Kultur und Fortschritt
Neue Folge der Sammlung „ Sozialer Fortschritt “
Hefte für Volkswirtschaft , Sozialpolitik ,
Frauenfrage , Rechtspflege und Kulturinteressen.
No. 392 .
Wird die Mitarbeit der Frauen in
den politischen Männerparteien
das Frauenstimmrecht fördern ?
Von
Lida Gustava Heymann
( München ) .
Herausgegeben vom
Bayerischen Verein für Frauenstimmrecht .
GAUTZSCH b. Leipzig
FELIX DIETRICH
1911 .
Fast in allen Ländern wo der Kampf um das Frauenstimmrecht
geführt wird , wirft man in neuerer Zeit die Frage auf , ob die Mitarbeit
der Frauen in den politischen Männerparteien dazu beiträgt , der poli-
tischen Gleichberechtigung der Frau früher zum Siege zu verhelfen .
Begeisterte Anhänger und energische Gegner sind bald zur Stelle und
beide versuchen mit warmer Ueberzeugung und großer Schärfe Pro-
paganda für ihre Ideen zu machen .
Allerdings kommt diese Frage nicht für alle Anhänger des Frauen-
stimmrechts in Betracht . Die weiblichen Mitglieder der sozialdemo-
kratischen Partei z. B. erklären , daß ihr Parteiprogramm die Gleich-
heit aller ohne Unterschied des Geschlechtes anstrebt . daß die Männer
ihrer Partei für das Wahlrecht der Frau nicht erst durch die Frauen
gewonnen zu werden brauchen , sondern daß das Parteiprogramm sie
dazu verpflichtet . Theoretisch ist für sie die Frage somit erledigt . Die
Majorität der sozialdemokratischen Frauen steht außerdem auf dem
Boden des Klassenkampfes , nach ihrer Ansicht werden die Männer
ihrer Klasse sie in ihren Forderungen tatkräftiger und wirksamer unter-
stützen als die Frauen der sogenannten höheren Klassen . Die Praxis
aber hat gelehrt , daß die sozialdemokratischen Frauen seitens der Männer
ihrer Partei keineswegs immer Verständnis , geschweige denn Unter-
stützung ihrer Forderungen fanden . Besonders die Wahlrechtskämpfe
in Oesterreich , Belgien , Holland und Ungarn haben gezeigt , daß die
sozialdemokratischen Männer , wie die Männer der übrigen Parteien ,
die Rechte der Frauen ohne Skrupel preisgeben , wenn für die Erlangung
ihrer eigenen auch nur das Geringste zu befürchten steht . Wohl zogen
die Frauen die logischen Konsequenzen aus solchem Verhalten , sie
gründeten in vielen Ländern zur wirksameren Vertretung ihrer Forde-
rungen Frauenorganisationen . Parteigeist , eiserne Parteidisziplin
zwingen sie jedoch in die Reihen ihrer männlichen Parteigenossen und
lassen die Frauen , besonders zu Wahlzeiten , erhebliche Arbeit , für die
Männer leisten . Ob diese Arbeit das Frauenstimmrecht , oder andere
Forderungen des weiblichen Geschlechts im Wesentlichen fördert , wird
nicht in Erwägung gezogen .
Es sei mir , ehe ich an die Erörterung der hier aufgestellten Frage
gehe , eine persönliche Bemerkung gestattet . Für gewöhnlich ist es
allerdings im höchsten Grade geschmacklos , wenn Verfasser gleich
eingangs von ihrer eigenen Person reden müssen , aber unter Umständen
wird es zur dringenden Notwendigkeit , nämlich dann , wenn durch eine
derartige Bemerkung der Verdacht einer einseitigen Beurteilung ent-
kräftet werden kann , wie hier der Fall ist . Daher erkläre ich vorweg ,
daß ich mich von begeisterter , tatkräftiger Anhängerschaft der Mit-
arbeit der Frauen innerhalb der Parteien unter dem Eindrucke der von
meinen Mitarbeiterinnen und mir gemachten Erfahrungen zur stärksten
Gegnerin dieses Prinzips entwickelt habe und mich aus diesem Grunde
besonders berufen fühle , das Für und Wider der Frage zu erörtern .
Und nun zur Sache . Hören wir erst einmal die Anhänger , welche
Gründe sie für die Mitarbeit ins Feld führen und welche Erfolge sie sich
davon versprechen . Sie sagen , einerseits sollen sich die Frauen durch
die Arbeit innerhalb der Parteien politische Kenntnisse aneignen , sich
in politischen Fragen einarbeiten , andererseits werden die Männer
durch die gemeinsame Arbeit zu der Ueberzeugung kommen , daß gerade
Frauen imstande sind , im öffentlichen , im politischen Leben neue Werte
zu schaffen und daß eine große Anzahl der Frauen heute bereits fähig
ist , ein urteilskräftiges Wort im politischen Leben mitzureden . Die
Männer werden , das die Folgerung der Anhänger , die logischen Konse-
quenzen ziehen , sich zur Forderung des Frauenstimmrechts bekennen ,
tatkräftig für sie eintreten und somit der Sache zum Siege verhelfen .
Man philosophiert weiter , Männer geben uns Frauen das Stimmrecht ,
ergo müssen sie in erster Linie für uns gewonnen werden .
Es ist durchaus begreiflich , daß diese Behauptungen von Neulingen
als „ Binsenwahrheit “ akzeptiert werden , sie erscheinen , oberflächlich
betrachtet , durchaus logisch , aber der Eingeweihte , der sich auf Grund
eigner Erfahrungen sein Urteil gebildet hat , entzieht mit Leichtigkeit
nicht nur diesen Behauptungen jeden praktischen Boden , ihm stehen
außerdem eine große Anzahl von Gründen zu Gebote , die mit zwingender
Notwendigkeit dartun , daß die Mitarbeit der Frauen innerhalb der
politischen Männerparteien für die Erlangung des Frauenstimmrechts
in höchsten Grade bedenklich ist , bedenklich auch für eine Anzahl von
Frauen in bezug auf ihren späteren Eintritt in das politische Leben .
Wir brauchen nämlich zur Lösung großer Kulturfragen Frauen mit ihren
natürlichen , weiblichen , von keinem Parteigeist angekränkelten Instinkt .
