Erſte Scene.
Amphitryon. Soſias.
Amphitryon.
Steh, Gaudieb, ſag’ ich, mir, vermaledeiter
Hallunke! Weißt du, Taugenichts, daß dein
Geſchwaͤtz dich an den Galgen bringen wird?
Und daß, mit dir nach Wuͤrden zu verfahren,
Nur meinem Zorn ein tuͤcht’ges Rohr gebricht?
Soſias.
Wenn ihr’s aus dieſem Ton nehmt, ſag ich
nichts.
Befehlt, ſo traͤum’ ich, oder bin betrunken.
Amphitryon.
Mir ſolche Maͤhrchen ſchamlos aufzubuͤrden!
Erzaͤhlungen, wie unſre Ammen ſie
Den Kindern Abends in die Ohren lullen. —
Meinſt du, ich werde dir die Poſſen glauben?
Soſias.
Behuͤt’! Ihr ſeid der Herr und ich der Diener,
Ihr werdet thun und laſſen, was ihr wollt.
Amphitryon.
Es ſei. Ich unterdruͤcke meinen Zorn,
Gewinne die Geduld mir ab, noch einmal
Vom Ei den ganzen Hergang anzuhoͤren.
— Ich muß dies Teufelsraͤthſel mir entwirren,
Und nicht den Fuß ehr ſetz’ ich dort ins Haus.
— Nimm alle deine Sinne wohl zuſammen,
Und ſteh mir Rede, puͤnctlich, Wort fuͤr Wort.
Soſias.
Doch, Herr, aus Furcht vergebt mir, anzuſtoßen,
Erſuch’ ich euch, eh’ wir zur Sache ſchreiten,
Den Ton mir der Verhandlung anzugeben.
Soll ich nach meiner Ueberzeugung reden,
Ein ehrlicher Kerl, verſteht mich, oder ſo,
Wie es bei Hofe uͤblich, mit euch ſprechen?
Sag ich euch dreiſt die Wahrheit, oder ſoll ich
Mich wie ein wohlgezog’ner Menſch betragen?
Amphitryon.
Nichts von den Fratzen. Ich verpflichte dich,
Bericht mir unverhohlen abzuſtatten.
Soſias.
Gut. Laßt mich machen jetzt. Ihr ſollt be-
dient ſein.
Ihr habt bloß mir die Fragen auszuwerfen.
Amphitryon.
Auf den Befehl, den ich dir gab —?
Soſias.
Ging ich
Durch eine Hoͤllenfinſterniß, als waͤre
Der Tag zehntauſend Klaftern tief verſunken,
Euch allen Teufeln, und den Auftrag gebend,
Den Weg nach Theben, und die Koͤnigsburg.
Amphitryon.
Was, Schurke, ſagſt du?
Soſias.
Herr, es iſt die Wahrheit.
Amphitryon.
Gut. Weiter. Waͤhrend du den Weg ver-
folgteſt —?
Soſias.
Setzt ich den Fuß ſtets einen vor den andern,
Und ließ die Spuren hinter mir zuruͤck.
Amphitryon.
Was! Ob dir was begegnet, will ich wiſſen!
Soſias.
Nichts, Herr, als daß ich salva venia
Die Seele voll von Furcht und Schrecken
hatte.
Amphitryon.
D’rauf eingetroffen hier —?
Soſias.
Uebt ich ein wenig
Mich auf den Vortrag, den ich halten ſollte,
D
Und ſtellte witzig die Laterne mir,
Als eure Gattin, die Prinzeſſin, vor.
Amphitryon.
Dies abgemacht —?
Soſias.
Ward ich geſtoͤrt. Jetzt koͤmmts.
Amphitryon.
Geſtoͤrt? Wodurch? Wer ſtoͤrte dich?
Soſias.
Soſias.
Amphitryon.
Wie ſoll ich das verſtehn?
Soſias.
Wie ihr’s verſtehn ſollt?
Mein Seel! Da fragt ihr mich zu viel.
Soſias ſtoͤrte mich, da ich mich uͤbte.
Amphitryon.
Soſias! Welch’ ein Soſias! Was fuͤr
Ein Galgenſtrick, Hallunke, von Soſias,
Der außer dir den Nahmen fuͤhrt in Theben,
Hat dich geſtoͤrt, da du dich eingeuͤbt?
Soſias.
Soſias! Der bei euch in Dienſten ſteht,
Den ihr vom Lager geſtern abgeſchickt,
Im Schloſſe eure Ankunft anzumelden.
Amphitryon.
Du? Was?
Soſias.
Ich, ja. Ein Ich, das Wiſſenſchaft
Von allen unſern Heimlichkeiten hat,
Das Kaͤſtchen und die Diamanten kennt,
Dem Ich vollkommen gleich, das mit euch
ſpricht.
Amphitryon.
Was fuͤr Erzaͤhlungen?
Soſias.
Wahrhaftige.
Ich will nicht leben, Herr, beluͤg ich euch.
Dies Ich war fruͤher angelangt, als ich,
D 2
Und ich war hier, in dieſem Fall, mein Seel,
Noch eh’ ich angekommen war.
Amphitryon.
Woher entſpringt dies Irrgeſchwaͤtz? Der Wiſch-
waſch?
Iſt’s Traͤumerei? Iſt es Betrunkenheit?
Gehirnverruͤckung? Oder ſoll’s ein Scherz ſein?
Soſias.
Es iſt mein voͤll’ger Ernſt, Herr, und ihr werdet,
Auf Ehrenwort, mir euren Glauben ſchenken,
Wenn ihr ſo gut ſein wollt. Ich ſchwoͤr’s euch zu,
Daß ich, der einfach aus dem Lager ging,
Ein Doppelter in Theben eingetroffen;
Daß ich mir glotzend hier begegnet bin;
Das hier dies eine Ich, das vor euch ſteht,
Vor Muͤdigkeit und Hunger ganz erſchoͤpft,
Das Andere, das aus dem Hauſe trat,
Friſch, einen Teufelskerl, gefunden hat;
Daß dieſe beiden Schufte eiferſuͤchtig
Jedweder, euern Auftrag auszurichten,
Sofort in Streit geriethen, und daß ich
Mich wieder ab ins Lager trollen mußte,
Weil ich ein unvernuͤnft’ger Schlingel war.
Amphitryon.
Man muß von meiner Sanftmuth ſein, von
meiner
Friedfertigkeit, von meiner Selbſtverlaͤugnung,
Um einem Diener ſolche Sprache zu geſtatten.
Soſias.
Herr, wenn ihr euch ereifert, ſchweig ich ſtill.
Wir wollen von was Andern ſprechen.
Amphitryon.
Gut. Weiter denn. Du ſiehſt, ich maͤß’ge mich.
Ich will geduldig bis an’s End’ dich hoͤren.
Doch ſage mir auf dein Gewiſſen jetzt,
Ob das, was du fuͤr wahr mir geben willſt,
Wahrſcheinlich auch nur auf den Schatten iſt.
Kann man’s begreifen? reimen? Kann man’s
faſſen?
Soſias.
Behuͤte! Wer verlangt denn das von euch?
In’s Tollhaus weiſ’ ich den, der ſagen kann,
Daß er von dieſer Sache was begreift.
Es iſt gehauen nicht und nicht geſtochen,
Ein Vorfall, koboltartig, wie ein Maͤhrchen,
Und dennoch iſt es, wie das Sonnenlicht.
Amphitryon.
Falls man demnach fuͤnf Sinne hat, wie glaubt
man’s.
Soſias.
Mein Seel’! Es koſtete die groͤßte Pein mir,
So gut, wie euch, eh’ ich es glauben lernte.
Ich hielt mich fuͤr beſeſſen, als ich mich
Hier aufgepflanzt fand laͤrmend auf dem Platze,
Und einen Gauner ſchalt ich lange mich.
Jedoch zuletzt erkannt’ ich, mußt’ ich mich,
Ein Ich, ſo wie das Andre, anerkennen.
Hier ſtand’s, als waͤr’ die Luft ein Spiegel vor
mir,
Ein Weſen voͤllig wie das meinige,
Von dieſem Anſtand, ſeht, und dieſem Wuchſe,
Zwei Tropfen Waſſer ſind nicht aͤhnlicher.
Ja, waͤr’ es nur geſelliger geweſen,
Kein ſolcher muͤrr’ſcher Grobian, ich koͤnnte,
Auf Ehre, ſehr damit zufrieden ſein.
Amphitryon.
Zu welcher Ueberwindung ich verdammt bin!
— Doch endlich, biſt du nicht in’s Haus ge-
gangen?
Soſias.
In’s Haus! Was! Ihr ſeid gut! Auf welche
Weiſe?
Litt ich’s? Hoͤrt ich Vernunft an? Unterſagt’ ich
Nicht eigenſinnig ſtets die Pforte mir?
Amphitryon.
Wie? Was? Zum Teufel!
Soſias.
Wie? Mit einem Stocke,
Von dem mein Ruͤcken noch die Spuren traͤgt.
Amphitryon.
So ſchlug man dich?
Soſias.
Und tuͤchtig.
Amphitryon.
Wer — wer ſchlug dich?
Wer unterſtand ſich das?
Soſias.
Ich.
Amphitryon.
Du? Dich ſchlagen?
Soſias.
Mein Seel’, ja, ich! Nicht dieſes Ich von
hier,
Doch das vermaledeite Ich vom Hauſe,
Das wie fuͤnf Ruderknechte ſchlaͤgt.
Amphitryon.
Ungluͤck verfolge dich, mit mir alſo zu reden!
Soſias.
