Eine Predigt / gehalten bey der
Begrebnus /
Des Weyland /
Hochwürdigen /
Durchleuchtigen / Hochgebornen
Fürsten vnd Herrn / Herrn Julij Augu-
sti/Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc .
Apten zu Michelnstein /
Thumbprobsten des
Stiffts S. Blasij zu Braun
schweig .
Durch
Basilium Sattler D. Hoffprediger zu
Wolffenbüttel .
Gedruckt zu Wulffenbüttel /
durch Eliam Holwein / Fürstl.
Braunsch .
Buchdrucker vnd
Formschn . Im Jahr 1617 .
Lucae am 10 .
JESVS wandte sich zu seinen Jüngern / vnd sprach zu ihnen in sonderheit : Seelig
seind die Augen die da sehen / daß ihr sehet . Denn ich sage euch / viel
Propheten vnd Könige wolten sehen / daß ihr sehet / vnnd habens nicht gesehen /
vnnd hören / daß ihr höret / vnnd habens nicht gehöret .
Außlegung .
GEliebte im HErrn Christo / es schreibet der Prediger Salomo am 7. Capittel / es
ist besser in das Klaghauß gehen / denn in das Trinckcauß / es ist besser
trawren / denn lachen . Solches klinget gar vngereumet / vnnd sertzam in den
Ohren der Weltkinder . Die sind gar einer andern meinung / vnd lassen sich
bedüncken / es sey viel besser lustig sein vnd zun Hochzeiten / Gastereyen vnd
auff die Trinckstuben / alß mit der Leich gehen . Denn der Kirchhoff
vnd Grabstett sey ein melancholischer Ort / da Todten Bein
liegen / vnd die Leute weinen vnd man gleich den Todt für sich sehe / da einem
aller lust vnd frewde vergehet .
Aber der Prediger Solomo bringet dessen wichtige vrsachen .
Denn / in Jenem : spricht er / nemblich / im Klaghauß / ist das ende aller
Menschen / vnd der Lebendige nimbts zu hertzen . Vñ / durch
trawren wird das hertz gebessert . Denn gleich wie ein Mensch der jmmer zu Gast
vnd zur Geselschafft gehet / vnd im Sause lebet / sicher vnd ruchloß wird / daß
er seines endes / ja GOttes vnd seiner Seeligkeit vergisset / lebet / stirbt vnd
fehret vbel .
Also wenn man mit der Leich gehet / wird man erinnert / daß man auch sterben muß
/ daß nichts gewissers sey / alß der Todt / vnnd nichts vngewissers / alß die
stunde des Todtes / darauff werde das Gerichte folgen / dazu müsse man sich
schicken / da könne man nicht bestehen / da wird man trawrig von wegen der Sünde
/ darumb thut man busse / vnd vorsühnet sich mit GOtt /etc . Das ist eine
Göttliche trawrigkeit / wie es Paulus 2. Corint . 7. nennet / ein rew / der
niemand gerewet / so lebet sichs wol / so stirbt es sich wol vnnd
Seeliglich .
Darumb bittet Moses Ps. 90. lehre vns bedencken / daß wir sterben müssen / auff
das wir klug werden . Vnd David Psal. 39. HErr lehre mich doch /
daß ein ende mit mir haben wird /
vnd mein leben ein Ziel hat / vnd ichdavon muß .
Derwegen thun die recht vnd wol / die sich jetzund vnd sonsten gern bey den
Begräbnissen finden lassen / es macht gleichwol einem Menschen allerley
nachdencken / vnd vertreibt die fleischliche sicherheit .
Damit wir aber solchen dingen / wie man sich seeliglich zum Tode schicken soll /
etwas weiter vnd tieffer nachdencken / ist bey vns ein löblicher Brauch / daß
man auch in solchen versamblungen davon auß Gottes Wort eine Predigt thu .
Solchen löblichen Brauch / wollen wir dißmal auch folgen / vnnd weil einfrommes
Hertz fürnemlich darauff gedencket / wen es stirbet / daß es seelig werden müge
/ habe ich die verlesene Wort Christi für dißmal zuerklären für mich nehmen
wollen / weil darin von der Seeligkeit gehandelt / vnd nachrichtung gegeben wird
/ wie wir seelig werden / vnnd werden vns Geistliche vnnd Weltliche / hohes vnd
nidriges Standes Persohnen fürgestellet / die die Seeligkeit erlangt haben / daß
wir denselben folgen lernen .
Dieweil nun an dieser Lehr / wie wir seclig werden / vns allen zum höchsten
gelegẽ / zweiffel ich nicht / fromme Hertzen werden mit fleiß
vnd lust zuhören . Vnd wenn wir auch das für dißmahl lernen / so sind wir wol
außgewesen .
Wir wollen aber erstlich die verlesene Wort
Christi erklären / darnach
anzeigen / was wir daraus lernen sollen . GOTt gebe vns allen darzu die gnade
seines heiligen Geistes vmb JESV Christi witlen AMEN .
Lucas schreibt / JESVs wandte sich zu seinen Jüngern / vnd sprach zu ihnen in
sonderheit / Seelig sind die Augen / die dasehen / daß jhr sehet .
Das wir diese Wort recht vnd gründlich verstehen / müssen wir erstlich bedencken
/ wann vnnd zu wem sie Christus gered / vnd was jhm darzu Vrsach gegeben
hab .
Es hat sich dieses begeben / alß Christus vber die 12. Apostel noch 70. Jünger
außgesand / die Leute zu lehren / vnd die Lehr mit Wunderzeichen zu bestetigen /
Krancken zu heilen / vñ Besessene zuerledigen / etc . Die 70.
Jünger kommen mit frewden / thun relation vnnd bericht / wie es abgelauffen /
nemblich gar wol / vnd das sie viel guts geschaffer haben .
Da ist nun Christo lieb dazu / daß jhre Arbeit nicht vergeblich gewesen / sondern
GOTT das gedeyen darzu gegeben / vnnd neben jhnen auch andere Seelig werden /
dancket derwegen mit frewden darfür GOTT seinem himlischen Vater / weil ja die
verschlagene Welt Kinder sein Wort nicht annehmen / vnd er sie also muß fahren
lassen / daß gleich wol Gott die schlechteste einfältige Leute zum erkäntnis
Christi gebracht hat .
Darauff nun kehret er sich zu denn Jüngern /
vnnd damit sie diese grosse gnade
GOTTES / die jhnen wieder fahren ist / erkennen / GOTT dafür dancken / dabey
bestendig bleiben / vnnd gedüldig leiden / alles was jhnen darvber begegnet /
redet er diese Wort / Seelig sind die Augen / die da sehen / daß ihr sehet . Alß
wolt er sagen :
Liebe Jünger / ob jhr wol vnnd andere die an mich gleuben / für der Welt vnd nach
dem eusserlichen ansehen scheinet arme vnd elende Leute seyn / denn jhr seid
andern an zeitlichen Gütern nicht gleich / die Welt helt auch nichts von euch /
jhr habt auch der guten Tage nicht viel / sondern must noch wol Verfolgung
leiden / so seid jhr doch vnnd andere gleubigen in der warheit die aller
seligsten Leute / so jemals auff Erden gelebt haben / dieweil jhr mich alß den
verheissenen Heylandt der Welt / vnd meine göttliche Herrligkeit sehet / vnd
höret daß ich der ewige Sohn GOTtes mit euch rede .
Das hat den trefflichen Leuten / die für euch gelebet / alß der hocherleuchten
Propheten / denn mechtigen Königen gefehlet / deñ dieweil jhnen
der Heylandt verheissen / vnnd sie sich sein getröstet / hetten sie auff Erden
nichts liebers gewünschet / alß das sie den Tag erlebten / daß sie mich im
Fleisch sehen vnnd hören müchten / welch ein frewde solt jhnen das gewesen seyn ?
Aber so gut ist es jhnen nicht
worden / sie haben sich an der blossen verheissung müssen gnügen lassen . Darvmb
liebe Jünger / könnet jhr GOtt für die grosse Gnad vñ Wolthat
nimmermehr gnugsam dancken / erkennet es / dancket ja GOtt von hertzen dafür /
bleibt bestendig dabey / vnnd leidet alles gedültig / was euch darvber begegnet
/ jhr seid seelige Leute / es gehe euch sonst wie es wolle .
Nun möchte einer gedencken vnd sagen / warumb man vns doch das Predige / daß die
Apostel Christum gesehen / vnd deßwegen freylich seelige Leute gewesen / vnd das
die Propheten vnd Gottselige Könige / nach diesem jhrem Seeligmacher so groß
verlangen gehabt ? Geliebte / es hats vns der Evangeliste Lucas / vnd allen denen
/ die biß an den jüngsten Tag leben / auß eingeben des heiligen Geistes zur
nachrichtung auffgeschrieben / vnd das es vns auch die Seeligkeit zuerlangen
anleitung geben sol .
