Londen, den 19. April.
Es haben einige von den Angeſehnſten in England
den Entſchluß gefaßt, weder Stoffe noch ander Zeug,
das in Frankreich gearbeitet wird, zu tragen, ſondern
was die Englaͤnder ſelbſt verfertigen, ſoll zu ihrer
Tracht dienen. Sie uͤberreden ſich, daß ihr Bey-
ſpiel bey denen uͤbrigen den Eindruck haben wird, wel-
chen ſie dabey wuͤnſchen. Auſſer den Kriegs-Schif-
fen, wodurch die Flotte des Admiral Vernon verſtaͤrkt
wird, ſollen noch mehrere ausgeruͤſtet werden, um
in den mittellaͤndiſchen Gewaͤſſern zu kreutzen. Das
Auſſenbleiben ſicherer Nachrichten aus Weſtindien
iſt Urſache, daß beſtaͤndig neue Zeitungen von dieſem
Welt-Theile gemacht werden. Jetzo erzehlet man,
der Capitain Neilſon habe berichtet, der Ritter Ogle
ſey wuͤrklich zu dem Admiral Vernon geſtoſſen, und
beyde waͤren mit vereinigten Flotten in See gegan-
gen, eine gewiſſe Unternehmung auszufuͤhren. An-
dere behaupten, man habe hier einen Brief, den ein
gewiſſer Officier am Bord des Kriegs-Schiffs Mon-
tagu geſchrieben, in demſelben wuͤrde folgendes be-
richtet: So bald der Admiral Vernon die Nachricht
erhielte, daß die Spaniſche Flotte auf der Reiſe von
Cartagena nach Porto Bello ſich befaͤnde, zog er die
Segel auf, den Feind zu ſuchen und zu ſchlagen. Doch
in der Zeit, da er den Angriff thun wollte, kam das
Franzoͤſiſche Geſchwader den Spaniern zu Huͤlfe.
Der Streit nahm ſeinen Anfang, es wurde von bey-
den Seiten hitzig gefochten, wir Englaͤnder verlohren
bey dem erſtern Anfall drey Schiffe, und zugleich das,
auf welchem ſich der Admiral Vernon befande; doch
dieſer See-Held wurde noch mit einer Schluppe ge-
rettet. Bey dieſer Verfaſſung kam der Ritter Ogle
mit ſeiner Flotte an, und ſo gleich aͤnderte ſich der
Schauplatz des Krieges. Die feindlichen Flotten
wurden mit der groͤſten Hitze angegriffen, 9. ihrer
Schiffe giengen zu Grunde, und einige ſind in unſere
Haͤnde gefallen. Dieſe auſſerordentliche Nachricht
ſoll uͤber Frankreich anher gekommen ſeyn; doch da
unſere See-Macht noch nicht die geringſte Nachricht
aus Weſtindien erhalten, ſo muß man es fuͤr eine bloſ-
ſe Erzehlung anſehen. Jnzwiſchen macht das Auſſen-
bleiben gewiſſer Zeitungen aus America einige Ver-
wirrungen; doch wir hoffen, daß der Nord-Wind
nicht den ganzen Sommer durch wehen wird, denn
dieſer haͤlt den Lauf der Poſt-Jachten auf. Der Ritter
Walpole iſt auf das Land gegangen, um die Wahl
der Glieder zu einem kuͤnftigen Parlement nach dem
Sinn des Hofes einzurichten. Vorgeſtern uͤbergab
der Graf Harrington auf des Koͤnigs Befehl dem
Ober-Parlement unterſchiedene Buͤndniſſe, welche
zwiſchen Groß-Brittannien, dem Kayſer und der
Republick Holland geſchloſſen worden. Der Admi-
ral Cavendiſch wird den Koͤnig mit 9. Kriegs-Schif-
fen nach Holland uͤberbringen, wenn Se. Majeſtaͤt
die Reiſe dahin antreten werden.
Paris, den 19. April.