Auch die Gegner sind gleich den Anhängern der Ueberzeugung ,
daß es Pflicht der Frauen ist , besonders derjenigen , die für das Frauen-
stimmrecht kämpfen , sich weitgehendste Kenntnisse der inneren und
äußeren Politik anzueignen . aber sie bestreiten , daß dazu die Mitarbeit
innerhalb der Parteien notwendig ist , oder daß diese dazu beiträgt ,
politisches Wissen zu vermitteln . Was lernen denn die Frauen innerhalb
der Parteien ? Wie man auf Grund des jesuitischen Wahlspruches :
„ Der Zweck heiligt das Mittel “ am wirksamsten Parteiinteressen ver-
folgt und die der Gegner bekämpft . Diese Kenntnisse sind für uns
Frauen , abgesehen davon , daß sie den anständigen Elementen unter
uns einen unüberwindlichen Ekel gegen die Parteiarbeit der Männer
einflößen , ohne jeden praktischen Wert für politisches Erkennen im
allgemeinen und für die Bestrebungen des Frauenstimmrechts im be-
sonderen . Ferner können die Frauen sich unter Umständen , voraus-
gesetzt , daß sie in einer gutorganisierten . lebenskräftigen Partei arbeiten ,
eine gewisse Routine in bezug auf Organisation und Taktik erwerben ,
sie erhalten Einblick in Wahlagitation , Wahlarbeit und in den Wahl-
prozeß selbst . Dinge , die sie teilweise in ihren Frauenorganisationen
gerade so gut oder besser kennen gelernt haben , die sie , da die meisten
Wahlen öffentlich vor sich gehen , auch als Außenstehende gewinnen
können . Das aber hat alles nichts mit Politik zu tun . Um die zu erlernen ,
muß man sich mit der Geschichte der Völker aller Zeiten im allgemeinen
und der seines eigenen Volkes im besonderen beschäftigen , muß man
sich genaue Kenntnisse der Volkswirtschaft , aller Kulturbestrebungen
und der bestehenden Staatseinrichtungen aneignen , muß man als Außen-
stehender die Programme und das Verhalten nicht nur einer , sondern
aller politischen Parteien innerhalb und außerhalb der Reichs- und
Landtage genau prüfen und mit mehr Kritik vorfolgen verfolgen , als man der
eigenen Partei angedeihen zu lassen pflegt , muß man die Tagespolitik
in der Presse verschiedener Richtungen beobachten ; das alles wird
uns befähigen , politisch zu denken , uns ein politisches Urteil zu bilden ,
nicht aber die Mitarbeit in den politischen Männerparteien , die ledig-
lich darauf hinausläuft , das politische Urteil gegen alles andere als den
beschworenen Parteistandpunkt abzustumpfen und die Arbeitskraft
der Frauen für männliche Parteiinteressen auszunutzen , ohne daß
dabei der Sache des Frauenstimmrechts oder den Frauen selbst irgend
ein Gewinn erwüchse .
Zur richtigen Beurteilung der Sachlage ist es durchaus notwendig ,
die Arbeit , die von den Frauen in den Parteien geleistet wird , einmal
näher zu beleuchten . Den Frauen , die als Neulinge in die Partei ein-
treten und sich zur Arbeit melden , wird während und außerhalb der
Wahlzeit , je nach ihren Fähigkeiten niedere oder höhere Propaganda-
arbeit übertragen . Zur ersteren ist zu rechnen : Adressen schreiben ,
Flugblätter verteilen , Bureauarbeiten aller Art , Schlepperdienste zu
Wahlzeiten usw. , zu letzteren : Vorträge halten , Flugblätter verfassen ,
Uebertragung der Leitung ganzer Wahlkreise . Für bewährte Arbeits-
kräfte bleibt der Lohn , so pflegen sich diese zu rühmen , nicht aus ; man
schickt sie als Delegierte auf Parteitage , sehr häufig aus dem Grunde ,
weil es an männlichen passenden Vertretern fehlt , oder man wählt
Frauen in die verschiedenen Parteivorstände , überträgt ihnen sogar
ein Amt , am liebsten natürlich ein recht mühevolles , um ihre Arbeits-
kraft wiederum zu Parteizwecken auszunützen . In den Vorstands-
sitzungen , auf den geschlossenen Delegiertenversammlungen werden
mehr oder weniger nur Parteiangelegenheiten verhandelt , große , wich-
tige , politische Fragen pflegen seitens aller Parteien in öffentlichen
Versammlungen erörtert zu werden , wo der Zutritt Jedermann , auch
den Frauen gestattet ist , wo jeder sich an der Debatte beteiligen kann .
Von welcher Seite wir die Mitarbeit der Frau innerhalb der Parteien
auch beleuchten , wir werden zu der Erkenntnis geführt , daß die Er-
reichung politischer Kenntnisse , das Einarbeiten in die Politik auf andere
Weise weit richtiger erfolgen kann . Wie aber steht es mit der Behauptung ,
daß die Männer durch die Zusammenarbeit mit den Frauen Anhänger
des Frauenstimmrechts werden , weil sie sich von der politischen Reife
der Frauen . von ihren Fähigkeiten , neue politische Werte zu schaffen ,
persönlich überzeugten ? In dieser Allgemeinheit aufgestellt , entspricht
zu die Behauptung keineswegs den Tatsachen . Wir wollen zwar unumwunden
diegeben zugeben , daß hin und wieder ein Mann durch die Mitarbeit der Frauen ,
für unsere Sache gewonnen wird . Was aber besagt das ! Die Majorität
der Männer innerhalb der Parteien läßt sich die Arbeit der Frauen
gnädigst gefallen und erklärt zum Schluß : „ Ja , wenn alle Frauen wie
Sie wären , wenn alle Frauen ihre politischen Fähigkeiten . ihre politische
Urteilskraft besäßen , ja dann würde ich für das Frauenstimmrecht ein-
treten , aber die große Masse der Frauen ( und für diese dient ihm ge-
wöhnlich seine eigene Frau zum Vorbilde ) ist noch lange nicht reif . “
Möglicherweise erklärt er auch unumwunden die Verallgemeinerung
der politischen Betätigung der Frauen für ein allgemeines Unglück .
Um die Männer grundsätzlich für das Frauenstimmrecht zu ge-
winnen , um sie von der zwingenden Notwendigkeit dieser Forderung
für jedes Kulturvolk zu überzeugen , gibt es andere und viel wirksamere
Mittel als die Mitarbeit innerhalb der Parteien . In den meisten kon-
stitutionellen Staaten haben die Frauen heute schon die Möglichkeit ,
im öffentlichen Leben in praktischer Arbeit gemeinsam mit dem Mann
zu wirken , z. B. in der Armen- und Waisenpflege , in der Gewerbe- und
Wohnungsinspektion . bei der Jugendfürsorge . in Vormundschaftsan-
gelegenheiten usw . Zu allen wichtigen politischen Tagesfragen können
die Frauen selbständig Stellung nehmen , um so ihr politisches Verständ-
nis zu beweisen . Es stehen dem weiblichen Geschlecht heute schon
Wahlrechte zu , durch deren Ausübung es Interesse für Gemeindeange-
legenheiten und Selbstverwaltung dokumentieren kann , diese Wahl-
rechte werden längst nicht genügend ausgeübt . Alle saumseligen
Frauen zur Ausübung ihrer Wahlrechte zur Mitarbeit in der Gemeinde
heranzuziehen , heißt der Sache des Frauenstimmrechts nach jeder
Richtung hin einen größeren Dienst leisten , als in den politischen Männer-
parteien mitarbeiten . Dessen mögen die Frauen eingedenk sein , die für eine
Männerpartei am Wahltage treppauf , treppab unermüdlich Schlep-
perdienste leisten , um die säumigen Männer zur Pflicht zu rufen : ihre
Anstrengung auf das eigne Geschlecht zu verwenden , wäre ehrenvoller
und instruktiver . Die Männer werden durch die praktische Arbeit der
Frauen , durch ihre selbständige Stellungnahme zu politischen Tages-
fragen , von deren Fähigkeiten für das öffentliche Leben viel eher über-
zeugt , als durch propagandistische Parteiarbeit . Die Frauen aber
lernen in dieser Arbeit die ungeheuren sozialen Mißstände kennen , die
überall herrschen , sie drängen , unvoreingenommen durch Parteikon-
venienzen und Parteiinteresse , voraussetzungslos und nach eigenem Ur-
teil auf Abänderung , um zu erfahren , daß ihnen in den weitaus meisten
Fällen die Möglichkeit dazu versagt ist , weil ihnen die politische Gleich-
berechtigung mit dem Mann fehlt , das lehrt sie sofort die Wichtigkeit
der Forderung des Frauenstimmrechts begreifen und für dieselbe ein-
treten . Und last not least , diese Arbeit kommt der Allgemeinheit , nicht
einseitigen Parteiinteressen zugute .
