiget sich Saul schrecklich / das er von einer Zauberinnen erforschet /
wies jhm im Krieg gehen werde. Hie aber wird vns ein gewisses Zeichen gewiesen /
dadurch wir zukünfftige ding / die vns zuwissen nötig / sehen können / Vnd wird
vns deutlich angezeiget / wenn fromme vnd fürneme Leute hin vnd wieder mit Todt
abgehen / das bedeute / das GOttes Straffe vnd ein grosses Vnglück gewißlich
vorhanden sey.
Die Welt achtets ja nicht / Wie denn der Prophet hie darüber klaget / denn die
Leute meinen / es geschehe ongefehr vnd schlumps weise / es pflege also in der
Welt herzugehen / das so wol gute als böse durch einander hinsterben / es sey
von anfang so hergangen / werde auch wol also bleiben. Darumb dürffe man sich
darüber keine sonderliche gedancken machen. Aber hie berichtet vns der heilig
Geist eines andern / nemlich / solches sey ein gewisser Vorbott des Zorns vnd
Straff GOttes / jha es gehe albereit damit die Straffe an.
Denn das ist offenbar / das beides heilige vnd denn auch sonsten fürneme Leute
GOttes Gaben sein / dadurch GOtt den Menschen grosse Wolthaten erzeiget vnd
beweiset. Er breitet durch sie aus sein Wort / Er bestellt vnd erhelt das
Weltlich Regiment / Er schaffet viel guts in der
Haushaltung vnd gemeinem leben / Ja /
sie sein als Seulen / die negst GOtt die Welt auffhalten.
Welch ein herrlicher Man ist zu seiner zeit Joseph im Königreich Egypten im
Geistlichen vnd Weltlichen Regiment? Wie ein nützlicher Regent vnd Prediger ist
Samuel: Welch ein thewrer Man ist Daniel in der Babilonischen Monarchey? Wenn
sie nun GOtt hinweg nimpt / das man jhres Dienstes vnd Gaben nicht mehr geneusst
/ ists nicht ein schwere Straff? Darumb GOtt selbst Jesai. 3. spricht: Sihe /
der HERR Zebaoth wird von Jerusalem vnd Juda wegnemen allen Vorrat des Brots vnd
allen Vorrat des Wassers / Starcke vnd Kriegsleut / Richter / Propheten /
Warsager / vnd Eltesten / Hauptleut vber Fünfftzig / vnd ehrliche Leute / Rhäte
vnd Weise Werckleute / vnd kluge Redner / vnd wil jhnen Kinder zu Fürsten geben
/ vnd Jüngling sollen vber sie herrschen.
Sonderlich aber folget darumb gemeinlich auff frommer Leute Todt Vnglück /
Dieweil sie mit jhrem Gebet / weil sie noch leben / viel böses zu rügk treiben /
vnd GOtt abbitten. Denn er thut was die Gottsfürchtigen begeren / vnd höret jhr
schreyen / Psalm. 143. Wie Ezechiel. 22. stehet / Sie machen sich eine Mawr /
vnd stehen für den Riß gegen GOtt für das Land / das ers nicht verderbe. Abraham
erhelt mit seinem Gebet / das / wenn nur Zehen Frommen weren in den Fünff
Stedten Sodoma / Gomorrha / Adama / Seboim vnd Zoar / so sol der Fünff Stedte
verschonet werden. Als Moses gebetet / spricht GOtt: Las mich / das mein Zorn
vber sie ergrimme / vnd sie auffresse / Vnd erhelt er also mit seinem Gebet vber
Sechshundert Tausent Man. Paulus hat
in der Welt ein gering ansehen / aber bey GOtt gilt er souiel / das jhm GOtt
schencket alle Seelen / die bey jhm im Schiffe sein.
Darumb wenn die weg kommen / vnd die Welt solche Leute verleuret / so gehet das
Vnglück forth. Da Samuel nicht mehr betet / werden die Israeliten geschlagen /
wider welche GOtt zuuor selbst mit Vngewitter vnd Donner gekrieget / als Samuel
betet. Da Doctor Luthers Gebet nachbleibet / nach seinem Todte / da gehet der
Krieg des Keysers an wieder die Protestierende Stende.
Nicht allein aber helt GOtt zu rügk wegen des Gebets der Frommen / sondern auch
vmb jhrer Person willen. Denn weil er sie liebet als ein Vater / kan ers vbers
Hertz nicht bringen / das sie seinen grimmigen Zorn vnd Straff ansehen / vnd
zugleich neben andern fühlen sollen. Darumb weil sie noch hie sein / schonet er
/ wenn aber das Vnglück angehen sol / so eilet er mit jhnen dauon / samlet sie
aus allen örtern zusammen / vnd bringt sie in seine gewarsame / daß das Vnglück
vnd jammer sie nicht betrübe. Wie er auch Jesai. 26. spricht: Gehe hin / mein
Volck / in eine Kammer / vnd schleus die Thür nach dir zu / Verbirg dich einen
kleinen augenblick bis das Vnglück fürüber gehe.
So thut jhm GOtt heutiges tags auch / Darumb sollen wir vns des Vnglücks
vermuhten. Eben als weñ einer sehe / daß das Bawrs Volck auff den
Dörffern jhr Bette vnd bestes Zeug auff Wagen liede / vnd es hin vnd wieder
nach Festungen vnd Stedten führete: Da
wird er balde mercken / was zuthun were / nemlich / es were ein Krieg / oder
Durchzug vorhanden. Also weil GOtt hin vnd wieder die seinen auffreume / vnd
vber die seiten bringet / sollen wir vns vermuhten eines grossen Vnglücks.
Sölches weisen aus die Historien / da der alte Mathusalah stirbt / vnd der Noah
in den Kasten gehet aus GOttes geheiß / da gehet die Sündflut an. Wie Loth aus
Sodoma ist / da regnet es Schwebel vnd Fewer vom Himmel. Wie Samuel todt ist /
da fangen die Philister einen Krieg an / darin das Volck Israel die Schlacht
verleuret / vnd Saul vnd Jonathan vmbkommen.
Da die Christen von Jerusalem sich weg begeben / vnd kommen in die Stadt Pellam /
da gehet an die Belagerung der Stadt Jerusalem / vnd schlagen alle Plagen vnd
straffen GOttes zusammen / bis entlich die Stadt geschleiffet wird. Als D.
Luther die Augen zuthut / gehet der schwere Krieg in Deudschland an.
Vnd das wirs vns jetzt auch vermuhten / sol vns verursachen / Das GOtt in so
kurtzer zeit / so gewaltig vnter den Vorrath Deudsches Landes gegriffen / so
viel hoher / vnd darunter auch fromme Personen / beides Herrn vnd Fürstinnen
abgefordert / vnd sie aus vielen enden vnd örtern gleich zusammen gesamlet
hat.
Sölches verkündigen auch die viel Cometen / so wir in kurtzen Jaren gesehen.
Christus spricht selber / Es werden Zeichen geschehen an Sonn / Mond vnd
Sternen.
vnd ob die Cometen nichts
bedeuten / wie die Weltkinder fürgeben / sein die von Jerusalem weis worden mit
jhrem grossen schaden vnd vntergang. Es gibts auch sonsten die tägliche
erfahrung / das auff Cometen / wenn sie erscheinen / schaden vnd vnglück folget.
Es ist nun das 88. Jar für der Thür / da man vber Hundert Jar von gesaget hat /
das im selbigen gros Wunder geschehen / vnd auch wol die Welt vntergehen
würde.
Das gewisseste Prognosticon vnd Practica aber / so nicht feilen oder triegen kan
/ können wir aus vnserm leben nehmen / darin wir es allerseits also anstellen /
das man gleich greiffen kan / GOtt werde mit seiner Straff vber vns kommen.
Denn das ich erstlich von vns Predigern sage / geben wir / die wir das Saltz der
Erden / vnd Liecht der Welt sein solten / mehres theils nicht die geringeste /
sondern fast die grösseste vrsach darzu. Ich wil jetzt geschweigen / deren / die
falsche Lehre führen / der eine grosse anzal ist / vnd nur von denen reden / die
sich zu GOttes reinem vnuerfelschten Wort bekennen / vnd den Irthümen / die
jetzt im schwang gehn wiedersprechen / Wieuiel sind darunter / denen es mit
verrichtung jhres Ampts ein rechter ernst ist / vnd die darnach trachten / das
sie die Leute bekeren / vnd zur Seligkeit bringen? Freilich gehet es / wie
Paulus Philipp. 3. klaget / Sie suchen alle was jhr ist / vnd nicht was Christi
Jesu ist. Eins theils wöllen gerhümet sein / das sie gelehrt vnd beredt sein /
vnd grosse Gaben haben. Eins theils hangen dem Geitz nach / vnd lassen jhnen
mehr an-
gelegen sein die Nahrung /
als jhrer Zuhörer Seligkeit. Etliche leben stets im Sause / Fressen vnd Sauffen
mit / vnd treiben andere Sünden / vnd brechen also mehr mit jhrem ergerlichen
leben / als sie mit jhrer Lehr bawen.