Ich kann’s euch darthun, Herr, wenn ihr’s be-
gehrt.
Mein Zeuge, mein glaubwuͤrdiger, iſt der
Gefaͤhrte meines Mißgeſchicks, mein Ruͤcken.
— Das Ich, das mich von hier verjagte, ſtand
Im Vortheil gegen mich; es hatte Muth
Und zwei geuͤbte Arme, wie ein Fechter.
Amphitryon.
Zum Schluſſe. Haſt du meine Frau geſprochen?
Soſias.
Nein.
Amphitryon.
Nicht! Warum nicht?
Soſias.
Ei! Aus guten Gruͤnden.
Amphitryon.
Und wer hat dich, Verraͤther, deine Pflicht
Verfehlen laſſen? Hund, Nichtswuͤrdiger!
Soſias.
Muß ich es zehn und zehnmal wiederholen?
Ich, hab’ ich euch geſagt, dies Teufels ich,
Das ſich der Thuͤre dort bemaͤchtigt hatte;
Das Ich, das das allein’ge Ich will ſein;
Das Ich vom Hauſe dort, das Ich vom Stocke,
Das Ich, das mich halb todt gepruͤgelt hat.
Amphitryon.
Es muß die Beſtie getrunken haben,
Sich vollends um das Bischen Hirn gebracht.
Soſias.
Ich will des Teufels ſein, wenn ich heut mehr
Als meine Portion getrunken habe.
Auf meinen Schwur, mein Seel’, koͤnnt ihr mir
glauben.
Amphitryon.
— So haſt du dich unmaͤß’gem Schlaf vielleicht
Ergeben? — Vielleicht daß dir ein boͤſer Traum
Den aberwitzgen Vorfall vorgeſpiegelt.
Den du mir hier fuͤr Wirklichkeit erzaͤhlſt —?
Soſias.
Nichts, nichts von dem. Ich ſchlief ſeit geſtern
nicht
Und hatt’ im Wald’ auch gar nicht Luſt zu
ſchlafen,
Ich war erwacht vollkommen, als ich eintraf,
Und ſehr erwacht und munter war der and’re
Soſias, als er mich ſo tuͤchtig walkte.
Amphitryon.
Schweig. Was ermuͤd’ ich mein Gehirn? Ich
bin
Verruͤckt ſelbſt, ſolchen Wiſchwaſch anzuhoͤren.
Unnuͤtzes, marklos-albernes Gewaͤſch,
In dem kein Menſchenſinn iſt, und Verſtand.
Folg’ mir.
Soſias. (für ſich.)
So iſt’s. Weil es aus meinem Munde
kommt,
Iſt’s albern Zeug, nicht werth, daß man es
hoͤre.
Doch haͤtte ſich ein Großer ſelbſt zerwalkt,
So wuͤrde man Mirakel ſchrei’n.
Amphitryon.
Laß mir die Pforte oͤffnen. — Doch was ſeh ich?
Alkmene kommt. Es wird ſie uͤberraſchen,
Denn freilich jetzt erwartet ſie mich nicht.
Zweite Scene.
Alkmene. Charis. Die Vorigen.
Alkmene.
Komm, meine Charis. Laß den Goͤttern uns
Ein Opfer dankbar auf den Altar legen.
Laß ihren großen, heil’gen Schutz noch ferner
Mich auf den beſten Gatten niederflehn.
(da ſie den Amphitryon erblickt.)
O Gott! Amphitryon!
Amphitryon.
Der Himmel gebe,
Daß meine Gattin nicht vor mir erſchrickt,
Nicht fuͤrcht’ ich, daß nach dieſer fluͤcht’gen Tren-
nung
Alkmene minder zaͤrtlich mich empfaͤngt.
Als ihr Amphitryon zuruͤckgekehrt.
Alkmene.
So fruͤh zuruͤck —?
Amphitryon.
Was! dieſer Ausruf,
Fuͤrwahr, ſcheint ein zweideutig Zeichen mir,
Ob auch die Goͤtter jenen Wunſch erhoͤrt.
Dies: „Schon ſo fruͤh zuruͤck!“ iſt der Empfang,
Beim Himmel, nein! der heißen Liebe nicht.
Ich Thoͤrigter! Ich ſtand im Wahn, daß mich
Der Krieg zu lange ſchon von hier entfernt;
Zu ſpaͤt, war meine Rechnung, kehrt ich wieder.
Doch du belehrſt mich, daß ich mich geirrt,
Und mit Befremden nehm’ ich wahr, daß ich
Ein Ueberlaͤſt’ger aus den Wolken falle.
Alkmene.
Ich weiß nicht —
Amphitryon.
Nein, Alkmene,
Verzeih. Mit dieſem Worte haſt du Waſſer
Zu meiner Liebe Flammen hingetragen.
Du haſt, ſeit ich dir fern, die Sonnenuhr
Nicht eines fluͤcht’gen Blicks gewuͤrdigt.
Hier ward kein Fluͤgelſchlag der Zeit vernommen,
Und unter rauſchenden Vergnuͤgen ſind
In dieſem Schloß fuͤnf abgezaͤhlte Monden
Wie ſo viel Augenblicke hingeflohn.
Alkmene.
Ich habe Muͤh’, mein theurer Freund, zu faſſen,
Worauf du dieſen Vorwurf gruͤnden magſt.
Beklagſt du uͤber meine Kaͤlte dich,
So ſiehſt du mich verlegen, wie ich dich
Befried’gen ſoll. Ich denke geſtern, als
Du um die Abenddaͤmmrung mir erſchienſt,
Trug ich die Schuld, an welche du mich mahnſt,
Aus meinem warmen Buſen reichlich ab.
Kannſt du noch mehr dir wuͤnſchen, mehr begeh-
ren,
So muß ich meine Duͤrftigkeit geſtehn:
Ich gab dir wirklich Alles, was ich hatte.
Amphitryon.
Wie?
Alkmene.
Und du fragſt noch! Flog ich geſtern nicht,
Als du mich heimlich auf den Nacken kuͤßteſt,
Ich ſpann, in’s Zimmer warſt du eingeſchlichen,
Wie aus der Welt entruͤckt, dir an die Bruſt?
Kann man ſich inn’ger des Geliebten freun?
Amphitryon.
Was ſagſt du mir?
Alkmene.
Was das fuͤr Fragen ſind!
Du ſelber warſt unmaͤß’ger Freude voll,
Dich ſo geliebt zu ſehn; und als ich lachte,
Inzwiſchen mir die Thraͤne floß, ſchwurſt du
Mit ſeltſam ſchauerlichen Schwur mir zu,
Daß nie die Here ſo den Jupiter begluͤckt.
Amphitryon.
Ihr ew’gen Goͤtter!
Alkmene.
D’rauf als der Tag ergluͤhte,
Hielt laͤnger dich kein Flehn bei mir zuruͤck.
Auch nicht die Sonne wollteſt du erwarten.
Du gehſt, ich werfe mich auf’s Lager nieder,
Heiß iſt der Morgen, ſchlummern kann ich nicht,
Ich bin bewegt, den Goͤttern will ich opfern,
Und auf des Hauſes Vorplatz treff ich dich!
Ich denke, Auskunft, traun, biſt du mir ſchuldig,
Wenn deine Wiederkehr mich uͤberraſcht,
Beſtuͤrzt auch, wenn du willſt; nicht aber iſt
Ein Grund hier, mich zu ſchelten, mir zu zuͤrnen.
Amphitryon.
Hat mich etwan ein Traum bei dir verkuͤndet,
Alkmene? Haſt du mich vielleicht im Schlaf
Empfangen, daß du waͤhnſt, du habeſt mir
Die Forderung der Liebe ſchon entrichtet?
Alkmene.
Hat dir ein boͤſer Daͤmon das Gedaͤchtniß
Geraubt, Amphitryon? hat dir vielleicht
Ein Gott den heitern Sinn verwirrt, daß du
Die keuſche Liebe deiner Gattin, hoͤhnend,
Von allem Sittlichen entkleiden willſt?
Amphitryon.
Was? Mir wagſt du zu ſagen, daß ich geſtern
Hier um die Daͤmm’rung eingeſchlichen bin?
Das ich dir ſcherzend auf den Nacken — Teufel!
Alkmene.
Was? Mir wagſt du zu leugnen, daß du geſtern
Hier um die Daͤmm’rung eingeſchlichen biſt?
Daß du dir jede Freiheit haſt erlaubt,
Die dem Gemahl mag zuſtehn uͤber mich?
Amphitryon.
— Du ſcherzeſt. Laß zum Ernſt uns wieder-
kehren,
Denn nicht an ſeinem Platz iſt dieſer Scherz.
Alkmene.
Du ſcherzeſt. Laß zum Ernſt uns wiederkehren,
Denn roh iſt und empfindlich dieſer Scherz.
Amphitryon.
— Ich haͤtte jede Freiheit mir erlaubt,
Die dem Gemahl mag zuſtehn uͤber dich? —
War’s nicht ſo? —
Alkmene.
Geh, Unedelmuͤthiger!
Amphitryon.
O Himmel! Welch’ ein Schlag trifft mich! So-
ſias!
Mein Freund!
E
Soſias.
Sie braucht fuͤnf Grane Nieſewurz;
In ihrem Oberſtuͤbchen iſt’s nicht richtig.
Amphitryon.
Alkmene! Bei den Goͤttern! du bedenkſt nicht,
Was dies Geſpraͤch fuͤr Folgen haben kann.
Beſinne dich. Verſammle deine Geiſter.
Fortan werd’ ich dir glauben, was du ſagſt.