Durch obige Darlegung ist deutlich dargetan , daß durch die Mit-
arbeit der Frauen in den Parteien eine wirksame Förderung des Frauen-
stimmrechts nicht erzielt wird , wohl aber sind mit ihr viele Nachteile
verbunden , welche unserer Bewegung zum direkten Schaden gereichen .
Für diese letztere Behauptung erbringe ich die Beweise . Für
jede Bewegung , die etwas erreichen will , ist Konzentration erste Be-
dingung und zwar Konzentration auf allen Gebieten . Mitarbeit inner
halb der politischen Parteien aber bedeutet Zersplitterung nach jeder
Richtung . Zersplitterung der pekuniären Mittel , Zersplitterung der
Arbeitskräfte , beides Dinge , die keine Bewegung ohne Schaden zu
nehmen , entbehren kann . In die Kassen der politischen Männerpar-
teien fließen die Jahresbeiträge der weiblichen Mitglieder , seitens der
Frauen werden , besonders zu Wahlzeiten , Gelder für die Parteien ge-
sammelt , indeß fast alle Frauenstimmrechtsvereine an pekuniärem
Mangel kranken . Während vorgebliche Anhängerinnen des Frauen-
stimmrechts durch Vorträge den Parteien der Männer zu interessanten
Versammlungen verhelfen , während sie sich zu Schlepperdiensten ,
Adressen schreiben , Flugblätter verteilen , hergeben und häufig sogar
mißbrauchen lassen , fehlt es in der Frauenstimmrechtsbewegung an allen
Ecken und Enden an Kräften , die aufklärende Propagandaarbeit leisten .
Zur Ergänzung sei über den Mißbrauch von Frauenkräften für Partei-
zwecke noch hinzugefügt , daß man täglich und zwar in einer großen
Anzahl von Ländern , auch in Deutschland , erleben kann , daß die
Frauen an Wahltagen in Winterkälte und Sommerhitze treppauf trepp-
ab laufen , um säumige Wähler herbeizuschaffen , indeß die männlichen
Wahlorganisatoren im schönsten Behagen in den Wirtschaften sitzen ,
„ politisieren “ und trinken , trinken bis zur völligen Bewußtlosigkeit .
Hiermit sind die schädigenden Einflüsse keineswegs erschöpft ,
die genannten bilden bei weitem den kleineren Teil des Uebels . viel
schlimmer sind die moralischen Wirkungen der Parteiarbeit auf eine
große Anzahl von Frauen selbst , nämlich auf die nicht selbständigen ,
nicht starken Charaktere . Das Verhalten dieser Frauen ließ die bekannte
Engländerin , Mrs. Philipp Snowden auf dem Stockholmer Kongreß
des Weltbundes für Frauenstimmrecht im Juni 1911 den Ausspruch
tun : „ The political women are the weakness of our movement “ . Damit
meinte sie nicht etwa , daß die Vertreterinnen des Frauenstimmrechts
sich nicht mit Politik beschäftigen sollten , sondern daß die
Frauen durch die Arbeit für die Parteien sich sehr leicht dazu verleiten
ließen , das Parteiinteresse voran , sogar über die Forderung des Frauen-
stimmrechts zu stellen , daß sie die Taktik derjenigen Männer nach-
ahmen , die zwar auch für Frauenstimmrecht eintreten , es aber an dritte ,
vierte , anstatt an erste Stelle setzen . Es liegt klar auf der Hand , daß
solche Frauen unsere Bewegung schwer schädigen . Wer ein großes
Ziel vor Augen hat , wer sich die Zukunft erobern will , dessen Tun und
Handeln muß mit brennendem Fanatismus nur für die eine Sache erfüllt
sein , mit der ganzen Hingabe seiner Persönlichkeit muß er diese eine
Forderung verfechten ; nur dann wird er der Bewegung ein wahrer Führer
sein , nur dann wird er die Masse gewinnen , nur dann wird er siegen .
In allen Ländern , wo die Frauen das Stimmrecht erhielten , hat es
sich gezeigt , daß sie als neues , verbesserndes Element in das politische
Leben eingriffen , daß sie durch ihre sozialen , mütterlichen und natür-
lichen Instinkte neue Werte zu schaffen imstande waren , daß sie in
allen Lagen eine Politik der reinen Hand anstrebten . Diese wertvollen
Eigenschaften werden bei starken , in sich gefestigten Charakteren
durch nichts zu erschüttern sein , sie stumpfen aber ab bei schwachen
abhängigen Frauen , bei Frauen , die gewohnheits- und traditionsgemäß
die Männer als Wesen betrachten , die alles besser wissen und können ,
die darauf erzogen sind , die Autorität des Mannes unter allen Umständen
anzuerkennen , sich seinen Anordnungen zu fügen . Solche Frauen
gibt es leider bei uns in Deutschland in größerer Anzahl als in anderen
Ländern , deshalb ist auch die Gefahr bei uns größer , daß die Frauen ,
noch ehe sie als Wahlberechtigte in das politische Leben hinaustreten ,
im Parteigetriebe ihr instinktives soziales Unterscheidungsvermögen
abstumpfen . Die Bestrebungen der Frauenbewegung und besonders
das Frauenstimmrecht können ohne Beteiligung der Frauen am poli-
tischen Leben niemals erreicht werden , es besteht aber , wie die Erfahrung
gelehrt hat , eine große Gefahr , sobald sie mit Parteipolitik verquickt
werden . Frauenstimmrecht schafft die Basis , von der aus nicht nur der
Emanzipationskampf des weiblichen Geschlechts , sondern auch alle
Humanität und Kultur einzig vollendet wird , deshalb muß Frauenstimm-
recht das Alpha und Omega aller unserer Forderungen sein und darf
durch nichts verdrängt werden . Parteiinteressen gebieten aber den
Männern und leider auch , vielen Frauen , falls sie sich einer Partei an-
geschlossen haben , heute für und morgen gegen das Frauenstimmrecht
zu sein . Die Konservativen sind für ein beschränktes Wahlrecht der
Frauen immer zu haben , sind aber schärfste Gegner des durchaus anzu-
strebenden allgemeinen gleichen Wahlrechtes der Frauen , weil , wie sie
annehmen , dadurch ihre Partei geschwächt und die anderen gestärkt
werden . Zu beweisen , daß gerade das Gegenteil der Fall sein wird , gehört
nicht hierher . Sozialdemokraten hingegen bekämpfen prinzipiell jedes
beschränkte Wahlrecht der Frau . Daß auch ein beschränktes Frauen-
wahlrecht ein Schritt näher zur Gerechtigkeit ist , kommt für sie gar nicht
in Betracht , daß es , wie andere Länder bewiesen haben , z. B. Norwegen ,
die erste Etappe zum allgemeinen Frauenwahlrecht ist , wird von ihnen
trotz der Beweise einfach geleugnet . Daß unter Umständen in Ländern ,
wo die Frage des Frauenstimmrechts sehr kritisch geworden ist , eine
Beteiligung der Frauen an Wahlagitationen im Interesse des Frauen-
stimmrechts erforderlich wird , soll nicht bestritten werden , ebenso wie
auch in normalen Zeiten aktive Stellungnahme der Frauen für oder
wider bestimmte Ereignisse und Persönlichkeiten wünschenswert sein
kann . Jede derartige Beteiligung soll aber stets mit besonderer Be-
tonung als selbständige unabhängige Aktion der Frauen geschehen ,
das ist grundverschieden von der für gewöhnlich üblichen Mitarbeit
der Frauen innerhalb der Parteien , die von diesen diktiert und diszipli-
niert wird .
