Staats und Gelehrte
Zei tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN .
Anno 1832 . Am Freitage , den 8 Juni. No. 135.
Verlegt von den Grundſchen Erben .
Paris , den 1 Juni .
Der Moniteur enthält heute wenig Neues über
die Vendee . Nicht Hr. v. Bourmont ſelbſt , ſon-
dern einer ſeiner Söhne , ſoll ſich auf ſeinem Schloſſe
Freign é gezeigt haben . Jn der Gegend von Fou-
g è res iſt ein Chouans-Haufe aufgetreten . General
Bigarr é iſt ihnen nebſt 200 freiwilligen National-
gardiſten entgegen gezogen . Auch zu Rennes wa-
ren beunruhigende Gerüchte verbreitet . Zwei Stun-
den von Vitr é kam es zwiſchen einer Abtheilung
Linientruppen und den Chouans zum Gefechte , wo-
bei es mehrere Todte und Verwundete gab . Andre
Truppen-Abtheilungen verfolgen die Chouans in
dem Bezirke von Chateau-Gontier . Eine Bande
von 200 Mann zeigte ſich im Sarthe-Departement ,
unter einem Hrn. v. Bordign é , und verbrannte die
dreifarbige Fahne . Die Nationalgarde griff ſie an
und pflanzte eine andre dreifarbige Fahne wieder
auf . Jn der Nacht vom 28 auf den 29 Mai wurde
eine Scheune angezündet , in welcher ſich 150 Na-
tionalgarden und eine Chaſſeur-Abtheilung befan-
den ; mehrere Menſchen und Pferde wurden beſchä-
digt . Jm Mayenne-Departement ſind ſehr ernſtliche
Maaßregeln getroffen . Zwei ſchlecht bewaffnete Ban-
den unter Guays und Pont-Farcy weichen den Truppen
aus . Die Maſſen haben ſich der Bewegung nicht
angeſchloſſen . Drei andre Banden ſollen ſich zum
Theil ſchon zerſtreut haben . Jn der Vendee ſind
wieder 6 Adliche und ein Geiſtlicher verhaftet worden .
Das Journal des D é bats meldet nach einem
Schreiben aus Angers vom 29 v. M. , daß man ,
freilich unverbürgt , die Streitkräfte der Vendeer auf
20,000 Mann ſchätze , die unter Bourmont und dem
Herzoge v. Escars ſtünden . Der Erſtere rückte über
Segr é und Lion-d’ Angers , der Andre über St. Lam-
bert und Pontbarr é vor und wollten beim Schloſſe
von Angers ſich vereinigen . Jn Angers ſelbſt war
der Enthuſiasmus auf den höchſten Grad geſtiegen :
Bürger , Handwerker , Alles ließ ſich als Freiwillige
einſchreiben . Ein Bataillon iſt bereits nach Segr é
abmarſchirt , worunter der Deputirte Giraud als
bloßer Grenadier . Alle Gerichtsbeamten von An-
gers haben ſich zum Nationalgarden-Dienſte erboten .
Der Meſſager berichtet , die Jnſurrection ſey auf
beiden Ufern der Loire organiſirt ; man ſchlage die
Anzahl der Chouans auf 20,000 an . 1500 Chouans
hätten ſich in ein Schloß unweit Chateau-Gontier
geworfen , welches ihrem Anführer , Hrn. v. Char-
nac é , gehörte , wo ſie umzingelt wurden und zu capi-
tuliren verlangten . Dieß wurde ihnen abgeſchlagen
und man ſchoß ſie ſchonungslos nieder . Die Sol-
daten waren wüthend , da ſie nun ſchon anderthalb
Jahre dieſen beſchwerlichen Dienſt haben . Die
Nationalgarden wollen ſämmtlich marſchiren : in
den Departements der Sarthe und der Mayenne
wurde Alles mobiliſirt . Die Behörden hielten An-
reden an die Freiwilligen , die mit den Worten
ſchloſſen : es lebe die Charte ! es lebe die F e r eiheit !
und Alles rief : Tod den Chouans ! Tod den Car-
liſten . Es iſt unmöglich , alle Berichte mitzutheilen ,
die zu jeder Stunde und aus allen Gegenden des
Weſtens eintreffen .
Geſtern Morgen hat die Polizei auch hier in Pa-
ris etwa 30 carliſtiſche Chefs feſtnehmen laſſen , die
hier eine Art von Corps organiſtren wollten ; unter
den Verhafteten nennt man mehrere Grafen und Ba-
rone . Bei den HH. v. Couny und Berryer hat
man Hausſuchnugen anſtellen laſſen : beide waren
abweſend . Man ſoll Documente von der höchſten
Wichtigkeit weggenommen haben . Jn der Straße
Ourſine hat man eine heimliche Pulver-Fabrik und
ein Patronen-Magazin entdeckt , und die Fabrikanten
arretirt . Sichrem Vernehmen nach , ſollen drei oder
vier weſtliche Departements in Belagerungsſtand er-
klärt werden , und ein Regierungs-Commiſſär mit
ausgedehnten Vollmachten dahin abgehen .
Die Briefpoſt von hier nach Breſt geht nur un-
ter Escorte ; in mehreren Zwiſchenräumen ſind Ca-
vallerie-Poſten aufgeſtellt . Die telegraphiſchen Be-
richte ſind wegen ſchlechten Wetters heute auf allen
Punkten ausgeblieben . Geſtern meldete der Tele-
graph aus Lyon , daß der Kronprinz daſelbſt eine
glänzende Muſterung gehalten habe . Der Einzug
des Prinzen in Lyon iſt , nach dem Moniteur zu
ſchließen , ſehr glänzend geweſen , und die Anreden
der Behörden , ſo wie die Antworten des Prinzen
überſtrömten von Freiheits-Aeußerungen . Doch
ſpricht das officielle Blatt von Unruhſtiftern , frei-
lich in geringer Anzahl , die laut geziſcht hätten ,
worauf man drei feſtgenommen hat .
Aus Compi è gne wird unterm 30 Mai gemeldet ,
daß der König der Franzoſen , der König der Bel-
gier und der Herzog v. Nemours mehrere Truppen-
Abtheilungen und die dortige Nationalgarde gemu-
ſtert hätten .
Zu Bordeaux iſt am 27 v. M. eine weiße Fahne
aufgepflanzt worden , und carliſtiſche Proclamationen
waren an mehreren Ecken angeſchlagen .
Aus Nantes ſchreibt man , daß die Adligen eines
Theils der Bretagne alle ihre Schlöſſer verlaſſen
hatten , um ſich an die Spitze der Banden zu
ſtellen .
Ein Schreiben aus Antibes vom 24 v. M. mel-
det , drei ſchwarzverſchleierte Nonnen wären in einem
Wagen daſelbſt durchgekommen , und der Schreiber
dieſes Briefes habe in einer derſelben die Herzogin
v. Berri erkannt .
Bericht der Oppoſition . ( Beſchluß . )
Jn Bezug auf das Perſonal der Adminiſtration ,
war es nach dem Sturze einer Regierung , an die
ſich eine gewiſſe Anzahl von Exiſtenzen natürlich
knüpften , leicht zu erkennen , wo ſich die Feinde der
neuen Ordnung der Dinge finden würden . Die Re-
gierung , von unheilsvollen Lehren und ungerechten
Vorurtheilen getäuſcht , hat nur in denen , die
für ihre Begründung gekämpft haben , Feinde er-
blickt . Ein Oppoſitions-Mitglied hat gewünſcht ,
daß Frankreich endlich erfahren möchte , ob ſeine
Regierung Anſtand nehmen würde , ſich mit ihm un-
widerruflich in der Juli-Revolution zu compromit-
tiren . Der Bricquevilleſche Vorſchlag iſt , nachdem
er einmal durchgefallen , in der letzten Sitzung wie-
der vorgebracht worden . Er war gleichſam die Ah-
nung eines neulich gemachten , ſchon damals ange-
zettelten Verſuchs , von deſſen geheimen Beſtehen
die Staatsgewalt , wenn man dem officiellen Organ
Glauben beimeſſen darf , ſchon damals unterrichtet
war . Man hat jedoch geſehen , wie die miniſterielle
Partei ihre Bemühungen zur Entſtellung dieſes Vor-
ſchlags vereinigte , und ſelbſt nach dem Beſchluſſe
der Kammern hat böſer Wille deſſen Sanction ver-
zögert , gleich als ſollte dieſer unerklärliche Aufſchub
eine ſtillſchweigende Proteſtation , ein Motiv der
Freiſprechung ſeyn . Dieſes Syſtem der Rückſichten
gefährdet Frankreichs inneren Frieden und veran-
laßt die Aengſtlichen an einer Regierung zu zwei-
feln , die an ſich ſelbſt zu zweifeln ſcheint . — Die
letzte Seſſion ſchien beſonders für die Verwirklichung
in der Charte enthaltenen Verheißungen beſtimmt .
