Eine Predigt /
Gethan bey dem
Begrebnuß der Erbarn vnd viel
Thugendtsamen Frawen / Dorothea vom
Lah / des Ehrnvesten vnnd Wolgelarten /
Herrn Johannes Bodemeyers / Fürstlichen
Braunschweigischen Cammer Secretarien
ehlichen Haußfrawen / den 23. Aprilis /
Anno 1611 .
Durch
Basilum Satler / D. Hoffpredi-
ger zu Wolffenbüttel .
Gedruckt zu Wolffenbüttel / durch
Julium Adolphum von Söhne .
ANNO M. DC. XI .
1. Cor. II .
WEnn wir aber gerichtet werden / so werden wir von dem HERRN gezüchtiget / auff das wir nicht sampt der Welt verdampt werden .
GEliebte im HERRN / bey dem Begrebniß dieser Gottsehligen Frawen / erinnern wir vns billig zum Eingang / nicht allein vnserer Gebrechlichkeit / davon David in 103. Psalm sagt : Ein Mensch ist in seinem Leben wie Graß / er grünet wie eine Blume auff dem Felde / wenn der Windt darüber wehet / so ist sie nicht mehr da / vnd jhre Stäte kennet sie nicht mehr / sondern auch das Esaias 56. klaget / Der Gerechte kömpt vmb / vnd niemandt nimpts zu Hertzen / vnnd heilige Leute werden auffgeraffet / vnd niemandt achtet darauff / denn der Gerechte wird weggerafft für dem Vnglück . Denn wir sehen ja hie / das wir alle sterblich sind / vnnd weil GOtt ein zeitlang feine Leute aus dem Wege gereumet / das wol ein groß Vnglück verhanden sey / wo wir nicht Buß thun .
Dieweil aber ein Christlicher löblicher brauch ist / das man bey solchen zusamenkunfften eine Predigt thut / hab ich darzu dieses Sprüchlein nehmen wollen / dieweil es sich auff diese Selige Person / vnd jhren zustandt fein schicket / dieweil sie eine lange zeit gekrancket / vnd grosse Angst vnnd Schmertzen außgestanden /
vnd also vom HERren wol gezüchtiget ist / da deñ die Leute mit dem besten nicht zukommen / sondern wenn auch Gottselige Leute von GOTT hart mitgenommen werden / davon verkehrete Vrtheil haben : Wie Hiobs Freunde hart drauff stunden / weil er so groß Vnglück hatte / er müste solches für andern mit sonderlichen Sünden verschuldet haben / vnd die Apostel / Joha . 9. Da ein Mensch ist / der blindt geboren ist / meinen / es könne nicht fehlen / er oder seine Eltern müstens mit sonderlichen Sünden verdienet haben . Vnd Acto . 28. Die in der Insel Malta Paulum für einen Mörder halten / weil er einen Schiffbruch erlitten hat / vnd wie er zu Landt kömpt / ein Otter jhm vmb die Handt feret .
Damit wir nun nicht allein von andern Leuten / die GOtt in dieser Welt hart mitnimpt / recht vrtheilen / sondern auch weñ vns selber also das Vngluck trifft / recht vns darein schicken / wollen wir diesen Spruch mit einander erwegen vnd betrachten .
Das wir aber diese Wort Pauli recht vnd gründtlich verstehen / müssen wir erst erwegen / durch was gelegenheit er darauff kommen / vnd was jhm Vrsach darzu gegeben habe .
Es gingen bey den Corinthern nicht allein viel Irrthumb vnd Sünd im Schwang / sondern war auch bey jhnen ein grosser Mißbrauch des H. Nachtmahls / dardurch ward GOtt vervrsacht / das er ein allgemeine Kranckheit vnter sie schicket / daran etliche Sturben / etliche aber lagen der zeit noch Kranck . Das sie nun solchem Vnglück begegnen / vnd es abwenden / zeiget er jhnen an / wo es herkomme / nemblich daher / das sie nicht allein das heilige Nachtmahl vnwürdiglich empfangen / sondern auch die Stnnde noch nicht Buß gethan hetten / damit sie aber nicht klein mütig werden vnd verzagen / mischet er diesen Trost mit vnter / darin er anzeiget / es habe darumb noch kein noth / es könne noch alles gut mit jhnen werden / Wenn wir aber gerichtet werden / sagt er / so werden wir von dem HErren gezüchtiget / auff das
wir nicht mit der Welt verdampt werden / als wolt er sagen / wiewol GOtt in dem er vns also heimsuchet / sein gerechtes Gericht wieder die Sünde sehen lesset / so ist er doch nicht darnach auß / das er vns verderbe vnd verdamme / denn wenn er des Sinnes were / dürffte er nicht lange zumachen / sondern könte baldt dazu kommen / sondern er hawet vns gleich als ein Vater seine Kinder mit der Ruten / auff das wir nicht sicher dahin gehen / vnd mit den Vnbußfertigen vnd Gottlosen dem Teuffel zu theil / vnd ewig verdampt werden / sondern Buß thun vnd sehlig werden .
Dieweil aber dieses Gottes Worte sindt / wie Paulus Rom. 5. spricht : Ich durste nicht etwas reden / wo es nicht Christus durch mich wirckete . Vnd man sagt / wie man sonst / grosser Herrn Brieff wol zweymal lieset / müssen wir dieselbe etwas besser erwegen / damit wir sie auch desto besser vns zu Nutz machen können .
1. Wollen derwegen erstlich betrachten / warumb Paulus so ein starck Wort brauche / das wir gerichtet werden .
2. Zum andern / warumb er bey der Straff der Corinther des HERrn gedencke .
3. Zum dritten / was das Wortzüchtigen auff sich habe .
4. Zum vierden / wie Gott im straffen dahin sehe / das wir nicht verdammet werden .
GOtt gebe vns dazu seine Gnade / das wir Pauli Meynung recht einnehmen / vnd sehliglich gebrauchen .