In keinem Lande . wo Frauen heute das Stimmrecht haben , haben
sie sich dasselbe auf Grund der in Parteien geleisteten Mitarbeit erobert .
Frauenwahlrecht besteht in ganz Australien , in fünf Staaten Amerikas ,
nämlich Wyoming , Idaho , Utah , Colorado und Washington , in zwei
Staaten Europas , in Finnland und Norwegen .
Die australischen Frauen , die zum Bundesparlament wie zu den
einzelnen Staatenparlamenten in den Jahren 1893/I908 stimmberechtigt
wurden , haben sich vorher niemals weder wieder an Wahlagitationen noch aktiv
innerhalb der politischen Männerparteien betätigt , wohl aber erklärten
in einigen Staaten die Arbeiter , die in der Labourparty organisiert waren
und die überall tatkräftig für das Frauenstimmrecht kämpften , nur
dann im Kampfe für die politischen Rechte der Frau fortzufahren , wenn
die Frauen sich bis zur Erlangung der Gleichberechtigung von jeder
Parteipolitik fernhielten .
In Amerika , wo jede Verfassungsänderung , also auch die Verleihung
des Frauenstimmrechts durch Volkabstimmung erfolgt , das bedeutet
nach Männerlogik : durch Abstimmung aller männlichen Individuen ,
wo also jede einzelne Männerstimme zählt , hat die Frage . ob es günstig
sei , einzelne einflußreiche Männerparteien durch Mitarbeit für das
Frauenstimmrecht zu gewinnen , die Frauen wenig beschäftigt , von
einer bemerkenswerten Mitarbeit der Frauen innerhalb der Parteien
kann aus Amerika nichts berichtet werden . Es ist aber vom höchsten
Interesse , die Ansicht einer der bekanntesten amerikanischen Verfechte-
rinnen des Frauenstimmrechts , Rev. Anna Shaw darüber zu hören .
Sie äußerte sich auf den schon vorhin erwähnten Kongreß in Stock-
holm , wie folgt : „ We cradle and nurse them , ( die Partei ) we make them
strong and healthy , and when they have grown up , they put us into the
cradle . “ ( Wir schaukeln sie in ihrer Wiege , wir füttern und peppeln sie ,
[ die Partei ] wir machen sie stark und lebensfähig und stehen sie hernach
auf eignen Füßen , dann möchten sie uns in die Wiege legen . ) Damit
sprach sie der Parteiarbeit der Frauen die klarste und treffendste Kritik
aus , aber zugleich ihr Todesurteil : Ausbeutung der Frauenkräfte im
Interesse der Männerpartei , ohne den geringsten Gewinn für unsere
Forderungen .
Und nun zur alten Welt Europas . In Finnland erhielten die Frauen
das Wahlrecht im Jahre 1905 , sie eroberten es sich sozusagen in Zeiten
der Revolution . Auch die Männer Finnlands hatten bis dahin ein stark
eingeschränktes , auf dem Besitz ruhendes Wahlrecht . Finnland sah sich
durch die Machtgelüste Rußlands bedroht , es war eine gefahrvolle ,
kritische , aber große Zeit , in der Männer und Frauen einmütig zusammen-
standen gegen den gemeinsamen Feind , da schwiegen alle Parteifragen ,
man vergaß Klassenhaß , man vergaß Geschlechtsunterschiede . Große
Zeiten zeugen große Taten , begeisterte Einmütigkeit gab dem finnischen
Volke gleiche politische Rechte ohne Unterschied des Geschlechts . Die
Frage , ob die Mitarbeit der Frauen in den Parteien erforderlich , trat
gar nicht an die finnischen Frauen heran , sie hatten sich das Stimmrecht
erobert , weil sie sich in großen Augenblicken stark gezeigt hatten , weil
sie teilgenommen hatten am politischen , man merke wohl auf , nicht
am parteipolitischen Leben . Ein Gleiches ist von Norwegen zu melden :
auch dort errangen sich die Frauen die politische Gleichberechtigung ,
weil sie in großen , schweren Augenblicken politisches Verständnis für
das Wohl und Wehe ihres Vaterlandes bewiesen hatten . Als die Tren-
nung Norwegens von Schweden 1905 auf Grund einer Volksabstim-
mung zur Entscheidung kommen sollte , da durften auch hier die Frauen
sich nicht an der vom Staate vorgenommenen Abstimmung beteiligen ,
sie wurden eben nicht zum Volke gerechnet . sie aber fühlten sich als
ein Teil desselben und wollten ihren Willen kundtun , so veranstalteten
sie eine eigene Abstimmung : diese großartige , ohne jede Unterstützung
durch einen staatlichen Apparat ausgeführte Tat , ihr dabei bewiesenes
Verständnis und ihre Umsicht gaben den ersten Anstoß zur Eroberung
politischer Rechte , die sie bereits im folgenden Jahre 1936 erhielten .
In keinem Lande der Welt ist seit Jahrzehnten von den Frauen
den Parteien so erhebliche Mitarbeit geleistet worden , wie in England .