Den Kammern lag es ob , die Municipal-Verwal-
tung in allen ihren Verzweigungen zu ordnen , die
Verantwortlichkeit der Miniſter und aller Agenten
der Staatsgewalt zu organiſiren , ſo wie den Ele-
mentar-Unterricht und die Lehranſtalt zu begrün-
den . Wir haben die Erfüllung dieſer Verheißungen
zu beſchleunigen geſucht . Wir verlangten ein Mu-
nicipalſyſtem , wodurch die kleineren Geſchäfte der
Centraliſation entzogen , die größeren vereinfacht ,
überall die Elemente des politiſchen Lebens erweitert ,
und wenigſtens die größtmöglichſte Anzahl von Bür-
gern der Bürgerrechte theilhaftig würden . Eine um-
faſſende Organiſation der Departements und der Ge-
meinden wäre in der That der mächtigſte Hebel der
Kraft , der öffentlichen Ordnung , und des materiellen
Wohlſtandes . Dem Miniſterium ſind , ſo zu ſagen ,
durch den Andrang der öffentlichen Meinung , Geſetz-
Entwürfe abgezwungen , dieſe ſind jedoch durch einen
geheimen Einfluß in der Kammer neutraliſirt , und
endlich durch Aufſchub auf unbeſtimmte Zeit verei-
telt worden . So lauteten unſre Wünſche in Be-
treff der inneren Politik : ſie blieben fruchtlos . Jn
den Beziehungen Frankreichs zum Auslande wollten
wir das Panier von 1789 wieder aufpflanzen : “ Kein
Krieg des Ehrgeizes oder der Eroberung , ſondern
unbedingte Unabhängigkeit vor jedem fremden Ein-
fluſſe auf unſre inneren Angelegenheitn . ” Mit ſchaam-
rother Stirne haben wir mehr als ein Mal im Ver-
laufe der Seſſion die Regierungs-Agenten von der
Furcht , den fremden Cabinetten zu mißfallen , ſprechen
hören — wir hatten Frankreich für immer von dieſem
erniedrigenden Einfluſſe befreit geglaubt . Wir ver-
läugnen unſer lebhaftes Mitgefühl für das Glück
und die Freiheit andrer Völker nicht , haben aber
niemals den Anſpruch gemacht , ſie unſren Jnſtitu-
tionen zu unterwerfen . Nach dem Umſturze einer
von der heiligen Allianz uns aufgedrungenen Dy-
naſtie hätte die Regierung ſorgfältig über die Be-
wegungen der fremden Monarchen wachen , insbe-
ſondre die Ausdehnung und Vergrößerung ihrer
Macht nicht geſtatten ſollen . Sie hat das auch ſelbſt
anerkannt , als ſie vor Frankreich die Abſicht zu er-
kennen gab , Jtalien gegen Oeſterreich beizuſtehen , und
die polniſche Nationalität gegen Rußland zu ſchützen .
Dennoch , ungeachtet ihrer förmlichen Verſprechun-
gen , ungeachtet der alten und neuen Jntereſſen
Frankreichs , hat die Regierung Jtalien der Herr-
ſchaft Oeſterreichs preisgegeben und Polen unter-
gehen laſſen , — jenes Polen , dem wir beiſtehen
konnten , was man auch auf der Tribune dagegen
geſagt haben mag , und zu deſſen Rettung wir ver-
pflichtet waren . Glaube man ja nicht , daß eine
gemeſſene und feſte Sprache den Krieg herbeigeführt
haben würde : wir glauben vielmehr , daß dieß das
einzige und ſicherſte Mittel zur Aufrechthaltung des
Friedens geweſen wäre . Faſſen wir kurz unſer
politiſches Glaubensbekenntniß , wie es ſtets geweſen ,
ſtets bleiben wird : Friede , mit Frankreichs Un-
abhängigkeit und Würde vereinbart ; unwandelbare
Treue gegen die Jdee der Juli-Revolution , eine
Jdee der Nationalität , der Gerechtigkeit , der Ord-
nung , des Ruhms und der Mäßigung , der Freiheit
und der allgemeinen Civiliſation , eine glorreiche
und reine Jdee , die wir gern vervielfältigen , die
alle unſre Abſtimmungen treulich ausgedrückt , die
unſre Herzen niemals verrathen haben . Fern ſey
es von uns , das Beiſpiel unſrer Gegner in ihrer Leiden-
ſchaftlichkeit und Verläumdung nachzuahmen . Aber die
Männer vom 13 März mögen uns ſagen , ob eine
ihrer Verheißungen erfüllt worden . Sie wollten Aller
Anſichten um den Thron vereinigt haben , und ſie haben
unheilvolle Spaltungen unter edelgeſinnten Män-
nern erzeugt , die von der Freiheitsliebe und dem Ge-
fühle der vaterländiſchen Gefahr an einander ge-
knüpft waren . Sie wollten die Revolution befeſti-
gen , und ſie haben durch Anflöſung der National-
garden in den kriegeriſchſten und ergebenſten Städ-
ten deren natürlichſte Stützen gebrochen . Sie
wollten Frankreichs Erretterin , die Preßfreiheit ,
begünſtigen , und haben ſie durch ihre Verfolgungen
beeinträchtigt , durch ihre Auflagen zerſtört , durch
ihre Ankäufe verderbt und durch ihre Geldbußen
erdrückt . Sie wußten , daß die ungeheure Mehr-
zahl der Nation und der Deputirten-Kammer
die Erblichkeit der Pairie abſchaffen wollte , und ſie
haben den nationalen und parlamentariſchen Wil-
len Schwärmerei und Thorheit geſcholten . Sie
hatten erklärt , daß ſie die Herrſchaft der geſetz-
lichen Ordnung einführen wollten , und es giebt kein
Geſetz , deſſen Anwendung ſie nicht verkehrt oder ver-
fälſcht hätten ; ſie hatten verſprochen , ſich auf die
Kammern ſtützen zu wollen , und ſie haben deren
Jnitiative erſtickt : daß ſie durch Gaſtfreundſchaft
die Schuld Frankreichs gegen die geflüchteten Pa-
trioten Polens , Jtaliens und Spaniens abtragen
wollten , und durch ſchimpfliche , daran geknüpfte
Bedingungen haben ſie dieſe Gaſtfreundſchaft ge-
brandmarkt . Sie verbürgten uns innere Sicherheit ,
die aber fortwährend durch Aufſtände , durch gewalt-
ſame Reibungen zwiſchen dem Volke und den Be-
hörden , durch immer kühnere Angriffe von Seiten der
Anhänger der geſtürzten Regierung geſtört wurde .
Sie verkündeten uns eine allgemeine Entwaffnung ,
und haben uns in ein ſo unentwirrbares Labyrinth
diplomatiſcher Jntriguen verſtrickt , daß es ihnen
ſelbſt unmöglich wird , dem Zuſtande der Spannung
ein Ziel zu ſetzen , der weder Krieg noch Frieden iſt ,
der unſern Handel und unſern Gewerbfleiß ertödtet .