Das Erste .
VOn der Plag vnnd Kranckheit der Corinther / braucht Paulus eben ein starckes Wort / sie werden gerichtet / damit er jhnen ein Nachdencken machen wil / das sie es nichtwol außgerichtet / sondern gesündiget haben / vnd das Gott solches nichtlasse also hingehen / vnd darüber herfahre mit leich-
ter Handt / Sondern er sehe es vnd nehme es auch in acht / setze sich auff den Richtstuel / felle ein Vrtheil vber sie / vnd exequire es / vnd lasse vber sie die Straffe ergehen / dieweil sie zwar Christen sein / aber gleichwol sich vbel halten / darumb müssen sie auch leyden / damit sie sehen vnd erkennen / das sie GOtt erzürnet haben / Deñ Richten ist ein solch Wort / das man sonst braucht von Vbelthetern / die man für Gericht fordert / jhnen ein Vrtheil fellet / vnd die Straff vber sie ergehen lesset .
Vnd wil vns allen Paulus mit diesem Wort zuerkennen geben / vnd zu Gemüht führen / was wir für arme Leut sein / vnd wie vbel wir stehen / vnd wie Gott gegen die Sünder gesinnet sey / damit wir also vns selber / vnd vnsern lieben Gott recht erkennen .
Vnd zwar das wir solche Leut nicht sind / wie wir sein solten / berichtet vns dieses Wort deutlich / denn er ruffet vns auß für solche Leut / die es vbel außgerichtet / gesündiget vnd mißgehandelt haben . Denn solche Leut die sich versündiget vnd Vbelthat begangen haben / pfleget man zurichten vnnd zuverurtheilen .
Das nun dem also sey / bezeuget Gottes Wort an vielen Orten deutlich / als im 14. Psalm / Sie tügen nicht / vnd sind ein Grewel worden in jhrem Wesen . Vnd hernach : Weil denn der Vbeltheter keiner das mercken / etc . So spricht Paul . Rom. 3. Das aller Mundt verstopffet werde / vnd aller Welt GOtt schüldig sey / Wie denn vns dessen auch vnser eigen Gewissen vberzeuget vnd vns angeklaget .
Daneben bezeuget auch das Wort Richten / wie denn auch etlicher massen in vnser Hertz geschrieben ist / das GOtt die Sünde nicht hingehen lassen / sondern als ein gerechter Richter straffen wolle / Wie dann Deut. 4. stehet : Der HERR dein Gott ist ein verzehrendes Fewer / vnd ein Eyferer / vnd David sagt im 5. Psalm : Du bist nicht ein GOtt dem Gottloß Wesen gefellet / wer böß ist bleibt nicht für dir ; Vnd im 7. Gott ist ein
rechter Richter / vnd ein Gott der täglich drewet / will man sich nicht bekehren / so hat er sein Schwerdt gewetzet / vnd seinen Bogen gespannet vnd zielet / vnd hat darauff geleget tödtliche Geschoß / seine Pfeile hat er zugerichtet zuverderben : Psalm 11 . Er wirdt regnen lassen vber die Gottlosen / Blitz / Fewer vnd Schwefel .
Diese Lehre soll darzu dienen / das wir diesen vnsern grossen Mangel erkennen vnd behertzigen / vnd vns vnter Gottes gewaltige Handt demütigen / So thut Hiob 9 . Ich weiß fast wol das es also ist / das ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag für Gott / hat er lust mit jhm zu hadern / so kan er jhm auff Tausent nicht Eins antworten / vnd David sagt im 30. Psalm . So du HErr wilt Sünd zurechen / HErr wer wirdt bestehen ? Vnd im 143. Psalm . Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / denn für dir wirdt kein lebendiger gerecht : Vnd Daniel 9. HErr du bist gerecht / wir aber müssen vns schemen . Wenn ein Mensch erst so weit kömpt / so stehets wol vmb seine Sachen / so wil jhm Gott auß gnaden vmb Christi willen die Sünd vergeben / wie Johan. 1. Cap. 1. zeuget : So wir vnsere Sünde bekennen / so ist Gott getrewe vnd gerecht / das er vnsere Sünde vergibt vnd reiniget vns von aller Vntugend . Solches bezeuget dz Exempel Davids im 32. Psalm . Ich sprach ich wil dem HErrn meine Vbertretung bekennen / da vergabestu mir die Missethat meiner Sünde / vnd Jerem : 31. da Ephraim auff die Huffte schlecht / Das ist / Reuwe vnd Leydt vber seine Sünde hat / Da lesset sich Gott mit allen Gnaden gegen jhn vernehmen / vnnd spricht : Ist nicht Ephraim mein tewrer Sohn / vnd mein trawtes Kindt / darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm / das ich mich seiner erbarmen muß .
Wir sollen aber wissen das GOttes Gericht zweyerley ist : Eins gehet vber die Gottlosen / Das ander vber die Frommen / Das ist / vber die Bußfertigen vnd Gleubigen .
Die Gottlosen vnd Vnbußfertigen straffet GOtt in seinem Zorn / ohn alle Barmhertzigkeit / wie im 11. Psalm stehet : Er wird Regnen lassen vber die GOttlosen / Blitz / Fewr vnnd Schwefel / vud jhnen ein Vngewitter zu lohn geben / vnd im 34. Den Gottlosen wird das Vnglück tödten / vnd im 75. Psalm sagt Assaph : Das die Gottlosen müssen alle auß dem Becher des Leydens trincken / vnd die Häfen außsauffen : Also wird gestraffet die erste Welt / so lesset GOtt regnen Fewr vnd Schwefel vber die zu Sodoma vnd Gomorra / so kömpt Pharao vmb im roten Meer / so werden ohn alle Barmhertzigkeit gestraffet vnd vertilget / Core / Dathan vnd Abiram .