Der Graf von Teßin hat von dem Koͤnig in Schwe-
den Befehl erhalten, ſeine Ruͤckreiſe nach Stockholm
unverzuͤglich anzutreten. Die Graͤfin, ſeine Gemah-
lin, hat von dem Koͤnig und dem Koͤnigl. Hauſe Ab-
ſchied genommen, und iſt ſchon vorausgegangen. Vor
einigen Tagen gieng ein Courier von Madrit hier
durch nach Frankfurt an den Grafen von Montijo.
Vielleicht moͤgte die Ankunft des Marſchalls von
Maillebois ſo bald noch nicht geſchehen, weil in dem
Meerbuſen zu Sia auf der Jnſel Corſica einige frem-
de Fahrzeuge mit Kriegs-Beduͤrfniß und Voͤlkern an-
gekommen ſind. Der Graf von der Mark hat nach
ſeiner Zuruͤckkunft aus Spanien zuerſt bey dem Car-
dinal Fleury und alsdenn bey dem Koͤnige ein langes
Gehoͤr gehabt. Der Paͤpſtliche Geſandte begab ſich
vor einigen Tagen zu dem Cardinal Fleury, und klag-
te dieſem Miniſter im Namen des Papſtes, daß der
Cardinal Sinzendorf in Schleſien in Verhaft genom-
men worden ſey; es iſt aber noch unbekannt, was der
Cardinal darauf geantwortet hat. Es befinden ſich
zweene Cavaliers hier, einer von dem Hofe zu Muͤn-
chen, der andere von dem Hofe zu Maynz, und beyde
unterreden ſich ſehr oft mit dem Cardinal Fleury.
Viele glauben, es werden die Durchl. Churfuͤrſten
nicht eher zur Kayſer-Wahl ſchreiten, bis ſich das
Deutſche Reich in Friede und Ruhe befindet. Der
Koͤnig wird mit eheſtem ſeine Garde muſtern.
Verſailles, den 18. April.
Es iſt ſchon einige Zeit verfloſſen, von der der Her-
zog von Orleans nicht mehr dem Staats-Rath bey-
wohnt, denn er iſt niemals mit der Meynung des Car-
dinals Fleury zufrieden, und dieſer wieder mit ihm
nicht. Ob der Koͤnig die Voͤlker, welche man das Koͤ-
nigl. Haus zu Pferde nennt, dieſes Jahr muſtern wer-
de, iſt ungewiß. Auſſer den Regimentern, welche der
Koͤnig nach Flandern aufbrechen laſſen, werden auch
einige an die Moſel geſendet werden, die 4. Meilen
von Luxenburg ein Lager errichten ſollen.
Venedig, den 12. April.
Die Tuͤrken ſuchen jetzo die geringſten Ausſchwei-
fungen fuͤr groß auszuſchreyen. Sie haben eine wich-
tige Forderung an unſere Regierung zur Erſetzung
des Schadens gethan, welchen die Bewohner Dal-
matiens an den Tuͤrkiſchen Grenzen ausgeuͤbet haben
ſollen. Es iſt auch dem Baſſa von Boßnien eine
Summe Geld zur Schadloshaltung gezahlet worden.
Jn Conſtantinopel herrſchen jetzo Mißtrauen und
Furcht, und die Ankunft des Perſiſchen Geſandten iſt
gar nicht angenehm. Man weiß, daß der Koulicham
ſchlechterdings von der Pforte verlangt, die Tuͤr-
ken ſollen alle weggenommene Provinzen an Perſien
wieder abtreten, und den Perſianiſchen Caravanen
ohne alle Bedingung die Freyheit zugeſtehen, eine
Wallfahrt nach Mecha zu thun. Will die Pforte in
dieſe Puncte nicht einwilligen, ſo hat der Koulicham
beſchloſſen, ſich und ſeinen Unterthanen Recht und
Freyheit mit den Waffen zu verſchaffen.
Wien, den 16. April.