Die Primrose league und Women's liberal Federation , politische Partei-
organisationen der Frauen , deren Mitglieder nach hunderttausend
zählen , haben seit 56 Jahren besonders während Wahlzeiten eine der-
artig tatkräftige Propaganda für die verschiedenen Parteien der Männer
entfaltet , daß diesen in einigen Wahlkreisen tatsächlich nichts mehr zu
tun übrig blieb . Es kam in England dahin , daß die Majorität der Mit-
glieder des Unterhauses ihre Wahl der Agitationsarbeit von Frauen
zu verdanken hatten . Diese Männer , die sich als sie die Hilfe der Frauen
nicht entbehren konnten , mit tausend Schwüren mündlich und schrift-
ich verpflichteten , für das Frauenstimmrecht im Unterhause einzu-
treten , ließen sie in entscheidenden Momenten – und zwar als Regel –
schamlos im Stich . Die Theorie hat also in England ein klägliches Fiasko
erlitten und sollte allen Frauen als warnendes Mene Tekel dienen . Weisen
wir Gegner der Mitarbeit nun auf England hin , so wird uns von Anhängern
erwidert : „ Ja . so etwas konnte bei den eigentümlichen parlamentarischen
Gebräuchen in England geschehen , geschieht aber niemals bei uns . “ Ueber
solchen Optimismus muß man tatsächlich lächeln . Aehnliche Vor-
kommnisse , daß Männer ihre Gelöbnisse , selbst wenn sie auf Grund
ihres Parteiprogramms verpflichtet waren , nicht hielten , haben wir
in Oesterreich , haben wir in Holland seitens der sozialdemokratischen
Partei erlebt , erleben wir sozusagen täglich bei den Männern der ganzen
Welt . Prinzipien werden verleugnet , gemachte Versprechen haben
keine bindende Kraft , gegebene Schwüre werden gebrochen im politischen
Leben der Männer , wenn man der Partei Vorteile erringen oder so un-
bequeme Gläubiger wie die Frauen beseitigen will . Männer aller Nationen ,
Männer aller Klassen , Männer aller Parteien bleiben sich darin völlig
gleich . Und dennoch – wird man einwenden – müssen wir so oder
so mit den Männern paktieren , denn sie sind es , die uns dermaleinst
die politischen Rechte geben werden . Das aber ist eben nicht der Fall ,
das ist ein völliges Verkennen des Wesens der Geschichte . Nicht die
Männer geben uns das Wahlrecht , sondern wir Frauen zwingen es dem
Geiste unserer Zeit auf . Wir erobern , wir erkämpfen , wir erringen es
uns selbst , – indem wir es fordern , fordern mit aller Macht , fordern
mit allen Mitteln , die uns zu Gebote stehen . Nicht mit Heeresmacht ,
nicht mit Feuer und Schwert , dazu haben wir modernen Frauen zu viel
Kultur , sondern mit zäher , durch nichts zu ermüdender Ausdauer , die
ihre wirksamste Unterstützung durch die Entwicklung moderner Kultur-
staaten erhält . Ebensowenig wie jemand erklären wird , England hätte
die Emanzipation der Amerikaner aus freien Stücken anerkannt , Schwe-
den hätte Norwegen 1905 seine Unabhängigkeit freiwillig zurückerstattet ,
oder die preußische Dynastie hätte freiwillig ihrem Volke eine Verfassung
oktroyiert , ebensowenig kann jemand behaupten , die Männer gäben
uns aus freier Initiative politische Gleichberechtigung . Auch hier gilt
der Grundsatz und Ausnahmen bestätigen nur die Regel , wo immer
den Frauen Rechte eingeräumt werden , werden die Männer durch die
Frauen , durch die Entwicklung dazu gezwungen , ob sie wollen oder nicht ,
deshalb spielt die persönliche Stellungnahme des einzelnen Mannes
auch gar nicht die große Rolle , die man ihr für gewöhnlich zuzuer-
kennen pflegt , die Männer werden , wie gesagt , unwillkürlich dazu gezwungen .
Kennen wir nicht , – wenn es sich um die Erweiterung von Frauen-
rechten handelt , alle die Reden von Männern und Abgeordneten aller
Weltteile , die sich gleichen wie ein Ei dem andern ? Die Klage um das
Schwinden der guten alten Zeit ; der Ruin von Haus und Familie ; der
Verlust der Weiblichkeit usw. usw. Gibt es irgend eine neue Note in
dieser alten Melodie – und haben sie die neue Zeit mit ihrem neuen
Geiste aufzuhalten vermocht ? Man kann aber häufig beobachten ,
daß die Konstatierung der Tatsache , daß wir Frauen uns unsere Rechte
von der Zeit erobern , den Männern , selbst unsern politischen Freunden ,
höchst unangenehm klingt , sie verlieren dadurch den Nimbus
gönnerhafter Macht ; das darf uns jedoch nicht hindern , diese Wahrheit
als eines unserer stärksten Argumente auszusprechen .
Wie liegen die Dinge nun bei uns in Deutschland ? Am 1. Januar
1902 erfolgte durch Anita Augspurg die Gründung des Deutschen Ver-
bandes für Frauenstimmrecht . Wohl waren vorher auch bei uns in
Deutschland radikale Frauen in Wort und Schrift für Frauenstimm-
recht eingetreten , aber von einer wirksamen Propaganda kann erst
seit Bestehen der Organisation die Rede sein . Auch seitens der sozial-
demokratischen Männer und Frauen , war , abgesehen davon , daß man
endlich auf dem Erfurter Parteitag 1891 die politische Gleichberech-
tigung ohne Unterschied des Geschlechts in das Programm aufgenommen
hatte , nichts geschehen zur direkten Förderung des Frauenstimmrechts .
Der Deutsche Verband für Frauenstimmrecht ist völlig neutral , er
verfolgt keinerlei parteipolitische Tendenzen , seine Aufgabe besteht
darin , allen Frauen das Stimmrecht zu erkämpfen , daraus ergibt sich ,
daß der Verband als solcher sich niemals am partei politischen
Leben der Männer beteiligen kann , was ihn aber nicht verhindert ,
jederzeit zu allen großen politischen Fragen vom Standpunkt
der Frau aus Stellung zu nehmen . Auf der III. Generalversammlung
des Deutschen Verbandes 1909 in München , wurde die Frage : „ Wird
die Beteiligung der Frauen am politischen Parteileben der Männer
das Frauenstimmrecht fördern “ durch Martha Zietz und Dr. jur.
Anita Augspurg erörtert ; erstere bejahte die Frage und bean-
tragte Annahme folgender Resolution : „ Die III. Generalversammlung
des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht bittet alle Mitglieder
im Interesse einer möglichst schnellen Erlangung der politischen Gleich-
berechtigung der Frauen , sich politisch zu betätigen und sich den ein-
zelnen politischen Parteien anzuschließen “ .
Anita Augspurg sprach sich dagegen aus . Die von ihr vorgelegte
Resolution lautete : „ Die III. Generalversammlung des Deutschen Ver-
bandes für Frauenstimmrecht empfiehlt zwar den Frauen das lebhafteste
Interesse am politischen Leben zu unterhalten , zu betätigen und zu
vertreten , sie empfiehlt aber die Mitarbeit in den politischen Parteien
der Männer nur als individuelles Durchgangsstadium zur Gewinnung
von Einsicht und Orientierung über die Details des politischen Partei-
lebens . Die Förderung ihres eigenen Anspruches auf politische Gleich-
berechtigung erwartet sie jedoch von der Beteiligung am Parteileben
der Männer nicht “ .
Die Generalversammlung nahm mit einer ganz geringen Majorität
die Resolution Zietz an . Unter denen , die 1909 für die Resolution
Augspurg stimmten , gibt es heute viele , die auf Grund von gemachten
Erfahrungen der Ueberzeugung sind , daß es durchaus nicht im Interesse
unserer Sache liegt , den Frauen die Mitarbeit in den politischen Parteien
der Männer zu empfehlen , selbst nicht als Durchgangsstadium . Es
bleibt zu häufig nicht beim Durchgangsstadium , der unheilvolle Partei-
geist ergreift vollständig Besitz von vielen Frauen , gibt sie nicht wieder
frei und läßt sie Verrat an der Sache des Frauenstimmrechts üben .
Bei dem neutralen Charakter , den der deutsche Verband satzungs-
gemäß zu wahren hat , überläßt er seinen Mitgliedern , welche Stellung sie
persönlich zu den verschiedenen Parteien nehmen wollen .
