Carlſtadt, den 9 Junii.
Das ganze Haupt-Quartier der Croatiſchen Armee
koͤmmt nach
Carlſtadt zuruͤck. Der ganze Generalſtaab
und
das Jngenieur-Corps ſollen zur großen Armee
ſtoßen.
Morgen geht der Feldmarſchall von Laudon
nach
Gradiſka, und er wird die Belagerung
von
Tuͤrkiſch-Gradiſka ungeſaͤumt
anfangen.
Aus Siehenbuͤrgen, vom 6
Junii.
Die Pforte hat es nicht noͤthig gefunden, fuͤr den
geringen
Theil der Moldau, der ihr noch uͤbrig iſt,
einen
eigenen Fuͤrſten zu beſtimmen, und hat alſo
den
Fuͤrſten von der Wallachey zugleich zum
Fuͤrſten von
der Moldau ernannt. Dieſer
ſchickte einen Wallachi-
ſchen Bojaren, als
ſeinen Bevollmaͤchtigten, mit an-
deren adelichen
Perſonen und einen neuen Metropoli-
ten (der ſeine
Wuͤrde mit 60 Beuteln kaufen mußte)
in die Moldau; die ganze
Caravane aber gerieth in
Rußiſche Gefangenſchaft, und
nur der Metropolit ent-
wiſchte.
Weißkirchen, im Bannat, den 8 Junii.
Die Hauptarmee befindet ſich noch hier, und man
hoͤrt noch
nichts von einem Marſche, obgleich der Feld-
marſchall von
Haddick bey der Tafel geſagt hat:
“Er
muͤſſe nun die Tuͤrken
ſelbſt aufſuchen, wenn ſie nicht
freywillig
kommen ſollten.”
Neugradiska, den 8
Junii.
Durch eine in dieſer Veſtung entſtandene
fuͤrchter-
liche Feuersbrunſt iſt leider eine
große Anzahl der buͤr-
gerlichen und Kayſerl.
Gebaͤude, ſammt dem Hoſpital
und dem
Dominicanerkloſter, in die Aſche gelegt wor-
den. Man
hatte Muͤhe, die Kranken aus dem Spital
zu retten. Die
Tuͤrken betrugen ſich bey dieſem
Brande
ſehr edel. Sie ſtanden auf den Waͤllen
der
Veſtung Altgradiska, (Berbir) und ſahen dem
Feuer
gelaſſen zu, ohne auf das Ufer der Save einen
Schuß
zu thun, wo die Unſrigen mit
Waſſerſchoͤpfen
beſchaͤff-
tigt waren. Das Feuer entſtand
bey einem Buͤrger,
der Speck zerließ; und da bey den
Kaufleuten Speck
und Oel in Menge lag, ſo konnte man zur
Rettung
ſehr wenig beytragen.
Wien, den 17 Junii.
Die Beſatzung von Belgrad ſoll nur 5000 Mann
ſtark,
und die Theurung der Lebensmittel daſelbſt
ſehr
groß ſeyn. Man weiß zuverlaͤßig, daß aus
Belgrad
98 Kanonen nach Widdin abgefuͤhrt worden ſind,
alſo
muß man daſelbſt keine Belagerung
vermuthen.
Die durch den Tod des Grafen von Erdoͤdy erledigte
Wuͤrde
eines Ober-Kaͤmmerers des Koͤnigreichs Ungarn,
haben Se.
Majeſtaͤt dem
Ungariſch-Siebenbuͤrgiſchen
erſten
Hof-Vicekanzler, Grafen von Szeckhely, ertheilt.
Die hier in Garniſon liegenden Bataillons von
Michael Wallis,
Wolfenbuͤttel und Brechainville gehen
den 26ſten,
27ſten und 28ſten dieſes zu Waſſer
nach
Peterwardein.
Aus Venedig wird gemeldet, daß die Flotte des
Rußiſchen Majors,
Lambro Cazzioni, die Tuͤrkiſche
Stadt Durazzo
beſchoſſen habe.