Sollen derwegen für dißmahl viererley auß diesen Worten lernen vnd mercken .
Erstlich / daß wir auch nach der Seeligkeit trachten sollen .
Zum andern / wo wir die Seeligkeit sollen suchen / nemblich bey dem HErrn JEsu
Christo .
Zum dritten / durch was mittel GOTT vns zu Christo vnd der Seeligkeit bringe .
Zum vierden / wie wir der Seeligkeit theilhafftig werden vnd geniesen .
Die erste Lehr .
ES gedencket Christus zweyerley Leut / die jhn erkant vnd all jhren Trost an jm
gehabt . Erstlich sind die Apostel / die bey jhm stets gewesen / jhn vnd seine
Wunderzeichen mit leiblichẽ Augen gesehen / vnd seine Predigten
mit lust gehöret haben . Darnach gedencket er der Propheten vnd frommen König /
die zwar die zeit nicht erlebet / daß ehr in die Welt kommen ist / Aber sie
haben auff jhn gehoffet / vnd ein grosses verlangen nach jhm gehabt .
Da fraget es sich nun / warvmb sie so viel von Christo gehalten ? Antwort / es ist
den Aposteln nicht vmb Gelt vnnd Gut zu thun gewesen / denn Christi Reich ist
nicht von dieser Welt / auch nicht vmb zeitliche Ehr vnd Gewalt . Denn er saget /
die Weltlichen Könige Herrschen / jhr aber nicht also . So hatten sie auch keine
gute Tage zuerwarten / Sondern sie solten seinen Kelch trincken vnd mit jhm
leiden / wie er zu Johan : vnd Jacobo / Matth : 20. sagt. Eben die meinung hats
auch mit dem Propheten gehabt / denen ist der Glaube in die Hand gethan / daß
sie von Christo zeitliche Güter / Ehr vnd Wollust nicht zugewarten hetten :
Sondern es ist jhnen auch alleine vmb die Seeligkeit zu thun . Den Königen
gleicher gestalt ist es nirgend anderst vmb / alß vmb die Seeligkeit zu thun .
Dann sie hatten ja Königliche Ehr vnd Güter /
vnd was jhr Hertz begehret / wie
Salomo von sich bekeñet . Sie hieltẽ es aber für
eitel / vñ gedachtẽ auff die ewige Seeligkeit /
daß sie die erlangen müchten . Das macht das sie nach Christo verlangt vnd sie
daß ander dagegen nichts achten . Darin sollen wir nun alle / wir sein hohes oder
niedriges Stãdes / den Aposteln / from̃en Könige
vnd Propheten folgen / vnd auch für allen dingen nach der Seeligkeit trachten .
Diese Lehr ist hoch nötig / deñ das die es hindã
gesetzet wird / darvber werden die meistẽ Leute verdampt . Deñ sie lassen jhnen andere / vñ zwar geringe
Weltliche sachen höher angelegen seyn / wie Christus Luc. 14. mit dem
gleichnüsse vom grossen Abendmahl zuverstehen gibt . Deñ das
Abendmahl ist nichts anders deñ die ewige Seeligkeit / die hie im
glauben angehet . Aber da die Leute darzu geladen werden / bleiben sie ausse /
vñ gehen hin / einer kaufft einen Acker / der ander Ochsen /
der dritte gedenckt auff Freyen vnd verseumen darvber die Seeligkeit .
Also gehets noch heutiges Tages her / daß die Leute vber zeitlichen Sachen vnd
Gütern jhre Seeligkeit hindansetzen .
Denn etliche trachten nach Reichthumb vnnd zeitlichen Gütern / etliche nach
grösser Ehr vñ Gewalt / andere / daß sie hie allerley lust vnd
gute Tage haben mögen . Darvber vergessen sie jhrer Seeligkeit : Aber die alle
thun viel Närrischer / alß wenn einer ein Roß vmb eine Pfeiffen gibt / oder alß
wen ein Kind für einẽ roten gülden einen roten Apfel nimbt .
Denn / wie offt aus dem Prediger Salomo erinnert wird / ist alles gantz eitel /
daß ist / es ist mit allen zeitlichen Gütern / alß wenn einer meinete er finde
eine schöne Nuß / vñ weñ ers anffmachte / were
nichts darin . Das Auge sihet sich nicht satt / daß Ohr höret sich nicht satt .
Eccles . 1. Von zeitlichen Gütern saget er 5. C. Wer Gelt lieb hat / der wird
Gelt nim̃er satt / vnd wer Reichthumb lieb hat / der wird keinen
nutzen davon haben . Deñ wo viel Güter sind / da sind viel die sie
Essen / vnd was geneust seyn der sie hat / alß das ers mit Augen an siehet ?
Von denen die grosse Gewalt haben / spricht er Eccles. 1. Wer viel Lehrn muß /
der muß viel leiden . hoc est , regere mundum setzt Lutherus dabey . Denn wer im
Obrigkeit Ampt ist / der muß andere Leute lehren / was sie thun sollen / da kan
mans den Leutẽ nicht zu dancke machen . Von allerley weltlichen
Lüsten / spricht Eccles . 2. Ich sprach in meinem Hertzen wolan ich wil wol leben
vnd gute Tage haben . Aber siehe / daß war auch eitel / ich sprach zum Lachẽ / du bist Toll / vnd zur Frewde / was machstu ? Vnd hernach . Ich
thete grosse Dinge . Ich bawete Häuser / pflantzte Weinberge vnd mache mir Gärten
vnd Lustgarten / etc . Alles was meine Augen wünscheten / daß ließ ich jhnen vnd
wehret meinem Hertzen keine Frewde / daß es frölich war von seiner Arbeit . Vnd
das hielt ich für meinen theil von aller meiner Arbeit .
Da ich aber ansahe alle meine Wercke die ich gethã
hatte / vnd alle mühe / die ich
gehabt hatte / sihe da war es eitel vnd jammer vnd nichts mehr vnter der
Sonnen .
Zum anderen / so ist es mit allen diesen sachen / mit zeitlichen Gütern / Ehr /
Gewalt vnd weltlicher Lust gar vngewis / vnd vnbestendig werck . Hiob kompt auff
einen Tag fast vmb alle seine Habe vnd Güter / Irus & est subito , qui modò
Craesus erat. Der reiche Craesus wird in eill zu einem armen Mann . Nebucadnezar
frewet vnnd rümet sich / daß er so Gewaltig ist / vnd das er so eine herrliche
Stadt Babel erbawet / bald felt eine stimme vom Himmel / dir Nebucadnezar wird
gesagt / dein Königreich sol von dir genommen werden / etc . Da der reiche Mann
sich frewet seiner Reichen ernde / saget GOtt / du Narr / diese Nacht wird deine
Seele von dir genommen werden . Da der König Balthasar Dan. 6. Frist / seufft vnd
lustig vnnd frölich ist mit seinen Weibern vnnd Kebßweibern / schreibt eine Hand
an die Wand / deine Tage sind gezehlet / man hat dich in der Wage gewogen / vnnd
du bist zu leicht befunden . In der Nacht wird er vmb gebracht . Das tregt sich
noch täglich zu / darvmb können vnd sollen wir vns darauff nicht verlassen .
Zum dritten / vnd wenn das schon nicht wehre / so muß man doch endlich alles
verlassen / es ist alles vergänglich . Nacket bin ich von Mutter Leib gekommen
sagt Hiob 1. Cap. vnnd Nacket werde ich dahin fahren / Psalm. 119 . Ich habe
alles dinges ein ende
gesehen /
Esai . 40. Alles Fleisch ist wie Hew / vnd alle seine Güte wie des Graseß Blume .
Das Hew verdorret / die Blume ist abgefallen . 1. Corinth. 7. Das wesen ( Schema )
dieser Welt vergehet . 1. Joh. 2. Die Welt vergehet mit ihren Lüsten . Da erfehret
man mit der That / das es nichts ist . Es ist alß wenn einer nur in die Welt
gegucket hette . Da klagen die Gottlosen / Sapient . 5. Was hilfft vns nun der
Pracht ? Was bringt vns nun der Reichthumb sampt dem Hochmut ? Es ist alles dahin
gefahren wie ein Schatte . Der Käyser Severus sagt / ich bin alles gewesen / vnd
hilfft mich nichts . Der Käyser Adrianus sagt Animula vagula blandula , & c. O
mein liebes lustiges Seelichen / wo wiltu nun bleiben / du wirst dich nun nicht
mehr lustig machẽ / alß du zu thun pflagest . Wollen wirs nicht
gleuben / so wird vns endlich der glaube in die Hand gegeben .
Zum vierden verderbt vns den gantzen handel die Sünde / so wir am Halse haben /
darvmb stecken wir vnter GOTtes Zorn / wir achtens oder achtens nicht / daraus
folget / daß wir nimmer von hertzen frölich sein können / sondern müssen vns
jmmerdarfür GOttes Gericht vnd Straffe fürchten .