Also gehets auch her im Weltlichen Regiment / da regieret zu malen sehr der
Eigennutz / vnd wird nicht / wie billich sein solte / befürdert vnd fortgesetzet
der gemeine nutz. Der armen Leute beschwernis werden vber die massen geheuffet.
Das Recht ist mit der zeit schier mehr nicht als ein schein des Rechtens / das
man sihet / wie man böse sachen beschöne vnd bementele / den Armen die Sache
verlengere / vnd sie vmb das jhre bringe.
Vnter dem gemeinen Man regieret Sicherheit / Neid vnd Haß / Fressen / Sauffen /
Vngerechtigkeit / Wucher vnd Geitz / vnd allerley Schinderey.
Die Religion ist bey allen Stenden fast anders nicht als ein Schanddeckel vnd
Heucheley / das man wil für fromb vnd Gottfürchtig angesehen sein / man gehet
zur Kirch / zum heiligen Nachtmal etc. eben wie die Gottlosen Jüden das
eusserliche Opffern behielten / Aber daneben bleibet man vnbußfertig / wie sie
auch waren.
Weil das zu dem kömpt / das GOtt hin vnd wieder fromme vnd fürneme Leute
abfordert / so können wir anders nicht schliessen / als das GOttes Straff vnd
das Vnglück für der Thür sey / Denn GOtt selbst gibt vns diese gewisse
nachrichtung / Leuit. 26. vnd Deuter. 28. Wenn jhr nicht gehorchen werdet der
Stimm des HERRN ewers GOttes / wil ich euch heimsuchen mit schrecken / schwulst
vnd Fieber / das euch die Angesichte verfallen vnd der Leih verschmachte. Ihr
solt vmbsonst ewern Sa-
men seen /
vnd ewre Feinde sollen jhn fressen. Ich wil mein Angesicht wieder euch stellen /
vnd solt geschlagen werden für ewern Feinden / etc.
Sölchs ist auch daraus offenbar / das GOtt albereit die Straffen angehen lesst.
Kranckheiten ereugen sich / aber es wil vns wol so gut nicht werden / das wir in
die Hand des HERRN fallen / vnd mit Kranckheiten gestrafft werden / Sondern er
wird vns mit schwerern plagen heimsuchen / mit Thewrung vnd Krieg.
Wir haben albereit dis Jahr den Samen vmbsonst geseet / Nun stehet ja die Frucht
zimblich (wiewol es noch nicht Ernd ist) Es lesst sich aber fast also an / als
wölle der Feind denselbigen auffressen / vnd weiset vns GOtt albereit den Feind
/ dadurch er vns straffen könte / vnd werden vns auch dawieder keine anschlege
helffen / wo wir nicht Busse thun.
Sihe / so sollen wir frommer vnd fürnhemer Leute Todt ansehen / das vns GOtt
gleich dadurch einen wanck gibt / das er vns / wo wir vns nicht bessern /
straffen wölle. Denn es thut GOtt als ein Vater / wenn sich das Kind verzeucht /
so straffet ers erst mit Worten / er drewet jhm / er wincket jhm. Darnach aber
wenn das alles verloren ist / so greifft er zur Ruthen / vnd steupet es. Also
hat GOtt bishero durch sein Wort vns gestrafft / vns gedrewet / Er hat vns auch
sonsten vnd jetzund einen wanck gegeben / das er vns straffen wölle. Bekeren wir
vns / so wil er gnad einwenden. Denn darumb wincket er / das er nicht gern
straffet / Sondern viel lieber vnser verschonen / Vnd das sein eigen Werck ist /
vns guts thun wolte. Bekeren wir vns aber nicht / so wird er vns
straffen / vnd entlich wie Luc. 13.
stehet / vns als den vnfruchtbaren Feigenbaum vmbhawen. Es ist schon die Axt dem
Baum an die Wurtzel gelegt. GOtt hat vns lang gnug zugesehen / vnd gedrewet / Er
hat auch den Feigenbaum getünget / vnd vns viel guts erzeiget / vnd an jhme
nichts erwinden lassen. Darumb ists hohe zeit / das wir Buß thun.
Der Dritte Teil.
YEben der Lehr vnd Warnung / die wir aus dieser Predigt des Propheten Jesaiae
nemen sollen / wie bishero angezeigt ist / sollen wir sie auch zu vnserm Trost
gebrauchen / das wir vns desto besser erholen / vnd zufrieden geben können /
wenn GOtt die vns lieb sein / zu sich fordert / Oder / wenn wir selbst aus
dieser Welt scheiden sollen / damit wir also nicht trawrig sein / wie die andern
/ die keine hoffnung haben.
Es gehet aber dieser Trost nicht auff alle Menschen / sondern allein auff die
Bußfertigen vud Gleubigen / Oder wie der Prophet redet / Die Gerechten vnd
Heiligen / die richtig für sich gewandelt haben. Denn was die GOttlosen belanget
/ haben sie so lang sie nicht Buß thun / nichts anders zugewarten / als was
Christus vom Reichen Man saget / das er sein Gut in seinem leben empfangen habe
/ vnd die ewige Pein vnd qual leiden müsse. Die Bußfertigen vnd Gleubigen aber
haben hie einen herrlichen / jha dreyfachen Trost.
Der erste Trost ist / das sie allem Vnglück vnd gefahr entgehen / vnd aus dem
Vnfried zum Fried / aus der Vnruhe zur ruhe kommen.
Wir lassen vns gedüncken / es geschehe jhnen vbel / vnd begegne jhnen gros
Vnglück / in dem sie diese Welt / vnd alles was darinnen ist / verlassen müssen.
GOttes Wort aber lehret / es sey ein gros glück / wie wir zu reden pflegen.
Paulus heissets einen gewin / Das sie sich also gar nicht dißfals vber GOtt
zubeschweren / sondern jhm zu dancken haben.
Denn was ist eines Menschen / vnd sonderlich eines Christen leben in dieser Welt?
Jacob Gen. 47. spricht / Es sey kurtz vnd bös. Hiob 7. spricht / Mus nicht der
Mensch im Streit sein auff Erden / vnd seine Tag sind wie eines Taglöners. Es
hat ein Christ einen schweren kampff / da die Gottlosen nichts von wissen / so
lang er lebet. Er mus kempffen mit dem Teuffel / der gehet vmbher wie ein
brüllender Lew / vnd suchet welchen er verschlinge / 1. Petr. 5. Er begeret die
Frommen zu sichten / wie man den Weitzen sichtet / Luc 22. Das ist aus dermassen
ein schwerer kampff / da mancher darauff gehet. Also hat ein Christ einen steten
Streit mit seinem eignen Fleisch / das auch in den Wiedergebornen schwach ist /
Matth. 26. vnd das gelüstet wieder den Geist / Galat. 5. Das ist / Es reitzet
den Menschen zu allen Sünden. Vber das hat man sich zu wehren wieder die Welt /
die ein Christen hart anficht zur lincken mit verfolgung. Ich habe euch von der
Welt ausserwelet / darumb hasset euch die Welt / Johan. 15. Zur rechten seiten
setzet sie jhnen zu mit Fleisches lust / Augenlust vnd hoffertigem leben / 1.
Johan. 2.
Es ist auch sonst in diesem leben mühe vnd arbeit da es am köstlichsten ist /
Psalm. 90. Wie man erfehrt in allen Stenden / im Predigampt / im Weltlichen
Regiment / vnd in der Haushaltung. Ein Mensch hoffet zwar jmmer der besserung.
Aber es wird nur erger. Wie mancher gefahr ist man auch täglich vnterworffen?
Jetz kömpt ein gemeine oder sonderliche Kranckheit oder Pestilentz. Jetz ist
Thewrung vnd Hungers noth vorhanden. Jetz fellt ein Krteg ein. Jetz verlieren
Eltern jhre Kinder / Jetz Kinder jhre Eltern / Ein Man verleuret seine Frawen /
Ein Fraw jhren Man / Jetzt gehet ein newer Irrthumb vnd Ketzerey an / Jetz
erlebet man sonst Hertzleid / oder nimpt schaden an Leib vnd leben / oder an
Gütern / vnd wenn ein Vnglück fürüber ist / so gehet ein frisches an. Dauid
spricht: Mein Plag ist alle Morgen da. Psalm. 73.