Alkmene.
Was auch daraus erfolgt, Amphitryon,
Ich will’s, daß du mir glaubſt, du ſollſt mich nicht
So unanſtaͤnd’gen Scherzes faͤhig waͤhnen.
Sehr ruhig ſiehſt du um den Ausgang mich.
Kannſt du im Ernſt ins Angeſicht mir laͤugnen,
Daß du im Schloſſe geſtern dich gezeigt,
Falls nicht die Goͤtter fuͤrchterlich dich ſtraften,
Gilt jeder andre ſchnoͤde Grund mir gleich.
Den innern Frieden kannſt du mir nicht ſtoͤren,
Und auch die Meinung, hoff’ ich, nicht der Welt:
Den Riß bloß werd’ ich in der Bruſt empfinden,
Daß mich der Liebſte grauſam kraͤnken will.
Amphitryon.
Ungluͤckliche! Welch eine Sprach’! — Und auch
Schon die Beweiſe haſt du dir gefunden?
Alkmene.
Iſt es erhoͤrt? die ganze Dienerſchaft
Iſt, dieſes Schloſſes, Zeuge mir; es wuͤrden
Die Steine mir, die du betrat’ſt, die Baͤume,
Die Hunde, die deine Knie umwedelten,
Von dir mir Zeugniß reden, wenn ſie koͤnnten.
Amphitryon.
Die ganze Dienerſchaft? Es iſt nicht moͤglich!
Alkmene.
Soll ich, du Unbegreiflicher, dir den
Beweis jetzt geben, den entſcheidenden?
Von wem empfing ich dieſen Guͤrtel hier?
Amphitryon.
Was einen Guͤrtel? du? Bereits? Von mir?
Alkmene.
Das Diadem, ſprachſt du, des Labdakus,
Den du gefaͤllt haſt in der letzten Schlacht.
E 2
Amphitryon.
Verraͤther dort! Was ſoll ich davon denken?
Soſias.
Laßt mich gewaͤhren. Das ſind ſchlechte Kniffe,
Das Diadem halt’ ich mit meinen Haͤnden.
Amphitryon.
Wo?
Soſias.
Hier.
(er zieht ein Käſtchen aus der Taſche.)
Amphitryon.
Das Siegel iſt noch unverletzt!
(er betrachtet den Gürtel an Alkmenes Bruſt.)
Und gleichwohl — truͤgen mich nicht alle Sinne —
(zu Soſias.)
Schnell oͤffne mir das Schloß.
Soſias.
Mein Seel, der Platz iſt leer.
Der Teufel hat es wegſtipitzt, es iſt
Kein Diadem des Labdakus zu finden.
Amphitryon.
O ihr allmaͤcht’gen Goͤtter, die die Welt
Regieren! Was habt ihr uͤber mich verhaͤngt?
Soſias.
Was uͤber euch verhaͤngt iſt? Ihr ſeid doppelt,
Amphitryon vom Stock iſt hier geweſen,
Und gluͤcklich ſchaͤtz’ ich euch, bei Gott —
Amphitryon.
Schweig Schlingel!
Alkmene. (zu Charis.)
Was kann in aller Welt ihn ſo bewegen?
Warum ergreift Beſtuͤrzung ihn, Entgeiſterung,
Bei dieſes Steines Anblick, den er kennt?
Amphitryon.
Ich habe ſonſt von Wundern ſchon gehoͤrt,
Von unnatuͤrlichen Erſcheinungen, die ſich
Aus einer andern Welt hieher verliehren;
Doch heute knuͤpft der Faden ſich von jenſeits
An meine Ehre und erdroſſelt ſie.
Alkmene. (zu Amphitryon.)
Nach dieſem Zeugniß, ſonderbarer Freund,
Wirſt du noch laͤugnen, daß du mir erſchienſt
Und daß ich meine Schuld ſchon abgetragen?
Amphitryon.
Nein; doch du wirſt den Hergang mir erzaͤhlen.
Alkmene.
Amphitryon!
Amphitryon.
Du hoͤrſt, ich zweifle nicht.
Man kann dem Diadem nicht widerſprechen.
Gewiſſe Gruͤnde laſſen bloß mich wuͤnſchen,
Daß du umſtaͤndlich die Geſchichte mir
Von meinem Aufenthalt im Schloß erzaͤhlſt.
Alkmene.
Mein Freund, du biſt doch krank nicht?
Amphitryon.
Krank — krank nicht.
Alkmene.
Vielleicht daß eine Sorge dir des Krieges
Den Kopf beſchwert, dir, die zudringliche,
Des Geiſtes heitre Thaͤtigkeit befangen? —
Amphitryon.
Wahr iſt’s. Ich fuͤhle mir den Kopf benommen.
Alkmene.
Komm, ruhe dich ein wenig aus.
Amphitryon.
Laß mich.
Es draͤngt nicht. Wie geſagt, es iſt mein Wunſch,
Eh’ ich das Haus betrete, den Bericht
Von dieſer Ankunft geſtern — anzuhoͤren.
Alkmene.
Die Sach’ iſt kurz. Der Abend daͤmmerte,
Ich ſaß in meiner Klauſ’ und ſpann, und traͤumte
Bei dem Geraͤuſch der Spindel mich ins Feld,
Mich unter Krieger, Waffen hin, als ich
Ein Jauchzen an der fernen Pforte hoͤrte.
Amphitryon.
Wer jauchzte?
Alkmene.
Unſre Leute.
Amphitryon.
Nun?
Alkmene.
Es fiel
Mir wieder aus dem Sinn, auch nicht im Traume
Gedacht’ ich noch, welch’ eine Freude mir
Die guten Goͤtter aufgeſpart, und eben
Nahm ich den Faden wieder auf, als es
Jetzt zuckend mir durch alle Glieder fuhr.
Amphitryon.
Ich weiß.
Alkmene.
Du weißt es ſchon.
Amphitryon.
Darauf?
Alkmene.
Darauf
Ward viel geplaudert, viel geſcherzt, und ſtets
Verfolgten ſich und kreuzten ſich die Fragen.
Wir ſetzten uns — und jetzt erzaͤhlteſt du
Mit kriegeriſcher Rede mir, was bei
Phariſſa juͤngſt geſchehn, mir von dem Labdakus,
Und wie er in die ew’ge Nacht geſunken
— und jeden blut’gen Auftritt des Gefechts.
Drauf — ward das praͤcht’ge Diadem mir zum
Geſchenk, das einen Kuß mich koſtete;
Viel bei dem Schein der Kerze ward’s betrachtet
— Und einem Guͤrtel gleich verband ich es,
Den deine Hand mir um den Buſen ſchlang.
Amphitryon. (für ſich.)
Kann man, frag’ ich, den Dolch lebhafter
fuͤhlen?
Alkmene.
Jetzt ward das Abendeſſen aufgetragen,
Doch weder du noch ich beſchaͤftigten
Uns mit dem Ortolan, der vor uns ſtand,
Noch mit der Flaſche viel, du ſagteſt ſcherzend,
Daß du von meiner Liebe Nektar lebteſt,
Du ſeiſt ein Gott, und was die Luſt dir ſonſt,
Die ausgelaſſ’ne, in den Mund dir legte.
Amphitryon.
— Die ausgelaſſ’ne in den Mund mir legte!
Alkmene.
— Ja, in den Mund dir legte. Nun — hier-
auf —
Warum ſo finſter, Freund?
Amphitryon.
Hierauf jetzt —?
Alkmene.
Standen
Wir von der Tafel auf; und nun —
Amphitryon.
Und nun?
Alkmene.
Nachdem wir von der Tafel aufgeſtanden —
Amphitryon.
Nachdem ihr von der Tafel aufgeſtanden —
Alkmene.
So gingen —
Amphitryon.
Ginget —
Alkmene.
Gingen wir — — — nun ja!
Warum ſteigt ſolche Roͤth’ in’s Antlitz dir?
Amphitryon.
O dieſer Dolch, er trifft das Leben mir!
Nein, Nein, Verraͤtherin, ich war es nicht!
Und wer ſich geſtern um die Daͤmmerung
Hier eingeſchlichen als Amphitryon,
War der nichtswuͤrdigſte der Lotterbuben!
Alkmene.
Abſcheulicher!
Amphitryon.
Treuloſe! Undankbare! —
Fahr hin jetzt Maͤßigung, und du, die mir
Bisher der Ehre Fordrung laͤhmteſt, Liebe,
Erinnerung fahrt, und Gluͤck und Hoffnung hin,
Fortan in Wuth und Rache will ich ſchwelgen.
Alkmene.
Fahr hin auch du, unedelmuͤth’ger Gatte,
Es reißt das Herz ſich blutend von dir los.
Abſcheulich iſt der Kunſtgriff, er empoͤrt mich.
Wenn du dich einer Andern zugewendet,
Bezwungen durch der Liebe Pfeil, es haͤtte
Dein Wunſch, mir wuͤrdig ſelbſt vertraut, ſo
ſchnell dich
Als dieſe feige Liſt zum Ziel gefuͤhrt.
Du ſiehſt entſchloſſen mich das Band zu loͤſen,
Das deine wankelmuͤth’ge Seele druͤckt;
Und ehe noch der Abend ſich verkuͤndet,
Biſt du befreit von Allem, was dich bindet.
Amphitryon.
Schmachvoll, wie die Beleid’gung iſt, die ſich
Mir zugefuͤgt, iſt dies das Mindeſte,
Was meine Ehre blutend fordern kann.