Dieweil nun der Zorn GOttes ein verzerendes Fewr ist / das niemandt leschen kan / sollen wir vns für Vnbußfertigkeit / vnd einem Gottlosen leben hüten / denn wie zun Hebr. 10. stehet / ist es schrecklich in die Handt des lebendigen GOttes fallen .
Zum andern / ist / wie Paulus hie lehret / noch ein Gericht / das GOtt vber seine Kinder ergehen lesset / denn er auch in diesem leben vnter denselben Regiment helt / lesset jhnen jhre Sünde nicht hingehen / sondern straffet sie / das sie sehen vnd fühlen / das sie vnrecht gethan / vnnd er an jhren Sünden ein mißfallen habe / darumb sagt David im 34. Psalm / Der Gerechte muß viel leyden / vnnd müssen sie auch auß dem Creutzbecher trincken / ob sie schon mit der Häfen verschonet werden / Psalm 75 . Sie müssen erst trincken / wie Jerem. 25. stehet : Siehe an der Stadt die nach meinem Nahmen genennet ist / fahe ich an zu plagen . Vnd nimpt GOtt die seinen eben hart mit / wie Jesa . 26. stehet : Gleich wie eine Schwangere / weñ sie geberen sol / so ist jhr angst / vnd schreyet für Schmertzen / so ist vns HErr für deinem Angesicht . Wie man siehet an Jacob / Mose / David / Elia / Paulo / vnd andern Heiligen / in was schwere Anfechtung / Angst / Noth vnd Gefahr sie offtmahls gekommen sind .
Das aber GOtt auch vnter seinen Kindern so scharff Re-
giment helt / das solt vns billig vom Gottlosen Wesen vnd Vnbußfertigkeit abschrecken / das wir gedechten / vnd vns die Rechnung machten / fehret GOtt so streng / vnd fast vnbarmhertzig mit seinen lieben Kindern / vnnd nimbt sie in diesem leben so hart mit / wie wils endtlich an jenem Tage den Gottlosen gehen ? Sie werden nicht entfliehen / sondern schreckliche vnaußsprechliche Straffe leyden müssen . Deñ so spricht Gott Jer. 25. zu den Egyptern / wie er das Judische Volck gestraffet hat : Siehe an dem Hause das nach meinem Nahmen genennet ist / fahe ich an zu plagen / vnnd jhr sollet vngestraffet bleiben ? Ihr solt nicht vngestrafft bleiben . Vnnd zu den Edomitern spricht er Jerem. 49. Siehe die jenigen / die es nicht verschuldet haben den Kelch zu trincken / die müssen trincken / vnd du soltest vngestraffet bleiben . Vnd 1. Pet. 4. Es ist zeit daß das Gericht anfange vom Hause Gottes / so aber zu erst an vns / was wils für ein Ende werden mit denen / die dem Evangelio nicht gleuben ? Vnd so der Gerecht kaum erhalten wirdt / wo wirdt der Gottloß vnd Sünder erscheinen ? Sehet an in seinem Leyden den Sohn Gottes / der doch für frembde Sünde leydet / wie hart jhn der Zorn Gottes mit nimpt / das jhm der blutige Schweiß außbricht / das er klaget / Mein GOtt / mein Gott / warumb hastu mich verlassen ? Das soll / sagt er selber zu den Weibern die vber jhn weineten / vns ein nachdencken machen / Geschicht das am grünen Holtz / was wil am dürren werden ? Auß dem grossen Jammer des frommen Lazari / hette jhm der reiche Mann die gedancken machen sollen / wie es jhm hernach ergehen werde .
Dieses sollen alle Gottlosen / die Gott vnd sein Wortverachten / jhre Eydt vnd Pflicht hindan setzen / vntrewlich dienen / ander Leut hassen vnd beleydigen / in Fressen vnnd Sauffen / Vnzucht / Geitz vnd Vnrecht ohn schew fortfahren / wol bedencken / vnd wenn sie also sehen / das es den Gottseligen also vbell gehet / vnd Gott sie in dieser Welt also hart mit nimpt / jhnen
die Rechnung machen / sie werden endtlich dem gestrengen Gericht GOttes nicht entfliehen / sondern Pein leyden / das ewige Verderben / von dem Angesicht des HERRN / vnd seiner herrlichen Macht / 2. Thess. 1.
Das Ander .
DIeweil er der schweren Straff vnd Gerichts gedacht / zeiget er auch mit deutlichen Worten an / von wem doch solche Straffe herrühre ? Nemblich vom HERRN / vnd verstehet / den wahren allmechtigen GOTT / vnd wil sagen : Liebe Corinther / jhr sollet euch ja nicht einbilden / als wenn dieses grosses Vnglück schlumpsweise oder vngefehr euch wiederfahren were / Sondern es kumpt von dem Allmechtigen GOtt her / der hats euch zugeschickt .
Damit denn Paulus auch vns lehret / das alle Straffe in gemein / wie auch was einem jeden insonderheit begegnet / vnd wieder fehret / eigentlich von Gott herrühre / vnd vns zu geschickt werde .