Der letztere Plan, welchen die See-Maͤchte an un-
ſern Hof geſchicket, dadurch den Grund zum Vergleich
mit dem Hofe zu Berlin zu legen, iſt deswegen nicht
angenommen, weil die Koͤnigin niemals eingehen
wird, daß der geringſte Theil von ihren Erblaͤndern
getrennet wird. Ueberdieß haben die Nachrichten,
welche man durch beſondere Couriers aus der Tuͤrkey
und aus Rußland erhalten, den Entſchluß beveſtiget,
eher alles zu verſuchen, als das geringſte einzugehen.
Jnzwiſchen unterlaſſen die Geſandten der See-Maͤch-
te nichts, was unſern Hof auf alle moͤgliche Art bewe-
gen kann, die Ruhe wieder zu erhalten. Der Chur-
fuͤrſt von Bayern hat ſeinen Truchſes anher geſendet,
der eine Gluͤckwuͤnſchungs-Schrift uͤber die Gebuhrt
des jungen Erz-Herzogs uͤberbracht. Der Hof zu
Muͤnchen nennt aber unſere Koͤnigin nur Groß-Her-
zogin von Toſcana.
Breßlau, den 16. April.
Der an dem Koͤnigl. Preußiſchen Hofe ſtehende Koͤ-
nigl. Franzoͤſiſche Minſiter, Marquis de Valori, wie
auch der Koͤnigl. Schwediſche Miniſter, Hr. von Ru-
denſchoͤld, ſind allhier gluͤcklich angelanget. Bey der
in hieſigen Landen ſtehenden Koͤnigl. Preußiſchen Ar-
mee ſind bisher auch uͤber die vorigen die Jnſanterie-
Regimenter von Camas und Muͤnchow, und das Ca-
vallerie-Regiment des Prinzen Wilhelm allhier ein-
getroffen. Vorgeſtern Abend ſind auch Jhro Excell.
der Koͤnigl. Preußiſche wuͤrklich Geheime Staats-
und Cabinets-Miniſter, Herr von Bodewills, und
der Koͤnigl. Preußiſche Ober-Ceremonienmeiſter, Hr.
Baron von Poͤllnitz, allhier angelanget.
Aus Nieder-Schleſien, den 16. April.
Da die umſtaͤndlichen Berichte von der am 10ten
dieſes vorgefallenen Haupt-Schlacht noch nicht ein-
gelaufen; ſo weiß man uͤber voriges jetzo nur ſo viel:
Daß die Battaille ſehr hitzig geweſen, und die Bleßir-
ten und Gefangenen von den Koͤniglich-Boͤhmiſchen
Truppen ſelbſt bekennen, da ſie doch zum Theil zu 20.
und mehr Jahren in Kayſerl. Dienſten manchen
Feldzuͤgen und Schlachten beygewohnet, dennoch ein
dergleichen Feuer noch nicht geſehen zu haben. Die
Liſte derer Todten auf beyden Theilen iſt zwar auch
noch nicht bekannt gemacht worden; doch hat nie-
mand, der das Wahl-Feld in Augenſchein genommen,
die Anzahl derer Preuſſen unter 14. bis 1500. Mañ,
die Boͤhmiſchen aber niemand hoͤher als doppelt ſo
viel angegeben. Derer Bleßirten ſind ohnſtreitig auf
beyden Seiten eben ſo viel, als derer Todten, maſſen
in dem Bezirke der Wahlſtatt gegen 3. Meilen Weges
alle Doͤrfer und Land-Staͤdte damit angefuͤllet ſind.
An gemachten Gefangenen wollen die Preuſſen auf
ihrer Seite gegen 2000. Mann zaͤhlen, und dieſelben
werden nach und nach Trupp-weiſe nach den Bran-
denburgiſchen Landen abgefuͤhret. Deſerteurs laſſen
ſich hiernaͤchſt auch noch allenthalben in nicht gerin-
ger Anzahl ſehen. Es iſt aber nicht zu laͤugnen, daß die
eingefallene Nacht vielmehr, als die Tapferkeit beyder
Armeen, dem Blutvergieſſen ein Ende gemacht, da
denn auch erſt am folgenden Tage die Preußiſchen Ca-
vallerie-Regimenter von Geßler und von Budden-
brug den Boͤhmiſchen Truppen nachgehauen, die
Stadt Grotkau bey ſolcher Gelegenheit, nach einigen
gefundenen Widerſtand, wieder beſetzet, gegen 800.
