Daniel Sanders wurde am 12. Nov. 1819 in Altstrelitz im Großherzogthum Mecklenburg-
Strelitz geboren. Sein Tod kostete der Mutter das Leben. Der Vater, der ein geachteter Kaufmañ war ein vortreffli-
cher Mensch uund als solcher in weiten Kreisen geliebt uund geehrt, gab seinen beiden Kindern
keine Stiefmutter, aber er ersetzte ihnen die fehlende Mutter durch doppelte Sorgfalt
uund Liebe. Mit dem um 2 Jahre ältern Bruder, d mit dem er im̃er in
einem selbst unter Geschwistern seltenen iñigen Verhältnis lebte, empfing Daniel den
ersten Unterricht bei einem Hauslehrer. Im Jahre 1827 aber wurde eine tüchtige öffent-
liche Schule in Strelitz begründet und der Knabe trat nun als Zögling in die Anstalt,
deren Leiter er fünfzehn Jahre später selbst ward. Ostern 1832 verließ er diese
Schule uund kam nach dem benachbarten Neustrelitz aufs Gymnasium, wo er mit Benno
Reinhardt ein iñiges Freundschaftsbündnis schloß, das bis zu dessen für die Heil-
kunde zu früh erfolgten Tode fortbestand. Beide Jünglinge ging verließen Michae-
lis 1838 das Gymnasium mit vorzüglichem Zeugnis der Reife; Sanders ging nach
Berlin, wohin ihm schon ein halbes Jahr später Reinhardt folgte. Gemeinsam war ihnen
das Studium der Naturwissenschaften; außerdem beschäftigte Sanders hauptsächlich Ma-
thematik uund Sprachstudium. Reges Interesse für die Dichtkunst aller Völker lenkte
ihn hier auf die Volkspoesie der Neugriechen uund das Studium der Sprache brachte
ihn bald in engere Beziehung zu vielen in Berlin studierenden Griechen. Haupt-
sächlich befreundet wurde er mit dem jetzt als Professor der Zoologie in Athen
lebenden Iraklis Mitsopoulos aus Patras uund durch diesen späterhin mit ei-
nem leider zu früh verstorbenen Spyridkon Kangelarios aus Athen, der mehr-
mals längere Zeit bei Sanders in Strelitz sich aufhielt, als dieser dort als
Direktor der Schule wirkte. Die nächste Frucht seiner neugriechischen Studien
war eine Übersetzung neugriechischer Volkslieder, deren Urtext er größten-
theils erst aus dem Munde seiner griechischen Freunde aufgezeichnet hatte.
Einen geringen Theil derselben veröffentlichte er in einer 1842 mit Heinr.Heinrich
Bernhardund Oppenheim u.und Moritz Carriere gemeinsam herausgegebene Schrift: Neu-
griechische Volks- uund. Freiheitslieder (Grüneberg uund Leipzig); einen größeren
in einer 1844 (Mañheim bei Bassermañ) erschienenen, seinem Vater uund seinen Freunde
Iraklis Mitsopoulos gewidmeten Schrift: Das Volksleben der Neugriechen, das
er schon als Oberlehrer in Strelitz veröffentlichte herausgab. – Zwei Jahre nach
dem Erscheinen dieser Schrift verlor Sanders seinen trefflichen Vater, der
bis zum letzten 76jährigen Vater, der, bis zum letzten Augenblick jugend-
frisch uund als Menschenfreund thätig, sein Geschäft jedoch in den letzten
Jahren schon dem ältern SohnAlexander Sanders übergeben hatte. Dem Vater setzte der
schrieb Sanders auf den Grabstein:
„Stein, wer ruht hier?“ Ein Mensch. – „Was that er im Leben?“ Er lebte.
Segnende gesegnet, so sank er wie die Soñe hinab.