In diesem Stück versehen sich viel Leut / wenn bißweilen allgemeine Straffe vnd Plagen ein Landt trucken / oder wenn jhnen ein Vnglück wiederfehret / Alß das ein gemein Fieber regieret / das dürre Zeit ist / das geben sie auff GOtt nicht / sondern halten es dafür / das es jhnen vngefehr wiederfahre / waß wil man sagen / sprechen sie das es GOtt vnser Sünden halben verhenget . Es ist allezeit in der Welt zugangen / für etlich hundert / ja tausent Jahren / ehe wir geboren sindt : Etliche geben dem Gestirn die Schuldt / der vnd der Planet regiere / Etliche sehen sonst nur auff die Mettel / vnd nechste Vrsachen / denen messen sie es zu / vnd deneken nicht einmahl auff GOtt das es jhnen davon herkomme .
Aber dieses alles ist vnrecht / denn das nichts in der gantzen Welt vngefehr / vnd ohn Gottes Wissen vnd Willen geschehe /
lehret Christus Matth . 10. mit deutlichen Worten : Keuffer man nicht zween Sperlinge vmb einen Pfenning / noch fellet derselben keiner auff die Erden / ohn eweren Vater . Nun aber sindt ewere Haar auff dem Heupt alle gezehlet .
Waß das Gestirn belangt / das man es darauff gibt / das verbeut vnd strafft GOtt Jes. 47. Last herzu treten die Meister des Himmels Lauff / vnnd die Sternkucker / die nach dem Mondt rechnen / was vber dich kommen werde . Vnd Jerem . 10. Ihr solt nicht lernen der Heyden weise / vnd euch nicht fürchten für den Zeichen des Himmels / wie die Heyden sich fürchten .
Die Mittel betreffend / oder auch böse Menschen / obwoll dieselbe das jhre thun bey dieser Sach / vnd vns schaden / so geschiehet doch solches ohn GOtt vnd seinen Raht vnd Willen nicht / Sondern sie sindt nur Gottes Ruht / Stab vnd Axt / die er dazu gebrauchet / das er vns straffe / wie Jes. 10. stehet : O wehe Assur / der meine Ruthe / vnd jhr Handt meines Grimmes Stecke ist / Vnd hernach : Mag sich ein Axt rühmen wieder den / so damit hawet ? Oder ein Segen trotzen wieder den so sie zeucht .
Das aber alles Guts vnd Böß / Glück vnd Vnglück von Gott komme / zeuget Hiob 1. Der HERR hats gegeben ( das Gut ) Der HERR hats genommen ( das ist das böse ) / Vnd Hanna singet 1. Sam. 2 . Der HERR tödtet vnd machet lebendig / er führet in die Hell vnd wieder herauß .
Vnd insonderheit von allem Vnglück zeuget GOTtes Wort / das es von Gott herkomme / vnd dem Menschen zugeschickt ist . Levit. 26 . Ich wil euch heimbsuchen mit Schrecken / Schwulst vnd Fieber / das euch die Angesicht verfallen / vnd der Leib verschmachte . Vnd Deut. 28. Der HERR wirdt dich schlagen mit Schwulst / Fieber / Hitze / Brunst / gifftiger Lufft vnd Geelsucht . Vnd Thren . 3. Da die Jüden im Babylonischen Gefengniß wahren / spricht GOtt : Wer thar sagen das sol-
ches geschehe ohn des HERRN Befehl ? Vnd Amos 3 . Ist auch ein Vnglück in der Stadt das der HERR nicht thue ? Also hat Gott jetzundt das Fieber vnnd die trockene Zeit vns zugeschickt / von dem kompt vns dieses vnd alles Vnglück her / Darumb sagt Paulus / wir werden von dem HErrn gezüchtiget .
Diese Lehre soll vns dazu dienen / das wir zum Creutz gedültig sein / vnd weil vns GOtt schlegt / wieder denselben vns nicht aufflehnen / denn es wirdt vns schwehr werden / wieder den Stachel lecken / es stehet vns auch zumahl vbel an / Wir sollen vielmehr vns vnter GOttes gewaltige Handt demütigen / vnd dem Priester Elifolgen / der 1. Sam. 3. sagt / als jhm GOttes schwere Straff angekündiget wirdt : Es ist der HERR / er thue was jhm wollgefellet / Vnd dem David 2. Sam. 16. da jhm Simei fluchet / spricht er : Lasst jhn fluchen / denn der HErr hats jhn geheissen / vnd gesagt : Fluche David .
Zum andern / soll vns diese Lehre dazu dienen / das wir nicht auff die Mittel fallen / als ein Hundt / der den verlesset / der jhn geworffen hat / vnd nach dem Stein lauffet / vnd vns auff Mittel verlassen / Sondern weil Gott der ist der vns schlegt / das wir in wahrer Buß / vnd ein gleubiges Gebet / in die Arm fallen / Denn da Assa in seiner Kranckheit an Füssen sich auff die Artzt verlesset / wirdt er gestraffet das er stirbt an solcher Kranckheit / 2 . Paral. 16. Vnd Jes. 30. vnnd 31. straffet GOtt das Jüdische Volck / das sie sich auff Egypten verlassen .
Dagegen da David von seinem Sohn verfolget wirdt / setzet ers auff die Mittel nicht / sondern fellet GOtt in die Arm / vnd betet 2. Sam. 15 . HERR mache den Raht Achitophels zur Thorheit / Vnd Psalm 3. HERR du bist der Schilt für mich . Also wendet sich Hißkia in seiner Kranck-
heit zum HERrn / der erhöret jhn auch / vnd macht jhn gesundt . Wolt GOtt das wir dieses auch in vnserm betrübten Zustandt in acht nemen / vnd nicht eben an den Mitteln hangeten / sondern vns zu GOtt kehreten der vns schlecht / so würden vnsere Sachen besser stehen als sie noch stehen .
Das Dritte .
DAmit die Corinther nicht zu kleinmütig werden / vnd verzagen / so lesset es Paulus bey dem harten Wort richten nicht bewenden / sondern lindert dasselbe in etwas / vnd sagt / Wir werden von dem HErrn gezüchtiget .
