Schreiben aus London, vom 9
April.
Am Mittewochen war Lever bey Hofe, und der
Landgraf von
Heſſen, nebſt ſeiner Gemahlinn
wurden
Jhren Majeſtaͤten und der Koͤnigl.
Familie praͤſentirt;
es iſt aber nicht, wie
unſere Engliſchen Zeitungen vor-
geben, der Landgraf
von Heſſen-Caſſel, ſondern
der
Landgraf von Heſſen-Rheinfels-Rothenburg. Der
Koͤ-
nig und die Koͤniginn giengen an eben gedachtem
Tage
nach Windſor zuruͤck, und es iſt
geſtern keine große
Cour zu St. James geweſen;
vielmehr war der Land-
graf, nebſt ſeiner Gemahlinn,
nach Windſor zur
Koͤnigl. Tafel eingeladen, an welcher
der Herzog von
Gloucefter auch gegenwaͤrtig war.
Der Graf von Rewizky, der vor einigen Monaten
als Kayſerl.
Geſandter nach Neapolis von hier abge-
hen ſollte,
bleibt nun vermuthlich hier. Am Mitte-
wochen uͤberreichte er
ſeinen neues Beglaubigungs-
ſchreiben von
ſeinem neuen Souverain zu St. James,
und machte zugleich das
Abſterben des Roͤmiſchen Kay-
ſers in
Form unſerm Hofe bekannt.
Von Portsmouth wird gemeldet, daß die beyden
Schwediſchen
Oſtindienfahrer, die daſelbſt ſeit
ver-
wichenem Julii aus Furcht vor Rußiſchen Kapern
ge-
legen, endlich nach Schweden abgehen werden. Zwo
Fregatten
von 44 Kanonen und 2 Cutter werden ſie
dahin convoviren. Es
heißt auch, daß der Schwediſche
Hof um eine Anzahl guter
Matroſen und See Officiers
bey uns habe anhalten
laſſen. Ob unſer Miniſterium,
welches
ſich in dieſer Abſicht gegen Rußland
keineswe-
ges nachgiebig bewieſen hat, dieſes
Anſuchen von
Seiten Schwedens genehmigen und
unterſtuͤtzen werde,
muß die Zeit lehren.
Lord Chatham, der Bruder unſers Herrn Pitt, hat
als
erſter Lord der Admiralitaͤt Befehl ergehen
laſſen,
daß die Anzahl aller See Officiers, vom
Lieutenant an
bis weiter hinunter, auf allen Koͤnigl.
Schiffen unter
dem fuͤnſten Range, die wirklich
bemannet ſind und
ſich in Dienſten befinden,
verdoppelt werden ſollen.
Unſere Politiker ſind
der Meynung, daß die es von
Seiten unſerer Miniſter
eine Beſorgniß anzeige, daß
wir bald moͤchten in Krieg
verwickelt werden.
Man ſagt, daß der General Meadows zum Nachfol-
ger des Lords
Cornwallis, als General Gouverneur von
Oſtindien, ernannt
worden ſey. Herr Seaton hat die
Gouverneursſtelle von
Bombay erhalten.
Die ſo eben geſchehene Aufhebung der
Franzoͤſiſchen
Oſtindiſchen
Compagnie durch die Nationalverſamm-
lung hat bey
unſern hieſigen Coffeehaus-Politikern
zu
ernſthaften Speculationen Veranlaſſung
gegeben;
allein, die Folgen einer ſolchen Aufhebung
koͤnnen un-
moͤglich von der Wichtigkeit ſeyn,
als die ſeyn muͤß-
ten, wenn unſere
hieſige Oſtindiſche Compagnie
ſollte
aufgehoben werden. Jene, die
Franzoͤſiſche, iſt eine
bloße
Handlungs-Compagnie, und die unſrige beſitzt
die
Souverainitaͤt uͤber die
weitlaͤuſtigſten Laͤnder und
Millionen
Menſchen, neben ihrem Handlungs Monopol.
Das Kriegsſchiff Charlotte, von 110 Kanonen, wird
am
kuͤnftigen Donnerſtage zu Chatham vom Stapel
laufen.
Der Herzog von Clarence, ſo wie der Prinz
von Wallis und der
Herzog von York, werden dabey
gegenwaͤrtig ſeyn. Der
neuerbauete Royal George,
ebenfalls von 110 Kanonen, iſt
voͤllig ſegelfertig, und
wird mit dem erſten
guten Winde von Chatham nach
Plymouth abgehen.
Wie man hoͤrt, wird der Koͤnig dieſen Sommer
auf
eine Zeitlang nach Yorkſhire gehen, und beſonders
Har-
rowgate beſuchen. Zu den großen Muſiken in
der
Weſtminſter-Abtey werden ſchon
Anſtalten gemacht.
Der Prinz Edward ſoll, wie es heißt, zu einem
Herzoge von
Middleſex creirt werden.
Wie ſehr unſere Getraide-Ausfuhr ſeit
einigen
Jahren abgenommen, laͤßt ſich aus dem
folgenden Be-
richte erſehen,
der von einer Commißion neulich iſt
abgeſtattet
worden, die zur Unterſuchung
verſchiedener
Gegenſtaͤnde, die ſich auf
die Handlung beziehen, iſt
niedergeſetzt worden. Jn
den Jahren 1746 bis 1765
ſind im Durchſchnitt
jaͤhrlich ausgefuͤhret worden
359810 Viertel Waizen
und Waizenmehl, (ein Viertel
macht etwa 26 Scheffel;) 306974 Viertel
Gerſte und
Malz; 20702 Viertel Haber und Gruͤtze;
47677 Vier-
tel Rogken. Die Praͤmien, die deswegen von der
Re-
gierung bezahlt wurden, beliefen ſich jaͤhrlich
auf
138677 Pf. Sterl. — Dagegen ſind ſeit 1770
bis
1788 nur jaͤhrlich ausgefuͤhret worden 108247
Viertel
von der vorgemeldeten erſtern Getraideart; 99458
von
der zwoten; 25802 von der dritten, und 6041 von
der vierten.
Die deswegen bezahlten Praͤmien haben
ſich im
Durchſchnitt jaͤhrlich nur auf 32968 Pf.
Sterl.
belaufen.
Zu Babto hatte ſich neulich ein Mann in
guten
Umſtaͤnden in ſeinem Schlafzimmer
erhenkt. Die Ge-
ſchwornen, die bey ſolchen
Gelegenheiten entſcheiden
muͤſſen, ob
ein ſolcher Ungluͤcklicher ſich vorſetzlich
oder
aus Wahnwitz ums Leben gebracht, waren eine Zeit-
lang
zweiſelhaft, ob ſie ſich nicht fuͤrs
erſtere erklaͤren
ſollten; bis einer der
Geſchwornen, ein Schneider,
ſagte, der Mann
muͤſſe nicht bey Verſtand
geweſen
ſeyn, weil er ihm erſt Tages zuvor eine
Rechnung be
zahlet, damit es noch 8 Monate Zeit gehabt. Es
ward
hierauf fuͤr Wahnwitz entſchieden.
Schreiben aus London, vom 13
April.
Parlementsſachen.
Geſtern haben ſich beydes, das Unter- und Oberhaus,
zum
erſtenmal nach den Oſterfeyertagen wieder
verſam-
melt. Jm letztern iſt nichts Wichtiges
vorgekommen,
und im erſtern hat man ſich
vorzuͤglich wegen der For-
derungen des Herzogs von Athol, in
Anſehung der Ab-
tretung der Jnſel Man,
daruͤber wir ſchon manches
gemeldet haben,
geſtritten. Da einmal vor 25 Jahren
durch eine damals
gemachte Parlementsacte die Sache
voͤllig entſchieden
iſt, ſo meynte Herr Fox, nebſt vielen
andern,
daß es dabey ſein Bewenden haben
muͤſſe.