Mann vorhin zuruͤckgelaſſene Recruten wieder einge-
holet, und das dortige Magazyn wieder behauptet
haben, da immittelſt auch das Preußiſche Jnfanterie-
Regiment von la Motte das Staͤdtchen Loͤwen eben-
falls wieder beſetzet hat. Von der hohen Generali-
taͤt iſt Koͤnigl. Preußiſcher Seits tod der Prinz Fried-
rich Wilhelm, weyland des Marggrafens Albrecht
Koͤnigl. Hoheit hinterlaſſener zweyter Sohn, der als
Oberſter in Dienſten derer Herren General-Staaten
geſtanden, und nebſt dieſem der General von Schulen-
burg und der Obriſter von Bork. Von Seiten der
Boͤhmiſchen Armee hat man deßfalls noch keine zu-
verlaͤßige Nachricht; doch wenn einigen Briefen aus
Neuß zu trauen, ſo ſoll der General von Broune an
ſeinen harten Bleſſuren daſelbſt geſtorben, der com-
mandirende General-Feld-Marſchall, Graf von Neu-
perg aber ebenfalls hart verwundet worden ſeyn. Jn
beſagter Stadt Neuß haben die Boͤhmiſchen Truppen
etliche 100. gefangene Bauern losgelaſſen, und nach
deren Ausſage hat ſich ein Geruͤchte ausgebreitet, als
ob die Boͤhmiſche Reuterey ſich von dort weiter gegen
die Gebuͤrge wieder gezogen haͤtte. An Seiten der
Preußiſchen Arme wird jetzo ein Theil der zeither zu
Ohlau geſtandenen ſchweren Artillerie naͤher gegen
Brieg gefuͤhret. Die Wahlſtatt iſt bisher von den in
der Gegend derſelben liegenden Dorfſchaften mit Be-
grabung derer Todten auch wieder gereinigt worden.
Dresden, den 20. April.
Wie am 12ten dieſes durch einen Courier die
Nachricht von der vorgefallenen Schlacht bey Moll-
witz in Schleſien uͤberbracht wurde, verlieſſen Se.
Majeſtaͤt, welche ſchon ſchlafen gegangen, das Bette,
und ſo gleich wurden die Generals Baudiß, Rutows-
ky, der Ritter von Sachſen, und andere nach Hofe
entboten, mit denen der Koͤnig bis nach Mitternacht
Rath hielt. Den Tag darauf iſt nach Ober-Laußnitz
ein Jngenieur geſchickt worden, welcher einen beque-
men Platz zu einem Lager ausſehen ſoll, und das bey
Koͤnigſtein wird auch noch errichtet. Die Kriegs-
Anſtalten werden mit unglaublichem Eyfer fortge-
ſetzet; inzwiſchen weiß noch niemand, wohin unſere
Voͤlker den Marſch nehmen ſollen.
Halle, den 20. April.
Es ſind uns zwar verſchiedene Berichte und Liſten
von der zwiſchen Brieg und Neuß vorgefallenen Acti-
on und den darinn gebliebenen oder verwundeten Ge-
nerals und Officiers zu Haͤnden gekommen; Weil
aber faſt alle einander in vielen Umſtaͤnden wider-
ſprechen: ſo haͤlt man es fuͤr unnoͤthig, dieſelben hier
beyzubringen, bis man dem Leſer eine zuverlaͤßigere
Relation communiciren kann. Und ſo wird auch
naͤchſtens zu vernehmen ſeyn, wie weit dem Geruͤchte
zu trauen, daß der Feld-Marſchall von Neuperg an
ſeinen Wunden geſtorben. Jhro Majeſtaͤt der Koͤ-
nig von Preuſſen beſuchen jetzo ſehr oft die verwunde-
ten hohen Officiers, und tragen fuͤr ihrer Geneſung
die allergroͤßte Sorge.