Es ist aber in seiner Sprach ein solch Wort / das von den Kindern den nahmen hat / vnd heisset die Kinder straffen / vnd züchtigen / vnd wil Paulus so viel sagen : Ob wol GOtt vns nicht vnrecht thut / vnnd mit der That beweiset / das er ein gerechter Richter / vnd der Sünden feindt sey / so ist es doch von jhm dahin nicht gemeinet / das er vns gar auffreiben / vnd verderben wölle / Sondern es hat mit den Gleubigen vnd Christen gar eine andere gelegenheit / als mit den Gottlosen . Die Gottlosen strafft GOtt als ein gestrenger Richter / mit dem vntergang / Aber die Gleubigen züchtiget er als ein Vater / das sie fromme Kinder werden / vnd gedenckt also in der Trübsal der Gnaden .
Da lehret vns Paulus / wie wir Christen das Creutz vnd Vnglück / so vns von GOtt wirdt zugeschickt ansehen sollen / Nemblich nicht also / als wenn GOtt darnach auß were / als wolte er vns gar verderben / wie wir vns eben starck einbilden / Denn wenn GOtt des Sinnes were / könte er baldt dazu kommen / vnd dörffte nicht lang zumachen / Sondern seine Meynung sey anders / er habe eine väterliche Zuneygung / vnnd Affection gegen vns / meine es gut / vnd gedencke mitten im Zorn an seine Barmhertzigkeit .
Denn obwol das Creutz an sich der Sünden Straff ist :
Jedoch hat es vnser HERR JEsus Christus mit seinem bitter Leyden vnd Sterben so weit gebracht / das nun GOtt nicht hat gefallen am Todt des Sünders / sondern das er sich bekehre vnd lebe . Darumb sagt der 103. Psalm : Wie sich ein Vater vber Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HERR vber die so jhn furchten / Vnd Salom . Prov. 3. schreibt davon / welches die Epistel zun Heb. 12. wiederholet : Mein Kindt verwirff nicht die Zucht des HERRN / vnd sey nicht vngedültig vber seiner Straff / denn welchen der HErr liebet / den straffet er / vnd hat wolgefallen an jhm / wie ein Vater am Sohn . Vnd Thren. 3. sagt der Prophet / das GOtt nicht von Hertzen die Menschen plage noch betrübe : Vnd Apoc . 3. Welche ich lieb habe / die straffe vnd züchtige ich .
Solches das es GOtt gut mit vns meine / können wir daher abnehmen / das GOtt den seinen nicht lange zusiehet / sondern baldt mit der Straff hinter jhnen her ist / er sparets nicht in die zukünfftige Welt / Sondern in diesem Leben straffet er sie / das Gericht fenget an vom Hauß GOttes / davon stehet ein schöner Spruch 2. Maccab . 6. Das ist ein grosse Gnade / das GOtt den Sündern stewret / das sie nicht fortfahren / sondern ist baldt hinter jhnen her mit der Straff . Denn vnser HERR GOtt siehet vns so lange nicht zu als den andern Heyden / die er lesset hingehen / biß sie jhr Maß der Sünden erfüllet haben / das er sie darnach straffe / Sondern wehret vns / das wirs nicht zuviel machen / vnd er sich zu letzten an vns rechen müsse .
Zum andern spüret man auch dabey GOttes Wollmeynung im Creutz / das ers vns nicht zuschwer mache / sondern mitten in der Straff seine Barmhertzigkeit sehen vnd leuchten lesset / vnd es also messiget / das wir nicht drunter vergehen / sondern es extragen können : Davon sagt David im 103. Psalm : Er handelt nicht mit vns nach vnsern Sünden / vnd vergilt vns nicht nach vnser Missethat / Vnd im 118. Psal . Der HERR
züchtiget mich wol / aber er gibt mich dem Todt nicht . Vnd Jes. 27. sagt der Prophet vom Volck GOttes / wirdt er doch nicht geschlagen / wie jhn seine Feinde schlagen / vnd wirdt nicht erwürget / wie jhn seine Feinde erwürgen / sondern mit massen richtestu sie / vnd lessest sie loß wenn du sie betrübet hast : Vnd Jerem. 30 . Ich wils mit allen Heyden ein Ende machen / aber mit dir wil ichs nicht ein Ende machen / züchtigen aber wil ich dich mit maß / auff das du dich nicht vnschüldig haltest / Vnd Thren . 3. Die güte des HERRN ists / das wir nicht gar auß sindt / seine Barmhertzigkeit hat noch kein Ende / sondern ist alle Morgen new / vnd deine Trewe ist groß .
Zum dritten spüret man GOttes väterliches Hertz im Leyden auch dabey / das er nicht jmmer fort fehret mit straffen / sondern er höret wieder auff vnd hilfft vnd erlöset wieder / Wie Hiob 6. sagt : Er verletzet / vnd verbindet / er zuschmeisset / vnd seine Handt heilet / Vnd Hanna 1. Sam. 2. sagt : Der HErr tödtet / vnd machet lebendig / er führet in die Helle / vnd wieder herauß . Vnd im 30. Psalm sagt David : Sein Zorn wehret ein Augenblick : Vnd im 68. Psalm . GOtt leget vns eine Last auff / aber er hilfft vns auch : Vnd abermal im 103. Psalm / Er wirdt nicht jmmerdar hadern / noch ewiglich Zorn halten . Es muß Joseph sich eine lange Zeit leyden / aber entlich kompt GOtt zu Hauß / vnd lesset sein väterliches Hertz darin sehen / das er jhn nicht allein erlöset / sondern auch zum Herrn machet vber gantz Egypten Landt . Der Hiob wirdt wieder gesundt vnd gibt jhm GOtt alle seine Güter zweyfacht wieder .