Das in dem letztgenañten Werk von Sanders niedergelegte
Urtheil über die Dichtungen von Alexandros Rhisos Rhangawis (Ran-
gabé) uund namentlich über dessen Versuche zur Einführung des Hexa-
meters ins Neugriechische veranlaßte diesen bedeutendsten der heutigen
griechischen Dichter, den jetzigen Minister des Iñern in Griechenland,
mit Sanders in einen Briefwechsel zu treten, in welchem sie na-
mentlich ihre Gedanken über die Metrik des neuern Sprachen, insonder-
heit der neugriechischen, austauschten. Vielleicht ist dieser Briefwechsel
nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß Rhangawis den früher
von ihm, wie von den übrigen Dichtern, für das Drama ange-
wandten politischen Vers in seiner aristophanischen Komödie: „Die
Hochzeit des Kutrulis“Rhangawis, Alexandros Rhisos: Die Hochzeit des Kutrulis, ein aristophanisches Lustspiel. Aus dem Neugriechischen übersetzt von Dr. D. H. Sanders. Berlin 1848. [ Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.12.2017.](https://books.google.de/books?id=e1AAAAAAcAAJ) mit dem Trimeter vertauschte. In sei-
ner im literarhistorischen Taschenbuch von Prutz (1848) erschienen
Skizze: „Die politische Poesie bei den Neugriechen“Sanders, Daniel: Die politische Poesie bei den Neugriechen. Eine Skizze. In: Prutz, Robert Eduard (Hg.): Literarhistorisches Taschenbuch, 6. Jg., Hannover 1848, S. 171-257. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 11.12.2017.](https://archive.org/details/literarhistorisc6184unse) spricht Sanders
sein Urtheil dahin aus, daß den frühern Schauspiele[n] von Rhanga-
wis an Breite litten, die zumeist durch den für das Drama
unpassenden politischen Vers verschuldet sei, welcher mit seiner
starren Cäsur uund seinem Reimgeklingel an die Zeit ge-
mahne, wo den Deutschen der Alexandriner als dramatischer
Vers galt; dieser Fehler aber sei in der „Die Hochzeit des
Kutrulis“Rhangawis, Alexandros Rhisos: Die Hochzeit des Kutrulis, ein aristophanisches Lustspiel. Aus dem Neugriechischen übersetzt von Dr. D. H. Sanders. Berlin 1848. [ Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.12.2017.](https://books.google.de/books?id=e1AAAAAAcAAJ) gänzlich überwunden, worin er einen unermeßlichen
Fortschritt uund den Anfang einer neuen Periode für
die griechische Poesie erblickt. Daß aber Sanders nicht zu gü-
nstig geurtheilt, davon möge man sich durch die Übersetzung
überzeugen, die er von dem Stück veranstaltete uund die
1848 (Berlin Duncker) erschien, „Alexandros Rhisos
Rhangawis, dem Dichter uund Freunde“ gewidmet. Es mag
vergöñt sein, aus der Vorrede Arnold Ruge’s briefliches
Urtheil hier anzuführen: „Die Sache hat
“, schreibt dieser, „ein nicht gerin-
ges ethisches u poetisches Interesse. Es ist namentlich beschämend für uns,
mit wieviel Verstand der Grieche sogleich seine Verhältnisse zu komö-
diren weiß, während unsere Dichter unsre Verhältnisse nicht ein-
mal vorzuführen wissen ppp.
“Vollständiges Zitat in: Rhangawis, Alexandros Rhisos: Die Hochzeit des Kutrulis, ein aristophanisches Lustspiel. Aus dem Neugriechischen übersetzt von Dr. D. H. Sanders. Berlin 1848, S. II. [ Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.12.2017.](https://books.google.de/books?id=e1AAAAAAcAAJ) – In dem Jahre lang mit vielen Griechen münd-
lich uund schriftlich unterhaltenen Verkehr hat Sanders dañ noch eine große
Anzahl neugriechischer in Deutschland bisher unbekañter Volkslieder
gesam̃elt uund übersetzt, deren Veröffentlichung den Freunden der
Volkspoesie uund griechischen Sprache willkom̃en sein müßte.