Hamburg, den 26. April.
Der im Nieder-Saͤchſiſchen Crayſe allhier ſubſiſti-
rende Koͤnigl. Preußiſche Miniſter, Herr Geheime
Rath Deſtinon, hat vorgeſtern einem Hoch-Edlen
Hochweiſen Magiſtrat hieſiger Stadt bekannt ge-
macht, wie am 10ten April die Koͤnigl. Preußiſche
Armee bey Mollwitz in Schleſien uͤber die von dem
Grafen Neuperg commandirende Koͤniglich-Boͤh-
miſch-Ungariſche Armee, welche uͤber 6000. Mann
ſtaͤrker geweſen, einen groſſen Sieg erfochten, die
feindliche Armee zerſtreuet und viele Canonen und
Bagage erobert haͤtten.
Von neuen merkwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Hamburg. Bey Gottfried Richtern iſt an das
Licht getreten: Neue wohleingerichtete Frauenzim-
mer-Apothecke, oder gruͤndliche Anweiſung, wie ein je-
des Frauenzimmer in allen ihren kraͤnklichen und ge-
heimen Zufaͤllen ihr eigener Arzt ſeyn koͤnne. Aus
dem Engliſchen uͤberſetzt. in Octav, 496. Seiten.
Das ſchoͤne Geſchlechte kann unendliche Verpflich-
tungen fordern, die man demſelben ſchuldig wird, ſo-
bald man es in ſeiner ganzen Verfaſſung betrachtet.
Der Hr. Verfaſſer und der Hr. Ueberſetzer haben mit
gleichem Eyfer die Feder ergriffen, um dem Frauen-
zimmer durch ihre Arbeit einen unerwarteten Dienſt
zu leiſten. Dieſe Schrift enthaͤlt eine Beſchreibung
aller moͤglichen Zufaͤlle, welche dem ſchoͤnen Geſchlech-
te zuſtoſſen koͤnnen. Der Verfaſſer hat dieſelben mit
Deutlichkeit und einem flieſſenden Vortrag bekannt
gemacht, und die Fertigkeit des Herrn Ueberſetzers
verdient hier einen billigen Ruhm, denn durch ſeine
Bemuͤhung kann man die Gedanken des Englaͤnders
in unſerer Sprache mit Vergnuͤgen leſen. Es iſt
wahr, wenn wir die Zufaͤlle des Frauenzimmers be-
trachten, ſie ſtellen ſich faſt in einer ungenannten Zahl
dar. Einige haben ſie mit uns gemein, aber ſehr viele
flieſſen aus ihrem Koͤrper-Bau, den die Natur zur
Fortpflanzung des menſchlichen Geſchlechts ſo und
nicht anders hat einrichten wollen. Jnzwiſchen be-
ſitzen ſie dabey tauſend Vorzuͤge, deren Bewegungs-
Gruͤnde ſie von einer genauen Bemerkung dieſer Ver-
drießlichkeiten abhalten. Aus ihrem zarten Koͤrper-
Bau, und aus dem ſehr gemaͤßigten Umlauf ihrer
Saͤfte, flieſſen ungemein viele Anmerkungen, deren
Beobachtung die Dauer der Geſundheit fordert.
Durch die Bewegung unſerer Koͤrper-Theile verlie-
ren wir taͤglich etwas, deſſen Mangel uns natuͤrlicher
Weiſe reitzt, daß wir uns an die Tafel ſetzen, und eſſen
und trinken. Die Verdauung und die Verwande-
lung der Speiſen in unſere Saͤfte iſt eine der merkwuͤr-
digſten Sachen, welche in dem Koͤrper vorgehen, und
der Fortgang unſerer Lebenstage iſt davon abhaͤngig.
Die Natur muß bey dieſer Beſchaͤftigung durch
nichts geſtoͤhret werden, wenn ſie gluͤcklich ſeyn ſoll.
