§. 235.
Man ist zwey Wege eingeschlagen, die Mi-
neralien dieser, und überhaupt auch der übri-
gen Classen in systematische Ordnung zu brin-
gen. Entweder nemlich werden sie nach ihrer
äussern Bildung, oder aber nach der Mischung
ihrer Bestandtheile angeordnet. Jenes blos
nach dem Augenschein und Ansehen. Dieses
mittelst der
chimischen Auflösung. Man hat
den letztern Weg vielleicht mit nicht bessern
Grunde für untrüglich angepriesen, als man
den erstern für völlig ungewiß zu verschreyen
gesucht hat. Wir lassen jeden in seinen Wür-
den, folgen aber dem erstern, so wie wir auch
oben die Thiere blos nach ihrer äussern Bildung
und nicht nach ihrem innern anatomischen Bau
angeordnet haben: und so lassen sich denn alle
Erd- und Steinarten füglich unter folgende drey
Ordnungen bringen.
I. Calcariae. Kalkarten.
II. Argillaceae. Thonarten.
III. Siliceae s. vitrescibiles. Kieselarten.
Nach dem was wir oben von der Entste-
hung der Mineralien gesagt haben, so braucht
es kaum wieder erinnert zu werden, daß sich
diese dreyerley Erdarten nicht immer rein, son-
dern sehr häufig zwey oder alle drey unter ein-
ander gemischt finden: daß sich aber auch die-
se unreinen Erden sehr leicht in derjenigen Ord-
nung mit der sie die mehreste Gleichheit ha-
ben, unterbringen lassen.
I. CALCARIAE.
Die kalkartigen Steine sind weich, so
daß sie weder in Glas schneiden noch am Stahl
Feuer geben und im Feuer noch mürber ge-
brannt werden. Sie sind überall in der Schö-
pfung verbreitet. Unzählige Flözgebürge die
unserer Meynung nach das Grab der Seethiere
der Vorwelt ausmachen, bestehen aus Kalk:
und er macht den Grundstoff der Muschelschaa-
len, der Corallenstämme und selbst aller Kno-
chen von Thieren und Menschen, aus.
1. calx cum acidis effervescens, solubilis, opa-
cus, non poliendus.
Die gemeinen Kalkarten, die in diesem Ge-
schlecht verzeichnet werden, unterscheiden sich
blos durch ein gröberes Korn vom Marmor, der
eigentlich ein feiner harter Kalkstein ist, aber
eine schöne und dauerhafte Politur annimmt.
1. Vulgaris. Der gemeine Kalkstein.
Meist von grauer Farbe. Wird roh zum
bauen und pflastern, wenn er aber gelöscht wor-
den, zum tünchen, gerben ꝛc. auch zum Zucker-
sieden und in der Arzney gebraucht.
2. Fibrosus. Fasericher Kalk.
Fast wie Asbest oder Stralgyps. Häufig auf
dem Heinberg bey Göttingen.
3. Schistosus. Kalkschiefer.
Bricht in Tafeln, wie Thonschiefer; ist meist
von weißgelber Farbe. Theils mit Dendritischen
Figuren oder mit versteinten Fischen, Krebsen ꝛc.
wie im Pappenheimischen. Zuweilen als Stink-
stein mit Erdharz durchzogen; wie die Fisch-
Schiefer vom Berge Libanon.
2. marmor cum acidis effervescens solubi-
le opacum egregie poliendum.
Die unendlich mannichfaltigen Marmorarten,
die wegen der Geschmeidigkeit, die dieser Stein
mit seiner Schönheit und Dauer verbindet, von
je zu den edelsten Kunstwerken der Architectur
und Bildhauerkunst verwendet worden sind, lassen
sich, in so fern sie schon von den alten Künst-
lern verarbeitet worden, oder nicht, in antike
und moderne, und nach der Verschiedenheit
der Farben, Zeichnung ꝛc. in folgende drey Haupt-
gattungen abtheilen:
1. Unicolor, einfärbiger Marmor.
Weiß. Unter den alten (bianco antico)
vorzüglich der Parische, der höchstens in Blö-
cken von Menschenlänge brach, von einem fast
glimmerig glänzenden Korne, und zuweilen (wie
an einem antiken kleinen weiblichen Kopfe in un-
serer Sammlung) halb durchsichtig etwa wie
gebleichtes Wachs. Dann der Carrarische (M.
Lunense bey den Alten) u. a.m. Grün.
das eigentliche verde antico (M. Laco-
nicum) vom Vorgebürge Tänarus, das nicht
mit dem also genannten grünen Porphyr ver-
wechselt werden darf. So giallo, nero, rosso
antico. ꝛc.
2. Versicolor, bunter Marmor.
Gefleckt, adrig, wolkicht, streificht (wie der
Blankenburger Tafftstein) in unzähligen Varie-
täten. Dahin paonazzo, broccatello antico etc.
3. Pictum, figurirter Marmor.
Entweder mit Bäumgen, Moos, kurz dendri-
tisch: oder mit Zeichnung von alten Mauerwerk,
wie im Florentiner Ruinen Marmor (paësino)
der meist in dünnen Täfelgen zu eingelegter Ar-
beit verbraucht wird. Hieher könnte man auch
die Petrefacten-Marmor zählen, die doch aber
füglicher nach ihrem Inhalt den Versteinerungen
zugesellt werden.
3. lapis lazuli Lasurstein. (Sapphirus
veterum) coerulei coloris, opacus.
Eine gemischte Steinart, die ausser dem Kalk
auch Kieselerde ꝛc. und Eisentheilgen enthält,
die ihr vermutlich die vortrefliche himmelblaue
Farbe geben. Findet sich meist nur in kleinen Stü-
cken: die größten sind wol am Altar der Casa
santa zu Loretto. Die eben so kostbare als schö-
ne Ultramarin Farbe, die man aus dem Lasur-
stein verfertiget, ist ehedem häufiger als jetzt,
zumal im medio aevo zu den Mahlereyen in die
Handschriften, und nach jener Zeit wol am mei-
sten vom grossen Titian gebraucht worden.