Kom̃en wir nun aber auf die Thätigkeit des Dr. Sanders in
andern Fächern zurück, so haben wir zuerst zuvörderst seine fast
zehnjährige Wirksamkeit als Direktor der Strelitzer Schule hervor-
zuheben, die unter seiner Leitung in schönster Blüthe stand, in
Folge äußerer Einflüße aber im J.Jahre 1852 einging. Zunächst für diese
Schule veröffentlichte Sanders seine „Gespräche, eine Ergänzung
zu allen Schul-Lesebüchern für Kinder v 8-14 Jahren“Sanders, Daniel: Gespräche. Eine Ergänzung zu allen Schul-Lesebüchern für Kinder von 8 – 14 Jahren. Neustrelitz 1845. (Neustrelitz 1845)
mit dem Motto: „Da veniam scriptis, quorum non gloria nobis
Causa, sed utilitas officiumque fuit
“Vergib den Schriftstücken, deren Beweggrund nicht Ruhm für uns war, sondern die Nützlichkeit und die Pflicht. Zitat aus: Ovid: Epistulae ex Ponto, III., IX., 55-56.[ Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 11.12.2017, in: Wheeler, Arthur Leslie: Ovid Tristia, Ex Ponto. Cambridge/ Massachusetts/ London 1939, S. 422.](https://archive.org/details/ovidtristiaexpon011949mbp)
Außerdem schrieb er in verschiedenen Zeitschriften, namentlich in
den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, in den Jahn’
schen Jahrbüchern für Philologie uund PädagogikJahn, Johann Christian (Hg.): Jahrbücher für Philologie und Paedagogik. Eine kritische Zeitschrift. Leipzig 1830-1847., in der höheren
BürgerschuleVogel, Carl; Körner, Friedrich (Hg.): Die höhere Bürgerschule. Organ zur ausschließlichen Besprechung der Interessen der Real-, höheren Bürger- und Töchterschule in Deutschland, Leipzig 1852ff. von Vogel, in dem praktischen Schulmañ von Körner,
in dem Archiv für das Studium der neueren Sprachen uund LiteraturenHerrig, Ludwig (Hg.): Das Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Elberfeld/Iserlohn/Braunschweig 1846ff.
von Herrig viele Aufsätze, unter denen wir, da die einzelne Aufzählung zu
weit führen würde, hier nur auf diejenigen über allgemei-
ne Gram̃atik, über englische uund deutsche Sprache – zumal in
der zuletzt genañten Zeitschrift – hinweisen. Daran knüpfen
sich seine Beiträge für „Germaniens Völkerstim̃en“Firmenich-Richartz, Johann Matthias: Germaniens Völkerstimmen. Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern usw. Dritter Band. Berlin 1854, S. 76ff. [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 12.12.2017.](https://books.google.de/books?id=r0Fk42DtFjAC) von Firmenich,
für die „Deutschen Mundarten“Sanders, Daniel: Lieder und Märchen im Dialekt von Meklemburg-Strelitz. In: Frommann, Karl (Hg.): Die Deutsche Mundarten. Eine Monatsschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Erster Jahrgang. Nürnberg 1854, S. 269ff. [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 12.12.2017.](https://books.google.de/books?id=DCVpAAAAcAAJ) von Frommann Wir erwähn-
en ferner außer mehreren Gedichten im „Weihnachtsbaum für
arme Kinder“Hofmann, Friedrich: Weihnachtsbaum für arme Kinder : Gaben deutscher Dichter. Hildburghausen 1850ff. von F. Hofmann seinem die seinem Freunde
H.Heinrich B.Bernhard Oppenheim gewidmete Übersetzung des hohen LiedesSanders, Daniel: Das Hohe-Lied. In neue Reime übertragen und erklärt. In: Busch, Isidor (Hg.): Kalender und Jahrbuch für Israeliten auf das Jahr 5606. Vierter Jahrgang. Wien 1845, S. 105ff. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 12.12.2017.](https://archive.org/details/bub_gb_n-TUAAAAMAAJ)
neben mehrern andern Arbeiten in dem in Wien von I.Isidor Busch her-
ausgegebenen „Jahrbuch für Israeliten“, ferner die Xenien der