Da hilfft kein Gelt vnd Gut / kein Gewalt oder Lust / Judas hatte frisch Gelt von
den hohen Priestern bekommen / aber es tröstet jhn nicht . Da Alexandro Magno daß
Gewissen auffwachte / weil er Clitum vmbgebracht / kan er sich nicht zu frieden
geben / wie
Gewaltig er auch ist .
Wie Daniel. 5. Daniel dem Balthasar das gewissen rühret / ver gehet ihm alle
lust . Es ist eben alß wenn einer Kranck lege / vnnd man wolte jhm einen hauffen
Rosenobel bringen / oder jhm ein statlich Ampt zu Hofe anbieten / oder wolte jhn
mit einer lieblichen Musica oder anderer Kurtzweil erfrewen / der werde sagen /
hinweg mit / wer gesundt were .
Aber das Hertzleidt eines bösen gewissen ist erger den alle leibliche Kranckheit .
Darumb sagt Salomo Prov . 14. Wenn das Hertz trawrig ist / so hilfft keine
eusserliche Frewde .
Darumb sollen wir alles zeitlich Gut / Gewalt / Ehr vnnd Wollust zurück setzen /
vnnd für allen dingen darauff gedencken / daß dem schaden der Sünden abgeholffen
werde / davon der ewige Todt kömpt vnd das böse gewist .
Darumb sagt CHRJSTVS Matth. 6. Trachtet am ersten nach dem Reich GOTTES vnd nach
seiner Gerechtigkeit / so wird euch das ander alles zufallen . Vnnd Matth. 16.
was hilffe es den Menschen / wenn er die gantze Welt gewinne / vnnd litte
schaden an seiner Seele ? Das macht das die Könige vnd Propheten nach Christo so
ein groß verlangen gehabt .
Ach dz die hülffe aus Zion vber Israel keme vnd Gott sein gefangen Volck erlöset
sagt David Psal. 14. vnnd 53 . Das ist die Vhrsach / daß die Apostel
alles verlassen vnd Christo nach gefolget seyn . Derwegen wir
sein wer wir wollen / hohes oder niedriges Standes / lasset vns den Königen /
Propheten vnnd Aposteln folgen / nach der Seeligkeit trachten vnd bedencken /
daß hiervon CHRistus Luc. am 10. sagt / eins ist noht / Maria hat das gute theil
erwehlet / daß nimmermehr von jhr genommen wird . Wo wir aber die Seeligkeit
suchen sollen / vnd von wem sie her rüre / darvon im folgenden Theil .
Die ander Lehr .
WEnn nun ein Mensch so weit kompt / daß er jhm seine Seeligkeit lest mit ernst
angelegen seyn / so fragt sichs weiter / wo vnd bey wem wir die Seeligkeit
suchen vnd finden köñen . Darã ist nun abermahl zum
höchsten gelegen / daß wir sie nicht am vnrechten Ort suchen / vnd also der
Seeligkeit verfeilen .
Die Papisten suchen sie bey jhren vnnd andern Heiligen / jren guten Wercken / sie
meinen sie müssens verdienen / vnd wens nicht einlangẽ wil / so
müssen jhn anderer Heiligẽ gute Werck zu staten kommen / wie ich
einmahl selbst in einem Testament gelesen / ich begehre theilhafftig zu werden
aller guten Wercke / die jemals geschehen sind / von allen GOttes Heiligen / in
allen Heiligen Orden .
Vnnd zwar das wir die Seeligkeit verdienen müssen / ist der vernunfft ehnlich .
Denn das Gesetz das da saget / wer die Gebot thut / der wird darinne leben / ist
in vnfern Hertzen geschrieben .
Darumb sagt der Schrifftgelerte Luc. 10. was sol ich thun / daß ich das ewige
Leben ererbe . So haben auch die wercke der Geistlichen im Pabstthumb einen
grossen schein vnd ansehen . Aber solche Lehr ist falsch / vnd GOTtes Worts
schnur strackvzu wieder . Denn ob wol GOTT selber sagt / Deut. 30. Siehe / ich
habe dir fürgelegt das Leben vnnd das Gut / den Todt vnnd das Böse / vnnd
Christus sagt zu dem Schrifftgelerten / thu das so wirstu Leben / so zeigt doch
GOttes Wort / daß wir solchen weg zur Seeligkeit nicht gehen können . Paulus Rom.
8. Das dem Gesetze vnmüglich wahre / daß thete GOTT . Vnd Gal. 3. wenn ein Gesetz
gegeben were / daß da Lebendig machte / so keme die Gerechtigkeit warhafftig aus
dem Gesetze . Aber die Schrifft hat alles vnter die Sünde geschlossen .
Darumb bekennen auch die grossen Heiligen / das sie Sünder sind / vnnd für GOtt
nicht bestehen können . David im 32. Psalm sagt / dafür / nemblich vmb vergebung
der Sünden / werden dich alle Heiligen bitten . Vnnd er selber sagt / 130. Psalm
/ Sodu HErr wilt Sünde zurechnen / HErr wer wird bestehen . Vnd im 143. Psalm /
gehe nicht ins Gerichte mit deinem Knecht / denn für dir wird kein Lebendiger
gerecht . Was nun solche Leut
sind / die das Gesetze nicht halten / denen verheist das Gesetz nicht die
Sceligkeit / sondern verflucht sie . Gal. 3. Verflucht sey ein jederman / der
nicht bleibet in allem dem / daß im Buch das Gesetzes geschrieben stehet . So
schleust GOTtes Wort außtrücklich die guten Werck aus / wenn es von der
Seeligkeit handelt . Rom. 3. Sie sind alzumahl Sünder / vnd werden ohne verdienst
Gerecht aus seiner Gnade . Rom. 6. Die gabe GOttes ist das ewige Leben . Vnd
Ephes. 2. auß gnaden sind jhr Seelig worden nicht aus euch / GOTTes Gabe ist es
/ nicht aus den Wercken auff das sich niemands rühme . Darumb Paulus sagt / was
mir im Gesetze geben war / daß habe ich für schaden geachtet . Philip. 3. Dieweil
wir nun bey vns die Seeligkeit nicht finden / vnd bey keinen Heiligen / wo
finden wir sie denn ? Hie wusten alle Menschen / ja alle Engel keinen raht . Denn
die Seeligkeit war durch die Sünde verloren / vnnd waren durch GOttes Vrtheil /
du solt des Todes sterben / die Menschen ins verdamnis gerahten . Aber der
alweise GOtt hat raht funden / vnd aus grosser lieb gegen das menschliche
Geschlecht seinen lieben Sohn zum mittel verordnet / daß er solte Mensch werden
/ vnnd mit seinem gehorsam wieder gut machen / daß wir mit vnserm vngehorsam
verderbet hatten / vnd weil der Stock vber vns gebrochen / solte er die Straffe
auff sich nehmen / vnd für vns leiden vnd sterben .
Davon stehet Rom. 5. wie durch eines Menschen vngehorsam viel Sünder worden sind
/ also werden durch eines Menschen gehorsam viel gerechte . Vnnd Esai. 53. der
HERR warff all vnser Sünde auff jhn / die Straff ligt auff jhm / auff das wir
friede haben / vnd durch seine Wunden sind wir geheilet . Vnd 1. Johan. 1. Das
Blut JEsu Christi des Sohns GOttes / macht vns rein von aller Sünde .
Hie bey vnserm HERrn JEsu Christo finden wir wiederumb die verlorne Seeligkeit /
auff den weiset vns GOtt allenthalben in seinem Wort . Darumb spricht GOtt zu der
Schlangen in bey sein der ersten Eltern / deß Weibes Samen wird dir deñ Kopff zertreten / vnd du wirst jhn in die Ferschen stechen . Da
weiset er die ersten Eltern auff Christum / der sol sie wiederumb Seelig machen
vnd für sie leiden .
So weiset GOtt Abraham auff Christum / da er jhm die Verheissung thut / in deinem
Samen sollen alle Völcker der Erden gesegnet werden .
Darumb hat Gott Christum auff so mancherley weise im alten Testament vorgebildet .
Es haben jhn bedeutet die Opffer / daß er sich für vns Auffopffern würde . Es hat
jhn bedeutet das Osterlamb / wir haben auch ein Osterlamb / welches ist CHRJSTVS
für vns Geopffert / schreibet Paulus 1 Corint . 5. Es hat jhn bedeutet die
Ehrenschlange in der Wüsten / wie CHRJSTVS Joh. 3. zeuget . Es hat jhn bezeuget
der Gnadenstuel. Rom. 3. GOTT
hat
CHRJSTVM für gestellet zu einem Gnadenstuel . Es hat jhn bedeutet der
Hohepriester / so des Jahrs einmahl in das aller Heiligste eingangen . Heb. 10 .