Dieses sollen wir zum Trost gebrauchen / das wir im Creutz nicht verzagen / oder kleinmütig werden / als wenn es eytel Zorn vnd Vngnad were / das vns GOtt also mitnimpt / sondern wissen / wenn wir vns nur bekehren / so sey es eytel Gnade / GOtt meine es gut / er wölle vns selber beystehen / vnd entlich erlösen .
Es soll vns auch eine Vermahnung sein / das wenn vns
GOtt also züchtiget / wir wie fromme Kinder sagen : Ich will fromb werden / vnd dencken auch darnach daran / das wir also vns zu GOtt bekehren / vnd mit Hißkia Jes. 38. sagen : Ich werde mich schewen all mein lebelang / für solchem Betrübniß meiner Seelen . Denn wo das nicht geschiehet / sondern es gehet wie Jerem. 5. steht / Du schlegest sie / aber sie fühlens nicht / du straffest sie / aber sie bessern sich nicht / Da machets GOtt wie er Levit. 26. drewet siebenmahl erger / vnd wirdt entlich auß einem gnedigen Vater ein gestrenger Richter .
Es soll vns das Wort Züchtigen auch darzu dienen / das wir nicht vnser gewonheit nach / von anderen Leuten / denen etwa GOtt ein schweres Creutz zuschickt / vnd sie also für andern außmahlet / freventlich vrtheilen / vnd sie verdammen / Sondern gedencken / das GOtt seine Kinder also züchtige / wie wir an Hiob ein lebendig Exempel haben / das jhn Gott so hart mitnimpt / alß wann er der ergste Mensch were / da jhm doch GOtt selber das Zeugniß gibt / er sey schlecht vnd recht / vnd meyde das böse / vnd sey seines gleichen im Lande nicht . Derwegen wir vns solches freventlichen Vrtheils / wenn GOtt also welche außmahlet / vnd mit Creutz für andern beleget / enthalten sollen .
Das Vierdte .
ES lessets Paulus dabey nicht bewenden / das er die Straffe GOttes gar tröstlich eine väterliche Züchtigung genandt / sondern er zeiget auch mit deutlichen Worten an / was Gott darvnter suche / wenn er also die seinen hart angreifft ? Nemblich wie ein Vater darumb sein Kindt mit der Ruthen steupt / das es nicht Gottloß werde / vnd entlich dem Scharff-Richter in die Hende gerahten möchte : Also züchtige GOtt auch seine Kinder darumb nicht / das er sie verderbe / sondern das sie dem Verderben entgehen / Denn wo er jhnen zusehe / würde es jhnen entlich eben gehen / wie der Welt / das ist den Gottlosen /
welche dieweil sie vnbußfertig in Sünden fortfahren / entlich zum ewigen Verdamniß vervrtheilet werden .
Dieser Spruch soll vns erstlich zur Lehre dienen / das wir wissen / es werde nicht alle zeit im jetzigen stande bleiben / da alles wunderlich durcheinander hergehet . Die Gottlosen leben vnd sindt mechtig / Psal . 38. Sie sind in keiner Gefahr des Todes / sondern stehen fest wie ein Pallast / vnd werden nicht wie andere Menschen geplaget . Psal. 73 . Die Gleubigen aber sindt die aller elendesten vnter allen Menschen / 1. Cor. 15 . Sie sindt geachtet wie Schlachtschaffe / Psal. 44. Rom. 8 . Sondern es werde einmahl anders werden / GOtt werde die Welt richten / das ist die Gottlosen / die sich an Gott vnd sein Wort nicht kehren / ewig straffen vnd verdammen . Die aber GOttes Wort hören / Buß thun / vnd dem Evangelio gleuben / vnd den Glauben mit einem Gottseligen Leben beweisen / ewig selig machen / Davon stehet Jes. 66 . Wie der new Himmel vnd newe Erden / so ich mache für mir stehen / Also wirdt auch ewer Same vnd Namen stehen / vnd alles Fleisch wird einen Monden nach dem andern kommen / anzubeten für mir / vnd sie werden hinauß gehen / vnd schawen die Leichnam derer Leut / die an mir mißhandelt haben / denn jhr Wurmb wirdt nicht sterben / vnd jhr Fewer wirdt nimmer verlöschen / vnd sie werden allem Fleisch ein Greuwel sein / Vnd Dan. 12 . Viel so vnter der Erden schlaffen liegen / werden auffwachen / etliche zum ewigen Leben / etliche zur ewigen Schmach vnd Schande . Vnd Marc. 16. sagt Christus . Wer glaubt vnd getaufft wirdt / der wirdt selig werden / wer aber nicht gleubet / der wirdt verdammet werden . Vnd Joh. 5. Es kompt die zeit / das die in den Gräbern sindt / werden hören die Stimme des Menschen Sohns / vnd werden herfür gehen / die guts gethan haben / zur aufferstehung des Lebens / die aber böses gethan / zur aufferstehung des Gerichtes .