Da indeſſen die
Miniſter, und vorzuͤglich Herr Pitt,
aus
Urſachen, die das Publicum nicht weiß, ſo durch-
aus
fuͤr die Herzogl. Familie ſind, ſo half alles
Reden
nichts, und die Bill zur Unterſuchung der
Anforderun-
gen des Herzogs gieng durch. — Herr Pitt, der
neu-
lich anzeigte, daß er am naͤchſten Freytage ſeinen Bud-
get
eroͤffnen wolle, hat dieſes Vorhaben bis auf
kuͤnſti-
gen Montag verſchoben, weil am
Freytage die Tobacks-
Bill vorgenommen werden ſoll, welche
ſehr viele Zeit
hinwegnehmen wird. — Zufolge der
Papiere und Be-
rechnungen, welche auf Anfordern auf die
Taſel des
Hauſes ſind gelegt worden,
belaͤuft ſich der Ueberſchuß
der Taxen in
dieſem Jahr auf 913000, und der Ueber-
ſchuß der
conſolidirten Fonds auf 917000 Pf. Sterl.
Man wird am Montage
wohl ſehen, was Herr Sheri-
dan gegen dieſe
Rechnungen, nach bisheriger Gewohn-
heit der
Oppoſitionsparthey, wird einzuwenden haben,
um dieſen
anſehnlichen Ueberſchuß entweder ſehr
zu
vermindern, oder gar zu beweiſen, daß nichts uͤbrig
iſt,
und die Ausgaben die Einnahme
uͤberſteigen.
Mit der Ausruͤſtung einer kleinen Eskadre, wie
es
heißt, zum Kreuzen und Manoeuvriren im Canal,
geht es eifrig
fort. Einige unſerer weitſehenden Po-
litiker wollen
indeſſen wiſſen, daß dieſelbe zu
groͤßeren
Abſichten, als bloßes Kreuzen,
beſtimmt ſey, und im
kuͤnftigen Monate nach dem
Baltiſchen Meere gehen,
oder auch in der Nordſee, mit
einer Hollaͤndiſchen
Eskadre vereinigt, agiren werde.
Die Zeit muß es
ausweiſen, ob es wahr werden
moͤchte.
Die beyden neuerbauten
Linienſchiffe, Brunſwick
von 74 und
Windſorcaſtle von 98 Kanonen, werden zu
Deptford vom Stapel laufen; das erſtere
am 1ſten
May, und das andere im Anfange des Junius.
Ein
neues Schiff von 98 Kanonen, welches den Namen
Union
fuͤhren ſoll, iſt ebenfalls zu Deptford zu
bauen
angefangen.
Der ſo lange anhaltende Oſtwind haͤlt die
nach
oͤſtlich liegenden Laͤndern
beſtimmten Kauffahrteyſchiffe
ſeit geraumer
Zeit auf. Zu Harwich allein liegen 100,
und in Stocke’sbay
160 Schiffe, die nicht fortkommen
koͤnnen.
Zum Vergnuͤgen der Glaͤubigen und
Unglaͤubigen
theilen wir hier einen Bericht mit, der als
zuverlaͤßig
in unſern hieſigen
oͤffentlichen Blaͤttern gegeben wird:
Herr Slater ward
vor kurzem mit Depeſchen nach
Oſtindien
geſchickt, die er uͤber Land dahin
bringen
ſollte. Er hatte ſich hier, nach der Erfindung geſchick-
ter
Mechaniker, einen Wagen, oder Reiſemaſchine,
machen
laſſen, deren er ſich von Alexandria an
durch
die Wuͤſte bedienet. Dieſe
Maſchine hat breite Raͤder,
und wird durch Segel, wie
ein Schiff, fortgetrieben;
ſie faſſet den Wind
ſo ſcharf als ein Cutter auf der
See, und
fuͤhret auch kleine Kanonen zur Vertheidi-
gung gegen
raͤuberiſche Araber. Wie Herr Slater
von Alexandrien
abfuhr, war der Wind guͤnſtig, aber
nur
mittelmaͤßig ſtark, daher verſchiedene
Neugierige
ihn mehrere Meilen auf Cameelen und Pferden
beglei-
teten; allein, wie es heftiger zu wehen anfieng,
konn-
ten die Begleiter nicht mehr mit fortkommen, denn
der
Wagen ſegelte wenigſtens 20 Engliſche oder
vier
ſtarke Deutſche Meilen innerhalb einer Stunde,
ſo
daß zu vermuthen ſtand, er werde in wenigen
Tagen
zu Baſſora ankommen, wofern ſich der Wind
nicht
aͤnderte. Man ſoll ſogleich angefangen
haben, dieſe
Maſchine zu Alexandria mit dem
beſten Fortgange
nachzumachen, und es wird vermuthlich
kuͤnftig beſſer
und leichter ſeyn, in
den Wuͤſten zu reiſen als bisher.
Die Heeringsfiſcherey an den Jrlaͤndiſchen
Kuͤſten,
die ſeit mehrern Jahren ſo
reichlich und ſo eintraͤglich
geweſen,
iſt in dem gegenwaͤrtigen von gar keiner Be-
deutung.
Man weiß davon keine andere Urſache an-
zugeben, als daß der
Winter in dieſem Jahre im Nor-
den ſo gelinde
geweſen, daß die Heeringe, die, wie
man glaubt, bey
ſtrenger Kaͤlte eine etwas waͤrmere
See
ſuchen, dieſesmal dergleichen zu thun nicht
noͤthig
gehabt, und daher den Jrlaͤndern die
Muͤhe erſpart
haben ſie zu fangen. Ob es an den
Nordiſchen Kuͤſten
von Schottland auch
ſo gehen werde, muß die Zeit aus-
weiſen.
Wie in vergangener Woche jemand zu Pferde ſeinen
Weg nahe bey
Hoddesdon, in Hertfordſhire, verlohren
hatte, ritt er zu
einer etwas abgelegenen armen Huͤtte,
die er gewahr wurde, um ſich nach dem
Wege zu er-
kundigen. Er traf zwey alte Leute darinn an,
und
bemerkte, daß ſie eine kleine zerbrochene
Fenſterſcheibe
mit
einer Banknote von 20 Pf. St. gegen den Wind
geſichert hatten. Er fragte ſie, ob
ſie den Werth des
Papiers nicht kennten? und ſie
ſagten nein, weil ſie
weder leſen noch
ſchreiben koͤnnten. Er lehrte ſie den
Werth,
und erfuhr, daß ſie die Banknote, nebſt einer
andern,
die ſie auch wo auf geſteckt hatten, in ein
Paar alten
Beinkleidern zwiſchen dem Futter einge-
nehet gefunden
haͤtten, die dem alten Manne waͤren
aus Barmherzigkeit
geſchenkt worden, und einem Ver-
ſtorbenen
zugehoͤrt haͤtten.
Der Vice-Koͤnig in Jrland hat den Sitzungen des
dortigen
Parlements durch die gewoͤhnliche Rede ein
Ende gemacht,
worauf es bis auf den 5ten Junius
prorogirt worden.
Haag, den 17
April.
Vorgeſtern erſchienen die Deputirten der
Oſtindiſchen
Compagnie in der Verſammlung der
Generalſtaaten, wo
auch der Erbſtatthalter
gegenwaͤrtig war, um Bericht
von dem Zuſtande
dieſer Compagnie in Oſtindien abzu-
ſtatten.
Jn Middelburg iſt Herr van der Perre mit Tode abge-
gangen, der
den Erbſtatthalter als erſten Edelen von
Seeland
praͤſentirte.