Von diesem vnfall allen werden die Gerechten recht vnd volkömlich durch den Todt
/ vnd nicht ehe erlöset / Daher auch den Jüngsten tag Christus nennet / den Tag
der Erlösung. Vnd im Vater vnser / wenn wir vmb ein seligs end bitten / sprechen
wir / Erlöse vns vom vbel. Derwegen die Heiligen des lebens müde gewesen / vnd
gern gestorben sein. Darumb stehet von Abraham Gen. 25. das er gestorben sey /
alt vnd lebens satt. Elia macht es die Welt so sawr / das er auch spricht / So
nim nun HERR mein Seel. Paulus ist dieses lebens so müde / das er spricht / Ich
begere abzuscheiden vnd bey Christo zusein. O wie fro ist Lazarus / da sein
Stündlein kömpt / das er sterben sol / dieweil er weis / das nun ein mal seine
Armuth vnd Krancken ein end hat?
Derwegen wenn GOtt die vnsern hinweg raffet / wir vns nicht gremen / sondern vns
wol zu frieden geben sollen / vnd gedencken / wie wir Deudschen zu reden
pflegen: Er ist manchem Vnglück aus dem weg kommen. Wenn einer jetzt einen guten
Freund hette im Niederland / da grosser Vnfried / vnruhe vnd Kriegs empörung ist
/ vnd zöge von dannen an einen sichern orth / da er des alles sich gar nicht
zubefahren hette / würde er sich seinet halben nicht bekümmern / sondern viel
mehr sich frewen / vnd GOtt dancken / das er solcher noth vnd gefahr entsprungen
were. Also sollen wir / wenn GOtt die vnsern zu sich nimpt / auch gedencken / Er
ist nun all wol / es wird jhn nun kein Ketzer verführen / Es wird jhm kein
Vnglück mehr schaden / er hat sich nun im geringsten nichts mehr zubefahren.
Der ander Trost wird vns gewiesen im Wort (Wegraffen) Denn es heisset in seiner
Sprach nicht allein von hier nemen / Sondern auch zusammen samlen / Vnd wil also
der Prophet zuuerstehen geben / Das GOtt die Gerechten vnd Heiligen nicht allein
hin vnd wieder wegneme / Sondern auch zusammen bringe in sein behaltnis vnd
gewarsame / da sie denn wol versorget sein. Vnd also wird angedeutet / das die
Seel vnsterblich sey / vnd an den orth gebracht werde / da sie albereit anfange
der ewigen frewd vnd Seligkeit zugeniessen.
Wenn wir das bedechten / würden wir vns nicht halb so sehr betrüben. Denn da
kömpts her / das wir so gar trawrig sein / das wir anders nicht sehen noch
verstehen mit der vernunfft / als das der Mensch gantz vnd gar vmbkomme
vnd vergehe. Dawieder lehret vns Jesaias
/ vnd sonsten GOttes Wort / Das der eine / vnd zwar der fürnemeste Teil des
Menschen vnsterblich sey / vnd zur ewigen frewd komme.
Hieher gehöret der Spruch Eccle. 12. Der Staub mus wider zur Erden kommen / wie
er gewesen ist / vnd der Geist zu dem / der jhn gegeben hat. Vnd Sap. 4. Die
Seel der Gerechten sein in der Hand GOttes / vnd keine qual rüret sie.
Darumb braucht der heilig Geist im Alten Testament die weise zureden von den
Gleubigen / Sie sein zu jhrem Volck versamlet. So schreibet Moses von Abraham /
Gen. 25. Er sey gesamlet zu seinem Volck. Vnd Num. 20. spricht GOtt zu Mose:
Lasse sich Aaron versamlen zu seinem Volck. Nun kan es vom Leibe vnd jhrem
Begrebnis nicht verstanden werden / Denn Abrahams Volck war in Mesopotamia vnd
Chaldaea begraben / Desgleichen Aarons Volck lag nicht in der Wüsten / sondern
in Chaldea vnd Egypten. Darumb mus mans verstehen von den Seelen / die bey GOtt
zusammen kommen. Daher sich GOtt auch nennet einen GOtt Abraham / Isaac vnd
Jacob / da schon jhre Leiber verweset waren. Dahin sihet Dauid / da er saget /
Sein Söhnlein werde nicht wider zu jhm kommen in diß leben / Sondern er wölle zu
jhm kommen / 2. Samuel. 12.
Der HErr Christus Luc. 16. in der Histori von dem armen Lazaro gibt solchs auch
zuuerstehen / da er spricht / Lazarus sey getragen von den Engeln in Abrahams
Schos / vnd setzt noch dabey / Er werde getröstet. Vnd zum Schecher spricht er /
Luc. 23. Warlich ich sage
dir / Heute
wirstu bey mir im Paradeis sein. Mit dem Leib ist der Schecher bey Christo nicht
gewesen / aber mit der Seel. Vnd braucht Christus das Wort (Paradeis) den
zustand der Seelen zubedeuten / nemlich / das jhr aus dermassen wol sey. Denn
keine lustigere gelegenheit jemals auff Erden gewesen ist / als der Irdische
Paradeis / Wie Paulus das Wort auch gebraucht / das er dahin verzückt sey / 2.
Cor. 12. Paulus verstehet diß / vnd bedenckt es so wol / das er begert
abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein.
Wenn wir dieses recht betrachteten / würde der grösseste teil vnser trawrigkeit
verschwinden / vnd wir / wie gesagt / nicht halb so trawrig sein / als wir sonst
sein / wenn wir vnsern leiblichen Augen vnd der Vernunfft hierinnen folgen vnd
nachhengen.
Hie möchte aber einer ferner sagen / Ich lasse es war sein / das es mit der Seel
eines Menschen ein solche gelegenheit habe. Aber wie wirdts mit dem Leibe? Mit
dem gehet es allzu jämmerlich / erbermlich vnd schrecklich her / der wird durch
den Todt also zugerichtet / das man gleich ein abschewen darab hat. Er fangt an
zustincken / die Würmer fressen jhn / er verweset / vnd wird zu Erden / dauon er
genommen ist. Darumb ist er nach dem Todt so vnwerd / das man jhn im Hause nicht
mehr behelt / sondern jhn hinweg bringen / vnd in die Erden legen lesst / Da man
sonst noch ein zerbrochen Gefeß oder Hausrhat / das nicht mehr taug nicht eben
also hinweg bringt.
Aber da sollen wir den Dritten Trost mercken / der vns in diesem Spruch gezeiget
wird. Denn da berichtet
vns der Prophet
/ Das es auch mit dem Leibe so arg im grund nicht sey / als die Vernunfft jhr
einbildet / vnd redet hie von dem Todt / Sarch vnd Grab eben holdselig vnd
lieblich / vnd zeiget an / Das in der warheit vnd für Gottes Angesicht / der
besser sihet als wir / der Todt sey nicht ein vntergang der Menschen / sondern
ein sanffter Schlaff / der Sarch ein Ruhbett / das Grab ein Schlaffkammer /
darin die Gleubigen nicht ewig bleiben / sondern nur ruhen vnd schlaffen jhre
bestimpte zeit / bis Christus komme / vnd sie wieder erwecke als aus dem Schlaff
/ nicht zu diesem / sondern zu dem Ewigen Leben. Vnd wie einer nach dem Schlaff
viel lustiger vnd frischer ist als zuuor: Also werden auch der gleubigen Leiber
viel herrlicher sein als sie zuuor gewesen.