Eine große Anzahl von Mitgliedern leisteten schon im Jahre 1903
erhebliche Wahlarbeit . Als Aequivalent für dieselbe forderten die Frauen
in Hamburg Aufnahme von weiblichen Mitgliedern in die Parteivereine .
Trotzdem das Hamburger Vereinsgesetz keinerlei Beschränkung für
Frauen kannte , war bisher diesen die Mitgliedschaft statutenmäßig
versagt gewesen . Nur widerwillig bequemte sich die freisinnige Volks-
partei in ihrer Not um Arbeitskräfte zur Aufnahme der Frauen und
erkaufte sich dadurch die Bearbeitung eines ganzen Wahlkreises durch
die Frauen .
Weit wirksamer als 1903 aber war die Beteiligung der Frauen bei
den Reichstagswahlen von 1907 , wo in verschiedenen Teilen von Preußen ,
Oldenburg . Thüringen , Hamburg usw. erhebliche Wahlarbeit geleistet
worden ist , aber nicht nur bei den Reichstagswahlen , auch bei den Land-
tagswahlen , z. B. in Baden , Bayern und Preußen griffen die Frauen
in Stadt und Land tatkräftig in die Wahlagitation ein . Diese Frauen
gehörten , von wenigen Sozialdemokratinnen abgesehen , den links
liberalen Parteien an . Was das Verhalten der Frauen zu den übrigen
Parteien , dem Zentrum , den Konservativen und Nationalliberalen an-
betrifft , so kann von einer Mitarbeit der Frauen nicht die Rede sein .
Konservative Männer haben versucht , Frauen für das politische Leben
zu gewinnen , aber über einige schüchterne Versuche , die an Unklarheit
und Unsicherheit nichts zu wünschen übrig ließen , ist es nicht hinaus-
gekommen . Im Rheinlande haben die Nationalliberalen einzelne Frauen
zur Arbeit in die Vereine ihrer Partei herangezogen . Im August dieses
Jahres wurde in Düsseldorf eine Zentrums-Frauenorganisation gegründet ,
die beschlossen hat , bei den bevorstehenden Reichstagswahlen für ihre
Partei tatkräftig mitzuarbeiten . Das weitere bleibt also abzuwarten .
Für Frauenstimmrecht tritt die Organisation nicht ein .
Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich also lediglich auf
die Mitarbeit der Frauen bei den Linksliberalen . Wir erfuhren bereits ,
daß sich 2 Gruppen unter den liberalen Frauen bildeten , von denen die
einen eine gegen , die andere für die Mitarbeit der Frauen innerhalb der poli-
tischen Parteien waren . Schmählich wurden die letzteren getäuscht ,
als im Januar 1910 das bekannte Einigungsprogramm erschien .
Das Programm der vereinigten Liberalen , denen sich die demokra-
tische Vereinigung . die stets für die politische Gleichberechtigung der
Frau eintrat , nicht anschloß , gedachte allerdings der Frauen , es sprach
ihnen wesentlich Rechte zu , die sie sich längst erobert und im Besitz
haben , aber die politische oder auch nur kommunale Gleichberechtigung
war nicht aufgenommen . Die Stimmrechtsorganisationen kritisierten
in öffentlichen Versammlungen dieses mit dem liberalen Grundsatz unver-
einbare Programm und protestierten kräftig : die weiblichen Mitglieder
der liberalen Parteien kämpften mit aller Energie für die Einfügung der
Forderung des Frauenstimmrechts , einige drohten , falls ihrem Antrage
nicht entsprochen würde , mit ihrem Austritt aus der Partei . Die Frauen
ernteten für diese einzig gebotene Konsequenz Hohn und Spott der von
den Männern bedienten Presse , die sich erdreistete , zu erklären , die
Frauen hätten sich wie die ungezogenen Kinder betragen , die nicht
mehr mitspielten , sobald ein Streit ausgebrochen sei . Diese liberalen
Männer hatten noch nicht einmal den Grundgedanken des Liberalismus
erfaßt , sie wußten nicht , daß den Frauen Selbstachtung verbietet ,
einer Partei anzugehören , die für die grundlegende Forderung aller
Frauenbestrebungen nicht eintritt .
Es ist zu bedauern , daß die Frauen ihrer Drohung die Tat nicht
folgen ließen . Ihr späteres Verhalten hat bewiesen , in welch' unheil-
vollem Maße diese Frauen vom Parteigeist beeinflußt sind , sie lassen sich
vollständig beherrschen von dem unter den deutschen Männern leider
üblichen liberalen Geiste , der sich in militärischer Submission alles bieten
läßt . der in Devotion erstirbt , dient und weiter hofft . Die Frauen kehr-
ten nach dieser kläglichen Behandlung nicht nur der Partei nicht den
Rücken , sie bildeten sogar einen Arbeitsausschuß um den Liberalismus
der Männer , der sie so schmählich im Stich gelassen hatte , wirksamer
zu unterstützen . Bezeichnend dafür , wie der Parteigeist die Frauen
durchdrungen hat , war der Aufruf dieser liberalen Frauen bei der Grün-
dung des Ausschusses . In erster Linie trat man für die Stärkung des
Liberalismus ein , dann erst gedachte man der „ Forderung der poli-
tischen Rechte “ der Frau .
In welcher Art die Parteiarbeit seitens der weiblichen Mitglieder
geschehen soll , darüber äußert sich ein Vorstandsmitglied des Arbeits-
ausschusses im Berliner Tageblatt vom 14. Juli dieses Jahres , dort heißt es :
„ Der Arbeitsausschuß der weiblichen Mitglieder der Fortschrittlichen Volks-
partei kann ja nicht in derselben Weise vorgehen , wie der Deutsche
Verband für Frauenstimmrecht , denn die Partei hat sich programmatisch
nicht für das Frauenstimmrecht erklärt ; die weiblichen Mitglieder sind
aber nur Parteimitglieder , sind durch das Programm gebunden , und
wenn auch wohl unter diesen Frauen nicht eine einzige ist , deren poli-
tische Ueberzeugung sich in § 8 mit der gedruckten Ueberzeugung der
Partei deckt , so müssen sie doch bei der nächsten Reichstagswahl eben
auch die Programmforderungen innehalten . Freilich nicht alle werden
es über sich gewinnen , ihre ganze Arbeitskraft für einen Kandidaten ein-
zusetzen , der sich wohl liberal nennt , dem aber der Gedanke an die poli-
tische Gleichberechtigung der Frauen eine Gänsehaut verursacht ; diese
Frauen werden , so stark ihr politisches Gefühl auch sein mag , doch auch
wenn sie Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei sind , nur für „ Stimm-
rechtsfreunde “ arbeiten . Der Arbeitsausschuß ist der Ansicht , daß sich
die Frauen vor ihrer Entscheidung über die Wahlhilfe durch persönliche
Rücksprache oder schriftliche Anfrage darüber zu unterrichten haben ,
welche Stellung der Kandidat zu den Frauenforderungen einnimmt . “
Nach Aufzählung aller altbekannten Forderungen . die die Frauen-
bewegung aller Schattierungen seit 60 Jahren aufgestellt hat , fährt die
Verfasserin fort : „ Zu allen diesen Frauenforderungen , wozu dann natür-
lich noch diese oder jene , durch lokale Verhältnisse bedingte , hinzu-
kommen , sollen sich die Kandidaten äußern . Die Frauen sollen
aber nicht darauf festgelegt werden , nur solche Kandi-
daten zu unterstützen , die uneingeschränkt für
die Forderung des Frauenstimmrechts eintreten .