Einige Nachrichten aus Luͤttich melden, der
Fuͤrſt-
Biſchof werde ſeine Regierung
niederlegen.
Warſchau, den 10
April.
[
](/nn_hamburgischer05_1790/ar010)Von dem zwiſchen Preußen und der Pforte am
31ſten
Januar 1790 geſchloſſenen Tractat
ſieht man nun Ab-
ſchriſten. Ob ſie
authentiſch ſind, wird die Zeit lehren.
Sie lauten
indeſſen folgendermaßen:
“Da die erhabene Pforte und der Preußiſche Hof
ein
gegenſeitiges Jntereſſe dabey finden, die
Freund-
ſchaft zu vermehren, welche beſtaͤndig
zwiſchen ihnen
geherrſcht hat, und ſelbige
durch die getreue Beobach-
tung der im Jahr 1115 der Hegira
unterzeichneten
Capitulationen veſter zu machen, ſo
haben Se. Kayſerl.
Majeſtaͤt, Sultan Selim III. Kayſer der Ottomannen,
und Se.
Majeſtaͤt, Friedrich Wilhelm II.
Koͤnig von
Preußen, die unterzeichneten Mjniſter mit
Jhren Voll-
machten verſehen, den gegenwaͤrtigen
Allianz-Tractat
zu ſchließen, und die folgenden Artikel zu
ſtipuliren:”
1)“Da es fuͤr das Jntereſſe beyder
contrahirenden
Partheyen gut und nothwendig iſt, daß
zwiſchen Jhnen
eine dauerhafte und enge Allianz
ſubſiſtire, und der
Uebergang der Feinde
diesſeits der Donau das ſo noth-
wendige Gleichgewicht
in Unordnung gebracht hat, wie
es in den vorher gegangenen
Conferenzen geſagt wor-
den, ſo verſprechen und
verbinden ſich Se. Majeſtaͤt,
der Koͤnig
von Preußen, im Fruͤhjahr des Jahrs 1204
(1790) Rußland und
Oeſterreich den Krieg zu erklaͤren,
ſelbigen
mit ihrer ganzen Macht anzuſangen, und ihn
nicht eher zu
endigen, ehe der erhabenen Pforte nicht
ein ruͤhmlicher und
dauerhafter Friede nach ihren
Wuͤnſchen, alle
Sicherheit zu Lande, auch eine Sicher-
heit und gaͤnzliche
furchtloſe Ruhe von Seiten des
ſchwarzen Meers und
fuͤr die Hauptſtadt verſchafft wor-
den.
Dagegen verſpricht und verbindet ſich die erha-
bene
Pforte, ſich angelegen ſeyn zu laſſen, daß
beym
kuͤnftigen Frieden der Kayſer der Republik
Pohlen
Gallizien und andere Laͤnder wieder
zuruͤckgebe, welche
der Wiener Hof bey der letzten Theilung
erhalten
hatte. Die erhabene Pforte verbindet ſich auch
als
Freundinn und Alliirtinn des Preußiſchen Hofes,
dazu
beyzutragen, um die Differenzen, welche
zwiſchen
Preußen, Oeſterreich, Rußland und Pohlen, in
Betreff
des politiſchen Jntereſſe von Pohlen,
ſubſiſtiren, auf
eine fuͤr den
Preußiſchen Hof vortheilhafte Art beyzu-
legen, ohne daß die
Republik Pohlen Nachtheil davon
habe.”
2) “Die beyden contrahirenden Partheyen
beſtaͤti-
gen die Handlungs Artikel des Jahrs der
Hegira 1175,
und damit der Jnhalt dieſes Commerz-Tractats
genau
beobachtet werde, ſoll er in den neuen
gegenwaͤrtigen
Allianz-Tractat eingeruͤckt werden. Die
erhabene
Pforte verſpricht, alle Preußiſche Fahrzeuge
eben ſo als
die Fahrzeuge anderer freundſchaftlichen
Maͤchte zu
beſchuͤtzen, die in dem weißen Meere
unter Preußiſcher
Flagge und
Patenten ſchiffen. Die Preußiſchen
Kauf-
fahrteyſchiffe ſollen unter keinerley Vorwand
durch die
Regierungen von Tunis und Tripolis beunruhigt wer-
den
koͤnnen. Die erhabene Pforte verſpricht zu
dieſem
Ende, den gedachten Regierungen von dem
gegenwaͤr-
tigen Tractat Nachricht zu geben, damit der
Preußiſche
Hof deſwegen einen Tractat mit ihnen machen
koͤnne.
Die Patente, womit dieſe
Kauffahrteyſchiffe verſehen
ſeyn ſollen,
und welchen man Glauben beymeſſen wird,
ſollen
von Sr. Preußiſchen Majeſtaͤt und Dero
Staats-
miniſtern unterzeichnet ſeyn”
3) “Jn dem Fall, da die erhabene Pforte mit Got-
tes
Huͤlfe ſiegreich ſeyn wuͤrde, wie ſie
denn entſchloſſen
iſt, nicht eher
Frieden zu machen, bevor ſie nicht die
Plaͤtze und
Provinzen, die ſich in feindlichen Haͤnden
befinden
und beſonders die Krimm wieder erobert hat,
werden Se.
Majeſtaͤt, der Koͤnig, den Krieg nicht
unter-
brechen, ſo lange die erhabene Pforte nicht
Frieden
gemacht haben wird; dagegen verbindet ſich die
erha-
bene Pforte, mit den beyden Kayſerhoͤfen, oder
mit
einem derſelben beſonders, keinen Frieden,
ohne
Preußen, Schweden und Pohlen zu machen. Wenn
die beyden
contrahirenden Hoͤfe mit dem Kayſer und
der
Kayſerinn von Rußland werden Frieden gemacht
haben,
und wenn in der Folge einer der beyden
Kayſerhoͤfe,
oder beyde zuſammen den Krieg den
gedachten drey
Hoͤfen, naͤmlich Preußen Schweden und
Pohlen, ent-
weder allen dreyen zuſammen, oder nur einem
derſel-
ben, erklaͤren ſollten, ſo wird
die erhabene Pforte die-
ſen Krieg ſo anſehen,
als wenn er ihr ſelbſt erklaͤrt
worden, und
wird unmittelbar den gedachten Maͤchten,
als ihren eigenen
Alliirten, mit ihrer ganzen Macht
beyſtehen. Sollte auch
kuͤnftig der Fall eintreten, daß
einer der
Kayſerhoͤfe, oder beyde zuſammen, die
erha-
bene Pforte, Schweden oder Pohlen, entweder
alle
zuſammen, oder einen von ihnen beſonders
bekriegten,
ſo wird der Koͤnig von Preußen
dieſen Krieg ſo an-
ſehen, als wenn er ihm
ſelbſt angekuͤndigt worden, und
er wird den
beſagten Maͤchten, als ſeinen Alliirten,
mit
aller ſeiner Macht beyſtehen. Fuͤr den
jetzigen Augen-
blick werden weder die erhabene Pforte noch der
Koͤnig
von Preußen, weder mit Rußland noch mit dem
Kayſer
Frieden machen; und wenn ſie von den
gemeinſchaft-
lichen Feinden Eroberungen machen, ſo
werden ſie
keine derſelben wieder zuruͤckgeben,
bevor die Hoͤſe von
Wien und Petersburg, durch die
guten Dienſte der
erhabenen Pforte und des Preußiſchen
Hofes die Diffe-
renzen beygelegt haben, welche jetzt
zwiſchen den bey-
den Kayſerhoͤfen und der
Republik Pohlen ſubſiſti-
ren, und bevor nicht
die Kayſerinn von Rußland die-
jenigen beygelegt hat, worinn
Sie Sich mit dem
Preußiſchen Hofe in Betreff des
Jntereſſe der Republik
Pohlen befindet. Damit die
erhabene Pforte und der
Preußiſche Hof den
gewuͤnſchten Zweck erreichen, ſo
werden
ſie den kuͤnſtigen Frieden mit dem Kayſer
und
der Kayſerinn von Rußland nur durch die
Vermittlung
der Hoͤfe von England und von dem Haag
machen,
welche von ihrer Seite den Frieden nicht
aufhalten
werden. Die erhabene Pſorte und der Koͤnig
von
Preußen werden in dem kuͤnſtigen Frieden, der
durch
die gedachte Mediation gemacht werden wird, Schwe-
den und
Pohlen mit einbegreifen. Ueberdies verſpricht
auch die
erhabene Pforte, daß man zugleich alle Puncte
reguliren wird, welche
die Sicherheit und das Jntereſſe
Preußens und Pohlens
betreffen; und Preußen ver-
ſpricht gleichſalls von
ſeiner Seite, daß das Jntereſſe
der erhabenen
Pforte ebenfalls darunter begriffen
ſeyn
ſoll.”