Daß ein Betrug vorhanden iſt, iſt klar,
Wenn meine Sinn’ auch das fluchwuͤrdige
Gewebe noch nicht faſſen. Zeugen doch
Jetzt ruf’ ich, die es mir zerreißen ſollen.
Ich rufe deinen Bruder mir, die Feldherrn,
Das ganze Heer mir der Thebaner auf,
Aus deren Mitt’ ich eher nicht gewichen,
Als mit des heut’gen Morgens Daͤmmerſtrahl.
Dann werd’ ich auf des Raͤthſels Grund gelangen,
Und Wehe! ruf’ ich, wer mich hintergangen!
Soſias.
Herr, ſoll ich etwa —?
Amphitryon.
Schweig, ich will nichts wiſſen.
Du bleibſt, und harrſt auf dieſem Platze mein.
(ab.)
Charis.
Befehlt ihr Fuͤrſtin?
Alkmene.
Schweig, ich will nichts wiſſen,
Verfolg mich nicht, ich will ganz einſam ſein.
(ab.)Dritte Scene.
Charis. Soſias.
Charis.
Was das mir fuͤr ein Auftritt war! Er iſt
Verruͤckt, wenn er behaupten kann, daß er
Im Lager die verfloß’ne Nacht geſchlafen. —
Nun wenn der Bruder kommt, ſo wird ſich’s
zeigen.
Soſias.
Dies iſt ein harter Schlag fuͤr meinen Herrn.
— Ob mir wohl etwas Aehnliches beſchert iſt?
Ich muß ein wenig auf den Strauch ihr klopfen.
Charis. (für ſich.)
Was giebt’s? Er hat die Unverſchaͤmtheit dort,
Mir maulend noch den Ruͤcken zuzukehren.
Soſias.
Es laͤuft, mein Seel, mir uͤbern Ruͤcken, da ich
Den Punkt, den kitzlichen, beruͤhren ſoll.
Ich moͤchte faſt den Vorwitz bleiben laſſen,
Zuletzt iſt’s doch ſo lang wie breit,
Wenn man’s nur mit dem Licht nicht unter-
ſucht. —
Friſch auf, der Wurf ſoll gelten, wiſſen muß
ich’s!
— Helf dir der Himmel Charis!
Charis.
Was? du nahſt mir noch,
Verraͤther? Was? du haſt die Unverſchaͤmtheit,
Da ich dir zuͤrne, keck mich anzureden?
Soſias.
Nun, ihr gerechten Goͤtter, ſag, was haſt denn
du?
Man gruͤßt ſich doch, wenn man ſich wieder ſieht.
Wie du gleich uͤber nichts die Fletten ſtraͤubſt.
Charis.
Was nennſt du uͤber nichts? Was nennſt du
nichts?
Was nennſt du uͤber nichts? Unwuͤrd’ger! Was?
Soſias.
Ich nenne nichts, die Wahrheit dir zu ſagen,
Was nichts in Proſa wie in Verſen heißt,
Und nichts, du weißt, iſt ohngefaͤhr ſo viel,
Wie nichts, verſteh mich, oder nur ſehr wenig. —
Charis.
Wenn ich nur wuͤßte, was die Haͤnde mir
Gebunden haͤlt. Es kribbelt mir, daß ich’s
Kaum maͤß’ge, dir die Augen auszukratzen,
Und was ein wuͤthend Weib iſt, dir zu zeigen.
Soſias.
Ei, ſo bewahr’ der Himmel mich, was fuͤr ein
Anfall!
Charis.
Nichts alſo nennſt du, nichts mir das Verfahren,
Das du dir ſchamlos gegen mich erlaubt?
Soſias.
Was denn erlaubt ich mir? Was iſt geſchehn?
Charis.
Was mir geſchehn? Ei ſeht! Den Unbefan-
genen!
Er wird mir jetzo, wie ſein Herr, behaupten,
Daß er noch gar in Theben nicht geweſen.
Soſias.
Was das betrifft, mein Seel! Da ſag’ ich dir,
Daß ich nicht den Geheimnißvollen ſpiele.
Wir haben einen Teufelswein getrunken,
Der die Gedanken rein uns weggeſpuͤlt.
Charis.
Meinſt du, mit dieſem Pfiff mir zu entkommen?
Soſias.
Nein Charis. Auf mein Wort. Ich will ein
Schuft ſein,
Wenn ich nicht geſtern ſchon hier angekommen.
Doch weiß ich nichts von allem, was geſchehn,
Die ganze Welt war mir ein Dudelſack.
Charis.
Du wuͤßteſt nicht mehr, wie du mich behandelt,
Da geſtern Abend du ins Haus getreten?
Soſias.
Der Henker hol’ es! Nicht viel mehr, als
nichts.
Erzaͤhl’s, ich bin ein gutes Haus, du weißt,
F
Ich werd’ mich ſelbſt verdammen, wenn ich
fehlte.
Charis.
Unwuͤrdiger! Es war ſchon Mitternacht,
Und laͤngſt das junge Fuͤrſtenpaar zur Ruhe,
Als du noch immer in Amphitryons
Gemaͤchern weilteſt, deine Wohnung noch
Mit keinem Blick geſehn. Es muß zuletzt
Dein Weib ſich ſelber auf die Struͤmpfe machen,
Dich aufzuſuchen, und was find’ ich jetzt?
Wo find’ ich jetzt dich, Pflichtvergeſſener?
Hin auf ein Kiſſen find’ ich dich geſtreckt.
Als ob du, wie zu Hauſ’, hier hingehoͤrteſt.
Auf meine zartbekuͤmmerte Beſchwerde,
Hat dies dein Herr, Amphitryon, befohlen,
Du ſollſt die Reiſeſtunde nicht verſchlafen,
Er denke fruͤh von Theben aufzubrechen,
Und was dergleichen faule Fiſche mehr.
Kein Wort, kein freundliches, von deinen Lippen.
Und da ich jetzt mich niederbeuge, liebend,
Zu einem Kuſſe, wendeſt du, Hallunke,
Der Wand dich zu, ich ſoll dich ſchlafen laſſen.
Soſias.
Brav, alter, ehrlicher Soſias!
Charis.
Was?
Ich glaube gar du lobſt dich noch? Du lobſt
dich?
Soſias.
Mein Seel, du mußt es mir zu Gute halten.
Ich hatte Meerrettig gegeſſen, Charis,
Und hatte Recht, den Athem abzuwenden.
Charis.
Ei was! Ich haͤtte nichts davon geſpuͤrt,
Wir hatten auch zu Mittag Meerrettig.
Soſias.
Mein Seel. Das wußt’ ich nicht. Man merkt’s
dann nicht.
Charis.
Du koͤmmſt mit dieſen Schlichen mir nicht durch.
Fruͤh oder ſpaͤt wird die Verachtung ſich,
Mit der ich mich behandelt ſehe, raͤchen.
F 2
Es wurmt mich, ich verwind’ es nicht, was ich
Beim Anbruch hier des Tages hoͤren mußte,
Und ich benutze dir die Freiheit noch,
Die du mir gabſt, ſo wahr ich ehrlich hin.
Soſias.
Welch’ eine Freiheit hab’ ich dir gegeben?
Charis.
Du ſagteſt mir und warſt ſehr wohl bei Sinnen,
Daß dich ein Hoͤrnerſchmuck nicht kuͤmmern wuͤrde,
Ja daß du ſehr zufrieden waͤrſt, wenn ich
Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe,
Der hier, du weißt’s, mir auf der Faͤhrte ſchleicht.
Wohlan, mein Freund, dein Wille ſoll geſchehn.
Soſias.
Das hat ein Eſel dir geſagt, nicht ich.
Spaß hier bei Seit. Davon ſag ich mich los.
Du wirſt in dieſem Stuͤck vernuͤnftig ſeyn.
Charis.
Kann ich es gleichwohl uͤber mich gewinnen?
Soſias.
Still jetzt, Alkmene kommt, die Fuͤrſtin.
Vierte Scene.
Alkmene. Die Vorigen.
Alkmene.
Charis!
Was iſt mir, Ungluͤckſel’gen, widerfahren?
Was iſt geſchehn mir, ſprich? Sieh dieſes
Kleinod.
Charis.
Was iſt dies fuͤr ein Kleinod, meine Fuͤrſtin?
Alkmene.
Das Diadem iſt es, des Labdakus,
Das theure Prachtgeſchenk Amphitryons,
Worauf ſein Namenszug gegraben iſt.
Charis.
Dies? Dies das Diadem des Labdakus?
Hier iſt kein Namenszug Amphitryons.
Alkmene.
Unſeelige, ſo biſt du ſinnberaubt?
Hier ſtuͤnde nicht, daß man’s mit Fingern laͤſe,
Mit großem, goldgegrabnen Zug ein A?
Charis.
Gewiß nicht, beſte Fuͤrſtin. Welch ein Wahn?
Hier ſteht ein andres fremdes Anfangszeichen.
Hier ſteht ein J.
Alkmene.
Ein J?
Charis.
Ein J. Man irrt nicht.
Alkmene.
Weh mir ſodann! Weh mir! Ich bin verloren.
Charis.
Was iſt’s, erklaͤrt mir, das euch ſo bewegt?
Alkmene.
Wie ſoll ich Worte finden, meine Charis,
Das Unerklaͤrliche dir zu erklaͤren?
Da ich beſtuͤrzt mein Zimmer wieder finde,
Nicht wiſſend, ob ich wache, ob ich traͤume,
Wenn ſich die raſende Behauptung wagt,
Daß mir ein Anderer erſchienen ſei;
Da ich gleichwohl den heißen Schmerz erwaͤg’
Amphitryons, und dies ſein letztes Wort,
Er geh’ den eig’nen Bruder, denke dir!