Vnd dieser Trost / das der Todt nur ein Schlaff sey / vnd die Todten zu seiner
zeit vom Todt / als von dem Schlaff wider aufferstehen werden / ist beides im
Alten vnd Newen Testament / dieweil allen Menschen daran zum höhesten gelegen /
gewaltig gegründet / vnd offe wiederholet. Wie tröstlich redet dauon Jesai. am
26. Deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferstehen / Wachet auff
vnd rhümet / die jhr vnter der Erden ligt / Denn dein Taw ist ein Taw des Grünen
Feldes / vnd das Land der Todten wirstu stürtzen. Darnach redet er die Gleubigen
an / vnd spricht: Gehe hin mein Volck in deine Kammer / vnd schleus die Thür
nach dir zu / verbirg dich einen kleinen augenblick / bis das vnglück fürüber
sey. Vnd Daniel am 12. brauchet dieses gleichnis vom Schlaff auch: Viel so vnder
der Erden schlaffen liggen / werden auffwachen. Vnd am end spricht der Engel zum
Daniel: So gehe nun hin / bis das
ende komme / vnd ruhe / das du auffstehest in deinem theil an ende der Tag. Die
Sprach führet auch Christus / Matth. 9. von des Jairi Töchterlein: Das Meidlein
ist nicht gestorben / sondern es schlefft. Er weist gar wol / das es todt ist /
Aber er wil anzeigen / das es mit dem Todte für seinen Augen viel ein ander
ansehen habe / als für der Welt vnd Vernunfft. Die Vernunfft meinet / es sey gar
aus vnd geschehen mit dem Menschen. Er aber sihet / das er nur ein zeitlang
schlefft / vnd er jhn wiederumb erwecken vnd lebendig machen kan. Paulus
schreibet auch den Thessalönichern 1. Thessalon. 4. Wir wollen euch lieben
Brüder nicht verhalten von denen / die da schlaffen / auff das jhr nicht trawrig
seid / wie die andern / die keine hoffuung haben / vnd erkleret sich hernacher /
worumb er also von den Todten rede / Nemlich / weil sie GOtt durch Christum /
der für sie gestorben vnd aufferstanden ist / wider aufferwecken werde.
Damit auch solche aufferweckung der Todten nicht bey vns vnmüglich scheine / so
hat GOtt albereit etliche Todten in dieser Welt aufferwecken lassen / als durch
die Propheten Eliam vnd Elisaeum. Christus hat der Widwen zu Nain Sohn / Item
des Jairi Töchterlein / vnd Lazarum aufferwecket von den Todten / vnd ist selber
am Dritten Tag aufferstanden. So haben auch die Aposteln Todtẽ
erwecket. Vñ also hat GOtt gewiesen / das jhm das gar leicht /
vnd noch leichter sey / als wir einen schlaffenden auffwecken können. Vnd das
ist / das der Prophet Jesaias sagt: Sie komen zum friede / vnd ruhen in jren
Kammern.
Diesen Trost sollen wir nicht allein hören / vnd wissen / sondern auch / wenn vns
GOtt die vnsern sterben lesst /
oder vns
selbs abfordert / gebrauchen / vns des erinnern / vnd nicht so gar zaghafft vnd
trawrig sein.
Wenn die Eltern jhre Kinder zu Bette bringen / oder wenn ein Ehegemahel müd vnd
vnlustig ist / in die Kammer gehet / vnd ein weile ruhet vnd ausschlefft / so
gremet vnd bekümmert sich eins vmb das ander nicht / denn man weis / das es
nicht ewig wehret / sondern ein weil / so wachet man wider auff / vnd ist
lustiger als zuuor. Dieweil vns denn GOtt in seinem Wort lehret / das es eben
die gelegenheit mit den Todten habe / vnd nicht der Leib so gar vntergehe vnd
aussenbleibe / wie die Vernunfft vrtheilet / worumb fassen wir nicht einen muth
/ vnd geben vns zu frieden? Fürwar wir müssen entweder GOtt in seinem Wort lügen
straffen / wenn er vns verheisst / Die Todten werden aufferstehen / vnd werden
wir wider zusammen kommen / Oder wir müssen vnser trawren messigen.
Der Vierde Teil.
Kurtzer Bericht / Vom Christlichen Leben / vnd seligen Sterben hochgedachter
Hertzogin.
VON J. F. G. hohem herkommen / auch Eltern vnd Vorfarn wil ich nicht sagen /
nicht allein weil solches bekant / Sondern auch / weil es auff die Cantzel sich
nicht schicket / vnd GOtt solchs nicht ansihet / Iha / wir sein dieser Geburt
vnd herkommens halben nur Sünder / vnd dem Zorn GOttes vnd Todt vnterworffen.
Aber es sein J. F. G. bald nach der Sündlichen Geburth
wieder geborn durch das Wasser vnd
heiligen Geist / vnd durch die heiligen Tauff jhrem HErrn vnd Seligmacher
Christo einuerleibet / ein Christen / das ist / ein Kind Gottes vnd Himmels
Königin / worden. Vnd sein da J. F. G. Dorothea / das ist / GOttes gabe / ohn
zweiffel aus sonderlicher vorsehung GOttes / genennet. Wie wir denn alle
bekennen / das sie den Namen mit der that gehabt.
Belangend aber J. F. G. aufferziehung / daran viel vnd hoch gelegen / sein sie
nicht allein in der Zucht vnd Fürstlichen Sitten / sondern da viel mehr / ja
alles angelegen / in der vermanung zum HERRN / erzogen / vnd wie Dauid seinen
Sohn Salomon vnter die Hand des Propheten Nathan gethan / also haben die
hochlöbliche Eltern jhrem Hoffprediger / der in der Lehr rein / vnd an allen /
sonderlich aber Papistischen vnd Caluinischen Irrthümben / ein abschewen hat /
solche vnterweisung befolen.
Vnd sein J. F. G. dadurch des Göttlichen Worts so leufftig worden / das sie in
jhrem Exemplar der Bibel fast alle Historien vnd fürneme Sprüch zufinden gewust.
Den Psalter aber / als das herrlichste Corpus Doctrinae. das schöneste Trost:
Bet: vnd Exempelbuch / haben J. F. G. gantz / auch sonst viel schöner Sprüch des
Alten vñ Newen Testaments auswendig gelernet.
Freilich ist das die beste Mitgabe / die die Eltern jren Kindern geben können /
vnd sollen. Denn das ist daß einige / das noth ist / vnd wer das erwehlet / der
hat das beste erwehlet / Luc. 10. Vnd ist zuerbarmen / das etliche Eltern jre
Kinder dißfals gar nicht / oder so vbel versorgen.
Belangend J. F. G. leben / sein sie jha kein Engel / sondern ein Mensch / vnd
also ein Sünderin gewesen. Aber nicht desto weniger haben in J. F. G. geleuchtet
hohe Tugenden / als ware Gottseligkeit / die Mutter aller Tugenden / / warer
Glaub / Gedult / Hoffnung vnd Liebe / Wie es sich denn sonderlich in der letzten
Prob ausgewiesen. Neben dem mus man sonderlich rhümen / das J. F. G das
Predigampt hoch gehalten vnd geehret / Gottes Wort mit Hertzen lust gehöret /
falscher Lehr bis in jhre Gruben feind gewesen / fleissig gebetet / sich
fleissig vnd zwar nach dem Aduent bis auff diese zeit jhres abscheids dreymal
zum heiligen Nachtmal gefunden / jhren Glauben dadurch in jrer schwacheit vnd
vorstehenden Kindes noth zustercken. Wie denn Christus befohlen / das wir solchs
offt thun sollen zu seinem gedechtnis / Wir auch keine andere mittel haben /
dadurch der Glaube erwecket / erhalten vnd gestercket wird / als das wir das
Wort hören / vnd das heilige Nachtmal in wahrer Bußfertigkeit gebrauchen / vnd
GOtt fleissig anruffen.
Wie J. F. G. gegen derselben Herrn Vater vnd Fraw Mutter alhie sich gehalten /
wissen beiderseits J. F. G. nemlich / das sie dieselbigen / laut des Vierden
Gebots / weder mit Worten / Wercken oder geberden jemals erzürnet / Sondern wie
Tob. 10. befohlen wird / als jhre Leibliche Eltern geehret / Derwegen J. F. G.
sie als ein natürliche Tochter geliebet / vnd J. F. G. an jhrem abschied so leid
geschehen / als wenn sie jhr leiblich Kind verloren hetten.
Gegen jhrem lieben Herrn vnd Ehegemahel haben
sich J. F. G. wie einer Gottseligen
Matronen vnd Ehefrawen gebühret / erzeiget / denselben von Hertzen geliebet /
vnd geehret / Wie Tit. 2. vnd 2. Petr. 3. befohlen wird / Also das auch J. F. G.
in jhren schmertzen jrer selbst vergessen / vnd mir befohlen nach jhrem Herrn
zugehen / vnd S. F. G. zutrösten / wie die / so dabey gewesen / gehöret
haben.
Gegen armen Leuten sein J. F. G. barmhertzig gewesen / vnd haben vnder andern
solchs auch damit bewiesen / das sie für dieselbigen intercedirt / vnd jhnen
allerley gnad vnd befürderung erlanget haben. Sölch Liecht jhres Glaubens würde
noch teglich je lenger je herrlicher geleuchtet haben / wenn GOtt J. F. G. das
leben gegönnet hette.
Von J. F. G. Leibs schwacheit vnd seligen Abscheid aus dieser Welt.