4) “Wenn der Friede geſchloſſen ſeyn
wird, ſo ver-
binden Sich Se. Preußiſche
Majeſtaͤt, die Erhaltung
aller Laͤnder zu
garantiren, welche die erhabene Pforte
zu dieſer Zeit
behalten wird. Sie verſprechen ferner,
alle Muͤhe
anzuwenden, daß England, Holland,
Schweden und Pohlen an der
gedachten Garantie An-
theil nehmen, ſo wie auch alle
uͤbrigen Maͤchte, die
dazu beytreten moͤchten.
Man iſt uͤbereingekommen,
alsdenn einen neuen
Defenſiv-Allianz-Tractat zu
machen, wodurch beyde
Hoͤfe ſich gegenſeitig alle
ihre
Beſitzungen garantiren, welche ſie bey dem
Frieden
haben werden, und dieſe Garantie Clauſel
ſoll dem zu
ſchließenden Tractat einverleibet werden.
Die beyden
Hoͤfe verſprechen, daß ſie
ſich, ſobald die beyden Kay-
ſerhoͤfe
ſie bekriegen wuͤrden, einander gegenſeitig
mit
ihrer ganzen Macht, oder mit einer gewiſſen
Anzahl
Truppen, die beſtimmt ſeyn wird,
beyſtehen und helfen
wollen. Jn dem Fall, da vor dem Schluß
des beſag-
ten Definitiv Tractats, irgend eine Macht wegen
der
gegenwaͤrtigen Convention der erhabenen Pforte
oder
Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige von Preußen,
den Krieg
erklaͤren ſollte, werden ſich die
erhabene Pforte und
der Preußiſche Hof einander mit aller
ihrer Macht
beyſtehen, und nicht eher Frieden machen, bevor
ſie
nicht ſolche Bedingungen erhalten haben, die
ihrem
Jntereſſe und ihrer Wuͤrde
angemeſſen ſind.”
5) “Der gegenwaͤrtige Tractat ſoll hier zu
Con-
ſtantinopel ausgewechſelt und ratificirt werden,
ſobald
als es moͤglich ſeyn wird.”
Reis Effendf. Muhamed
Raschid.
von Dietz.
Kadisleskier von
Romelien. von Dietz.
Schreiben aus Copenhagen,
vom 17 April.
Von der Reiſe Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Kronprinzen,
hat
man die beſten Nachrichten. Hoͤchſtdieſelben
ſind
noch am Sonntag, Abends um 11 Uhr, in
Schleswig
gluͤcklich eingetroffen, und man hofft, Se.
Koͤn. Hoheit
in der kuͤnftigen Woche wieder hier zu
ſehen.
Außer den von der Admiralitaͤt zu armiren befohlenen
5
Linienſchiffen wird, einer nachgekommenen Ordre zu-
folge,
auch die ganze Defenſions-Flotte wie im vorigen
Jahr
auslegen.
Der Capitain-Lieutenant Kaas iſt mit dem Lugger
dieſe
Woche nach der Oſtſee unter Segel gegangen.
Niederelbe, vom 20
April.
Dem Vernehmen nach iſt am 16ten ein Courier von
Berlin nach
Wien abgefertigt worden, von deſſen mit-
zubringender
Antwort Friede oder Krieg abhaͤngen ſoll.
Eine wohlthaͤtige mineraliſche Quelle
allgemeinnuͤtz-
lich zu machen, habe ich zur Aufnahme
Huͤlfsbeduͤrftiger
dieſen Ort mit Wohnungen und
allen noͤthigen Beduͤrf-
niſſen
verſehen. Diejenigen, die ſich dieſes Bades
be-
dienen wollen, und von deſſen Nutzbarkeit
unterrichtet
zu ſeyn wuͤnſchen, belieben
ſich an dem Herrn Hofrath
und Profeſſor Beireis in Helmſtaͤdt zu wenden,
mir
aber zeitig Nachricht zu geben, damit ich ihnen
ſagen
kann, daß noch unbeſetzte Zimmer
vorraͤthig ſind.
Mors-
leben, nahe bey Helmſtaͤdt, den
29ſten Maͤrz 1790.
W. A. Wittwe von Veltheim,
geb. von Reden.
Neue Verlagsbuͤcher der Ettingerſchen Buchhand-
lung in Gotha, die in der
Oſtermeſſe 1790 er-
ſcheinen:
Fuchs, E. W., theoretiſch-praktiſche
Anſangsgruͤnde
der
Geſchuͤtzkunſt, nach Regeln der Arithmetik
und
Geometrie, zum Gebrauch der Artilleriſten von
der
untern Claſſe. Mit ſechs Kupfern.
8.
Wahls, A. C. M., Lehrbuch zur Befoͤrderung
der
menſchlichen Gluͤckſeligkeit, gr.
8.
Des Freyherrn von St. Croix, Verſuch uͤber die
alten
Myſterien; a. d. Franz. uͤberſetzt
und mit einigen
Anmerkungen begleitet von C. G. Lenz, 8.
Mariti Geſchichte Fokkardin’s Groß Emirs der Druſen,
wie auch der
uͤbrigen Groß-Emire, bis auf das Jahr
1773, nebſt
einer Beſchreibung des Landes, der Sit-
ten,
Gebraͤuche und Religion der Druſen; a.
d.
Jtalieniſchen, mit Anmerkungen und 2 Kupfern.
Liebe. Was ſie iſt und ſeyn ſollte.
Beobachtungen,
Lehren und Warnungen fuͤr
Juͤnglinge und Maͤdchen,
die mit Ueberlegung in
den Eheſtand treten wollen.
Als 2ter Theil der
Charakteriſtik des Frauenzim-
mers, 8.
Neapel und Sicilien. Ein Auszug aus dem großen
und
koſtbaren Werke: Voyage pittoresque de
Naples
& Sicilie, de Mr. de Neu. Mit 4 Kupfern.
Zwey-
ter Theil, gr. 8.
Bilderbuch fuͤr Kinder; enthaltend eine
angenehme
Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen,
Fruͤch-
ten, Jnſekten, Trachten, und allerhand
andern un-
terrichtenden Gegenſtaͤnden aus dem
Reiche der Na-
tur, der Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften; alle nach den
beſten
Originalen gewaͤhlt und geſtochen, und mit
einer
kurzen wiſſenſchaftlichen und den
Verſtandes-
Kraͤften eines Kindes
angemeſſenen Erklaͤrung be-
gleitet, gr. 4.
mit ſchwarzen oder braunen Kupfern,
1ſter und 2ter
Heft.