Den Bruder wider mich zum Zeugniß aufzuru-
fen;
Da ich jetzt frage, haſt du wohl geirrt?
Denn Einen aͤfft der Irrthum doch von beiden,
Nicht ich, nicht er, ſind einer Tuͤcke faͤhig;
Und jener doppelſinn’ge Scherz mir jetzt
Durch das Gedaͤchtniß zuckt, da der Geliebte,
Amphitryon, ich weiß nicht, ob du’s hoͤrteſt,
Mir auf Amphitryon den Gatten ſchmaͤhte,
Wie Schaudern jetzt, Entſetzen mich ergreift
Und alle Sinne treulos von mir weichen, —
Faſſ’ ich, o du Geliebte, dieſen Stein,
Das einzig, unſchaͤtzbare, theure Pfand,
Das ganz untruͤglich mir zum Zeugniß dient.
Jetzt faſſ’ ich’s, will den werthen Namenszug,
Des lieben Luͤgners eignen Widerſacher,
Bewegt an die entzuͤckten Lippen druͤcken:
Und einen andern fremden Zug erblick’ ich,
Und wie vom Blitz ſteh’ ich geruͤhrt — ein J!
Charis.
Entſetzlich? ſolltet ihr getaͤuſcht euch haben?
Alkmene.
Ich mich getaͤuſcht!
Charis.
Hier in dem Zuge, mein ich.
Alkmene.
Ja in dem Zug meinſt du — ſo ſcheint es faſt.
Charis.
Und alſo —?
Alkmene.
Was und alſo —?
Charis.
Beruhigt euch.
Es wird noch Alles ſich zum Guten wenden.
Alkmene.
O Charis! — Eh will ich irren in mir ſelbſt!
Eh’ will ich dieſes innerſte Gefuͤhl,
Das ich am Mutterbuſen eingeſogen,
Und das mir ſagt, daß ich Alkmene bin,
Fuͤr einen Parther oder Perſer halten.
Iſt dieſe Hand mein? Dieſe Bruſt hier mein?
Gehoͤrt das Bild mir, das der Spiegel ſtrahlt?
Er waͤre fremder mir, als ich! Nimm mir
Das Aug’, ſo hoͤr’ ich ihn; das Ohr, ich fuͤhl
ihn;
Mir das Gefuͤhl hinweg, ich athm’ ihn noch;
Nimm Aug’ und Ohr, Gefuͤhl mir und Ge-
ruch,
Mir alle Sinn’ und goͤnne mir das Herz:
So laͤßt du mir die Glocke, die ich brauche,
Aus einer Welt noch find’ ich ihn heraus.
Charis.
Gewiß! Wie konnt’ ich auch nur zweifeln,
Fuͤrſtin?
Wie koͤnnt’ ein Weib in ſolchem Falle irren?
Man nimmt ein falſches Kleid, ein Hausge-
raͤth,
Doch einen Mann greift man im Finſtern.
Zudem, iſt er uns Allen nicht erſchienen?
Empfing ihn freudig an der Pforte nicht
Das ganze Hofgeſind’, als er erſchien?
Tag war es noch, hier muͤßten tauſend Au-
gen
Mit Mitternacht bedeckt geweſen ſein.
Alkmene.
Und gleichwohl dieſer wunderliche Zug!
Warum fiel ſolch’ ein fremdes Zeichen mir,
Das kein verletzter Sinn verwechſeln kann,
Warum nicht auf den erſten Blick mir auf?
Wenn ich zwei ſolche Namen, liebſte Charis,
Nicht unterſcheiden kann, ſprich, koͤnnen ſie
Zwei Fuͤhrern, iſt es moͤglich, eigen ſein,
Die leichter nicht zu unterſcheiden waͤren?
Charis.
Ihr ſeid doch ſicher, hoff’ ich, beſte Fuͤr-
ſtin? —
Alkmene.
Wie meiner reinen Seele! Meiner Unſchuld!
Du muͤßteſt denn die Regung mir misdeuten,
Daß ich ihn ſchoͤner niemals fand, als heut.
Ich haͤtte fuͤr ſein Bild ihn halten koͤnnen,
Fuͤr ſein Gemaͤhlde, ſieh, von Kuͤnſtlershand,
Dem Leben treu, in’s Goͤttliche verzeichnet.
Er ſtand, ich weiß nicht, vor mir, wie im Traum,
Und ein unſaͤgliches Gefuͤhl ergriff
Mich meines Gluͤcks, wie ich es nie empfunden,
Als er mir ſtrahlend, wie in Glorie, geſtern
Der hohe Sieger von Phariſſa nahte.
Er war’s, Amphitryon, der Goͤtterſohn!
Nur ſchien er ſelber Einer ſchon mir der
Verherrlichten, ich haͤtt’ ihn fragen moͤgen,
Ob er mir aus den Sternen niederſtiege.
Charis.
Einbildung, Fuͤrſtin, das Geſicht der Liebe.
Alkmene.
Ach, und der doppeldeut’ge Scherz, o Charis
Der immer wiederkehrend zwiſchen ihm
Und dem Amphitryon mir unterſchied.
War er’s, dem ich zu eigen mich gegeben,
Warum ſtets den Geliebten nennt’ er ſich,
Den Dieb nur, welcher bei mir naſcht? Fluch
mir,
Die ich leichtſinnig dieſem Scherz gelaͤchelt,
Kam er mir aus des Gatten Munde nicht.
Charis.
Quaͤlt euch mit uͤbereiltem Zweifel nicht.
Hat nicht Amphitryon den Zug ſelbſt anerkannt?
Als ihr ihm heut das Diadem gezeigt?
Gewiß, hier iſt ein Irrthum, beſte Fuͤrſtin.
Wenn dieſes fremde Zeichen ihn nicht irrte,
So folgt, daß es dem Steine eigen iſt,
Und Wahn hat geſtern uns getaͤuſcht, geblen-
det;
Doch heut iſt Alles, wie es ſoll.
Alkmene.
Und wenn er’s fluͤchtig nur betrachtet haͤtte,
Und jetzt mit allen Feldherr’n wiederkehrte,
Und die Behauptung raſend wiederholte,
Daß er die Schwelle noch des Hauſes nicht be-
trat!
Nicht nur entbloͤßt bin ich von jedem Zeugniß,
Ein Zeugniß wider mich iſt dieſer Stein.
Was kann ich, ich Verwirrte, dem entgegnen?
Wohin rett’ ich vor Schmerz mich, vor Vernich-
tung,
Wenn der Verdacht der Maͤnner ihn gepruͤft?
Muß ich nicht eingeſtehn, daß dieſer Zug
Der Namenszug nicht des Amphitryon?
Nicht eingeſtehn, daß ein Geſchenk mir nicht
Mit fremden Zeichen von ihm kommen kann?
Ja, ſchwoͤr’ ich auf den Altar gleich, daß er
Mir das Geſtein ſelbſt geſtern uͤberreicht,
Bin ich wohl ſicher, ſprich, daß ich auch geſtern
Das Zeichen, das hier ſteht, von ihm empfing?
Charis.
Faßt euch. Hier iſt er ſelbſt. Jetzt wird ſich’s
loͤſen.
Fuͤnfte Scene.
Jupiter. Die Vorigen.
Alkmene.
Mein Herr und mein Gemahl! Vergoͤnne mir,
Daß ich dir knieend dieſes Kleinod reiche.
Ich lege treu mein Leben dir zu Fuͤßen,
Haſt du mir dieſen Stein, betracht’ ihn wohl,
Mit eines fremden Nahmens Zug gegeben,
So kuͤß’ ich ihn vor Luſt und wein’ auf ihn;
Gabſt du ihn nicht, und laͤugneſt du ihn mir,
Verlaͤugneſt ihn, ſo ſei der Tod mein Loos
Und ew’ge Nacht begrabe meine Schmach.
Jupiter.
Mein ſchoͤnes Weib! Werd’ ich den Stein ergrei-
fen,
Da ſolch ein Werth vor mir im Staube liegt.
Erhebe dich. Was willſt du? Faſſe dich.
Alkmene.
Mein zuverſichtlich Wort hat dich beleidigt,
Ich fuͤhlte damals ſchuldlos mich und ſtark.
Doch ſeit ich dieſen fremden Zug erblickt,
Will ich dem innerſten Gefuͤhl mistrauen:
Ich glaub’s — daß mir — ein Anderer — er-
ſchienen,
Wenn es dein Mund mir noch verſichern kann.
Jupiter.
Mein großes Weib! Wie ſehr beſchaͤmſt du mich.
Welch’ eine Luͤg’ iſt deiner Lipp’ entflohen?
Wie koͤnnte dir ein Anderer erſcheinen?
Wer nahet dir, o du, vor deren Seele
Nur ſtets des Ein — und Ein’gen Zuͤge ſtehn?
Du biſt, du Heilige, vor jedem Zutritt
Mit diamantnem Guͤrtel angethan.
Auch ſelbſt der Gluͤckliche, den du empfaͤngſt
Entlaͤßt dich ſchuldlos noch und rein, und Alles,
Was ſich dir nahet, iſt Amphitryon.
Alkmene.
O mein Gemahl! Kannſt du mir guͤtig ſagen,
Warſt du’s, warſt du es nicht? O ſprich! du
warſt’s!
Jupiter.
Ich war’s. Sei’s wer es wolle. Sei — ſei
ruhig,
Was du geſehn, gefuͤhlt, gedacht, empfunden,
War ich: wer waͤre außer mir, Geliebte?