Schreiben aus Wien, vom 17 Junii.
Am 13ten dieſes, des Abends, verſchlimmerten
ſich
die Umſtaͤnde Sr. Majeſtaͤt,
indem nicht nur wieder
ein Fieber-Anfall kam, ſondern auch die
Schmerzen
in den Lenden ſich wieder einfanden. Die
angewand-
ten Mittel waren jedoch von ſo guter Wirkung,
daß
es ſich ſeitdem zur Beſſerung neigt, die
Schmerzen
ſich verlohren haben, und auch die Naͤchte
ruhiger
werden. Geſtern befanden ſich Se.
Majeſtaͤt ſo leid-
lich, das Sie im Garten
ſpeiſeten, und einige Stun-
den Jhren
Geſchaͤfften widmen konnten; auch der
Schlaf in der
letzten vergangenen Nacht war ſanft und
ruhig.
Der Feldmarſchall Haddick ſteht noch in ſeiner
alten
Stellung bey Weißkirchen, und hat von ſeiner
Armee
6000 Mann nach Siebenbuͤrgen abgeſchickt. Die
Armee
im Bannat iſt mit allem hinreichend verſehen,
ausge-
nommen gruͤnes Zugemuͤſe, woran es
mangelt. Ob
ſchon im Lande ſelbſt eine
ſtarke Theurung herrſcht,
und deshalb ſowol,
als auch aus Furcht vor anſtecken-
den Krankheiten, viele
Familien ſich weiter hinauf
begeben, ſo erhaͤlt
doch der Soldat die gewoͤhnlichen
Be-
duͤrfniſſe, Fleiſch, Wein, Brodt, u.
dgl. um die nie-
drigſten Preiſe, weil alles von dem
in den Kayſerl.
Magazinen befindlichen Vorrath abgegeben
wird, auch
der Tranſport ganz auf Kayſerl. Rechnung
geſchiehet. —
Da bey dem Croatiſchen Heere
Mangel an Heu be-
fuͤrchtet wird, ſo
muͤſſen nun aus allen Comitaten
des
Koͤnigreichs Ungarn Heu-Lieferungen dahin
gemacht
werden.
Se. Majeſtaͤt haben den ehemaligen Commandan-
ten zu
Carlsſtadt, Oberſten von Brambilla, gaͤnzlich
in
die Ruhe geſetzt.
Der Cardinal und Biſchof von Paſſau iſt
allhier
anweſend.
Aus einem andern Schreiben aus Wien,
vom 17
Junii.
Nach Briefen aus Croatien, vom 8ten dieſes, war
der
Feldmarſchall Laudon zwar Willens; auf die Ve-
ſtungen
Zettin und Bihacs loszugehen; nachdem aber
der Oberſte von
Bajalies, den er zum Recognoſciren
ausgeſchickt hatte,
die Unmoͤglichkeit vorgeſtellet hat,
ſo wird
daran nicht mehr gedacht. Nun iſt es
auf
Tuͤrkiſch-Gradiſka angelegt, wenn die
Tuͤrken nicht
etwa auch dieſen Plan vereiteln. Die
gegen Zettin
geſtandene Croatiſche Armee zieht
ſich jetzt nach Tuͤrkiſch-
Gradiſka
hinunter, wohin auch alle ankommende Mu-
nition und ſchweres
Geſchuͤtz abgehet, die uͤbrigen Liefe-
rungen
gehen nach Voinich, das Verpflegamt aber ſoll
in
Carlſtadt, das Land-Commiſſariat in Szluin,
und
die andern Aemter in Gradiſka ſeyn. Zur
Deckung
der Grenze bleiben nur 5 Bataillons Jnfanterie,
nebſt
Kinsky leichter Reuterey und Graͤvens
Huſaren. Seit-
dem Laudon bey der Armee iſt, hat alles
neues Leben
und Thaͤtigkeit bekommen, die Lieferungen der
Lebens-
mittel erfolgen ordentlich, und die Zufuhren kommen
von
allen Seiten her. Zu beklagen iſt, daß das
Vieh-
ſterben in Croatien noch nicht nachlaſſen
will.