Es ist den Frauen im einzelnen Fall zu überlassen , wie weit sie ihre Mit-
arbeit von der Stellung des Kandidaten zu den Forderungen abhängig
machen wollen . Der Ausschuß fürchtet , sonst manchen vom Stand-
punkt der Fortschrittlichen Volkspartei aus wünschenswerten Kandi-
daten nicht zum Siege verhelfen zu können . “
Auch wir deutschen Frauen , die wir Frauenstimmrecht nicht dem
Parteigeist und der Parteidisziplin unterordnen , rufen mit unsern eng-
lischen Schwestern aus : „ The political women are the weakness of our
movement “ .
Selbstachtung hätte gefordert , daß die der Partei angehörigen
Frauen , die nach ihrer jammervollen Niederlage in der Partei verblieben
und den Arbeitsausschuß bildeten , es taten , um bei den kommenden
Wahlen zu erklären , wir Frauen unterstützen keinen Kandidaten , mag
er vom Parteistandpunkt der Männer aus noch so tauglich sein , der nicht
jederzeit und überall für Frauenstimmrecht eintritt . Bei dieser charakter-
losen Haltung können die Frauen sich allerdings nicht wundern , wenn
der nächste Parteitag abermals ablehnt , das Frauenstimmrecht ins
Programm aufzunehmen . „ Warum sich mit einer Forderung belasten ,
die die Majorität der liberalen Wähler vor den Kopf stößt und der Partei
keinen Gewinn bringt , denn den Frauen . deren Hilfe wir brauchen “ .
sagen sich die liberalen Männer , „ können wir bieten was wir wollen ;
die bleiben uns treu , die dienen weiter , die besitzen die Engelsgeduld
des untertänigen deutschen Weibes . von der wir fälschlich angenommen
hatten , daß sie bereits der Vergangenheit angehörte “ .
Kläglicher als diese traurige Wahlparole des Arbeitsausschußes ,
ist das Vorgehen einiger liberaler Frauen in Hamburg , die sich Frauen-
gruppe des Wahlvereins der fortschrittlichen Volkspartei nennen und
an ihre Mitglieder am 27. Februar 1911 ein Schreiben zur Beteiligung
bei Wahlen richteten , welches wörtlich den Passus enthält :
„ Während der Wahlzeit eifrige Mitarbeit ; Besuch der Wahlversamm-
lungen ; Eingreifen in die Debatte ; Stellungnahme zu allen politischen
Fragen ohne Hervordrängen unserer speziellen politischen Forderungen .
Nach den Wahlen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere Forder-
ungen vorbringen , zu dem Zweck Verfolgen des politischen Lebens hier
und im Reich . “
Aus diesen Worten spricht bereits ganz derselbe Geist . der die Partei-
politik der Männer beherrscht , nämlich um des Stimmenfangs willen
Gesinnung . Charakter und Grundsätze verleugnen . Es mußte uns mit
banger Sorge erfüllen , wenn es sich hier nicht eben um eine ganz kleine
Zahl von Frauen handelte , die wenig Einfluß haben und hoffentlich
auch niemals Einfluß gewinnen werden . Diese vereinzelt dastehenden
Beispiele sollen uns jedenfalls den Glauben nicht rauben , daß die Majori-
tät der deutschen Frauen das politische Leben veredelnd beeinflussen
und nach Möglichkeit Unehrenhaftigkeit fern halten wird , wie die Frauen
der anderen Nationen es taten , sobald sie im politischen Leben mit-
wirkten . Das aber muß ausgesprochen werden , daß diese Symptome
als eine Warnung vor der Beteiligung an der Parteipolitik der Männer
zu betrachten sind .
Die liberalen Parteien haben auch in Deutschland Frauen als Dele-
gierte auf die Parteitage entsandt und zu Vorstandsmitgliedern gewählt .
Naive Gemüter erachten das als ungeheuren Fortschritt und können
das große Entgegenkommen seitens der Männer nicht genug rühmen .
„ Man nimmt uns überall mit offnen Armen auf “ , wird wiederholt erklärt .
Daß dieses vielgerühmte Entgegenkommen nur dann anzutreffen ist ,
wenn man auf das Ausbeuten der Arbeitskraft der Frau für Partei-
zwecke spekuliert . wird dabei völlig übersehen . Wie es sonst mit dem
Entgegenkommen bestellt ist , darüber gibt uns ein männliches Mitglied
der fortschrittlichen Volkspartei , Herr Voss , in der Zeitschrift für Frauen-
stimmrecht vom 1. August Aufklärung , er schreibt : „ Welchem Wider-
stand der Vorstand der weiblichen Mitglieder der Partei seitens der ge-
schäftsführenden Personen des Vorstandes ( also der Männer ) aus-
gesetzt gewesen ist , das entzieht sich zwar der allgemeinen Kenntnis ,
ist aber für Eingeweihte ein betrübendes Zeichen für den Mangel an
Entgegenkommen sowohl als auch an Verständnis , das man für die Be-
deutung der Frauenbestrebungen hat , ganz zu schweigen von dem
Widerspruch , der für eine echt liberale Weltanschauung in solchem
Verhalten liegt . “ So also sieht es hinter den Kulissen aus . Mit den letzten
Worten trifft Herr Voss den Nagel auf den Kopf , ein Mensch der sich
liberal nennt und nicht für das Frauenstimmrecht eintritt , ist einfach
nicht liberal , das kann den Männern der fortschrittlichen Volkspartei
seitens der Frauen nicht oft genug gesagt werden . Das Verhalten der
liberalen Männer den Frauen gegenüber ist trotz der Mitarbeit der
Frauen nach wie vor das Gleiche geblieben . In erster Linie stehen die
Interessen der Partei , dann kommen die Interessen der Männer im all-
gemeinen , dann kommt eine lange Strecke garnichts – und dann
kommen die Interessen der Frauen immer noch nicht . Wenige
weiße Raben wie Potthoff und von Gerlach haben von jeher zu den
überzeugten Anhängern des Frauenstimmrechts gezählt . sie sind aber
nicht erst durch die Mitarbeit der Frauen gewonnen worden : wie
sich die Majorität zum Frauenstimmrecht stellt , haben die Verhand-
lungen beim Einigungsprogramm bewiesen , beweisen die Reden und
Abstimmungen der liberalen Männer in den Parlamenten , beweisen ihre
Ausführungen in der Presse .