Zum andern sollen wir diesen Spruch Pauli / Das wir
nicht mit der Welt verdampt werden / Zum trost in allem Creutz gebrauchen / weil wir hie hören / das vns daß Creutze dazu nütze vnd diene / das wir nicht verdammet werden . Denn obwol alles Creutz vnd Leyden an vnd für sich selbst GOttes vnnd der Sünden Straffe ist / so wendets doch GOtt dahin / das es den seinen zu allem guten dienen vnnd gereichen muß / wie die Medici von den gifftigen Viperis vnd Schlangen den Tyriack / der eine köstliche Artzney wieder das Gifft ist / zubereiten / wie Paulus Rom. 8. sagt : Wir wissen aber das denen die GOtt lieben / muß alles zum besten dienen . Wie auch Jer. Thren. 3. sagt : Es ist gut einem Mann / das er daß Joch trage in seiner Jugendt / etc . Denn durchs Creutz kommen wir zur Buß / zu erkendtniß vnnd Rewe vnd Leyd vber die Sünde / durchs Creutz kommen wir so weit / das wir vns nach dem Artzt Christo vmbsehen vnd Beten : GOtt sey mir Sünder gnedig vmb deines lieben Sohns JEsu Christi willen : Durchs Creutz kommen wir so weit / das wir auffhören zu sündigen : 1. Pet. 4. Durchs Creutz werden wir so weit gebracht / das wir GOtt den HErren suchen / vnnd engstiglich ruffen / Jesai. 26. Durchs Creutz werden wir so weit gebracht / das wir mit gedult GOttes hülff erwarten lernen / Rom. 5. Trübsal bringt gedult / Gedult bringet erfahrung / Erfahrung bringet hoffnung / Hoffnung lesset nicht zu schanden werden : Durch das Creutz werden wir so weit gebracht / das wir mit Paulo sagen : Ich elender Mensch / wer wil mich erlösen von diesem Leib des Todes ? Ich begere abzuscheiden vnnd bey Christo zusein / Rom. 7. vnd Phil. 2. Summa durch das Creutz werden wir rechte Christen / das wir auffs Wort mercken / Jesa : 28 . vnd Paulus begreiffet alles in diesen kurtzen Worten / das wir nicht mit der Welt verdammet werden . Das Gefengnuß vnnd die Bande machen das Manasses bekehret / vnnd nicht verdammet wird . Darumb sagt David im 18. Psal . Wenn du mich demügest / machestu mich groß / vnd Psalm 119 . Es ist mir lieb das du mich gedemütiget hast / auff das ich lernete Rechte .
Darumb sollen wir gedültig vns in GOttes Willen im Creutz ergeben / vnd vnsern Mund in den Staub stecken / Thren . 3. Was thut einer diesen Früling vnd sonst wol / wenn er sich für einer Kranckheit besorgt / die jhm am Leben schaden thun möchte / er nimpt einen herben bittern Tranck ein / das er purgiere / vnd der Kranckheit vorkomme / Warumb wolten wir nicht auch den heylsamen Kelch gern von der Handt des HERRN nemen / weil wir wissen das er gesundt ist / vnd dazu dienet / das wir nicht mit der Welt verdammet werden .
Endlich soll vns dieser Spruch Pauli auch zur Warnung dienen / weil wir hören / was es endlich mit der Welt vnd Gottlosen für ein ende nehme : Nemblich / das sie verdampt werden / das wir vns nicht ergern / das es jhnen ein zeitlang wolgehet / das wir jhnen nachfolgen / vnd auch Gottloß werden wolten / weil wir daneben sehen / das es den Frommen vbel gehet .
Dieses ist eine gemeine vnd dazu schwere Anfechtung / welche auch die Heiligen gefühlet haben / David im 39. Ps. Assaph im 73. Psalm. Jer. 12. Habac . 1. Das auch die Gottlosen sagen Malach. 3 / Es ist vmbsonst das man GOtt diene / vnd was nutzet vns / das wir sein Gebot halten / vnd hart leben für dem HERRN Zebaoth ? Darumb preysen wir die Verächter / denn die Gottlosen nehmen zu / sie versuchen GOtt / vnd gehet jhnen alles wol hinauß / O wie manch Mensch ergert sich daran vnd wirdt darumb Gottloß ?
Aber Paulus setzt hie ein Wort / das heist / Das die Welt verdammet werde / Damit sollen wir diesem Ergerniß begegnen / vnd gedencken vnd sehen auff der Gottlosen Ende / welches ist das ewige Verderben vñ Verdamniß / Das wird vns zu rück halten / dz wir vns dieser Welt nicht gleich stellen / Rom. 12. Vnd das wir alles was in der Welt ist / es sey Fleischeslust / Augenlust / oder hofffertiges Leben / Wie Johan. 1. C. 2. darin aller Welt Lust vnd Güter begreifft / nicht achten / denn es were so lange als
es wolle / endlich werden sie gestrafft . Davon sagt der 37. Psal . Wie das Graß werden sie aldt abgehawen / vnd wie das grüne Kraut werden sie baldt verwelcken / vnd Psal . 73. Du setzest sie auff schlipferige vnd stossest sie zu boden / vnd im 92. Psal . Die Gottlosen grünen wie das Graß / vnd die Vbeltheter blühen alle / biß sie vertilget werden jmmer vnd ewiglich / Vnd 2. Thess. 1 . Der HERR Jesus wirdt offenbahret werden vom Himmel sampt den Engeln seiner Krafft / vnd mit Fewerflam̃en / Rach zu geben vber die / die nicht gehorsamb sindt dem Evangelio vnsers HERRN Jesu Christi / welche werden Pein leyden das ewige Verderben / von dem Angesicht des HErrn / vnd von seiner herrlichen Macht / wenn er kommen wirdt / das er herrlich erscheine mit seinen Heiligen / vnd wunderlich mit seinen Gleubigen .
Des haben wir ein Exempel am reichen Mann / dem gehet es in dieser Welt nach seines Hertzen Wunsch / er lebt teglich herrlich vnd in frewden / Aber endlich wirdt er gestrafft / vnd muß mit der Welt ewige vnaußsprechliche Peyn leyden .
So wirdts mit allen Gottlosen heissen / Wie Christus Luc. 6. sagt : Wehe euch die jhr lachet / denn jhr werdet weinen vnd heulen .