DIieweil aber sonderlich das Ereutz vnd Absterben des Menschen die rechte Probe
des Glaubens ist / hat an J. F. G. sich da die wahre Gottseligkeit / Glaub /
Hoffnung / Gedult vnd Liebe recht sehen lassen / vnd also geleuchtet / das wir
billich vnd wol ein Exempel der seligen Sterbkunst / wie man die Praticieren sol
/ dauon nemen möchten / Wie michs denn ansihet / das GOtt solches vns andere an
J. F. G. haben lehren wöllen. Derwegen ich vmb der lebendigen willen dauon
weitleufftiger berichten mus.
Als GOtt J. F. G. jhrer Weiblichen Bürden den Dritten dieses Monats Februarij mit
sonderlichen gna-
den entbunden / da
es sich sonst eben gefehrlich anliesse / sein J. F. G. bis in den vierden Tag
hernach / das ist / bis auff den Sechsten Februarij zimlich zu frieden gewesen.
Aber eben am 6. Februarij / war der tag Dorottzeae / hat GOtt jhr lieber Vater
J. F. G. recht angebunden / vnd sie ongefehrlich vmb Zehen Vhr / inn eine gantz
gefehrliche Kranckheit / nemlich / Pleurisin, fallen lassen.
Da haben nun bald J. F. G. sich begeben / vnd sich mit allen reden dahin
verlauten lassen / das sie sich des lebens erwogen hetten. Derwegen auch bald
den folgenden Tag sich geschicket / vnd gefast gemacht zu einer seligen hinfarth
aus diesem leben / Wie vns denn allen sonderlich auch in Kranckheiten zuthun
gebühret. Daher ist geflossen / das J. F. G. jhnen jhr newgeboren Frewlein
bringen lassen / dasselbe gehertzet / vnd gesagt / Du liebes Töchterlein / ich
hoffe / ob GOtt wil / bald bey meinem HERrn Jesu Christo zu sein / vnd hoffe /
du solt auch bald dahin kommen / da ich sein wil. Es haben auch bald J. F. G. zu
der Fraw Mutter gesagt: Hertzliebe Fraw Mutter / Ich fürchte / ich komme von
diesem lager nicht auff. Der liebe GOtt mache es mit mir nach seinem gnedigen
willen vnd wolgefallen / Sein wille ist der beste. Ich bitte aber E. G. vmb
GOttes willen / E. G. wölle helffen / das mein Seele möge versichert werden /
vnd ich mich mit meinem lieben GOtt vereinigen möge / vnd meine schwache Seele
durch den Leib vnd Bluth Christi möge gelabet vnd gestercket werden. Ich weis /
mein GOtt wird mir das Creutz nicht schwerer aufflegen / als ichs ertragen kan.
Darumb bitte ich E. G. lauter vmb GOttes willen / E. G. schicken nach Herr Johan
/ das er bald kommen möge / etc. O das
stehet wol. Denn weil Christus vns sein Nachtmal zu guter letzt eingesetzt / so
halten fromme Hertzen billich viel dauon / vnd sehen / das sie sich mit diesem
Viatico vnd Zehrpfenning / wies die Alten wol genennet / versorgen. Wer aber das
verachtet / der achtet im Hertzen auch des HErrn Christi vnd seiner Wolthaten
nicht.
Eben diesen Abend / als mir in meiner eigenen schwacheit J. F. G. schwacheit
zuwissen worden / bin ich zu J. F. G. gangen / vnd sie aus GOttes Wort getröstet
/ da ist das J. F. G. erste rede nach angehörtem Trost gewesen / Ach das labet
mich doch mehr / als alles / was man mir eingibt. Welchs denn ein gewisses
Zeugnis ist / das J. F. G. das Wort GOttes in warem Glauben angenommen.
Den Mitwochen / als Er Johan Manardus Hoff Caplan zu J. F. G. kommen / haben sie
bekennet vnd beklaget jhre Sünde aus dem 130. Psalm: Aus der tieffe ruffe ich
HERR zu dir etc. welchen J. F. G. wie andere Psalmen / als oben gemelt /
auswendig könten. Daneben aber haben J. F. G. sich getröstet / mit vielen
schönen Psalmen vnd Sprüchen der heiligen Schrifft / als mit dem 23. vnd 27.
Psalm. Item zun Römern am 14. Wir leben oder wir sterben / so sein wir des
HErren. Job 19. Ich weis das mein Erlöser lebet / etc. Philip. 1. Christus ist
mein Leben / sterben ist mein gewiñ / Ich begere abzuscheiden /
vnd bey Christo zusein. Es erinnerten sich auch J. F. G. der Sieben Wort / wie
sie gesangs weise gefast sein / recitierten auch das Geistliche Lied vnd Gebet /
O Lamb GOttes vnschüldig / bis zum ende. Also empfiengen J. F. G. in warer Buß /
vnd rechtem einfeltigen Glauben / das heilige Nachtmal / nemlich / den waren
Leib vnd Blut vnsers HErrn Jesu Christi.
Als nun Er Johan von J. F. G. weggangen / sprachen sie / GOtt lob vnd danck / nun
ist mir ein schwerer Stein vom Hertzen / Ich fühle nun albereit grosse
besserung. Lieber HErr GOtt Himlischer Vater / hilff mir nach deinem gnedigen
GOttlichen Segen / nicht wie ich wil / sondern wie du wilt / dein wille ist
allzeit der beste. Was weiter J. F. G. die sieben Tag jhrer werenden schwacheit
für Christliche Reden gefüret / ist nicht wol müglich alles ördentlich zuerzelen
/ man hette schier ein eigen Büchlein dauon zuschreiben.
Ich wils aber in etliche Stück fassen / vnd das geringeste nicht darzu thun / vnd
mich dißfals auff alle Fürstliche / Adeliche / auch andere Personen / so dabey
gewesen / beruffen haben. Vnd mag es gleichwol nicht gar aus lassen / Denn es
die noth vns allen zum Exempel eines Gottseligen abschieds aus dieser Welt /
daran vns zum höchsten gelegen.
Es haben J. F. G. die gantze zeit / als in solchen hefftigen Kranckheiten
zugeschehen pflegt / vberaus grosse schmertzen gehabt. Aber in dem allen haben
J. F. G. sich mit GOttes Wort getröstet / das sie bey gesundem Leibe gelernet /
vnd wol gefasset / vnd hat sich da ausgewiesen / wie fleissig J. F. G. GOttes
Wort gestudieret / vnd jhnen eingebildet.
Da haben J. F. G. erzelet jhnen zum Trost / vnd gebetet diese Psalmeu / den 6. 8.
13. 23. sonderlich aber den 25. etlich mal. Item / den 38. den 42. 51. 73. 91.
103. 143.
Gleicher gest alt haben J. F. G. außwendig gekönt vnder andern diese Sprüch / die
sie in der Kranckheit recitirt / vnd damit sich getröstet / Matth. 11. Kompt her
zu Mir alle / die jhr müheselig vnd beladen seid / Ich wil euch erquicken.
Johan. 3. Also hat GOtt die Welt geliebet / das er seinen Eingebornen Sohn gab /
auff das alle / die an jhn gleuben / nicht verloren
werden / sondern das Ewig Leben haben.
Johan. 11. Ich bin die Aufferstehung vnd das Leben / Wer an mich gleub et / der
wird leben / ob er gleich stürbe / Vnd wer da lebet / vnd gleubet an mich / der
wird nimmermehr sterben. Rom. 8. Ist GOtt für vns / wer mag wieder vns sein?
welcher auch seines eigenen Sohns nicht hat verschonet / Sondern hat jhn für vns
alle dahin gegeben / Wie solt er vns nicht mit jhm alles schencken / etc. Röm.
14. Vnser keiner lebet jhm selber / vnd keiner stirbt jhm selber / Leben wir /
so leben wir dem HERRN / sterben wir so sterben wir dem HERRN / Darumb / wir
leben oder wir sterben / so sind wir des HERRN. Galat. 3. Ihr seid allzumal
Kinder GOttes durch den Glauben an Christo Jesu / Denn so viel ewer getaufft
sein / die haben Christum angezogen / Philip. 1. Christus ist mein Leben / vnd
Sterben ist mein Gewinn / Ich begere abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein. 1.
Johan. 1. Das Bluth Jesu Christi GOttes Sohns macht vns rein von aller Sünde.
HErr Jesu / in deine Hende befehle ich meinen Geist / Du hast mich erlöset / du
getrewer GOtt / Psal. 30. Esai. 61. Ich frewe mich im HERRN / vnd mein Seel ist
frölich in meinem GOtt / Denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils / vnd
mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Vnd andere dergleichen.