4. creta cum acidis effervescens, friabi-
lis, candida, opaca.
1. Scriptoria, die Kreite.
Die Kreite scheint freylich ein verwitterter
Kalk; doch bleibt ihre wahre Entstehung schon
deswegen, daß sie sich fast unzertrennlich mit
Feuerstein zusammen findet, noch räzelhaft. Es
gibt ganze Ketten von Kreitenbergen. die
Englischen, wovon Albion seinen Namen, hat.
2. Lac lunae Mondmilch.
Eine weiche Stärkenartige Kreite, die sich meist
in Bergklüften, wie in der Baumannshöhle, auf
dem Lucerner Pilatusberg ꝛc. findet.
5. tophvs Tuffstein. Ex aqua praecipi-
tatus, cum acidis effervescens, opacus.
Wird aus kalkichten Wasser abgesetzt, ist nicht
crystallisirt, sondern überzieht bald dichter, bald
lockerer, entweder breite Flächen, da er Sinter
genannt wird: oder allerhand andere Körper, die
er antrifft. So das incrustirte Moos auf der
Papiermühle bey Göttingen, die Coburger Blät-
ter Abdrücke, die Incrustate vom Carlsbade, von
den Gradirhäusern bey Salz der Helden u. s. w.
Auch gehören dahin die Koggensteine, Erb-
sensteine, Confect von Tivoli, die Corallen-
artige sogenannte Eisenblüthe u. s. w. Zuwei-
len ist der Sinter Marmorhart und halb durch-
sichtig, wie wir dergleichen von den Ufern des
Tigris bey Bassora, und aus der Scharzfelder
Knochenhöhle vor uns haben. Jener ist wol der
Alabastries Lydinus der Alten.
Wenn der Tophus im Heruntertröpfeln des
Kalkwassers sich in Zapfen ansetzt, so heissen die-
se Stalactiten oder Tropfstein; die zuweilen
allerhand Figuren oder eigentliche Naturspiele
bilden. Die Baumannshöhle und die berufne
Grotte auf Antiparosc. de coiseul voyage pittor. de la Gréce tab.
XXXV–XXXVIII.
sind voll von Millio-
nen solcher Stalactitzapfen. Unter den grossen
Geschenken des Hrn. Baron Asch ans academische
Museum finden sich Säulen aus der letztgedach-
ten Grotte die über 10 Zoll im Durchschnitt halten.
6. spatum calcarevm Kalkspat.
Crystallisatum pellucidum.
Spat ist ein viel umfassendes Bergmanns-
wort, das von allen durchsichtigen und crystal-
lisirten Steinen dieser Ordnung und dann auch
von den crystallisirten metallischen sogenannten
Kalken gebraucht wird.
Dieser, der Kalkspat findet sich in verschiede-
nen Gestalten, die aber unabänderlich bestimmt
sind, und folglich, wenn man sie kennt (so
wie alle Crystallisationen ohne Ausnahme) die
sichersten und untrüglichsten Unterscheidungszei-
chen abgeben. Manche heissen Schweinozäh-
ne, andere Nagelkopfspat, Canondrusen
u. s. w. Bey den letztern sind die Crystalle sechs-
seitig, ohne Endspitzen, sondern wie abgeschnit-
ten: und zwar ist diese Endfläche Kreiten weiß
und undurchsichtig, wenn gleich die Crystalle selbst
übrigens so hell als Wasser sind. Eine Art fin-
det sich in schrägen Würfeln und stellt dieser Tex-
tur wegen, st. isaac newton's Optiks. p. 356. sqq.
Schriftzüge, die man dadurch
ansieht, wie verdoppelt, vor. Dieß ist der Dop-
pelspat oder so genannte Isländische Crystall.
Eigentlich ist aber dieses rhomboidale Gefüge
mehrern, vielleicht allen, Kalkspaten gemein,
deren Crystalle, wenn man sie zerschlägt, in
solche schräge Würfelgen zerspringen.
7. gypsum cum acidis non effervescens,
opacum, non poliendum.
Gyps ist eine Kalkerde, die schon so mit Vi-
triolsäure gesättigt ist, daß sie nun nicht mehr
damit aufbraust.
5. Vulgare, Gyps.
Noch mürber als der gemeine Kalk, gebrannt
und mit Wasser gemischt giebt er einen beson-
dern Geruch, verhärtet und wird nachher zu
Estrich, Stuccaturarbeit, Abgüssen von Sta-
tuen, Büsten, Münzen u. s. w. gebraucht.
2. Fibrosum, Strahlgyps (Stirium, Iapis in-
olithus.)
Fast wie der faserichte Kalk. Wird zu Streu-
sand gepulvert.
8. albastrvm cum acidis non efferve-
scens, opacum, poliendum.
Verhält sich zum Marmor, wie der gemeine
Gyps zum gemeinen Kalkstein.
9. spatvm gypsevm crystallisatum pel-
lucidum.
1. Selenites, Gypsspat.
Bricht auch in schräge Vierecke; aber von an-
dern Winkeln als beym Kalkspat, läßt sich sehr
leicht mit dem Messer spalten. Wenn er in gros-
sen Scheiben ist, heist er Marienglas, Frauen-
eis, Eselsspiegel, Hornglas, Glacies Ma-
riae, lapis specularis.
2. Ponderosum, schwerer Spat.
Unterscheidet sich schon durch seine ausneh-
mende Schwere. Findet sich in flach gedruckten
Crystallen, wie Hahnen Kämme, die Gruppen-
weis an einander sitzen. Bey grossen Drusen
kreuzen sich diese Gruppen wie Flechtarbeit; theils
findet er sich kalkicht weiß und undurchsichtig:
theils aber auch in grossen hellen Crystallen von
blaulichter oder gelblichter Farbe; zuweilen in
überaus zarten Crystallen, die wie an einem Fa-
den sitzen, und bereiften Haaren ähneln, daher
sie auch Haardrusen genannt werden. Dahin
gehört auch der bononische Stein meist von
Eyförmiger Gestalt, der sich doch auch ander-
wärts findet, und der, wenn er calcinirt wor-
den, die so genannten Lichtmagnete gibt, die
nemlich Lichtmaterie von der Sonne und Tages-
licht oder auch von starken Küchenfeuer (aber
nie vom Mondschein) einsaugen, und es in der
Dunkelheit, und zwar wenn es buntes prisma-
tisches Licht war das sie empfingen, auch genau
mit den gleichen Farben wieder von sich werfen.