Es haben auch auff diesen Seeligmacher gewiesen alle Propheten / wie Petrus Act.
10. sagt / von diesem JESV zeigen alle Propheten / daß in seinem namen alle /
die an jhn gleuben / vergebung der Sünden empfahen sollen . Vnd Act. 15 . Wir
gleuben durch die gnade vnsers HErrn JEsu Christi Seelig zu werden / wie auch
die Väter .
Da CHRJSTVS kommen vnd Mensch worden ist / gibt jhm GOtt denn namen JEsus / daß
ein Seeligmacher heist / vnd spricht zu Joseph / du solt seinen namen JEsus
heissen . Denn er wird sein Volck Seelig machen von jhren Sünden .
Wie nun der HERR JESus in sein Ampt trit / weiset Johannes der Teuffer mit
Fingern auff jhn vnd sagt / sihe / daß ist GOTTES Lamb / daß der Welt Sünde
tregt . CHRJSTVS sagt Matth . 18. Des Menschen Sohn ist kommen Seelig zu machen /
vnd zu suchen was verloren ist . Vnnd Matth. 9. nennet er sich einen Artzt / die
starcken bedürffen des Artztes nicht / sondern die Krancken . Darumb sagt er
Matth. 11. Kompt her zu mir alle die jhr mühselig vnnd beladen sind / ich wil
euch erquicken .
Item Johan. 14 . Ich bin der Weg die Warheit vnnd das Leben / niemand kömpt zum
Vater denn durch mich .
Die Apostel gleichfals weisen auff JESVM CHristum Act. 6. Da der Kercker Meister
fraget / liebe Herrn / was sol ich thun / daß ich Seelig werde / weiset jhn
Paulus auff JESVM / gleub an den HErrn JEsum / so wirst du vnd dein Hauß Seelig .
Das ist die vrsach / das Paulus 1. Cor. 2. schreibt / ich hielte mich nicht das
ich etwas wuste vnter euch / ohn allein JESVM CHRJSTVM des Gecreutzigten .
Dahin weiset hie CHristus auch / da er sagt zu seinen Jüngern / die an jhn
gleubten / Seelig sind die Augen die da sehen das jhr sehet . Was ists ? Es ist
JESVS CHRJSTVS . Vnd da er sagt / viel Könige vnd Propheten wolten sehen das jhr
sehet / bezeuget er / daß die auch auff jhn jhre Seeligkeit gesetzt haben .
Dieses sol vns zur Lehr dienen / daß wir wissen / bey wem wir die Seeligkeit
suchen sollen / nemblich nir gendt alß bey JESV Christo . Wie Petrus Act. 4. sagt
/ Es ist in keinem andern Heil / ist auch kein ander name den Menschen gegeben
worden / darin Seelig zu werden . Vnd das wir auch sehen / daß dieses der rechte
vralte Glaub sey / Denn alle Ertzväter / gottselige Könige / Propheten / vnd
alle die im alten Testament gehabt haben / die Seelig worden sind / vnd sey also
kein newer Glaube / wie vns die Papisten fälschlich beschüldigen . Wir sollen es
auch zum Trost gebrauchen / weñ vnser Gewissen auffwacht / vnd
wir
fühlen / wie vnselige Leute
wir sind / wir nicht verzagen / sondern vns des trösten / daß GOTT raht
geschaffet / vnd seinen liebsten Sohn zu vnserm Seeligmacher verordnet habe .
Endlich sol es vns auch darzu dienen / daß wir vns hüten für dem Irrthumb der
Papisten / die vns die Seeligkeit anderst wo suchen heissen / alß auch bey der
Jungfrawen Maria vnnd andern Heiligen . Das ist ein newer Glaube / der dem Wort
GOttes / so vns allein auff CHRistum weiset / stracks zuwieder ist . Wo wir aber
CHRIstum vnd seine Wolthaten antreffen / davon im dritten Stück .
Die dritte Lehr .
DIeweil wir nun wissen wer der sey / der vns Seelig macht / fragt es sich weiter
/ wo wir an jhn kommen / vnd durch was mittel GOTT vns Christi vnd seiner
Wolthaten theilhafftig machen wolle .
Die Apostel haben auch das herrliche mittel gehabt / daß CHristus sich selber von
jhnen hat sehen vnd hören lassen / daß hat freylich in jhnen denn glauben
erwecket vnd gestercket . Wie Joh. 1. sagt . Wir sahẽ seine
Herrligkeit / alß des eingebornen Sohns vom Vater .
Dencket zu / welch eine Herrligkeit ist gewesen / daß sie gesehen / daß er
geheilet alle Krancken / die jhm
für kommen / alle Besessene erlöset / ja auch etliche Todten aufferwecket / daß
sie gehöret / daß er gewaltig Geprediget / vnd nicht wie die Schrifftgelerten
vnnd Phariseer / Matth. 7. Daher Petrus sagt Joh. 6. HErr wo sollen wir hin
gehen / du hasts Wort des ewigen Lebens / vnd wir gleuben vnd haben erkant dz du
bist Christus der Sohn des lebendigen GOTtes . Nun müssen wir zwar solchen
vortheil den Aposteln gönnen / daß Christus sie im Fleische sich sehen lassen /
vnnd jhnen selber Geprediget das vns jetzt mangelt . Aber darumb wil vns GOtt die
Seeligkeit nicht abschneiden . Denn er sagt vom HERRN JESV / Esa. 49 . Ich habe
dich auch zum Liecht der Heyden gesetzet / daß du mein Heil seist / biß an das
ende der Erden .
Wie vnd durch was mittel bringt vns denn jetzund GOtt zur Seeligkeit ? Wo finden
wir Christum vnd die Seeligkeit ? Antwort . Dazu hat GOtt verordnet das Predig
Ampt / sein Wort vnd die heiligen Sacramenta .
Denn durch das Wort vnnd Sacramenta / wird vns Christus / den wir Leiblich nicht
sehen / für die Augen gemahlet / wie Paulus. Gal. 3. redet / daß wir jhn
erkeñen vnd an jhn gleuben . Darumb spricht Christus / wie er
jetzt gen Himmel fahren wil / gehet hin in alle Welt vnd lehret alle Völcker /
vnd Prediget das Evangelium aller Creatur / vnd Teuffet sie in dem namen des
Vaters / vnd des Sohns / vnd des heiligẽ
Geistes / wer gleubt vnd getaufft
wird / der wird Seelig . Matth. 28 . vnd Marc. 16. Darumb sagt Paulus Rom. 1. Ich
scheme mich des Evangelij nicht . Denn es ist eine krafft GOttes Seelig zu machen
alle die dran gleuben . Vnnd Rom 10 . So kömpt nun der Glaube aus der Predigt /
die Predigt durch das Wort GOTTES . Vnnd 1. Corinth. 1 . Nach dem die Welt in
jhrer Weißheit GOTT in seiner Weißheit nicht erkant / hat es GOTT wolgefallen
durch die thörichte Predigt Seelig zu machen die da gleuben .
Von der heiligen Tanffe schreibet Paulus Tit. 3. GOtt macht vns Seelig durch das
Bad der Wiedergeburt / vnd der ernewerung des heiligen Geistes .
Von dem heiligen Nachtmahl sagt Christus nemet hin vnd esset / daß ist mein Leib
der für euch gegeben wird / trincket das ist mein Blut des newes Testaments /
daß für euch vergossen wird zur vergebung der Sünden / da vns / wie vnser
Catechismus sagt / vergebung der Sünden / Leben vnd Seeligkeit durch solche Wort
gegeben wird . Denn wo vergebung der Sünden ist / da ist auch Leben vnd
Seeligkeit .
Das sehen wir Actor . 2. Da auff einen Tag drey tausent Seelen bekehret vnnd
Seelig werden . Petrus Predigt jhnen / da durch rüret jhn GOtt das Hertz / daß
sie Busse thun / vnd an Christum gleuben . Vnd saget zu jhnen / lasse sich ein
jeglicher Teuffen zur vergebung der Sünden . Wie sie den auch bestendig bleiben
in der Apostel Lehre / im Gebot vnd im Brod brechen .
Also kommen zur Seeligkeit der Kämmerer aus Morenland Act. 8 . Dem Prediget
Philippus von Christo vnnd Teuffet jhn / da ist er nun Seelig . Darumb rücket der
heilige Geist Philippũ hinweg / deßgleichen Cornelius Act. 10.
höret Petrum Predigen vnd lest sich Teuffen / vnd wird Seelig .
Dieses weret also biß an den lieben jüngsten Tag . Darumb sagt Christus wie er
Matth. 28. daß Predigt Ambt verordnet / siehe ich bin bey euch alle Tage biß an
der Welt ende .
Vom heiligen Nachtmahl sagt Paulus / so offt jhr von diesem Brod esset / vnd vom
Kelch des HErren trincket / sollet jhr seinen Todt verkündigen / biß das er
komme .