Am 3ten kam Nachmittags, um 2 Uhr, in unſerm Neu-
Gradiska durch
ein Zufall Feuer aus, wodurch das
Commandanten- Salz- und Mauthhaus, des
Proviant-
Officiers Quartier, das Palfiſche
Regiments-Spital,
nebſt etlichen Haͤuſern der Kaufleute,
eine große Quan-
titaͤt Artillerie-Vorrathsholz, das auf 34000
Gulden
geſchaͤtzt wird, nebſt einer
koſtbaren Feuerſpruͤtze, ein
ein Raub der Flamme
wurden. Das beſorglichſte
hierbey war, daß die Tuͤrken
gegenuͤber in Berbir ſich
dieſen
Ungluͤcksfall zu Nutze machen, und von unſerer
Unordnung
profitiren koͤnnten, ſie thaten es
aber
gluͤcklicherweiſe nicht.
Schreiben aus
Warſchau, vom 17 Junii.
Jn der 117ten Seßion des Reichstags ward verlangt,
daß zu der
Conſtitution, welche den Fuͤrſten
Poninski,
Krongroßſchatzmeiſter, zu arretiren
anbefiehlt, der Zu-
ſatz beygefuͤgt werden moͤchte,
daß ſolches einmuͤthig
beliebet worden, welches auch
ſogleich geſchah.
Herr Koßowski, Kronhofſchatzmeiſter, meldete, wie
die Schatz-Commißion wegen der anbefohlenen Anleihe
von 10 Millionen
ſchon eine Convention mit der Re-
publik Genua
geſchloſſen habe, es verlangten
aber
ſolche, daß die angezeigte Convention von den
Staͤnden
ratificirt werden moͤchte, welches auch
ſogleich geſchah.
Jn der 118ten Seßion kam man zu der Wahl des
Reichstags-Richter,
welche die Sache des Fuͤrſten
Poninski
unterſuchen ſollen. — Zuerſt ward noch
ge-
ſtritten, ob diejenigen, welche der Delegation im
Jahr
1775 beywohnten, zu dem jetzigen Richteramt
zuge-
laſſen werden ſollten, oder nicht? Nach
abgemachter
Sache, welche dahin ausgieng, daß diejenigen, die
der
Deputation beygewohnt haben, von der Richterzahl
nicht
ausgeſchloſſen werden ſollen, ward die Wahl
der
Richter vollzogen.
Der Fuͤrſt Potemkin iſt in Kremenſchuk
angekommen,
und haͤlt ſich dorten einige Zeit auf, um
den Chefs der
verſchiedenen Armeen, die unter ſeinem
Oberbefehle
ſtehen, die noͤthigen Vorſchriften
zu ertheilen. Das
Geruͤcht, es habe der General Kamensky das
Commando
niedergelegt, hat ſich nicht
beſtaͤtigt.
Sobald der Arreſt des Fuͤrſten Poninski hier
er-
folgte, wurden von der Rußiſchen und Preußiſchen
Ge-
ſandtſchaft Couriere nach Petersburg und Berlin
ab-
gefertigt, auch ward eine Eſtaffette an die
Gemahlinn
des Fuͤrſten nach Danzig geſchickt.
Uebrigens kann
Jeder den Fuͤrſten beſuchen.
Wenn er ausfaͤhrt, ſo
befindet ſich ein
Officier bey ihm, und einige Soldaten
begleiten ihn.
St. Petersburg, den 9 Junii.
Hieſelbſt iſt an einem Schlagfluſſe
verſtorben, die
verwittwete Frau Feldmarſchallinn,
Fuͤrſtinn von Ga-
litzin. Sie war Staatsdame der
Kayferinn.