3. Cubicum, Flußspat, Glasspat, Fluor.
Würflicht, hell durchsichtig wie Glas, theils
farbig, zumal gelb, violet und grün. Ist wie
der vorige ein gemischter Spat, der nemlich
auch Kieselerde ꝛc. enthält. Viele Flußspate
leuchten im Finstern, wenn man sie an feste Kör-
per reibt oder auch erwärmt: man braucht sie
zum Schmelzen strengflüssiger Erzte und die schö-
nen bunten Arten aus Derbyshire zu Vasen auf
Camine u. s. w.
10. zeolithes radiis concentricis.
Eine erst neuerlich bekannt wordene Steinart,
deren chimische Untersuchung viel eigenes zeigt.
Der Zeolith findet sich häufig auf Island, Fer-
röe ꝛc. meist in Kugeln, die aber, wenn man
sie zerschlägt in strahlichte Keile zerspringen.
Wir besitzen ihn aber auch in sehr grossen Keilen,
auch ganz locker in lauter abgesonderten äusserst
feinen Strahlen, auch in grünlichen Strahlen
bey crystallinisch gediegenen Kupfer u. s. w.
II. ARGILLACEAE.
Die Thonarten sind fettig anzufühlen, und
ebenfalls weich, so daß sie weder in Glas kri-
tzeln noch am Stahl Feuer geben: statt daß
aber der Kalk mürbe gebrannt wird, so erhär-
tet hingegen der Thon im Feuer, und manche
Arten, wie man am Porcellän sieht, zu einem
ausnehmenden Grade.
11. argilla friabilis.
1. Vulgaris. Töpfer-Thon.
Wol die nutzbarste und unentbehrlichste von
allen Mineralien, die der gütige Schöpfer des-
wegen auch über die ganze Erde verbreitet hat.
Meist von grauer Farbe: zieht das Wasser ein,
und erweicht dadurch.
Die folgenden Arten sind feiner, aber meist
mit andern Erdarten, Kalk, Sand u. s. w. vermischt.
2. Fullonum, Walkererde.
Sehr fettig anzufühlen. Schäumt im Wasser
wie Seife, und zieht begierig Fett in sich. Da-
her ihre Wichtigkeit zum Walten der Tücher.
Die feinste findet sich in England. Hieher ge-
hört auch wohl die Spanische Kreite.
3. Porcellana, Porcellan Erde.
Die wichtige Erdart, aus der man nach den
Jahrbüchern von Feouleam in China im zweyten
Jahr der Regierung des Kaisers Tam, das ist A.
442. n. C. G. zu allererst Porcellan gemacht: das
nun zu Anfang dieses Jahrhunderts von dem nach-
her baronisirten Apotheker Böttger in Meissen
ebenfalls erfunden und auf dem höchsten Grad
der Vollkommenheit gebracht, aber seit dem auch
an mehrern Orten in und ausser Deutschland
nachgemacht worden.
9. Faventina, Fayence Thon.
Ebenfalls schneeweiß wie der Porcellan Thon
doch nicht so fein. Hieraus ward zu Anfang
des 16ten Jahrhunderts von Raphaels Vetter
Guido Durantino zu Urbino das unächte Por-
cellan oder so genannte Majolica mit schöner
Mahlerey, nach des Marc Antonio Kupfersti-
chen, verfertigt. Aus ähnlichen Erden, Pfei-
fenthon ꝛc. in neuern Zeiten das Steingut,
Schmelztiegel, TobackspfeifenVon der Verfertigung der Tobakspfeifen s. das
Göttingische Taschen-Buch für 1779. Seite
103-115.
u. s. w.
5. Bolus.
Von mancherley Farben. Dahin gehört die
Siegel Erde (Terra Lemnia) woraus Pfeifen-
Köpfe, Thee Geschirre ꝛc. gemacht werden. Fer-
ner der Röthelstein, und das Steinmark das
beynah der obgedachten Mondmilch ähnelt, und
woraus vermutlich die so genannten Meerschau-
menen Pfeifen Köpfe verfertigt werden.
6. Tripolitana, der Tripel.
Mager, nicht so fettig wie die vorigen Arten
anzufühlen, aber ziemlich fest.
7. Marga, der Mergel.
Von unendlichen Abartungen in der Mischung,
Farbe ꝛc. Meist mürbe wie die andern Arten
dieses Geschlechts. Zuweilen aber auch fest,
Eyförmig (Mergelnüsse). Ist für manche Ge-
genden als Dünger zu brauchen.
8. Humus, Garten Erde, Damm Erde.
Eine folgends sehr gemischte unreine Erdart,
die so wie der Mergel auch zum Kalk gezählt
werden könnte, die die Oberfläche des fruchtba-
ren Erdbodens ausmacht, und mehrentheils
aus modernden Pflanzenwurzeln entstehet.
12. smectis lapideus.
1. Steatites, Speckstein, Seifenstein.
Von weisser, röthlicher oder grünlicher Farbe,
wie ein Stück Seife anzufühlen. Der feinste
bricht in China wo er zu Thee-Geschirren, Bas-
reliefs, Figuren, Flacons u. s. w. verarbeitet
wird.
2. Nephriticus, Nierenstein.
Von grünlicher Farbe, halb durchsichtig, nimt
feine Politur an. Findet sich so wie der Speck-
stein, nur in kleineren Stücken.
