Petersburg, den 24 May.
Der Koͤnigl. Daͤniſche Ambaſſadeur, Herr von
Holſtein, hat einen Expreſſen von Copenhagen
empfangen, deſſen Depeches aber noch unbe-
kannt ſind. So viel darf man nur ſagen, daß
dieſer Geſandte noch beſtaͤndig mit unſern Mini-
ſtern in Conferenz iſt, um einen Vergleich in den
obhandenen Sachen zu treffen. Sonſt wird der
Graf von Vitzthum in kurzen als extraordinair En-
voye vom Koͤnigl. Pohlniſchen und Chur-Saͤchſi-
ſchen Hofe hier erwartet, und nach deſſen Ankunft
wird der Herr von Petzhold, der bisher die Sa-
chen des Dresdenſchen Hofes allhie beobachtet hat,
ſeine Abſchieds-Audienz bey Jhro Majeſtaͤt der Kay-
ſerin haben, und nach Hauſe zuruͤck reiſen.
Poſen, den 4 Junius.
Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Polen ſind den 1ſten
dieſes fruͤh Morgens gluͤcklich in Frauſtadt ange-
langet, und haben daſelbſt die Univerſalien zum
Reichs-Tage unterſchrieben; heute aber rei-
ſen Hoͤchſtdieſelben bereits wieder fort, und weil
aller Orten auf den Cours zum ſchleunigſten Fort-
kommen die Relais parat gehalten werden, ſo wer-
den Sie morgen in Dreßden wieder eintreffen.
Fortſetzung der Relationen aus dem Kayſerl. Lager
in Jtalien zu St. Lazaro bey Placenz.
Den 24 May that der Feind auf unſere Arbeiter
an denen Batterien uͤberaus ſtark canoniren und
bombardiren, wie imgleichen dieſen Nachmittag bey
demſelben eine anſehnliche Verſtaͤrkung von Genue-
ſern und Franzoſen eingetroffen iſt. Hingegen lang-
ten von uns 700 Recruten aus Deutſchland an.
Den 25ſten hat Herr Obriſt Baboczay ſich jenſeits
der Trebia mit einem feindlichen Commando enga-
giret, ſelbiges uͤbern Haufen geworfen und viele
nieder gemacht, auch einige Kriegsgefangene ge-
nommen. Dieſen Tag hat der Feind keinen einzigen
Schuß auf unſere Arbeiter gethan, wo er aber Tags
darauf, als den 26ſten, ſich um ſo ſtaͤrker wieder
hoͤren lieſſe, obwohl ohne den mindeſten Effect.
Heute wurden abermal durch unſere Huſſaren viele
Spaniſche Briefſchaften aufgefangen, und 2 Cou-
riers ins Hauptquartier geliefert. Sonſten ſind
auch bis heute, als den 27ſten, unſere Batterien
voͤllig zu Stande gebracht worden, alſo, daß nun-
mehro die Artillerie darauf aufgefuͤhret werden darf,
welches ohnfehlbar heute Nacht geſchehen duͤrfte.
Der Herr General-Feld-Wachtmeiſter, Baron von
Roth, wurde heute bey der Armee als General-Feld-
Marſchall-Lieutenant declariret.
Bologna, den 26 May.
Denen heutigen Briefen zufolge, ſind zwiſchen
beyden Partheyen zwey ziemlich ſcharfe Actiones
vorgefallen, naͤmlich, eine bey St. Lazaro, und
die andere jenſeits des Po-Fluſſes an der Bruͤcken-
Schanz bey Placenz: es ſind ſodann auf dem Po-
Fluß viele 100 Todte aufgefangen worden.
Mayland, den 26 May.
Vorgeſtern erhielte der Commendant der hieſigen
Miliz von Codogno den Befehl, die Wachten bey
denen Thoren zu verſtaͤrken, worauf man vernom-
men, daß die Spanier ein ſtarkes Detachement
uͤber den Po geſchickt, welches in das Gebiet von
Lodi eingefallen, um die darinnen befindliche Oeſter-
reicher anzugreifen, dieſe waren aber dergeſtalt auf
ihrer Hut, daß ſie ſich ſogleich in Sicherheit unter
die Stuͤcke von Pizzighirone begeben: Vermuthlich
war das Hauptabſehen der Spanier, einige Le-
bensmittel, woran ſie groſſen Abgang verſpuͤhren,
einzuholen, da ſie aber wenig angetroffen, ſo ſind ſie
wieder zur Armee gekehret. Der Marſchall von
Maillebois hat Acqui wieder verlaſſen, worauf der
General von Leutrum davon Beſitz genommen.