Daſſelbe Werk mit ausgemahlten Kupfern.
Daſſelbe Werk mit
Franzoͤſiſchem Text, unter dem
Titel: Le Portefeuille des Enfans, & c.
ebenfalls mit
ſchwarzen oder ausgemahlten Kupfern.
Charakteriſtik der Niederlaͤnder, oder
philoſophiſches
Gemaͤhlde ihres
Geiſtes, Charakters, ihre Sitten,
Regierungsform und
Politik; a. d. Engliſchen, 8.
Jacobs, F., animadverſiones in
Euripidis Tragœdias et
Fragmenta. Accedunt
animadverſiones in Stobaei Flo-
rilegium
epiſtola critica ad virum clariſſ.
Nicolaum
Schow. A. M. 8 maj.
Jſt Caglioſtro Chef der Jlluminaten? oder das
Buch:
ſur la Secte des
Illuminés, zu Deutſch. Mit erklaͤren-
den
Anmerkungen des Deutſchen Translators, 8.
Magazin fuͤr das Neueſte aus der Phyſik und
Naturge-
ſchichte; herausgegeben von Lichtenberg,
ſortgeſetzt
von Voigt, 6ter Band, 2tes und 3tes
Stuͤck, 8.
Metzgeri, J. D., opuſcula anatomica et
phyſiologica re-
tractata, aucta ac reviſa. 8
maj.
Galletti, J. G. A., Lehrbuch der Geographie oder Erb-
kunde,
8.
Goͤthe’s, J. W von, Verſuch, die
Metamorphoſe der
Pflanzen zu erklaͤren, gr.
8.
Goͤtter, F. W., zum Andenken der Frau von
Buchwald,
nebſt zwey ungedruckten Briefen des Herrn von
Vol-
taire, gr. 8.
Brilo, D. Th., Etwas uͤber den Dekalogus, oder von
der
Verbindlichkeit der zehn Gebote fuͤr die
Chriſten.
Ein Verſuch zur Pruͤfung
verſchiedener Neuerungen
und angeblichen
Verbeſſerungen der chriſtlichen Glau-
bens-
und Sittenlehre, 8.
Ackermann, J. F., uͤber die Kretinen, eine
beſondern
Menſchen-Abart in den Alpen, 8. mit
Kupfern.
Blaue Bibliothek aller Nationen, 1ſter Jahrgang,
1ſter
und 2ter Band, 8. mit Kupfern.
Sammlung der beſten auslaͤndiſchen Romane,
1ſter
und 2tes Baͤndchen, 12.
Ockerſen, Entwurf einer allgemeinen Charakterkunde;
a.
d. Hollaͤndiſchen uͤberſetzt von Scholl,
8.
Spazier’s Wanderungen durch die Schweiz, 8.
Tuͤrkiſche Briefe. — Ueber politiſche
und religioͤſe An-
gelegenheiten der
chriſtlichen Regenten, Hoͤfe und
Nationen,
8.
Herders, J. G, zerſtreute Blaͤtter, 1ſte
Sammlung.
Neue Auflage, 8.
Ferdinand Heldburgs politiſche Laufbahn, 2r. Theil,
8.
Theater-Calender auf das Jahr 1790, 12.
Derſelbe unter dem Titel: Taſchenbuch fuͤr
die Schau-
buͤhne.
Schnurrer, C. F., Diſſertationes
philologico-criticae.
Singulas primum nunc cunctas. 2
Partes, 8 maj,
Kirchen- und Schulenverfaſſung des
Herzogthums
Gotha, von J. H. Gelbke, 1ſter Theil, gr.
4.
Journal des Luxus und der Moden; herausgegeben
von Bertuch und
Kraus, 1790.
Gothaiſch- und Altenburgiſcher Addreß-Calender
auf
das Jahr 1790, gr. 8.
Gothaiſche gelehrte Zeitungen, 1790, 4.
Derſelben auslaͤndiſche Litteratur,
1790.
Handlungszeitung, oder woͤchentliche Nachrichten
von
Handel, Manufacturweſen, Kuͤnſten und
neuen Er-
ſindungen, 1790. 4.
Oeuvres complettes de Mr. de Voltaire,
d’après la non-
velle édition de Mr. de Beaumarchais,
70 & dernier
volume, gr. in 8.
Cahiers de lecture pour l’année
1790.
Lettres ſur la Logique pratique
adreſſées à une
j
j
eune De-
moiſelle de qualité, & inutées
d’après l’allemand de
Mr. Moriz, par Mr. A. S.
avec quatre figures en taille
douce, 8.
Hume’s Hiſtory of England from
the invaſion of Julius
Cæſar tho the
revolution in 1688, 5-12 Volume, 8.
Gillies, J., hiſtory of ancient Greece,
its colonies,
a
nd
conquets from the earlieſt accounts till
the diviſion
of the Macedonian empire in the
eaſt, including the
hiſtory of litterature,
philoſophy and the fine arts,
5 Vols, 8.
Hervey’s, C., letters from Portugal,
Spain, Italy and
Germany in the Years 1759, 1766 and 1761, 3
Vols,
8.
Porte-Feuille des Enfans, Mélange
intéreſſant l’Animaux,
Plantes, Fleurs, Inſectes,
Polſſons, Coſtumes & autres
objets
inſtructifs & amuſans pour la
Jeuneſſe, deſſinés
& gravés
d’après le meilleurs originaux. 4.
Grinagoræ Mitylenæi Carmina
Varictate lectionis et ani-
madverſionibus
illuſtr. ab E. F. Manſo, 4.
Bey Fr. Joh. Ernſt in Quedlinburg ſind folgende
neue
Buͤcher verlegt, und in allen Buchhandlungen
zu haben:
1) Auswahl der neueſten Abhandlungen und
Beobach-
tungen auswaͤrtiger Gelehrten, uͤber
Gegenſtaͤnde
der Phyſik, Chemie und
Mineralogie aus mehrern
Sprachen uͤberſetzt,
ꝛc. mit K. 2 Baͤnde, 8vo.
1 Rthlr. 12 Gr.
2) Chriſts, A. Chr., neues, auf die deutlichſte
und
vortheilhafteſte Art eingerichtetes Kochbuch,
ꝛc.
Neue Auflage, 8 — 10 Gr.
3) Cramere, H. M. A., Verſuch eines
karzgefaßten
Lehrbuchs der noͤthigſten
Kenntniſſe und der Re-
ligion fuͤr
Deutſche Schnleu, 8. — 9 Gr.
4) Ceamers Verſuch eines Unterrichts der
noͤthigſten
Lehren des Chriſtenthums
fuͤr die Schuljugend, ꝛc.
800. — 3
Gr.
5) Deſſelben Leſebuch fuͤr meine
Kinder von 3 bis
7 Jahren, 4 Baͤndchen, 8vo. 1 Rthlr. 8
Gr.
6) Jugendfreund, der, in angenehmen und
lehrreichen
Erzaͤhlungen, ꝛc. 2 Baͤndchen,
8. — 20 Gr.
7) Krebs, D. F. Chr., mediciniſche Beobachtungen,
2ten
Bandes, 3tes Stuͤck, 8. — 3 Gr.
8) Soycourts, von, Abhandlung uͤber die
Verſuche,
die zum Beweiſe des Daſeyns einer
gebundenen
Waͤrme angefuͤhrt worden, ꝛc.
Eine Preisſchrift,
800. — 6 Gr.
9) Steffens, J. H., Rechnungsſpiegel, deſſen
man
ſich in Handel und Wandel mit leichter Muͤhe
be-
dienen, und darinn den Preis der Dinge, die
man kaufen
oder verkaufen will, gleich erſehen
kann. Neue Aufl. 8.