Wer deine Schwelle auch betreten hat,
Mich immer haſt du, theuerſte, empfangen,
Und fuͤr jedwede Gunſt, die du ihm ſchenkteſt,
Bin ich dein Schuldner, und ich danke dir.
Alkmene.
Nein, mein Amphitryon, hier irrſt du dich.
Jetzt lebe wohl auf ewig, du Geliebter,
Auf dieſen Fall war ich gefaßt.
Jupiter.
Alkmene!
Alkmene.
Leb’ wohl! Leb’ wohl!
Jupiter.
Was denkſt du?
Alkmene.
Fort, fort, fort —
Jupiter.
Mein Augenſtern!
Alkmene.
Geh, ſag’ ich.
Jupiter.
Hoͤre mich.
Alkmene.
Ich will nichts hoͤren, leben will ich nicht,
Wenn nicht mein Buſen mehr unſtraͤflich iſt.
Jupiter.
Mein angebetet Weib, was ſprichſt du da?
Was koͤnnteſt du, du Heilige, verbrechen?
Und waͤr ein Teufel geſtern dir erſchienen,
Und haͤtt’ er Schlamm der Suͤnd, durchgeiferten,
Aus Hoͤllentiefen uͤber dich geworfen,
Den Glanz von meines Weibes Buſen nicht
Mit einem Mackel fleckt er! Welch ein Wahn!
Alkmene.
Ich Schaͤndlich-hintergangene!
G
Jupiter.
Er war
Der Hintergangene, mein Abgott! Ihn
Hat ſeine boͤſe Kunſt, nicht dich getaͤuſcht,
Nicht dein unfehlbares Gefuͤhl! Wenn er
In ſeinem Arm dich waͤhnte, lagſt du an
Amphitryons geliebter Bruſt, wenn er
Von Kuͤſſen traͤumte, druͤckteſt du die Lippe
Auf des Amphitryon geliebten Mund.
O einen Stachel traͤgt er, glaub’ es mir,
Den aus dem liebegluͤh’nden Buſen ihm
Die ganze Goͤtterkunſt nicht reißen kann.
Alkmene.
Daß ihn Zevs mir zu Fuͤßen niederſtuͤrzte!
O Gott! Wir muͤſſen uns auf ewig trennen.
Jupiter.
Mich feſter hat der Kuß, den du ihm ſchenkteſt,
Als alle Lieb’ an dich, die je fuͤr mich
Aus deinem Buſen loderte, geknuͤpft.
Und koͤnnt’ ich aus der Tage flieh’ndem Reigen
Den geſtrigen, ſieh, liebſte Frau, ſo leicht
Wie eine Dohl’ aus Luͤften niederſtuͤrzen,
Nicht um olympſche Seligkeit wollt’ ich,
Um Zevs unſterblich Leben, es nicht thun.
Alkmene.
Und ich, zehn Toden reicht’ ich meine Bruſt.
Geh’! Nicht in deinem Hauſ’ ſiehſt du mich
wieder.
Du zeigſt mich keiner Frau in Hellas mehr.
Jupiter.
Dem ganzen Kreiſe der Olympiſchen,
Alkmene! — Welch ein Wort? Dich in die
Schaar
Glanzwerfend aller Goͤtter fuͤhr ich ein.
Und waͤr’ ich Zevs, wenn du dem Reigen nahteſt,
Die ew’ge Here muͤßte vor dir aufſtehn,
Und Artemis, die ſtrenge, dich begruͤßen.
Alkmene.
Geh, deine Guͤt’ erdruͤckt mich. Laß mich fliehn.
Jupiter.
Alkmene!
G 2
Alkmene.
Laß mich.
Jupiter.
Meiner Seelen Weib!
Alkmene.
Amphitryon, du hoͤrſt’s! Ich will jetzt fort.
Jupiter.
Meinſt du, dich dieſem Arme zu entwinden?
Alkmene.
Amphitryon, ich will’s, du ſollſt mich laſſen.
Jupiter.
Und floͤh’ſt du uͤber ferne Laͤnder hin,
Dem ſcheußlichen Geſchlecht der Wuͤſte zu,
Bis an den Strand des Meeres folgt’ ich dir,
Ereilte dich, und kuͤßte dich, und weinte,
Und hoͤbe dich in Armen auf, und truͤge
Dich im Triumph zu meinem Bett zuruͤck.
Alkmene.
Nun dann, weil du’s ſo willſt, ſo ſchwoͤr’ ich
dir,
Und rufe mir der Goͤtter ganze Schaar,
Des Meineids fuͤrchterliche Raͤcher auf:
Eh’ will ich meiner Gruft, als dieſen Buſen,
So lang’ er athmet, deinem Bette nahn.
Jupiter.
Den Eid, kraft angebohrner Macht, zerbrech’ ich
Und ſeine Stuͤcken werf’ ich in die Luͤfte.
Es war kein Sterblicher, der dir erſchienen,
Zevs ſelbſt, der Donnergott, hat dich beſucht.
Alkmene.
Wer?
Jupiter.
Jupiter.
Alkmene.
Wer, Raſender, ſagſt du?
Jupiter.
Er, Jupiter, ſag’ ich.
Alkmene.
Er Jupiter?
Du wagſt, Elender —?
Jupiter.
Jupiter ſagt’ ich,
Und wiederhol’s. Kein anderer, als er,
Iſt in verfloſſner Nacht erſchienen dir.
Alkmene.
Du zeih’ſt, du wagſt es, die Olympiſchen
Des Frevels, Gottvergeſſ’ner, der veruͤbt ward?
Jupiter.
Ich zeihe Frevels die Olympiſchen?
Laß ſolch’ ein Wort nicht, Unbeſonnene,
Aus deinem Mund mich wieder hoͤren.
Alkmene.
Ich ſolch’ ein Wort nicht mehr —? Nicht Fre-
vel waͤr’s —?
Jupiter.
Schweig, ſag ich, ich befehl’s.
Alkmene.
Verlohrner Menſch!
Jupiter.
Wenn du empfindlich fuͤr den Ruhm nicht biſt,
Zu den Unſterblichen die Staffel zu erſteigen,
Bin ich’s: und du vergoͤnnſt mir, es zu ſein.
Wenn du Kalliſto nicht, die herrliche,
Europa auch und Leda nicht beneideſt,
Wohlan, ich ſag’s, ich neide Tyndarus,
Und wuͤnſche Soͤhne mir, wie Tyndariden.
Alkmene.
Ob ich Kalliſto auch beneid’? Europa?
Die Frauen, die verherrlichten, in Hellas?
Die hohen Auserwaͤhlten Jupiters?
Bewohnerinnen ew’gen Aetherreichs?
Jupiter.
Gewiß! Was ſollteſt du ſie auch beneiden?
Du, die geſaͤttigt voͤllig von dem Ruhm,
Den einen Sterblichen zu Fuͤßen dir zu ſehn.
Alkmene.
Was das fuͤr unerhoͤrte Reden ſind!
Darf ich auch den Gedanken nur mir goͤnnen?
Wuͤrd’ ich vor ſolchem Glanze nicht verſinken?
Wuͤrd’ ich, waͤr’ er’s geweſen, noch das Leben
In dieſem warmen Buſen freudig fuͤhlen?
Ich, ſolcher Gnad’ Unwuͤrd’g’? Ich, Suͤn-
derin?
Jupiter.
Ob du der Gnade werth, ob nicht, koͤmmt nicht
Zu pruͤfen dir zu. Du wirſt uͤber dich,
Wie er dich wuͤrdiget, ergehen laſſen.
Du unternimmſt, Kurzſicht’ge, ihn zu meiſtern,
Ihn, der der Menſchen Herzen kennt?
Alkmene.
Gut, gut, Amphitryon. Ich verſtehe dich,
Und deine Großmuth ruͤhrt mich bis zu Thraͤnen,
Du haſt dies Wort, ich weiß es, hingeworfen,
Mich zu zerſtreun — doch meine Seele kehrt
Zu ihrem Schmerzgedanken wiederum zuruͤck.
Geh du, mein lieber Liebling, geh’, mein Alles,
Und find’ ein andres Weib dir, und ſei gluͤcklich,
Und laß des Lebens Tage mich durchweinen,
Daß ich dich nicht begluͤcken darf.
Jupiter.
Mein theures Weib! Wie ruͤhrſt du mich?
Sieh doch den Stein, den du in Haͤnden haͤltſt.
Alkmene.
Ihr Himmliſchen, ſchuͤtzt mich vor Wahn!
Jupiter.
Iſt’s nicht ſein Nam. Und war’s nicht geſtern
meiner?
Iſt hier nicht Wunder Alles, was ſich zeigt?
Hielt ich nicht heut dies Diadem noch in
Verſiegeltem Behaͤltniß eingeſchloſſen?
Und da ich’s oͤffne, dir den Schmuck zu reichen,
Find’ ich die leere Spur nicht in der Wolle?
Seh’ ich’s nicht glaͤnzend an der Bruſt dir ſchon?
Alkmene.
So ſoll’s die Seele denken? Jupiter?
Der Goͤtter ew’ger, und der Menſchen, Vater?
Jupiter.
Wer koͤnnte dir die augenblickliche
Goldwaage der Empfindung ſo betruͤgen?
Wer ſo die Seele dir, die weibliche,
Die ſo vielgliedrig fuͤhlend um ſich greift,
So wie das Glockenſpiel der Bruſt umgehn,
Das von dem Athem lispelnd ſchon erklingt?
Alkmene.
Er ſelber! Er!
Jupiter.