Schreiben aus Stockholm, vom 14
Junii.
Der Aufenthalt des Koͤnigs in Finnland duͤrfte
allem
Anſehen nach laͤnger dauern, als man geglaubt
hatte,
weil die Koͤnigl. Trabanten Ordre erhalten haben,
ſich
dahin zu begeben, welche auch bereits abgegangen
ſind.
Alle unſere Jnfanterie-Regimenter haben Befehl
erhal-
ten, am 25ſten dieſes in ihren Laͤgern zu
ſeyn. —
Das Geruͤcht, als wenn eine Rußiſche
Fregatte von
2 Schwediſchen genommen worden, bedarf noch
Be-
ſtaͤtigung, eben ſo, wie die Neuigkeit, daß die
zu Copen-
hagen liegende Rußiſche Flotte nach der
Mittellaͤndiſchen
See ſegeln werde. Sollte
ſich indeſſen die
Nachricht
beſtaͤtigen, daß Jhro Rußiſch
Kayſerl. Majeſtaͤt die von
England angebotene
Vermittlung zur Wiederherſtellung
des Friedens im Norden
angenommen haͤtten; ſo waͤre
dieſes der
erſte Anſchein einer Hoffnung, deren Er-
fuͤllung
zum Gluͤck der Menſchen ſo ſehr zu
wuͤnſchen
waͤre.
Der Koͤnig hat nach ſeiner Ankunft in Finnland das
Regiment
von Abo, welches im vorigen Jahr bey Frie-
drichsham ſeine
Schuldigkeit nicht gethan hat, unter
die verſchiedenen
Artilleriecorps ſtecken laſſen. Uebri-
gens
dauern die Tranſporte von Soldaten, Munition,
Fourage, Geld,
ꝛc. zur Armee noch immer fort.
Es iſt bereits ein Eidesformular erſchienen, in
welchem
außer der Regierungsform vom Jahr 1772,
die bey dem letzten
Reichstag aufgekommene, dem
Reichstagsabſchied aber nicht
einverleibte Vereinigungs-
und Sicherheits-Acte beſchworen
werden ſoll. Ein
jeder, der kuͤnftig ein Amt erhaͤlt, muß
dieſen Eid
ſchwoͤren.
Die Protocolle des Buͤrgerſtandes ſind ſchon bis
zum
Bogen X gedruckt. Sie ſind voll von großen
Privile-
gien, die er vom Koͤnige zu erhalten glaubte, und
von
Beſchwerden, zu deren Abhelfung Se.
Majeſtaͤt bey
dieſem Reichstage geneigt
ſchien. Die Privilegien aber,
die ihm ſchon unter dem
Reichstage, doch aber erſt zur
Bekanntmachung nach dem
Schluſſe deſſelben
verſiegelt
uͤbergeben wurden, ſind ungedruckt.
Jm Ganzen iſt
alles beym alten geblieben; doch haben
ſich Se. Majeſtat
vorbehalten, bey Kriegs- und andern
Zeiten Veraͤnde-
rungen zu machen; das Uebrige iſt auf
kuͤnftige Zeiten
verſchoben worden.
Der Biſchof Wallquiſt zu Wexioͤ hat ſchon als
ein
geiſtlicher Staatsſecretair verſchiedene
Koͤnigl. Ausfer-
tigungen in kirchlichen Sachen
unterſchrieben. Der
wirkliche Staatsſecretair von
Schroͤderheim, der ſolche
ehedem beſorgte, hat
eine Schadloshaltung fuͤr ſeine
dadurch verlohrne
Einkuͤnfte, und iſt zum Kanzler der
drey
Schwediſchen Akademien zu Upſala, Abo und Lund
gemacht
worden, von denen er jaͤhrlich 3000 Thaler
erhaͤlt.