3. Serpentinus, Serpentinstein. Ophites.
Die eigentliche Heimat dieses Steins ist Zö-
plitz im Erzgebürge, wo er zu Ende des 16ten
Jahrhunderts aufgefunden, und seitdem in un-
glaublicher Menge zu Reibemörsern, Schreibe-
zeugen, Büchsen u. s. w. verarbeitet wird. Man
hat Blöcke von 30 Centner schwer gebrochen.
Meist von schwarzgrüner Farbe, zuweilen gran,
auch mit schönen dunkelrothen Adern ꝛc.
4. Ollaris. der Topfstein, Lavezzi. Lapis
Comensis vet.
Hat ein gröberes Korn als der Serpentinstein,
nimt daher keine so gute Politur an. Findet
sich hin und wieder; auch im fünften Welttheile,
wo die Neu-Caledonier ihre Schleudersteine dar-
aus schnitzen, am meisten aber und in den größ-
ten Stücken in Graubünden, und machte vor
Zeiten die Hauptnahrung des schönen An. 1618.
vom Berg Conti begrabnen Städtchen Plürs
aus. Man dreht mittelst grosser Räder, die
vom Wasser getrieben werden, Kochtöpfe aus
diesen Stein, die zuweilen wol 3 Fuß im Durch-
schnitt halten, und Jahrhunderte ausdauern
können.
13. mica particulis lamellosis diaphanis, mi-
cantibus.
1. Talcum, Talk.
Meist silberweis oder ins grünliche spielend:
ist überaus fettig anzufühlen und färbt ab. Wird
zumal in China häufig zu feinen Papier-Tape-
ten verbraucht, die davon einen matten Silber-
glanz kriegen.
1. Aurea, Katzengold, Katzensilber.
Zuweilen in derben Stücken, die Granaten
enthalten.
3. Slud, Rußisch Frauenglas.
Darf ja nicht mit dem obigen Selenitischen
Marienglas verwechselt werden. Findet sich in
Blattern von Bogen-Grösse, ist biegsam, aber
nicht ganz hell, sondern meist räuchericht.
4. Molybdaena, Bleystift.
Von schwärzerer oder blasserer Farbe. Die
feinste englische Sorte wird roh verarbeitet. Die
gröbern oder zum Zeichnen allzuweichen Arten
werden zu Schmelztiegeln, Ofenschwarze u. s. w.
verbraucht.
14. amiantvs, der Asbest. Fibrosus.
Meist in der Nachbarschaft von Topfstein,
Nierenstein u. s. w.
1. Flexilis, reifer Asbest.
Der biegsam ist, und sich zu Faden spinnen
läßt: dahin der Bergflachs gehört, daraus man
die so genannte unverbrennliche Leinwand und
Papier, ewige Tochte ꝛc. verfertigt. Bergle-
der, Bergfleisch, Bergkork.
4. Rigidus, unreifer Asbest.
Der sich nicht in Faden drehen laßt, sondern
bröckelt, wenn er auch gleich wie der Veltliner
aus halb Ellen langen blendend weissen Strahlen
besteht. Eine besonders schöne Art ist der
Strausasbest oder Aerenstein (Lapis acero-
fus) der in kleinen weissen Büscheln in einem
grauen Gestein bricht.
15. schistvs lamellosus, opacus, scissilis.
1. Ardesius, Schiefer.
Von verschiedener Farbe und Feinheit. Mist
schwarz oder schwarzblau: zuweilen grau und
im Berner Gebiet auch vom schönsten roth und
grün. Gröbere Sorten zum Dachdecken. Feinere
zu Schreibtafeln.
2. Lydius, Probierstein.
Von feinem Korn und vorzüglicher Härte.
Dahin gehört der feinere Schleifstein zum Abzie-
hen der Messer, ferner der Paragone oder wahre
Basanites der Alten, auch eine Art von Nero anti-
co; und dann ein schwarzgrauer weicherer Stein
mit kleinen crystallinischem Eisenmann durch-
sprengt, dergleichen wir aus Egypten haben,
und der insgemein mit unter der allgemeinen Ru-
brik von antiken Basalt begriffen wird.
3. Scriptorius, schwarze Kreite.
Von feinem Korn, aber weich, geschmeidig, zum
zeichnen ꝛc.
III. SILICEAE.
Die Kieselarten zeichnen sich durch ihre
Härte aus, da sie am Stahl Feuer schlagen,
in Glas schneiden u. s. w. Sie lassen sich nicht
in Säuren auflösen, schmelzen aber mit Zusatz
eines festen Laugensalzes leicht zu Glas, daher
sie auch Terrae vitrescibiles genannt werden.
16. gemma Edelsteine. Pellucida duris-
sima corruscans nobilis.
1. Adamas, der Demant.
Der härteste und kostbarste von allen bekann-
ten Körpern, und doch, wie die Kaiser-Probe
erwiesen hat, seines prächtigen Nahmens unge-
achtet, ganz vergänglich. Seine natürliche Cry-
stallisation wird oft sehr unrecht angegeben: die
rohen Diamanten, die wir vor uns haben, sind
völlig so geformt, wie sie der alte Ritter Maun-
devileSr. john maundevile's Travaile p. 191. seqq.
The Dyamandes ben square and poynted of here
owne kynde, bothe aboven and benethe, without-
en worchinge of mannes hond ꝛc.
aus dem 14ten Jahrhundert in sei-
ner Meerfahrt zum heiligen Grabe beschreibt:
haben nemlich acht egale dreyseitige Flachen.
Der Diamant ist von blättriger Textur und
soll eigentlich ohne Grundfarbe, wie ein Thau-
tropfe seyn, aber alle Farben mit vollen Feuer zu-
rück werfen. Doch werben einige Spielarten
von gefärbten Diamanten ihrer Schönheit und
Kostbarkeit wegen ausgenommen und den völlig
ungefärbten noch vorgezogen. So z. E. die grünen,
wovon das grosse Stück in der Büttnerischen
Juwelen Sammlung des academischen Musei
schon in mehrern Werken beschrieben worden.
Der blaue, rothe Diamant ꝛc. werden ebenfalls
geschätzt, gelb vermindert hingegen den Werth.