Jn welche Lage iſt Frankreich nach zweijährigen
Erfahrungen durch das Syſtem der Quaſilegitimität
verſetzt worden ? Jſt nicht von Außen der Bund
der Könige drohender als je ? Jſt nicht im Jnnern
der Bürgerkrieg entbrannt ? Genügen nicht die
Soldaten an unſern Gränzen , dieſe Complotte und
Verſuche , dieſe immer wieder entſtehenden Unruhen ,
im Weſten und Süden , der Staatsgewalt die Augen
zu öffnen ? Wird ſie mit der Entſcheidung warten ,
bis unſre Departements in Flammen ſtehen , unſre
Provinzen angegriffen werden , Frankreich gefährdet
iſt und ſich nur durch Vergeudung ſeiner Schätze
und des Blutes ſeiner Söhne zu retten vermag ?
Wir ſprechen es mit ſchmerzlicher und tiefer Ueber-
zeugung aus : wenn dieſes Syſtem fortwährt , ſo
wird die Julirevolution und Frankreich ſeinen Fein-
den preisgegeben . Die Reſtauration und die Revo-
lution ſtehen einander gegenüber : der alte Kampf ,
den wir beendigt glaubten , beginnt von Neuem .
Möge die Regierung wählen ! Jhre jetzige zwei-
deutige Stellung iſt nicht mehr haltbar . Sie ver-
leiht ihr weder die Kräfte der unverſöhnlichen Re-
ſtauration , noch diejenigen der aufgeregten und miß-
trauiſchen Revolution . Frankreich vom Jahre 1830
war wie Frankreich vom Jahre 1789 der Anſicht ,
daß ein erbliches Königthum , umgeben von volks-
thümlichen Jnſtitutionen , Nichts enthalte , was mit
den Grundſätzen der Freiheit unvereinbar wäre :
möge alſo die Julirevolution vertrauensvoll auf die
Bedingungen ihres Daſeyns zurückgehen . Alle
Welt weiß , welche Kraft die franzöſiſche Revolution
denen verleiht , denen ſie ſich hingiebt : aber ſie will
auch , daß man ſich ihr unwiderruflich , ohne Rück-
halt hingebe . Wir , vereint in der Anhänglichkeit
an der großen und edlen Sache , für welche Frank-
reich ſeit 40 Jahren kämpft , wir werden ihr weder
im Glück noch im Unglück untreu werden ; wir
haben ihr unſer Leben geweiht und leben des Glau-
bens an ihren Sieg .
Paris , den 28 Mai 1832 .
Allier . Andry de Puyraveau . Arago . Ba-
cot . Bavoux. Bernard ( vom Var ) .
Blaque-Belair . Marquis v. Brias .
Cabet . Comte. v. Corcelles . Cordier.
v. Cormenin . Graf Duchaffault . Du-
cis-Dufresne . Galabert . Garnier-Pa-
g è s . Gauthier de Rumilly. v. Girar-
din . Degouve-Denuncques. v. Heram-
bault . Jollivet . Laboiſſiere . General
Lafayette . Georg Lafayette . Jacques
Laffitte . General Laffitte . General
Lamarque ( ſterbend ) . Larabit . Lenou-
vel . Marchal . Mauguin . Marquis v.
Mornay . Nicod. Odilon-Barrot .
Portalis . Pourrat . Taillandier . Tar-
dieu . General Thiars. v. Tracy .
Schreiben aus Paris , vom 1 Juni .
Die beklagenswerthen Ereigniſſe im weſtlichen
Frankreich haben bei unſrer Regierung die größte
Beſorgniß erzeugt . Man erfährt , daß die Verſchwö-
rung , die zwiſchen dem 20 bis 26 v. M. in ſieben
bis acht Departements zum Vorſchein gekommen iſt ,
auch hier in Paris und in mehreren ſüdlichen Städ-
ten ihre Verzweigung hatte . Mehrere Verſchworne
von Rang , die aber aus unbekannten Gründen zu
Verräthern an ihrer Partei wurden , haben der hie-
ſige n Polizei den Verſchwörungsplan überliefert .
Am 30 Mai ſollten ſich nämlich 7- bis 800 erkaufte
Arbeiter auf dem Platze des Palais-Royal verſam-
meln ; um dem Complotte einen populären Anſtrich
zu geben , ſollte eine dreifarbige Fahne , mit einem
Adler darüber , vorauf getragen werden . Man wollte
die Republik und Napoleon II. proclamiren , in der
Hoffnung , alsdann für die Legitimität im Trüben
zu fiſchen . Man nennt zwei Generäle , die an die
Spitze des republikaniſchen A u fſtandes treten woll-
ten . Auf dieſe Weiſe war es den Carliſten gelun-
gen , eine Menge junger Leute , beſonders juriſtiſche
und mediciniſche Studenten , in das Complott zu
verwickeln . Dieſelbe Bewegung ſollte in mehreren
Ortſchaften unſrer Umgegend , namentlich zu Vau-
vres , Ville-d’ Avray und St. Cloud , zugleich ſtatt-
finden . Unvorſichtigkeit und unzeitiger Geiz haben
viel zur Entdeckung beigetragen . Eine Anzahl Per-
ſonen , die man Brigadiers nannte , war beauftragt
worden , Jeder 20 Mann zu leiten und ihnen ihren
Tagsſold auszuzahlen . Dieſe Zahlmeiſter ſteckten
aber faſt all das Geld in ihre Taſchen , ſo daß die
Angeworbenen ungeduldig wurden . Geſtern hat man
60 von dieſen ſogenannten Brigadiers feſtgenommen ;
man fand viele Patronen , Medaillen ꝛc. bei ihnen .
Es ſind meiſtens nur Schweizer oder vormalige
Gardiſten . Auch in dem Weichbilde hat man wich-
tige Verhaftungen vorgenommen , worunter die des
Maires einer Landgemeinde . Außerdem ſind noch
über 150 Verhaftsbefehle erlaſſen . Schon ſeit vier
Wochen waren viele Verſuche gemacht worden , Mi-
litärs von der hieſigen und Verſailler Garniſon zu
verführen . Seit jener Zeit trieben ſich ſehr viele
ſogenannte Handels-Reiſende in den Kaffeehäuſern
und Schenken umher , die in der Nähe der Caſer-
nen gelegen ſind , und allerdings ſind ihre Verſuche
bei den Soldaten , ſogar bei den Officieren , nicht
ganz ohne Erfolg geblieben . Der Kriegsminiſter
hat nunmehr Befehl ertheilt , die ſtrengſte Unterſu-
chung in allen Caſernen anzuſtellen . Jn Folge deſ-
ſen ſind mehrere jener Handels-Reiſenden arretirt
worden . Bei einem Schweizer , Namens Richard ,
fand man auf einem Boden 1000 Patronen . Auch
unter den Arbeitern in den Steinbrüchen um Paris
ſollten Unruhen ausbrechen und es haben ſich Po-
lizeibeamte dahin begeben . Heute um 2 Uhr ſind
ſogar in der Nähe der Börſe carliſtiſche Agenten feſt-
genommen worden , die daſelbſt Geld austheilten . —
Der König wird noch heute Nacht oder morgen
früh in St. Cloud erwartet , und gleich nach ſei-
ner Ankunft wird ein Miniſterial-Conſeil gehalten
werden . Wie man erfährt , wird Hr. v. Monta-
livet darauf antragen , daß mehrere Departements
in Belagerungsſtand erklärt werden : an der Bei-
ſtimmung ſeiner Collegen zweifelt man nicht , wohl
aber an einer höheren Einwilligung . Als außeror-
dentlichen Regierungs-Commiſſär für die weſtlichen
Departements nennt man den ( auch in Hamburg
bekannten ) Hrn. d’ Aubignosc .
Aus dem Haag , vom 2 Juni .