Die im alten Testament für Christi Geburt gelebt / sind auch also Seelig worden /
daß GOtt jhnen sein Wort vnd die verheissnng von Christo gegeben / vnd hat jhn
Christum mit den Opffern vnd allerley Ceremonien für gebildet . Wie wir gehöret
das er selber den Ertzvätern von Christo Geprediget / vnd das von jhm alle
Propheten gezeuget / damit diesen jhren Heyland vnd Seeligmacher erkenneten /
vnnd an jhn gleubten .
Dabey wir denn auch sehen / daß wir viel besser stehen / alß die im alten
Testament so für Christi Geburt gelebt haben . Denn jhnen hatte Gott Christum
alleine verheissen . Nun aber hat er jhn gesand / er ist kommen / vnd nicht mehr
zu künfftig / er ist empfangẽ
vom heiligen Geiste / geborn von
der Jungfrawen Maria / er hat vns nun erlöset / er hat wie wir in vnserm glauben
sagen / gelitten vnter Pontio Pilato / ist gecreutziget gestorben vnd begraben /
nieder gefahren zu der Hellen / am dritten Tage aufferstanden von den Todten /
auffgefahren gen Himmel / da sitzet er zur rechten Hand GOTTes . Da von die
Propheten geweissaget . Es ja alles volbracht . Gott hat wie Rom. 1. stehet / daß
Evangelium damals verheissen / nun wirds Geprediget .
Das sol vns nun dazu dienen / daß wir wissen wo wir die Seeligkeit sollen suchen
/ wenn wir derselben gewiß sein wollen / wir dürffen vns nicht bekümmern / wie
etzliche hochtrabende Geister / ob GOtt vns erwelet / vnd was er von vns in
feinem Raht beschlossen ehe der Welt Grundt geleget ist / Sondern er hat vns
seinen willen in seinem Wort offenbahret . An sein Wort vnd Sacramenta sollen wir
vns kühnlich halten / sprich nicht in deinem Hertzen / wer wil hinauff gen
Himmel fahren / etc . Das Wort ist dir nahe nemblich in deinem Munde vnd in
deinem Hertzen / Rom. 10 . Das Wort berichtet / GOtt habe die Welt geliebet / vnd
seinen Sohn gegeben / Joh. 3. Christus habe sich geben für alle zur Erlösung /
1. Timoth. 2. GOtt habe nicht gefallen am Tode des Gottlosen / sondern das er
sich bekehre vnd lebe . Esa. 33 . Diese allgemeine verheissung wird in der
heiligen Tauffe / im heiligen Nachtmahl / in der privat absolution einem
jeden zugeeignet . Daran sollen wir vns halten / weñ wir schon vns bedüncken lassen / wir sein von GOTtes Augen
verstossen / wie im 31. Psalm geschrieben stehet . Es sol vns auch diese Lehr
eine Vermahnung seyn / daß wir die grosse Wolthat erkennen / daß vns GOtt sein
heiliges Wort vnd der recht gebrauchen der heiligen Sacramenten gegeben hat /
vnd GOtt von Hertzen dafür lob vnd danck sagen .
Da sollen wir vns errinnern / wie elende Leute die Heyden gewesen / davon wir
herkommen / die ohne Christo / ohne GOTT gewesen / wie Paulus redet / vnd also
keine hoffnung gelebt . 12. Nun scheinet vns das helle Liecht des göttlichen
Worts / daß wir Christum vnd seine Wolthaten erkennen / an jhn gleuben vnd durch
jhn Seelig werden .
Bedencket auch was für ein elender Zustandt für 100. Jahren im Pabstumb gewesen /
da diese Lehr von Christo sehr verdunckelt gewesen / man hat wol von jhm
Geprediget / aber die Leute darvber auff jhre Werck vnd die Heiligen gewiesen /
daß sie da auch die Seeligkeit suchen sollen . Von solcher tieffen Finsternis hat
vns GOtt erlöset .
Weil auch die im alten Testament es so gut nicht gehabt als wir . Denn jhnen ist
Christus nur verheissen / nun ist er kommen . Sie haben denn Schatten gehat / wir
haben den Cörper selber . Sie haben gehoffet / er würde sie erlösen / wir wissen
das er das werck vnser Erlösung für lengst vollendet hat / sollen
wir diese Gnade erkennen / vnnd GOTT dafür dancken .
Erkennen wir diese grosse Gnade nicht / so wird am jüngsten Tag vnser Verdamnis
desto grösser seyn . Denn der Knecht der des HERrr Willen weis / vnnd hat jhn
nicht gethan / muß viel Streiche leiden Luc. 12.
Die vierde Lehr .
ES ist aber nach nicht gnug / daß ein Patient einen bewerten Artzt wisse / vnnd
was für medicamenta vnd Artzneyen / sind / die er gebrauchẽ sol
sondern er muß auch die Artzney im appliciren vnd zu sich nemen / wenn sie jhm
helffen sol .
Vnd in diesem Stücke stöst es sich gemeinglich mit dem Artz ists aller dings
richtig / die Artzney ist auch gewiß vnd bewehret / aber es mangelt daran
gemeiniglich / daß die Leute sie nicht zu sich nehmen oder sie nich bey sich
behalden / wie machen wir es denn mit dieser Artzney / man pfleget sonst von
weltlichen Contracten zusagen / es gehören zween zum Kauffe .
Also gehören auch zween zu einem geschencke / wenn mans geniessen sol / einer ist
der das geschencke aus gibt / der Ander muß es annemen . Darumb sagt man kan
einem ohn seinen danck nichts geben .
Also verhelt es sich auch mit dieser gabe GOTTes . Darumb mercket ja fleissig
drauff / wie wir solcher gabe theilhafftig werden vnd geniessen / vnnd wie wir
sie empfahen .
Davon berichtet nun GOttes Wort / daß das mittel / dadurch wir die Seeligkeit /
die Christus erworben hat / vnd im Wort vnd Sacramenten anbeut / ergreiffen vnnd
annehmen / sey der Glaube / daß wir nemblich nicht allein wissen vnd gleuben /
daß CHristus wahrer GOtt vnd Mensch sey / der vns erlöset / vnd vns die
Seeligkeit erworben habe / sondern das wir vns auch darauff fästiglich verlassen
/ vnnd vns sein wieder Sünde / Todt / Teuffel vnd Helle trösten .
Hie möchte einer bald für werffen / CHristus sagt nicht zum Glauben / sondern
Seelig sind die sehen / daß jhr sehet . Geliebte / daß eusserliche ansehen
Christi hats allein nicht gethan / sonst wehren die Hohenpriester / Pilatus vnd
Herodes auch Seelig worden / sondern es ist noch ein ander sehen darbey / daß
sie Christum auch mit den Augen jhres Hertzens vnnd im glauben angesehen / für
jhren Heyland vnnd Seeligmacher erkant haben / dazu denn die Apostel wie gehöret
/ viel geholffen hat / daß sie Christum vnd seine Wercke auch eusserlich
angesehen / vnd sein Wort gehöret haben .
Aber der Glaub der aus solchen sehen gefolget ist / hat das beste gethan / wie
Petrus sagt / du bist Christus des lebendigen GOttes Sohn / vnd Tho-
mas sagt / mein HErr vnd mein GOtt . Das geistliche
ansehen des Hertzens / das ist / der Glaube ist das mittel / dadurch die Apostel
/ ja auch die im alten Testament die Seeligkeit erlangt haben / dadurch auch wir
der Seeligkeit theilhafftig werden .
Das bezeuget Christus Joh. 3. da er das sehen erkläret / wie Moses in der Wüsten
eine Schlange erhöhet hat / also mus auch des Menschen Sohn erhöhet werden /
auff das alle die an jhn gleuben / nicht verlohren werden / sondern das ewige
leben haben . Da deutet er an / wie die so von Schlangen gebissen / vnnd die
Ehrne Schlangen leiblich angesehen / gesund worden sind / also wenn wir Christus
mit den Augen des Glaubens ansehen / werden wir von dem gifftigen Schlangen stcb
der Sünden geheilet .
Darumb sagt David im 2. Psalm : Küsset denn Sohn / vnd abermahl wol allen die auff
jhn trawen . vnnd Habac . 2. der Gerechte wird seines Glaubens leben .
Vnd wie Christus die Apostel außgesand / deñ Leuten zu Predigen
vnd sie zu Teuffen zur Seeligkeit / spricht er / wer gleubet vnnd getaufft wird
/ der wird Seelig / vnnd zum Kercker Meister Act. 16. spricht Paulus / glaub an
den HErrn JEsum / so wirstu vnd dein Hauß Seelig .
Vnd das vns allerdings kein schaden thu / daß wir CHRIstum eben leiblich nicht
sehen / bezeuget CHRISTVS deutlich Joh. 17 . Ich bitte Vater
nicht allein für sie die Apostel /
sondern auch für die / so durch jhre Wort an mich gleuben . Vnnd Joh. 20. spricht
er / dieweil du mich gesehen hast Thoma / so gleubstu / Seelig sind die nicht
sehen vñ doch gleuben .