Der Hofpredider Gezelius, bekannt durch ſein
doppeltes
biographiſches Lexicon auslaͤndiſcher und
ein-
heimiſcher Gelehrten, iſt in ſeinem
53ſten Jahre ge-
ſtorben.
Als der bisherige Praͤſident und Reichsrath, Graf
Bielke,
vom Berg-Collegium Abſchied nahm, machte
er ſein
ſchoͤnes Mineralien-Cabinet der Goldgrube
zu
Adelforſt zum Geſchenk, um zum Unterricht der
daſelbſt
Studirenden des Bergweſens gebraucht
zu werden.
Es beſteht aus mehr als 5000
ſchoͤnen Stuͤcken.
Prag, den 20 Junii.
Den 17ten iſt der Erzbiſchof von Salzburg auf
feiner
Reiſe nach Carlsbad, und der Landmarſchall, Graf
von
Pergen, aus Wien hier eingetroffen.
Jn der Baadeſtadt Toͤplitz wird die
Churfuͤrſtinn
von Sachſen im kuͤnftigen
Monat erwartet, um daſelbſt
die Schwefelbadecur zu
gebrauchen.
Durch ein Decret iſt hier bekannt gemacht worden,
daß keine
Katholiken mehr in die Evangeliſche Kirche
gehen
ſollen.
Frankfurt, den 20 Junii.
Zu Mannheim hat man am 13ten dieſes, Abends,
einige Minuten vor 9
Uhr, 2 ziemlich ſtarke Erdſtoͤße
empfunden, die
ſehr nahe auf einander folgten. Jhre
Richtung war von
Nordoſt gegen Suͤdweſt.
Die ſeit 14 Tagen eingefallenen Stuͤrme, Regen und
Gewitter
haben ſowol im Neckar als Rhein eine ſchaͤd-
liche
Ueberſchwemmung verurſacht. Eins von denen
mit Getraide
befrachteten Schiffen, welche der Churfuͤrſt
von
Coͤlln aus Vorſorge nach Bonn kommen
laſſen,
um den Preis des Brodts wohlfeiler zu machen,
iſt
ungluͤcklicherweiſe durch einen ſchweren
Balken von
einem Holzſtoße getroffen worden, und mit mehr
als
400 Malter Rokgen zu Grunde gegangen.
Der zu Marburg befindliche Profeſſor, D.
Pfeiffer,
iſt an die Stelle des verſtorbenen D. Endemann
zum
Conſiſtorialrath und Jnſpector der reformirten
Kirche,
auch zum Profeſſor Primarius der Theologie, mit
dem
Range eines Regierungsraths ernannt worden.
Se. Excellenz, der Herr geheime Rath von Arnswald,
iſt an
die Stelle des wohlſel. Herrn geheimen Raths
von dem
Buſche zum zweyten Curator der
Univerſitaͤt
Goͤttingen ernannt worden, auch hat
der daſelbſt be-
findliche Profeſſor, Herr
von Martens, den Character
und Rang- eines Hof- und Kanzeleyraths
erhalten.
Das praͤchtige Jeſuiter-Collegium zu Wuͤrzburg
iſt
zum Erziehungshauſe fuͤr 84 junge
Geiſtliche eingerich-
tet worden.
Caglioſtro iſt von Turin zu Rom angekommen.
Niederrhein, vom 21 Junii.
Noch immer bilden ſich die Patrioten in Holland
ein, daß
ſie bald die Oberherrſchaft daſelbſt wieder
er-
halten duͤrften, ſo ungegruͤndet und
hoffnungslos auch
dieſe Einbildung iſt. Daher
koͤmmt es, daß ſie mit
den Prinzlichgeſinnten noch
in beſtaͤndiger Feindſchaft
leben, und jede
Gelegenheit ergreifen, Beleidigungen
gegen ſelbige
auszuuͤben. Selbſt bey der Anweſenheit
des
Erbſtatthalters in Utrecht ſoll man dergleichen
Er-
bitterung bemerkt haben.