Jn der Sitzung beider Kammern der General-
Staaten am 29 v. M. erſtattete der Miniſter der
auswaͤrtigen Angelegenheiten umſtändlichen Be-
richt über die in der letzten Zeit mit der Conferenz
in London und namentlich mit dem außerordentli-
chen Abgeſandten Sr. Maj. des Kaiſers von Ruß-
land , Grafen v. Orlow , gepflogenen Unterhandlun-
gen , und theilte mehrere hierauf bezügliche Acten-
ſtücke mit . Aus dieſen officiellen Mittheilungen
geht hervor , daß die niederländiſche Regierung un-
term 4 März d. J. dem hier im Haag anweſenden
Grafen Orlow erklärte , dieſelbe ſey geneigt , die po-
litiſche Unabhängigkeit Belgiens anzuerkennen , je-
doch unter Vorbehalt einer Veränderung der Ver-
fügungen hinſichtlich der Schiffahrt auf den Bin-
nengewäſſern und ſonſtiger Handelswege ; vorbehält-
lich der Capitaliſation der Staatsſchuld auf Seiten
Belgiens , einer billigern Vergleichung hinſichtlich
des Tilgungs-Syndicats , und einer abgeſonderten
Unterhandlung in Betreff des Großherzogthums
Lu x emburg . Am 7 März erklärte ferner die nie-
derländiſche Regierung mittelſt Verbal-Note dem
Grafen Orlow , daß , da auch die Anerkennung des
Prinzen Leopold eine unvermeidliche Bedingung ſey ,
um die obſchwebenden Unterhandlungen zu Stande
zu bringen , der König hierein gewilligt habe , um den
getreuen Bewohnern von Alt-Niederland einen
neuen Beweis Seiner Gewogenheit zu geben , die
ihn ſtets bewogen habe , ihrer Wohlfahrt alle die
Opfer darzubringen , welche durch die Umſtände er-
heiſcht würden ; jedoch unter dem Vorbehalte , daß
dieſe Erklärung erſt dann gültig ſeyn ſolle , ſobald
man ſich über die Bedingungen hinſichtlich der Tren-
nung verſtändigt habe . Jm Laufe der Unterhand-
lungen wurde auch dem ruſſiſchen Bevollmächtigten
zu erkennen gegeben , daß man ſich von unſerer Seite
wohl zu einer Capitaliſation der Staatsſchuld zu
einem geringeren Curſe verſtehen würde , als in
dem Vertrage vom Januar 1832 feſtgeſetzt worden ,
daß man aber in dem Beſitze der Citadelle von Ant-
werpen ſo lange zu bleiben verlange , bis die Capi-
taliſation zu Stande gebracht ſeyn würde . Gleich-
wohl iſt von ruſſiſcher Seite auch ſehr auf die Un-
terzeichnung der 24 Artikel von Seiten der nieder-
ländiſchen Regierung gedrungen worden , jedoch un-
ter den Bedingungen der von Rußland aufgeſtellten
Modificationen ; allein dieſe Forderung wurde rund
abgeſchlagen ; inzwiſchen erklärte die niederländiſche
Regierung , jederzeit bereit zu ſeyn , die ihr in Be-
zug auf jene Bedingungen gemachten Eröffnungen
in Erwägung ziehen zu wollen . — Es ergiebt ſich
alſo aus Allem — ſagte der Miniſter — daß die Un-
terhandlungen , in Folge der Sendung des Grafen
Orlow wichtige Fortſchritte gemacht haben , daß be-
deutende Hinderniſſe aus dem Wege geräumt worden ,
und daß , wenn die Form des Vertrages Schwie-
rigkeiten darbot , die der König nicht beſeitigen
konnte , man ſich dennoch ſchmeicheln darf , daß jene
der gewünſchten endlichen Vereinbarung nicht mehr
im Wege ſtehen werden , da man ſich über die Mehr-
heit der Bedingungen verſtändigt hat , und die Mei-
nungsverſchiedenheit hinſichtlich des Uebrigen nicht
von der Art iſt , daß ſie den Unterhandlungen in
London hinderlich ſeyn könnte . — Unter den vom
Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten mitge-
theilten Actenſtücken befindet ſich die bekannte De-
claration des ruſſiſchen Bevollmächtigten , mittelſt
deren er die niederländiſche Regierung zur Mitun-
terzeichnung der 24 Artikel zu bewegen ſuchte ; ſo-
dann die Protokolle in Betreff der Ratificationen ,
nebſt dem 59 ſten und 60ſten Protokolle . Jn dem
59ſten Protokolle erklären bekanntlich die Bevoll-
mächtigten die 24 Artikel für unveränderlich in Be-
treff der Trennung , der Unabhängigkeit und des
Grundgebietes von Belgien , und verpflichten ſich ,
Se. Maj. den König der Niederlande und Se.
Maj. den König der Belgier zu einer definitiven
Uebereinkunft zu vermögen . Gegen dieſes Protokoll
haben jedoch die niederländiſchen Bevollmächtigten
in London , die HH . Falk und van Zuyleu van
Nyevelt , mittelſt Note vom 7 Mai proteſtirt , als
im Widerſpruche ſtehend mit dem Anhang A. des
Protokolls No. 12 . Auch iſt von unſerer Seite ge-
gen die zwiſchen Oeſterreich , Großbrittannien , Preu-
ßen und Rußland unterm 14 Dec. v. J. abgeſchloſ-
ſene Uebereinkunft hinſichtlich der Schleifung der
belgiſchen Feſtungen proteſtirt worden .
Am 31 v. M. Morgens traf der neue franzöſiſche
Geſandte an unſerm Hofe , Marquis v. Dalmatien
( Sohn des Marſchalls Soult ) , hier ein . Bald
nach ſeiner Ankunft händigte er dem Miniſter der
auswärtigen Angelegenheiten ſein Beglaubigungs-
ſchreiben ein und am Tage darauf hatte er ſeine
feierliche Antrittsaudienz beim Könige .
Worms , den 30 Mai .
Vorgeſtern war unſre Stadt der Schauplatz unru-
higer Auftritte . Hatte ſchon die zeither herrſchende
Theurung den Nothſtand der wenig bemittelten Klaſ-
ſen geſteigert und hin und wieder große Unzufrieden-
heit erreg te et , ſo war doch dem zufälligen Zuſammen-
treffen mehrerer erheblicher Umſtände zuzuſchreiben ,
daß grade am letzten Montage die Ruhe unſrer Stadt
unterbrochen und in der Mitte derſelben die Fahne
des Aufruhrs aufgepflanzt wurde . Das fünfpfündige
Laib Brod hatte bisher ſchon 22 Kr. gekoſtet und
war an dieſem Tage auf 24 Kr. erhöht worden .