Dr. Pachnicke schrieb in der Vossischen-Zeitung vom 7. August
1910 einen Leitartikel über Frauenstimmrecht , worin er sich als schärfster
Gegner desselben kennzeichnet . Seine Ausführungen zeugen von einer
Unkenntnis der Sache , die bei einem so alten Parlamentarier zum min-
desten erstaunen muß , er operiert mit den abgeschmacktesten Argu-
menten , die längst durch Tatsachen widerlegt sind und die uns heutzu-
tage kaum noch in den kleinen Städten Deutschlands in öffentlichen Ver-
sammlungen , wo wir das Frauenstimmrecht erörtern , von Lokalphilistern
entgegengehalten werden . Seine Ausführungen beweisen , daß es der Mit-
arbeit der Frauen nicht einmal gelungen ist , diesen Führer der Liberalen
über die einfachsten Grundlagen der Forderung des Frauenstimmrechts
zu orientieren . Dr. Pachnicke wird bei den kommenden Reichstags-
wahlen wieder kandidieren , denn vom Standpunkte der fortschritt-
lichen Volkspartei aus , ist er ein anerkannt „ wünschenswerter “ Kann-
didat . – Also herbei ihr Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses ,
die ihr vorgebt , für Frauenstimmrecht zu kämpfen , hebt den liberalen
Heros Pachnicke auf euren Schild , sammelt Geld , leistet Schlepparbeit ,
erniedrigt euch zu jedem Dienst für den Liberalismus , übt Verrat an den
politischen Forderungen eures eignen Geschlechtes – hofft weiter –
und seid gewiß , der wohlberechtigte Lohn für so viel Treue kann nicht
ausbleiben . – liberale Männer werden euch weiter an der Nase herum-
führen .
Pachnicke würdig zur Seite steht das liberale Mitglied des preußischen
Abgeordnetenhauses Hoff , der bei einer Kommissionsberatung , als es
sich um die Behandlung einer vom preußischen Landesverein für Frauen-
stimmrecht eingereichten Petition , betreffend das allgemeine Wahlrecht
für Männer und Frauen in Preußen handelte , für Uebergang zur Tages-
ordnung stimmte .
In welcher Weise liberale Männer , die erklären für Frauenstimm-
recht zu sein , unsere Sache vertreten , dafür einige Beweise . Herr
Rosenow , Mitglied der fortschrittlichen Volkspartei , beantragte im
Plenum des preußischen Abgeordnetenhauses am 11. Mai 1911 , die oben
angeführte Petition der Regierung als Material zu überweisen . aber nur
hinsichtlich der Demokratisierung des Wahlrechtes für Männer , denn
er sagte : „ Wir meinen , wir haben zunächst ausgiebig zu tun , das all-
gemeine , gleiche , direkte und geheime Wahlrecht für Männer in Preußen
durchzusetzen und daß wir uns zunächst auf diese Aufgabe beschränken ,
um darauf weiterzubauen nach der Richtung , die wir allerdings auch
für berechtigt halten , der Einführung der Rechte der Frauen in der
Politik . Wir haben in unserem Programm festgelegt , daß die Rechte
der Frauen im Erwerbsleben usw. ausgebaut werden , daß überall da ,
wo die Frauen ein volles Recht haben , sich zu betätigen , bei der Wahl
für Kaufmanns- und Gewerbegerichte die Frauen zugelassen werden .
An diesem Punkte halten wir durchaus fest . Was das Frauenstimm-
recht im Staate und im Reiche betrifft , so sind wir der Meinung , daß
die Frau allerdings an politischen Kräften soviel in sich birgt , daß sie
zunächst diese Kräfte ausüben sollte , den Männern zu helfen ,
die das allgemeine , gleiche , geheime und direkte Wahlrecht in Preußen er-
zielen . Wo ich überall mit Frauen in politischen Versammlungen
zusammenkomme , lege ich ihnen nahe , daß sie ihre Werbekraft und
die überzeugende Rede , die sie vielfach haben , dazu anwenden mögen ,
für die Männer das allgemeine , gleiche , direkte und geheime Wahlrecht
zu erreichen . Werden wir das haben , dann werden wir an den Aus-
bau der Rechte der Frauen herangehen können ; nach welcher Richtung ,
kann ich im Augenblick namens meiner Freunde allerdings nicht sagen . “
Werden nun die Mitglieder des weiblichen Arbeitsausschusses
sich mit aller Energie für Herrn Rosenow einsetzen , der doch jedenfalls
bei den kommenden Reichstagswahlen als Kandidat aufgestellt wird ;
werden sie ihre von Herrn Rosenow so freundlich anerkannte Werbe-
kraft und überzeugende Redegabe für ihn in Anwendung bringen ? Das
würde diesen logischen und zielbewußten Verfechter des Frauenstimm-
rechts den Frauen sicher verpflichten , sie könnten dann auf einen libe-
ralen Mann mehr zählen . der im entscheidenden Moment ein „ entschei-
dendes Wort “ redet , das sie auf eine ferne Zukunft vertröstet . – Selbst
Naumann hat sich bei den Verhandlungen der Elsaß-Lothringischen
Verfassungsfrage , als er für Frauenstimmrecht eintreten wollte , als
jämmerlicher Verfechter unserer Sache gezeigt , seine Ausführungen
lösten lediglich allgemeine Heiterkeit aus . Er sagte : „ Zunächst melden
sich auch hier , wie sonst in neuerer Zeit , die Frauen und fragen , ob sie
nicht auch Menschen sind , ob sie dem Staat keine greifbaren und not-
wendigen Dienste leisten ( Heiterkeit ) , ob sie nicht selber an Rechten
interessiert sind . Ich meinerseits kann den Frauen nur antworten :
Ihr habt recht , es scheint mir aber , daß ihr bis zu den Frauen und Töchtern
der Mitglieder des Bundesrats noch nicht hinreichend vorgedrungen
seid ( Heiterkeit ) , um hoffen zu können , daß ihr jetzt schon in die staats-
bürgerliche Gleichheit mit aufgenommen werdet . “ Beweisen diese
Kautschuksprüche , beweist das Verhalten der Männer aller Parteien
nicht , daß auf sie sobald es sich um Frauenrecht handelt kein Verlaß
ist ? Warum , so fragt man unwillkürlich , ziehen nicht alle deutschen
Frauen aus den bei uns und in anderen Ländern gemachten Erfahrungen
die Konsequenz sich fern zu halten von aller Parteiarbeit und alle Kraft
auf die Forderung des Frauenstimmrechts zu konzentrieren ? Und die
Antwort wird lauten , weil sie sich an den Erfahrungen anderer nicht
genügen lassen , sie wollen ihre eignen erleben . Das ist begreiflich , kann
aber unter Umständen , wie oben dargetan . unheilvolle Folgen für die
Sache des Frauenstimmrechts haben . Deßhalb müssen wir denen die
politische Befreiung der Frauen alles gilt , mit aller Macht dahin streben ,
daß sich die Zahl der Anhänger der Mitarbeit der Frauen in politischen
Männerparteien von Jahr zu Jahr verringere , die Zahl ihrer Gegner stetig
wachse und unserer Sache solche Vertreter erstehen , denen das Frauen-
stimmrecht Alpha und Omega aller Forderungen ist , die es mit zäher
Ausdauer , eiserner Energie und idealem Fanatismus jederzeit und überall
vertreten und keinem Parteigeist , keiner Parteidisziplin unterordnen .
Gelingt das , dann dürfen wir froh in die Zukunft schauen , dann werden
wir siegen und uns das Frauenstimmrecht erobern .
Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft !
Verlag : Felix Dietrich , Gautzsch bei Leipzig , Kregelstraße 5.
Druck : Fr. Andrä’s Nachf . ( M. Dietrich ) Leipzig .