rige unbeklagt den Tod der Vergangenheit stirbt, so hat sich der Dichter hier die Aufgabe gemacht, in die- sem einen erfundnen Geschick, wie in einer Grabesurne, die Thränen für manches versäumte zu sammeln. Deine tiefen, aus dem Geist und der Wahrheit entspringende Ansichten gehören jedoch zu den schönsten Opfern, die mich erfreuen, aber niemals stören können, ich bitte da- her recht sehr, mit gewissenhafter Treue dergleichen dem Papier zu vertrauen, und nicht allenfalls in Wind zu schlagen wie bei deinem geistigen Commers und Über- fluß an Gedanken leichtlich zu befahren ist. Lebe wohl und lasse bald wieder von Dir hören.
Weimar, den 5. Februar 1810.
Goethe.
Meine Frau mag Dir selbst schreiben wie verlegen sie um ein Maskenkleid gewesen, und wie erfreut sie bei Eröffnung der Schachtel war, es hat feinen herr- lichen Effekt gethan. Über der lieben Meline Heirath sage ich nichts, es macht einem nie wohl, wenn ein so schönes Kind sich weggiebt, und der Glückwunsch, den man da anbringt, drückt einem nur auf dem Herzen.
rige unbeklagt den Tod der Vergangenheit ſtirbt, ſo hat ſich der Dichter hier die Aufgabe gemacht, in die- ſem einen erfundnen Geſchick, wie in einer Grabesurne, die Thränen für manches verſäumte zu ſammeln. Deine tiefen, aus dem Geiſt und der Wahrheit entſpringende Anſichten gehören jedoch zu den ſchönſten Opfern, die mich erfreuen, aber niemals ſtören können, ich bitte da- her recht ſehr, mit gewiſſenhafter Treue dergleichen dem Papier zu vertrauen, und nicht allenfalls in Wind zu ſchlagen wie bei deinem geiſtigen Commers und Über- fluß an Gedanken leichtlich zu befahren iſt. Lebe wohl und laſſe bald wieder von Dir hören.
Weimar, den 5. Februar 1810.
Goethe.
Meine Frau mag Dir ſelbſt ſchreiben wie verlegen ſie um ein Maskenkleid geweſen, und wie erfreut ſie bei Eröffnung der Schachtel war, es hat feinen herr- lichen Effekt gethan. Über der lieben Meline Heirath ſage ich nichts, es macht einem nie wohl, wenn ein ſo ſchönes Kind ſich weggiebt, und der Glückwunſch, den man da anbringt, drückt einem nur auf dem Herzen.
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rige unbeklagt den Tod der Vergangenheit ſtirbt, ſo
hat ſich der Dichter hier die Aufgabe gemacht, in die-
ſem einen erfundnen Geſchick, wie in einer Grabesurne,
die Thränen für manches verſäumte zu ſammeln. Deine
tiefen, aus dem Geiſt und der Wahrheit entſpringende
Anſichten gehören jedoch zu den ſchönſten Opfern, die
mich erfreuen, aber niemals ſtören können, ich bitte da-
her recht ſehr, mit gewiſſenhafter Treue dergleichen dem
Papier zu vertrauen, und nicht allenfalls in Wind zu
ſchlagen wie bei deinem geiſtigen Commers und Über-
fluß an Gedanken leichtlich zu befahren iſt. Lebe wohl
und laſſe bald wieder von Dir hören.
Weimar, den 5. Februar 1810.
Goethe.
Meine Frau mag Dir ſelbſt ſchreiben wie verlegen
ſie um ein Maskenkleid geweſen, und wie erfreut ſie
bei Eröffnung der Schachtel war, es hat feinen herr-
lichen Effekt gethan. Über der lieben Meline Heirath
ſage ich nichts, es macht einem nie wohl, wenn ein ſo
ſchönes Kind ſich weggiebt, und der Glückwunſch, den
man da anbringt, drückt einem nur auf dem Herzen.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/166>, abgerufen am 22.12.2024.
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