Hie sagen aber die Welt Kinder / wird sonst nichts erfordert als der glaube / da
wollen wir wol zukommen . Am glauben sol mirs nicht mangeln / sagt jener . O liebe
Christen / glauben ist so ein leicht ding nicht / alß jhnen die Leut einbilden .
2. Thess. 3 . Der Glaube ist nicht jedermans ding . Es ist so ein schwer ding /
sagt D. Luther / alß Himmel vnd Erden schaffen . Das befinden auch from̃e Hertzen in der That / wenn sie in nöten vnd sonderlich in Todes
nöten seyn / vnd das gewissen auff wachet / vnd man GOTTes Zorn vnd Straffe
fühlet / daß ein Mensche da gleube GOtt wol jhm gnedig seyn / seine Sünde
vergeben / jhn Seeligmachen / daß komme vns zum ander sawer an / GOtt müste es
geben / Philipp. 1. Eins ist gegeben das jhr an Christum gleubet .
Denn beim glauben mus erstlich wahre Buß seyn / daß ein Mensch seine Sünde
erkenne / vnnd von Hertzen rew vnd leid darvber habe . Da hat er viel zu thun /
daß ein Mensch erst so weit komme / vnd es müsse gleich wol sein .
Denn wie ein gesund starcker Mensch / weder Artz noch Artzeney achtet : Also wenn
ein Mensch sicher ist / vnd seine Sünde nicht fühlet / vnd nicht achtet / fraget
er lauter nichts nach Christo vnnd seinen
Wolthaten / alß man an den
Phariseern siehet / hetten sie jhre Sünde recht erkant vnd betrachtet / wurden
sie jhn mit Frewden angenommen haben . Dagegen die Zöllner / alß Zachaees vnnd
ander bußfertige als die Sündern. Luc. 7. Finden sich zu Christo vnd nemen jhn
mit frewden an .
Zum andern / gehöret zum Glauben / daß ein Mensch in solcher Sünden angst nicht
verzage / sondern ein Hertz fasse / vnnd ob jhn wol sein Hertz verdampt / gleich
wol weil Christus für jhn gnug gethã / sich zu GOtt / wenn er jhn
schon das leben nimbt / alles guten versiehe / daß er jhm gnedig seyn / alle
Sünde vergeben / vnd jhn Seelig machen wolle .
Das kömpt einem Menschen noch schwerer an / alß die Busse / darumb viel Leute
verzagen in jhren Sünden / ob sie schon nicht laut davon ruffen . Cain ist
erstlich trotzig vnd sagt / bin ich denn meines Bruders hüter / aber da das
gewissen auffwachet / verzweifelt er vnd saget / meine Sünde ist grösser /
deñ das sie mir möge vergeben werden . Ist nicht Judas
freymütig / da jhn Christus warnet / vnnd sagt bin ichs Rabbi / aber hernach
verzagt er vñ erhengt sich selbst .
Diese Lehr sol vns dienen wieder die Papisten / die für geben / wir müssen nicht
allein durch den glauben / Sondern auch durch vnsere gute Werck / vns die
Seeligkeit zu eigen . Aber wie gehöret / sagt Paulus außtrücklich nicht aus den
wercken / Eph. 2.
Wir sehen auch hie was doch eigentlich die Vrsach sey / daß viel Leut der
Seeligkeit / die jhn von Christus erworben vnd jhnen im Wort vnd Sacramenten
anbeut / nicht geniessen . Etzliche geben es stracks auff die Gnadenwahl / daß
sie GOtt vorbey gangen / eben als wenn einer der sich selbst vmbbringt / es auff
GOttes versehung geben wolte . Nein so weit dürffen wirs nicht suchen / sondern
die Leute schlagen die angebotene Seeligkeit aus durch vnglauben . Wie Christus
Joha . 3. sagt / GOtt hat seinen Sohn nicht gesand / daß er die Welt richten sol
/ sondern das die Welt durch jhn Seelig werde / wer an jhn gleubet der wird
nicht gerichtet : Wer aber nicht gleubet der ist schon gerichtet : Denn er gleubet
nicht an den namen des eingebornen Sohns GOTTes . Vnd Marc. 16. Wer gleubt vnnd
getaufft wird der wird Seelig werden / wer aber nicht gleubet der wird verdambt
werden .
Da sind etliche die gehen in keine Kirche / wie sollen die glauben / da doch der
Glaube aus der Predigt kompt ? Etliche weñ sie schon in der
Kirchen sind / hören nicht fleissig zu / der böse Feind reist das Wort von jhren
Hertzen. Luc. 8. Etlicher Leut Hertzen sind mit sorgen dernarung vnd wollüsten
dieser Welt eingenommen / daß sie auff die Seeligkeit nicht gedencken ? Etlichen
schlage es aus dem Sinn / wenn jhnen GOtt schon das Hertz rüret / wie Agrippa
selbst bekennet / es feil nicht viel / du vberretest mich / daß ich ein Christ
würde . Vnd zu den Juden sagt Stephanus /
jhr wiederstrebet allezeit dem
heiligen Geist wie ewere Väter / also auch jhr . Das ist eigentlich die vrsach
der Verdambnis / darumb sollen wir Gott die schult nicht geben / daß die Leute
verdambt werden / Sondern wie GOttes Wort thut / denn Menschen / die durch
vnbestendigkeit vnd vnglauben die jhnen erworbene vnnd angebotene Seeligkeit aus
schlagen / vnd sollen in vnsern Ohren vnd Hertzen klingen lassen / daß Esaiae
54. stehet / wendet euch zu mir / so werdet jhr Seelig aller Welt ende . Vnd
Zacharias 9. so kehret euch nun zur Vestung die jhr auff Hoffnung gefangen
liget . Wie wir aber zum glauben kommen / höret ewre liebe zur andern zeit / GOtt
muß jhn geben / wie jetzt gesagt / darumb sollen wir jhn darumb anruffen / Luc.
11. sagt Christus / wie viel mehr wird mein himlischer Vater den heiligen Geist
geben / denen die jhn bitten / So betet der Vater des besessenen ich glaube HErr
/ aber kom̃ zu hülff meinem Vnglauben . Es wil aber GOtt den
glauben durchs Wort geben . Der glaube kompt aus der Predigt / sagt Paulus Rom.
10. Darumb sollen wir GOttes Wort fleissig hören / denn da man das nicht thut /
sondern wils ins Todbet sparen / so gehets dem Menschen wie den fünff thörichten
Jungfrawẽ / die erst Oel in die Lampen kauffen wollen / da
sie fort sollen vnd kom̃en darvber zu kurtz . Derowegen sollen wir
dem 95. Psal. folgen / heute so jhr seine Stim̃e höret / so
verstocket ewre Hertzen nicht . Dazu dienet auch das heilige Nachtmahl davon
Christus sagt / daß thut
zu meinem
gedechtnis / so wird der glaub in vns erwecket / gestercket vnd erhalten .
Beschluß .
WIr haben für dißmahl zu seiner Ruh-Kammer gebracht / Denn Weylandt Hochwürdigen
/ Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn / Herrn Julium Augustum /
Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / Abten zu Michelnstein / vnnd Thumbprost
des Stiffts S. Blasii zu Braunschweig / etc . Nun wil ich von S. F. G. Vraltẽ hochlöblichen Geschlechte nicht sagen . Denn GOtt sichet die
Person vnd also auch solches nicht an / Act. 10 . So werden auch GOttes Kinder
nicht aus dem Geblüte / noch von dem willen des Fleisches / nach von dem willen
eines Mañes / sondern von Gott geboren .
Eins mus ich gleichwol erinnern von seiner F. G. Herrn Vater Hertzog Julio /
hochlöblicher Gedächtnis / Gott zu lob vnd S. F. G. zu ruhm / daß dieselbe zu
erst die Kirch reformiret / vnd eine Christliche Kirchen Ordnung angerichtet /
hernach auch die Iulius Academiam fundirt , vnd Landt vnd Leuten vnd den
Nachkommen sonderlich wol für gestanden / denn S. F. G. zu Geistlichen vnnd
Weltlichen sachen / wie auch zur Haußhaltung selber mit fleiß gesehen / diese
Heinrichstadt mit einem Wall vmbzogen / vñ sich fast
aller ergetzung die sonst hohen Regiments Personen billich
gegöñet werden / gentzlich begeben .