Folgends braun oder ein eingesprengtes Pulver
ꝛc. sind Hauptfehler. Die besten Diaman-
ten kommen aus den alten Gruben von De-
can, Golconda ꝛc. Die Brasilischen sind un-
gleich schlechter. Daß schon die Alten in Dia-
mant gegraben hätten, bleibt uns noch immer
unwahrscheinlich. Herr Lippert zwar behauptet es. Daktyl. Sup-
plem. S. 131. 145. 146. 149.
Ludwig Berquen von
Brügge hat vermutlich A. 1475. zuerst einen
Diamant geschliffen, und zwar für Herzog Carl
den kühnen von Burgund, dem er aber im fol-
genden Jahr von den Eidgenossen Hey Gransee
abgenommen und an die reichen Fugger in Aug-
spurg verkauft wurde.Er ist abgebildet in lambecii bibl. Vindobon.
L. II. p. 516. Die größten Diamanten und an-
dere Edelsteine in der Welt s. bey Tavernier, la
Motraye, und in papillon sur Ia Gravure en
bois. T. II. p. 281. Den die Russische Kaiserin
von Gregor. Saffray gekauft im Gothaischen Ta-
schen Cal. 1771.
2. Rubinus.
Der Rubin ist wol nach dem Diamant der
härteste
Edelstein. Man theilt ihn seiner Farbe
nach in vier Abartungen. a) Der Almandin
vom schönsten hochroth. b) Rubibalais, blaß-
roth, fast rosenfarb. c) Rubispinell violet-
roth. d) Rubicell, gelbroth. Auch die besten
Rubine kommen aus Orient, und haben, wie
wir an einem grossen Balais in unserer Samm-
lung sehen, die Crystallisation des Diamants.
3. Topasius orientalis.
Von bleichgelber Farbe: auf Ceilon, meist im
Wasser abgerundet unter den so genannten Reys;
doch erkennt man noch an manchen die Crystalli-
sation, die aus zwey sechsseitigen Pyramiden
besteht.
4. Topasius occidentalis.
Der Schneckenstein und Brasilische Topas,
haben beide einerley, aber schwer zu beschreiben-
de Figur. Jener vom Schneckenstein (jetzt Kö-
nigskrone) einem Felsen im Sächsischen Berg-
amt Falkenstein, wo er 1729. entdeckt worden,
von blaßgelber Farbe: dieser aus Brasilien; theils
auch im Wasser abgerundet; von blasser und dun-
kelgelber Farbe; theils röthlich.
5. Smaragdus.
Von der Crystallisation der oben beym Kalk-
spat beschriebenen Kanondrusen. Der ehemals
vermeynte Smaragd im Kloster Reichenau bey
Kostnitz ist ein schöner grüner Glasfluß.
6. Sapphirus. (Hyacinthus veter.)
Hat gleiches Vaterland und Crystallisation
mit dem orientalischen Topas. Wenn er blaß-
blau ist, heißt er Lux Sapphir.
7. Beryllus, der Aquamarin.
Ein seltener Stein von wasserblauer oder Perl-
farbe, und von der Gestalt des Schneckensteins
oder Brasilischen Topas. Zuweilen gelbgrün,
da er Goldberyll heißt, und theils ins schwefel-
blaue changirt.
8. Amethystus.
Violet. Eine schöne orientalische Amethyst-
Druse, die wir vor uns haben, besteht aus
stumpfen
vierseitigen Spitzen, wovon jede Seite
durch einen erhabnen Rücken wieder in zwey Flä-
chen abgetheilt ist.
9. Hyacinthus. (Lyncurium veter.)
Feuerfarb, orangegelb. In Ostindien und
Dentschland.
10. Sargonus, Jargon.
Im Wasser abgerundet, aus Ostindien: von
ausnehmender Harte und einem besondern etwas
matten aber angenehmen Feuer, und blasser Far-
be, gelblich, grünlich u. s. w.
11. Chrysolithus.
Zeisiggrün mit gestreiften Flachen. In beiden
Indien, auch in Sachsen, Böhmen, Kamtschat-
ka; theils in grossen Stücken.
12. Turmalinus, der Aschenzieher.
Von brauner, grüner und schwarzer Farbe.
Letztere undurchsichtig. Alle zeichnen sich aber
durch die ausserordentliche von Lemery A. 1717.
entdeckte Erscheinung aus, daß die ihnen bey-
wohnende Elektricität nicht nur durchs reiben, wie
bey andern Edelsteinen, sondern schon durch
blosses Erwärmen auf Hohlen, oder im heissen
Wasser erregt wird, und daß sie zwey Pole ha-
ben, deren einer die Asche ꝛc. anzieht, und der
andere sie abstöst. Die braunen kommen von
Zeilon, die grünen aus Brasilien, schwarze
aus Norwegen, Tyrol ꝛc.
13. Granatus.
Vom schönsten dunkelroth, meist dodecaetrisch:
vorzüglich in Böhmen, Norwegen und Orient;
gewöhnlich in glimmerigen Gestein eingesprengt,
oder auch in Flüssen, in der Mulde, Aar ꝛc.
14. Opalus, Elementstein.
Ohne bestimmte Form und Farbe. Doch meist
milchweis, mehr oder weniger durchsichtig; aber
in alle Farben vortreflich und aufs lebhafteste
spielend; theils wie glühende Kohlen oder Schwe-
felflamme, Pfauenschweif ꝛc. daher er nicht wie
Diamante u. a. Steine dieses Geschlechts durch
Kunst nachgemacht werden kann.
Hieher gehört auch das so genannte Weltauge
das Charleton zuerst beschrieben, das nur im
Wasser Durchsichtigkeit, Widerschein und theils
Feuerglanz erlangt u. s. w. Und der Lapis mu-
tabilis, ein weicher Stein von verschiedener Far-
be, der beym Opal, Chalcedon ꝛc. bricht und auch
erst, nachdem er einige Zeit im Wasser gelegen,
pellucid wird.