Nur die Allmaͤcht’gen moͤgen
So dreiſt, wie dieſer Fremdling, dich beſuchen,
Und ſolcher Nebenbuhler triumphir’ ich!
Gern mag ich ſehn, wenn die Allwiſſenden
Den Weg’ zu deinem Herzen finden, gern.
Wenn die Allgegenwaͤrtigen dir nahn:
Und muͤſſen nicht ſie ſelber noch, Geliebte,
Amphitryon ſein, und ſeine Zuͤge ſtehlen,
Wenn deine Seele ſie empfangen ſoll?
Alkmene.
Nun ja.
(ſie küßt ihn)
Jupiter.
Du himmliſche!
Alkmene.
Wie gluͤcklich bin ich!
Und o wie gern, wie gern noch bin ich gluͤcklich!
Wie gern will ich den Schmerz empfunden haben,
Den Jupiter mir zugefuͤgt,
Bleibt mir nur Alles freundlich wie es war.
Jupiter.
Soll ich dir ſagen, was ich denke?
Alkmene.
Nun?
Jupiter.
Und was, wenn Offenbarung uns nicht wird,
So gar geneigt zu glauben ich mich fuͤhle?
Alkmene.
Nun? Und? du machſt mir bang —
Jupiter.
Wie, wenn du ſeinen
Unwillen — Du erſchrickſt dich nicht, gereizt?
Alkmene.
Ihn? Ich? gereizt?
Jupiter.
Iſt er dir wohl vorhanden?
Nimmſt du die Welt, ſein großes Werk, wohl
wahr?
Siehſt du ihn in der Abendroͤthe Schimmer,
Wenn ſie durch ſchweigende Gebuͤſche faͤllt?
Hoͤrſt du ihn beim Geſaͤuſel der Gewaͤſſer,
Und bei dem Schlag der uͤpp’gen Nachtigall?
Verkuͤndet nicht umſonſt der Berg ihn dir
Gethuͤrmt gen Himmel, nicht umſonſt ihn dir,
Der felszerſtiebten Katarakten Fall?
Wenn hoch die Sonn’ in ſeinen Tempel ſtrahlt
Und von der Freude Pulsſchlag eingelaͤutet,
Ihn alle Gattungen Erſchaff’ner preiſen,
Steigſt du nicht in des Herzens Schacht hinab
Und beteſt deinen Goͤtzen an?
Alkmene.
Entſetzlicher! Was ſprichſt du da? Kann man
Ihn froͤmmer auch, und kindlicher, verehren?
Vergluͤht ein Tag, daß ich an ſeinem Altar
Nicht fuͤr mein Leben dankend, und dies Herz,
Fuͤr dich auch du Geliebter, niederſaͤnke?
Warf ich nicht juͤngſt noch in geſtirnter Nacht
Das Antlitz tief, inbruͤnſtig, vor ihm nieder,
Anbetung, gluͤh’nd, wie Opferdampf, gen Himmel
Aus dem Gebrodel des Gefuͤhls entſendend?
Jupiter.
Weshalb warfſt du auf’s Antlitz dich? —
War’s nicht,
Weil in des Blitzes zuckender Verzeichnung
Du einen wohlbekannten Zug erkannt?
Alkmene.
Menſch! Schauerlicher! Woher weißt du das?
Jupiter.
Wer iſt’s, dem du an ſeinem Altar beteſt?
Iſt er’s dir wohl, der uͤber Wolken iſt?
Kann dein befangner Sinn ihn wohl erfaſſen?
Kann dein Gefuͤhl, an ſeinem Neſt gewoͤhnt,
Zu ſolchem Fluge wohl die Schwingen wagen.
Iſt’s nicht Amphitryon, der Geliebte ſtets,
Vor welchem du im Staube liegſt?
Alkmene.
Ach, ich Unſeel’ge, wie verwirrſt du mich.
Kann man auch Unwillkuͤhrliches verſchulden?
Soll ich zur weißen Wand des Marmors beten?
Ich brauche Zuͤge nun, um ihn zu denken.
Jupiter.
Sieh’ſt du? Sagt’ ich es nicht? Und meinſt du
nicht, daß ſolche
Abgoͤtterei ihn kraͤnkt? Wird er wohl gern
Dein ſchoͤnes Herz entbehren? Nicht auch gern
Von dir ſich innig angebetet fuͤhlen?
Alkmene.
Ach, freilich wird er das. Wo iſt der Suͤnder,
Deſſ’ Huld’gung nicht den Goͤttern angenehm.
Jupiter.
Gewiß! Er kam, wenn er dir niederſtieg,
Dir nur, um dich zu zwingen ihn zu denken,
Um ſich an dir, Vergeſſenen, zu raͤchen.
Alkmene.
Entſetzlich!
Jupiter.
Fuͤrchte nichts. Er ſtraft nicht mehr
dich,
Als du verdient. Doch kuͤnftig wirſt du immer
Nur ihn, verſteh’, der dir zu Nacht erſchien,
An ſeinem Altar denken, und nicht mich.
Alkmene.
Wohlan! Ich ſchwoͤr’s dir heilig zu! Ich weiß
Auf jede Miene, wie er ausgeſehn,
Und werd’ ihn nicht mit dir verwechſeln.
Jupiter.
Das thu’. Sonſt wagſt du, daß er wiederkoͤmmt.
So oft du ſeinen Namenszug erblickſt,
Dem Diadem verzeichnet, wirſt du ſeiner
Erſcheinung auf das Innigſte gedenken;
Dich der Begebenheit auf jeden Zug erinnern;
Erinnern, wie vor dem Unſterblichen
Der Schreck am Rocken dich durchzuckt; wie du
Das Kleinod von ihm eingetauſcht; wer dir
Beim Guͤrten huͤlfreich war, und was
Beim Ortolan geſchehn. Und ſtoͤrt dein Gatte
dich,
So bitteſt du ihn freundlich, daß er dich
Auf eine Stunde ſelbſt dir uͤberlaſſe.
Alkmene.
Gut, gut, du ſollſt mit mir zufrieden ſein.
Es ſoll in jeder erſten Morgenſtunde.
Auch kein Gedanke fuͤrder an dich denken:
Jedoch nachher vergeſſ’ ich Jupiter.
Jupiter.
Wenn alſo jetzt in ſeinem vollen Glanze,
Geruͤhrt durch ſo viel Beſſerung,
Der ew’g’ Erſchuͤtterer der Wolken ſich dir zeigte.
Geliebte! ſprich, wie wuͤrdeſt du dich faſſen?
Alkmene.
Ach, der furchtbare Augenblick! haͤtt’ ich
Doch immer ihn gedacht nur beim Altar,
Da er ſo wenig von dir unterſchieden.
Jupiter.
Du ſahſt noch ſein unſterblich Antlitz nicht,
Alkmene. Ach, es wird das Herz vor ihm
In tauſendfacher Seeligkeit dir aufgehn.
Was du ihm fuͤhlen wirſt, wird Glut dir duͤnken,
Und Eis, was du Amphitryon empfindeſt.
Ja, wenn er deine Seele jetzt beruͤhrte,
Und zum Olymp nun ſcheidend wiederkehrt,
So wirſt du das Unglaubliche erfahren,
Und weinen, daß du ihm nicht folgen darfſt.
Alkmene.
Nein, nein, das glaube nicht, Amphitryon.
Und koͤnnt’ ich einen Tag zuruͤcke leben,
Und mich vor allen Goͤttern und Heroen
In meine Klauſe riegelfeſt verſchließen,
So willigt’ ich —
Jupiter.
Wahrhaftig? thaͤtſt du das?
Alkmene.
So willigt’ ich von ganzem Herzen ein.
Jupiter. (für ſich.)
Verflucht der Wahn, der mich hieher gelockt!
Alkmene.
Was iſt dir? zuͤrn’ſt du? Kraͤnkt’ ich dich, Ge-
liebter?
Jupiter.
Du wollteſt ihm, mein frommes Kind,
Sein ungeheures Daſein nicht verſuͤßen?
Ihm deine Bruſt verweigern, wenn ſein Haupt,
Das weltenordnende, ſie ſucht,
H
Auf ſeinen Flaumen auszuruhen? Ach Alkmene!
Auch der Olymp iſt oͤde ohne Liebe.
Was giebt der Erdenvoͤlker Anbetung
Geſtuͤrzt in Staub, der Bruſt, der lechzenden?
Er will geliebt ſein, nicht ihr Wahn von ihm.
In ew’ge Schleier eingehuͤllt,
Moͤcht’ er ſich ſelbſt in einer Seele ſpiegeln,
Sich aus der Thraͤne des Entzuͤckens wieder-
ſtrahlen.
Geliebte, ſieh! So viele Freude ſchuͤttet
Er zwiſchen Erd’ und Himmel endlos aus;
Waͤr’ſt du vom Schickſal nun beſtimmt
So vieler Millionen Weſen Dank,
Ihm ſeine ganze Fordrung an die Schoͤpfung
In einem einz’gen Laͤcheln auszuzahlen,
Wuͤrd’ſt du dich ihm wohl — ach! ich kann’s
nicht denken
Laß mich’s nicht denken — laß —
Alkmene.
Fern ſei von mir,
Der Goͤtter großem Rathſchluß mich zu ſtraͤuben.
Ward ich ſo heil’gem Amte auserkohren.
Er, der mich ſchuf, er walte uͤber mich
Doch —
Jupiter.
Nun? —
Alkmene.
Laͤßt man die Wahl mir —
Jupiter.
Laͤßt man dir —?
Alkmene.