— 6 Gr.
10) Wigands, L. C. A., Unterhaltungen fuͤr die
Ju-
gend, auf alle Tage im Jahr. 3 Quartale. 8. —
18
Gr.
11) Zur Befoͤrderung der Aufmerkſamkeit und
des
Nachdenkens fuͤr die Jugend, 2 Baͤndchen, 8.
—
16 Gr.
Jhro Magnificenzen, die Herren Patroni des Hoſpi-
tals zu St.
Georg, laſſen hiedurch bekannt machen,
daß am 11ten
May dieſes Jahrs, als am Dienſtage
nach Rogate, des
Vormittags praͤciſe 10½ Uhr,
die
gewoͤhnliche Verlaſſung auf der
Hoſmeiſterey zu St.
Georg werde gehalten werden.
Zu wiſſen, daß am Dienſtage nach dem
Sonntage
Cantate, wird ſeyn g. G. der 4te May a. c. des Mor-
gens um 9 Uhr, das
gewoͤhnliche Deichding und Ver-
laſſung von
Hamm und Horn, in der vor dem Ham-
merdaum belegenen Voigtey werde
geheget und gehal-
ten werden.
Stockholm.
Des Oberſten und Ritters vom Koͤnigl.
Schwerdt-Orden,
Johann Guſtaf von Donners
Ge-
mahlinn, Frau Sophia Barbara von Lepel,
iſt am
16ten Maͤrz im 60ſten Jahre ihres Alters
in der Stal-
Ameaͤ mit Tode
abgegangen. Sie war eine Tochter
weyland Regierungsraths, Ludwig von Lepel, Erb-
herrn auf Seckritz
und Bauer in Schwediſch Pommern,
und ſeiner
ſel. Gemahlinn, Dorothea Juliana
von
Maltzahn.
Auf Verlangen wird dieſer Todesfall den Angehoͤri-
gen
und Freunden notificirt, und die Condolenz ver-
beten.
Jacob Andreas Duͤhn (wenn er ſich
noch am Leben
befindet) wird hiedurch, ſeines eigenen
Vortheils wegen,
von ſeinen Geſchwiſtern
gebeten, ihnen den Ort ſeines
jetzigen Aufenthalts
anzuzeigen, oder, wo moͤglich, ſelbſt
zu ihnen
zu kommen, weil ſie ihm wichtige, ihm
ſelbſt
vortheilhafte Nachrichten mitzutheilen haben.
Ham-
burg, den 20ſten April
1790.
Am 30ſten April, als den Freytag nach dem Sonn-
tage Jubilate,
ſoll nachfolgendes Fadenholz meiſtbie-
tend gegen
gewoͤhnliche Bedingungen verkauft wer-
den, als:
1) Jn dem Steinhorſter
Forſt-Revier.
429¼ Faden 3fuͤßiges Buͤchen
Kluftholz.
22 —— ——— —— grob
Knuͤppelholz.
114¼ —— ———
—— klein Knuͤppelholz.
44½ —— ——— Ellern grob
Knuͤppelholz.
87¼ —— ———
—— klein Knuͤppelholz.
2) Jm Linauer
Forſt-Revier.
94½ Faden 3fuͤßiges Buͤchen
Kluſtholz.
35¼ —— ———
—— Knuͤppelholz.
2 —— ——— ——
Olm.
21¾ —— ——— Ellern grob
Knuͤppelholz.
86¾ —— ———
—— klein Knuͤppelholz.
Die Kaͤufer haben ſich beregten Tages, Morgens um
10
Uhr, auf hieſiger Amtſtube einzufinden, und
das
weitere zu gewaͤrtigen.
Steinhorſt, den 12ten April
1790.
Koͤnigl.
Churfuͤrſtl. Amt.
v. d.
Decken.
Da ich abermals eine Parthey ſchoͤne
Franzoͤſiſche
Papier-Tapeten und
Einfaſſungen erhalten habe, ſo
ermangele nicht,
ſolches hiemit bekannt zu machen;
empfehle mich zugleich mit
meinen uͤbrigen ſuͤhrenden
Engliſchen
und Franzoͤſiſchen Galanterie Waaren,
im-
gleichen mit ganz neben Flohren zu Dameskleider,
und zum
Putz beſonders brauchbar; gedruckte und ge-
ſtickte
Scherfen, Tuͤcher, Schuͤrzen, Medaillons, mo-
derne
Huͤthe, Huthbaͤnder, Sonnenſchirme, à la
Arabesque, und vorzuͤglich
ſchoͤne Weſten, wie auch
mit Porcellain, Carton
Waaren, Ludwigsluſter Fa-
brike, und Spielzeug fuͤr
Kinder zum Unterricht und
Vergnuͤgen, unter der
Verſicherung der billigſten Be-
dienung.
Hamburg, den 21ſten April 1790.
Ferdinand Heinr. Ludw.
Schultz.
wohnhaft neben dem Raths-Weinkeller.
Bücher-Anzeige.
Jn der Gräffſchen Buchhandlung in Leipzig
ſind folgende
neue Bücher herausgekommen und in allen
Buchhandlungen
zu haben:
1) Ludwig Theobul
Koſegartens Gedichte, 2 Bände, 8.
2
Rthlr.
Alles, was die Critik bisher wider dieſen
Dichter einge-
wandt hat, betrifft nur hin und wieder die
Außenſchaale ſeiner
Werke; dem inwendigen
kräftigen Kern hat ſie volle Gerech-
tigkeit
wiederfahren laſſen. Ein geſchmack- und
gefühlvoller
Rezenſent findet in ihnen —
“einen wahrhaft
philoſophiſchen
Enthuſiasmus für Religion,
Tugend, Vervollkommnung und
Unſterblichkeit, eine
ſeltent Fähigkeit erhabener und großer
Gedanken, ein
feines Gefühl für die Schönheiten der Natur;
Jnnigkeit und
Stärke der Empfindung, unerſchöpflichen Reich-
thum an
Bildern und Gemählden; Kunſt, höchſtſinnlich
darzu-
ſtellen, und allegoriſch einzukleiden;
Gewandtheit, verſchiedene
Töne glücklich zu treffen, und
Kraft, ſie gleichmäßig zu hal-
ten; endlich
energiſchen, tief ins Herz greifenden
Ausdruck.”
S. Leipz. gel. Anz. 1789. Nr. 5.
Daſſelbe beſtätiget das
bey weitem
vorzüglichſte bellettriſtiſche Journal
unſerer Zeit,
die kritiſche Ueberſicht der
neueſten ſchönen Litteratur, das
dieſen
Gedichten eine ſeiner ausführlichern Anzeigen ge-
weihet
hat.
2) Pſyche, ein Mährchen
des Alterthums, von Ludwig
Theobul Koſegarten; zwote
umgearbeitete Ausgabe, 8.
9 Gr.
Eine neue dichteriſche ausgeführte
Darſtellung dieſes Mähr-
chens, worinn der
Verfaſſer den vierten Geſang des
Marino-
ſchen Adone zum Grunde gelegt, den
preciöſen Styl des Wel-
ſchen aber überall
verwaſchen, und die intereſſanteſten
Situa-
tionen durchgehends mit eigenem Pinſel gemahlt
hat. Jn
der Zuſchrift ſchildert er den
Geiſt und die Schickſale des
Apuleius, und
enthüllt den Sinn des Mährchens.