17. qvarzvm pellucidum hexaedricum.
Wir haben das altdeutsche Bergmannswort
Quarz zum Geschlechtsnamen gebraucht: sonst
nennt man die Crystallmutter also, zum Unter-
schied vom eigentlichen Crystall, der aus einer
sechsseitigen Säule besteht, die sich an beiden Enden
wieder mit eben so viel Seiten zuspitzt. Zuwei-
len ist aber die Säule mit dem einen Ende in den
Quarz verwachsen, wie bey den mehresten Schwei-
zer- und Sibirischen Crystallen: oder man sieht
auch blos sechseckichte Spitzen ohne Säulen auf
dem Quarz, wie bey den Harzcrystallen.
1. Pseudodamas, falsche Demanten.
Kleine Crystalle aber vom reinsten Wasser und
voller Feuer, daher sie zu Garnituren verarbeitet
werden. So die so genannten Zackentopasen vom
Schneckenstein, die Marmoruschen vom Carpa-
tischen Gebürge, die Bristolsteine aus Irland ꝛc.
2. Crystallus, Bergcrystall.
Die. schönsten brechen in den Klüften der
Schweizer Alpen, wo man wol ehe einzelne
Stücke von 7 Centner am Gewicht und einer Klar-
heit, daß man ein Zeitungsblatt dadurch lesen
können, gefunden hat. Vorzüglich selten und
merkwürdig sind die, so fremde Körper einschlies-
sen: so die Crystalldrusen im Museum, die meh-
rere Wassertropfen, andere die grosse Zinn-Gra-
naten, andere die Schörl u. s. w. enthalten. Die
in den Achatnieren befindlichen Crystallspitzen sind
mehrentheils gefärbt wie Amethysten, Topase ꝛc.
Hieher gehören auch die Böhmischen Doppelto-
pasen oder Kling-Crystallen, die ihren Nahmen
von dem hellen Klang haben, den sie beym An-
schlagen von sich geben; ferner die so genannten
Rauchtopasen, wovon unter den Aschischen
Geschenken Faustgrosse Crystalle aus Sibirien
befindlich sind. Ferner der Morion, und wie
wir glauben, der Lapis Obsidianus der Alten,
wovon wir ziemlich grosse Tafeln aus Aegypten
erhalten haben. Und endlich die ganz undurch-
sichtigen Crystallen von braungelber Farbe, wie
die so genannten Spanischen Hyacinthen, oder
grau und braun marmorirt, u. s. w.
3. Siliceum.
Die im Wasser abgerundeten Crystalle, theils
von vorzüglicher Schönheit, wie die Linsbur-
ger Steine im Hannöverschen, die von Ceilon ꝛc.
18. feldspathvm lamellosum micans,
absque forma determinata.
Blätterig wie ein Spat, ausnehmend hart,
meist undurchsichtig.
1. Oculus cati, Katzenauge.
So heissen die feinern Sorten Feldspate; die,
wenn sie geschlissen sind, einen leuchtenden Glanz
haben, fast wie die Augen der Katzen im fin-
stern. Dahin gehört der Sonnenopal, der
wie Goldflittern blitzert u. s. w.
2. Labradoricum, der Labradorstein.
Ein erst neuerlich bekannt gewordener Stein,
der theils in beträchtlicher Grösse gefunden wird,
und in viele Regenbogenfarben, vorzüglich ins
Pfauenschweifige blaue, grüne ꝛc. spielt.
19. cornevs Hornstein. Semipellucidas,
absque forma determinata.
1. Achates.
Von allen möglichen Farben und Zeichnungen.
Häufig in Kugeln oder Nieren von verschiedener
Grosse, wohin die Melonen vom Berg Car-
mel gehören. Meist sind diese Kugeln hohl,
theils aber auch mit andern Steinarten ausge-
füllt. So ein prachtvolles Stück unter der
Sammlung Zweybrücker Achate, die Ihro Durch-
laucht die verwittwete Fürstin von Waldeck ans
Museum geschenkt haben, da eine Spannen lan-
ge Niere von herborisirten Achat und Amethyst-
Crystallen mit Chalcedon wie ausgegossen ist:
Eine andere, deren Höhle einen Kalkspat-Cry-
stall, von der Dicke eines Kinderarms enthalt
u. s. w. Auf die Art entstehen wol die Festungs-
achate mit eckichten Zügen wie Sternschanzen
u. a. Fortifications Zeichnungen, wenn nemlich
der Achat, Quarzhöhlen mit Crystallspitzen, füllt.
Dendrachaten wenn sie Zeichnungen von Moos
und Väumcheu enthalten. Der fälschlich so ge-
nannte Isländische Achat gehört hingegen zu
den Vulkanischen Producten.
2. Prasius.
Von dunkelgrüner Farbe, und wenn er Meer-
grün ist, Chrysopras. Findet sich vorzüglich
bey Kosemitz in Schlesien ꝛc. Auch kann hieher
das Plasma di Smeraldo gerechnet werden,
ein Aegyptischer blaßgrüner Stein von ausneh-
mender Härte, woraus noch Altägyptische Kunst-
werke übrig sind.Winkelmann Gesch. d. K. S. 113.
3. Chalcedo.
Von milchblauer Farbe, theils in Zapfen wie
Stalactiten und Sinter.
4. Onyx.
Dunkelbraun oder schwarzblau mit milchweis-
sen Schichten: weswegen ihn die Alten so vor-
züglich zu geschnittenen Steinen besonders zu Ca-
meen verarbeiteten, die wenn der Meister die.
Schichten des Steins recht zu benutzen wußte,
natürliche Gemählde vorstellen konnten. Es ha-
ben sich ausnehmend grosse Stücke Onyx aus
dem Alterthum erhalten; z. B. das vas Mantua-
num zu Braunschweig, das Basrelief mit dem
Jupiter Stator und der Pallas in Gotha u. s. w.
5. Pyrrhomachus. der Feuerstein.
Meist in Kreitebergen. Enthält häufig Ver-
steinerungen, zumal von Seeigeln und zarten
Corallen.