GegenwartGlaßbrenner, Adolf; Sanders, Daniel: Xenien der Gegenwart. Hamburg 1850. [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 12.12.2017.](https://books.google.de/books?id=Jg5OAAAAcAAJ) von Ad.Adolf Glaßbrenner uund ihm (Hamburg Campe
1850) uund eine von ihm (1848) redigierte Zeitschrift: „Blätter für
freies Volksthum“Sanders, Daniel: Blätter für freies Volksthum. Neustrelitz 1848-1849.. – Als besonders bedeutsam haben wir hier
noch hervorzuheben die kritische Beleuchtung des Deutschen
Wörterbuchs von Jacob uund Wilhelm Grim̃, von der das erste
Heft 1852Sanders, Daniel: Das deutsche Wörterbuch von Jakob Grimm und Wilhelm Grimm, kritisch beleuchtet. Erstes Heft. Hamburg 1852 [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 12.12.2017.](https://books.google.de/books?id=5uFIAAAAcAAJ) , das zweite 1853Sanders, Daniel: Das deutsche Wörterbuch von Jakob Grimm und Wilhelm Grimm, kritisch beleuchtet. Zweites Heft. Hamburg 1853 [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 12.12.2017.](https://books.google.de/books?id=8uFIAAAAcAAJ) (Hamburg, Campe) erschien. Selbst
Leute, die hier seine Polemik eine „unerquickliche“ nañten,
mußten – weñ auch widerstrebend – da die Bedeutsamkeit sei-
ner Leistung auf dem Gebiete der deutschen Lexikogra-
phie anerkeñen. Wir führen hier aus einer Recension
von Dr. Sachse im 16ten Bande des Herrig’schen Archivs
folgende Stelle an: „Wie sehr wir nun auch wünschen müssen,
daß Herr Sanders diese Art uund Weise der Kritik aufge-
ben möge, so drängt sich uns doch der Wunsch lebhaft auf,
daß er im Interesse der Wissenschaft selbständig als Lexiko-
graph auftreten möge p.pp.
“Sachse: [Besprechung von] Das deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm kritisch beleuchtet von Dr. Daniel Sanders. In: Herrig, Ludwig (Hg.): Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 16. Band. Braunschweig 1854, S. 169 [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 12.12.2017.](https://archive.org/details/archivfrdasstu16brauuoft) – Von der JJWeber’schen Buch-
handlung in Leipzig erging dañ auch in Folge der ge-
dachten
gedachten beiden Hefte , die „in weiten Kreisen Beachtung, von vielen
Seiten Zustim̃ung, von andrer Widerspruch, von keiner aber Wider-
legung erfahren“ hatten, an Sanders die Aufforderung zur Herausgabe
eines Deutschen Wörterbuchs. Ziemlich gleichzeitig erhält er
auch von Frankfurt a/M den ehrenvollen Ruf, die Leitung des
dortigen Philanthropins zu übernehmen. Sanders entschied sich
für das Wörterbuch. – 1854 erschein sein „Program̃ eines neuen
Wörterbuches der deutschen Sprache“Sanders, Daniel: Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache. Leipzig 1854.[ Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 08.12.2017.](https://books.google.de/books?id=wpVEAAAAcAAJ), worin er seinen Plan für das
Werk ausführlich entwickelte uund begründete, gleichzeitig aber
auch schon einigen Proben des Werks selbst mittheilte. Über die-
se urtheilt der schon erwähnte Dr Sachse, auf de ein Anhänger der
Grim̃, uunter A.Anderem: „Die tiefere Erfassung der ursprünglichen Bedeutung,
der feinen Taktu[nd].Scharfsiñ bei der Darstellung verwandter
oder entgegengesetzter Begriffe sind über alles Lob erha-
ben, so daß man fast zweifeln kañ, soll man den ungeheu-
ren Sam̃elfleiß, den das schon vorliegende, zusam̃engetragene
Material bekundet mehr bewundern oder den ordnenden Ver-
stand, die thätige Geisteskraft, die mit Umsicht u Weisheit
Licht, Einsicht u Klarheit in ein so großes Material ge-
bracht hat. Ich glaube, Beides verdient Dank, Anerkeñung;
Beides wird dieselben bei Mit- u Nachwelt finden ppp.