Es haben auch J. F. G. sich erinnert der Geistlichen Lieder / so sie zusingen
pflegten / dieselbigen eins theils gesprochen / eins theils mit schwacher Stimm
in solcher jrer Kranckheit gesungen / als / Mitten wir im leben sind / vnd
sonderlich den Verß / Mitten in der Hellen angst vnser Sünd vns treiben / Wo
sollen wir denn fliehen hin / da wir mögen bleiben? Zu dir HErr Christ alleine /
Vergossen ist dein thewres Blut / das gnug für die Sünde thut / Heiliger HERR
GOtt / etc.
Item / den 25. Psalm: Von
allen Menschen abgewand. Item: In dich hab ich gehoffet HERR. Item: Es wölle vns
GOtt gnedig sein. Item: Durch Adams Fall ist gantz verderbt. Item: GOtt der
Vater wohn vns bey. Item: Weltlich Ehr vnd zeitlich Gut / wollust vnd aller
vbermuth / ist eben wie das Graß / O Mensch bedenck du eben das / vnd versorg
dich baß. Item: Worumb betrübstu dich mein Hertz. Sonderlich haben J. F. G. offt
gesprochen die Wort des 130. Psalms / Vnd ob es weret bis in die Nacht / vnd
wieder an den Morgen / doch sol mein Hertz an GOttes macht / verzweiffeln nicht
noch sorgen. Auch haben J. F. G. jhnen gleich zu Grab gesungen den schönen
Gesang Prudentij: Iam moesta quiesce querela, gedeutschet / Höret auff mit
trawren vnd klagen. Diese Geistliche Lieder alle haben J. F. G. etliche gantz /
aus etlichen aber etliche Verß gesagt oder gesungen.
Daneben haben J. F. G. in wehrender solcher Kranckheit fleissig vnd einbrünstig
zu GOtt gebetet / Auch Abends vnd Morgens sonderlich sich GOtt befohlen / vnd
mir allzeit das Abend: vnd Morgen Gebet nach gesprochen. Darneben stets vnd
schier ohn vnterlas gesaget: Ach mein HErr Jesu Christe hilff / Ach kom du
trewer Immanuel / wie bleibestu so lang aus? Das sein neben dem Gebet Christi J.
F. G. stete Reden gewesen.
Neben dem haben J. F. G. etliche andere Gebet gesprochen / als die Christliche
Reimen: O HERR GOtt / in meiner noth / ich ruff zu dir / du hilffst mir / Mein
Leib vnd Seel ich dir befehl / in deine Hend / Deinen Engel send / der mich
bewahr / wenn ich hinfahr / von dieser Welt / HERR wenn dirs gefelt. Item / das
schöne Gebet Pauli Eberi: HERR Jesu Christ war Mensch vnd GOtt etc. von anfang
bis zum
ende. Item: Mein Hertz liebes
Jesulein / mach dir ein rein sanfft Bettelein / zu ruhen in meines Hertzen
schrein / das ich nimmer vergesse dein.
Es hat sich auch begeben noch zween Tagen für jhrem ende / als J. F. G. zum Gebet
vermanet worden / da haben sie gesagt: Wenn ich das Gebet nicht hette / wo wolt
ich bleiben in meiner angst. Sonderlich aber haben da in der höhesten vnd
schweren noth geleuchtet J. F. G. Glaub / Gedult / Hoffnung vnd Liebe.
Denn jhren Glauben haben J. F. G. nicht allein bewiesen vnd bekant / da jhnen wol
war / Sondern in der anfechtung. Denn das etliche viel dauon zusagen pflegen /
das die sterbenden allerding keine anfechtung vnd schwacheit gefület / ist eben
seltzam von rechtgleubigen zuhören. Vnd ist fast / als wenn man einen tapffern
Kriegsman rhümen wolte / das er in keinem Sturm oder Schlacht gewesen were. Wir
behalten jha den alten Menschen / vnd werdens fürm Todt nicht gantz los / so
bleibet der Versucher nicht von den Kindern GOttes / Wie wir an Job / Dauid vnd
Christo selber / sonderlich in seinem Todskampff sehen / Auch vom Apostel Petro
saget Christus / Ein ander wird dich führen / da du nicht hin wilt: Derwegen wir
das von dieser Fürstin nicht rhümen / das sie keine anfechtung gefühlet /
Sondern das J. F. G. als ein Christliche Kempfferin / einen guten Kampff wieder
den bösen Feind / Welt vnd Fleisch gekempffet haben.
J. F. G. hat weh gethan / das sie dieses leben verlassen / Derwegen sie gebeten /
das jhnen möchte geholffen werden / Aber diese Anfechtung haben sie vberwunden /
Weil sie gegleubet / das die Seel vnsterblich / vnd der Leib wieder auffstehen /
vnd Leib vnd Seel zu GOtt ins ewige Leben kommen würden.
Das weis ich / sagten J. F. G. Vnd
wiederholtens offt. Ich begere abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein.
Es ist auch nicht ohne / das J. F. G zu Hertzen gangen / das sie jhren lieben
Herrn vnd Gemahel verlassen solten / sonderlich weil sie sahen / wie trewlich S.
F. G. sich jhrer auch in der Kranckheit annamen / also / das sie jmmer ab vnd zu
giengen / vnd sehr betrübet waren. Es haben aber J. F. G. diese anfechtung
oberwunden / also / das sie selber hochgedachten jren Herrn getröstet / vnd
gesagt: Mein Hertzlieber Herr / E. L. weinen doch nicht / vnd sein wol zufrieden
/ Vnd das S. F. G. sich J. F. G. Person halben nicht bekümmerten / sprachen J.
F. G. Ich weis das mein Erlöser lebet / vnd er wird mich hernach aus der Erden
aufferwecken / vnd werde in meinem Fleische GOtt sehen etc. Im gleichen haben J.
F. G. auch auff jhr Frewlein gedacht / Wie denn pfleget auch bey frommen Hertzen
zugeschehen / das jhnen jhre Kinder einfallen. Aber wie Christus seine liebe
Mutter GOtt vnd Johanni befohlen / So haben J. F. G. auch gethan / Ihr Frewlein
erstlichen GOtt befohlen / vnd sonderlich gefordert / das es nicht lenger ligen
/ sondern ohn allen verzug getaufft werden möchte. Denn es eine schreckliche
verachtung GOttes Ordnung ist / das hohes vnd niedriges Standes Personen die
Kinder lange zeit vngetaufft ligen lassen / Das ist J. F. G. zum höchsten
entgegen gewesen. Vnd da das Frewlein getaufft / ist daß das erst gewesen / Dazu
J. F. G. ich kommen bin / das sie dafur / das jhr Kindlein durch die Heiligen
Tauff new geboren / vnd dem HERRN Christo einuerleibet / GOtt dem Allmechtigen
gedancket.
Neben dem haben J. F. G. den Herrn Vater zu sich bitten lassen / vnd S. F. G.
sampt der Fraw Mutter /
neben jhrem
Herrn / solch jhr Kind gar fleissig vnd trewlich befohlen. Erstlich haben J. F.
G. das Kind mit Thränen geküsset vnd gehertzet / vnd gesagt: Ach GOtt / was thut
scheiden weh. Darnach haben J. F. G. den Herrn Vater / vnd die Frawmutter also
angeredt: Mein Hertzlieber Herr Vater vnd Frawmutter / Ich bitte E. G. vmb
GOttes willen / E. G. wöllen sich mein armes Kind lassen befohlen sein / vnd jha
wol zusehen / das es möge in GOttes furcht erzogen werden / wie E. G. jhre
eigene leibliche Kinder erzogen sein. Darauff der Herr Vater J. F. G. Väterlich
getröstet / vnd vermahnet / Dieweil der gütig GOtt J. F. G. in das Kranckbett
gelegt / solten sie sich mit gedult vnd gehorsam in Gottes willen ergeben / der
liebe GOtt könte sie wol fristen: Darumb J. F. G. GOtt bitten wolten / Es fielen
die starcken so bald / als die schwachen / Wie wir denn alle in der Hand des
HERRN weren / vnd niemand sein Todsstündlein wüste / Sondern es stünde alles in
GOttes Händen / Darumb könte GOtt J. F. G. wol fristen. Were es aber je GOttes
wille nicht / so solten J. F. G. sich trösten des Ewigen Lebens / da wir wieder
würden zusammen kommen. Entlich haben J. F. G. auch den Herrn Vater gesegnet mit
diesen worten: Nun mein Hertzlieber Herr Vater / Ich wil E. G. dem lieben GOtt
befelen / vnd sehen wir einander in diesem leben nicht wieder / so wöllen wir ob
GOtt wil einander im Ewigen Leben wieder sehen. Auff solche Wort hat der
Herrvater von J. F. G. den abscheid genommen / vnd sie GOtt dem Allmechtigen
befohlen / sich auch Väterlich erbotten / zu J. F. G. zukommen / wenn vnd so
offt sie es begeren würden.