6. Carneola. Sarda veter.
Bald gelblicher, bald dunkelrother.
20. silex opacus absque forma determinata.
1. Jaspis.
Von allen Farben und Zeichnungen wie der
Marmor oder Achat. Zeigt in seiner Auflösung
auch theils im äussern Ansehen Aehnlichkeit mit
dem Thon dem er auch von einigen Mineralo-
gen beygesellt wird. Zu den vorzüglichen Abar-
tungen gehört der orientalische Blut Jaspis
(Diaspro rosso antico): der dunkelgrüne mit
rothen Punkten, oder Heliotrop: (welcher Na-
me doch von Prosper Alpin u. a. einem weißlichen
rothgesprengten Jaspis gegeben wird). Der
gestreifte Bänder Jaspis u. s. w.
2. Niloticus. Pierre oder Caillou d'Egypte.
Eine besondere Jaspisart in rundlichten meist
Faustgrossen Stücken von vorzüglicher Härte,
brauner Farbe, und ungemein artigen dendriti-
schen und andern Zeichnungen. Ist nicht blos
an den Ufern des Nils bey Cana in Ober Aegy-
pten, sondern auch in Arabien am rothen Meer,
ꝛc. zu finden; auch nicht zuerst vom Paul Lucas
sondern schon lange vorher von Prosper Alpin
rer. Aegypt. L. III. c. 6. p. 146.
beschrieben.
3. Basaltes. Lapis Aethiopicus.
Der eigentliche Basalt der Alten, aus dem die
Grundlage der schönen Pyramide des Mycerinus
bey Cairo, die ohnweit davon befindlichen alten Ge-
bäudei. greaves's pyramidogr. p. 139.
die ehedem so berufene colossalische Sta-
tue des Memnon zu Theben, der Brunnen der Ver-
liebten zu Cairo und mehr dergleichen Sarcopha-
gen, auch Büsten u. s. w. verfertigt sind. Dieser
Stein ist nichts weniger als Vulcanisch, wie wir aus
eigner Untersuchung alt Aegyptischer Kunstwerke
von Basalt wissen, und wie sich schon aus der Grösse
der daraus verfertigten Colosse u. s. w. schliessen
läßt. Und was Strabo am Wege zwischen Syene
und Phile für Basalt ansah, ist, wie schon Pocok
gefunden hat, blos schwarzangelaufener Granit.
21. saxvm zusammen gebackene Steine.
Ex mixtis fragmentis compactum et aggre-
gatum.
1. Granites. Syenites veter.
Der Granit, von dessen Ursprung wir oben
(§. 222.) unsere Vermuthung geäussert haben,
ist ein Gemengsel von kleinen Stücken Quarz,
Feldspat und Glimmer, die alle in einzelnen
eckichten Brocken (nicht wie beym Porphyr in
einer weichen Grundmasse) zusammen gebacken
sind: daher angeschliffener Granit sich fast wie
ein Mosaik ausnimmt. Er deckt die höchsten
Bergketten der Erde, ist aber von verschiedener
Feine und Festigkeit. Zu den gemeinen Arten
gehören die Brecciae, die Wacken vom Brocken,
vom Ziegenrücken bey Goslar ꝛc. Der Geis-
bergerstein auf den Schweitzeralpen u. s. w.
Die vorzüglichsten hingegen sind die vom Sinai
und aus Oberägypten, wo Meilen lange Gebür-
ge, das Nil Bette in der Gegend von Syene, die
dortigen Inseln ꝛc. alles aus dem schönsten röthli-
chen Granite bestehen: und woraus die ehrwürdi-
gen Denkmale des Alterthums die Obelisken, die so
genannte Säule des Pompejus bey Alexandrien,
der vorgebliche Sarg des Cheops in der grossen
Pyramide und so viel andere Kunstwerke verfer-
tiget worden. Denen aus unfern Zeiten blos die
allgemein berühmte Basis zur Falconetischen
Statue Czaar Peter des Grossen beygesellt wer-
den kann, die bekanntlich aus dem einzigen un-
geheuern Granit Blocke besteht, der in einem
Sumpfe am Finnischen Meerbusen gefunden
und seines Gewichts von drey Millionen Pfund
ohngeachtet so glücklich transportirt worden.Die schwerste Last die je von Menschen Händen be-
wegt worden: der Vatikanische Obelisk den Fon-
tana aufgerichtet, hält kaum den dritten Theil:
nur 973537 35/40 Pfund.
2. Porphyrites.
Der Porphyr und alle dahin gehörigen Stei-
ne unterscheiden sich vom Granit dadurch, daß
sie nicht so wie dieser aus lauter einzelnen blos
zusammen gebackenen Stückgen bestehen, sondern
eine Grundmasse haben, worin die Quarz- oder
Spat Brocken als wie in einem Teig gleichsam
eingeknätet sind. Die schönsten Arten sind der
dunkelrothe oder eigentlich so genannte Por-
phyr (Pyrrhopoecilon veter.) der vermutlich
aus Arabien gebrachtSo sagt schon aristides orat. Aegypt. p. 587.
wurde, und wegen sei-
ner unbändigen Härte so unsäglich mühsam zu
bearbeiten ist: und der grüne (Serpentino ver-
de antico) der auch in Deutschland z. B. bey
Blankenburg in grossen Stücken gebrochen wird.
Der Blatterstein, Mandelstein, Wurst-
stein, Pouding stone, die Nagelfluhe u. s. w.
sind alles Abartungen des Porphyrs.
3. Arenarium, der Sandstein.
Aus zusammen gebackenen gleichartigen Quarz-
körnchen. Es gehört dahin der gemeine Qua-
derstein zum Bauen, der Mühlstein, Wetz-
stein, Filtrirstein u. s. w.
4. Metalliparum, Gneis.
Unter diesem viel umfassenden ziemlich unbe-
stimmten Ausdruck versteht man die mannichfal-
tigen gemeinen Bergarten, in welchen sehr häufig
Erzte gefunden werden, und die bald lockerer,
bald fester aus zarten blättrigen oder körnichten
Partickeln von Glimmer, Thon, Quarz u. s. w.
zusammen gesetzt sind.