An demſelben Tage kamen zugleich Züge von Be-
ſuchern des großen Hambacher Feſtes von ihrer Wall-
fahrt zurück und paſſirten durch unſre Stadt . Auf
den dicht beſetzten Wagen entfalteten ſie Fahnen , in
Schwarz , Roth und Gold , ſo wie Cocarden von den
nämlichen Farben . Sie brachten der Freiheit man-
ches Lebehoch aus , und wirkten ohne Zweifel durch
ihre hier und da ſehr grell hervortretende Exaltation
aufregend auf die verſammelte Menge , welche in den
fremden Gäſten Leute zu erblicken glaubte , die mit
dem Steine der Weiſen in die Heimath zurückkehr-
ten . “ Schwarzbrod und Freiheit ! ” hörte man eine
Stimme rufen ; “ Jhr habt keins von beiden ! ” er-
wiederte eine andre . Man knüpfte Klagen an Kla-
gen , und die Leidenſchaften der Menge ſteigerten ſich
mit den wachſenden Volkshaufen . Man tobte gegen
den abermals geſteigerten , für Viele nicht mehr er-
ſchwinglichen Brodpreis ; man ſchrie über Wucher
und beklagte ſich über Mangel an thätiger Vorſorge
von Seiten des Gemeinderaths . Von dieſen Bera-
thungen bis zu Handlungen offener Gewalt war nur
ein Schritt , und er ward gethan . Man begann zu-
erſt damit , mehrere mit Getreide beladene Wagen ,
welche Hrn . Renz dahier , einem Hauptkornhändler ,
gehörten , an der Abfahrt zu hindern , ſie abzuladen
und ihren ganzen Jnhalt auf dem Mauth-Bureau
niederzulegen . Dieſer erſte Act fand unter großem
Zulaufe der Menge ſtatt , ging jedoch ziemlich ruhig
und ohne alle auffallenden Exceſſe vorüber . Auf
gleiche Weiſe ward nachher mit einem im Hafen vor
Anker liegengen , mit 600 Maltern Getreide befrach-
teten , demſelben Kornhändler gehörenden Schiffe , ver-
fahren . Während eine beträchtliche Zahl handfeſter
Männer mit der Ausleerung des Schiffes ſich be-
ſchäftigte , wogte das Rhein-Ufer von Zuſchauern ,
welche theilweiſe ihren Beifall lebhaft genug zu er-
kennen gaben . Damit ſchien Alles zu Ende zu ſeyn
und der Reſt des Tages einen friedlichen Verlauf
nehmen zu wollen ; aber wie ſehr hatte man ſich ge-
irrt . Gegen 9 Uhr entwickelte ſich der Aufſtand mit
ne u verſtärkter Kraft und ging in offenen Aufruhr
über . Alles war auf den Beinen ; Viele um ihre
Neugierde zu befriedigen , Andre aber , um ſelbſt-
thätig mitzuwirken . Zuerſt gab es einen Auflauf
vor der Wohnung des Bürgermeiſters Falkenberg ,
vor welcher man einen Freiheitsbaum unter enthu-
ſiaſtiſchen Ausrufungen aufpflanzte . Schlimmer er-
ging es dem am Marktplatze wohnenden Gemeinde-
rathe und Bäckermeiſter Bandel . Die Menge be-
gnügte ſich nicht bloß mit einem drohenden Aufzuge
vor ſeinem Hauſe , ſondern unterhielt auch einen leb-
haften Steinregen gegen die Fenſter . Eine gleiche
Behandlung ward dem oben erwähnten Kornhändler
Renz zu Theil . Dieß alles ging mit einem furcht-
baren Tumult vor ſich ; es ſchien in der That , als
wenn ſich die Bevölkerung von Worms verdoppelt
oder verdreifacht hätte , ſo groß war das Getöſe , wel-
ches den Luftkreis erfüllte . Eine mit Aexten und
Hebebäumen bewaffnete Anzahl Männer , welche man
bisher an der Spitze bemerkt hatte , entwickelte erſt
in dem Augenblicke ihre volle Thatkraft , als ein
Angriff auf das Wohnhaus des Wechslers Levi un-
ternommen und raſch ausgeführt wurde . Erſt nach-
dem der Tumult ſoweit vorgeſchritten war , requirirte
der Bürgermeiſter militäriſche Hülfe . Es war ge-
gen 11 Uhr . Es erſchien eine Patrouille von 60
Mann auf dem Tumultplatze . Da der Aufforderung
zur Ordnung und zum Auseinandergehen keine Folge
geleiſtet ward , ſo ſah ſich das Militär genöthigt ,
thätig einzuſchreiten und das Bajonet zu gebrauchen .
Jene zehn bis zwölf Jndividuen , welche mit ihren
Aexten und Hebebäumen während drei Stunden die
höchſte Autorität von Worms repräſentirten , leiſte-
ten , von ihrer zahreichen Begleitung unterſtützt , an-
fangs Widerſtand , wurden aber doch bald zum Wei-
chen gebracht , ungeachtet der Steinwürfe , welchen
die Soldaten ſowohl von oben als von den Seiten
ausgeſetzt waren . Auf beiden Seiten gab es Ver-
wundete , worunter mehrere mit gefährlichen Stichen
den Kampfplatz verließen . Nachdem das Militär die
Ruhe hergeſtellt und mehrere der Rädelsführer ver-
haftet hatte , trat die Bürgergarde unter das Ge-
wehr und vereinigte ſich mit den Linientruppen zum
gemeinſchaftlichen Sicherheitsdienſt . Wachen und
Poſten wurden verdoppelt und zahlreiche Patrouillen
durchſtreiften die Stadt . Dadurch ward die Ruhe
und Ordnung für den Reſt der Nacht wieder herge-
ſtellt und erhalten . Geſtern , am Tage nach dieſen
aufrühreriſchen Vorfällen , fand vor der Mairie noch
ein Volksauflauf ſtatt , deſſen Zweck kein andrer
war , als die Freilaſſung der am vergangenen Abend
Verhafteten durchzuſetzen . Man beſchwichtigte die
aufgeregte Menge durch augenblickliche Befriedigung
ihrer ungeſtümen Forderung . Die Unterſuchung ge-
gen die Strafbaren iſt eingeleitet .
Heidelberg , den 29 Mai .
Ueber das h H ambacher Feſt gehen nach und nach
vollſtändigere Berichte ein , welche den Hergang des
Ganzen und die einzelnen Details näher beleuchten ;
aus der Umſicht und Kürze jedoch , womit gewiſſe
Journale bisher ſich darüber ausgeſprochen , bemerkt
man die Verlegenheit Mancher , welche den Schein
der Geſetzlichkeit und der conſtitutionellen Ordnung
noch zu retten bemüht ſind , hier aber auf gewaltige
Klippen ſtoßen , und in die Gefahr gerathen , entwe-
der der Wahrheit nicht die Ehre zu geben , oder bei
den Häuptern und Anhängern der gewaltſamen Par-
tei anzuſtoßen , oder die eigne Geſinnung auf die eine
oder andre Weiſe förmlich und unumwunden kund
geben zu müſſen . Die Beſorgniſſe der Freunde des
Friedens , des Vaterlands und der geſetzlichen Frei-
heit , welche jenem Feſte keineswegs einen ausſchließ-
lichen Charakter von legalem Patriotismus und ein-
facher Feier einer Verfaſſung weiſſagten , ſind nach
ganz ſicherem Berichte leider nur zu ſehr gerechtfer-
tigt worden ; der wildeſte Parteigeiſt hat ſich einer
an und für ſich ſchönen und reinen Jdee bemächtigt ,
und die allercompromittirteſten Perſonen , welche zu-
dringlich ſich an die Spitze des Ganzen geſtellt ,
trugen ihre Privatſache , ihre Privatrache und ihre
Privatzwecke in eine Verſammlung mit hinein , de-
ren Beſtimmung , dem hierüber erlaſſenen Programme
gemäß , eine ganz andre war , und bloß deshalb von
Seiten der baierſchen Staatsregierung ferner keine
Anfechtung mehr erlitten hatte , nachdem nämlich be-
ruhigende Zuſagen auf Ehre und moraliſche Bürg-
ſchaft der Veranlaſſer hin gegeben worden waren .
Jndem wir , was die Geſchichte im Zuſammenhange
betrifft , auf bereits erſchienene Darſtellungen verwei-
ſen , heben wir beſonders den Umſtand hervor , daß
die Reden Siebenpfeiffers , Wirths , Wallauers ꝛc.
alles übertreffen , was man ſeither in irgend einem
der revolutionärſten Länder auf der Tribüne , in
Klubbs und in Journalen vernommen . Vor ſämmt-
lichen aber zeichnete ſich Dr. Wirth aus , welcher
Marat an ſchamloſer Frechheit , in Geſinnung , De-
clamation und Tendenz , nicht nur erreicht , ſondern
übertroffen zu haben ſcheint , ſo daß er ſelbſt ſeine
Collegen ermüdete und erſchreckte und in die allge-
meine deutſche Committee nicht mit gewählt wurde ,
welche man während des Feſtes zur Leitung der auf
demſelben beſchloſſenen Maaßregeln gebildet hat ,
und zu welchem jede der Deputationen aus den ein-
zelnen conſtitutionellen Staaten eines oder mehrere
Mitglieder lieferte . Dr. Wirth ſchwang mehrmals
ſeinen erhaltenen Ehrenſäbel in die Luft und rief
“ Freiheit und Gleichheit ! aus . Er nannte ſämmt-
liche deutſche Fürſten Hochverräther an ihren Völ-
kern und klagte ſie förmlich vor dieſen an . Be-
rauſchte Rotten ſchrieen ihm wilden Beifall zu , alle
Rechtlichgeſinnten entfärbten ſich ob dieſer Scene .