S. F. G. Hertzog Julii Augusti Person aber belangend / sind sie wie wir alle in
Sünden empfangen vnd geboren / aber durch die heilige Tauffe wieder geborn / vnd
dem lebendigen Weinstock vnserm HErrn JEsu Christo einverleibet. S. F. G.
habẽ ein fürtrefflich in genium anfenglich gehabt / sind aber
in dero Kranckheit also geschwechet / daß hernach einfalt mit vnter gelauffen /
von welchen Leuten gleichwol GOtt mehr alß von denen helt / die verschlagen sind
/ wie dañ Christus für solche einfältige Leute seinem himlischen
Vater dancket / sich zu jhnen wendet / vnnd sie Seelig preiset . Es haben aber S.
F. G. die Häuptstück Christlicher Lehr / wie die im Catechismo begriffen sind
gefasset / auß den zehen Geboten jhre Sünde erkant / Aus dem Christlichẽ Glauben haben S. F. G. GOtt vnd seine fürnembste Wolthaten
erkant / vnd in sonderheit das vns Christus wahrer GOTT vnd Mensch / durch sein
bitter leiden vñ sterben von Sünde / Todt / Teuffel erlöset . Denn
worten Christi von der heiligen Tauffe vnd dem heiligen Nachtmal haben S. F. G.
einfaltig gegleubet . Von solchen Leuten sage ich / helt vnser Herr Gott viel .
Wie Christus Mat. 21. aus dem achten Psalm anzeugt / auß dem Munde der jungen
Kinder vnd Seuglingen hastu ein lob zugerichtet . Vnd im 116. Psalm stehet / der
HErr bewahret die einfältigen .
Was sonst S. F. G. leben belanget / werden alle die S. F. G. gekant bekennen
müssen / daß sie nicht Ruchloß / sondern sehr Gottfürchtig gewesen .
Es haben auch S. F. G. fleissig gebetet vnnd sonderlich das an sich gehabt / daß
sie gern mit Psalmen vnd Geistlichen Liedern / GOtt beydes in vnnd ausserhalbs
der Kirchen gelobet .
Zum Kirchen gehen vnd GOttes Wort zu hören / haben S. F. G. sonderliche lust
gehabt / vnd wo sie nicht wegen Leibes schwachheit verhindert keine Predigt
verseumet .
Die Prediger vnnd Diener göttliches Worts haben S. F. G. alß Väter geehret auch
jhnen / welches sonst auch bey hohen Personen offt fehlet / nach GOttes Wort
gefolget .
Es haben S. F. G. zum Predigen solch eine lust gehabt / daß wenn GOtt jhnen die
gaben verliehen / sie zu Predigen sich nicht geschemet hetten .
Es haben S. F. G. Fraw Mutter / wie auch nach J. F. G. tödlichen abgang die
jetzige Fürstliche Mittibe / imgleichen vnsern gnädigen Regierenden
Landeßfürsten / ob S. F. G. schon elter gewesen / in gebürlichen Ehren
gehalten .
S. F. G. sind mitleidig gewesen / armen Leuten nach jhrer gelegenheit gerne
gedienet / vnd sich nicht geschewet / alte Diener in jhrer Krãckheit zu besuchen .
Die zeit haben S. F. G. nicht mit Müssiggãg / viel weniger mit
Spielen / vnd Leichtfertigkeit zuge-
bracht / sondern weil jhm
die Lust zum bawẽ gleich angebohren / bey den gebewden /
sonderlich auch bey diesem Kirchen gebew sich frühe vnd spät finden lassen / vnd
zugesehen / daß ein jeder das jenige / darzu er bestellet / fleissig verrichtete
/ vnd das S. F. G. ja nicht ledig gesessen / haben sie etliche Bücher der
heiligen Schrifft abgeschrieben / dar durch viel Sünde verblieben / die sonst
aus dem Müssiggang folgen .
Mit dem Truncke haben bißweilen S. F. G. zu viel gethan . Aber da haben offtmahls
die vmb die Herrn sind schuld / daß sie zum Trunck anlaß geben / da sie billig
davon abmahnen solten .
Es haben aber S. F. G. sich einreden lassen / daß beste / wie gemeldet / ist an
S. F. G. gewesen / daß sie mit den gottseligen Königen ein verlangen nach
Christo gehabt / vnd nach der Seeligkeit getrachtet / gerne mit GOttes Wort
vmbgangen / daß sie wol mit David sagen mögen / Ps. 27. Eins bit ich vom HErrn /
daß hette ich gern / daß ich im Hause des HErrn bleiben möge mein lebenlang / zu
schawen die schönen GOTtes dienst des HErrn .
Wie nun S. F. G. leben / also ist auch das ende gewesen / ja es ist kurtz vor
jhrem ende der Verstandt stärcker alß sonst niemals gewesen . In werender
Kranckheit haben S. F. G. zweymal Christi Leib vnd Blut zu seinem gedechtnis
empfangen . Kurtz zu vor ehe der Todt recht angetreten / haben S. F. G. jhnen den
25. Psalm vorbeten lassen / vnnd mit sonderlichen
Affecten die Wort nachgesprochen /
die Angst meines Hertzens ist groß / führe mich aus meinen Nöten .
Vnd darauff gesagt / ach GOTT mach es nicht lang / verkürtze mir meine Pein .
Darauff ist der Todt angetreten / vnd hat S. F. G. eben hart mit genommen / wie
auch den Frommen geschicht / vnd vnserm HErr JEsu Christo selber
wiederfahren .
Wir lebendige aber sollen bey S. F. G. tödtlichẽ Abgang zweyerley
sonderlich bedencken . Erstlich das GOtt S. F. G. eben hart angegriffen /
vnangesehen das sie gegen vns fromb gewesen / vnnd wol keinem Kind leid
gethan .
Da sollen wir nun nicht meinen / daß S. F. G. für vns andern ein Sünder gewesen /
sondern es gilt vns andern / GOtt schlegt den Sack vnd meint denn Esel . Da
sollen wir bedencken / daß Salomo Prov. 11. sagt / so der gerechte auff Erden
leiden muß / wie viel mehr der Gottlose vnnd Sünder . Vnd 1. Pet. 4. Es ist zeit
daß das Gerichte anfange võ Hause GOttes .
So aber zu erst an vns / wz wils für ein ende werden / mit denen die dem
Evangelio nicht gleuben / vnd so der Gerechte kaum erhalten wird / wo wil der
Gottlose vnd Sünder erscheinen . Aber weil dar von in der vorigen Predigt auch
gehandelt wil ich abbrechen .
Das ander / dz bey dieses vnsers seeligen Herrn Tod wol zubedenckẽ
/ ist das / daß Gott in dieses Fürstliche Hauß abermal einen Riß gethã / deñ dieses ist nũ
in vier Jahren / da vns billig ein
grawen vbergehen solte / der fünffte Herre / der begraben wird / daß dieser
Fürstliche Vralte hochlöbliche Stamm nun mehr auff schwachen Beinen stehet /
vñ es sich schier anlest / alß wolte er gar außgehen / darfür
ja der allmechtige barmhertzige GOtt gnediglich behuten wolle .
Denn das man für wenden wolte / es wehre dieses albereit ein schwacher Herr
gewesen / daß wil vns wenig helffen . Denn eben solche schwachheit ist auch von
GOtt / vnd GOttes Straff . Vnd was wollen wir von den nechsten verstorbenen
beyden Herrn sagen / deren der eine im sechsten / der ander im vierzehenden
Jahre jhres Alters gestorben / vnd sonst Gesund vnd Starck gewesen ?
Darumb mögen wir wol mit ernst darauff gedencken / wie wir solchem grossen
Vnglück mit wahrer Buß vor bawen / vnnd vnser sach / vnd in sonderheit auch das
Regiment / also anstellen / daß nicht alles vber einen hauffen falle .
Aber da meinen etliche Leute / daß gehöre auff die Cantzel gar nicht / daß man da
sagen wolte / wie mã Regieren sol . Vnd ist das ein alte
disputation die albereit fast für 2500 . Jahren moviret vnd von GOtt entscheiden
ist .
Davon sagt David im 2. Ps. die Heyden toben / die Leute reden ver geblich / die
König im Lande lehnen sich auff / vnd die Herrn Raht schlagen mit einander
wieder den HErrn vñ seinen Gesalbten vñ sagen laß
vns zerreissen jhre Bande /
daß ist anders nichts / alß das sie nicht gestendig sein wollen / daß CHristus
durch seine Diener jhnen einreden solle . Aber der Psalm gibt einen harten
bescheidt / Er wird eins mit jhnen reden in seinem Zorn vnd in seinem Grim wird
er sie erschrecken . Zeigt also an Gott werde damit nicht zu frieden seyn /
Sonder solche Leut die sich nicht einreden lassen / straffen wolle . Vñ vermahnet sie / derwegen lasset euch nun weisen jhr Könige vnd
lasset euch züchtigen jhr Richter auff Erden .
Vnd das die Oberkeit im Regiment nach Gottes Wort sich richten sol / ist auch
daraus ab zunemẽ / daß GOtt dem König durch den Priester Deut .