22. vvlcanivs die Vulkans-Producte.
Subterraneo igne fusus, adustus, cinefactus.
Wir fassen unter diesen Geschlechtsnahmen alle
die mancherley Producte zusammen, die entweder
durch die grosse allgemeine Glut, die nach unse-
rer Vermuthung ehedem die Umschaffung unse-
rer Erde bewürkt, oder auch nach dieser Cata-
strophe durch die Ausbrüche der hin und wieder
zerstreuten Feuerspeyenden Berge hervor gebracht
worden.
1. Vitreus, die Vulcanischen Verglasungen.
Vitrum fossile.
Es gehört dabin der so genannte Isländi-
sche Achat von schwarzer Farbe aber durchsich-
tig fast wie Morion, die violetten, grünen und
gelben Verglasungen, die sich in den Laven des
Vesuvs ꝛc. finden, und als unächte Edelsteine ge-
schliffen, und zu Schmuck gefaßt werden; die
Fritten oder kleinen Glaskörnchen, die auch in
den Wacken der hiesigen ehemaligen ausgebrann-
ten Vulcane gemein sind, und der Schörl oder
die schwarz und grün gestreiften Crystallisationen
die auch theils in Granaten-Form in den Vul-
canischen Producten vorkommen.
2. Vulgaris.
Die gewöhnliche gemeine ungeformte Lava
mit ihren unzähligen Abartungen in Farbe,
Schwere ꝛc. auch die blaue Wacke von den hie-
ländischen alten Vulcanen ꝛc. die alle zum pfla-
stern und andern Behuf benutzt werben.
3. Columnaris, der Säulen Basalt.
Eigentlich wol die gleiche Masse wie die ge-
meine Lava, deren Guß aber bey plötzlichen Er-
kalten oder durch andere Zufälle, durch ihre ganze
Dicke in unzählige Säulen zersprungen ist, ohn-
gefähr wie ein nasser Stärke- Klumpe, wenn
er, zumal beym Feuer, trocknet, rissig wird ꝛc. Die-
se Basaltsäulen sind von verschiedener Gestalt,
Stärke, Regelmäsigkeit und Richtung; meist
nemlich stehen sie aufrecht, zuweilen liegen sie
schräg, und an einigen Orten gar im halben Mond
gebogen mit beiden Enden in die Höhe gekehrt.
Auf vielen ausgebrannten Vulkanen, z. B. auf
dem Dransberg in unserer Nachbarschaft;Völlig wie die Insel Castel-a-mare ohnfern vom
Aetna. S. die Dedications-Tafel vor den Cam-
pis phlegraeis. fig. II.
aus
dem Weidelsberg an der Hessischen und Wald-
eckischen Grenze und anderwärts, finden sie
sich ziemlich unförmlich, rauh, krumm ꝛc. Die
bey Stolpe, das daher seinen Nahmen hat,Stolpa heißt auf Slavonisch eine Säule.
sind schon ungleich gerader, auch von dichtern
Korn. Die erstaunenswürdigsten von allen aber
sind folgends die so äusserst regelmässig geglie-
derten Basalte, da jede Säule aus genau auf
einander passenden Gliedern, fast wie ein Rück-
grad aus Wirbeln, besteht. So die berufene
Fingals-Höhle auf der Schottischen Insel Staffa,
vor allen andern aber der Riesen-Damm (Gi-
ant's-Causway) an der Nordküste von Irland,
der aus mehr als 30,000 solcher Säulen, deren
jede meist 20 Zoll und drüber im Durchschnitt,
und eine Höhe von 15 Fuß hat, die dicht an
einander stehen, und oben eine grosse gangbare
Ebne bilden. Sie sind von unbestimmten Sei-
ten, doch meist 5 oder 6 eckicht: und die ganz
unzähligen Glieder, aus denen sie zusammen ge-
setzt sind, von ungleicher Höhe, die häufigsten
8 bis 12 Zoll hoch, jedes etwa 200 Pfund schwer,
und was das unbegreiflichste ist, fast durchge-
hends auf der einen Seite convex, auf der an-
dern concav, am Rande ausgeschweift, und die
Ecken fast wie an einer Krone zugespizt.S. die beiden grossen Kupfertafeln die Vivares
nach S. Drury A. 1743. von diesem so äusserst
merkwürdigen Basalten gestochen hat.
4. Tufaceus, Tufa.
Ein Gemische von Asche, Bimsstein ꝛc. das
als ein flüssiger Schaum von den Vulcanen aus-
geworfen wird, und nachher zu einem lockern,
leichten, bläserigen Stein von brauner, gelbli-
cher oder grünlicher Farbe verhärtet; enthält
häufig fremde Körper, Conchylien ꝛc. auch ha-
ben wir weisse, bimsteinartige Granaten von 24
viereckten Flächen darin gefunden.
5. Puteolanus, Puzzolana.
Bimssteinartig, blaulich grau in kleinen Stück-
gen oder auch gepülvert; gibt treflichen Mörtel,
und wird zumal zum Wasserbau gebraucht. Der
Tarras oder Traß ist eine festere steinartige
Puzzolana; die zum gleichen Gebrauche dient,
und zuweilen der Tufa ähnelt, aber nicht so
leicht locker, bläserig, schlackich ist.
6. Pumiceus. Bimsstein.
Ueberaus leicht, so daß er auf dem Wasser
schwimmt: meist graulicht, von einer gleichsam
zaserichen Textur, auch wenn er gepülvert wor-
den, scharf anzufühlen.
7. Cinereus, Vulcans-Asche.
Aschfarb, besteht aus zerbröckelter mürber ge-
brannter Lava ꝛc.
Die zufälligen Dinge, die sich ausserdem bey
Feuerspeyenden Bergen finden, Stalactiten,
Schwefel, Salmiak u. s. w. werden an andern
Orten angeführt.