Reden , Trinkſprüche , Geſänge und Quodlibets in
ähnlichem Geiſte ertönten während der Tafel , wo
Wirth und ſeine Sinnverwandten ſaßen ; ſelbſt Börne
wagte es nicht , mit einzuſtimmen ; unſer Jtzſtein mit
mehreren badenſchen Deputirten hielt ſich ganz paſſiv
und mißbilligte mehreres von dem , was er hier ſe-
hen mußte , in hohem Grade ; aber auch baierſche
Deputirte von der Oppoſition äußerten unverholen
ihre Unzufriedenheit . Viele der exaltirteſten Libe-
ralen ſchaudern noch ſeit ihrer Rückkehr vor der
Sprache der bezeichneten Tagsredner , und andre
wünſchen ſich Glück , nicht zu dem Feſte gezogen zu
ſeyn , auf welchem der Aufruhr und Bürgerkrieg von
einer Abtheilung der Beiwohnenden , gewiß nicht der
zahlreichſten , als leichte und erſprießliche Dinge an-
geſehen worden ſind . Ueber die eigentlichen Zwecke
der bereits angedeuteten Einheits-Committee fehlen
uns noch ganz vollſtändige Angaben ; die meiſten ver-
ſichern , daß die Organiſation eines Völkerbundes ge-
genüber dem Fürſtenbunde das Haupt-Reſultat ſeiner
Verhandlungen geweſen ſey ; Hr. Siebenpfeiffer
ſpielte dabei eine Hauptrolle . Verſchiedene Gäſte
von Auszeichnung hatten vor Beendigung des Feſtes
ſich entfernt . Die Scenen zu Oggersheim , wo man
einen Freiheitsbaum aufpflanzte , der jedoch bald wie-
der verſchwand , zu Worms , wo wegen des Brod-
preiſes Tumult entſtand , und zu Mainz , wo eine
Anzahl Jndividuen hambacher Cocarden aufſteckten ,
ſcheinen die erſten Früchte geweſen zu ſeyn .
( Stuttg.
Ztg. )
Vom Main , den 4 Juni .
Jn der Nacht vom 26 auf den 27 Mai wurde auf
der ſchon längſt künſtlich aufgeführten , aber noch
immer nicht cultivirten Höhe im engliſchen Garten
zu Muͤnchen , unſern dem Apollotempel , ein Con-
ſtitutionsbaum geſetzt . Mit Zuziehung der Gre-
nadiere hat man ihn aber am Sonntage Morgens
ſogleich weggenommen . ( Nach dem Volksfreunde
wäre es eine dreifarbige Fahne mit der Aufſchrift
“ Freiheit ” geweſen . )
Zu Frankenthal , Dürkheim und Zweibrücken in
Rheinbaiern ſind , in Folge der Aufreizungen zu
Hambach , Unruhen vorgefallen .
Der Schwaͤbiſche Mercur ſagt , man habe bei
dem Hambacher Feſte einen Spion erwiſcht , der ſich
den Mainzer Bürgern angeſchloſſen , und das Volk
habe auf Hambach Hrn. Cornelius auf Händen her-
umgetragen , nachdem derſelbe eine lange Rede ex-
temporirt . Der Freiſinnige dagegen ſagt , es ſeyen
zwei Anweſende mit Beſtimmtheit als Spione er-
kannt worden , und nicht ohne Mühe ſey es dem
Gemeinderath und der Bürgergarde von Neuſtadt
gelungen , ſie den Händen des erbitterten Volks zu
entreißen . Als Repräſentant der Studenten ſprach
Studioſus Brückemann aus Heidelberg , ein gebor-
ner Preuße .
Der Niederrheiniſche Courrier meldet , nach Brie-
fen aus Weißenburg : “ Hr. Harro Harring , der
ſich ſeit October v. J. zu Straßburg aufhielt , wurde
durch einen unwiderſtehlichen Drang angetrieben ,
dem Feſte zu Hambach beizuwohnen , und begab ſich
dahin . Doch bald erfuhr man , daß er dort nicht
mehr ſicher ſey , daß er feſtgenommen werden ſollte .
Er eilte nach Weißenburg zurück . Dort nun ſoll
er durch den Polizei-Commiſſär die Weiſung erhal-
ten haben , wieder über die Gränze zurückzugehen ,
da ihm die Rückkehr nach Frankreich verboten wäre
und er nöthigenfalls durch die bewaffnete Macht
nach Deutſchland zurückgebracht werden würde . Den
Schutz der franzöſiſchen Geſetze anrufend , wandte er
ſich an den Unterpräfecten von Weißenburg , ſoll
aber dort als einzige Antwort den wiederholten Be-
fehl erhalten haben , Frankreich unverzüglich zu ver-
laſſen , wenn er nicht durch Zwangsmittel dazu an-
gehalten ſeyn wollte . Der Unterpräfect bezog ſich
auf höheren Orts ihm gewordene beſtimmte Be-
fehle , die ihm , wie man ſagt , durch den Telegra-
phen zugekommen ſind . ”
Die in mehreren Blättern mitgetheilte Nachricht
von einem Auflaufe in Fulda iſt völlig grundlos .
Am 30 v. M. iſt Dwernizki auf dem Wege nach
Frankreich durch Kannſtadt unweit Stuttgart paſ-
ſirt . Die Stuttgarter Polenfreunde , von des Ge-
nerals Ankunft durch die Ulmer Polen-Committee
mittelſt Stafette benachrichtigt , hofften den berühm-
ten Polen bei ſich zu ſehen , als ſie erfuhren , man
habe ihm in Eßlingen abgerathen , dieſe Richtung
zu nehmen .
Auf Antrag mehrerer auswärtigen Geſandtſchaf-
ten , welche Dresden als den Feuerheerd der polni-
ſchen Jnſurrectionsmänner bezeichnen , ſollen die pol-
niſchen Gäſte die Stadt ſammt und ſonders binnen
14 Tagen räumen .
Von der ſerbiſchen Graͤnze ,
vom 15 Mai .
Es iſt jetzt mit dem Paſcha von Aegypten aufs
Aeußerſte gekommen , und der Sultan hat nicht nur
den förmlichen Bannfluch gegen ihn erlaſſen , ſon-
dern auch einen hohen Preis auf ſeinen Kopf ge-
ſetzt . Dieſe Maaßregel iſt im Orient immer wirk-
ſam , und das Leben Mehemed Ali ’s ſchwebt von
dieſem Augenblicke an in ſteter Gefahr . Jn Kon-
ſtantinopel iſt man beſonders gegen ihn erbittert , da
er immer von der Pforte mit großer Auszeichnung
behandelt wurde , und dadurch Neid gegen ſich er-
regte . Mehrere junge fanatiſche Muſelmänner ſollen
ſich das Wort gegeben haben , den treubrüchigen Pa-
ſcha aus der Welt zu ſchaffen , und bereit ſeyn , die
Hauptſtadt in dieſer Abſicht zu verlaſſen . Die ver-
ſprochene Belohnung würden ſie jedoch nicht anneh-
men , ſondern zur Errichtung eines Jnvalidenhauſes
beiſteuern , das auf Befehl des Sultans unverzüglich
angelegt werden ſoll , in welches aber nur ſolche
Militärs nach dem Antrage des Großherrn aufge-
nommen werden dürften , welche in den regulären
Corps gedient haben und auf dem Schlachtfelde für
den Dienſt unfähig geworden ſind .
Alexandria , den 16 April .
Kairo iſt in einer höchſt traurigen Stimmung ;
es wurden ſeit einigen Wochen täglich mehrere Köpfe
abgehauen , und zwar bloß auf Angabe elender Spione ,
die mit dieſem Geſchäfte einen Handel treiben . Es
wagt Niemand mehr , ſeinen Laden zu öffnen , weil
jeden Augenblick ſolche Leute kommen , die Geld for-
dern , und drohen , ſie bei Chabib-Effendi , Miniſter
des Jnnern , anzuzeigen , der ohne weitere Unter-
ſuchung das Blut-Urtheil unterzeichnet . Folgende
Worte ſind bei Todesſtrafe auszuſprechen verboten :
Konſtantinopel , Sultan , Syrien , Acre , Jbrahim
Paſcha , Abdallah Paſcha u. ſ. w. Alle , die einen
ſolchen Namen trugen , änderten ihn . Ein Mann ,
der Abends nach Hauſe ging , und ſeine Thüre nicht
öffnen konnte , ſagte im Zorn : biſt du etwa wie die
Thore von Acre geworden ? eine halbe Stunde nach-
her wurde er eingeſperrt und den folgenden Morgen
enthauptet . Ein andrer Getreidehändler rief ſyriſche
Zwiebeln aus , dieſe ſind nämlich von beſſerer Qua-
lität , auch er wurde hingerichtet . Dieſe Grauſam-
keiten erregten wohl einige heftige Gährung unter
dem Volke , bis jetzt aber keine Thatſache , auch wird
es wohl zu keinem Ausbruche kommen , bis ein Theil
der Soldaten dem Paſcha untreu oder die Armee in
Syrien geſchlagen wird .