Auch von andern zeitlichen Gütern sein J. F. G. gedancken kommen / aber sie haben
sie bald wieder ausgeschlagen /
Vnd
sonderlich / als sie einmal jre Güldene Ringe angesehen / sie von sich geben /
vnd gesagt: Ach mit den gastrigen Ringen / Christus ist besser denn aller Welt
Gut.
Die hohe Geistliche Anfechtungen seind auch nicht aussenblieben / vnd hat der
Versucher an J. F. G. eben so wol als am HErrn Christo jhrem Haupt / sich
versucht / Aber J. F. G. haben jhm im Glauben widerstanden / ja außgespien vnd
gesagt: Weiche von mir / ich wil bey meinem Erlöser Jesu Christo bleiben / Da
denn auch GOtt J. F. G. die Augen geöffnet / das sie gesagt / Sie sehen da die
lieben schönen weissen Engelein.
Wie gedültig J. F. G. sich in GOttes willen ergeben / haben wir alle gehöret /
GOtt mach es mit mir nach seinem Göttlichen willen / sprachen sie. Item / Ich
habe mich gantz in GOttes willen ergeben / HERR / nicht wie ich wil / sondern
wie du wilt. Ihre hoffnung haben J. F. G. bezeuget in dem sie gesagt / vnd offt
widerholet / Vnd ob es weret bis in die Nacht / vnd wieder an den Morgen / doch
sol mein Hertz an GOttes macht / verzweiffeln nicht noch sorgen. Item / Er weis
wol wenns am besten ist / vnd braucht an vns kein argelist. Vnd also haben J. F.
G. die Anfechtung / das die schmertzen etwas lenger wereten / vnd es sich
ansehen lies / als wolte GOtt zu lang aussenbleiben / vberwunden.
J. F. G. Eheliche Hertzliche Liebe gegen jhrem Herrn hat sich da ereuget / da sie
S. F. G. selbst getröstet: E. L. gebe sich zu frieden / es wird wol besser
werden / Mein trawren wird bald ein ende nhemen / Ich mus dem HErrn Christo
seinen Kelch trincken helffen / Es wird mir aber sehr sawer / es ist ein bitter
Tranck. Vnd wie vorgemelt / S. F. G. trösten lassen / auch gewünschet / das S.
F. G. solch leid nicht ansehen möchten.
Desgleichen jhre Ehrerbietung vnd Kindliche liebe gegen
die Frawmutter / die bey J. F. G. von
anfang bis ans ende der Kranckheit geblieben / also / das sie auch des Nachts
gar wenig Stund zur ruhe genommen / hat sich sehen lassen nicht allein im leben
/ da sie ohn derselben jhrer Frawmutter vorwissen vnd willen das geringste nicht
vorgenommen / Sondern auch fürnemlich in der Kranckheit / da sie J. F. G. stets
mit diesen worten angeredt: Ach mein Hertzallerliebste Frawmutter etc. vnd sich
da vnd allweg also gehorsam vnd Ehrerbietig erzeiget / das hochgedachte vnser
noch lebende gnedige Fürstin sich vnuerholen vernhemen lassen / J. F. G. were so
wehe geschehen / als wenn J. F. G. jhr leiblich Kind verloren hetten.
Also haben J. F. G. sich in jhrer geschwinden Kranckheit / vnd stets wehrenden
schmertzen bis in den Siebenden vnd letzten Tag der Kranckheit / welches der 13.
Februarij gewesen / verhalten. Wie es nun den Tag gegen Morgen gangen / haben
die Medici aus allen anzeigungen / vnd sonderlich / weil der Puiß fast still
worden / vermercket / das J. F. G. ende sich nahete / Derwegen wir Prediger zu
J. F. G. gefordert sein / da wir denn J. F. G. etliche wenig Sprüch / die J. F.
G. bekant waren / vnd darinn die Summ des Euangelij von vnserm Mitler Christo
verfasset / widerholet / vnd J. F. G. vermanet / dabey zubleiben / vnd
sonderlich / wie sonsten allzeit / das Gebet mit vntergehen lassen / Welches
auch GOtt hat erhöret / vnd J. F. G. nicht lang mehr quelen lassen.
Kurtz für den letzten Zügen / kam J. F. G. noch zur letzte eine schwere
Anfechtung / als wenn GOtt zu lang aussenbleiben / vnd J. F. G. gleich vbergeben
vnd verlassen wolte / Wie der Sohn GOttes am Creutz kurtz vor seinem Todt rüfft
/ Mein GOtt / mein GOtt / worumb hastu mich verlassen? Als aber J. F. G. aus
GOttes Wort getröstet worden / haben
sie
sich wiederumb erholet / vnd sich zu jhrem HErrn Christo gewandt / vnd gesagt?
Ach HErr Jesu Christe. Vnd als J. F G. vermanet worden / bey solchem jhrem
Erlöser Jesu Christo zubleiben / haben J. F. G. deutlich geantwortet: Ja. Das
ist J. F. G. letztes Wort in dieser Welt gewesen. Darauff J. F. G. noch etliche
mal Adem geholet. Vnter des haben wir vmbstehenden J. F. G. durch ein
einbrünstiges Gebet GOtt befohlen. Vnd sein sie also seliglich eingeschlaffen /
den 13. Februarij / des Morgens als es angefangen zutagen / Eben ein Jar vnd
nicht gar 2. Tag nach derselben Herrn Vater. Vnd sein also in jhrem seligen
Beruff vnd Kinderbett / wie die heilige Rahel abgescheiden / Oder vielmehr / wie
J. F. G. selber geredt / einmal recht auffgehöret zutrawren / Vnd wie Jesaias
hie saget / zur ruhe kommen / Inmassen fast also J. F. G. Herr Großvater / Herr
Christian / König zu Dennemarck / eben in solchem Glauben / vnd fast auff die
weise für 28. Jahren aus diesem leben seliglich abgefordert. GOtt wölle / wie
Gene. 35. den Jacob / also hie J. F. G. hindergelassenen Herrn / den Herrn
Bischoff / etc. vnd nicht weniger das Fürstlich Frewlein / als dazumal den
hindergelassenen Beniamin / jhm lassen befolen sein.
Aus diesem allem sehen wir / das J. F. G. vnter die Leute billich gerechnet
werden / die der Prophet gerecht vnd heilig nennet / Die richtig für sich
gewandelt haben / vnd weil GOtt J. F. G. hat lassen vmbkommen / vnd sie in jhrer
Jugent weggerafft / Wie denn auch sonst jnner halb kurtzer zeit so viel hoher
Personen hinder einander / als nicht newlich geschehen / abgangen / Ists nicht
allein an sich selber GOttes Straff / sondern es ist noch ein grösser Vnglück
zuuermuthen / für dem GOtt J. F. G. aus dem weg gebracht hat / Vnd haben wir
einen herrlichen Vorrat / vnd eine gute Beterin / vmb der willen Gott
das Vnglück auffgehalten / verloren. Das
mag vns neben andern Zeichen im Himmel vnd auff Erden / wol ein Bußpredigt sein.
Bekeren wir vns nicht / wie denn fast niemand darauff achtet / so wird GOttes
Zorn anbrinnen / vnd nicht zu leschen sein. Bekeren wir vns / so wird GOtt vns
zu gnaden annhemen / vnd entweder das beuorstehende Vnglück abwenden / oder aber
vns erhalten / oder vns auch mit gnaden zur ruhe kommen lassen.
Vnser Trost aber ist / das J. F. G. Seel ist kommen in das Himlisch Paradeis /
der Leib aber ruhet in seiner Kammer. Derwegen J. F. G. Herr Gemahel vnd
Verwandten sich so wenig darüber bekümmern dürffen / als wenn J. F. G. noch in
jhrem Gemach legen / vnd sanfft ruheten. Vnd wie ein Mensch so da schlefft /
nicht ewig ligen bleibet / Sondern zu seiner zeit wieder auffstehet / Also wird
nun bald der selige fröliche Tag anbrechen / da vnser lieber HErr Jesus Christus
/ an den J. F. G. gegleubet / sie vnd alle Todten aufferwecken / vnd J. F. G.
wie allen Gleubigen / ein Ewiges Leben geben wird / da es heissen wird / Wachet
auff / vnd rhümet / die jhr vnter der Erden ligt.