Aus Marſeille wird unterm 18ten dieſes berichtet,
daß die Engellaͤnder Loano beſchoſſen, und die allda
befindliche Magazyns in Brand geſteckt haͤtten,
auch fuͤgten ſie der Schiffahrt einen unbeſchreibli-
chen Schaden zu.
Mayland, den 27 May.
Der Anwachs des Waſſers iſt in dieſem Lande ſo
groß geweſen, daß der Comer-See ausgetreten iſt,
und die Stadt, ſo von ihm den Namen fuͤhret, der-
maſſen uͤberſchwemmet hat, daß die Einwohner ge-
zoͤthiget worden ſind, in dem andern und dritten
Stockwerke ihrer Haͤuſer ſich der Fluth zu entzie-
hen. Man verſichert auch, daß die Bruͤcke von Pla-
cenz weggeſpuͤhlet ſey, und daß die Kayſerlichen
gleichfalls eine von den ihrigen verlohren. Die
Kayſerl. Armee hat auch ſonſt Beſchwerlichkeit da-
von empfunden, indem die beyden Fluͤgel derſelben,
wovon ſich der rechte bis an den Po, und der linke
bis an die Trebia erſtreckte, genoͤthiget worden, ſich
enger einzuziehen, und der Fuͤrſt von Lichtenſtein
ſein Quartier nach Maganzis hat verlegen muͤſſen.
Die Operationen behalten indeſſen noch beſtaͤndig
ihren Fortgang, den 20ſten fiengen die Kayſerlichen
an Batterien aufzuwerfen, um auf das Lager der
Feinde und die Stadt Piacenza loszugehen. Den
22ſten waren dieſelben fertig, und man feuerte von
denſelben einige Tage lang ſo ſtark, daß die Spanier
ſich genoͤthiget ſahen, den groͤßten Theil ihres La-
gers aufzuheben, um in dem bedeckten Wege und
hinter die Waͤllen der Stadt Schutz zu ſuchen, wo-
von man aber glaubt, daß ſie ſich nicht lange allda
aufhalten werden. Sie muͤſſen daſelbſt ſehr in der
Enge ſeyn. Die Lebensmittel ſind allda ſehr ſpar-
ſam, und die Artillerie der Kayſerlichen iſt ihnen
eben ſo beſchwerlich, als vorhin. Man weiß nicht,
wie es mit dem Cardinal Alberoni ſtehe, der ſich
vor einiger Zeit nach St. Lazaro in der Abſicht be-
geben, ſeine Tage allda zu beſchlieſſen. Einige glau-
ben, er habe ſich in coguito nach der Veſtung Urbin
zu ſeinem Nepoten begeben. Andere aber behaupten,
er ſey zu Piacenza, allwo er willens waͤre, die Auf-
loͤſung der Sache anzuſehen, wovon man ſagen
kann, daß er ſie ſeit 30 und mehr Jahren eingefaͤdelt.
Der Oberſte Baboczay hat den 23ſten jenſeit der
Trebia, durch eines von ſeinen Detachement, zween
Spaniſche Couriere weggenommen, die von Madrid
kamen, und ſich zu Genua angetroffen hatten, und
in Geſellſchaft zur Armee des Jnfanten Don Phi-
lipp gehen wollten. Jhre Depechen ſind dem Fuͤr-
ſten von Lichtenſtein geliefert worden, der, nachdem
er die Copie davon nehmen laſſen, die Originale nach
Wien geſchickt hat. Man verſichert, daß man da-
durch viele wichtige Entdeckungen gemacht. Die
Truppen von Sardinien ſind endlich aus ihren Er-
friſchungsquartieren herausgegangen, um den An-
fang zu ihren Operationen zu machen. Jhr Ver-
ſammlungsort iſt zwiſchen Alexandrien und Aqui,
wo ſie der Koͤnig von Sardinien wieder hat Poſto
faſſen laſſen. Man glaubet, daß ſie uͤber die Bo-
runda gehen werden, um den Marſchall von Maille-
bois anzugreifen, deſſen Armee nur noch aus 16
Bataillons und 4 Cavallerie- und Dragoner-Regi-
mentern beſtehet, nachdem er verſchiedenes davon
detachiret, um der Armee des Jnſanten zu Huͤlfe zu
kommen, und ſeine Zuruͤckziehung zu erleichtern.
Paris, den 3 Junius.
Der Prinz von Conty iſt erſt geſtern abgereiſet,
und iſt nicht nach Metz gegangen, wie man geglau-
bet, ſondern nach Seden, wo ſich der Reſt ſeiner
Armee verſammlet. Der Herr Graf von Bayern,
der unter Sr. Hoheit dienen ſoll, ging gleichfalls
die verwichene Nacht ab, wie auch die uͤbrigen we-
nigen Officiers der Armee, ſo noch hier waren.