Die Wahl, ſo bliebe meine Ehrfurcht ihm,
Und meine Liebe dir, Amphitryon.
Jupiter.
Wenn ich nun dieſer Gott dir waͤr’ —?
Alkmene.
Wenn du
— Wie iſt mir denn? Wenn du mir dieſer
Gott waͤrſt
— — Ich weiß nicht, ſoll ich vor dir nieder-
fallen,
H 2
Soll ich es nicht? Biſt du’s mir? Biſt du’s
mir?
Jupiter.
Entſcheide du. Amphitryon bin ich.
Alkmene.
Amphitryon —
Jupiter.
Amphitryon, dir ja.
Doch wenn ich, frag’ ich, dieſer Gott dir waͤre,
Dir liebend vom Olymp herabgeſtiegen,
Wie wuͤrdeſt du dich dann zu faſſen wiſſen?
Alkmene.
Wenn du mir, Liebſter, dieſer Gott waͤrſt — ja,
So wuͤßt’ ich nicht, wo mir Amphitryon waͤre,
So wuͤrd’ ich folgen dir, wohin du gehſt,
Und waͤr’s auch, wie Euridike, zum Orkus.
Jupiter.
Wenn du nicht wuͤßteſt, wo Amphitryon waͤre.
Doch wie, wenn ſich Amphitryon jetzt zeigte?
Alkmene.
Wenn ſich Amphitryon mir — ach, du quaͤlſt
mich.
Wie kann ſich auch Amphitryon mir zeigen,
Da ich Amphitryon in Armen halte?
Jupiter.
Und dennoch koͤnnt’ſt du leicht den Gott in Armen
halten,
Im Wahn, es ſei Amphitryon.
Warum ſoll dein Gefuͤhl dich uͤberraſchen?
Wenn ich, der Gott, dich hier umſchlungen hielte,
Und jetzo dein Amphitryon ſich zeigte,
Wie wuͤrd’ dein Herz ſich wohl erklaͤren?
Alkmene.
Wenn du, der Gott, mich hier umſchlungen
hielteſt
Und jetzo ſich Amphitryon mir zeigte,
Ja — dann ſo traurig wuͤrd’ ich ſein, und
wuͤnſchen,
Daß er der Gott mir waͤre, und daß du
Amphitryon mir bliebſt, wie du es biſt.
Jupiter.
Mein ſuͤßes, angebetetes Geſchoͤpf!
In dem ſo ſeelig ich mich, ſeelig preiſe!
So urgemaͤß, dem goͤttlichen Gedanken,
In Form und Maaß, und Sait’ und Klang,
Wie’s meiner Hand Aeonen nicht entſchluͤpfte!
Alkmene.
Amphitryon!
Jupiter.
Sei ruhig, ruhig, ruhig!
Es wird ſich Alles dir zum Siege loͤſen.
Es draͤngt den Gott Begier, ſich dir zu zeigen,
Und ehe noch des Sternenheeres Reigen
Herauf durch’s ſtille Nachtgefilde zieht,
Weiß deine Bruſt auch ſchon, wem ſie ergluͤht —
Soſias!
Soſias.
Herr!
Jupiter.
Auf jetzt, mein treuer Diener,
Auf daß ſich dieſer Tag verherrliche!
Alkmene hat ſich liebend mir verſoͤhnt:
Und du, du gehſt, und rufſt zu einem Feſte
Im Lager mir, wo du ſie triffſt, die Gaͤſte.
(beide ab.)Sechſte Scene.
Charis. Soſias.
Charis. (für ſich.)
Was haſt du da gehoͤrt, Unſeelige?
Olympſche Goͤtter waͤren es geweſen?
Und der ſich fuͤr Soſias hier mir giebt,
Der waͤre einer der Unſterblichen,
Apollon, Hermes, oder Ganymed?
Soſias (für ſich.)
Der Blitzgott! Zevs ſoll es geweſen ſein.
Charis. (für ſich.)
Pfui, ſchaͤme dich, wie du dich aufgefuͤhrt.
Soſias. (für ſich.)
Mein Seel’, er war nicht ſchlecht bedient.
Ein Kerl, der ſeinen Mann ſtund, und ſich
Fuͤr ſeinen Herrn ſchlug, wie ein Panterthier.
Charis. (für ſich.)
Wer weiß auch, irr’ ich nicht. Ich muß ihn
pruͤfen.
(laut.)
Komm, laſſ’ uns Frieden machen auch, Soſias.
Soſias.
Ein Andermal. Jetzt iſt nicht Zeit dazu.
Charis.
Wo gehſt du hin?
Soſias.
Ich ſoll die Feldherrn rufen.
Charis.
Vergoͤnne mir ein Wort vorher, mein Gatte.
Soſias.
Dein Gatte —? O, recht gern.
Charis.
Haſt du gehoͤrt,
Daß in der Daͤmmerung zu meiner Fuͤrſtin geſtern,
Und ihrer treuen Dienerin,
Zwei große Goͤtter vom Olymp geſtiegen,
Daß Zevs, der Gott der Wolken, hier geweſen,
Und Phoͤbus ihn, der herrliche, begleitet?
Soſias.
Ja wenn’s noch wahr iſt. Leider hoͤrt’ ich’s,
Charis.
Dergleichen Heirath war mir ſtets zuwider.
Charis.
Zuwider? Warum das? Ich wuͤßte nicht —
Soſias.
Hm! Wenn ich dir die Wahrheit ſagen ſoll,
Es iſt wie Pferd und Eſel.
Charis.
Pferd und Eſel!
Ein Gott und eine Fuͤrſtin!
(für ſich.)
Der auch koͤmmt
Wohl vom Olymp nicht.
(laut.)
Du beliebſt
Mit deiner ſchlechten Dienerin zu ſcherzen.
Solch ein Triumph, wie uͤber uns gekommen,
Ward noch in Theben nicht erhoͤrt.
Soſias.
Mir fuͤr mein Theil, ſchlecht iſt er mir bekommen.
Und ein gemeſſ’nes Maaß von Schande waͤr’ mir
So lieb, als die verteufelten Trophaͤen,
Die mir auf beiden Schultern prangen. —
Doch ich muß eilen.
Charis.
Ja, was ich ſagen wollte —
Wer traͤumte, ſolche Gaͤſte zu empfangen?
Wer glaubte in der ſchlechten Menſchen Leiber
Zwei der Unſterblichen auch eingehuͤllt.
Gewiß, wir haͤtten manche gute Seite,
Die unachtſam zu Innerſt blieb, mehr hin
Nach außen wenden koͤnnen, als geſchehn iſt.
Soſias.
Mein Seel’, das haͤtt’ ich brauchen koͤnnen,
Charis.
Denn du biſt zaͤrtlich gegen mich geweſen,
Wie eine wilde Katze. Beſſre dich.
Charis.
Ich wuͤßte nicht, daß ich dich juſt beleidigt?
Dir mehr gethan als ſich —
Soſias.
Mich nicht beleidigt?
Ich will ein Schuft ſein, wenn du heute Morgen
Nicht Pruͤgel, ſo geſalzene verdient,
Als je herab ſind auf ein Weib geregnet.
Charis.
Nun was — Was iſt geſchehen denn?
Soſias.
Was geſchehn iſt,
Maulaffe? Haſt du nicht geſagt, du wuͤrdeſt
Dir den Thebaner holen, den ich juͤngſt
Schon, den Hallunken, aus dem Hauſe warf?
Nicht mir ein Hoͤrnerpaar verſprochen? Nicht
Mich einen Hahnrei ſchamlos titulirt?
Charis.
Ei, Scherz! Gewiß!
Soſias.
Ja, Scherz! Koͤmmſt du
Mit dieſem Scherz mir wieder, prell’ ich dir,
Hol mich der Teufel, Eins —!
Charis.
O Himmel! Wie geſchieht mir?
Soſias.
Der Saupelz!
Charis.
Blicke nicht ſo grimmig her!
Das Herz in Stuͤcken fuͤhl’ ich mir zerſpalten!
Soſias.
Pfui, ſchaͤme dich, du Gotteslaͤſterliche!
So deiner heil’gen Ehepflicht zu ſpotten!
Geh’ mach dich ſolcher Suͤnd’ nicht mehr theil-
haftig,
Das rath’ ich dir — und wenn ich wieder
komme,
Will ich gebratne Wurſt mit Kohlkoͤpf’ eſſen.
Charis.
Was du begehrſt: Was ſaͤum’ ich auch noch
laͤnger?
Was zaudr’ ich noch? Iſt er’s nicht? Iſt er’s
nicht?
Soſias.
Ob ich es bin?
Charis.
Sieh mich in Staub.
Soſias.
Was fehlt dir?
Charis.
Sieh mich zerknirſcht vor dir im Staube liegen.
Soſias.
Biſt du von Sinnen.
Charis.
Ach du biſt’s! du biſt’s!
Soſias.
Wer bin ich?
Charis.
Ach was laͤugneſt du dich mir.
Soſias.
Iſt heute Alles raſend toll.
Charis.
Sah’ ich
Aus deines Auges Flammenzorne nicht
Den fernhintreffenden Apollon ſtrahlen?
Soſias.
Apollon, ich? biſt du des Teufels? — Der Eine
Macht mich zum Hund, der Andre mich zum
Gott? —
Ich bin der alte, wohlbekannte Eſel
Soſias!
(ab.)
Charis.
Soſias? Was? Der alte,
Mir wohlbekannte Eſel du, Soſias?
Hallunke, gut, daß ich das weiß,
So wird die Bratwurſt heute dir nicht heiß.
(ab.)