Darumb sollen wir vns ja an dem Glück der Gottlosen Welt Kinder nicht ergern / vnd jhnen nicht folgen auff / das wir nicht mit jhnen verdampt werden .
Beschluß .
ALso haben wir jtzundt ein Mitgliedt dieser Christlichen Gemeine zur Erden bestattet . Nun kompt es mit der zeit mit den Leich Predigten gar in einen Mißbrauch / da die Leut haben wollen / das man die Todten außführlich rühmen soll : Aber es ist in Warheit ein Mißbrauch des Predigampts / das man also den Leuten schmeichelt .
Weil aber gleichwol der heilige Geist selber in GOttes Wort ein gut Zeugniß den frommen Königen gibt : Er thet das dem HErrn wollgefiel / Den Gottlosen gibt er ein böß Zeugniß / Er thet das dem HERRN vbel gefiel / Wollen wir damit gleichwol ein vnterscheidt zwischen Frommen vnnd Gottlosen gehalten werde / vnd dadurch die Lebendige zur Nachfolge vermahnet werden / von jhrer Person vnd Leben gar einen kurtzen Bericht thun .
Die sehlige Fraw ist nicht von den Sündern außgenommen / vnd abgesondert / sondern / wie wir alle / ein Mensch vnd arme Sünderin gewesen / in Sünden entfangen vnd geboren . Sie ist aber wieder geborn / durch das Wort vnd die H. Sacramenta / vnd also billig mit vnter die gerechnet / davon Petrus 1. C. 1. schreibt / Ihr seyt wiedergeborn nicht auß vergenglichem / sondern auß dem vnvergenglichem Samen / des lebendigen Worts GOttes das da ewig bleibet .
Solches hat sich an jhr außgewiesen . Denn sie nicht allein sonst für sich / sondern auch wann sie zur Beicht gangen / fürm Predigampt jhre Sünde mit Rewe vnd Leydt bekandt / vnd geklaget / sich aber in wahrem Glauben jhres HERRn vnd Heylandes Jesu Christi getröstet / vnd solchen jhren Glauben / wie kein Mensch hie / der sie gekandt / anders sagen wirdt / hat sie bezeuget mit einem Christlichen vnstrefflichen Leben vnd Wandel / Vnd ist sie eine solche Fraw gewesen / wie Petrus beschreibt 1. C. 3. Die Weiber sollen jhren Mennern vnterthan sein / etc . Welcher Schmuck soll nicht sein / mit Haar flechten / Goldt vmbhengen / Kleider anlegen / Sondern der inwendige Mensch des Hertzen vnverruckt / mit stillem vnd sanfftem Geist . Das ist köstlich für GOtt . Wolte GOtt andere Frawen vnd Jungfrawen alhie nehmen ein Exempel davon / vnnd dechten mehr darauff / als auff newe Tracht vnd Muster / welche diese sehlige Frawe nicht geachtet hat / das stünde besser / als wenn man sich auch in solcher Leichtfertigkeit dieser Welt gleich stellet .
Es hat aber GOtt diese sehlige vnd Gottsehlige Frawen / für andern außgemahlet / darmit / das es nicht allein in jhrer Kinderzucht hart mit jhr gehalten / sondern sie auch lange zeit nun 18. Wochen kranck vnd zu Bett gelegen / ja fast ein gantz vmbgehendes Jahr gekranckt hat / da sie denn grosse Schmertzen außgestanden / das sie ja nicht mit der Welt verdammet würde .
Ob sie nun wol / welches kein wunder / bißweilen mit dem heiligen Hiob / in der langwirigen Kranckheit / etwas vngedültig worden / hat sie doch wieder solche vngedult / wie ich auß jhren Worten vernommen / gekempffet / vnd GOttes Beystandt / Krafft vnd Trost / wenn die Schuer fürüber gewesen / wie sie selbst bekandt / wiederumb gefühlet / als auch Hiob wenn er wieder zu sich kommen / sich erholet / als da er Cap. 19. sagt : Ich weiß das mein Erlöser lebt .
Als aber die Kranckheit sehr vberhandt genommen / hat sie den nehesten Tag zuvor / er sie verschieden / sich also zu einem sehligen Ende bereitet / vnd geschicket / das sie abermahl jhre Sünde bekandt / vnd angezeiget / sie sindt jhr Leydt / auch darauff jhren Glauben an Christum zu stercken / die H. Absolution vnd das H. Nachtmahl begehret / vnd empfangen / vnd weil dadurch bey jhr das Gedechtniß CHRISTI vnd seines Todes erfrischet vnd ernewert / hat sie sich gar wol zu frieden gegeben / vnd mehr nicht begehret / als das der liebe GOtt je ehe je lieber kommen möcht / wie denn auch geschehen / denn da sie als wir Menschen sindt / sich noch langes quelens in etwas besorg et / ist GOTT baldt folgendes Tages zu Hauß kommen / Alssie nun vermercket / das es nicht lang wehren wolte / vnd sie so eylend keines Predigers mechtig werden können / hat jhr jhrer Kinder Princeptor GOttes Wort vorlesen müssen / vnd als jhr Haußwirdt vnter des dazu kommen / vnd gefraget / wie es werden wolte / hat sie geantwortet : Wie GOtt wil / welches auch jhr letztes Wort gewesen / vnd hat GOtt sie / ehe auß aller Noht
erlöset als sie selbst gehoffet . Weil sie nun also im Glauben an den HERRN Christum gestorben / ziehen wir billig auff sie / den Spruch Johannis Apoc. 14. Sehlig sindt die Todten / die im HERRN sterben . GOTT lasse jhm auch den Wittwer / vnd die Mutterlose Wäysen in gnaden befohlen sein / vmb seines lieben Sohns vnsers HERRN JESV CHRISTI Willen / AMEN .