Wir lebendigen aber mögen / jha sollen bedencken / das wir sterblich sein / Vnd
weil wir nicht wissen / wenn wir abgefordert werden / das wir vns zu einem
seligen end schicken / vnd in dem J. F. G. Exempel nachfolgen. Es haben J. F. G.
das beste vnd nötigst erwelet / das nimmermehr von jnen genomen wird / da sie
nun sonst alles verloren. Also sollen wir auch nicht so kalt sein GOttes Wort
zuhören vnd zulernen / wie wir (leider) sein / Sondern das gut erwehlen / wie J.
F. G. gesagt aus dem 27. Psalm: Eins bitte ich vom HERRN / das hette ich gern /
das ich im Hause des HERRN bleiben möge mein leben lang / zu schawen die schönen
GOttesdienst des HERrn / vnd seinen Tempel zubesuchen.
Wir sollen auch bey dem einfeltigen Catechismo Luthert / der GOttes Wort gemeß
ist / wie Kinder bleiben / inmassen die Fürstliche Personen / so noch bißhero
hie gestorben / vnd zu Grabe gebracht / auch gethan / vnd den Papistischen vnd
Caluinischen Irrthümen entsaget. Wie denn eben dieses Begrebnis / vnd vnsere
Christliche Reformation / darinnen der Papisten vnd Caluinisten Irrthumb mit
Namen verworffen / mit gantz Christlichem vnd löblichen eyfer fast zugleich
angefangen worden.
Vnd ist nach der Christlichen Reformation noch keine Person in diese Fürstliche
Ruhestedt gebracht / die bey der Papisten grewel geblieben / oder den
Caluinisten beygepflichtet hette. Denn was auch vnsers gnedigen Fürsten vnd
Herrn / Herrn Vatern anlanget / sein S. F. G. noch in seinem letzten / wie wir
glaubwirdig berichtet / von der Papisten Irrthumb abgetreten. Wie auch S. F. G.
hindergelassene Widwe / geborne aus Königlichem Stamm zu Polen / eden ein
geraume zeit für jhrem Todt sich nicht zu den Caluinisten / denen J. F. G.
sonderlich feind gewesen / Sondern zu der Alten Augspürgischen Confession /
darin die Zwinglianer verworffen worden / sich gewendet. Vnsers gnedigen Fürsten
vnd Herrn F. Schwester die Hertzogin zu Münsterberg ist auch bey vnser
Confession bis an J. F. G. ende verharret. Vnsers gnedigen Herrn geliebte
Tochter Frewlein Margaretha ist auch nicht bey dem Heidelbergischen Catechismo /
welcher der zeit hie noch keinen raum fande / Aber innerhalb Fünff Jaren erst
einzuschleichen angefangen / Sondern bey dem heiligen Catechismo Lutheri erzogen
/ dabey in Kindlicher einfalt geblieben / vnd freilich wie J. F. G. eigene Wort
gelautet / dahin kommen / da sie GOttes Angesicht schawen.
Eben bey dieser einfalt ist auch vielhochgedachte Fürstin / so wir jetz zur ruhe
gebracht / bis an jr seliges ende verharret. Gott gebe / das die jenigen / so
hernacher alhie vber kurtz oder lang zu ruhen gedencken / als nicht allein vnser
gnediger Fürst vnd Herr / sondern auch derselben hochlöblich Ehegemahel / Junge
Herrschafft vnd Nachkommen dabey bleiben / vnd mit Dauid sagen / Schlecht vnd
recht das behüte mich. GOtt bewhare J. F. G. sampt vnd sonders / das sie sich
nicht verführen lassen / noch von vnser Christlichen Kirchen Ordnung vnd jhrer
selbst eigenen Bekentnis abtretten. GOtt gebe / das wir mit mehrem fleis
bedencken / das Johannes schreibt / So jemand diese Lehr nicht bringet / den
nemet nicht zu Haus / vnd grüsset jhn nicht. Ich für mein person wil hie mit
dafür vnterthenig / trewlich vnd öffentlich gewarnet haben / vnd vnschüldig sein
an allem Blut deren / die durch solche ergerliche Leute vber kurtz oder lang
verführet werden. Denn ich sihe das Vnglück für Augen.
Derwegen das ich entlich schliesse / liebe Christen / Lasset vns bey der einfalt
vnsers Christlichen Catechismi bleiben / Lasset vns durch die alte Schlange /
die Adam vnd Euam verführet / sonderlich auch in der Lehr vom H. Nachtmal nicht
ein wiederwertiges beybringen. Lasset vns aber daneben GOttes willen nicht
allein wissen / sondern auch thun / Wie wir an hochgedachter Fürstin ein Exempel
haben. Lasset vns entlich diesen abschied solcher frommen Fürstinnen ein
Vermanung sein zur Buß / auff das wir dem zeitlichen vnd ewigen Zorn GOttes
entfliehen / Vnd wenn nun bald der fröliche vnd grosse tag des HERRN / vnd vnser
Erlösung anbricht / mit J. F. G. vnd allen Christlichen Patriarchen / Propheten
/ Königen / Aposteln / Merterern / Gottseligen Fürsten vnd allen Ausserwehlten
aufferstehen zum Ewigen Leben / vnd ewiger seligen gemeinschafft der H.
Dreyfaltigkeit. Darzu helff vns allen GOtt Vater / Sohn vnd heiliger Geist /
Amen.
Gebet.
ALlmechtiger vnd Barmhertziger GOtt / Vater vnsers HErrn Jesu Christi / Der du
die Menschen sterben lessest / vnd sprichst / Kommet wieder Menschen Kinder /
Vnd newlicher weil dieses Fürstliche Haus Braunschweig eben hart angegriffen /
vnd vnsere gnedige Fürstin vnd Frawen / Frawen Dorotheam geborne zu Sachsen /
Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg etc. aus diesem Leben abgefordert hast /
Wir sagen dir Lob vnd Danck / das du nach dem es dir jha also wolgefallen / J.
F. G. in warem Glauben an deinen Sohn Jesum Christum bis an jhr ende
bestendiglich erhalten / vnd also sie zu dir in die ewige frewd auffgenommen
hast: Dieweil du aber mit solchem vnzeitigem abgang gerechter vnd fürnhemer
Leute / des vorstehenden Vnglücks / dazu wir dir / O gerechter GOtt / mit vnsern
Sünden gnugsame vrsach geben haben / vns erinnerst / So bitten wir von Hertzen /
durch deinen lieben Sohn vnsern HERRN Jesum Christum / du wöllest vns nach
deiner grundlosen barmhertzigkeit / solche vnsere mannigfaltige vnd schwere
Sünden vergeben / vnd vnser mit der woluerdienten Straff gnediglich verschonen /
Auch dis Fürstliche Haus für fernerm vnheil behüten / vns auch zur besserung
vnsers lebens deinen heiligen Geist verleihen / auff das wir nicht selber zu
anderm vnd grösserm Vnglück vnd Plagen mit vnserer Vnbußfertigkeit fernere
vrsach geben. Du woltest auch vnsere liebe Obrigkeit in solchem betrübnis /
durch dein Wort in Krafft des heiligen
Geistes trösten / vnd vns alle auffmuntern / das wir diesen Todtfall einer noch
Jungen vnd Hohen Person zu Hertzen nhemen / vnd bedencken / das wir auch
sterblich sein / vnd vnsers Sterbstündleins vns alle Stund versehen müssen /
Derwegen vns zu einem seligen end bereiten vnd schicken / bey deinem heilsamen
Wort bestendig bleiben / ware Buß thun / im Glauben wacker sein / dir vns stets
durch ein embsigs Gebet befehlen / in vnserm Beruff dir trewlich dienen / vnd
gleich sein den Knechten / die auff jhren Herrn warten / Damit wenn du dermaln
eins auch zu vns kommen vnd anklopffen wirst / wir dir baldt auffthun / dich mit
frewden empfahen / vnd hören die fröliche Stimm / Ey du frommer vnd getrewer
Knecht / du bist vber wenigem getrew gewest / Ich wil dich vber viel setzen /
gehe ein zu deines HERRN Frewde. Sölches vnser Gebet wöllestu lieber Vater
gnediglich erhören / laut deiner Väterlichen Zusag / vmb deines lieben Sohns
vnsers Mitlers Jesu Christi willen / Der mit dir vnd dem heiligen Geist lebet
vnd herrschet warer GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit / AMEN.
Juliusfriedenstedt Durch Conrad Horn / Anno Domini M D XXCVII.