Doch in wie viele Geſetze hat die Vorſtellungs-Kraft
das ſchoͤne Geſchlecht dabey eingeſchraͤnkt? Es wuͤr-
de uns nicht ſchwer fallen, eine groſſe Zahl davon her-
zuſetzen; aber die Gewohnheit, der Tyranne! ſpricht
uns ſchon im voraus zu, daß es Geſetze bleiben ſollen,
wenn man auch von ihrem Ungrund auf das deutlich-
ſind Luft und Bewegung unentbehrlich, wenn wir das
Vergnuͤgen der Geſundheit empfinden wellen. Selbſt
die Natur giebt die Vorſchrift darzu; doch ein eigen
ſinniger und eingepraͤgter Zwang behaͤlt auch hier die
Oberhand, weil er ſie behalten ſoll.
Der Hr. Ueberſetzer hat eine Anrede an das Frauen-
zimmer vorgeſetzt, welche geleſen zu werden verdienet.
Er bemerkt als ein gelehrter Arzt zugleich die Feuer-
kaͤſtgens, welche das ſchoͤne Geſchlecht braucht, ſich
zu waͤrmen, und zeigt, das Feuer muͤſſe in denſel-
ben niemals ſo ſtark ſeyn, wie es die Bewohnerinnen
eines gewiſſen Landes ſich bedienen, deren ganze
Gluͤckſeligkeit in der Gicke, Theeſchale und Kaͤermilch
beſteht.
AVERTISSEMENT.
Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Sardinien haben eine
conſiderable Compagnie auf 30. nach einander fol-
gende Jahre allergnaͤdigſt privilegiret, alle in gedach-
tem Koͤnigreiche befindliche Erze zu ſuchen, aller Or-
ten, wo es ihnen gefallen wird, einzuſchlagen, dieſelbe
Bergmaͤnniſch zu tractiren, zu befoͤrdern, zu ſchmel-
zen, und zu dero beſten Nutzen anzuwenden; mit an-
gefuͤgter ernſtlichen Verwarnung und nahmhaft ge-
machter Beſtrafung, vor alle diejenigen, ſo ſich er-
kuͤhnen wuͤrden, denenſelben unter einigerley Praͤtext
hierinnen zu beeintraͤchtigen. Weil nun die bisher
gebauete Werke an allerhand Erzen, ſonderlich aber
Bley und Kupfer, ſich dermaſſen ergiebig erzeigen,
daß man genoͤthiget wird, mehrere Leute in Arbeit zu
ſtellen; ſo hat die hochgedachte Compagnie allen und
jeden Bergverſtaͤndigen Bergleuten, Schmelzern und
andern Arbeitern, welche in Berg- und Huͤttenweſen
wohlerfahren ſind, hiermit oͤffentlich zu wiſſen thun
wollen, daß diejenigen, welche in gedachtem Koͤnig-
reiche Sardinien, worinnen ſowol der treffliche Zu-
wachs des fruchtbaren Bodens, als auch die ſtarke
Handlung es an nichts fehlen laſſen, und alles wohl-
feil iſt, auch der ſchoͤnſte Wein weniger, als in den
meiſten Staͤdten Deutſchlandes gilt, ſich bey dero
Gruben- und Huͤttenweſen gebrauchen laſſen, und zu
dem Ende mit tuͤchtigen Atteſtaten von ihrer Obrig-
keit und vorigen Meiſtern verſehen, nach Caliari, die
Haupt-Stadt in gedachtem Koͤnigreiche, kommen
wollen, befundenen Umſtaͤnden nach gewiß gute Con-
ditiones zu ihrer Verbeſſerung erhalten ſollen; und
dienet desfalls zur Nachricht, daß in Genna, Livorno
und Neapolis allezeit Schiffe fertig gefunden wer-
den, um damit nach gedachtem Caliari tranſportiret
werden zu koͤnnen.
Dieſer Staats- und Gelehrten Zeitungen werden
woͤchentlich 4. Stuͤck gedruckt und verlegt
bey G. C. Grund am Fiſch-Markt.