Die Hollaͤndiſchen Officiers, welche 1787 wegen
ihres
Ungehorſams caßirt und nachher mit Penſionen
verſe-
hen wurden, haben den 19ten vor den
committirten
Raͤthen in dem Haag den Eid abgelegt, daß ſie
nicht
gegen die Preußiſchen Truppen agirt haben.
Leipzig, den 20 Junii.
Die Anzahl der neuen Schriften, welche durch
die
Oſtermeſſe auf dem hieſigen
litterariſchen Stapelplatz
zuſammen gekommen
ſind, belaͤuft ſich auf 2400
Stuͤcke!
darunter ſind uͤber Friedrich II. 20, uͤber das
Preußiſche
Religions Edict 19, uͤber die
Kantiſche Philoſophie 12,
uͤber Sectirerey,
geheimen Catholiciſmus, ꝛc. 19, uͤber
den
Tuͤrkenkrieg 10, uͤber die
Nuntiaturſtreitigkeiten
in Deutſchland 11 neue
Stuͤcke, ꝛc.
Berlin, den 23 Junii.
Vorigen Sonnabend, ganz fruͤh, erhoben ſich
Se.
Majeſtaͤt, der Koͤnig, von Charlottenburg nach
dem
hieſigen Wedding, und fanden daſelbſt das ganze
Corps
der Artillerie aufmarſchirt. Sie ließen
daſſelbe die
Revuͤe paßiren und ihre Uebungen
machen. Se. Maje-
ftaͤt bezeugten uͤber die gute Ordnung
und ausnehmende
Fertigkeit des Corps dem Chef und Jnſpecteur
deſſel-
ben, Herrn General-Major von Dittmar, Jhr
aller-
gnaͤdigſtes Wohlgefallen, und geruheten, als ein
Merk-
maal Jhrer beſondern Zufriedenheit den Herrn
Ober-
ſten von Moller zum General-Major zu ernennen, und
den
Herrn Oberſten von Lochow und den Herrn Oberſt-
Lieutenant
von Tempelhoff mit dem Orden pour le
merite zu
begnadigen.
Sonntags Nachmittags trafen Se. Koͤnigl.
Majeſtaͤt
hier in Berlin ein, geruheten, den Bau des
Schloſſes
in allerhoͤchſten
Augenſchein zu nehmen, und giengen
bald darauf wiederum nach
Charlottenburg zuruͤck.
Da Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt die Notification Sr.
Aller-
chriſtlichſten Majeſtaͤt uͤber
das Abſterben des Dauphin
erhalten, ſo iſt
ſolcherhalb die Trauer von heute an
auf 14 Tage lang bey Hofe
angelegt worden.
Den 19ten dieſes ſtarb allhier Herr Otto Carl Hart-
mann,
Koͤnigl. Preußiſcher geheimer Ober-Finanz-
Kriegs- und
Domainenrath, an einer langwierigen
ſchmerzhaften Krankheit, der
Bruſtwaſſerſucht.
Das hieſige General-Poſtamt hat unter dem
21ſten
folgendes bekannt gemacht: “Es iſt zwar
wegen des
in der Nacht vom 13ten auf den 14ten dieſes
diesſeits
Oranienburg veruͤbten ſchrecklichen
Mordes und Poſt-
Straßenraubes ſofort die
genaueſte und
ſorgfaͤltigſte
Unterſuchung
angeſtellt worden, bis jetzt aber hat von
den Moͤrdern
und Raͤubern, außer einem ſich ſehr
ver-
daͤchtig gemachten Fleiſcherknecht, Namens
Chriſtian
Lenz, der auch bereits mit Steckbriefen verfolgt
iſt,
noch nichts weiter ausgemittelt werden koͤnnen.