Es werden hiedurch alle und jede, welche an des vor
eini-
ger Zeit allhier bey dem Dombuͤrger und
Toͤpfermeiſter,
Reich, verſtorbenen Toͤpfergeſellen,
Chriſtoph Schultz,
Ver-
laſſenſchaft ex
quocunque capite eine rechtliche Anſprache
zu
haben vermeynen ſollten, vorgeladen, ſich binnen
nun
und 6 Monaten, und zwar auf den 20ſten Auguſt
alten
Styls d. J. mit ihren Anſpruͤchen bey dem
Dom-Vogteylichen
Gerichte zu melden, mit der Verwarnung, daß
ſie nach Ab-
lauf dieſes Termins ſerner
nicht gehoͤrt, ſondern auf
immer
praͤcludiret ſeyn werden.
Dom-Vogteyliches Gericht
zu
Reval, den 20ſten Februar 1790.
C. A. Hoffmann,
Schleßogt.
Wir Friedrich Franz, von Gottes Gnaden Herzog
zu
Mecklenburg, Fuͤrſt zu Wenden, Schwerin und
Ratze-
burg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Roſtock
und
Stargard Herr, ꝛc. ꝛc.
Laden auf
unterthaͤnigſte Bitte des Hofraths Breslach,
als
gemeinſamen Anwaltes von Wangelin-Alt
Schwerinſcher
Glaͤubigere, alle diejenigen, welche
aus Handlungen gedach-
ter Creditoren an die dem Kammerherrn von
Levezow, auf
Teſchow,
gerichtlich additirten Guͤter Alt Schwerin
Juͤrgens-
hof, Moͤnckbuſch und Werder, aus
irgend einem Grunde
Forderungen und Anſprache zu haben
vermeynen, hiemi
t
gnaͤdigſt und wollen, daß ſelbige
am 31ſten May dieſes
Jahrs, Morgens um 10 Uhr, auf
Unſerm Hof- und Landge-
richt erſcheinen, und ihre
Forderungen ſodann angeben, wi-
drigenfalls aber mit
Auflegung eines ewigen Stillſchweigens
auf ſtets
praͤcludirt und abgewieſen zu werden
gewaͤrtigen
ſollen.
Wobey Wir jedoch unverhalten ſeyn
laſſen, daß
diejenigen
Maſſen-Glaͤubigere, welche bereits in Termino productionis
originalium den
27ſten Auguſt 1789 ihre Forderungen
durch
Production der Original Urkunden beglaubiget,
imgleichen
der Paͤchter Duͤſter wegen
ſeines Pacht-Vorſchuſſes von
1400
Rthlr. neue Zweydrittel keiner weiteren Meldung
beduͤrfen,
wenn ſolches aber dennoch
geſchiehet, keine Koſten-Erſtattung
zu
gewaͤrtigen haben. Wornach man ſich zu
richten.
Ge-
geben Guͤſtrow,
den 12ten Maͤrz 1790.
(L. S.)
Ad Mandatum Sereniſſimi
proprium
Vt
v. Genzkow.
J. H.
Wulffleff.
Wir Friederich Franz, von Gottes Gnaden Herzog
zu
Mecklenburg, Fuͤrſt zu Wenden, Schwerin und
Ratzeburg
auch Graf zu Schwerin, der Lande Roſtock und
Starard
Herr ꝛc. ꝛc.
Befehlen auf
unterthaͤnigſte Vo
r
ſtellung und Bitte den
Kinder und Erben des in
Unſern Landen zu Dargun
verſtorbenen Amtmann
Drewes, und deſſen gleichfalls
ver-
ſtorbenen Wittwe, gebohrnen Fallenkamp, dir, dem reſp.
Bruder und Schwager
der Supplicanten, Joachim Heinrich
Drewes, vormaligem Paͤchter
zu Bleyſincken, in Weſtpreußen,
hiemit peremtorie gnaͤdigſt, dich
a dato binnen 12 Wochen,
zum Zweck
der Auseinanderſetzung mit deinen
Geſchwiſtern
uͤber das angeblich annoch
ungetheilte vaͤterliche und
geſammte
muͤtterliche Vermoͤgen, zu Dargun
in dem Sterbhauſe, ent-
weder in Perſon, oder
durch einen hinlaͤnglich
legitimirten
Bevollmaͤchtigten einzufinden, und, wie
dieſem Unſern gnaͤ-
digſten Befehl
von dir genuͤget worden, bey Unſerm Hof-
und
Landgericht unterthaͤnigſt anzuzeigen,
widergenfalls aber zu
gewaͤrtigen, daß dir ex officio der Advocat Keull in Malchin
zum
Curator beſtellet werden ſoll. An dem geſchieht
Unſer
gnaͤdigſter Wille und
Mehnung.
Gegeben Guͤſtrow,
den
25ſten Maͤrz 1790.
(L. S.)
Ad Mandatum Sereniſſimi
proprium
Vt
C. A. v. Kielmaunsegge.
J. H.
Wulffleſſ.
Des Allerdurchlauchtigſten,
Großmaͤchtigſten Fuͤrſten und
Herrn,
Herrn Georg des
Dritten, Koͤnigs von Großbritan-
nien, Frankreich und
Jrland, Beſchuͤtzers des Glaubens,
Herzogs zu
Braunſchweig und Luͤnedurg, des heil.
Roͤmiſchen
Reichs Erz-Schatzmeiſters und
Churſuͤrſtens, Unſers
Aller-
gnaͤdigſten Koͤnigs,
Churfuͤrſtens und Herrn; Wir Sr.
Koͤn.
Majeſtaͤt und
Churfuͤrſtl. Durchl. zu Allerhoͤchſtdero
Juſtiz-
Kanzeley verordnete Kanzeley-Director,
Vice-Director und
Raͤthe, fuͤgen hiemit zu
wiſſen:
Demnach der Kaufmann Lemcke,
jun. hieſelbſt, qua
Be-
vollmaͤchtigter der Wittwe Bremeyern, geb. Jlſe
Marga-
rethe Papen, zu London, als legitimirte Erbinn
ihres auf
der Reiſe von Madraß nach London
verſtorbenen Bruders,
weyl. Auditeurs des
hochloͤbl. 14ten Hannoͤveriſchen
Jnfan-
terie-Regiments in Oſtindien, Johann Ludolph Papen, um
Ablaſſung einer
Edictal Citation der etwanigen Glaͤubiger,
weyland
Auditeurs Papen, bey Uns
nachgeſuchet, dieſem
Petito auch deferiret, und des Endes gegenwaͤrtige
Citatio
Edictalis erkannt worden;
Als werden Kraft dieſes alle und
jede, welche an der
Verlaſſenſchaft des gedachten
verſtorbenen
Regiments Auditeurs, Johann Ludolph Papen, ex quocun-
que capite, einige
Anforderung und einiges Recht zu haben
vermeynen. peremtorie vorgeladen, in dem auf den
Montag
nach dem 2ten Sonntage poſt
Trinitatis, wird ſeyn der 14te
Junii laufenden
1790ſten Jahrs, ad proſitendum et
liqui-
dandum Kraft dieſes anberahmten Termino ſich einzufinden,
ihre
vermeyntliche Rechte und Anſpruͤche zu melden, auch
die
daruͤber in Haͤnden habende Documente originaliter zu pro-
duciren, und zwar
unter der ausdruͤcklichen Verwarnung,
daß diejenige,
welche dieſer oͤffentlichen Ladung nicht gele-
ben
werden, ſodann mit thren etwanigen Anſpruͤchen
praͤclu-
diret, und zum ewigen Stillſchweigen
verwieſen werden
ſollen.
Urkundlich des hierunter gelegten Koͤnigl. und
Churfuͤrſtl.
Kanzeley-Jnſiegels, und
gewoͤhnlicher Unterſchrift.
Geben
Hannover, am 13ten
Maͤrz 1790.
(L. S.)