17. das Gesetz Buch vberantworten lest / daß er darin lesen sein lebenlang . Wie
denn David öffentlich zeuget Ps. 119. Dein Wort ist meiner Füssen Leuchte . Item
deine zeugnis sind meine Rahtß Leut . Damit zeigt er an / daß er in seinem
gantzen leben / vnnd also auch im Regiment sich nach Gottes Wort gerichtet . Vnd
Assaph im 82. Psalm / wie auch andere Propheten / sonderlich Elias / Jeremias
haben nach GOttes Wort den Königen vnd jhren Fürsten hart eingeredet . Derewegen
die Prediger noch heutiges Tages / die Oberkeit jhres Ampts erinnern / aber
weiter nicht gehen sollen / alß GOttes Wort gehet .
Lieber was räht vns GOTtes Wort nun in diesem fall ? Mit eim Wort / wir sollen
fromb werden / wir sollen man aber sonderlich das Regiement anstellen das es gut
werde ?
Der allerweiseste König Salomo sagt davõ / Prov. 25 Man thue
Gottloß wesen võ Könige / so wird sein Stuel durch gerechtigkeit
bestetiget . Vnd am 16. für dem Könige vnrecht thun ist ein Grewel . Deñ durch gerechtigkeit wird sein Stuel bestetiget . Da werden vns
zwo Stützen oder zween Pfeiler gewiesen / darauff des Königes Stuel stehẽ muß / weñ jhr nicht fallen sol . Der eine heist
pietas , Gottseeligkeit / der ander justitia , die Gerechtigkeit / wie auch der
Christliche Verß lautet .
Iustitia & pietas validae sunt principis arces .
Die beyde Tugenden sollen nicht allein in dem König / sondern auch vmb jhn seyn /
daß ist / er sol nicht allein selber Gottfürchtig seyn / sonder auch Gottseelige
Leute vmb sich habẽ / vnd wie der 101. Ps. lehret / deñ Gottlosen / daß ist / der nach GOtt vñ seinem
Wort nicht fraget / nicht leiden . Der ander Pfeiler des Königlichẽ Stuels ist justitia , die erfordert einen ernst / dz man straffe die
Vbelthäter / alß Todtschläger / Ehebrecher vnd Freaeler / die andern Leuten an
Leib / Ehr oder Gütern schaden thun / da sol man kein Gewalt / Ehr / Reichthũb / Freundschafft oder der gleichen ansehẽ .
Danebẽ aber sol die Oberkeit gütig seyn / die vnschüldigen
vnd from̃en verthedigen vñ für allen dingen der
armen Witwen / Wäisen vnd elenden Personen / die Gott der Obrigkeit insonderheit
befielcht / sich annemen / dieselbige schützen / vertedigen vnd ja nicht zur
vngebühr beschweren lassen / sondern einen jeden bey seinen rechten verthedigen
/ vnd das jenige damit die Obrigkeit GOtt vnd Menschẽ
verpflichtet ist / sol sie auch trewlich stet vñ fest halten .
Davon stehet Prov. 20. frombkeit vnd warheit bewahren den
König . Vnd durch frõbkeit wird des Königes Stuel bestetiget . Da setzt Salomo zween Trabantẽ oder Wächter / die den König bewachen vnd bewahren / der ein
heist frõbkeit oder gütigkeit / in seiner Sprach ists eine schön
Wort / daß man nicht wol Teutschen kan / davon die Storckẽ deñ namẽ habẽ . Der ander Trabant vñ Wächter ist Warheit / das ist / daß man trew vnd glauben halte .
Damit ist nun Machia Velluß nicht einig / sonder ehr vnd seines gleichen sagen /
mã sol nur darnach aus seyn / daß mã seinen
beutel vol Kriege / es geschehe mit recht oder vnrecht / mã sol
auch dz man seinẽ eigen nutzen schaffe weder traw nach glaubẽ haltẽ / etc . Vñ dz hat nũ bey gottlosen Weltkindern ein ziemliches ansehẽ /
dadurch köñe man zu grosser auffnã kom̃en . Deñ wo man allezeit wälle recht thun / so
werde man nimmermehr Reich / etc . Aber eben dz heist die Pfeiler vmb hawen / dz
des Königes Stuel fallen muß / dz heist die Wacht hinweg nemen / die den König
bewachet . Wie Rehabeams junge Räht ratẽ / er sol nicht frõb / sonder den Vnterthanẽ hart mit seyn / stossen
sie seinẽ Stuel vmb / dz er nur 2. stäm̃ behelt
vñ zehen Stäm̃ verleurt . Aber seines Groß
Vaters Davids Stuel bestehet / weil er recht vñ gerechtigkeit
verschaffet allem Volck / 2. Sam. 8. Vnd seine Vnterthanẽ so lieb
hat / dz er für sie sterben wil . 2. Sam. 24. der mag noch wol singen im 101.
Psa. von gnad vnd recht wil ich singen / da er eben das wort Güte oder Frõbkeit in seiner Sprach brauchet . So schreibeit mã
võ Hertzog Eberhart zu Wirtzberg / dz ers mit seinen
Vnterthanẽ also gemacht / dz er gesagt / er hette keinẽ im Lande / er wolte jhm im wilden Walde in seinem Schoß
schlaffen / Vnd jhm ein Scheermesser
in der Hand lassen . Es höret Ewre lieb auch sonst gleich wol / dz das Gut /
so man mit vnrecht zusam̃en schlecht doch nicht gedeiet . Wie ein
Vogel sich vber Eyger setzet / vñ sie nicht aus brütet / also ist
der vnrecht Gut samlet . Jer. 17. Ja es mus des Königes Stuel vber einen hauffen
fallen / da man Gottloß ist / öffentlich Sünd vnd Laster vngestraffet lest /
andern Gewalt vnd Vnrecht thut / nicht traw vnd glauben helt / vnd mit armen
Leuten / Witwen / Wäisen vñ dergleichen kein mitleiden hat /
sondern mit jhnẽ vnbarmhertziglich verfert . Davon stehet im 82.
Ps. wie lang wolt jhr vnrecht Richten / vñ die Person der
Gottlosen für zihẽ ? Schaffet recht den Armen vñ
Weisen / vnd helffet dem Elẽden / vñ Dürfftigen
zum recht . Errettet der Geringen vnd Armen / vnd erlöset jhn auß der gottlosen
Gewalt . Aber sie lassen jhnen nicht sagen / vnd achtens nicht / sie gehẽ immer hin im Finstern . Darũb müssen alle
Grundfeste des Landes fallen . Sap. 6. vngerechtigkeit verwüstet alle Lãd / vñ stöst vmb die Stüel der Gewaltigen. Syr.
10 . vmb Gewalt / Vnrecht vñ Geitzes willen / kõpt
ein Königreich von einem Volck auffs ander . Derowegen sollen wir vns für
Gottlosem wesen vnd vngerechtigkeit hüten / vnd die beyde Wächter des
Königlichen Stuels frõbkeit vñ Warheit ja nicht
abschaffen / sonst kã es nicht gut werdẽ / wie vns
deñ GOtt mit vnterschiedlichẽ Zeichẽ gedrewet / die sollẽ wir ja nicht in den wind
schlagẽ / wie die gottlose Egypter thaten / denen es endlich
vbel bekom̃en ist . Sonst möchtẽ wir endlich einmal
an den Spruch Ezech. 33. gedenckẽ da er sagt / weñ
aber kompt das kom̃en sol / sihe so werden sie erfahrẽ / daß ein Prophet vnter jhnen gewest ist . Bekehren wir vns
aber / dazu wir alle vermahnet sein sollẽ /
wie ich auch hoffe vnd trawe / so sol es ob GOtt wil / kein noth haben . Wie Gott
vnter andern auch sonderlich im 81. Ps. sich gar gnädig erbeut / wolte mein
Volck mir gehorchen / vnnd Israel auff meinen wegen gehen / so wolte ich jhre
Feinde bald dempffen / vnd meine Hand vber jhre wiederwertige wenden / vnd die
den HErrn hassen / müssen an jhm feilen / jhre zeit aller wird ewiglich wehren /
vnd jch werde sie mit dem besten Weitzen speisen vnd mit Honig aus dem Felsen
settigen . Das gebe der allmechtige GOtt vmb seines geliebten Sohns vnsers HErrn
JEsu Christi willen .
Vnsern seeligen Herrn Hertzog Julium Augustum / belangent / zehlen wir S. F. G.
billig vnter die Gottseelige Könige / die auff Christum gehoffet vnd im leben
vnd sterben nach jhm ein verlangen gehabt / vnd vnter die Jünger Christi / die
Christus / weil sie nicht verschlagen / wie die Welt Kinder / vnmündig nennet /
aber gleich Seelig preiset / vnd von denen Apocal . 14. stehet / Seelig sind die
Todten / die in dem HErrn sterben . Das verleihe vns auch GOtt Vater / Sohn vnd
Heiliger Geist / Amen .
ENDE .