Herausgegeben von Runkel .
Ein Wohllöbl. Niedergericht hieſelbſt , hat auf gezie-
mendes Jmploriren von Jürgen Heinrich Meinzolt uxor .
noie . Hentiette Caroline geb . Gramcko , verwittwet ge-
weſenen Hergt , ſo wie von Johann Chriſtoph Schwenger
und Johann Andreas Gramcko tut . noie . Chriſtian An-
ton Adolph , Maria Henriette Mathilde und Heinrich
Theodor Hergt , ein öffentliches Proclam dahin erkannt :
daß Alle , welche dem alleinigen Eigenthumsrechte der
implorantiſchen Erben defuncti Anton Jacob Con-
rad Hergt an den Court. Sonderzeichen steht für die Währungseinheit "Courantmark" 2500 , welche am 3ten
Juli 1829 in Siegmund Eduard Gramcko Knochen-
hauerſtelle und Block ſub No. 10 des alten Schran-
gens , irrthümlich auf Jacob Anton Conrad Hergſt
Namen verſichert worden ; ſo wie der Befugniß der
Jmploranten , dieſe Ct. Sonderzeichen steht für die Währungseinheit "Courantmark" 2500 . durch ihren alleinigen
Conſens zu tilgen oder umzuſchreiben , widerſprechen
zu können vermeinen , ſich bis zum 24ſten Auguſt d. J. ,
als in termino unico et peremtorio præfixo ,
Auswärtige per Procuratorem ad acta constitu-
tum , in dieſem Wohllöblichen Gerichte ſub pœna
præclusi et perpetui silenti i zu melden , und ihre
An- und Widerſprüche gehörig zu juſtificiren ſchuldig
ſeyn ſollen ;
welches hiemit bekannt gemacht wird .
Hamburg , den 6ten April 1832 .
Einem Wohllöbl. Niedergericht hieſelbſt haben Srs .
Gotthard Alexander Sternberg und Moritz Joſephſon
implorando angezeigt , daß der Mitimplorant M. Jo-
ſephſon bei den unter der Firma G. A. Sternberg ſeit
September 1828 hieſelbſt gemachten Handlungsgeſchäften
mehrfach intereſſirt geweſen ſey . Mit 1mo Februar d. J.
hätten die Jmploranten jedoch dieſe Verbindung gänzlich
aufgehoben , und ſetze G. A. Sternberg die Geſchäfte
unter der bisherigen Firma unverändert fort , wogegen
genannter M. Joſephſon aus derſelben ausgetreten , und
fernere Geſchäfte für ſeine alleinige Rechnung betreibe .
Um nun wegen dieſer bisherigen Handlungs-Verbin-
dung keinen fernern Anſprüchen gegenſeitig ausgeſetzt zu
ſeyn , bitte Anwald noie . der Jmploranten Ein Wohl-
löbl. Gericht um die Erkennung eines öffentlichen Pro-
clams dahin :
Daß alle diejenigen , welche aus den ſeit September
1828 bis ult. Februar 1832 unter der Firma G. A.
Sternberg gemachten Handlungs-Geſchäften , die Jm-
ploranten Einer für den Andern verbindlich achten ,
und desfalls Anſprüche und Forderungen , ſey es ex
capite cambii , crediti , fideijuſſionis , hypo-
thecæ , vel ex alio capite vel cauſa , zu haben
vermeinen , ſchuldig ſeyn ſollen , und zwar Auswär-
tige durch hieſelbſt zu beſtellende Bevollmächtigte ,
ſich damit innerhalb des geneigteſt anzuſetzenden ein-
zigen , peremtoriſchen Termins , bei dieſem Wohllöb-
lichen Gerichte zu melden und ſolche erforderlichen-
falls zu juſtificiren , widrigenfalls aber zu gewärtigen ,
daß ſie damit fernerweitig nicht gehört , ſondern
präcludirt und ihnen ein ewiges Stillſchweigen werde
auferlegt werden .
Dieſem Petito iſt gerichtlich alles Jnhalts deferirt und
der 24ſte Auguſt d. J. pro termino unico et peremtorio
anberahmt worden ;
welches hiemit öffentlich bekannt ge-
macht wird .
Hamburg , den 6ten April 1832 .
Einem Wohllöbl. Niedergerichte hieſelbſt haben Jung-
frau Amalia Magdalena Wöhlck alias Wöhlcke cum Dno .
Curatore , Frau Eliſabeth Wilhelmine Maria Kuntze geb .
Wöhlck alias Wöhlcke cum Curatore marito , und Frau
Catharina Eliſabeth geb . Sätgaſt alias Setgaſt oder Set-
tegaſt , defti . C. F. Bock Wittwe cum Curatore , im-
plorando angezeigt , daß am 31ſten Januar 1827 Joachim
Hinrich Wöhlck alias Wöhlcke , und am 26ſten Juli 1831
deſſen Ehefrau Maria Dorothea geb . Sät g aſt alias Set-
gaſt oder Settegaſt nach kinderloſer Ehe allhier verſtor-
ben ſeyen , und daß ſie , die Jmplorantinnen , als deren
resp. Bruderkinder und Schweſter , ſoviel ihnen bewußt ,
die einzigen Erben derſelben geworden . Um nun aber
mit Sicherheit und in gehöriger Form über deren Nach-
laß verfügen zu können , zumal da den Jmploranten das
Geſchick einiger Geſchwiſter der letztverſtorbenen Wittwe
Wöhlck alias Wöhlcke gänzlich unbekannt ſey , bitte An-
wald noie . der Jmplorantinnen Ein Wohllöbl. Gericht
um die Erkennung eines Proclams folgenden Jnhalts :
daß alle , namentlich auch die Kinder oder Enkel des
verſtorbenen Johann Hinrich Sätgaſt alias Setgaſt
oder Settegaſt und deſſen Ehefrau Anna Catharina
geb. Pohlmanns , welche an den Nachlaß der kinder-
los verſtorbenen Eheleute Joachim Hinrich Wöhlck
alias Wöhlcke und Maria Dorothea geb . Sätgaſt
alias Setgaſt oder Settegaſt , außer den Jmploran-
tinnen , irgend ein Anrecht , es ſey aus Erbrecht ,
Pfandrecht , Bürgſchaft oder aus welchem ſonſt nur
denkbaren und möglichen Grunde zu haben ver-
meinen , ſich bis zu einem von dieſem Wohllöbl. Nie-
dergerichte anzuſetzenden einzigen peremtoriſchen Ter-
mine , Auswärtige durch gehörig Bevollmächtigte , in
dieſem Wohllöbl. Gerichte zu meiden und ihre An-
ſprüche zu rechtfertigen haben , bei Strafe des Aus-
ſchluſſes und ewigen Stillſchweigens .
Dieſem petito iſt gerichtlich alles Jnhalts deferiret und
der 24ſte Auguſt d. J. pro termino unico et perem-
torio anberahmet worden ;
welches hiemit öffentlich be-
kannt gemacht wird .
Hamburg , den 6ten April 1832 .