J. H.
Falcke.
Pauer.
Nachdem der Brinkſitzer und Neu-Anbauer, Johann
Arend Meyer, zu
Bannenſiek, angezeiget, wasgeſtalt
er
ſeiner kleinen Colonie nicht laͤnger
vorſtehen koͤnne, von dem
Leben und
Auſenthalt ſeines Sohns, Harm
Hinrich Meyer,
jedoch, der vor Jahren nach Holland
gegangen, etwas in Er-
fahrung zu bringen nicht
vermoͤchte, und daher gebeten, ſol-
cher Stelle
halber zweckdienliche Verfuͤgung zu treffen; So
wird
erwaͤhnter Harm Hinrich Meyer hiemit
oͤffentlich ver-
abladet, zwiſchen hier und dem
30ſten Junii dieſes Jahrs
vor hieſiger
Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Amtſtube zu
erſcheinen,
und ſich wegen Annahme ſeiner
vaͤterlichen Stelle zu erklaͤ-
ren, mit der
Verwarnung, daß ſelbige in Entſtehung
deſſen
nach Ablauf ſolcher Zeit
ſeiner Schweſter uͤbergeben, daneben
aber
ſein Antheil derſelben erga
cautionem verabfolget wer-
den ſolle.
Lachem, den 17ten Maͤrz
1790.
Koͤnigl.
Churfuͤrſtl. Amt allhier.
Hallensleben.
Auf Anſuchen des Apothekers, Peter Hinrich
Sarnow, zu
Oberndorff, ſoll das von deſſen
Vater, dem weyl. Apotheker,
Johann Contad Sarnow,
beſeſſene, zu Oberndorff, unweit
der
Kirche, nahe bey der Oſtenfaͤhre belegene
Wohnhaus,
ſammt der darinn befindlichen Apothek-Anlage,
Vaſis, auch
anderer
Geraͤthſchaft, den vorraͤthigen Meditamenten
und
Materialien in der Officin, Materialtenkammer,
Laboratorio
und Kellern; ferner der dazu gehoͤrige Stall,
Kuͤchengarten,
auch Kirchenſtuͤhle und
Begraͤbniſſe, am 26ſten April
dieſes
Jahrs, als dem Montage nach dem Sonntage Jubilate,
oͤffent-
lich an den Meiſtbietenden verkauft
werden. Diejenigen,
welche daran Theil zu nehmen Belieben
tragen, haben ſich
alſo an gedachtem Tage,
fruͤhe um 10 Uhr, in beregtem
Sarnowſchen
Hauſe einzuſtellen, die Bedingungen zu
verneh-
men, und auf den hoͤchſten Bot den
Zuſchlag dergeſtalt zu ge-
waͤrtigen, daß
mit Genehmigung Koͤnigl. Churfuͤrſtl.
Regie-
rung in Stade dem Meiſtbietenden, wenn er
ſich ſonſt dazu
qualificiren, und Præſtanda zu
praͤſtiren im Stande ſeyn wird,
zur
Erlangung des Apotheker-Privilegii zugleich von Amts
wegen
Hoffnung gemacht werden kann.
Reuhaus, im Bre-
miſchen, den 17ten
Maͤrz 1790.
Koͤnigl.
Churfuͤrſtl. Amt
hieſelbſt.
A. J. L. v.
Engelbrecht.
AVERTISSEMENT.
Da ich von meinen Bekannten und Herren Creditoren
gar
zu oft mit Briefen beſchweret werde, worinn angefragt
wird,
ob mein Prozeß wider Ein Walckſches Creyßgericht
und wider
die Frau Obriſt-Lieutenantinn von Malama, nebſt
deren
aͤlteſten Herrn Sohn, Alexander von Malama, auf Dru-
veen, im
Walckſchen Creyſe, von Einem dirigirenden Senat
in
Petersburg noch nicht entſchieden worden; ſo
ſehe ich mich
genoͤthiget, oͤffentlich
bekannt zu machen, daß ich ſchon am
14ten May 1789 an
Eines dirigirenden Senats 3tes Depar-
tement in Petersburg,
ferner am 10ten September 1789 an
den Durchl.
Fuͤrſten und Herrn General-Procureur, Waj-
ſemskoj, und endlich
abermals am 6ten Februar 1790 an
Einem ganzen ditigirenden
Reichs Senat zu Petersburg alle
von mir erforderliche Schriften
eingeſandt habe, wie ſolches
durch meine
Poſt-Scheine documentirt werden kann.
Da aber die gerichtlichen Geſchaͤffte
in Petersburg ſehr
gehaͤuft ſind, und
uͤberdem mein Prozeß erſt im Eingang
des
ſiebenzehn hundert und ſechs und
achtzigſten Jahres bey den
Nieder-Gerichten ſeinen Anfang genommen; ſo
iſt es zu viel
verlangt, wenn man jetzt ſchon die
Beendigung der ganzen
Sache erwartet. Von dieſer Zeit an
lebe ich ohne Verdienſt
und eigenes Vermoͤgen mit
meinen Kindern in der traurig-
ſten Situation, und muß
dennoch Geduld haben. Jch bitte
alſo meine Herren
Creditoren, mit ebenmaͤßiger Ruhe, den
rechten Zeitpunkt
abzuwarten; ich bitte ſie, an dem ſchleu-
nigen
und gerechten Urtheile Eines dirigirenden Reichs-Se-
nats, der
Wichtigkeit der Sachen wegen, um ſo weniger zu
zweifeln,
da es nunmehro ſowol, theils nach dem klaren Jn-
halt
zwey oberrichterlicher Urtheile, als wie auch nach dem
Zeugniß
der gerichtlichen Acten, klar erwieſen iſt: 1)
Daß
Ein Walckſches Creyß-Gericht mich ohne rechtlichen
Grund
removirt hat. 2) Die Entſcheidung der wider mich
ange-
ſtellten gar ſonderbaren
fiſcaliſchen Klagen eine lange Zeit
aufgehalten,
und mich dadurch in der
verzweifluͤngsvollſten
Duͤrftigkeit
verſetzet; 3) hundert und etliche achtzig Tage
mich mit
dem ſchimpflichſten Verhaft, ohne die geringſte
Ur-
ſache und ohne alle Defrairung, gequaͤlet; 4)
die Strafe des
Meyneides in einem Urtheil uͤber mich
erkannt, obgleich ich
nicht einmal daran gedacht habe, einen
Meyneid zu begehen,
und deshalb weder vorder angeklagt noch
gehoͤrt worden bin;
5) eigenmaͤchtig, ohne mein
Wiſſen und Willen, alle
meine
ſaͤmmtlichen Sachen verkauft hat, unter dem
Pretext, 75
Rubel Strafgelder einzutreiben, die mir doch in zwey
ober-
richterlichen Urtheilen ob Squalorem
Carceris — erlaffen
wurden. Dieſer und
weit mehrerer ſehr wichtigen Vorfaͤlle we-
gen
iſt an der Gerichtigkeit Eines Senats, der ſolche
Thaten nicht
oͤffentlich durch Stillſchweigen
billigen kann, gar nicht zu zwei-
feln, und meine Herren
Creditoren und Freunde koͤnnen deshalb
unbeſorgt
ſeyn. Jch bitte Sie daher, mich mit allen
Brieſen
gaͤnzlich zu verſchonen, oder
gleich ſo viel Geld beyzufuͤgen,
als zur
Entrichtung des Porto hinreichend iſt. Jm
entge-
gengeſetzten Falle gehen alle an mir addreßirten
Briefe retour.
Mitau, den 30ſten Maͤrz
1790.
Wilhelm Ludwig
Koenemann,
ehemaliger Advocat
in Lieſland.