Die Koͤniginn hat einen Courier vom Koͤnige em-
pfangen, wodurch man die Uebergabe der Citadelle
von Antwerpen, vermittelſt einer Capitulation, ver-
nommen. Der Herzog von Hueſcar iſt von der
Armee des Koͤnigs gereiſet, um ſich nach Jtalien
zu begeben, allwo groſſe Veraͤnderungen bey der
Spaniſchen Armee vorgehen ſollen. Der Herr von
Gages iſt zuruͤck berufen, und das Commando ei-
nem andern General uͤbergeben worden. Man ver-
ſichert, daß die Flotte von Breſt vom 25ſten bis
zum 26ſten vorigen Monaths von der Jnſel de Aye
abgegangen; man weiß aber noch gar nicht, wohin.
Der Koͤnig hat den Herzog von Broglio zum Jn-
ſpecteur der Jnfanterie, ſtatt des ohnlaͤngſt zu
Straßburg verſtorbenen Marquis von Maupeon,
ernennet. Von Breſt wird geſchrieben, daß der
Kaper, le Grant Grenot, ein Engliſches Schiff von
550 Tonnen, deſſen Ladung auf 600000 Livres ge-
ſchaͤtzet wird, allda aufgebracht habe. Die bishe-
rigen freudigen Nachrichten aus Schottland vom
Praͤtendenten haben ſich einmahl in betruͤbte ver-
wandelt, ſeitdem eine Relation eingelaufen, die man
mit keinem groſſen Appetit geleſen. Doch bemuͤhet
man ſich, und will den jungen Praͤtendenten nicht
Troſtloß laſſen, ſondern, damit derſelbe den Muth
nicht ſinken laſſen moͤchte, ihn auf eine andere Art
wieder erquicken. Dieſes hat ein groſſer Mini-
ſter des Hofes unternommen, welcher ein eigen-
haͤndiges Schreiben an den jungen Prinzen Stuart
abgehen laſſen: „Er ſollte bey ſeinem erlittenen Un-
&q;fall unverzagt ſeyn, er haͤtte ja zween maͤchtige Ge-
&q;huͤlfen an Frankreich und Spanien, welche das
&q;Wohlſeyn und Beſte ſeines Hauſes nicht nur nim-
&q;mermehr vergeſſen, ſondern auch nicht einmahl
&q;mit dem Koͤnig von England einen Frieden einge-
&q;hen wuͤrden, ſo lange von dem alten Hauſe Stuart
&q;noch ein Sproſſen vorhanden ſeyn wuͤrde. Es
&q;brauchte nichts als Geduld, deren in Mißfaͤllen
&q;auch die groͤßten Helden ſich bedienen muͤßten, und
&q;ſollte er ſeiner eigenen Perſon und Sicherheit ſcho-
&q;nen, ohne kleinmuͤthig zu werden. Rom ſey auch
&q;nicht in einem Tag gebauet worden, und eine fran-
&q;zoͤſiſche Flotte, die nebſt einer Spaniſchen ihm zu
&q;Huͤlfe kommen wuͤrde, befaͤnde ſich bereits mitten
&q;in der See, und er ſollte des Allerchriſtlichſten Koͤ-
&q;nigs Gewogenheit noch ferner verſichert leben.
Aus dem Elſaß, den 2 Junius.
Die Franzoͤſiſchen Truppen ſind im Begrif, ein
Lager bey Landau zu formiren; und allem Anſehen
nach werden ſie daſſelbige in wenig Tagen beziehen.
Es ruͤckten auch noch mehrere Franzoͤſiſche Truppen
in die Linie, es werden auch noch 3000 Mann aus
dem Sundgau daſelbſt erwartet.
Neckarſtrom, den 3 Junius.