“ (Her-
rig’s Archiv 16, 453)Sachse: [Besprechung von] Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache. Von Daniel Sanders.. In: Herrig, Ludwig (Hg.): Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 16. Band. Braunschweig 1854, S. 450 [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 12.12.2017.](https://archive.org/details/archivfrdasstu16brauuoft) – Danach dürfen wir das Werk, an
dem Sanders rüstig uund unverdrossen arbeitet, wohl
selber auf des angelegentlichste empfehlen. Möge der von ihm
am Schluß seines Program̃s ausgesprochene tiefe Herzenswunsch in Er-
füllung gehen, möge es ihm gelingen, ein Werk zu schaffen, nicht
unwerth des deutschen Volkes, dem er es widmen möchte.
Mit dem Wörterbuch einigermaßen im Zusam̃enhang steht
auch der 1856 (Leipzig, Weber) erschienene „Katechismus der deutschen
Orthographie“Sanders, Daniel: Katechismus der deutschen Orthographie. Leipzig 1856. [Dritte Auflage, 1873, online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 12.12.2017.](https://archive.org/details/bub_gb_8IoNAAAAYAAJ), der als ein sehr tüchtiges uund
bei dem auf diesem Gebiet herrschenden Schwanken höchst zeitgemä-
ßes Werk von bedeutenden Pädagogen anerkañt u[nd]. willkom̃en
geheißen wurde. S.Siehe die Urtheile in Löw’s pädago.pädagogischer MonatsschMonatsschriftLöw, F (Hg.): Pädagogische Monatsschrift. Zehnter Jahrgang. Magdeburg 1856. vom
Dec.December 1856, in Herrig’s Archiv 20, 437–441Anonymer Autor: [Besprechung von] Katechismus der deutschen Orthographie von Daniel Sanders. In: Herrig, Ludwig (Hg.): Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 20. Band. Braunschweig 1856, S. 437 [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 12.12.2017.](https://archive.org/details/archivfrdasstu20brauuoft). u. a. m.und andere mehr – In dem Vorwort
bezeichnet Sanders seinen Standpunkt in Behandlung der Orthographie
uund der Sprache überhaupt als den gesellschaftlichen, sich dabei jedoch
ausdrücklich von der Mißdeutung verwahrend, daß man ihn zu der
sogenañten oder doch so sich neñenden historischen Schule zähle, welche
die lebendige Fortentwicklung der Sprache verkenne, indem sie die
heutige nach der früheren modeln zu köñen wähne: „Mir erscheinet
es vielmehr
“, – so lauten seine Worte –„als wahrhaft geschichtliches
Behandlung der Sprache, anzugeben, wie sie sich in der That entwickelt
hat, nicht wie nach irgend einem „System“ sie sich hätte entwickeln
köñen. Sprache uund Schriftgebrauch gelten mir als das Erzeugnis des
rastlos werkenden Volksgeistes, das der Sprachforscher nicht etwa „machen“,
sondern anerkeñen uund, soweit er kañ, in seinen Gründen erkennen
soll, überzeugt, daß der Volksgeist überall das Rechte schafft, das
der modelnden uund bessernden Hand des Einzelnen nicht bedarf
“. –
Sanders lebt in seiner Vaterstadt im Kreise seiner Familie –
er ist seit 1847 verheirathet – ausschließlich seiner Wissenschaft.