Da zur genauen Ermittelung der Debit-Verhältniſſe
des hieſigen Kaufmanns Theodor Panck zum Zweck der
gütlichen oder rechtlichen Regulirung derſelben die Er-
laſſung öffentlicher Proclamata nöthig erachtet worden ;
ſo werden hiemit Alle und Jede , welche aus irgend einem
Rechtsgrunde an deſſen Vermögen , namentlich auch an
ſein in der Langenſtraße ſub No. 31 hieſelbſt belegenes
Wohnhaus , Anſprüche und Forderungen zu haben vermei-
nen , geladen , ſolche in den Liquidations-Terminen ,
den 8ten und 22ſten Juni , oder den 6ten Juli d. J. ,
Morgens 10 Uhr , vor Gericht gehörig anzumelden , nach-
zuweiſen und ihre Vorzüglichkeit genau an- und auszu-
führen , bei dem Nachtheil , daß ſie ſonſt damit in Bezie-
hung auf die jetzige Debitmaſſe durch die in Termino den
20ſten Juli c. zu publicirende Præcluſiva werden abgewie-
ſen werden .
Auswärtige Gläubiger haben auch ſofort hinlänglich
inſtruirte Bevollmächtigte ad acta zu beſtellen , widrigen-
falls ſie reſp. die etwanigen Vergleichs-Vorſchläge und die
Beſchlüſſe der anweſenden Creditoren in dieſer Debitſache
genehmigend ſollen erachtet werden .
Datum Greifswald , den 19ten Mai 1832 .
( L. S )
Director und Aſſeſſores des Stadtgerichts.
Dr. C. Hoefer .
Bei G. Baſſe in Quedlinburg iſt ſo eben erſchie-
nen und in allen Buchhandlungen zu haben :
Raucourt de Charleville’s Kunſt , gute Moͤrtel
zu bereiten und vortheilhaft anzuwenden .
Oder allgemein practiſche , in jedem Lande an-
wendbare Methode zur Fabrication der beſten
und wohlfeilſten Kalke , Cemente und Mörtel .
Für Fabrikanten , Speculanten , Entrepreneurs ,
Verwaltungsbeamte , Baudirectoren , Kriegsbau-
meiſter , Brücken- und Chauſſeebaumeiſter , Bau-
conductoren und Baueleven , Waſſer- und Land-
baumeiſter , Maurermeiſter und alle Hauseigen-
thümer , die bauen oder repariren laſſen , mit
Berückſichtigung jedes Einzelnen . Nach der
zweiten franzöſiſchen Original-Ausgabe überſetzt
von F. J. Hartmann , Mit Abbildungen. 8.
Preis 1 Thlr. 12 Gr .
Ein wahrhaft claſſiſches Werk , das insbeſondere
dem practiſchen Baumeiſter nicht genug empfohlen
werden kann .
( Hamburg bei Herold zu haben . )
Dampf-Packete
zwiſchen
Hamburg und London .
Jeden Sonnabend Morgens früh geht ein Dampf-
Packet regelmäßig mit Waaren und Paſſagieren von
hier nach London ab .
Nähere Nachricht ertheilt der Makler .
Charles E. Delaval .
Dampf-Packetfahrt
zwiſchen
Hamburg und Amſterdam .
Das niederländiſche Dampfſchiff , Willem de Eerſte ,
Capitän J. H. Savert , wird den 10ten dieſes von
Amſterdam hier erwartet , und Donnerſtag den 14ten
d. Mts. , Morgens 2 Uhr , wieder dahin abgehen .
Die mit demſelben zu verladenden Güter werden
Tages zuvor in Empfang genommen , ſo wie auch die
Connofſemente und kleine Packete bis Nachmittags
6 Uhr .
Hamburg , den 8ten Juni 1832.
J. Hüttmann jun .
Dr. Joh. Oldermann ,
Catharinen-Kirchhof No. 35 .
Am 31ſten vor . Mts. feierten wir in Ploen den
frohen Tag unſerer ehelichen Verbindung .
Lübeck , den 7ten Juni 1832.
L. N. Drevſen .
Pauline Drevſen , geb. Risler .
Heute feierten wir den frohen Tag unſrer ehelichen
Verbindung .
Den 5ten Juni 1832 .
Johannes Geffcken , Prediger .
Maria Pauline Geffcken ,
geborne Danckert .
Geſtern wurde meine Frau , geb. Leſſing , zwar
ſchnell , doch leider von einem während der Geburt
geſtorbenen Mädchen entbunden .
Altona , den 4ten Juni 1832 .
Auguſt Stuhlmann , Oberger. Advocat .
Nach langwieriger Krankheit endete ſanft , am
3ten dieſes Monats , mein Vetter , Herr Jgnacio
Antionio Van Zeller , aus Porto , im 50ſten Lebens-
jahre , welches ich ſeinen Bekannten , Namens der
auswärtigen Anverwandten , hiedurch bekannt mache .
Hamburg , im Juni 1832 .
Joaquim Van Zeller .
Am 4ten Juni endete ein ſanfter Tod das irdiſche
Daſeyn meines vieljährigen Freundes , Herrn J. A.
Lemcke , im 81ſten Lebensjahre , welches im Namen
der hinterbliebenen Familie des Verſtorbenen ange-
zeigt wird von
H. D. Knaack , Execut . test .
Rowland’s Kalydor .
Vertilgt alle Haut-Ausſchläge , Leberflecken , Fin-
nen , Sommerſproſſen , Röthe , hilft dem Stechen und
der Entzündung der Säugewarzen ab , die ſchmer-
zende Reizbarkeit des Raſirens höchſt angenehm um-
wandelt ꝛc. ꝛc. A. Rowland & Son , 20 Hatton
Garden , London , benachrichtigen , daß dieſes allein
ächt zu haben iſt bei unſerm Agenten , Herrn Gott-
belf Voß , 144 Bohnenſtraße , Hamburg .
Enthuͤllung des Geheimniſſes der Tuͤrkiſchroth-
Faͤrberei .
Das Recept dazu iſt durch die Buchhandlung
F. C. Loefl und & Sohn zu Stuttgart um den billi-
gen Preis von 50 Fl. in 24 Fl. Fuß zu beziehen .
Zwei der vorzüglichſten Rothgarn-Fabrikanten haben
die Aechtheit deſſelben gerichtlich anerkannt . Mit
8 bis 10 Sonderzeichen steht für die Gewichtseinheit "Pfund" Garn kann ſchon eine Probe gemacht
werden .
( Jn Hamburg bei Perthes und Beſſer . )
Ein Reiſender , der früher Holſtein , Dännemark ,
Norwegen und Schweden gegen Proviſion bereiſte ,
ſucht jetzt , Verhältniſſe halber , ein feſtes Engage-
ment in dieſer Eigenſchaft . Reflectirende belieben
ihre Addreſſen unter H. L. in der Expedition dieſer
Zeitung abreichen zu laſſen .
Hamburg , den 7 Juni .
Actien 1160 B. 3 pCt. Dän. 66 B. Russ.-
Engl . 96⅛ B. Silb.-Rub . 87½ B. Neue Inscript .
86⅞ B. 4 pCt. Metall . 77½ G. 5 pCt. Metall . 88½ B.
Poln. Part. 110 B .
Stadt-Theater .
Freitag , den 8ten : U. A. w. g. , oder : Die Einla-
dungskarte , Schwank in 1 Aufz. , von Kotzebue .
Hierauf : Die alten Liebſchaften , Luſtſp . in
1 Aufz. , von Kotzebue . Zum Beſchluß : Das Ge-
heimniß , Oper in 1 Aufz. Muſik von Soli é . —
Hr. Wiedemann , vom K. Theater zu Leipzig , in
der Oper : Thomas , als Gaſtrolle . — Zwiſchen
dem erſten und zweiten Stücke wird Madame
de Belleville-Oury auf dem Pianoforte vortragen :
“ Erſter Satz des A moll Concerts von Hummel ” ,
und “ Fantaſie ( the recollections of Ireland )
von Moſcheles . ” Zwiſchen dem zweiten und
dritten Stücke wird Hr. Oury ein Solo für die
Violine “ Adagio und Bolero ” , von ihm ſelbſt
componirt , vortragen . Am Schluſſe der Vor-
ſtellung wird Mad . de Belleville-Oury grandes
Variations brillantes , mit Orcheſter-Begleitung ,
von ihr ſelbſt componirt , vortragen .
Sonnabend , den 9ten , kein Schauſpiel .
Langhoffſche Buchdruckerei .