Bey Sontheim, ungefehr eine Stunde von Heil-
brunn, ſtehen 6 Kayſerliche Regimenter im Felde,
und zwar 3 zu Pferde, und 3 zu Fuß. Nicht weit
davon in einem Garten haben Jhro Durchl. der
Fuͤrſt von Lobkowitz das Quartier genommen. Und
da dieſer Tagen wiederum verſchiedene Kayſerliche
Truppen aus dem Odenwald kommen, ihren Marſch
durch die Bergſtraſſe genommen, auch durch den
Herrn von Gaſtheim an verſchiedenen Hoͤfen zum
Marſch der Kayſerlichen Truppen nach den Nieder-
landen die Anſtalten gemacht werden, ſo duͤrften be-
ſagte Kayſerliche bey Heilbrunn verſammlete Voͤl-
ker daſelbſt nicht lange mehr ſtehen bleiben, ſondern
den Marſch nach den Niederlanden fortſetzen, zu-
mal da bereits zum Durchmarſch die gewoͤhnliche
und Reichs-Conſtitutions-maͤßige Requiſitoria-
lien an die hohe Crayß-Directeurs bereits ergangen
ſind. Zu Mannheim langte dieſer Tagen der Herr
General, Graf von Styrum, an, derſelde wird ſich
aber daſelbſten nicht lange aufhalten, ſonder wieder
nach der Armee bey Heilbrunn zuruͤck gehen.
Frankfurt, den 6 Junius.
Von den Kayſerlichen Truppen, welche ſich in
hieſiger Nachbarſchaft eingefunden, ſind heute ver-
ſchiedene Compagnien hier durch marſchirt.
Coͤlln, den 9 Junius.
Jndem man verſichert, daß das Corps Kayſerl.
Truppen, welches zu Heilbrunn verſam̃let worden,
gerades Weges nach den Niederlanden zumarſchi-
ret: So vernimmt man von einer andern Seite,
daß man am Rhein und an der Moſel Fahrzeuge
zuſammen bringe, um davon eine Bruͤcke zwiſchen
Coblenz und Neuwied zu machen, und daß dieſes
Corps allda uͤber den Rhein gehen werde, um ſich
nach der Maas zu begeben, wo es, wie man ſagt,
durch einen Theil der Garniſons aus Luxemburg,
Namur und Charleroy wird verſtaͤrket werden, um
von dieſer Seite her eine Diverſion zu machen.
Berlin, den 11 Junius.
Se. Koͤnigl. Hoheit, der Prinz von Prenſſen, er-
hoben ſich vorgeſtern, in Begleitung der beyden Koͤ-
nigl. Fluͤgel-Adjutanten, Herrn Barons von Lentu-
lus, und von Lepel, von hier nach Potsdamm, wo-
hin ſich auch ſelbigen Tages der Praͤſident der Koͤ-
niglichen Academie der Wiſſenſchaften, Herr von
Maupertuis, und die Herrn Geheimden Raͤthe
und Cabinets-Secretairs, Schumacher und Lau-
tenſock, begaben, um Se. Majeſt. den Koͤnig, wel-
che geſtern, Vormittags um 9 Uhr, mit Sr. Koͤnigl.
Hoheit, dem Prinzen Heinrich, und Dero geſamm-
ten Suite, in hoͤchſt erwuͤnſchtem Wohlſeyn aus
Pyrmont dahin zuruͤck kommen, zu erwarten. Des
Prinzen und Marggrafen Carls Hoheit trafen eben
des Tages von Dero Luſt-Schloſſe Friedrichsfelde in
hieſiger Stadt ein. Der Rußiſch-Kayſerl. Secre-
tair, Herr Mozalefsky, langete am Donnerstage
aus Petersburg allhier an, und ſetzte geſtern ſeine
Reiſe nach Dreßden fort. Den 9ten dieſes erwehlte
die hieſige Koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaften in
ihrer gewoͤhnlichen Verſammlung die Herren von
Voltaire, de la Condamine, von Buffon und von
Alembert, welche ſich ſaͤmmtlich zu Paris befinden,
einmuͤthig zu ihren Mitgliedern.
Pyrmont, den 10 Junius.
Vorgeſtern Morgen um 4 Uhr reiſeten Se. Maje-
ſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen unter dreymaliger Ab-
feurung der Canonen von dem hieſigen Fuͤrſtlichen
Schloſſe wieder von hier ab. Des Mittags ſind
Sie von Se. Hochfuͤrſtl. Durchl. dem Herzog von
Braunſchweig in Sallern ſehr praͤchtig bewirthet.
Die erſte Nacht ſchliefen Se. Majeſt. in Horneburg,
die zwote in Magdeburg, und heute Mittag werden
Sie in Potsdam ſpeiſen. Geſtern fruͤhe um 6 Uhr
brachen Se. Hochfuͤrſtl. Durchl. der Staathalter
von Heſſen-Caſſel gleichfalls von hier auf, welche
den Ruhm einer ganz beſondern Großmuth hinter-
laſſen haben. Die Anzahl der Brunnen-Gaͤſte nim̃t
noch mit jedem Tage zu, und jederman iſt der Mey-
nung, daß der Brunnen dieſes Jahr von einer aus-
nehmend guten Wirkung ſey.