Da
nun die groͤßte Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß
bey
dieſer unmenſchlichen That mehrere concurrirt,
und
ein Theil derſelben und des geraubten Geldes,
welches
in 2000 Thlr. Zweygroſchenſtuͤcken und
800 Thlr.
Groſchen beſtanden, ſich vielleicht
noch im Lande befin-
den und wol gar verhehlet werden; ſo
wird jedermann
hierdurch ernſtlich erinnert und gewarnet, den
Aufent-
halt und Schlupfwinkel dieſer verruchten
Menſchen,
wenn ihm ſolcher wiſſend, oder
was ihm von ſelbigen
und dem geraubten Gelde
ſonſt bekannt ſeyn moͤchte,
oder auch
nur irgend verdaͤchtige Umſtaͤnde, der
naͤch-
ſten Gerichts-Obrigkeit ſofort genau
anzuzeigen, oder
zu gewaͤrtigen, daß derjenige, welcher
hiernaͤchſt als
Diebeshehler oder
Mitwiſſender ausgemittelt wird,
auf das
ſchaͤrfſte und nachdruͤcklichſte
beſtraft werden
ſoll; und wie bereits in dem in den
hieſigen Zeitungen
und Jntelligenzblaͤttern bekannt
gemachten Avertiſſe-
ment vom 15ten dieſes dem
Entdecker dieſer Moͤrder
und
Poſt-Straßenraͤuber eine Belohnung von 100 Thlr.
und
druͤber verſprochen worden, ſo ſoll
dieſe Beloh-
nung, um jedermann zur aͤußerſten
Betriebſamkeit in
Entdeckung obgedachter abſcheulichen
Thaͤt noch mehr
zu ermuntern, hiermit ausdruͤcklich
bis auf 500 Thlr.
erhoͤhet ſeyn. Wenn auch hie und da
unter den Land-
leuten mancher aus Furcht vor der Rache vor
derglei-
chen Diebsgeſindel ſich ſcheuen
ſollte, dasjenige, was
er etwa davon wiſſen
moͤchte, zu entdecken; ſo wird
demſelben
hierdurch die Verſicherung gegeben, daß
ſeine
Ausſage geheim gehalten, und er uͤberhaupt vor
der
Bosheit ſolcher gottloſen Menſchen
hinlaͤnglich ge-
ſchuͤtzt werden
ſoll.
Ein anderes Berlin, den 23 Junii.
Uebermorgen werden Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig,
ſich
nach Potsdam erheben, um ſeine
Durchlauchtigſte
Schweſter, die Prinzeßinn von Oranien, zu
empfan-
gen, die am kuͤnftigen Freytage dorten erwartet
wird.
Es heißt, Jhro Koͤnigl. Hoheit werden den ganzen
Ju-
liimonat in der Geſellſchaft Sr.
Majeſtaͤt zubringen,
und erſt im Anfange des
Auguſts zuruͤckreiſen.
Se. Majeſtaͤt haben den Herrn Oberſten von
Bi-
ſchofswerder zu Allerhoͤchſtdero General
Adjutanten zu
ernennen geruhet.
Aus dem Brandenburgiſchen, vom 23
Junii.
Der Reiſeſtallmeiſter, Graf von Lindenau, hat
die
Stelle des verſtorbenen Grafen von Schwerin, als
Ober-
ſtallmeiſter erhalten, und der Graf von Meden
iſt an
deſſen Stelle
Reiſeſtallmeiſter geworden.
Das Verbrechen des Major von Lindenau, der durch
die Zeitungen des Landes
verwieſen worden, iſt nicht
eigentlich bekannt. Man
muthmaßet nur, daß er ver-
ſchiedene Plans, die er aufgenommen,
und deren viele
er abgezeichnet hat, einem auswaͤrtigen Hofe
mitge-
theilt habe.
Man ſagte, daß ſchon einer von den Poſtraͤubern
in
Sachſen arretirt ſey, aber es hat ſich
noch nicht beſtaͤtigt,
auch heißt es, daß kuͤnftig
die Poſten armirt werden ſollen.